Disclaimer: Siehe 1. Kapitel
An alle lieben Reviewer: Ganz lieben Dank und lasst euch für eure lieben Worte *knuddeln*
Die Antworten findet ihr wie immer am Ende des Kapitels. Einen ganz besonderen Dank an meine Fabi. Irgendwann begreife auch ich die Kommasetzung. *g*
Ihr findest es nicht langweilig in meinem alten Tagebuch zu blättern? Nein? Na, dann seid wieder herzlich willkommen. Lest hier von einem ganz bestimmten Frühlingsfest. Legolas ist inzwischen 11 Jahre alt, besser gesagt; jung.
4. Frühlingsfest in Eryn Lasgalen
Helle Aufregung und geschäftiges Treiben herrschte nun schon seit ein paar Tagen im Grünwald. Der Frühling hatte Einzug gehalten und wie in jedem Jahr wurde er mit einem Fest fröhlich willkommen geheißen.
Emsiger Betrieb herrschte überall und man hörte allerorts Lieder und lachende Stimmen. Einige der Elben waren damit beschäftigt, die weißen, filigranen Pavillons auf der großen Wiese vor Thranduils Palast aufzustellen, unter welchen die Tafeln und Tische für das große Bankett platziert wurden. Andere flochten Blumen zu Girlanden und drapierten diese zwischen den Zelten. Die Sonne legte ihren warmen Glanz über alles und der Wind strich sanft und lau darüber hinweg.
***
Legolas nahm das große, braune Buch aus dem Regal und legte es behutsam ab. Es war alt und der Staub auf ihm zeugte davon, dass es lange nicht mehr benutzt worden war. Er wischte es ab, notierte den Titel und ordnete es im nebenstehenden Regal wieder ein. Dann griff er nach dem Nächsten und schrieb ebenfalls den Titel auf das vor ihm liegende Pergament, säuberte das Buch und stellte es zu den Anderen in das Regal. Schon wollte er das größte der Bücher aus der unendlich langen Reihe von Büchern und Karten herunterholen, da holte ihn die Stimme seines Lehrers aus der Eintönigkeit seines Treibens.
„Legolas, beende bitte deine Arbeit! Dein Vater erwartet dich in seinem Arbeitszimmer."
„Ja, Meister Erubon."
Legolas strich sich eine Haarsträhne, welche ihm vorwitzig ins Gesicht fiel, zurück. Dabei verteilte er den Staub und die Tinte von seinen Händen gleichmäßig über seine Wange. Er räumte seinen Platz auf, inzwischen schon mit geübten Handgriffen. Seit 8 Monden war er nun schon hier. Am Vormittag hatte er Unterricht, Strategie und Kampfesweise, sowie Sprachen. Den Nachmittag verbrachte er mit Meister Erubon in der Bibliothek und dort musste er helfen, die Buchbestände zu katalogisieren und zu reinigen. Eine fürchterliche Arbeit, er hasste sie. Die Sonne schien warm und hell durch die hohen Fenster und lockte nach draußen, aber er verbrachte seine Zeit mit verstaubten Büchern. Noch 4 Monde hatte er vor sich, dann hatte er sein Jahr abgeleistet und er dürfte dann endlich wieder nachmittags mit Ledian umher streifen. Oh, wie er es vermisste!
Seinen Freund Ledian sah er nur für wenige Zeit, am Abend, vor dem Essen und dann auch nur im Garten am Palast. Ja, dies war die Strafe, welche Legolas für seinen Ausflug zur Jagd auf Spinnen erhalten hatte. Ledian war nicht viel besser davon gekommen. Nach seinem Unterricht musste er den Stallburschen zur Hand gehen, doch nicht zum Ausführen der Pferde. Nein, Ausmisten, Zaumzeug säubern und pflegen. Reiten war verboten und die Pferde zur Koppel begleiten war ebenfalls nicht erlaubt. Auch Ledian hatte ein Jahr abzuleisten und er zählte die Tage, wie Legolas.
Der junge Prinz verabschiedete sich von Meister Erubon und machte sich auf den Weg zu seinem Vater. Sehnsüchtig glitt sein Blick hinaus auf die Wiese. Wie gern wäre er jetzt dort. Inmitten der anderen Elben, und wenn er nur für einen kurzen Moment dabei sein könnte. Aber es nützte nichts, sein Vater war hart in solchen Dingen. Da halfen kein Betteln und auch kein Lamentieren.
***
„Thranduil, das kannst du nicht machen."
„Wieso nicht?"
„Du weißt genau, Legolas ist dein Thronfolger und hat demnach auch seine Pflichten, er muss bei dem Empfang und auch bei dem Fest dabei sein. Es wäre einfach unhöflich gegenüber unseren Gästen."
„Ja, ich weiß. Aber wie soll er begreifen, dass er einen Fehler begangen hat, wenn ich nun nachgebe?"
„Wieso nachgeben? Du gibst nicht nach, Legolas erfüllt seine Pflichten auf dem Fest. Danach kehrt er wieder zurück zu seinen bisherigen Pflichten."
„Er wird es nicht so sehen."
„Doch, glaube es mir, Thranduil. Er kann schon sehr gut den Unterschied erkennen. Außerdem sind ein Empfang und das anschließende Festessen nun wahrlich nicht das, wonach einem 11-jährigen Elben der Sinn steht. Er wird es schon als einer Art Pflicht sehen. Lassen wir ihn doch den ersten Tag als Bewährung und das Kostümfest dann als Zugabe?"
Zärtlich legte ich meine Hand auf die Brust von meinem König und schaute auf, in sein Gesicht. Ein Lächeln kräuselte sich um seine Mundwinkel. Das waren die kleinen Momente, die ich so liebte. Wir, ganz allein und vergessen waren für Bruchteile von Minuten alle Sorgen und aller Ärger. Dann zählten nur wir und unsere Liebe.
„Du hast Recht. Wir werden es so machen. Den ersten Tag erhält er als Bewährung. Läuft alles gut, darf er am Kostümfest teilnehmen."
„Dann wirst du ihn jetzt rufen lassen und es ihm mitteilen? Er muss sich noch fertig machen und ein wenig Zeit zum Erholen sollten wir ihm auch lassen."
„Ja, ich lass ihn holen und dann schick ich ihn zu dir, einverstanden?"
„In Ordnung, mein großer König unter Buchen und Eichen."flapste ich ein wenig und zwinkerte ihm zu. Er lächelte zurück und seine Augen taten es mehr als sein Mund. Mit einem kleinen zarten Kuss verließ ich sein Arbeitszimmer und ging zu unseren Gemächern.
***
Legolas schlich den langen Gang entlang und gab sich ganz seinem Selbstmitleid hin. Wären sie damals nur nicht auf diese Schnapsidee gekommen. Spinnenjagen! Wie konnten sie nur glauben, sie würden so mir nichts dir nichts eine Spinne erwischen? Na, es half alles nichts, die Suppe hatten sie sich eingebrockt und nun mussten sie sie eben auch auslöffeln.
An der Tür des Arbeitszimmers seines Vaters angekommen machte er halt und klopfte an.
„Herein, bitte! Legolas, komm, ich muss mit dir sprechen."
Legolas ließ sich in einem der Sessel nieder und wartete gespannt auf das, was ihm sein Vater zu sagen hatte. Es musste etwas Besonderes sein, denn sonst wurde er nicht hierher bestellt. Alles wurde in den Gemächern der Familie besprochen oder am Tisch, beim Essen.
Thranduil setzte sich in den Sessel neben Legolas und fing an zu erzählen, „Du weißt, wir haben unser alljährliches Frühlingsfest und aus gegebenen Anlass auch besondere Gäste in unserem Haus. Heute Abend findet der Empfang und das Festessen statt. Morgen wird dann der Kostümball sein. Ich möchte, dass du deine Pflichten als Thronerbe wahrnimmst. Du wirst heute anwesend sein."
Legolas brauchte einen Moment, bis er verstanden hatte, was sein Vater da eben gesagt hatte. Er durfte wirklich am Frühlingsfest teilnehmen? Thranduil konnte in dem Gesicht seines Sohnes förmlich die Freude lesen. Die blauen Augen strahlten und ein Lächeln zeichnete sich auf das Gesicht des jungen Elben. Der König strich seinem Sohn eine vorwitzige Strähne seines blonden Haares aus dem Gesicht und sagte zu Legolas: „Geh jetzt zu Nana, sie wartet auf dich und spring noch mal in die Wanne, du trägst den Bücherstaub förmlich auf der Nase." Thranduil konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, Legolas hatte den Staub quer über das Gesicht verteilt und sah eher einem Streifenhörnchen ähnlich, als einem Elb.
„Nun lauf!"
„Ja, Ada"war das Einzige, was Legolas herausbrachte.
Er durfte zum Frühlingsfest! So schnell wie er konnte sauste er die Gänge entlang. Er konnte gerade noch rechtzeitig vor der Tür stoppen. Als er den Raum betrat sprudelte es schon aus ihm heraus:
„Nana, ich darf heute Abend dabei sein. Ich muss schnell baden und ich brauche meine Gewänder. Hilfst du mir die Haare flechten?"
„Langsam Legolas, immer mit der Ruhe. Du hast noch genügend Zeit. Deine Gewänder sind schon bereitgelegt und das Badewasser ist ebenfalls schon vorbereitet."
So schnell wie heute war Legolas noch nie in der Wanne gewesen. Ruckzuck hatte er seine Sachen abgestreift und war in das Wasser geglitten. Prustend und schrubbend saß er in der Wanne und seine Wangen überzog eine leichte Röte, ob vom heißen Wasser oder vor Aufregung, konnte man nur vermuten.
Gegen Abend trafen sich alle auf der großen Wiese ein und die Plätze wurden eingenommen. Der König, Legolas und ich, saßen in der Mitte der großen Tafel, welche halbkreisförmig aufgestellt war. Zu unseren rechten und linken Seiten saßen unsere Gäste. Aus Bruchtal waren Lord Elrond und Lord Glorfindel zu Gast. Keine häufigen Gäste, denn Thranduil stand allen Elben außerhalb seines Reiches und vor allem Menschen, sowie anderen Rassen nicht sehr aufgeschlossen gegenüber. Ganz langsam und mehr aus der Not heraus öffnete er die Grenzen für Besucher.
Aus Rohan waren der Lord Halras und Lord Geator angereist. Es war das erste Mal, dass Menschen hier in Eryn Lasgalen verweilten. Auf Anraten von Lord Elrond waren Gespräche geführt worden, zwecks der Aufnahme von Handelsbeziehungen und der Schaffung von Handelsstraßen, die auch durch den Grünwald führen sollten. Neben den Gästen saßen die Berater Thranduils und dann die anderen Lords und Ladys von Eryn Lasgalen. An den vielen kleinen Tischen rund auf der Wiese verteilt saßen die Elben des Waldlandreiches. Immer noch neugierig schauten sich die Menschen im Kreis der Elben um, beeindruckt von der Schönheit des Elbenreiches und deren Bewohner. Ebenso interessiert wurden die Menschen von den Elben betrachtet, nur nicht so offensichtlich.
Stille kehrte ein und der König von Eryn Lasgalen ergriff das Wort. Er begrüßte die Gäste und hieß sie herzlich in seinem Reich willkommen. Nach einer kurzen Pause ertönte der zarte Klang der Harfen und Thranduil sprach dazu den rituellen Frühlingsgruß an die Valar, mit der Bitte, das neue Jahr mit reichlichem Wachstum zu segnen und den Wesen von Mittelerde den Frieden zu erhalten. War dieses Zeremoniell für alle Elben schon sehr ergreifend, so war es das für die Menschen umso mehr.
Ringsum wurden nun Kerzen in kleinen weißen Ballons aus Pergament angezündet und ein ganz eigener Glanz erstrahlte über der festlich geschmückten Wiese. Die Musiker spielten und es ertönten die glockenhellen Stimmen der Elben in einem wunderbaren Gesang. Der laue Frühlingswind streichelte fast zärtlich über Alles und Jeden hinweg und brachte den Duft des Waldes und den ersten Blumen mit sich. Die vielfältigsten Speisen und Getränke wurden gereicht und es herrschte eine ausgelassene und fröhliche Stimmung. Die anfängliche Zurückhaltung der Menschen und Elben gegeneinander wich einem zwanglosen und freundlichen Umgang. Längst hatte man sich in Gespräche über die Pferdezucht und die Vorzüge der jeweiligen Rassen vertieft.
