- Die Aufzeichnungen der Molly Weasly -

II.

Der seltsame Mensch, der Severus Snape war - ist- beschäftigte uns in letzter Zeit mehr, als das je geplant war.

Am nächsten Mittag apparierten wir erneut nach Sankt Mungos, um nach Harry und Snape zu sehen. Aber die Medihexen schüttelten nur die Köpfe, und ein besorgt dreinblickender Zauberer im weißen Kittel zeigte uns den Weg in den Warteraum. Später, vielleicht, würden wir einen von beiden besuchen können.

Sankt Mungos war von jeher der sterilste Ort, den man sich auf der ganzen Welt vorstellen konnte. Jedenfalls hatte man dieses Gefühl als Besucher. Ich hatte alle meine Kinder zur Welt gebracht, und ich kann mit recht sagen, dass man es als Patient anders empfinden. Von der ausbezeichneten Qualität des Personals abzusehen, waren sie auch meistens eher freundlich, ganz entgegengesetzt dem normalen Bild, dass man sich von der Medihexe als eher mürrische Zeitgenossin macht.

Unruhig spazierten Arthur und ich im Wartezimmer auf und ab. Nach einer Weile gab ich es auf, setzte mich, und vertiefte mich in eine uralte Ausgabe der Zeitschrift "Hexe und Welt", dem Fachblatt für die moderne Haushexe von heute, das auf dem Titelblatt mit Strategien lockte, um ein besonders schönes neues Ringelmustern zu stricken.

Nach einer Weile blieb Arthur vor mir stehen und betrachtete mich liebevoll.

"Wie du das nur immer schaffst, selbst in solchen Situationen einfach so dazusitzen und abzuwarten.. ich meine, du hast ja recht, machen können wir sowieso nichts.. aber trotzdem.."

Dann begann er, seine Runden fortzusetzen.

Irgendwann, es war mitten in der Nacht, war der weißbekittelte Zauberer wieder da. Arthur saß längst neben mir, und ich war an seine Schulter gelehnt, auch fast schon eingedöst.

"Sie können, jetzt.. aber nur kurz."

Er führte uns durch lange Korridore, Treppen hinauf und in anderen teilen des riesigen Gebäudes wieder hinunter, durch noch viel mehr Korridore, durch die Medihexen huschten und in denen das Licht wie gefiltert zu sein schien, bis vor eine Tür.

"Intensivtrakt. Bitte Ruhe"

stand auf dem Schild, das an der weißen Tür hing.

Arthur und ich wechselten bedrückte Blicke. Dann schloss sich die Tür hinter uns, und der Zauberer führte uns an weiter durch Korridore.

Ich besah mir unseren Helfer genauer. Er war sicherlich schon alt, mit langem, weißen Haar und einem Gesicht, das streng wirkte. Seine Augenfarbe konnte ich nicht sehen, was mir aber immer im Gedächtnis blieb waren seine Bewegungen. Diese Bewegungen waren das Markenzeichen des Personals in Sankt Mungo - leise, fließende Bewegungen, fast lautlose Schritte. Sobald wir den Intensivtrakt betreten hatten hatte ich mehr das Gefühl, einem Geist zu folgen als einem Zauberer. Arthur sollte mir bestätigen, dass auch er dies gefühlt hatte.. was wir damals noch nicht wussten war, wen wir eigentlich vor uns hatten.

"Hier, bitte. Aber nur kurz und - leise."

Mit diesen Worten öffnete er eine weitere Tür, und Arthur und ich betraten auf Zehenspitzen und mit angehaltenem Atem das Krankenzimmer, in dem ein Licht herrschte, wie es nur entstehen kann, wenn viele mächtige Zauber am wirken sind.

-

S. Fayet

Der zehnte Tag des zweiten Monats in Anno domini 2005