Hi, ihr lieben! Es tut mir so schrecklich leid, dass ich nicht gepostet habe. Hatte kein Internet in den Ferien…. Lebe in einem Kaff, für das DSL ein Fremdwort ist. Aber ich habe fleißig geschrieben und kann euch sagen, dass diese Story auf jeden Fall fertig geschrieben wird. Jetzt habe ich zwei Wochen in denen ich intensiv posten und schreiben kann ;-) Sie wird fertig werden! freu

Leonel: Hiho! Danke für die super Rev! Tut mir leid, dass ich so lange nicht reviewt habe, aber oben steht ja schon meine Ausrede ;-) Aber ich habe gelesen und werde dir schnell Revs geben. Versprochen!

Celebne: Auch bei dir tut es mir leid, dass ich nicht reviewt habe. Manchmal hat meine Verbindung es gerade so geschafft, dass ich auf die Seite gekommen bin, aber dann war auch schon Ende. Ich hole das natürlich schnell nach, denn ab heute Abend hab ich wieder DSL und morgen gaaanz viel Zeit! Sorry, wegen dem Cliffhanger ;-) ich liebe das!

Melethil: Was klingt bescheuert? Bescheuert klingt, wenn ich sage, dass ich den Quick-Edit nicht kapiere und deshalb niemals meine Kommis gespeichert werden. Deshalb mach ich das wieder mit Word ;-) Danke für deine liebe Rev. Ich kann versprechen, es wird noch etwas spannender…

Die weiße Schlucht

Arwen stand draußen im Hofe der zehnten Mauer und wartete. Es war eine Frage von Minuten. Sie wusste es!

Gimli stand neben ihr und sah die Königin fragend an, auch wenn sie ihm keine Antworten gewährte, blieb er bei ihr.

Schon drei Mal hatte er sie gefragt, worauf sie warte und nie hatte sie ihm geantwortet. Doch diesmal wollte er nichts verpassen, nicht zurückgelassen werden. So blieb er neben der Königin stehen, die geschärfte Axt in der Hand und bereit für das, das da kommen mochte.

Wie ein Omen für Hoffnung fiel plötzlich ein gleißend heller Sonnenstrahl durch die dichten Wolken und durchbrach das Zwielicht.

Der Zwerg atmete tief ein, er hatte nun eine Vermutung, wen die Königin erwartete. Und als er sich noch anschickte, seine Augen gegen den Sonnenstrahl abzuschirmen, erschien ein riesiger Adler am Firmament und auf Pelennors Feld preschte ein weißer Fleck so schnell heran, dass es der Geschwindigkeit des Flugtieres beinahe ebenbürtig war.

„Gandalf kehrt wieder," meinte Gimli erleichtert und lächelte unter seinem dichten Bart.

„Und er kommt nicht allein," sagte die schöne Frau neben ihm und wies gen Westen.

Kaum hatte sie dies getan schallten plötzlich Hörner, hoch und klar und Minas Tirith erwachte. Kinder und Erwachsene stürmten zu den Toren und warteten, dass die herrliche Schar endlich an ihnen vorbei ziehen würde.

Die Schwanenritter waren gekommen.

„Wer ist das? Ich vermag mich an diese Klänge zu erinnern, doch kann sie nicht mehr zuordnen."

„Fürst Imrahil. Er kommt zum Feste. Doch was ihn nun erwartet ist etwas gänzlich anderes," sagte Arwen.

Doch natürlich erreichten Schattenfell und Gandalf die Stadt zuerst und Gwaihier, der große Adler, zog seine Kreise weit über ihnen.

„Gandalf! Was bringst du uns an Kunde?" Gimli rannte mit seinen kurzen Beinen die kleine Distanz zwischen ihm und dem Zauberer.

Gandalf stieg ab.

„Ich fürchte neue Rätsel und nichts Gutes. Aber nicht hier draußen. Auch wenn Eile geboten ist, denn Aragorn, Eowyn und Boromir werden mich noch brauchen, ist das nur für eure Ohren bestimmt. Holt Eomer und die Hobbits!"

Gimli räusperte sich, was Gandalf dazu veranlasste, sich mit wehenden Kleidern umzudrehen und den Zwerg anzufunkeln.

„Was tat Peregrin Tuk nun schon wieder für eine Dummheit?"

