Kapitel 18
„Ich geh mal zu ihm."meinte Kristin zu Robert und Biff, die beide keine begeisterten Gesichter machten. Man konnte jedem einzelnen ansehen, dass sie die Sache sehr mitgenommen hatte. Doch war es für Lucas wohl am schlimmsten. Bridger war fast der einzige, denn er noch hatte. Er hatte jeden verloren und gerade jetzt konnte er seinen „Ersatzvater"gut gebrauchen. Kristin zeriss es fast das Herz, als sie ihn vor dem Eingang der Lagerhalle sitzen sah. Noch vor ein paar Minuten war er glücklich und aufgeregt gewesen. Er hatte über das ganze Gesicht gestrahlt und war endlich wie früher.
Kristin setzte sich neben das Computergenie, dass die ganze Zeit geradeaus starrte. „Lucas... es tut mir leid, dass es so gekommen ist."Lucas rührte sich nicht. Er gab keinen Ton von sich. Kristin wartete noch eine Weile, ehe sie es aufgab und einfach still neben ihm sitzen blieb.
„Ich hätte es fast geschafft. Ich war so nah dran endlich den Captain zu finden und wieder glücklich sein zu können."sagte Lucas.
Kristin wirbelte ihren Kopf herum. Sie hatte nicht geglaubt, dass Lucas noch etwas sagen würde. Sie sah wie dem Jungen die ersten Tränen die Wange hinab liefen. „Man will es mir anscheinend nicht gönnen glücklich zu sein."meinte Lucas, während er sich vorsichtig an Kristin anlehnte. Sie drehte sich richtig zu Lucas um und nahm ihn in den Arm, was der junge Mann dankbar annahm. „Ich will nicht zurück auf die SeaQuest. Ich muss den Captain finden."
„Ach Lucas, du weißt doch, dass das nicht geht. Du hast doch gehört was Hudson gesagt hat." Lucas sagte dazu nichts mehr, also sprach Kristin weiter. „Wir sollten besser nach Hause gehen. Hier brauchen wir nicht mehr zu bleiben."
Lucas nickte nur knapp, stand auf und stieg ins Auto. Auf der Fahrt sprachen die Vier kaum ein Wort und Lucas sah nur aus dem Fenster.
Als sie bei Kristins Haus ankamen ging Lucas ohne ein Wort zu sagen zum Steg und setzte sich darauf, dann rief er nach Darwin.
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Biff und Robert begaben sich zu ihren eigenen Autos. „Ich werd auf ihn aufpassen."sagte Kristin, als sie die besorgten Gesichter der jungen Männer sah.
„Wir kommen morgen wieder um uns von Lucas zu verabschieden."sagte Biff. Robert stimmte mit einem Nicken zu.
Als die beiden mit ihren Autos verschwunden waren, warf Kristin noch einen Blick zum Steg. Lucas unterhielt sich mit Darwin. Vielleicht könnte er seine Laune etwas aufbauen. Kristin schloss die Tür auf und verschwand im Haus.
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„Wo ist Bridger?"wollte Darwin wissen.
Lucas konnte seine Traurigkeit nicht verstecken, auch wenn er es noch so versuchte. „Wir waren heute früh in der Lagerhalle und sie war leer. Kein Mensch war darin."
„Bridger weg?"
„Es sieht so aus. Aber wir müssen morgen auf die SeaQuest zurück, da haben wir keine Zeit mehr nach Bridger zu suchen, auch wenn ich es noch so sehr will."
„Darwin macht Sorgen."
„Ich mach mir auch Sorgen. Ich hab einfach Angst, dass die Typen dem Captain was angetan haben."
„Darwin macht nicht nur Sorgen um Bridger, auch um Lucas."
„Das brauchst du nicht. Ich komm schon klar."
„Lucas sicher?"
„Ja ich bin sicher. Hör zu ich muss jetzt was erledigen. Ich komm dann wieder."Lucas streichelte dem Delphin den Kopf bevor er im Haus verschwand.
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Kristin hörte wie die Tür geöffnet wurde und Lucas die Treppe hoch lief. Sie würde den Jungen jetzt erst mal in Ruhe lassen. Sie konnte später noch mit ihm reden.
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Lucas setze sich an seinen Computer und versuchte mit allen Tricks noch Informationen über den Entführer von Bridger zu finden. Bis zum späten Abend saß er da und alles was er gefunden hatte war eine kleine Unterwasserstation die Bridgers Entführer angeblich gehören sollte. Aber es gab dafür keinen Beweis. Jedoch war Lucas der Ansicht, dass dies besser als nichts war.
Lucas verzog das Gesicht. Sein Magen knurrte. Seit heute früh hatte er nichts mehr gegessen. Er ging die Treppe herunter direkt in die Küche, in der Kristin saß und gerade Spagetti aß. „Warum haben sie mich nicht gerufen?"
„Ich wollte dich etwas allein lassen."
„Das ist ja nett, aber nicht wenn es Spagetti gibt."Schnell schnappte Lucas sich einen Teller und Besteck und gesellte sich neben Kristin. Er lud sich eine riesen Portion auf und begann zu essen.
Nach dem Essen wünschte er Kristin eine gute Nacht und verschwand auf seinem Zimmer. Er wollte noch zu Darwin, doch er war einfach zu müde. Der Delphin würde das sicher verstehen.
