Kapitel XXV
Mich umgab ein warmes Licht. Woher es kam konnte ich nicht genau erkennen, aber ich wusste, wo ich war.
Ich war wieder zu Hause.
Ich öffnete meine Augen, setzte mich in meinem Bett auf und es war mir, als wäre mir ein wahres Gebirge vom Herzen gefallen. Hogwarts! Alles war wieder gut..
Voller Energie schwang ich mich aus meinem Bett, wunderte mich ob meines körperlichen Zustands (keine Schmerzen mehr... wann hatte ich das letzte Mal keine Schmerzen mehr gehabt?), duschte und kleidete mich an.
Erst, als ich schwungvoll aus meinem Zimmer in die großen Gänge trat, wurde es mir bewusst. Es fehlte irgendetwas, irgendetwas war anders, als es das sonst immer gewesen war.
Es herrschte vollkommende Stille. So vollkommene Stille, wie man sie sonst nur auf Friedhöfen zu finden gewöhnt ist.
Die Gänge waren freundlich erleuchtet durch das Sonnenlicht, das überall durch die Fenster flutete und Muster auf den Boden zeichnete. Es war alles wie sonst, die Treppen bewegten sich, die Gänge hatten dieselbe Abfolge wie sonst, aber es war still.
Ich war die einzige Seele, die durch dieses Schloss wanderte.
Sanft kroch die Panik meine Wirbelsäule hinauf, wie ein eiskalter Wurm, der in meinem Innersten hauste.
Ich suchte das ganze Schloss ab. Jeder einzelne Raum, der mir bekannt war. Die Büros meiner Kollegen, ihre Wohnräume. Die Schlafsäle und Gemeinschaftsräume jedes Hauses. Albus Räume und sein Büro. Die große Halle.
Ich fand nirgends jemanden.
Langsam spürte ich, wie ich immer mehr verzweifelte. Ich versuchte, mich selbst zu beruhigen.. Keine Panik, Severus, es wird eine logische Erklärung geben..
Eine logische Erklärung für das Verschwinden von über 1000 Leuten?
Und erst, als ich auf den Astronomieturm trat, dämmerte es mir, warum.
Auf der Brüstung des Turmes saß Harry Potter, der Junge, der noch lebte und nicht mehr sprach.
Er saß einfach da und starrte über die malerische Landschaft in den einbrechenden Abendhimmel hinein.
"Sie sind alle fort."
Nach so langer Zeit wieder seine Stimme zu hören, diese Stimme, die mir immer mit einem einzigen Wort sämtliche Nerven rauben und mich an den Rand der Gewalttätigkeit hatte treiben können, ließ mich tief Luft holen.
"Sie sind alle tot, oder?"
Er drehte sich um und starrte mich an, so, wie er vorher den Abendhimmel fixiert hatte. Mit einer beunruhigenden Intensität.
"Ich weiß es nicht, Mr. Potter." Aber ich wusste.
"Oh, bitte... machen Sie sich nicht über mich lustig. Ich war auch dabei. Sie sind tot. Alle."
Es fühlte sich an, wie ein Schlag in die Magengrube. Wieso war dieses Schloss wieder da, was sollte es uns zeigen? Waren wir in irgendeinem grässlichen Alptraum gefangen?
Und konnte es einen Alptraum geben, der schrecklicher war, als die Realität?
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22. Oktober 2005
Gezeichnet: Fayet
