Freudige Nachricht! Ich habe die Story vollendet! Also waren meine Zweifel, ob ich sie fertig schreibe unbegründet! Sie ist ja wirklich groß geworden... ihr bekommt noch jede menge zu lesen. Und zum WE noch ein kleines Chapi zur Entspannung. Ich hoffe, es gefällt euch... bin gespannt, wie ihr die Entwicklung in den nächsten Chapis aufnehmt - ist vielleicht gewöhnungsbedürftig?
Celebne: Legolas oben ohne? ja, das war ne verführerische Vorstellung lach hächel aber eigentlich is ja faramir mein lieblings character... und um den wirds sich noch gewaltig drehen, das kann ich dir jetzt schon verraten. danke jedenfalls für die rev!
Leonel: So hohes Lob von einer guten Schreiberin! Danke! Danke! Ja, ich versuche jetzt schneller zu posten, denn schließlich ist sie ja schon geschrieben... schreib schnell weiter, ja?
Ann: Faramir sterben lassen? evil grin ich? unschuldig guck naja, musste einfach weiter lesen...
Tanja: Alla hop. Dann mach ich ein Update, ist deine Gier damit befriedigt? Hab mich ja extra beeilt! lol danke für dir Rev!
Letzte Prüfung!
„Herr! Herr! Kommt schnell heraus!"
Der Schrei hallte von der Zitadelle wieder und durchdrang die ganze Stadt. Einige wenige Menschen, die darauf aufmerksam geworden waren, hoben den Kopf und sahen nach oben.
Auch Fürst Imrahil erwachte beinahe wie aus einem Traum. Er befand sich in der großen Halle, allein, wenn man von den beiden Bediensteten absah, die sich immerzu im Hintergrund hielten. Er starrte in ein starres weißes Gesicht, das gütig auf ihn hernieder sah. Für einen Augenblick stockte Imrahil der Atem. Aber dann wandte er sich von der weißen Statue ab und schaute in Richtung Tor.
Die Stimme war verstummt.
Wie ein Blitz schoss es dem Fürst durch den Kopf. Er musste hinaus, jemand hatte ihn gerufen! Schnell, aber ohne dabei hektisch zu wirken, schritt er hinaus. Das große Tor wurde für ihn aufgestoßen und er trat ins Freie. Graues Tageslicht legte sich über seine Augen und ließ seinen Geist augenblicklich trüb werden und sein Gemüt sinken. Es war wieder ein düsterer Tag.
Aber dann wurde er sich gewahr, dass etwas nicht stimmte.
Die Wachen…
Alle standen sie auf der Mauer. Diejenigen, welche nicht dort eingeteilt waren, hatten ihren Platz verlassen und starrten nun über die weite Ebene des Pellanor, erstarrt zu Säulen. Nun fing Imrahil an zu rennen.
Er wollte wissen, was die Männer dort an der Mauer hielt. Als er die weite grüne Fläche überquert hatte, packte er den Hauptmann an der Schulter und zog ihn zurück, damit er ihn ansah.
„Was ist los?" fragte Imrahil mit fast elbischer Stimme und schien in diesem Augenblick fast wie einer dieser Art.
Der Mann vor ihm aber sagte nichts, hob nur eine Hand und wies nach Norden. Imrahil folgte seinem Arm und dort, weit in der Ferne war es. Ein grünes Leuchten auf den Feldern.
„Was ist das?" fragte er flüsternd sich selbst und durchforschte seinen Geist, wann so etwas schon einmal gesehen hatte.
Der Hauptmann stand nur ratlos da und konnte die Frage seines Herrn nicht beantworten. Doch das hatte Imrahil auch gar nicht erwartet.
„Schickt einen Späher. Den schnellsten, den ihr habt. Er soll sich beeilen."
Der Hauptmann nickte und mit einem ungewissen Blick auf das Ungewisse packte er sich und rannte hinunter zu den Ställen.
Imrahil schirmte seine Augen mit der Rechten ab und verengte sie zu zwei schmalen Schlitzen. Er hatte ein ungutes Gefühl.
„Aragorn. Wo bist du?"