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Der Fürst ritt durch die Menschenmenge und war sich seiner erhabenen Erscheinung wohl bewusst. Staunen und Bewunderung gingen jedes Mal durch die Leute, wenn er an ihnen vorbei ritt. Doch er wollte im Moment anderes tun, als sich ihnen zur Schau zu stellen. Er freute sich gar sehr auf das Wiedersehen mit dem König und seiner Gemahlin, auf das Fest hatte er lange gewartet.

Nur wenige hatte er mitgenommen, seine engsten Vertrauten. Die Lande waren sicher zur Zeit und dennoch… dieses seltsame Wetter hing über ihnen, wie ein drohender Schatten.

Imrahil straffte sich. Ein wenig schlechtes Wetter konnte ihnen nicht das Fest verderben. Schließlich würde es ja nur Wasser regnen und nicht wie damals Feuer und Asche.

Sie hatten die letzte Mauer erreicht und zogen nun ein, begleitet von silbernen Trompeten. Gar herrlich waren sie anzusehen in ihren blanken Rüstungen.

Doch wen Imrahil dort neben Arwen sah… das war nicht der König!

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„Ich hasse es, euch mit solch schlechter Kunde begrüßen zu müssen," sagte Gandalf, als er Imrahil alles um die Lage erzählt hatte. „Doch es ist von Nöten."

Der Fürst sah betreten aus und senkte seine Augen.

„Es trifft mich, was ihr da erzählt habt. Am liebsten wäre ich mit dem König geritten, denn wozu ihr mich jetzt bittet, ist neben einer Ehre auch eine gewaltige Bürde."

„Ich würde euch nicht bitten, wenn es nicht so dringlich wäre. Doch da nun mein Mann fort ist, der Stadthalter sowieso und ich nun auch aufbreche, weiß ich mir keinen Besseren, um über Minas Tirith zu wachen. Meine Reise wird nicht lange dauern, denn auch wenn sie kaum weiter sein könnte… Gwaihir wird mich tragen in die entlegendsten Winkel Mittelerdes."

Gimli grummelte.

„Mir gefällt das nicht. Die Königin allein im Norden, im einstigen Reich der Hexen. Mir ist nicht wohl dabei."

Arwens Herz krampfte sich zusammen, als Gimli seine Bedenken äußerte. Und sie dachte unwillkürlich an Legolas.

War dies auch dein Ziel, Legolas? Wolltest auch du Rat suchen?

Arwen dachte an das grauenhafte Unwissen, das sie dort in den dunklen Höhlen erwarten konnte. War es mehr als nur eine Sage? War es denn Wirklichkeit? Legolas war anscheinend bereit gewesen, die Reise auf sich zu nehmen, um es heraus zu finden.

„Begleite mich, Gimli."

Die Männer drehten sich zu Arwen, allesamt überrascht. Am meisten Gimli selbst.

„Herrin?"

„Begleite mich in die Berge Angmars. Suche mit mir nach diesem Schatten," bat sie.

Gandalf lächelte kaum merklich. Er strich sich sanft mit der Hand über den langen weißen Bart und nickte. Alles war besser, als untätig zu sein und seiner Axt verlangte es an Arbeit.

„Geh, Gimli. Ich glaube auch, dass es besser ist, wenn ihr zu zweit geht. Gwaihir wird euch auch beide tragen," bestätigte Gandalf.

.-.-.-.

„Was machen wir jetzt?" Boromir saß an der ausgebrannten Feuerstelle und stützte den Kopf in die Hände, die Ellenbogen auf den Knien.

Aragorn war bewusst, dass seine Gefährten mit den Nerven fertig waren. Ausgerechnet Boromir, der Krieger, litt am meisten unter ihrer Untätigkeit. Eowyn versuchte ihre Hilflosigkeit und ihre Ungeduld zu verbergen. Doch der gereizte Unterton in ihrer Stimme und die zitternden Hände verrieten sie.

Aragorn seufzte.

„Wir müssen umkehren. Der Adler sprach von einem Nebel, was auch immer dahinter stecken möchte. Doch hier ist keiner, so müssen die beiden einen anderen Weg eingeschlagen haben. Also zurück zum Fluss. Dort fangen wir an zu suchen."

