Kapitel 14

Lucas stand am frühen morgen zwischen Dr. Westphalen und Herrn Schmidt vor dem noch leeren Grab seiner Eltern. Langsam kamen immer mehr geladenen Trauergäste zur Beerdigung. Die Sonne war gerade dabei aufzugehen und tauchte die Umgebung in ein kräftiges rot. Wolken aus zartem rosa umgaben den so rot leuchtenden Sonnenball.

Vor dem Friedhofstor tummelten sich die Reporter und stritten sich um den Platz mit der besten Aussicht. Die Wachmänner hatten alle Hände voll zu tun. Sie mussten die Trauergäste unbeschadet durch die Menge schaffen und die Reporter davon abhalten in den Friedhof zu gelangen.

Einige Reporter versuchten sogar über die Friedhofsmauern zu klettern. Um von einer Position weiter oben bessere Bilder machen zu können. Doch die Wachmänner waren gnadenlos. Sie holten Reporter von Mauern und Bäumen oder ähnlichen Erhöhungen.

Neben dem Haupttor gab es auch noch ein kleineres Tor an der Rückseite des Friedhofes. Auch da wurden Wachmänner aufgestellt.

Es gab sogar so dreiste Reporte die versuchten mit einer gefälschten Einladung hineinzukommen. Einige meinten auch sie wurden von Herrn Wolenczak bestellt um Bilder zu machen. Doch keiner schaffte es in das Friedhofsgelände zu gelangen.

Als alle Trauergäste vereint waren kam die Kutsche um die Ecke gefahren. Es kostete viel Aufwand diese in den Friedhof zu bekommen. Denn es musste genau aufgepasst werden das sich niemand unerlaubt in den Friedhof hineinschlich.

2 prachtvolle Schimmel zogen die weiße mit bunten Blumen beschmückte Kutsche hinter sich her. Die Mähne der Pferde waren geflochten und mit Blumen und bunten Bändern verziert ebenso die Schweife. An denn Zügel der beiden Pferde saß ein Mann in einem weißen Anzug und brachte die Kutsche kurz vor dem Grab zum stehen.

8 Männer hoben den Sarg aus der Kutsche und trugen ihn zum Grab. Vorsichtig ließen sie ihn an Seilen hinabgleiten.

Der Pfarrer wandte sich an die Gäste.

„Werde Trauergäste! Wir sind hier zusammengekommen um uns von Lawrence und Cynthia Wolenczak zu verabschieden."

Der Pfarrer schlug seine Bibel auf. „Dazu werde ich ein Stück aus der Bibel vorlesen. 1. Korinther 15. Verse 12 bis 23."

Er atmete noch einmal durch bevor er anfing vorzulesen.

„Das also ist unsere Botschaft: Gott hat Christus vom Tod auferweckt. Wie können dann einige von euch behaupten, dass die Toten nicht auferstehen werden? Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, dann ist auch Christus nicht auferweckt worden. Und wenn Christus nicht auferweckt worden ist, dann hat weder unsere Verkündigung einen Sinn noch euer Glaube. Wir wären dann als falsche Zeugen für Gott entlarvt; denn wir hätten gegen die Wahrheit bezeugt, dass er Christus vom Tod auferweckt hat – den er doch gar nicht auferweckt hat, wenn wirklich die Toten nicht auferweckt werden. Wenn die Toten nicht auferweckt werden, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, so ist euer Glaube vergeblich. Eure Schuld ist dann nicht von euch genommen, und wer im Vertrauen auf Christus gestorben ist, ist dann verloren. Wenn wir nur für das jetzige Leben auf Christus hoffen, sind wir bedauernswerter als irgend jemand sonst auf der Welt. Nun aber ist Christus vom Tod auferweckt worden, und als der erste Auferweckte gibt er uns die Gewähr, dass auch die übrigen Toden auferweckt werden. Durch einen Menschen kam der Tod. So kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung vom Tod. Alle Menschen gehören zu Adam, darum müssen sie sterben; aber durch die Verbindung mit Christus wird ihnen das neue Leben geschenkt werden. Doch das alles geschieht zu seiner Zeit und in seiner vorbestimmten Ordnung: Als erster wurde Christus vom Tod erweckt. Wenn er wiederkommt, werden die auferweckt, die zu ihm gehören."