Legolas war fasziniert von dem ganzen Treiben, besonders nach der langen, eintönigen Zeit in der Bibliothek. Interessiert lauschte er den Erzählungen der Menschenlords. Nie zuvor hatte er Menschen gesehen. Den Helm, welchen er von den Pferdeherren aus Rohan besaß, war ein Geschenk von Elladan gewesen. Elladan, einer der Zwillingssöhne des Lord Elronds aus Bruchtal, war vor drei Jahren mit dem Lord schon einmal hier und hatte ihn als Geschenk für Legolas mitgebracht. Schon damals war Legolas neugierig auf diese Menschen gewesen, welche in großen, hügeligen, fast baumlosen Tälern zu Hause waren und die berühmten Rohanpferde züchteten. Aber trotzdem hielt ihn heute noch ein anderer in seinem Bann. Lord Glorfindel. Der Vanya aus Gondolin hatte es dem jungen Prinzen angetan. Legolas konnte seine Augen nicht von dem blonden Lord lassen. Lord Glorfindel, der der den Balrog von Morgoth tötete, in Mandos Hallen einzog, die Gnade der Valar erfuhr und auf Mittelerde zurückkehren durfte. Mit vor Staunen weit geöffneten Augen und einer zeitweise herunterklappenden Kinnlade verfolgte der Blondschopf jedes Wort und jede Bewegung, die der Vanya tat.
Dies blieb Thranduil nicht verborgen und er ermahnte seinen Sohn, indem er ihm leise mit einem Augenzwinkern ins Ohr raunte: „Legolas, bitte starre Lord Glorfindel nicht so an und schließe deinen Mund, du fängst damit noch Fliegen."
Etwas verlegen schlug der Prinz die Augen nieder und entschuldigte sich bei dem großen, blonden Krieger aus Bruchtal. „Entschuldigt Lord Glorfindel, ich wollte nicht unhöflich sein, aber ich habe schon so viel über Euch und Euren Kampf mit dem Balrog gehört und ich würde gern alles darüber erfahren."
„Prinz Legolas, Ihr müsst Euch nicht bei mir entschuldigen, Euer Interesse an meiner Person ehrt mich und ich berichte Euch gern, was Ihr wissen möchtet."entgegnete Lord Glorfindel Legolas und ein Leuchten trat in die Augen des jungen Elben.
„Wollen wir ein Stück gehen und uns unterhalten?"
„Nur zu gern, Lord Glorfindel."Fragend schaute sich der junge Prinz nach seinem Vater um. Dieser nickte nur mit einem Lächeln im Gesicht. Schon war Legolas an der Seite des Lords und sie verließen schwatzend die Wiese in Richtung Waldrand.
„Lord Glorfindel, könnt Ihr mich bitte nur Legolas nennen?"
„Du magst deinen Titel nicht?"
„Es ist nicht der Titel, Lord Glorfindel, aber alle die mich so ansprechen, verhalten sich so zurückhaltend mir gegenüber und das mag ich nicht. Leider nennen nur mein Ada und meine Nana und natürlich mein Freund Ledian mich bei meinem Namen."
„Gern erfülle ich dir diesen Wunsch, wenn auch du mich nur bei meinem Namen nennst."
„Darf ich?"
Ein Strahlen legte sich auf Legolas Gesicht und stolz blickten zwei große blaue Augen zu dem Balrogtöter.
So gingen die Beiden durch den angrenzenden Wald und der Lord berichtete Legolas alles über die alte Zeit. Legolas hing an den Lippen des großen Kriegers und sog jedes Wort in sich auf wie ein Schwamm. Nach einer Weile gelangten sie an einen kleinen Busch. Erstes zartes Grün schmückte diesen und rote, leicht vertrocknete, ovale Früchte hingen an ihm.
„Kennst du dieses Gewächs?", wandte sich Glorfindel an Legolas.
„Ja, das ist ein Hagebuttenstrauch und er hat noch ein paar Samenkapseln aus dem vorigen Jahr.", wies der Blondschopf auf die Früchte am Strauch.
„Weißt du auch, was man damit machen kann?", wollte der erwachsene Elb von dem jungen wissen.
„Tee.", kam es von dem Kleinen.
„Ja, das auch, aber ich meine etwas ganz anderes.", erzählte der Lord und ein Grinsen umspielte seine Lippen. Erinnerungen aus seiner Kindheit wurden wach. Oh, was für einen Spaß hatten er und seine Freunde damals, als sie die Früchte für einen anderen Zweck, als Tee zu kochen, missbrauchten.
Glorfindel brach eine der Früchte ab. „Siehst du die Samen darin?"wandte er sich mit der geöffneten Frucht an den Prinz. Sie haben eine besondere Eigenschaft. Neugierig, was ihm der Lord nun zu erzählen hatte, hörte Legolas zu und der Vanya berichtete von den Eigenheiten dieser Samen und sie waren noch lange vertieft in ihr Gespräch.
***
Es war spät in der Nacht, als sich dann die letzten der Feiernden zurückzogen und der König und auch ich das Fest verließen. Ein wunderbarer Tag war vorüber und ich war nicht nur auf meinen kleinen Elben stolz. Er hatte sich bei seinem ersten offiziellen Auftritt bravourös geschlagen. Aber auch mein großer Elb war heute über seinen Schatten gesprungen. Für einen Abend hatte er seine Vorbehalte Fremden gegenüber vergessen und war den Menschen in der Manier des Elbenlords Elrond begegnet.
Ich nahm im Sessel vor dem Kamin Platz und blickte in den kalten Schlund der Feuerstelle.
„Was meinst du Thranduil, hat er sich sein Kostümfest verdient?"
Mein König ließ sich auf dem Sessel neben mir nieder und griff nach meiner Hand. Er führte sie an seine Lippen und hauchte einen Kuss darauf, so zart wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. Mit einem Lächeln auf den Lippen und einem leichten Grinsen in den Augen blickte er noch während des Kusses zu mir auf, schaute mir in die Augen und nuschelte, die Lippen noch an meiner Hand:
„Warum fragst du? Ich weiß längst, dass du es ihm schon gestattet hast."
„Oh, du hast uns belauscht, mein König?"gab ich gespielt beleidigt zurück.
„Denkst du darüber anders?"entgegnete ich ihm mit aufgesetzt strenger Miene und ich konnte nur schwer ein Glucksen verhindern. Dieser Blick von ihm – ich hätte schreien können vor Lachen. So sollten ihn mal die Anderen sehen. Mein König galt als strenger, aber gerechter Herrscher. Seine Gesichtszüge waren durch die vielen Kämpfe und das Leid, was er in seinem langen Leben schon erleben musste, hart geworden. Nicht oft waren sie so entspannt und weich wie jetzt in diesem Moment. Aber seit der Geburt von Legolas geschah es immer öfters und es freute mich. Dieser kleine Elb brachte eine Veränderung in das Königshaus von Eryn Lasgalen und mit ihm sollte sich auch in Zukunft einiges an Neuem im Waldlandreich einstellen. Er ist etwas Besonderes, das spürte ich.
„Nein, ich bin stolz auf ihn. Er beweist seit 8 Monden seine aufrichtige Reue und ich hatte eigentlich nie wirklich vor, ihn von diesem Fest auszuschließen, aber ich bin mir mitunter unsicher was die richtige Methode seiner Erziehung ist. Ich möchte ihm die Liebe geben, die ein Vater seinem Sohn geben kann und auch die Erziehung und das Wissen sowie die Erfahrung mit auf den Weg geben, die er benötigt um einmal dieses Land zu regieren."
„Ich weiß, was du fühlst. Aber Thranduil, sei dir gewiss, Legolas könnte keinen besseren Vater haben. Du liebst deinen Sohn über alles und er weiß das. Und er weiß auch um die Verantwortung die er einmal übernehmen wird. Doch nun, mein König unter Buchen und Eichen, lass uns zur Ruh kommen. Es gibt auch noch andere Elben die dich lieben und brauchen."Mit einem Zwinkern verließ ich das Zimmer und ging in die Badestube.
Thranduil erhob sich schnell, solch eine Einladung ließ er sich nicht zweimal sagen. So schnell wie nur ein Elb sein konnte bewegte er sich in Richtung Bad und schaffte es doch tatsächlich, noch vor mir in der Wanne zu sein.
***
Mit einem herzhaften Gähnen räkelte sich Legolas im Bett. Der neue Morgen strahlte ihm entgegen und der fröhlich muntere Gesang der Vögel hatte ihn begrüßt. Es war ein schöner Morgen. Keine Bibliothek, keine staubigen Bücher und kein Federkiel, welcher, egal wie er ihn hielt, die Finger mit Tinte beschmierte. Schnell war er aus dem Bett und schlüpfte ins Bad, mit seinen Sachen unter dem Arm. Er wollte so schnell wie möglich raus. Vielleicht hatte er Glück und würde nach dem Frühstück Ledian sehen.
Gestern beim Fest hatte er ihn nicht ausmachen können, wahrscheinlich durfte er nicht anwesend sein. Was eigentlich nicht sehr verwunderlich war, denn dem Empfang und anschließendem Festessen wohnten normalerweise keine Elblinge bei. Aber heute, so war sich Legolas gewiss, war Ledian bestimmt mit dabei. Sein Vater hatte sicher auch eine Ausnahme gemacht und sie könnten sich heute sehen. Legolas hatte seinem Freund soviel Neues zu erzählen.
Schon war der Prinz fertig gekleidet und frisiert und machte sich auf den Weg zum großen Saal, wo bei feierlichen Anlässen stets die Mahlzeiten eingenommen wurden. Adar und Naneth waren sicher schon dort. Fröhlich lief er die Gänge entlang und die Dienerschaft sah seit langem wieder einen ausgelassenen, jungen Prinzen. Er steckte mit seinem Lächeln einen Jeden an. Wen er auch ansah, er zauberte ein Lächeln in des anderen Gesicht.
An der großen Flügeltür zum Saal angekommen, schlüpfte er flugs hinein. Zahlreiche Elben waren schon versammelt, aßen, tranken und unterhielten sich angeregt. Schnell hatte er seine Eltern erspäht und eilte auf sie zu. Am Tisch angekommen erinnerte er sich seiner Erziehung und begrüßte die anwesenden Gäste und Elben höflich. Dann stürmte er auf uns zu und begrüßte uns mit seinem fröhlichen Lächeln.
„Na, mein Sohn, auch schon die Federn verlassen? Wie würdest du heute gern deinen Tag verbringen? Ich befürchte ja fast, wenn ich dir jetzt frei gebe, dass du die Bücher vermissen wirst, oder doch nicht?"foppte Thranduil ihn ein wenig. Doch Legolas ließ sich nicht darauf ein, sondern sprudelte gleich seine Pläne für den heutigen Tag hervor.
„Ich würde gern mit Glorfindel zum Übungsplatz gehen. Er hat mir versprochen, dass er mir eine geheime Schwerttechnik der Elben aus Gondolin zeigt und dann möchte ich Ledian treffen, ich habe ihn schon so lange nicht mehr gesehen."
Und wie auf das Stichwort wartend kam Lord Glorfindel zu der heiteren Runde hinzu. „Oh, mae aur! 1) Ich bin doch nicht etwa zu spät?"
„Nein.", kam es gleich von Legolas, ehe noch irgendein anderer hätte antworten können. „Ich bin auch erst gerade gekommen."
„Na, dann bin ich aber beruhigt, ich dachte schon, ich hätte dich verpasst. Wollten wir beide nicht zusammen trainieren?"
„Oh ja, ich bin bereit. Wenn mein Ada mir die Erlaubnis gibt."fragend blickten ein paar große blaue Augen in Richtung des Königs. Ein leichtes Kopfnicken von ihm und schon hing ein kleiner Elb an seinem Hals und bedankte sich mit einem feuchten Kuss auf seine Wange.
„Dann sollte ich mich noch stärken, damit ich dir auch gewachsen bin und dann können wir auch gleich beginnen, einverstanden?"Ein Strahlen auf Legolas Gesicht war Antwort genug. Nach dem Essen verließen Glorfindel und der Prinz den Saal in Richtung Übungsplatz. Lord Elrond war bei Meister Erubon und fühlte sich in der großen Bibliothek sichtlich wohl, fast so wie zu Hause. Die Gäste aus Rohan waren schon zeitig zum Bogenschießplatz, mit den Beratern Thranduils und einigen Hauptmännern, aufgebrochen. Man wollte den Künsten der Elben zusehen und die neuen Pferde vorführen.
Thranduil und ich zogen uns in unsere Gemächer zurück. Wir hatten noch ein kleines Problem zu lösen. Für den Abend stand das Kostümfest an und Thranduil konnte sich bisher noch für kein Kostüm entscheiden.