Die Menschen standen auf und machten ihre Pferde klar. Es sah noch immer stark nach Regen aus, aber in der Nacht waren sie davon verschont geblieben. Langsam und enttäuscht ritten sie zurück um die Biegung.

„Das ist ja… Gandalf!" rief Boromir und spähte in die Ferne, wo ein strahlend weißes Pferd stolz ritt und näher kam.

Der Umhang seines Reiters war ebenso weiß und flatterte im Wind hinter dem edlen Tier. Doch er war nicht allein.

Aragorn hielt sein Pferd ruhig und wartete schweigend auf die Ankunft des Zauberers.

„Aragorn, König!" rief Gandalf ihm zum Gruße entgegen und sein Haar wehte wild im aufziehenden Wind.

Eowyn sah zum Himmel, als sie den Wind bemerkte. Dort standen schwere graue Wolken, wie eine Decke und ragten bedrohlich über ihnen. Gandalfs Vorbote war doch normalerweise immer ein rauschend weißer Strahl Sonnenlichts gewesen…

„Kommt ein Sturm?" fragte sie überraschender Weise in die Runde hinein, was Boromir und Aragorn etwas überrumpelte.

Gandalf lächelte zufrieden und erleichtert.

„Es scheint so und ich bin froh, dass ich euch vor seinem Ankommen erreicht habe."

Aragorn ritt an den Zauberer heran und entdeckte, wen er da bei sich hatte.

„Pippin!" stellte er verblüfft fest.

„Aragorn, ich muss euch warnen, Faramir nach zu reiten! Das ist gefährlich!"

Doch sofort verstummte Pippin wieder, als er Boromir erblickte. Merry hatte ihm von ihm erzählt, doch nie hätte er es geglaubt ohne ihn selbst gesehen zu haben.

„Boromir," flüsterte er fassungslos. „Du bist es wirklich."

Und wieder zog in Boromir ein ungutes Gefühl auf und durchdrang ihn gänzlich. Wieder fühlte er sich wie ein Geist, schwebend zwischen Realität und Unwirklichkeit. Wieder stellte er in Frage, ob er auch wirklich unter die Lebenden gehörte. Er öffnete dem Mund, ohne zu wissen, was er sagen sollte. Froh war er, den Hobbit gesund und munter zu sehen, Unglücklich, ihm nicht sagen zu können, wie er hier sein konnte.

Doch er brauchte nichts zu sagen, denn plötzlich war der kleine Hobbit unruhig und sprang, oder fiel, vom Pferd ab, rannte zu dem großen Menschen, der auf dem hohen Tier saß. Pippin umarmte Boromirs Stiefel, denn weiter hinauf reichte er nicht und schloss in Erleichterung die Augen.

„Oh, Boromir! Ich bin froh, dass es dir gut geht! Ich bin so froh, dass du lebst!"

Tränen ergossen sich in Boromirs Hosenbein. Der Mann auf dem Pferd brach aus seiner Wortlosigkeit und schließlich kehrte ein Lächeln auf sein Gesicht zurück.

„Pippin! Auch ich bin froh, dass es euch gut geht und ihr eure Mission mit Bravour erfüllt habt. Ich hörte, du warst Soldat in Minas Tirith."

Boromir ließ sich vom Pferd herab und umarmte den Hobbit. In der Tat war Pippin außer Gandalf der erste gewesen, der ihn nicht mit Misstrauen empfangen und ihn ohne zu zögern umarmt hatte. Boromir drückte den Hobbit fest an sich und vergrub sein Gesicht tief in dessen roter Weste. Es bedeutete ihm so viel. Der Regen fiel auf beide Häupter und die der anderen Gefährten. Die Wolken wollten sich nun entleeren.

„Pippin, ich bin froh, dass es dir gut geht," flüsterte er und der Hobbit grinste in der herzlichen Umarmung.

Auch Aragorn gab sein freches Dunedain Grinsen zum Besten und Eowyn lächelte in ihrer Schönheit.

Gandalf wandte sich an den König.

„Ich kam zurück nach Minas Tirith, um deine Frau auf eine ungewisse Reise zu schicken, Aragorn."

Da wurde die Mine des Königs ernst und besorgt.

„Von was redest du?"

Beruhigend hob Gandalf die Hand.

„Gimli begleitet sie und du weißt, seine Axt wird eher bersten, als dass er zuließe, dass ihr etwas zustößt."