Der Pfarrer schloss die Bibel und sah in die Runde. Die meisten Trauergäste weinten. Lucas liefen die Tränen übers Gesicht während er die Hand von Kristin ergriffen hatte.

Dann meinte der Pfarrer: „Und nun lasset uns betten!"

Er faltete die Hände und die Trauergäste taten es ihm gleich.

„Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser täglich Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen."

„Amen."sprachen die Trauergäste im Chor.

„Jetzt haben sie die Gelegenheit noch ein paar letzte Worte zu sagen."

Lucas trat hervor.

„Ihr seid immer gut zu mir gewesen. Immer habt ihr das beste für mich gewollt und mir auch am Ende meinen größten Wunsch erfüllt. Ich durfte auf die SeaQuest gehen und ein paar wundervolle Menschen kennen lernen. Ich war so glücklich als ihr euch wieder versöhnt habt und wieder geheiratet habt. Und ich hätte mir gewünscht bei eurer Hochzeit dabei sein zu können und ich hätte mir gewünscht noch ein paar Tage mit euch verbringen zu können. Ich liebe euch sehr und ich werde euch sehr vermissen. Ich hoffe es geht euch gut wo immer ihr jetzt auch seid."

Lucas liefen die Tränen schonungslos übers Gesicht. Als er wieder neben Kristin trat nahm er sofort ihre Hand und drückte sie fest.

Nacheinander traten die Freunde der Wolenczak vor um ihnen zur Ehre noch ein paar Worte zu sagen.

Als die Freunde von Lucas Eltern ihre Blumen ins Grab geworfen hatten und Lucas ihr Beileid ausgesprochen hatten verließen sie einer nach dem anderen den Friedhof.

Herr Schmidt wandte sich an Lucas. „Lucas ich wollte dir noch mal mein Beileid aussprechen. Es tut mir wirklich sehr leid."

„Danke. Auch für die Ausstattung der Beerdigung. Es war wirklich sehr schön."

„Keine Ursache. Wenn du willst kannst du mich ja noch mal besuchen."

„Das werde ich. Bis bald."

Herr Schmidt verschwand vom Friedhof und nun kam der Pfarrer auf Lucas zu.

„Ich werde sie hier noch ein bisschen alleine lassen."

„Danke für ihre Predigt."

„Schon gut. Ich komme dann später wieder."

Kristin lies die Hand von Lucas los. „Lucas ich werde vor dem Friedhof auf dich warten."

„Ja ist gut."

Lucas ging zum Grab und warf die Blumen hinein, dann nahm er eine Hand voll Erde und warf diese auf den Sarg. Er fiel auf die Knie.

Warum, warum musstet ihr sterben? Wieso passiert mir das?

Er konnte nicht mehr aufhören zu weinen. Er kniete einfach vor dem Grab und die Tränen liefen.

Als er nach langer Zeit endlich aufstand waren seine Beine ganz taub. Noch etwas wackelig auf den selben ging er zum Friedhofstor.

Schon hörte er die Menge von Reportern nach seinem Namen rufen.

Lucas öffnete das Tor und versuchte durch die Menge zu kommen. 4 Wachmänner versuchten ihm den Weg freizuhalten, doch das gelang nicht immer. Ab und zu schaffte es ein Reporter Lucas am Arm festzuhalten. Aber nur so lange bis ein Wachmann dazwischen ging oder Lucas sich losreißen konnte.

Von links und rechts schmetterten Fragen auf ihn. Von überall kamen ihm Blitze entgegen. Blitze von Fotoapparaten.