Legolas schrak auf und drehte sich um 180 Grad. War da eben nicht etwas gewesen? Sein Atem ging schnell und flach. Er war sich sicher, etwas aus den Augenwinkeln gesehen zu haben. Aber nun…
Er starrte in den stummen Wald und seine Augen blickten gehetzt umher. Nichts. Da war nichts. Hatte er sich das nur eingebildet?
Faramir zu seinen Füßen regte sich nicht. Er brauchte unbedingt Hilfe, erkannte der Elbenprinz. Die Farbe des Lebens wich immer mehr aus seinem Gesicht und machte ihn einem Toten ähnlicher als einem Lebenden.
Du musst durchhalten, bat der Elb ihn in seiner mystischen Sprache und drehte sich wieder zu seinem Freund um.
Aber da musste er unwillkürlich zurück schrecken.
Es war keine Einbildung gewesen! Etwas war in diesem Wald. Etwas das nicht da war. Ohne Aura.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte Legolas das Ding an, welches sich vor ihm befand, keine zwanzig Meter entfernt. Er musste hart schlucken, um den Knoten in seiner Kehle zu lösen. Etwas wie das hatte er noch nie gesehen.
Eine Knie hohe Lichtgestalt stand dort, nicht mehr als ein Stumpf. Keine Arme, keine Beine. War es überhaupt lebendig? Kurz vor dem oberen Ende waren zwei kleine blasse Punkte auszumachen, die sehr nahe beieinander lagen. Waren das Augen? Das Ding stand einfach nur regungslos da, bewegte sich kein Stück, machte keine Anstalten sich zu erklären.
Der Elb griff abermals mit seinem Geist nach dem Wesen. Doch da war nichts. Nur der Wald, der ihn noch immer mit Neugier durchflutete.
„Was bist du?" versuchte Legolas es leise und sanft.
Vielleicht antwortete ihm das Wesen? Aber es sagte nichts. Es war, als wäre es nicht da. Einfach nicht da.
Legolas Herz raste. Das war nicht möglich! Es ging nicht mit rechten Dingen zu! Wie konnte etwas in dieser Welt existieren, das er nicht erahnen konnte!
Blitzschnell, so dass nichts hätte reagieren können, zog er seinen Bogen und legte einen Pfeil an die Sehne. Das Holz knarrte angesichts solch einer Belastung und wollte sich entspannen. Doch Legolas ließ es nicht zu. Er musste vorbereitet sein, wenn das Ding vor ihm feindlich sein sollte. Er musste Faramir beschützen. Faramir.
Legolas riskierte einen kurzen Blick über die Schulter, um nach ihm zu sehen. Der Mann gab keinen Laut von sich.
Aber da durchfuhr es den Elben wie ein Schlag! Hinter ihm etwa in zehn Metern Entfernung war ein weiteres dieser Geschöpfe. Näher als das andere.
„Bei den Valar!" entfuhr es ihm und sein Atem stockte.
Für einen Augenblick zitterten seine Hände und er befürchtete, den Bogen nicht gespannt halten zu können. Aber dann gab er sich einen innerlichen Ruck und riss sich zusammen.
„Kommt nicht näher!" rief er, als er den ersten „Stumpf" wieder ins Visier nahm und seine Stimme hallte durch den Wald.
Aber er musste feststellen, dass es für diese Drohung bereits zu spät war und der erste Stumpf sich geräuschlos genähert hatte. Legolas holte das fast von den Beinen. Diese Dinger konnten sich absolut leise nähern, so dass nicht einmal seine sensiblen Ohren das ausmachen konnten!
„Bleibt weg von uns!" drohte Legolas ein weiteres Mal.
Da stöhnte Faramir zu seinen Füßen und wand den Kopf.
„Legolas, was ist los?" fragte er benommen.
Der Elb kniete nieder zu dem Verletzten und schaute sich nach der zweiten Lichtgestalt um. Sie stand noch dort, wo sie gewesen war.
„Hier geht etwas Seltsames vor sich, Faramir. Aber ich bin an deiner Seite. Sei ohne Furcht."
„Aber ich fürchte mich nicht."
Legolas kam alles sehr verwirrend vor. Faramir schien im Fieber zu sprechen.