„Nein, da bekommst du mich nicht hinein. Das zieh ich nicht an!"So ging das nun schon eine Weile und der Vormittag verstrich. Die Sonne stand schon an ihrem höchsten Punkt und wir waren keinen Schritt weiter.
„Dann geh doch nackt!"entfuhr es mir.
„Das wäre eine Möglichkeit."kam es trocken von Thranduil zurück.
Oh, dieser Elb konnte einen aber auch mitunter vollkommen aus der Fassung bringen.
„Du musst ein Kostüm tragen! Was macht es für einen Eindruck auf unsere Gäste, wenn alle, auch sie, in einem Kostüm erscheinen und der Gastgeber selbst grenzt sich aus?"
„Ich habe kein Problem mit einem Kostüm, ich habe ein Problem mit diesem Kostüm."kam es von dem blonden Elben zurück und er zeigte auf die Kleidung, welche über dem Sessel drapiert war.
„Gut, dann mach einen anderen Vorschlag."
„Seni, du bekommst mich nicht in die Kleidung eines Rohirrim! Nie!"
„Thranduil, überdenke es doch noch einmal, es wäre gleichzeitig ein diplomatischer Schachzug. Du zeigst mit dieser Geste deine Ehrerbietung gegenüber diesem Volk. Was sich bestimmt nicht negativ auf die zur Verhandlung offen stehenden Preise für die Pferde auswirken wird. Und außerdem finde ich, dass dir diese Kleider ausgezeichnet stehen. Sie unterstreichen auf so eine ganz eigene Art deine Männlichkeit."
„Mmh..."war das Einzige was von dem König zu hören war.
***
„Ledian, stell dir vor, dann urplötzlich drehte er sich um und parierte den Schlag! Glaube mir, er war unwahrscheinlich schnell, so habe ich noch keinen kämpfen gesehen."
„Werden wir ihn heute Abend zum Kostümfest sehen?", neugierig und mit vor Spannung großen Augen sah Ledian seinen Freund an.
„Na klar und dann stell ich dich ihm vor. Und du wirst ihn fragen können was du willst. Aber als was gehst du heute Abend?"
„Ich habe noch keine Ahnung. Was wirst du tragen?"
„Mmh, ich habe auch noch keine Idee. Aber ich denke in meinem Kleiderschrank werden wir schon fündig!"
Und schon waren die Beiden unterwegs zu Legolas Zimmer. Sie sausten durch die Gänge und Flure und die Dienerschaft, welche ihnen begegnete, machte freiwillig Platz. Niemand bückt sich gern nach allen möglichen, auf dem Boden breitverstreuten Utensilien. Vor den Gemächern der Familie stoppten sie und schnell waren sie darin verschwunden.
Mit wenigen Handgriffen war der gesamte Inhalt des Kleiderschrankes auf dem Boden verteilt und die Beiden wühlten nach passenden Teilen. Legolas stand inmitten der Kleider, zog eine weiße Tunika vor seinen Körper und nahm sich ein Schwert dazu.
„So, das passt – ich bin Lord Glorfindel!"sprach Legolas und drehte sich stolz vor Ledian im Kreis.
„Ja fein, du hast deins und denkst wohl jetzt, dass ich dir den Balrog spiele! Vergiss es, das mache ich nicht."Legolas' bester Freund war ein wenig wütend und verzweifelt zu gleich. Auch er wäre gern als Lord Glorfindel zum Kostümfest gegangen, aber Legolas war schneller und das wurmte ihn.
„Ach komm, Ledian, sei nicht eingeschnappt, du bist dann eben ...ähm... ja ich hab's, du bist der beste Freund von Lord Glorfindel. Du bist Lord Erestor!"
„Du mit deinen Ideen, wie soll das gehen? Du hast selbst erzählt, dass Lord Erestor so dunkle Haare hat wie Lord Elrond. Soll ich mir jetzt etwa die Haare einfärben? Meine Naneth bringt mich um!"
„Das ist ein Argument, lass mal überlegen."Grübelnd ließ sich Legolas nieder und die Beiden saßen im Schneidersitz auf einem Berg von Kleidern und warteten auf den rettenden Gedanken. Plötzlich schnellte der blonde Elb hoch und rief:
„Ich hab's! Los komm, wir müssen uns beeilen, die Zeit ist knapp. Wenn ich es richtig verstanden habe sind alle noch auf dem Schießplatz und bei den großen Koppeln. Komm, nimm die Beine in die Hand, dann schaffen wir es noch!"
„Was schaffen wir noch?"rief der rothaarige Elb, während sie durch die Gänge hetzten. „Wo laufen wir überhaupt hin?"
„Das erzähle ich dir, wenn wir dort sind, nun lauf!", antwortete der Blondschopf. An den Ställen angekommen stoppte Legolas abrupt und zog Ledian mit hinter die geöffnete große Stalltür.
„Pst, wir müssen erst sehen ob die Luft rein ist."Langsam schob sich der Prinz hinter dem Tor hervor und peilte die Lage. Mit einem Fingerzeig gab er zu verstehen, dass sie sich vorwärts wagen konnten. Leise und leicht geduckt schlichen sie sich in den Stall. Keiner der Stallburschen war zu sehen. Sie waren wahrscheinlich tatsächlich alle mit bei den Koppeln und so hatten unsere Wirbelwinde ungehinderten Zutritt zu den noch im Stall stehenden Pferden. Schnell war Legolas bei seinem Ziel angekommen. Sie standen vor des Königs Pferd, einem prächtigen, schwarzen Rappen, mit einem herrlich glänzendem Fell und einem langen, schönen, schwarzen Schweif.
„Nein, Legolas, das ist nicht dein Ernst! Du willst jetzt nicht den Schweif abschneiden?!"kam es entsetzt von einem ängstlich dreinblickendem Ledian.
„Pst, willst du sie denn alle gleich anlocken, dann kannst du auch gleich rausgehen und ein Fähnchen schwingen?!"zischte Legolas zurück. Ein wenig sanfter fuhr er fort: „Hast du denn eine bessere Idee? Außerdem wächst der wieder nach und wir nehmen ja nur ein Stück. Wir nehmen nur ein paar Strähnen, eben so viele, wie wir brauchen, um dir das schwarze Haar von Lord Erestor zu flechten."
Schon hatte der blonde Elb ein Messer in der Hand und wenige Zeit später hielt er ein Bündel dunklen Haares in seiner Hand. Ehrfürchtig glitt Ledians` Hand über den Zopf aus schwarzem Haar.
„Sie sind sehr schön."
„Dann komm, beeilen wir uns. Wir brauchen noch eine Robe für dich.", drängelte Legolas seinen Freund und die jungen Elben verließen eilig den Stall. Wie es ihr Laufstil nun einmal war, fegten sie über die Wiese und durch den Palast. Das Haar hatte der Prinz unter seiner Tunika sicher verborgen. In Legolas Zimmer durchstöberten sie den Berg an Kleidung auf' s Neue.
„Die hier ist es! Sie ist schön und edel und sie hat auch die richtige Farbe!", rief der Rotschopf erfreut und hielt eine dunkelviolette Robe hoch.
„Die ist perfekt, die nehmen wir."
„Was ist das?"
„Was ist was?"
Ledian zeigte auf kleine, helle, haarige Kerne in der Ecke in einer kleinen Schale auf dem Boden.
„Ach, das sind die Samen der Hagebutte, die habe ich gestern gesammelt, als ich mit Lord Glorfindel unterwegs war. Wusstest du, dass man daraus Juckpulver machen kann?" Damit hatte Legolas das Interesse von Ledian geweckt. Neugierig sah ihn sein Freund an und schüttelte den Kopf.
„Nein, aber los, erzähl mal, wie geht das?"
„Also, du nimmst den Samen und lässt ihn..."Ausführlich und bis ins kleinste Detail erzählte Legolas nun, wie man den Samen richtig aufbereitete und die beiden Elben waren in ihr Tun ganz vertieft.
***
Auf der großen Wiese herrschte nun wieder geschäftiges Treiben. Für den Abend wurde alles gerichtet und zum Anlass passend wurden an die weißen Zelte noch bunte Seidenbänder angebracht. Die hellen, klaren Stimmen der Elben besungen dabei die Schönheit des Frühlings und der erwachenden Natur.
In den Zimmern des Palastes begannen die letzten Vorbereitungen für das Fest. Legolas und Ledian legten ihre ausgesuchten Kleider und Roben an. Mit geschickten Händen hatten sie aus dem Pferdehaar eine passende Haartracht für Ledians Schopf bereitet und es saß perfekt. Mit vor Stolz geschwollener Brust drehten und wendeten sie sich vor dem Spiegel und betrachteten ihr Werk.
Dort standen ein kleiner Lord Glorfindel und dessen bester Freund Lord Erestor. Nach mehreren wohlwollenden Blicken beschlossen sie, der Küche noch einen Besuch abzustatten und bei Asset, der Küchenmeisterin, noch ein paar Schokokekse abzustauben. So verließen sie die Zimmer der Familie und enterten die Küche.
***
Mein König und ich begaben uns nun ebenfalls zu unseren Gemächern, um die Kostüme anzulegen. Noch wenige Zeit und das Fest sollte beginnen. Es war ein angenehmer Nachmittag gewesen und wir hatten die Zeit ein wenig außer Acht gelassen, darum mussten wir uns nun beeilen. Jeder machte sich für den Abend fertig und präsentierte sich dann dem Anderen. Ich hatte mich dem Kostüm von Thranduil angepasst und trug ein Kleid nach dem Vorbild der Frauen von Rohan. Es war aus feinster, rohweißer Wolle und umschmeichelte meinen Körper. Um die Hüfte zierte ein aufwendig gearbeiteter Gürtel das Kleid und dazu passend war mein Kopfschmuck.
Mein Thranduil sah schmuck aus in der recht ungewöhnlichen, schweren Kleidung der Rohirrim. Seine große Gestalt und sein muskulöser Körper wurden durch die Kleidung noch unterstrichen. Ich hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen und bestätigte ihm, dass er mein schönster und liebster Elb auf ganz Mittelerde war. Dabei stieß ich gegen seine rechte Hand und bemerkte seine: Mithrilkrone!
„Was hast du damit vor? - Sag nicht, dass du die Krone zu dem Kostüm tragen willst?", kam es ungläubig aus meinem Mund.
„Ich trage meine Krone immer bei festlichen Anlässen. Was sollte ich sonst tragen?"
Ich musste all meine Beherrschung aufbringen, um nicht laut loszulachen. Das konnte nicht wahr sein, mein König kam sich also zu festlichen Anlässen ohne seine Krone nackt auf dem Kopf vor?
„Ich glaube, du brauchst gar nichts auf deinem Kopf."
Das behagte ihm aber wohl gar nicht, denn sein Mienenspiel änderte sich nicht wirklich. Immer noch unschlüssig, was er nun tun sollte, stand er vor dem Spiegel. So ohne wollte er wohl nicht gehen. Wenn wir den Abend pünktlich beginnen wollten, musste ich mir jetzt was einfallen lassen, anderenfalls standen wir wohl noch in der Nacht hier und sinnierten über die Notwendigkeit einer Krone nach. Da fiel mir Legolas Helm ein. Schnell lief ich in das Zimmer von Legolas und mich traf fast der Schlag. Der Boden war vollkommen bedeckt von Hemden, Hosen, Tuniken, Roben, Schuhen, Gürteln, Bändern, Stiefeln, usw. Doch das durfte mich jetzt nicht stören, wir hatten es eilig, also stieg ich darüber hinweg und fischte mir den Helm.
Mit ebensolchem in der Hand machte ich mich auf zu meinem König und verzierte damit sein Haupt.
„Wie wäre es damit, mein stolzer Pferdeherr?"
Ein wenig ungläubig schaute mich Thranduil an und besah sich seinen neuen Kopfschmuck.
„Ja, nun können wir gehen.", bekam ich nur als Antwort und er fasste meine Hand und wir verließen mit recht zügigen Schritten unsere Räume in Richtung Wiese.
Auf dieser tummelten sich schon viele der Elben. Ein Meer von Farben breitete sich auf der Wiese aus und ein Vogel hätte es wohl für eine, mit bunten Blumen übersäte Sommerwiese gehalten. Die prächtigsten Gewänder waren zu sehen. Zarte Schleier umspielten verführerisch die Gestalt manch einer Elbe. Viele hatten filigrane Blumenkränze in ihr Haar gewoben und schmückten sich auch sonst mit den schönsten Blumen der Jahreszeit. Ein Duft von Wald und Wiese lag über allem und berauschte die Sinne zusätzlich.