„Mr. Wolenczak wie geht es ihnen jetzt?"

„Mr. Wolenczak was werden sie als nächstes tun?"

„Mr. Wolenczak wie viel Geld haben sie geerbt?"

Das war Lucas zu viel und er schrie denn Reporter an.

„Es gibt viel wichtigeres als das blöde Geld. Wieso mischen sie sich alle in mein Privatleben ein? Das geht sie nämlich überhaupt nichts an. Ich schnüffle doch auch nicht in ihrem Privatleben herum. Ich bin ein Mensch und nicht nur eine Titelstory. Wann werden sie das endlich kapieren?"

Lucas stieg in den Wagen, in dem schon Kristin saß.

„Alles klar?"wollte diese wissen.

Lucas schüttelte den Kopf. Schon wieder liefen ihm Tränen über die Wangen. Er lehnte sich an Kristin an die zärtlich seinen Kopf streichelte.

Der Chauffeur startete denn Wagen. Doch das hielt keinen der Reporter davon ab noch aufdringlicher zu werden. Sie rissen die Türen des Wagens auf. Und stellten wieder ein Haufen Fragen. Wieder wurden viele Fotos gemacht.

„Wer ist die Frau an ihrer Seite Mr. Wolenczak?"

Sofort zog Lucas die eine Tür und Kristin die andere Tür mit aller Macht zu, dann drückten sie die Verriegelung nach unten. Der Chauffeur verriegelte noch die beiden vorderen Türen, bevor er vorsichtig losfuhr.

Doch die Report ließen nicht locker. Sie rannten dem fahrenden Auto hinterher und einige verfolgten es sogar mit ihren eigenen Autos.

„Können sie die irgendwie abhängen? Die sind ja wie die Kletten."wollte Kristin wissen.

„Das könnte schwierig werden. Aber ich werde es versuchen."

Kristin wandte sich an Lucas.

„Kann ich irgendwas für dich tun?"

„Ich will zum Captain."Es klang als würde das kleine Kind aus Lucas sprechen.

„Ich weiß, aber du weißt das dass nicht geht. Niemand weiß wo er steckt."

Lucas weinen schien stärker zu werden. Kristin nahm ihn stärker in den Arm. Wie sollte sie ihn nur aufheitern? Sie wusste es nicht.

„Ich hab die Reporter abgehängt."mischte sich jetzt der Chauffeur ein.

„Sehr gut, dann bringen sie uns bitte zu mir nachhause."antwortete Kristin.

Vor Kristin's Haus hielt der Wagen und sie stieg mit Lucas der noch ziemlich schwach auf den Beinen war aus.

„Ich mach dir gleich was zum Frühstück."

„Ich will nicht. Ich hab keinen Hunger."

„Willst du dich dann hinlegen? Du musst dich ausruhen. Das heute war wirklich anstrengend."

„Nein. Ich will zu Darwin. Mehr nicht."

„Soll ich dich zu ihm bringen?"

„Nein ich will allein sein. Verstehen sie das?"

„Natürlich. Entschuldige. Geh ruhig. Ich bin oben."

Besorgt drehte sich Kristin um und ging in ihr Haus.

Lucas setzte sich in den Sand und starrte aufs Meer hinaus.

Darwin machte Klickgeräusche in Lucas Richtung. Dieser verstand den Delphin zwar nicht, aber wusste doch so ziemlich was er wollte.

„Ich will jetzt nicht mit dir spielen. Ich will einfach nur hier sitzen."

Der Delphin machte noch ein Looping im Wasser und verschwand dann.

Wahrscheinlich ging er auf Fischjagd.

Lucas hingegen hatte nur eine Sache im Kopf den Captain.

Er würde den Captain finden. Und noch heute würde er sich mit Robert und Biff treffen und die Suche nach Captain Bridger beginnen. Jetzt wo er ein paar Anhaltspunkte hatte. Er würde es schaffen ihn zu finden.