Dies war wohl war und Aragorn nickte dem Zauberer zu, weiter zu berichten.

„Ich war in der Bibliothek und fand, wonach ich suchte. Eine alte Schriftrolle, so alt, dass ich befürchtete, dass sie in meinen Händen zerfiele. Ich fand die Legende um die Stadthalter, die ich euch erzählte und noch einiges mehr…"

Gandalf bedachte Boromir mit einem geheimnisvollen Blick.

„Eine Niederschrift von Findulias, deiner Mutter."

Boromir stockte der Atem. Allein den Namen seiner Mutter zu nennen, hatte ihm immer die Luft aus der Brust gepresst.

„Das Papier war der Legende beigelegt und in ihrer unvergleichlich zarten und schmuckhaften Handschrift stand geschrieben:

Ich fürchte um meinen Jüngsten. Eine ungerechte Bürde ist ihm auferlegt. Doch zugleich weiß ich, dass du Gandalf ihn schützen wirst. Bange nicht um ihn, wenn er die Wege seiner Mutter zurückgeht, in die verschleierten Wälder der Touel Afar, denn nichts wird ihm dort geschehen. Nur du, der du ihn lehrtest, kannst ihm folgen, wenn du dich der Prüfungen als würdig erweist. Doch bedenke, ich darf dir nicht verraten, wie sie zu bestehen sind und berichte dir nur, von welcher Art: Die erste Prüfung. Sie ist der Unbedachten und Übermütigen Barriere. Wer nicht bereit ist, einen langen Weg zu gehen, findet ein nasses Grab. Die zweite Prüfung. Nur Mut und Selbstvertrauen kann sie überwinden. Willensschwache werden sich in nichts auflösen. Die dritte Prüfung. Schaue nicht mit Zweifel auf deine Reise, sondern vertraue auf deine Füße. Sie werden dich die richtigen Schritte lenken. Misstrauen der Welt gegenüber wird hart bestraft.

Folge ihm. Doch sein Schicksal zu ändern wirst auch du nicht vermögen. Dort im Schoße seines Landes und bei seinen Wurzeln wirst du ihn finden, wenn er übergeht in die andere Welt, wo nur die Geister und Seelen leben."

„Faramir wird sterben?" fragte Pippin mit bebender Stimme und schaute Gandalf an.

„Ich hoffe nicht. Denn dies herauszufinden ist Arwen auf der Reise. Sie wird nun selbst eine Prüfung bestehen müssen, welche ist, ihre Angst zu überwinden. Mit welchen Nachrichten sie wiederkehren wird, ist ungewiss."

„Wo ist sie hin?" fragte Aragorn, dem sichtlich unwohl war.

Zweifel und Angst brannten in den Augen des Königs. Er konnte sich nicht denken, wo seine Frau nun war, welcher Gefahr sie gegenüber stehen würde.

„Sie ist in den Norden geflogen mit Gwaihir, dem Adler. Er bringt sie auf schnellstem Wege nach Angmar."

Aragorn konnte sich keinen Reim darauf machen.

„Was soll sie dort? Angmar ist verlassen und öde."

„Sie wird einer ebenso uralten Legende nachgehen, wie wir es nun tun. Habe Geduld, Aragorn. Sie kehrt wieder."

„Wir?" fragte Boromir. „Aber… hat meine Mutter nicht aufgetragen, dass nur du gehen mögest? Dass nur du die Prüfungen bestehst?"

„Selbst Findulias, so weit ihre Fähigkeiten, die sie ererbt hatte, auch reichten, konnte nicht vorhersehen, wer Faramirs Weg kreuzen würde. Doch dass ich nach all den Jahren noch immer an seiner Seite sein würde, dessen war sie sich sicher, auch wenn es sich ja herausgestellt hatte, dass ich Faramir nicht lehrte, seine Fähigkeiten zu nutzen. Außerdem scheint ihr ja die erste Prüfung schon bestanden zu haben…"

Die Gruppe sah den Zauberer an, ohne zu wissen, um was es ging. Gerade der Hobbit meldete sich als erster zu Wort, der es verstanden hatte.

„Der Fluss! Wir haben alle den Fluss überquert!"

Gandalf nickte und ein gutmütiges Lachen drang aus seiner Kehle.