Ich ließ meinen Blick über die Wiese gleiten und suchte angestrengt Legolas. Wo war er nun schon wieder? Zur Eröffnung des Festes sollte er an unserer Seite sein, aber er war nirgends zu entdecken. Unter einem Vorwand verließ ich die Seite meines Königs und ich begab mich unauffällig auf die Suche nach diesem Elbling. Wie ich gerade auf einen der Pavillons zulief blitzte ein kleiner Blondschopf dahinter hervor, gefolgt von einem dunklem. Schnell war ich bei ihnen.
„Sagt mal, wo um Erus Willen habt ihr wieder gesteckt?"empfing ich diese beiden ungestümen Wesen.
„Legolas, du solltest schon längst vorn an der Tafel Platz genommen haben, aber nun los!"Nun erst sah ich mir die beiden jungen Elben erst richtig an.
„Ihr habt euch sehr schöne Kostüme angelegt, Lord Glorfindel und Lord Erestor.", mein Blick fiel auf Ledians Haar. „Eine sehr schöne Haarpracht, die ihr da tragt Lord Erestor."
„Danke.", vernahm ich von Ledian und er verabschiedete sich von mir und Legolas, mit dem Hinweis, dass er auf ihn bei den Pavillons auf der linken Seite warten wollte.
Ich nahm meinen Elben mit mir und wir gingen hinüber zur großen Tafel. Schnell schob ich ihn vor mir her und dirigierte ihn an seinem Vater vorbei an seinen Platz. Thranduil musste nicht unbedingt mitbekommen, dass ich unseren Prinzen erst wieder einfangen musste.
Ich war nicht ganz bei dem Geschehen am Tisch. Meine Gedanken waren noch bei dem Haar von Ledian. Diese Farbe und die derbe Struktur des Haares... es wollte mir nicht einfallen, woher ich es kannte. Aber im Moment war dieses unwichtig. Mein kleiner Blondschopf saß neben mir und mein großer kam gerade zu uns an die Tafel. Wie am Abend zuvor eröffnete auch heute Thranduil das Fest. Ich lauschte mehr oder weniger seinen Worten, in Gedanken war ich immer wieder bei Ledians Haarpracht. Woher kannte ich das Haar? Ich hatte dabei kein gutes Gefühl, irgendetwas beunruhigte mich. In meine Gedanken versunken, hörte ich Thranduils Worte nicht. Erst eine Hand auf meinem Arm ließ mich aufschrecken und ich sah ihm ins Gesicht.
„...erweist du mir die Ehre und eröffnest mit mir den Tanz?", war alles was ich noch verstand, aber es war gerade genug um darauf zu reagieren.
„Sehr gern, mein König", antwortete ich und ließ mich zur Tanzfläche führen. Ich tanzte so gern mit ihm. Keiner tanzte so gut wie er. Lag ich in seinen Armen, verlor alles um mich herum an Bedeutung. Ich lehnte mich an seine breite, starke Brust und ließ mich von ihm fortführen in das Spiel der Musik und der Bewegung. Wir verschmolzen förmlich zu einer Einheit und gaben uns ganz dem Rhythmus hin.
***
Legolas hatte die Eröffnung überstanden und konnte nun hinüber zu seinem Freund eilen, was er dann auch sofort tat. Sie umrundeten die Wiese und beobachteten hier und da das Treiben der Gesellschaft. Amüsiert blieben sie mitunter stehen und witzelten über das eine oder andere Kostüm. Aber nach einer Weile stellte sich Langeweile ein, Ledian und Legolas hingen ein wenig müde und verträumt auf ihren Stühlen an der Tafel. Ich bemerkte es und beschloss, dass ich unseren Prinzen in sein Bett schicken sollte, bevor die Langeweile womöglich noch irgendwelchen Unfug gebar.
Lord Glorfindel verbeugte sich und geleitete mich zurück an unseren Tisch. Ich blickte mich um, doch Legolas und Ledian konnte ich nirgends entdecken. Das war kein gutes Zeichen. Angestrengt hielt ich nach ihnen Ausschau. Wo waren die beiden Wirbelwinde wieder hin? Musste ich mir etwa schon Sorgen machen?
Ich hatte nicht die Gelegenheit lange darüber nachzudenken, wo sie abgeblieben waren. Schon war der Lord neben mir erschienen und hielt mir ein Glas von dem wunderbaren Wein entgegen. „Auf dieses wunderbare Fest und auf die Freundschaft zwischen unseren Häusern.", prostete der Vanya mir zu, „Ich muss ehrlich gestehen, ich hätte nicht gedacht, dass ich dies erleben dürfte. Menschen aus Rohan und Elben aus Bruchtal zusammen in Eryn Lasgalen auf einem Fest und mit Vertragsabschlüssen über Handel und Wegerecht. Thranduil hat wahrlich vortreffliche Pferde eingekauft, ich könnte glatt neidisch werden."kam es mit einem zwinkerndem Auge von dem blonden Lord.
Pferde – das war das Stichwort! Mir wurde ganz heiß und kalt. Jetzt wusste ich, woher ich dieses Haar kannte – Thranduils Hengst! Das musste es sein, es war das Haar des Hengstes. Oh, bei den Valar, wenn das wahr war und der König davon erfahren würde, das wäre nicht mit jahrhundertlanger Bibliotheksarbeit abzuleisten.
„Ist alles in Ordnung? Ihr seht so blass aus."
Nein, gar nichts war in Ordnung. Ich musste mich setzen. Wie bekam ich meinen kleinen Elben aus dieser Sache so einigermaßen ungeschoren heraus? Ich musste zu den Ställen, jetzt und sofort.
„Danke es geht schon wieder, mir war wohl nur ein wenig schwindlig. Wollt ihr mich ein wenig begleiten? Ich denke ein paar Schritte in den kühleren Wald würden mir gut tun."
„Aber mit Vergnügen.", entgegnete er mir und bot mir galant seinen Arm an. Ich ließ mich von ihm führen und dirigierte ihn, ohne das er es ahnte, zu den Ställen. Ich brauchte Gewissheit! Vielleicht irrte ich mich auch und es stellte sich alles harmloser heraus. Wir plauderten über belanglose Dinge und kamen bald an den Ställen an.
„Oh, jetzt sind wir so weit gegangen, wir sind bei den Ställen. Gehen wir wieder zurück?"sagte der Lord und führte schon eine halbe Drehung aus. „Nein, wenn ich schon einmal hier bin möchte ich mir auch gleich die neuerworbenen Pferde ansehen. Ich hatte noch keine Gelegenheit dazu."
„Es sind wahrlich prächtige Tiere, Ihr werdet begeistert sein."
So gingen wir in den Stall und ich war eigentlich nur darauf bedacht, den schwarzen Hengst von Thranduil genauer zu betrachten. Er stand in der letzten Stallbox. Ich erbleichte, ich fürchtete, mir versagten die Beine. Meinem Begleiter musste mein Zustand nicht verborgen geblieben sein und er war eilends bei mir und stützte meinen Arm.
„Es ist nicht besser geworden? Soll ich Lord Elrond holen?"
„Nein, ich glaube der kann hier nicht helfen", antwortete ich nachdem ich mich ein wenig gefangen hatte. Bei Eru, es war schlimmer als ich es mir vorgestellt hatte. Dem Hengst fehlte eine beträchtliche Menge Haar am Schweif. Wie sollte man das dem König erklären?
„Kann ich helfen? Sprecht, ich gebe mein Bestes um Euch zu helfen."
„Könnt ihr mit der Schere umgehen?", brachte ich nur heraus. In meinem Kopf rotierte es. Wie sollte ich das nur korrigieren?
***
Derweil planten Legolas und Ledian schon, wie sie ihre Langeweile zerstreuen konnten. Am Nachmittag, als der rotblonde Elb die Samen der Hagebutten entdeckt hatte, wurde beschlossen, dass man diese doch in einer kleinen Schachtel mitnehmen könnte. Man weiß ja nie, wozu und wann man sie gebrauchen konnte. Und just in diesem Moment fiel unseren Elben auch ein interessanter Verwendungszweck ein.
Die beiden Freunde saßen an der Tafel und beobachteten die Tanzenden. Die Tische waren fast leer, nur hin und wieder saß dort ein Elb und genoss einfach nur den Anblick der anderen und lauschte der Musik. Wie sie so umherblickten erspähten sie ihren Lehrer an einem der Tische zu ihrer Rechten. Er unterhielt sich angeregt mit einer jungen und sehr anmutigen Elbe. Bald darauf begaben sich beide zur Tanzfläche und wiegten sich im Takte der Musik.
So, aus Anerkennung für viele langweilige Stunden, hatten sich die beiden Elblinge den Lehrer als ihr Opfer für ihren Juckpulvertest erkoren. Schnell und so ungesehen wie möglich machten sie sich zum Tisch des Lehrers auf. In einem unbeobachteten Moment streuten sie auf den Sitz, wo noch vor kurzem der Lehrer saß, das Pulver. Mit einem diebischen Grinsen versteckten sich die Helden hinter dem Pavillon und warteten ab, was dann geschehen sollte.
Der Lehrer und Meister der Bibliothek, Erubon, tanzte mit seiner Elbe und schien ganz und gar nicht den Beiden den Gefallen zu tun und zu seinem Platz zurückzukehren. Dann, nach einer Weile, Legolas und Ledian hatten schon beinahe das Interesse verloren, kam der Meister mit seiner Tanzpartnerin zum Tisch zurück. Sie nahm Platz, aber der Meister nicht. Dieser holte noch Getränke. Derweil schritt der König über den Platz auf den kleinen, eben diesen, Tisch zu.
Der König wollte noch ein paar Worte mit Meister Erubon wegen Legolas wechseln. Thranduil hatte sich überlegt, dass er seinem Sohn für eine Woche die Bibliotheksarbeit erlassen wollte und er sollte dafür Gelegenheit erhalten, mit seinem neuen Freund auf dem Kampfplatz die Zeit zu verbringen. Denn so schnell wird sich die Gelegenheit nicht wiederholen, einen Vanya mit dermaßen speziellen Kampftechniken und Erfahrungen in Eryn Lasgalen zu haben.
Er begrüßte die am Tisch sitzende Elbe und bat, sich zu ihr setzen zu dürfen. Und dann geschah das, was nie hätte geschehen dürfen: nicht der Lehrer setzte sich in das Juckpulver, sondern der König unter Buche und Eiche. Als Legolas das sah, entwich ihm jegliche Farbe aus dem Gesicht und er starrte auf seinen Vater. Dabei kam ihm nur ein Gedanke: Das gibt Ärger!
Ledian ereilten wohl die gleichen Gedanken, denn ihm war nicht besser zumute. Legolas hatte sich als Erster wieder gefangen und raunte seinem Freund nur zu: „Es ist wohl besser, wenn wir jetzt schnell verschwinden! Ich will nicht hier sein, wenn mein Vater auch nur etwas bemerken sollte."
So schnell sie konnten stürmten sie davon und versuchten unerkannt, die Wiese zu verlassen. Sie waren sich einig, dass es wohl besser war, sich in ihre Betten zu begeben. So konnte man wenigstens heute vor einer Strafe sicher sein. Denn von den erwachsenen Elben würde noch lange keiner das Fest verlassen und wenn sie zurückkehrten, würden beide schon schlafen. Gesagt, getan – so trennten sich Legolas und Ledian und jeder verließ die Wiese und ging in seine Richtung.
***
Lord Glorfindel und ich begutachteten den Schwanz des Tieres und auf dem Gesicht des Lords formte sich ein Grinsen. „Ich nehme an, die fehlende Haarpracht befindet sich auf dem Kopf des Freundes von Legolas, oder sollte ich mich irren?"
„Nein, ich befürchte, Ihr irrt Euch ganz und gar nicht. Leider. Ich werde es irgendwie beheben müssen. Wenn das der König mitbekommt, sieht unser kleiner Lord Glorfindel das Tageslicht für die nächsten hundert Jahre nicht. Wenn Thranduil nicht sogar noch Schlimmeres einfällt."Ich seufzte resigniert. Wie um alles in der Welt sollte man DAS korrigieren? Haare dran schneiden – das beherrschen auch wir Elben nicht.
„Das Problem ist nur, wie? Ich habe keine Ahnung wie ich das Problem beseitigen soll.", gab ich verzweifelt von mir.