Und ihm zog sich die Brust zusammen, als er erkannte, dass das erste Lichtwesen nun nur noch zwei Meter von ihnen entfernt war. Sollte er es tun? Er musste schießen! Legolas kannte die Absichten des Wesens nicht und fürchtete um das Wohl Faramirs. Er hatte keine andere Wahl.
„Tu es nicht Legolas," flüsterte der junge Truchsess und wurde von einem Keuchen unterbrochen.
Legolas war hin und her gerissen. Warum vertraute er nicht auf seinen Instinkt? Warum sagte ihm sein Instinkt gar nichts!
„Faramir, es ist ganz nahe bei uns! Ich kann es aber nicht spüren!"
Plötzlich zog sich das Wesen zusammen, bis es nur noch halb so groß war, wie eben. Es sah aus, wie eine zusammen gedrückte Stoffpuppe. Geknautscht. In einer schnellen Entladung sprang es wenige Zentimeter vom Boden ab und landete sofort wieder ein kleines Stückchen weiter vorn. Es berührte fast Legolas Pfeilspitze.
„Doch das kannst du. Fühlst du diesen Wald nicht, Elb?" brachte Faramir schwach heraus.
„Den Wald? Ich meine nicht den Wald. Diese Wesen!"
Der Truchsess öffnete die Augen ein klein wenig und sah Legolas an. Seine Lippen bildeten ein sanftes Lächeln und seine grauen Augen waren unglaublich tief und wissend.
„Sie sind der Wald. Was du vor dir siehst ist ein… Baumgeist. Jeder dieser Bäume hat einen Geist. Was du siehst ist nur eine Manifestation davon."
Legolas konnte nicht glauben, was er sah. Natürlich wusste er um die Aura eines Waldes, jeder Wald hatte eine, wenn auch nicht so ausgeprägt, wie dieser. Aber dass diese auch sichtbar werden konnte, das war ihm fremd.
„Sind sie böse?"
„Was spürst du in diesem Wald?" kam Faramirs Gegenfrage.
Der Wald war nicht böse. Neu. Unbändig. Neugierig. Aber nicht böse.
Legolas sog die Luft tief ein und ließ den Pfeil etwas sinken, damit das Wesen sich nicht verletzte – er wusste ja nicht einmal, ob sie sich überhaupt daran verletzten konnten!
Dann sah er sich den kleinen Stumpf genauer an, denn nun war er ja um einiges näher.
Die kleinen Äuglein blinzelten ab und zu, waren nun deutlicher zu erkennen. Der Baumgeist schien keine Angst zu haben und ihn neugierig zu betrachten. Kein Mund, keine Nase… Einfach nur ein dünner Zylinder mit dem Durchmesser einer Männerhand. So hätte Legolas sich einen Geist des Waldes nicht vorgestellt.
Das Wesen knautschte sich abermals zusammen und sprang ein bisschen vor. Nun war es nur noch wenige Zentimeter von ihnen weg. Legolas überlegte, es anzufassen, er wollte ertasten, ob der Baumgeist nur aus Licht bestand. Aber dann entschied er sich aus Respekt dagegen.
Als er aufsah, bot sich ihm ein unglaubliches Bild. Es waren hunderte! An jedem Baumstamm stand nun ein kleiner Baumgeist, manche dicker, manche dünner, manche größer, manche kleiner. Und doppelt so viele Äuglein schauten sie blinzelnd an.
„Da sind jede Menge von ihnen."
Aber Faramir antwortete nicht. Er war wieder bewusstlos und im vermeindlichen Schlaf lächelte er.
Der kleine Baumgeist vor ihnen machte einen letzten Sprung und stand nun direkt vor Faramir. Legolas nahm den Pfeil von der Sehne und steckte ihn wieder in seinen Köcher, legte den Bogen auf die Erde.
Das Geschöpf beugte sich ein wenig – so weit sein ungelenker Körper es ihm erlaubte – vor und schien sich Faramir anzusehen. Dann bog es sich wieder gerade und blinzelte Legolas an.
„Es geht ihm nicht gut," erklärte Legolas ohne zu wissen, ob er verstanden wurde.