„Ja, das ist richtig! Unbedachte werden ihr nasses Grab finden. Doch wie es scheint, sind wir alle gut davon gekommen."

Eowyn senkte sachte den Kopf und starrte auf den Boden. Sie war es gewesen, die die Prüfung beinahe nicht bestanden hätte.

Sollte ich besser zurückbleiben? Bin ich dazu bestimmt, mit ihnen zu gehen?

Aber Gandalf las ihre Befürchtungen aus ihrem Gesicht.

„Mach dir keine Sorgen, Tochter Rohans. Schließlich hast auch du den Fluss verwunden. Ich glaube, ihr hättet es auch allein mit Aragorn und Boromir geschafft, denn eure Stärke ist nicht zu leugnen. Sicher hättet ihr euch an anderer Stelle bewiesen. Doch um Legolas fürchte ich. Er war sehr seltsam und unsicher in letzter Zeit. Was wenn er nicht im Stande war, seinen Weg zu finden?"

„Nein." Aragorn tat diesen Gedanken gleich ab. „Legolas hat es geschafft, dessen bin ich mir sicher."

Gandalf nickte nur kurz und wandte sich dem Hobbit zu.

„Jedenfalls… war Pippin mit Eomer los geritten, um euch zu warnen. Ich traf auf sie, als ich zu euch eilte und musste den Hobbit, der außer sich war mit mir nehmen."

„Mein Bruder! Er reitet mit der Verletzung?"

Neben Sorge war auch Zorn in Eowyn aufgestiegen. Eomer umsorgte sie immer wie ein kleines Kind und er selbst? Wie unvernünftig und dumm er doch manchmal war!

„In der tat hielt er sich besser im Sattel, als man mit gebrochenen Rippen vermuten würde. Doch ich bat ihn, umzukehren, denn Minas Tirith, die weiße Stadt, braucht nun eine Stütze. Ein Freund reitet mit ihm."

„Bei den Valar!" hauchte Aragorn und schickte einen sehnsüchtigen Blick zurück.

Sein Pflichtgefühl machte ihm ein schlechtes Gewissen.

„Du musst nun selbst entscheiden, ob du gehen willst, Aragorn. Doch Fürst Imrahil ist dort und wacht über die Stadt. Die Menschen vertrauen ihm und er wird sich der Aufgabe würdig erweisen."

Der König dachte einen Augenblick nach und seine Pflicht als König schien ihm so unendlich groß gegen seine Pflicht als Freund. Wieder bedauerte er, Faramir nicht näher kennen gelernt zu haben. Doch er fasste auch gleichzeitig den Entschluss, dies möglichst bald zu tun.

„Nein, ich kehre nicht um. Ich werde mit euch gehen und meinen Stadthalter zurückholen. Denn auch wenn Boromir nun hier ist, noch ist Faramir es, der in diesem Amt steht."

Zufrieden, dass nun alles geklärt war, nahm Gandalf Pippin wieder auf sein Pferd.

„Er kann auch mit mir reiten," bot Boromir sich an.

Aber der Zauberer lehnte ab.

„Dein Pferd wird schon mit dir genug last haben, glaube mir. Aber Schattenfell ist durchaus in der Lage uns beide zu halten."

„Was meinst du?"

„Die nächste Prüfung steht uns nun bevor."

Gandalf wies hinter die Biegung. Eowyn schüttelte den nassen Kopf.

„Nein, von dort kommen wir gerade. Nur fester Stein, eine undurchdringliche Mauer."

Pippin drehte sich zu Gandalf um.

„Sie hat Recht, Gandalf. Faramir sagte, er müsse durch Wasser reiten, Schluchten überqueren und seinen Weg selbst in höchster Bedrängnis fortsetzen. Von einer Mauer hat er nicht gesprochen."

Aber der Zauberer hatte eine Ahnung.

„So will ich dennoch nachschauen, was im Zwielicht des dämmernden Morgens ist."

Aragorn wusste, dass er Gandalf dann nicht umstimmen konnte. Zudem hatte er in vielen Jahren gelernt, dem Zauberer zu vertrauen. Sie folgten ihm also. Boromir schloss zu ihm auf.

„Gandalf, die Herkunft meiner Mutter war schon immer in Zweifel gezogen worden und ist somit fraglich. Doch kann ich das Gefühl nicht loswerden, dass ihr darum wisst."