„Darf ich Euch helfen? Ich wüsste, wie man dem abhelfen kann, ohne viel Aufsehen zu erregen. Ich bin gut trainiert im Lösen von solchen Problemen. Glaubt mir, die Zwillinge unseres Fürsten in Imladris bescheren uns fast täglich solche und ähnliche, sowie noch weitaus schlimmere Überraschungen.", gestand mir der Lord mit einem Augenzwinkern.
„Geht Ihr derweil zum Stalltor und gebt mir ein Zeichen sollte einer der Stallburschen oder ein anderer, jetzt im Moment ungebetener Gast, erscheinen."sprach der blonde Vanya und ich tat, was er mir sagte. Nach nur wenigen Minuten stand der Lord schon wieder neben mir und meinte, es wäre alles erledigt. Verblüfft sah ich ihn an. „Ihr müsst wahrlich Übung in solchen Dingen haben. Wie habt Ihr die Sache bereinigt?"
Ich machte ein paar Schritte in die Richtung des Stalles, wo Thranduils Pferd stand. Ich wollte sehen, wie er es gelöst hatte. Doch er hielt mich am Arm zurück und sprach zu mir, „Vertraut mir, es ist alles in bester Ordnung. Wir sollten jetzt besser zur Wiese zurückkehren, damit wir das schöne Fest noch genießen können und um dem Übeltäter vielleicht noch eine kleine Lektion erteilen zu können.", mit einem spitzbübischen Grinsen um die Lippen.
So gingen wir gemeinsam zurück zum Fest und ich wollte eigentlich gar nicht wissen, wie er es getan hatte. Ich war nur froh, dass er es erledigte und meinen Prinzen werde ich schon noch dafür zur Rechenschaft ziehen. Oh ja, dessen konnte er sich gewiss sein.
Wir mischten uns unter die fröhliche und ausgelassene Gesellschaft. Wechselten hier und da ein Wort, nahmen von den Speisen und Getränken, welche kunstvoll auf den Tischen kredenzt waren. Die Musiker spielten die schönsten Weisen und die Luft war lau und trug den Duft der Blumen mit sich. An einem der kleinen Tische erblickte ich meinen König. Er unterhielt sich mit dem Meister Erubon und dessen Begleiterin. Doch er machte auf mich einen merkwürdigen Eindruck. Er saß nicht ruhig auf seinem Platz, sondern rutschte stets hin und her. Man sah, dass er Mühe hatte sich auf das Gespräch zu konzentrieren.
Lord Glorfindel bemerkte, dass ich meine ganze Aufmerksamkeit auf Thranduil gerichtet hatte und schlug vor, dass wir uns zu ihm gesellen sollten.
Wir begrüßten Meister Erubon und seine Begleiterin, wechselten ein paar Worte und verabschiedeten uns dann von ihnen.
„Sag Thranduil, du hattest rechte Mühe auf deinem Stuhl gar ruhig zu sitzen?", sprach der Lord gleich sehr direkt den König an. Glorfindel hatte es also auch bemerkt, nicht nur ich.
„Oh ja und mir ist, als ob ich eine ganze Armee Flöhe am Hosenboden habe. Ich kann mir nicht helfen, aber ich habe da eine ganz bestimmte Person in Verdacht, wem ich dies zu verdanken habe. Aber zuerst muss ich hier weg und die Kleidung wechseln. Es juckt gar fürchterlich, das kann ich euch versichern."klagte uns ein gepeinigter König.
„Wie kommst du darauf Thranduil, ich habe unseren Sohn schon seit einer Weile nicht mehr hier gesehen?"
„Ja, eben das ist es ja, er würde doch nicht freiwillig das Fest verlassen, es sei denn, ein schlechtes Gewissen treibe ihn dazu."Thranduil kannte seinen Sohn – oder erinnerte er sich an seine Flegeljahre?
„Ach komm, Thranduil, du bist der Letzte, der sich darüber aufregen darf. Ich erinnere dich an eine ganz bestimmte Feier in Lothlórien. Da hast du mir dieses Pulver verpasst!"Glorfindels Gesicht überzog ein spitzbübisches Grinsen. Und ich wurde hellhörig.
„Ach, so war das also. Mein König hat auch schon anderen dieses Pulver untergeschoben? Dann geschieht es dir nur Recht."
Nun konnte auch ich mir ein Grinsen nicht mehr verkneifen. Zudem auch mein stolzer Elbenkönig im Moment gar nicht das Abbild dessen war. Es war schon ein selten komischer Anblick, wie er versuchte, den Juckreiz zu ignorieren und von einem leichten und elbentypischen Gang war nichts mehr zu sehen. Seine Hände hielt er krampfhaft an der Hosennaht und er hatte nur ein Ziel: Raus aus den Hosen.
Wie er gerade die Wiese verlassen wollte, kamen ihm aber just in diesem Moment die Herren Lords aus Rohan entgegen. Sie freuten sich, den König zu sehen und wollten sich noch einmal für dieses großartige und gelungene Fest bedanken. Überschwänglich schilderten sie ihre Eindrücke und lobten die Gastfreundschaft der Elben und die Einzigartigkeit der Bauwerke und Handwerkskunst, vor allem aber die Kampfkunst der Krieger Eryn Lasgalens. Ihr Redefluss nahm kein Ende und Thranduil schwitzte Wasser und Blut.
Glorfindel und ich beobachteten die Szene und wir mussten all unsere Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht in lautes Gelächter zu verfallen. Natürlich hatte der König unter Buche und Eiche mit seinem feinen Elbengehör unser Kichern wahrgenommen und uns erreichte sein warnender und zugleich um Hilfe suchender Blick.
„Sollen wir ihn erlösen oder wollen wir ihn noch ein wenig schmoren lassen?"kam es erheitert von dem großen Balrogtöter.
„Ich denke, wir erlösen ihn."gab ich unter verhaltenem Lachen zurück, obwohl ich zugeben muss, dass ich dieses Spiel gern noch ein wenig getrieben hätte. Es war zu komisch, wie er so dort stand und mit dem Drang kämpfte, sich nicht ganz einfach ordinär sein Hinterteil zu kratzen. Mittlerweile stand er schon fast zappelnd da und versuchte angestrengt, das Gespräch mit den Lords höflich zu beenden.
Wir erbarmten uns Seiner, schritten auf die kleine Gruppe zu und nahmen uns der Herren aus Rohan an. Mit einem Seufzer, den nur Elbenohren vernahmen und einem überaus dankbaren Lächeln hatte es dann der König sehr eilig, die Hallen des Palastes zu erreichen.
Schnell war er den Augen der Menschen entschwunden. Mir war aber nicht entgangen, wir er in die Nacht hineinrannte. Er lief so schnell, man hätte annehmen können, er fliege nur so dahin. Der Juckreiz musste wahrlich sehr unangenehm sein.
Eine halbe Stunde später stand wieder ein ruhiger und entspannter Elbenkönig neben mir.
„Na, mein König, hast du deinen geschundenen Stellen Linderung geben können?"flüsterte ich ihm entgegen.
„Spotte du nur. Ich werde dich dafür noch heute zur Pflege dieser Stellen verurteilen.", raunte er mir ins Ohr, „Und ein gewisser Legolas Grünblatt wird morgen einen sehr, sehr unruhigen Tag haben, das kann ich dir versprechen."
***
@ S.E.: Der Anschiss kommt, wenn auch noch nicht im nächsten Kapitel. Ich habe das lila Buch nicht vergessen. *g*
@ Heitzi: Manchmal sind die Kinder die besseren Strategen. *lol*
@ Stoffpferd: Ich freue mich, dass du bei meiner Geschichte gelandet bist. Ich habe auch schon in deinen herumgestöbert. Meine Reviews findest du bald.
@ Zitaboril: Für jahrhundertlangen Stubenarrest hat es noch nicht gereicht, aber was nicht ist kann ja noch werden. *lol* Ich habe bisher beide Varianten gefunden und ich habe mich für Fleet entschieden, weil die Häuser wie eine kleine Flotte von Wolkenschiffen in den Baumkronen hängen.
@ Eirien: Die Strafe wird nie so schlimm, wenn die Nanny in der Nähe ist. *g*
@ Fabi: War die Strafe gerecht? *zwinker* Ich liebe deine langen Reviews. *bighug*
An alle lieben Reviewer: Ganz lieben Dank und lasst euch für eure lieben Worte *knuddeln*
Die Antworten findet ihr wie immer am Ende des Kapitels. Einen ganz besonderen Dank an meine Fabi. Irgendwann begreife auch ich die Kommasetzung. *g*
Ihr findest es nicht langweilig in meinem alten Tagebuch zu blättern? Nein? Na, dann seid wieder herzlich willkommen. Lest hier von einem ganz bestimmten Frühlingsfest. Legolas ist inzwischen 11 Jahre alt, besser gesagt; jung.
4. Frühlingsfest in Eryn Lasgalen
Helle Aufregung und geschäftiges Treiben herrschte nun schon seit ein paar Tagen im Grünwald. Der Frühling hatte Einzug gehalten und wie in jedem Jahr wurde er mit einem Fest fröhlich willkommen geheißen.
Emsiger Betrieb herrschte überall und man hörte allerorts Lieder und lachende Stimmen. Einige der Elben waren damit beschäftigt, die weißen, filigranen Pavillons auf der großen Wiese vor Thranduils Palast aufzustellen, unter welchen die Tafeln und Tische für das große Bankett platziert wurden. Andere flochten Blumen zu Girlanden und drapierten diese zwischen den Zelten. Die Sonne legte ihren warmen Glanz über alles und der Wind strich sanft und lau darüber hinweg.
***
Legolas nahm das große, braune Buch aus dem Regal und legte es behutsam ab. Es war alt und der Staub auf ihm zeugte davon, dass es lange nicht mehr benutzt worden war. Er wischte es ab, notierte den Titel und ordnete es im nebenstehenden Regal wieder ein. Dann griff er nach dem Nächsten und schrieb ebenfalls den Titel auf das vor ihm liegende Pergament, säuberte das Buch und stellte es zu den Anderen in das Regal. Schon wollte er das größte der Bücher aus der unendlich langen Reihe von Büchern und Karten herunterholen, da holte ihn die Stimme seines Lehrers aus der Eintönigkeit seines Treibens.
„Legolas, beende bitte deine Arbeit! Dein Vater erwartet dich in seinem Arbeitszimmer."
„Ja, Meister Erubon."
Legolas strich sich eine Haarsträhne, welche ihm vorwitzig ins Gesicht fiel, zurück. Dabei verteilte er den Staub und die Tinte von seinen Händen gleichmäßig über seine Wange. Er räumte seinen Platz auf, inzwischen schon mit geübten Handgriffen. Seit 8 Monden war er nun schon hier. Am Vormittag hatte er Unterricht, Strategie und Kampfesweise, sowie Sprachen. Den Nachmittag verbrachte er mit Meister Erubon in der Bibliothek und dort musste er helfen, die Buchbestände zu katalogisieren und zu reinigen. Eine fürchterliche Arbeit, er hasste sie. Die Sonne schien warm und hell durch die hohen Fenster und lockte nach draußen, aber er verbrachte seine Zeit mit verstaubten Büchern. Noch 4 Monde hatte er vor sich, dann hatte er sein Jahr abgeleistet und er dürfte dann endlich wieder nachmittags mit Ledian umher streifen. Oh, wie er es vermisste!
Seinen Freund Ledian sah er nur für wenige Zeit, am Abend, vor dem Essen und dann auch nur im Garten am Palast. Ja, dies war die Strafe, welche Legolas für seinen Ausflug zur Jagd auf Spinnen erhalten hatte. Ledian war nicht viel besser davon gekommen. Nach seinem Unterricht musste er den Stallburschen zur Hand gehen, doch nicht zum Ausführen der Pferde. Nein, Ausmisten, Zaumzeug säubern und pflegen. Reiten war verboten und die Pferde zur Koppel begleiten war ebenfalls nicht erlaubt. Auch Ledian hatte ein Jahr abzuleisten und er zählte die Tage, wie Legolas.
Der junge Prinz verabschiedete sich von Meister Erubon und machte sich auf den Weg zu seinem Vater. Sehnsüchtig glitt sein Blick hinaus auf die Wiese. Wie gern wäre er jetzt dort. Inmitten der anderen Elben, und wenn er nur für einen kurzen Moment dabei sein könnte. Aber es nützte nichts, sein Vater war hart in solchen Dingen. Da halfen kein Betteln und auch kein Lamentieren.
***
„Thranduil, das kannst du nicht machen."
„Wieso nicht?"
„Du weißt genau, Legolas ist dein Thronfolger und hat demnach auch seine Pflichten, er muss bei dem Empfang und auch bei dem Fest dabei sein. Es wäre einfach unhöflich gegenüber unseren Gästen."