Doch auf einmal fingen die Geister um ihn herum an, zu schwingen. Sie neigten sich sacht in die eine Richtung, dann in die andere. Es sah aus, als wären sie Grashalme, die sich im Wind wogen, nur dass weder Wind noch Grashalme der Realität entsprachen.
„Was geht hier vor?"
Es war beeindruckend. Legolas spürte sich plötzlich unglaublich sicher und wohl in diesem Wald. Ein warmer Hauch durchfuhr seinen Körper und da stimmte der Wald einen Klang an, der die Welt durchforschte, in alle ihre Ritzen drang und nach einer ewig langen Reise in weit entfernte Teile wieder zurück hallte. Legolas schluckte hart. War das wirklich oder fiktiv?
Da sprangen die Stämme alle durcheinander und plötzlich herrschte Chaos. Der Wald drehte sich und Legolas verlor schnell die Orientierung. Nur der Baumgeist vor ihnen bewegte sich nicht, gab ihm einen Punkt zum fixieren.
„Was tut ihr da? Elbereth!" schrie der Elb in diesem Taumel des Waldes, schloss die Augen so fest es ging.
Die Welt geriet für ihn aus den Fugen, die Schwerkraft schien sich aufzuheben und ihn in verschiedene Richtungen zu ziehen. Chaos herrschte!
Still.
Legolas stand da mit geweiteten Augen und offenem Mund, erstarrt. Er war wie taub. Aber der Boden unter seinen Füßen war noch immer da. Sein Geist suchte noch nach seinem Körper, war aber selbst zu gelähmt.
Da fühlte er ein dumpfes Schlagen an seinem Unterschenkel.
Legolas sah nach unten. Der kleine Baumgeist hatte sich zu einem Winkel gebogen und schlug nun mit der flachen Oberseite an sein Bein.
Legolas rührte sich nicht. Aber sein Körper fing an zu kribbeln, als das Blut sich wieder durch seine Adern drückte. Als er aufsah, bemerkte er in irgendeiner hinteren Ecke seines Bewusstseins, dass die Sonne weiter gewandert und der Tag weit voran geschritten war.
Zeit vergeht. Wir können sie nicht erfassen.
Sein Geist klärte sich, seine Vernunft kehrte zurück und Legolas fand sich in seinem Körper wieder.
„Was…" die Worte erstarben ihm auf den Lippen.
Er war nicht fähig zu fragen, denn er würde auch keine Antwort bekommen. Sein Verstand wehrte sich noch, aber sein Herz war bereits dort, wohin jener noch folgen würde.
Die vielen Waldgeister um ihn hatten sich neu geordnet. Sie standen nicht mehr verteilt, sondern in mehr oder weniger geordneten Linien. Zwei Linien, um genau zu sein. Wie ein Weg.
Der Geist vor ihnen zog sich zusammen und sprang ein paar Zentimeter. Drehte sich um und blinzelte Legolas an.
Dann sprang er wieder, drehte sich um und sah Legolas an.
„Ja, ich komme."
Der Elb nahm den Verwundeten auf die Arme und schritt an dem kleinen Baumgeist vorbei, ungewiss, wohin ihn die Geister leiten würden. Der Geist versuchte dem Elben zu folgen, hielt Schritt, auch wenn es mühsam aussah. Zusammen folgten sie dem ungewissen Weg.
Eowyn seufzte schwer. Alles schien ihr unwirklich und absurd. Die Prüfungen, die drohende Gefahr… dieser Wald. So abrupt, wie er angefangen hatte, so hörte er auch wieder auf. Und vor ihnen grau und riesenhaft tat sich ein unfreundlicher Weg vor ihnen auf.
Drohend säumte ihn je eine steile Wand, zur Linken und zur Rechten. Sie sah auf jeden unbarmherzig und kalt herab, der sie zu durchschreiten suchte.
