Kapitel 21

Lucas wusste nicht, wie lange er jetzt schon mit dem Captain in diesem Raum fest saß. Bridger hatte ihm erklärt, war er erfinden sollte und das er schon ein Ergebnis erzielt hatte. Jedoch manipulierte Bridger die Entwicklungen immer wieder, da er Angst hatte nach der Vollendung des Projekts umgebracht zu werden. Auf Lucas Frage warum Bridger entführt wurde und nicht irgendjemand anderer fiel dem Captain nur Rache ein. Lucas sprach noch eine ganze Weile mit dem Captain über die Chance entkommen zu können. Jedoch schien die Situation aussichtslos.

Plötzlich drangen laute Geräusche von draußen herein und die beiden Geiseln horchten auf. Bis auf ein paar Wortfetzen konnten sie jedoch nichts verstehen und die Situation außerhalb des Raumes auch nicht erfassen.

Wenige Zeit später wurde die Tür aufgerissen und Kristin stand in der Tür. „Hier seit ihr beiden." Kristin lief in den Raum und fiel zuerst Lucas um den Hals, welchen sie kurz in die Arme schloss. Danach wand sie sich Bridger zu und stand ihm etwas unschlüssig gegenüber. Lange sahen sie sich in die Augen, bevor sie sich in die Arme fielen und einfach nur fest hielten.

„Während ich weg war habe ich sehr oft an dich gedacht." flüsterte Nathan in das Ohr der Frau in seinen Armen.

„Das ging mir genauso. Ich hab mir furchtbare Sorgen gemacht."

Während die beiden sich weiter umarmten nahm Lucas die Waffe von Kristin und verließ den Raum. Robert und Biff hatten die Mannschaft in eine Ecke gedrängt und zielten nun mit Waffen auf sie. Lucas ging an ihnen vorbei und begann die Mannschaft mit Seilen, welche er in einer Ecke gefunden hatte, zu fesseln. Als alle gefesselt waren stellte sich Lucas vor die Mannschaft und zielte mit der Waffe auf sie, dann rief er Robert zu, das dieser zu seinem Vater gehen solle.

Sofort lies Robert die Waffe fallen und ging zu dem kleinen Nebenraum wo er seinem Vater noch immer in den Armen von Kristin vorfand. Robert räusperte sich und sagte: „Entschuldigt, ich wollte nicht stören."

Captain Bridger und Kristin Westphalen fuhren auseinander und sahen zu Robert. Als Bridger seinen Sohn entdeckte lies er Kristin endgültig los und ging freudestrahlend auf Robert zu, dann fiel er ihm in die Arme. Eng drückte er seinen Sohn an sich und sagte ihm mehr als einmal wie glücklich er sei ihn wieder zu sehen. Diese Worte erwiderte Robert auch.

Kristin zog sich aus dem Raum zurück und wischte sich verstohlen ein paar Freudentränen weg. „Wir sollten hier verschwinden, so schnell es geht." meinte Kristin zu Biff und Lucas. Beide nickten ihr einstimmig zu. „Lassen wir Nathan und Robert noch fünf Minuten." sagte Kristin.

Lucas informierte als nächstes die UEO, damit diese ein paar Wachmänner vorbeischicken konnten, um die Mannschaft des Unterwasserverstecks zu verhaften. Sie sicherten ihm zu bald da zu sein.

Robert und Nathan sprachen der Weile etwas über die Zeit, die sie sich nicht gesehen hatten.

„Lass uns jetzt gehen. Wir können zu dir nachhause fahren, damit ich meinen Enkel sehen kann und deine Frau kenne ich auch noch nicht. Dort können wir dann auch über alles reden." sagte Nathan.

„OK. Lass uns gehen." sagte Robert. Die beiden verließen den Raum und Lucas wand sich an sie: „Ich hab der UEO bescheid gesagt. Sie sind bald hier."

„Gut, dann warten wir noch so lange." sagte Bridger.

Ein paar Minuten später öffnete sich die Tür zur Brücke und jeder der Anwesenden dachte, die UEO würde nun kommen. Als jedoch Captain Hudson mit ein paar Männern vor ihnen stand waren alle sehr überrascht.

„Captain was tun sie hier? Hat die UEO sie geschickt?" wollte Lucas wissen.

Der Captain setzte ein fieses Grinsen auf und meinte: „Nein, ich bin aus einem anderen Grund hier." Dann gab er denn Männern hinter sich ein Zeichen und diese teilten sich in zwei Gruppen. Die eine Gruppe ging auf die Mitglieder der SeaQuest zu und hielt ihnen die Waffen entgegen, während die andere die Mannschaft der Unterwasserstation befreite. Danach wurde die Crew der SeaQuest ihrer Waffen entledigt und gefesselt.

„Was hat das zu bedeuten?" wollte Captain Bridger wissen.

„Das ist doch eindeutig! Hudson steckt mit denen unter einer Decke. Mich würde nur interessieren warum." sagte Lucas.