„Ja, ich weiß. Aber wie soll er begreifen, dass er einen Fehler begangen hat, wenn ich nun nachgebe?"
„Wieso nachgeben? Du gibst nicht nach, Legolas erfüllt seine Pflichten auf dem Fest. Danach kehrt er wieder zurück zu seinen bisherigen Pflichten."
„Er wird es nicht so sehen."
„Doch, glaube es mir, Thranduil. Er kann schon sehr gut den Unterschied erkennen. Außerdem sind ein Empfang und das anschließende Festessen nun wahrlich nicht das, wonach einem 11-jährigen Elben der Sinn steht. Er wird es schon als einer Art Pflicht sehen. Lassen wir ihn doch den ersten Tag als Bewährung und das Kostümfest dann als Zugabe?"
Zärtlich legte ich meine Hand auf die Brust von meinem König und schaute auf, in sein Gesicht. Ein Lächeln kräuselte sich um seine Mundwinkel. Das waren die kleinen Momente, die ich so liebte. Wir, ganz allein und vergessen waren für Bruchteile von Minuten alle Sorgen und aller Ärger. Dann zählten nur wir und unsere Liebe.
„Du hast Recht. Wir werden es so machen. Den ersten Tag erhält er als Bewährung. Läuft alles gut, darf er am Kostümfest teilnehmen."
„Dann wirst du ihn jetzt rufen lassen und es ihm mitteilen? Er muss sich noch fertig machen und ein wenig Zeit zum Erholen sollten wir ihm auch lassen."
„Ja, ich lass ihn holen und dann schick ich ihn zu dir, einverstanden?"
„In Ordnung, mein großer König unter Buchen und Eichen."flapste ich ein wenig und zwinkerte ihm zu. Er lächelte zurück und seine Augen taten es mehr als sein Mund. Mit einem kleinen zarten Kuss verließ ich sein Arbeitszimmer und ging zu unseren Gemächern.
***
Legolas schlich den langen Gang entlang und gab sich ganz seinem Selbstmitleid hin. Wären sie damals nur nicht auf diese Schnapsidee gekommen. Spinnenjagen! Wie konnten sie nur glauben, sie würden so mir nichts dir nichts eine Spinne erwischen? Na, es half alles nichts, die Suppe hatten sie sich eingebrockt und nun mussten sie sie eben auch auslöffeln.
An der Tür des Arbeitszimmers seines Vaters angekommen machte er halt und klopfte an.
„Herein, bitte! Legolas, komm, ich muss mit dir sprechen."
Legolas ließ sich in einem der Sessel nieder und wartete gespannt auf das, was ihm sein Vater zu sagen hatte. Es musste etwas Besonderes sein, denn sonst wurde er nicht hierher bestellt. Alles wurde in den Gemächern der Familie besprochen oder am Tisch, beim Essen.
Thranduil setzte sich in den Sessel neben Legolas und fing an zu erzählen, „Du weißt, wir haben unser alljährliches Frühlingsfest und aus gegebenen Anlass auch besondere Gäste in unserem Haus. Heute Abend findet der Empfang und das Festessen statt. Morgen wird dann der Kostümball sein. Ich möchte, dass du deine Pflichten als Thronerbe wahrnimmst. Du wirst heute anwesend sein."
Legolas brauchte einen Moment, bis er verstanden hatte, was sein Vater da eben gesagt hatte. Er durfte wirklich am Frühlingsfest teilnehmen? Thranduil konnte in dem Gesicht seines Sohnes förmlich die Freude lesen. Die blauen Augen strahlten und ein Lächeln zeichnete sich auf das Gesicht des jungen Elben. Der König strich seinem Sohn eine vorwitzige Strähne seines blonden Haares aus dem Gesicht und sagte zu Legolas: „Geh jetzt zu Nana, sie wartet auf dich und spring noch mal in die Wanne, du trägst den Bücherstaub förmlich auf der Nase." Thranduil konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, Legolas hatte den Staub quer über das Gesicht verteilt und sah eher einem Streifenhörnchen ähnlich, als einem Elb.
„Nun lauf!"
„Ja, Ada"war das Einzige, was Legolas herausbrachte.
Er durfte zum Frühlingsfest! So schnell wie er konnte sauste er die Gänge entlang. Er konnte gerade noch rechtzeitig vor der Tür stoppen. Als er den Raum betrat sprudelte es schon aus ihm heraus:
„Nana, ich darf heute Abend dabei sein. Ich muss schnell baden und ich brauche meine Gewänder. Hilfst du mir die Haare flechten?"
„Langsam Legolas, immer mit der Ruhe. Du hast noch genügend Zeit. Deine Gewänder sind schon bereitgelegt und das Badewasser ist ebenfalls schon vorbereitet."
So schnell wie heute war Legolas noch nie in der Wanne gewesen. Ruckzuck hatte er seine Sachen abgestreift und war in das Wasser geglitten. Prustend und schrubbend saß er in der Wanne und seine Wangen überzog eine leichte Röte, ob vom heißen Wasser oder vor Aufregung, konnte man nur vermuten.
Gegen Abend trafen sich alle auf der großen Wiese ein und die Plätze wurden eingenommen. Der König, Legolas und ich, saßen in der Mitte der großen Tafel, welche halbkreisförmig aufgestellt war. Zu unseren rechten und linken Seiten saßen unsere Gäste. Aus Bruchtal waren Lord Elrond und Lord Glorfindel zu Gast. Keine häufigen Gäste, denn Thranduil stand allen Elben außerhalb seines Reiches und vor allem Menschen, sowie anderen Rassen nicht sehr aufgeschlossen gegenüber. Ganz langsam und mehr aus der Not heraus öffnete er die Grenzen für Besucher.
Aus Rohan waren der Lord Halras und Lord Geator angereist. Es war das erste Mal, dass Menschen hier in Eryn Lasgalen verweilten. Auf Anraten von Lord Elrond waren Gespräche geführt worden, zwecks der Aufnahme von Handelsbeziehungen und der Schaffung von Handelsstraßen, die auch durch den Grünwald führen sollten. Neben den Gästen saßen die Berater Thranduils und dann die anderen Lords und Ladys von Eryn Lasgalen. An den vielen kleinen Tischen rund auf der Wiese verteilt saßen die Elben des Waldlandreiches. Immer noch neugierig schauten sich die Menschen im Kreis der Elben um, beeindruckt von der Schönheit des Elbenreiches und deren Bewohner. Ebenso interessiert wurden die Menschen von den Elben betrachtet, nur nicht so offensichtlich.
Stille kehrte ein und der König von Eryn Lasgalen ergriff das Wort. Er begrüßte die Gäste und hieß sie herzlich in seinem Reich willkommen. Nach einer kurzen Pause ertönte der zarte Klang der Harfen und Thranduil sprach dazu den rituellen Frühlingsgruß an die Valar, mit der Bitte, das neue Jahr mit reichlichem Wachstum zu segnen und den Wesen von Mittelerde den Frieden zu erhalten. War dieses Zeremoniell für alle Elben schon sehr ergreifend, so war es das für die Menschen umso mehr.
Ringsum wurden nun Kerzen in kleinen weißen Ballons aus Pergament angezündet und ein ganz eigener Glanz erstrahlte über der festlich geschmückten Wiese. Die Musiker spielten und es ertönten die glockenhellen Stimmen der Elben in einem wunderbaren Gesang. Der laue Frühlingswind streichelte fast zärtlich über Alles und Jeden hinweg und brachte den Duft des Waldes und den ersten Blumen mit sich. Die vielfältigsten Speisen und Getränke wurden gereicht und es herrschte eine ausgelassene und fröhliche Stimmung. Die anfängliche Zurückhaltung der Menschen und Elben gegeneinander wich einem zwanglosen und freundlichen Umgang. Längst hatte man sich in Gespräche über die Pferdezucht und die Vorzüge der jeweiligen Rassen vertieft.
Legolas war fasziniert von dem ganzen Treiben, besonders nach der langen, eintönigen Zeit in der Bibliothek. Interessiert lauschte er den Erzählungen der Menschenlords. Nie zuvor hatte er Menschen gesehen. Den Helm, welchen er von den Pferdeherren aus Rohan besaß, war ein Geschenk von Elladan gewesen. Elladan, einer der Zwillingssöhne des Lord Elronds aus Bruchtal, war vor drei Jahren mit dem Lord schon einmal hier und hatte ihn als Geschenk für Legolas mitgebracht. Schon damals war Legolas neugierig auf diese Menschen gewesen, welche in großen, hügeligen, fast baumlosen Tälern zu Hause waren und die berühmten Rohanpferde züchteten. Aber trotzdem hielt ihn heute noch ein anderer in seinem Bann. Lord Glorfindel. Der Vanya aus Gondolin hatte es dem jungen Prinzen angetan. Legolas konnte seine Augen nicht von dem blonden Lord lassen. Lord Glorfindel, der der den Balrog von Morgoth tötete, in Mandos Hallen einzog, die Gnade der Valar erfuhr und auf Mittelerde zurückkehren durfte. Mit vor Staunen weit geöffneten Augen und einer zeitweise herunterklappenden Kinnlade verfolgte der Blondschopf jedes Wort und jede Bewegung, die der Vanya tat.
Dies blieb Thranduil nicht verborgen und er ermahnte seinen Sohn, indem er ihm leise mit einem Augenzwinkern ins Ohr raunte: „Legolas, bitte starre Lord Glorfindel nicht so an und schließe deinen Mund, du fängst damit noch Fliegen."
Etwas verlegen schlug der Prinz die Augen nieder und entschuldigte sich bei dem großen, blonden Krieger aus Bruchtal. „Entschuldigt Lord Glorfindel, ich wollte nicht unhöflich sein, aber ich habe schon so viel über Euch und Euren Kampf mit dem Balrog gehört und ich würde gern alles darüber erfahren."
„Prinz Legolas, Ihr müsst Euch nicht bei mir entschuldigen, Euer Interesse an meiner Person ehrt mich und ich berichte Euch gern, was Ihr wissen möchtet."entgegnete Lord Glorfindel Legolas und ein Leuchten trat in die Augen des jungen Elben.
„Wollen wir ein Stück gehen und uns unterhalten?"
„Nur zu gern, Lord Glorfindel."Fragend schaute sich der junge Prinz nach seinem Vater um. Dieser nickte nur mit einem Lächeln im Gesicht. Schon war Legolas an der Seite des Lords und sie verließen schwatzend die Wiese in Richtung Waldrand.
„Lord Glorfindel, könnt Ihr mich bitte nur Legolas nennen?"
„Du magst deinen Titel nicht?"
„Es ist nicht der Titel, Lord Glorfindel, aber alle die mich so ansprechen, verhalten sich so zurückhaltend mir gegenüber und das mag ich nicht. Leider nennen nur mein Ada und meine Nana und natürlich mein Freund Ledian mich bei meinem Namen."
„Gern erfülle ich dir diesen Wunsch, wenn auch du mich nur bei meinem Namen nennst."
„Darf ich?"
Ein Strahlen legte sich auf Legolas Gesicht und stolz blickten zwei große blaue Augen zu dem Balrogtöter.
So gingen die Beiden durch den angrenzenden Wald und der Lord berichtete Legolas alles über die alte Zeit. Legolas hing an den Lippen des großen Kriegers und sog jedes Wort in sich auf wie ein Schwamm. Nach einer Weile gelangten sie an einen kleinen Busch. Erstes zartes Grün schmückte diesen und rote, leicht vertrocknete, ovale Früchte hingen an ihm.
„Kennst du dieses Gewächs?", wandte sich Glorfindel an Legolas.
„Ja, das ist ein Hagebuttenstrauch und er hat noch ein paar Samenkapseln aus dem vorigen Jahr.", wies der Blondschopf auf die Früchte am Strauch.
„Weißt du auch, was man damit machen kann?", wollte der erwachsene Elb von dem jungen wissen.
„Tee.", kam es von dem Kleinen.
„Ja, das auch, aber ich meine etwas ganz anderes.", erzählte der Lord und ein Grinsen umspielte seine Lippen. Erinnerungen aus seiner Kindheit wurden wach. Oh, was für einen Spaß hatten er und seine Freunde damals, als sie die Früchte für einen anderen Zweck, als Tee zu kochen, missbrauchten.