Auch Boromir schien blass und plötzlich hager. Das Herz des Kriegers war um einen Meter tiefer gesunken, als die steinernen Wände sich vor ihnen aufgetürmt hatten und ihnen den Verlauf ihres Weges nur zu offensichtlich preisgaben. Taktisch wäre es sicherlich nicht klug gewesen, sich darauf einzulassen, die Schlucht zu betreten. So hatten sie doch gerade die eine im freien Fall überquert, so sollten sie sich nun in die bezwingende Enge einer nächsten begeben? Zu Kriegszeiten hätte Boromir niemals einen solchen Ort betreten, denn unter Garantie wäre es eine Falle gewesen. Und auch jetzt war er sehr argwöhnisch. Gab es keinen anderen Weg? War Faramir hier überhaupt entlang geritten? Es gab keine Spur von ihm und Legolas, aber ihre Pferde hätten welche hinterlassen müssen. Ein furchtbares Bild kam ihm in den Sinn:
Faramir mit weit aufgerissenen Augen, wie er in den Nebel stürzte. Wenn er nun schon dort versagt hatte? Schnell schüttelte er das Grauen aus seinen Gedanken und atmete leise aus.
„Was ist das wieder für eine Prüfung?" fragte Boromir düster.
Gandalf schien ein sanftes Lächeln auf den Lippen zu haben. Er sah der Schlucht entgegen und der Wind spielte mit seinem weißen Haar. Wie Boromir sich doch wünschte, auch solche Zuversicht zu haben.
„Zwei Prüfungen haben wir bereits bestanden. Jetzt ist es an der Zeit auch die letzte Hürde zu nehmen. Pippin. Lege deine Zweifel ab."
Der kleine Hobbit starrte die ganze Zeit hinauf, wo die steilen Hänge zu enden vermochten. Er musste schwer schlucken und darauf Acht geben, dass seine Beine nicht nachgaben.
„Gandalf…" seine Stimme brach, die Worte erstarben.
Der Hobbit sah klein und verlassen aus, seine Haut war aschfahl und die kleinen Hände zitterten. Diese Dimensionen! Irgendetwas erinnerte ihn an die Zwergenstadt unter den Bergen. Moria. Ihm war auf einmal bitter kalt.
„Deine Freunde sind mit dir, junger Hobbit," sprach Boromir leise auf ihn ein.
Er wollte weiter. Er wollte herausfinden, was mit seinem Bruder passiert war. Aber wenn Pippin nun einen Rückzieher machte, würde es nur noch viel länger dauern, bis sie dieses große graue Ungetüm hinter sich lassen würden.
„Geduld. Wir werden sie schon noch einholen," gab Streicher ihm zu Bedenken und nahm Boromir sachte am Arm.
„Ich weiß. Aber so lange habe ich ihn nun nicht mehr gesehen. Mein Herz drängt mich, ihm nach zu reiten."
Eowyn sah den Bruder ihres Mannes mitfühlend an. Auch sie vermisste Faramir. Aber was Boromir im Moment durch machte, konnte sie nur erahnen.
„Auch mich drängt es. Aber ich werde Pippin nicht einfach so zurück lassen. Auch er nahm schon unglaubliche Gefahren auf sich, um Faramir bei zu stehen, aus Schuld, wie er glaubte. Aber nun, da sich herausstellt, dass du, Boromir, lebst… steht wohl mehr Faramir in seiner Schuld. Dennoch nimmt Pippin es auf sich, ihm zu folgen."
Erschrocken sah Boromir den Halbling an. Ja, Aragorn hatte ihm berichtet, wie Pippin Faramir gerettet hatte, dass er sich in den Dienst seines wahnsinnigen Vaters gestellt hatte, weil er glaubte, an seinem Tod schuld gewesen zu sein.
Aber war er dies nicht? Boromir kamen nun doch Bedenken. War er denn niemals Tod gewesen? Drei Pfeile hatten seine Brust einst durchbohrt, hatten ihn zu Boden gezwungen. Er hatte das Blut in seinem Mund schmecken können. Er konnte das Rasseln seiner eigenen Lunge hören, die durchbohrt im Begriff war, sich mit Blut zu füllen.
„Pippin! Warum folgtest du Faramir?"
Der kleine Hobbit sah Boromir mit großen und unverständigen Augen an, atmete schnell und aufgeregt von dem Schwindel, der vom Anblick der Schlucht entstanden war.
„Du hast dein Leben für mich gegeben, Boromir," sagte er als sei es selbstverständlich.
„Aber das habe ich nicht. Sieh! Ich lebe!"