Hudson ging auf ihn zu und sah ihm direkt in die Augen. „Denkst du ich will ewig auf der SeaQuest bleiben? Dieser Posten war doch nur ein Mittel zum Zweck. Ich will viel mehr erreichen. Ich will mein eigener Chef sein, der sich von niemandem etwas sagen lassen muss. Soll ich dir noch ein kleines Geheimnis verraten? Was glaubst du, warum deine Eltern gestorben sind? Denkst du wirklich, das es ein Unfall war? Da muss ich dich enttäuschen. Es war ganz einfach das Flugzeug zu manipulieren."

Die Gefangenen sahen Hudson geschockt an. Lucas begriff sofort, was Hudson damit sagen wollte. Er war dafür verantwortlich, das seine Eltern tot sind. Lucas wurde wütend und versuchte sich zu befreien. „Sie Schwein!"

„Na na na, Jetzt reg dich doch nicht so auf du lebst ja noch… noch!" Hudson lachte leise vor sich hin.

„Wieso?" wollte Lucas wissen. „Wieso tun sie das?" Die Stimme des Genies zitterte trotz seiner Versuche sie ruhig zu halten merklich. Das Hudson keine Scherze machte war ihm sofort klar. Wenn er schon bereit war seine Eltern zu töten nur um ihm Schmerzen zuzufügen würde es für Hudson ein leichtes, wahrscheinlich sogar ein Vergnügen sein, Lucas ebenfalls zu töten. Lucas hatte Angst…einfach nur Angst. In seinem Kopf kreiste immer wieder eine Frage: Würde Hudson ihn zuerst töten oder würde er zuerst all die anderen töten nur um Lucas noch mehr leiden zu sehen? Der Magen von Lucas drehte sich schon allein bei dem Gedanken seine Freunde sterben zu sehen um. Doch so wie er Hudson kennen gelernt hatte musste er sich auf das schlimmste einstellen.

Lucas warf einen kurzen Blick zu den anderen und konnte sehen, dass diese ebenso geschockt waren, wie er selber.

Was Lucas aber nicht sehen konnte waren die Tränen in den Augen von Kristin. Was sie gerade von Hudson gehört hatte konnte sie einfach nicht glauben. Lucas hatte so sehr unter dem Verlust seiner Eltern gelitten und nun stellte sich heraus, dass dies gar nicht hätte sein müssen. Seit dem sie Lucas kannte hatte sie noch nie so sehr das Bedürfnis verspürt diesem Trost zu spenden wie in diesem Moment. Sie konnte sich nur wage vorstellen, wie Lucas sich jetzt fühlen musste. Jedes Mal wenn sie Lucas ansah versetzte es ihr einen Stich ins Herz. Sie konnte es einfach nicht ertragen ihn so traurig zu sehen…sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass man ihm absichtlich wehtun wollte. Jetzt auch noch das. Es war Hudson nicht genug Lucas einfach nur zu quälen, nein, er wollte ihn aus dem Weg räumen. Wie konnte ein Mensch nur so voller Hass sein. Kristin verstand es einfach nicht. Sie zitterte vor Angst. Jetzt wo sie Lucas nach so langer Zeit wiedergesehen hatte und sich die beiden auch immer noch gut verstanden wollte man ihn ihr wegnehmen? Jetzt, wo sie erst merkte wie wichtig er ihr geworden war… wie viel er ihr bedeutete.

Kristin sah zu Biff und Robert herüber, denen die Angst ebenso ins Gesicht geschrieben stand. Obwohl sie wusste, dass beide Angst um Lucas und sich selber hatten war Kristin sich sicher, dass sich beide vor verschiedenen Dingen fürchteten. Biff hatte Angst seinen besten Freund zu verlieren, welchen er schon so lange kannte und welcher ihm sehr wichtig war. Robert dagegen hatte sicher mehr Angst davor, dass Hudson auch noch Bridger töten wolle. Er hatte Angst seinen Vater so kurz, nachdem er ihn endlich wieder bei sich hatte zu verlieren. Kristin sah verzweifelt zu Nathan, doch der hatte seinen Blick abgewandt und schien in Gedanken zu sein. Wie sollten sie hier nur wieder raus kommen? Die Situation schien ausweglos… alles schien verloren.

Die Worte von Hudson rissen Kristin aus ihren Gedanken. „Tja, das ist ganz einfach. Es macht Spaß und ich sehe dich gern leiden." Hudson drehte sich um und entfernte sich einige Schritte von den Gefangenen, dann besprach er etwas mit seiner Mannschaft, was die Gefangenen nicht verstand.

Lucas war noch immer wütend, doch auch der Schmerz über den Verlust seiner Eltern stieg wieder auf. Lucas lies den Kopf entmutigt hängen. Eine einzelne Träne, welcher er nicht mehr zurück halten konnte, lief seine Wange entlang.

Bridger beobachtete Lucas und würde ihm am liebsten in den Arm nehmen und trösten, aber dies war leider nicht machbar. Bridger machte sich Vorwürfe. Wieso hatte er die SeaQuest verlassen? Wieso hatte er Lucas zurückgelassen? Allein… allein mit Hudson.

In Bridgers Kopf hämmerte aber auch noch Hudsons Aussage darüber, dass Lucas und sicher auch die anderen nicht mehr lange leben würden. Wie lange würde es noch dauern, bis Hudson seine Drohung wahrmachen würde?