Glorfindel brach eine der Früchte ab. „Siehst du die Samen darin?"wandte er sich mit der geöffneten Frucht an den Prinz. Sie haben eine besondere Eigenschaft. Neugierig, was ihm der Lord nun zu erzählen hatte, hörte Legolas zu und der Vanya berichtete von den Eigenheiten dieser Samen und sie waren noch lange vertieft in ihr Gespräch.
***
Es war spät in der Nacht, als sich dann die letzten der Feiernden zurückzogen und der König und auch ich das Fest verließen. Ein wunderbarer Tag war vorüber und ich war nicht nur auf meinen kleinen Elben stolz. Er hatte sich bei seinem ersten offiziellen Auftritt bravourös geschlagen. Aber auch mein großer Elb war heute über seinen Schatten gesprungen. Für einen Abend hatte er seine Vorbehalte Fremden gegenüber vergessen und war den Menschen in der Manier des Elbenlords Elrond begegnet.
Ich nahm im Sessel vor dem Kamin Platz und blickte in den kalten Schlund der Feuerstelle.
„Was meinst du Thranduil, hat er sich sein Kostümfest verdient?"
Mein König ließ sich auf dem Sessel neben mir nieder und griff nach meiner Hand. Er führte sie an seine Lippen und hauchte einen Kuss darauf, so zart wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. Mit einem Lächeln auf den Lippen und einem leichten Grinsen in den Augen blickte er noch während des Kusses zu mir auf, schaute mir in die Augen und nuschelte, die Lippen noch an meiner Hand:
„Warum fragst du? Ich weiß längst, dass du es ihm schon gestattet hast."
„Oh, du hast uns belauscht, mein König?"gab ich gespielt beleidigt zurück.
„Denkst du darüber anders?"entgegnete ich ihm mit aufgesetzt strenger Miene und ich konnte nur schwer ein Glucksen verhindern. Dieser Blick von ihm – ich hätte schreien können vor Lachen. So sollten ihn mal die Anderen sehen. Mein König galt als strenger, aber gerechter Herrscher. Seine Gesichtszüge waren durch die vielen Kämpfe und das Leid, was er in seinem langen Leben schon erleben musste, hart geworden. Nicht oft waren sie so entspannt und weich wie jetzt in diesem Moment. Aber seit der Geburt von Legolas geschah es immer öfters und es freute mich. Dieser kleine Elb brachte eine Veränderung in das Königshaus von Eryn Lasgalen und mit ihm sollte sich auch in Zukunft einiges an Neuem im Waldlandreich einstellen. Er ist etwas Besonderes, das spürte ich.
„Nein, ich bin stolz auf ihn. Er beweist seit 8 Monden seine aufrichtige Reue und ich hatte eigentlich nie wirklich vor, ihn von diesem Fest auszuschließen, aber ich bin mir mitunter unsicher was die richtige Methode seiner Erziehung ist. Ich möchte ihm die Liebe geben, die ein Vater seinem Sohn geben kann und auch die Erziehung und das Wissen sowie die Erfahrung mit auf den Weg geben, die er benötigt um einmal dieses Land zu regieren."
„Ich weiß, was du fühlst. Aber Thranduil, sei dir gewiss, Legolas könnte keinen besseren Vater haben. Du liebst deinen Sohn über alles und er weiß das. Und er weiß auch um die Verantwortung die er einmal übernehmen wird. Doch nun, mein König unter Buchen und Eichen, lass uns zur Ruh kommen. Es gibt auch noch andere Elben die dich lieben und brauchen."Mit einem Zwinkern verließ ich das Zimmer und ging in die Badestube.
Thranduil erhob sich schnell, solch eine Einladung ließ er sich nicht zweimal sagen. So schnell wie nur ein Elb sein konnte bewegte er sich in Richtung Bad und schaffte es doch tatsächlich, noch vor mir in der Wanne zu sein.
***
Mit einem herzhaften Gähnen räkelte sich Legolas im Bett. Der neue Morgen strahlte ihm entgegen und der fröhlich muntere Gesang der Vögel hatte ihn begrüßt. Es war ein schöner Morgen. Keine Bibliothek, keine staubigen Bücher und kein Federkiel, welcher, egal wie er ihn hielt, die Finger mit Tinte beschmierte. Schnell war er aus dem Bett und schlüpfte ins Bad, mit seinen Sachen unter dem Arm. Er wollte so schnell wie möglich raus. Vielleicht hatte er Glück und würde nach dem Frühstück Ledian sehen.
Gestern beim Fest hatte er ihn nicht ausmachen können, wahrscheinlich durfte er nicht anwesend sein. Was eigentlich nicht sehr verwunderlich war, denn dem Empfang und anschließendem Festessen wohnten normalerweise keine Elblinge bei. Aber heute, so war sich Legolas gewiss, war Ledian bestimmt mit dabei. Sein Vater hatte sicher auch eine Ausnahme gemacht und sie könnten sich heute sehen. Legolas hatte seinem Freund soviel Neues zu erzählen.
Schon war der Prinz fertig gekleidet und frisiert und machte sich auf den Weg zum großen Saal, wo bei feierlichen Anlässen stets die Mahlzeiten eingenommen wurden. Adar und Naneth waren sicher schon dort. Fröhlich lief er die Gänge entlang und die Dienerschaft sah seit langem wieder einen ausgelassenen, jungen Prinzen. Er steckte mit seinem Lächeln einen Jeden an. Wen er auch ansah, er zauberte ein Lächeln in des anderen Gesicht.
An der großen Flügeltür zum Saal angekommen, schlüpfte er flugs hinein. Zahlreiche Elben waren schon versammelt, aßen, tranken und unterhielten sich angeregt. Schnell hatte er seine Eltern erspäht und eilte auf sie zu. Am Tisch angekommen erinnerte er sich seiner Erziehung und begrüßte die anwesenden Gäste und Elben höflich. Dann stürmte er auf uns zu und begrüßte uns mit seinem fröhlichen Lächeln.
„Na, mein Sohn, auch schon die Federn verlassen? Wie würdest du heute gern deinen Tag verbringen? Ich befürchte ja fast, wenn ich dir jetzt frei gebe, dass du die Bücher vermissen wirst, oder doch nicht?"foppte Thranduil ihn ein wenig. Doch Legolas ließ sich nicht darauf ein, sondern sprudelte gleich seine Pläne für den heutigen Tag hervor.
„Ich würde gern mit Glorfindel zum Übungsplatz gehen. Er hat mir versprochen, dass er mir eine geheime Schwerttechnik der Elben aus Gondolin zeigt und dann möchte ich Ledian treffen, ich habe ihn schon so lange nicht mehr gesehen."
Und wie auf das Stichwort wartend kam Lord Glorfindel zu der heiteren Runde hinzu. „Oh, mae aur! 1) Ich bin doch nicht etwa zu spät?"
„Nein.", kam es gleich von Legolas, ehe noch irgendein anderer hätte antworten können. „Ich bin auch erst gerade gekommen."
„Na, dann bin ich aber beruhigt, ich dachte schon, ich hätte dich verpasst. Wollten wir beide nicht zusammen trainieren?"
„Oh ja, ich bin bereit. Wenn mein Ada mir die Erlaubnis gibt."fragend blickten ein paar große blaue Augen in Richtung des Königs. Ein leichtes Kopfnicken von ihm und schon hing ein kleiner Elb an seinem Hals und bedankte sich mit einem feuchten Kuss auf seine Wange.
„Dann sollte ich mich noch stärken, damit ich dir auch gewachsen bin und dann können wir auch gleich beginnen, einverstanden?"Ein Strahlen auf Legolas Gesicht war Antwort genug. Nach dem Essen verließen Glorfindel und der Prinz den Saal in Richtung Übungsplatz. Lord Elrond war bei Meister Erubon und fühlte sich in der großen Bibliothek sichtlich wohl, fast so wie zu Hause. Die Gäste aus Rohan waren schon zeitig zum Bogenschießplatz, mit den Beratern Thranduils und einigen Hauptmännern, aufgebrochen. Man wollte den Künsten der Elben zusehen und die neuen Pferde vorführen.
Thranduil und ich zogen uns in unsere Gemächer zurück. Wir hatten noch ein kleines Problem zu lösen. Für den Abend stand das Kostümfest an und Thranduil konnte sich bisher noch für kein Kostüm entscheiden.
„Nein, da bekommst du mich nicht hinein. Das zieh ich nicht an!"So ging das nun schon eine Weile und der Vormittag verstrich. Die Sonne stand schon an ihrem höchsten Punkt und wir waren keinen Schritt weiter.
„Dann geh doch nackt!"entfuhr es mir.
„Das wäre eine Möglichkeit."kam es trocken von Thranduil zurück.
Oh, dieser Elb konnte einen aber auch mitunter vollkommen aus der Fassung bringen.
„Du musst ein Kostüm tragen! Was macht es für einen Eindruck auf unsere Gäste, wenn alle, auch sie, in einem Kostüm erscheinen und der Gastgeber selbst grenzt sich aus?"
„Ich habe kein Problem mit einem Kostüm, ich habe ein Problem mit diesem Kostüm."kam es von dem blonden Elben zurück und er zeigte auf die Kleidung, welche über dem Sessel drapiert war.
„Gut, dann mach einen anderen Vorschlag."
„Seni, du bekommst mich nicht in die Kleidung eines Rohirrim! Nie!"
„Thranduil, überdenke es doch noch einmal, es wäre gleichzeitig ein diplomatischer Schachzug. Du zeigst mit dieser Geste deine Ehrerbietung gegenüber diesem Volk. Was sich bestimmt nicht negativ auf die zur Verhandlung offen stehenden Preise für die Pferde auswirken wird. Und außerdem finde ich, dass dir diese Kleider ausgezeichnet stehen. Sie unterstreichen auf so eine ganz eigene Art deine Männlichkeit."
„Mmh..."war das Einzige was von dem König zu hören war.
***
„Ledian, stell dir vor, dann urplötzlich drehte er sich um und parierte den Schlag! Glaube mir, er war unwahrscheinlich schnell, so habe ich noch keinen kämpfen gesehen."
„Werden wir ihn heute Abend zum Kostümfest sehen?", neugierig und mit vor Spannung großen Augen sah Ledian seinen Freund an.
„Na klar und dann stell ich dich ihm vor. Und du wirst ihn fragen können was du willst. Aber als was gehst du heute Abend?"
„Ich habe noch keine Ahnung. Was wirst du tragen?"
„Mmh, ich habe auch noch keine Idee. Aber ich denke in meinem Kleiderschrank werden wir schon fündig!"
Und schon waren die Beiden unterwegs zu Legolas Zimmer. Sie sausten durch die Gänge und Flure und die Dienerschaft, welche ihnen begegnete, machte freiwillig Platz. Niemand bückt sich gern nach allen möglichen, auf dem Boden breitverstreuten Utensilien. Vor den Gemächern der Familie stoppten sie und schnell waren sie darin verschwunden.
Mit wenigen Handgriffen war der gesamte Inhalt des Kleiderschrankes auf dem Boden verteilt und die Beiden wühlten nach passenden Teilen. Legolas stand inmitten der Kleider, zog eine weiße Tunika vor seinen Körper und nahm sich ein Schwert dazu.
„So, das passt – ich bin Lord Glorfindel!"sprach Legolas und drehte sich stolz vor Ledian im Kreis.
„Ja fein, du hast deins und denkst wohl jetzt, dass ich dir den Balrog spiele! Vergiss es, das mache ich nicht."Legolas' bester Freund war ein wenig wütend und verzweifelt zu gleich. Auch er wäre gern als Lord Glorfindel zum Kostümfest gegangen, aber Legolas war schneller und das wurmte ihn.
„Ach komm, Ledian, sei nicht eingeschnappt, du bist dann eben ...ähm... ja ich hab's, du bist der beste Freund von Lord Glorfindel. Du bist Lord Erestor!"
„Du mit deinen Ideen, wie soll das gehen? Du hast selbst erzählt, dass Lord Erestor so dunkle Haare hat wie Lord Elrond. Soll ich mir jetzt etwa die Haare einfärben? Meine Naneth bringt mich um!"
„Das ist ein Argument, lass mal überlegen."Grübelnd ließ sich Legolas nieder und die Beiden saßen im Schneidersitz auf einem Berg von Kleidern und warteten auf den rettenden Gedanken. Plötzlich schnellte der blonde Elb hoch und rief:
„Ich hab's! Los komm, wir müssen uns beeilen, die Zeit ist knapp. Wenn ich es richtig verstanden habe sind alle noch auf dem Schießplatz und bei den großen Koppeln. Komm, nimm die Beine in die Hand, dann schaffen wir es noch!"