„In der Tat, Boromir, weiß ich mehr als du, da sie mir ein wenig anvertraut hatte. Ihr Vater war ein Fürst, wie es gesagt wird. Er war einst Herr über das Gebiet in dem auch Henneth Anun liegt. Faramir zog es wohl schon immer sehr dort hin."

Boromir überlegte einen Augenblick.

„Und was kannst du mir über ihre Mutter sagen? Wie kommt es, dass man nichts von ihr hört? Es scheint wie ein Geheimnis."

Gandalf ließ den Blick nach vorne zur Biegung schweifen.

„Ich habe einst vermutet, dass sie ein entfernter Abkömmling der Elben ist, deine Großmutter, doch etwas anderes muss in ihr gesteckt haben. Wenn Faramir die Anfänge der Magie begreift, so muss er etwas anderes geerbt haben von deiner Mutter. Dann habe ich überlegt, ob deine Großmutter eine Nachfahre meines Ordens war. Auch nicht unwahrscheinlich, aber das wäre irgendwo verzeichnet gewesen, so hege ich auch daran Zweifel. Was nun am nächsten steht ist, dass nichts davon zutrifft und wir einen Geheimnis auf der Spur sind, das noch nie jemand bedacht hatte. Vielleicht, Boromir, vielleicht sind wir auf der Spur des Waldvolkes?"

„Was! Das Waldvolk? Von Feen und Märchen redest du, Gandalf, als wolltest du mir eine Gutenachtgeschichte erzählen."

„Auch in Märchen liegt oft ein Funken Wahrheit, Boromir. Aber vielleicht ist auch dies eine falsche Vermutung und ich muss von Neuem anfangen. Glaube mir, ich bin wahrlich gespannt auf den Ausgang dieser Reise."

„Wird Faramir dem Fluch erliegen?"

„Ich hoffe nicht."

Mehr sagte Gandalf nicht, denn nun nahmen sie die Biegung. Und alle hielten sofort an.

„Was!" brachte Eowyn hauchend hervor.

Dort wo sich eben noch die Felswand vor ihnen aufgetürmt hatte, war nun dichter und undurchdringlicher Nebel, der ihnen die Sicht auf den Fels nahm.

Aber es regnet! Wenn es regnet, gibt es keinen Nebel, überlegte Eowyn und starrte nach vorn.

Aragorns scharfe graue Augen erfassten es ebenfalls sofort. Langsam und bedacht näherte er sich dem Nebel und sah hinein.

„Nicht einmal die Wand kann man sehen."

Er griff hinein und zu seiner Verblüffung war dort gar keine Wand mehr, sondern nur noch milchiges Nichts.

„Also die zweite Prüfung," stellte er fest.

„Wie weit es wohl ist?" fragte Boromir und Gandalf setzte Pippin ab.

„Ich werde es herausfinden. Komm Schattenfell, König der Mearas! Reite mit mir!"

Und als würde Schattenfell seinen Reiter verstehen bäumte es sich auf, ohne Anschein nach Zweifeln und ritt ein Stück zurück. Mit diesem Anlauf wollte das Tier es versuchen. Schattenfell preschte los und mit einem gewaltigen Satz sprang es ab und direkt in den Nebel hinein.

Gandalf fand sich in einem Nebelmeer aus Raum und Zeit wieder und fast fürchtete er, zwischen den Welten zu stehen, wie damals nach dem Kampf mit dem Balrok. Doch hier war sein Gefühl nicht weit und klar, sondern beengt und dumpf. Also konnte es nicht diese Sphäre sein, in der er einst geläutert und erneuert worden war, um dann nach Mittelerde zurück zu kehren.

Ehe er noch darüber nachdenken konnte, war die Welt wieder klar und Schattenfell setzte mit einem heftigen Ruck auf.

„Gut gemacht, Freund," sprach er dem Pferd zu und streichelte es.

Dann sah er zurück zum Nebel und stellte fest, dass Schattenfells Spuren etwa zwei Meter nach der Nebelwand anfingen. Abgesehen davon, dass Schattenfell stärker und schneller war als alle anderen Pferde Mittelerdes, mussten sie also eine große Entfernung überquert haben.

Gandalf drehte um, damit er den anderen berichten konnte, obwohl es ihm sehr widerstrebte, diesen Sprung noch einmal zu tun.