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Am nächsten Morgen wurde Lucas von Kristin geweckt. „Lucas du musst auf die SeaQuest zurück. Komm steh auf."
„Ich will nicht."nuschelte der in sein Kissen.
„Du musst aber."Erbarmungslos zog Kristin die Decke von Lucas weg, was diesen dazu trieb sich mühsam aus dem Bett zu erheben.
„Zieh dich an und dann komm runter. Ich hab dir Frühstück gemacht."
Lucas nickte nur kurz, bevor er sich die nötigen Sachen heraussuchte, um sich kurz darauf anzukleiden.
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Als Lucas die Küche betrat stieg ihm der Geruch von frischen Brötchen in die Nase. Schnell nahm Lucas am Tisch platz und legte sich das erste Brötchen auf den Teller. Darauf schmierte er etwas Marmelade und begann hastig zu essen.
„Schmeckt es?"wollte Kristin wissen.
Lucas nickte mit dem Kopf, da sein Mund zu voll zum sprechen war.
„Hast du denn schon alles zusammengepackt?"
„Noch nicht ganz, aber das wird nicht lange dauern. Ich werd schon rechtzeitig auf der SeaQuest sein, so dass Hudson nichts zu meckern hat."
„Biff und Robert kommen gleich vorbei. Sie wollen sich noch von dir verabschieden."
„Ja ist gut."
Nachdenklich betrachtete Kristin denn jungen Mann vor sich. „Lucas, mach dir bitte nicht zu viele Gedanken um Nathan. Ich bin sicher, dass wir ihn finden werden."
„Ja, dass glaub ich auch. Wissen sie, ich war gestern nur so geschockt, als er einfach weg war, aber wir haben ihn einmal gefunden und wissen auch, dass unter anderem O Malley hinter der Sache steckt, dann finden wir ihn auch wieder. Davon bin ich überzeugt."
Dr. Westphalen lächelte zufrieden. Wie es schien hatte sich ihr Schützling vom gestrigen Schock wieder gut erholt. „Ich erinnere dich ja nur ungern, aber du musst dich jetzt fertig machen."meinte Kristin nach einem prüfenden Blick auf die Uhr.
„Ich weiß. Bin schon auf dem Weg."Mit einem Ruck stand Lucas vom Stuhl auf und marschierte in sein Zimmer.
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Wenige Minuten später kehrte er mit der gepackten Tasche zurück. Als er diese im Flur abstellte klingelte es an der Tür. Lucas öffnete diese und sah in die Gesichter von Robert und Biff. Schnell begrüßten sich alle drei und gingen dann mit Kristin zum Strand, wo Darwin und das Shuttle auf Lucas warteten. Schwermütig verabschiedete sich Lucas von seinen Freunden, ehe er sich Kristin zuwand. Die sah ihn traurig an und ihre Augen glänzten verdächtig. Lucas nahm sie in den Arm. „Sie werden doch jetzt nicht etwa weinen?"
„Ich werde dich vermissen. Es war schön, dass du hier warst."
„Ja, dass fand ich auch. Und wer weiß vielleicht lässt Hudson mich ja irgendwann noch mal ans Festland. Das könnte allerdings eine ganze Weile dauern." Lucas löste sich aus der Umarmung, dann lächelte er allen dreien noch mal zu.
„Lass dich nicht unterkriegen und meld dich mal bei uns."rief Biff seinem Freund noch hinterher, während dieser zum Shuttle ging. Bevor er einstieg gab er Darwin noch zu verstehen, dass dieser ihm folgen sollte, dann winkte er den am Festland gebliebenen ein letztes Mal. Wenig später war er im Meer verschwunden.
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Darwin schwamm neben dem Shuttle her. Als er bemerkte, dass Lucas einen anderen Weg einschlug sprach er ihn darauf an. „Das ist nicht Weg zu SeaQuest."
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3 Stunden später bei Kristin:
Biff, Robert und Kristin weilten noch immer im Haus der Ärztin. Lange hatten sie sich über Lucas, Bridger und das Geschehene unterhalten. Kristin wollte gerade etwas zum Essen für sich und die Männer vorbereiten, als das Videphone in der Küche klingelte. Kristin ging ran und Captain Hudson erschien auf dem Bildschirm. Ein sehr wütender Captain Hudson. „Wo ist Wolenczak?"
„Wie meinen sie das?"wollte Kristin wissen. „Er ist vor drei Stunden hier weggefahren."
„Auf dem Boot ist er aber nicht angekommen."
„Das Shuttle hat doch einen Peilsender, dann können sie doch sehen, wo er ist."
„Er hat das Signal gestört. Wir wissen gar nichts. Und dieser Fisch ist auch nicht wiedergekommen."
Erschrocken sah Kristin den Captain an. „Ich hab ehrlich keine Ahnung wo die beiden sind."
„Na gut. Wenn sie was hören, dann sagen sie mir sofort Bescheid."befahl Captain Hudson.
Kristin nickte nur stumm. Nachdem der Captain das Gespräch beendet hatte, ging Kristin zu den zwei Männern, die sich noch immer im Wohnzimmer unterhielten, zurück.
„Wer war das denn?"fragte Robert neugierig.
„Captain Hudson. Lucas und Darwin sind verschwunden. Keiner von beiden ist je auf der SeaQuest angekommen und Lucas hat den Peilsender gestört. Niemand weiß wo sie sind."