Langsam verstand Pippin, was Boromir meinte und er ließ seinen Blick zu Boden gleiten. Gandalf stützte den Halbling mit einer Hand und sah wartend und etwas traurig auf ihn herab. Der Zauberer wollte hören, wie der Hobbit darüber dachte, was er für sich entschieden hatte.
„Aber es macht keinen Unterschied, Boromir. Du bist für Merry und mich gestorben. Welche Macht auch immer das Wunder getan hat, dich uns zurück zu geben… sie ist nicht die meine. Und Faramir braucht meine Hilfe. Er ist mehr als nur der Bruder des Mannes, dem ich verschuldet bin. Er ist mein Freund."
Gandalf ließ die aufgestaute Luft aus seiner Brust weichen und lächelte sanftmütig. Er hätte es sich denken sollen, dass dieser kleine Tuk so dachte. Und er war stolz auf ihn.
Boromir schwieg. Er war gefangen zwischen Rührung und Zweifel.
Aragorn kniete nieder und war somit auf Augenhöhe mit Pippin.
„Ich wünschte, ich würde diese Lande kennen, Pippin. Dann würde ich einen anderen Weg bestimmen, wenn es den überhaupt gibt. Aber in dieser gegenwärtigen Situation kann ich dir dies nicht tun und es bleibt mir nur, auf dich zu vertrauen, was ich auch tue. Du bist so festen Herzens und von solchem Mut, dass du bisher noch die größten aller Gefahren durchstanden hast. Und ich vertraue darauf, dass du auch diese meisterst."
„Ich hätte im Auenland bleiben sollen. Wegen mir kommt ihr noch allen in Schwierigkeiten…"
„Du törichter Tuk!" Gandalf Stimme war plötzlich laut und hart, weckte den Hobbit, wie aus einem Traum. „Wer hätte uns denn dann gewarnt! Wer hätte und Faramirs Worte überbracht!"
Für alle sah es so aus, als wäre Gandalf tatsächlich sauer und wütend über Pippins Betragen. Frau Eowyn wollte gar schon an Pippins Seite treten und ihn verteidigen, als Aragorn sie mit einem viel sagenden Lächeln zurück hielt.
Hobbit und Zauberer starrten sich an. Gandalf ernst und böse und Pippin aufschauend und mit fragenden Augen. Aber dann zogen sich bei beiden die Mundwinkel nach oben.
„Das war schon ganz schön wichtig, nicht wahr?" ein schelmischer Unterton war in Pippins Stimme zu hören.
„In der Tat, Peregrin Tuk, hast du diese Suche ins Rollen gebracht."
Pippin wuchs fünf Zentimeter.
„Das stimmt… ich kann dann ja jetzt nicht einfach verschwinden, nicht wahr?"
„Es wäre schon ganz schön seltsam," gab Gandalf nachdenklich hinzu.
Eowyn wechselte erstaunte und ratlose Blicke mit Boromir, zumal Gandalf ihnen sicher auch so nachgeritten wäre. Aber dann zuckte sie die Schultern und akzeptierte die Situation, so dass Boromir nun ganz allein verwirrt da stand.
„Ich denke, du kannst es dieser Schlucht zeigen," feuerte Eowyn Pippin an.
Pippin ballte seine Hände zu Fäusten.
„Ja. Das kann ich!" schrie er schließlich aus und stapfte mutig auf die Schlucht zu.
Er würde mit ihnen gehen! Er würde der erste Hobbit sein, der diese Schlucht durchquerte und damit schon an Größe gewinnen!
Aber…
Das konnte er ja auch hinter Gandalf oder Streicher. Er blieb stehen und sah sich verdutzt um, wo denn nur die anderen waren. Diese standen noch immer am Waldrand und sahen ihm nach.
„Wo bleibt ihr denn!" rief Pippin herausfordernd und hoffte, dass er einigermaßen überzeugend klang.
Streicher wandte sich zu Gandalf und setzte sein typisches Grinsen auf.
„Warte Pippin," rief er. „Ich bin der König und habe noch immer die Verantwortung für euch alle. Deshalb werde ich auch vorgehen."
Genau das hatte der kleine Hobbit auch gehofft. Streicher ging an Pippin vorbei, ohne sich etwas anmerken zu lassen und übernahm die Vorhut. Boromir folgte Aragorn sofort. Zusammen betrat die Gruppe die Schlucht und sah sich nach wenigen Schritten von unüberwindbaren Mauern umschlossen. Es war beklemmend.
Aragorn wandte den Kopf zur Seite und sah Boromir an.
„Du sorgst dich allzu sehr, mein Freund. Neben dem ungeliebten Sohn ist Faramir noch immer ein Mann. Ein nicht zu unterschätzender Mann, will ich meinen."
„Daran zweifle ich nicht," seufzte Boromir und sah sich vorsichtig nach Eowyn um.
Ihre blauen Augen beobachteten ihn, Boromir musste seine Worte mit Bedacht wählen.
„Die Zeit scheint immer schneller zu vergehen, findest du nicht?"
Boromirs Frage wurde mit einem Zucken von Aragorns Augenbrauen quittiert.
„Ich meine, immer versuchte ich, Schritt zu halten, aber jedes Mal bin ich zu spät. Zuerst wollte ich den Ring von Frodo – Elbereth zu Dank habe ich ihn nicht bekommen – aber ich war einen Schritt zu spät. Als ich mich dann bei Frodo entschuldigen wollte, war ich wieder zu spät… wie auch bei der Rettung der Hobbits… und nun… uns rennt die Zeit davon."
„Wie meinst du das?" fragte Streicher und sah nach hinten, wo er ein sachtes Beben auf Eowyns Lippen beobachten konnte.
„Was ich in den Büchern meines Vaters las, beunruhigt mich. Wir sollten uns sputen."
„Bald schon haben wir die letzte Prüfung hinter uns gelassen. Gandalf leitet uns sicher. Danach kann es nicht mehr weit sein."
„Ob Legolas wohl bei ihm ist?"
„Er ist es sicher. Faramir ist nicht allein."
Boromir nickte. Im Moment wollte er lieber in diesem Glauben bleiben. Das furchtbare Bild vom Nebel verdrängte er tief ins hintere Bewusstsein, wo es unnachgiebig nagte, aber nicht hervor kommen konnte.
Nach einer Weile Schnaubte Schattenfell und wurde etwas unruhig.
„Seht! Dort vorne ist der Ausgang!" sagte Gandalf. „Das Ziel ist zum Greifen nahe!"
Ein Lächeln erschien auf Aragorns Lippen und er war froh, dass bisher alles so gut abgelaufen war. Sein Haar war strähnig und kräuselte sich durch die Nässe. Er sah nicht viel anders aus, als damals. Der Dreitagebart stand ihm gar vorzüglich und machte sein Gesicht noch markanter.
Eowyn dachte an die Schlacht um Helms Klamm, als gerade dieser Herr Aragorn ihr Herz gebrochen hatte. Dies konnte nun nicht mehr passieren, aber bei dem Anblick allein wurde sie von Wehmut erfasst.
Aber sie waren fast da. Wenige Meter trennten sie von einem saftigen Grün, das ihnen Erlösung von dieser Enge versprach.
Aragorn war der erste, der die Schlucht verließ. Kein Stein hatte sich ihnen in den Weg geworfen. Sie waren einfach so durch die Schlucht gegangen. Aber als Eowyn die Schlucht verließ auf ihrem hellen Ross, überflutete sie ein Schauer, den sie nicht zu deuten vermochte. Vielleicht war es nur ein Windstoß gewesen?
„Wir haben es geschafft!" rief Boromir übermütig aus.
„Wenn das denn die Prüfung gewesen sein sollte," gab Streicher zu bedenken.
Aber Gandalf schüttelte den Kopf.
„Ich glaube, wir haben es überstanden," aber da durchströmte ihn etwas gewaltiges und berauschte seine Sinne.
Gandalf hatte so etwas noch nie vernommen. Er starrte fasziniert in den unglaublich dichten Wald vor ihm, der keinen Ausblick auf sein inneres gab.
„Gandalf, was ist?" fragte Pippin aufgeregt und zupfte den Zauberer am Ärmel.
„Phantastisch!" keuchte dieser.