„Was schaffen wir noch?"rief der rothaarige Elb, während sie durch die Gänge hetzten. „Wo laufen wir überhaupt hin?"
„Das erzähle ich dir, wenn wir dort sind, nun lauf!", antwortete der Blondschopf. An den Ställen angekommen stoppte Legolas abrupt und zog Ledian mit hinter die geöffnete große Stalltür.
„Pst, wir müssen erst sehen ob die Luft rein ist."Langsam schob sich der Prinz hinter dem Tor hervor und peilte die Lage. Mit einem Fingerzeig gab er zu verstehen, dass sie sich vorwärts wagen konnten. Leise und leicht geduckt schlichen sie sich in den Stall. Keiner der Stallburschen war zu sehen. Sie waren wahrscheinlich tatsächlich alle mit bei den Koppeln und so hatten unsere Wirbelwinde ungehinderten Zutritt zu den noch im Stall stehenden Pferden. Schnell war Legolas bei seinem Ziel angekommen. Sie standen vor des Königs Pferd, einem prächtigen, schwarzen Rappen, mit einem herrlich glänzendem Fell und einem langen, schönen, schwarzen Schweif.
„Nein, Legolas, das ist nicht dein Ernst! Du willst jetzt nicht den Schweif abschneiden?!"kam es entsetzt von einem ängstlich dreinblickendem Ledian.
„Pst, willst du sie denn alle gleich anlocken, dann kannst du auch gleich rausgehen und ein Fähnchen schwingen?!"zischte Legolas zurück. Ein wenig sanfter fuhr er fort: „Hast du denn eine bessere Idee? Außerdem wächst der wieder nach und wir nehmen ja nur ein Stück. Wir nehmen nur ein paar Strähnen, eben so viele, wie wir brauchen, um dir das schwarze Haar von Lord Erestor zu flechten."
Schon hatte der blonde Elb ein Messer in der Hand und wenige Zeit später hielt er ein Bündel dunklen Haares in seiner Hand. Ehrfürchtig glitt Ledians` Hand über den Zopf aus schwarzem Haar.
„Sie sind sehr schön."
„Dann komm, beeilen wir uns. Wir brauchen noch eine Robe für dich.", drängelte Legolas seinen Freund und die jungen Elben verließen eilig den Stall. Wie es ihr Laufstil nun einmal war, fegten sie über die Wiese und durch den Palast. Das Haar hatte der Prinz unter seiner Tunika sicher verborgen. In Legolas Zimmer durchstöberten sie den Berg an Kleidung auf' s Neue.
„Die hier ist es! Sie ist schön und edel und sie hat auch die richtige Farbe!", rief der Rotschopf erfreut und hielt eine dunkelviolette Robe hoch.
„Die ist perfekt, die nehmen wir."
„Was ist das?"
„Was ist was?"
Ledian zeigte auf kleine, helle, haarige Kerne in der Ecke in einer kleinen Schale auf dem Boden.
„Ach, das sind die Samen der Hagebutte, die habe ich gestern gesammelt, als ich mit Lord Glorfindel unterwegs war. Wusstest du, dass man daraus Juckpulver machen kann?" Damit hatte Legolas das Interesse von Ledian geweckt. Neugierig sah ihn sein Freund an und schüttelte den Kopf.
„Nein, aber los, erzähl mal, wie geht das?"
„Also, du nimmst den Samen und lässt ihn..."Ausführlich und bis ins kleinste Detail erzählte Legolas nun, wie man den Samen richtig aufbereitete und die beiden Elben waren in ihr Tun ganz vertieft.
***
Auf der großen Wiese herrschte nun wieder geschäftiges Treiben. Für den Abend wurde alles gerichtet und zum Anlass passend wurden an die weißen Zelte noch bunte Seidenbänder angebracht. Die hellen, klaren Stimmen der Elben besungen dabei die Schönheit des Frühlings und der erwachenden Natur.
In den Zimmern des Palastes begannen die letzten Vorbereitungen für das Fest. Legolas und Ledian legten ihre ausgesuchten Kleider und Roben an. Mit geschickten Händen hatten sie aus dem Pferdehaar eine passende Haartracht für Ledians Schopf bereitet und es saß perfekt. Mit vor Stolz geschwollener Brust drehten und wendeten sie sich vor dem Spiegel und betrachteten ihr Werk.
Dort standen ein kleiner Lord Glorfindel und dessen bester Freund Lord Erestor. Nach mehreren wohlwollenden Blicken beschlossen sie, der Küche noch einen Besuch abzustatten und bei Asset, der Küchenmeisterin, noch ein paar Schokokekse abzustauben. So verließen sie die Zimmer der Familie und enterten die Küche.
***
Mein König und ich begaben uns nun ebenfalls zu unseren Gemächern, um die Kostüme anzulegen. Noch wenige Zeit und das Fest sollte beginnen. Es war ein angenehmer Nachmittag gewesen und wir hatten die Zeit ein wenig außer Acht gelassen, darum mussten wir uns nun beeilen. Jeder machte sich für den Abend fertig und präsentierte sich dann dem Anderen. Ich hatte mich dem Kostüm von Thranduil angepasst und trug ein Kleid nach dem Vorbild der Frauen von Rohan. Es war aus feinster, rohweißer Wolle und umschmeichelte meinen Körper. Um die Hüfte zierte ein aufwendig gearbeiteter Gürtel das Kleid und dazu passend war mein Kopfschmuck.
Mein Thranduil sah schmuck aus in der recht ungewöhnlichen, schweren Kleidung der Rohirrim. Seine große Gestalt und sein muskulöser Körper wurden durch die Kleidung noch unterstrichen. Ich hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen und bestätigte ihm, dass er mein schönster und liebster Elb auf ganz Mittelerde war. Dabei stieß ich gegen seine rechte Hand und bemerkte seine: Mithrilkrone!
„Was hast du damit vor? - Sag nicht, dass du die Krone zu dem Kostüm tragen willst?", kam es ungläubig aus meinem Mund.
„Ich trage meine Krone immer bei festlichen Anlässen. Was sollte ich sonst tragen?"
Ich musste all meine Beherrschung aufbringen, um nicht laut loszulachen. Das konnte nicht wahr sein, mein König kam sich also zu festlichen Anlässen ohne seine Krone nackt auf dem Kopf vor?
„Ich glaube, du brauchst gar nichts auf deinem Kopf."
Das behagte ihm aber wohl gar nicht, denn sein Mienenspiel änderte sich nicht wirklich. Immer noch unschlüssig, was er nun tun sollte, stand er vor dem Spiegel. So ohne wollte er wohl nicht gehen. Wenn wir den Abend pünktlich beginnen wollten, musste ich mir jetzt was einfallen lassen, anderenfalls standen wir wohl noch in der Nacht hier und sinnierten über die Notwendigkeit einer Krone nach. Da fiel mir Legolas Helm ein. Schnell lief ich in das Zimmer von Legolas und mich traf fast der Schlag. Der Boden war vollkommen bedeckt von Hemden, Hosen, Tuniken, Roben, Schuhen, Gürteln, Bändern, Stiefeln, usw. Doch das durfte mich jetzt nicht stören, wir hatten es eilig, also stieg ich darüber hinweg und fischte mir den Helm.
Mit ebensolchem in der Hand machte ich mich auf zu meinem König und verzierte damit sein Haupt.
„Wie wäre es damit, mein stolzer Pferdeherr?"
Ein wenig ungläubig schaute mich Thranduil an und besah sich seinen neuen Kopfschmuck.
„Ja, nun können wir gehen.", bekam ich nur als Antwort und er fasste meine Hand und wir verließen mit recht zügigen Schritten unsere Räume in Richtung Wiese.
Auf dieser tummelten sich schon viele der Elben. Ein Meer von Farben breitete sich auf der Wiese aus und ein Vogel hätte es wohl für eine, mit bunten Blumen übersäte Sommerwiese gehalten. Die prächtigsten Gewänder waren zu sehen. Zarte Schleier umspielten verführerisch die Gestalt manch einer Elbe. Viele hatten filigrane Blumenkränze in ihr Haar gewoben und schmückten sich auch sonst mit den schönsten Blumen der Jahreszeit. Ein Duft von Wald und Wiese lag über allem und berauschte die Sinne zusätzlich.
Ich ließ meinen Blick über die Wiese gleiten und suchte angestrengt Legolas. Wo war er nun schon wieder? Zur Eröffnung des Festes sollte er an unserer Seite sein, aber er war nirgends zu entdecken. Unter einem Vorwand verließ ich die Seite meines Königs und ich begab mich unauffällig auf die Suche nach diesem Elbling. Wie ich gerade auf einen der Pavillons zulief blitzte ein kleiner Blondschopf dahinter hervor, gefolgt von einem dunklem. Schnell war ich bei ihnen.
„Sagt mal, wo um Erus Willen habt ihr wieder gesteckt?"empfing ich diese beiden ungestümen Wesen.
„Legolas, du solltest schon längst vorn an der Tafel Platz genommen haben, aber nun los!"Nun erst sah ich mir die beiden jungen Elben erst richtig an.
„Ihr habt euch sehr schöne Kostüme angelegt, Lord Glorfindel und Lord Erestor.", mein Blick fiel auf Ledians Haar. „Eine sehr schöne Haarpracht, die ihr da tragt Lord Erestor."
„Danke.", vernahm ich von Ledian und er verabschiedete sich von mir und Legolas, mit dem Hinweis, dass er auf ihn bei den Pavillons auf der linken Seite warten wollte.
Ich nahm meinen Elben mit mir und wir gingen hinüber zur großen Tafel. Schnell schob ich ihn vor mir her und dirigierte ihn an seinem Vater vorbei an seinen Platz. Thranduil musste nicht unbedingt mitbekommen, dass ich unseren Prinzen erst wieder einfangen musste.
Ich war nicht ganz bei dem Geschehen am Tisch. Meine Gedanken waren noch bei dem Haar von Ledian. Diese Farbe und die derbe Struktur des Haares... es wollte mir nicht einfallen, woher ich es kannte. Aber im Moment war dieses unwichtig. Mein kleiner Blondschopf saß neben mir und mein großer kam gerade zu uns an die Tafel. Wie am Abend zuvor eröffnete auch heute Thranduil das Fest. Ich lauschte mehr oder weniger seinen Worten, in Gedanken war ich immer wieder bei Ledians Haarpracht. Woher kannte ich das Haar? Ich hatte dabei kein gutes Gefühl, irgendetwas beunruhigte mich. In meine Gedanken versunken, hörte ich Thranduils Worte nicht. Erst eine Hand auf meinem Arm ließ mich aufschrecken und ich sah ihm ins Gesicht.
„...erweist du mir die Ehre und eröffnest mit mir den Tanz?", war alles was ich noch verstand, aber es war gerade genug um darauf zu reagieren.
„Sehr gern, mein König", antwortete ich und ließ mich zur Tanzfläche führen. Ich tanzte so gern mit ihm. Keiner tanzte so gut wie er. Lag ich in seinen Armen, verlor alles um mich herum an Bedeutung. Ich lehnte mich an seine breite, starke Brust und ließ mich von ihm fortführen in das Spiel der Musik und der Bewegung. Wir verschmolzen förmlich zu einer Einheit und gaben uns ganz dem Rhythmus hin.
***
Legolas hatte die Eröffnung überstanden und konnte nun hinüber zu seinem Freund eilen, was er dann auch sofort tat. Sie umrundeten die Wiese und beobachteten hier und da das Treiben der Gesellschaft. Amüsiert blieben sie mitunter stehen und witzelten über das eine oder andere Kostüm. Aber nach einer Weile stellte sich Langeweile ein, Ledian und Legolas hingen ein wenig müde und verträumt auf ihren Stühlen an der Tafel. Ich bemerkte es und beschloss, dass ich unseren Prinzen in sein Bett schicken sollte, bevor die Langeweile womöglich noch irgendwelchen Unfug gebar.
Lord Glorfindel verbeugte sich und geleitete mich zurück an unseren Tisch. Ich blickte mich um, doch Legolas und Ledian konnte ich nirgends entdecken. Das war kein gutes Zeichen. Angestrengt hielt ich nach ihnen Ausschau. Wo waren die beiden Wirbelwinde wieder hin? Musste ich mir etwa schon Sorgen machen?
Ich hatte nicht die Gelegenheit lange darüber nachzudenken, wo sie abgeblieben waren. Schon war der Lord neben mir erschienen und hielt mir ein Glas von dem wunderbaren Wein entgegen. „Auf dieses wunderbare Fest und auf die Freundschaft zwischen unseren Häusern.", prostete der Vanya mir zu, „Ich muss ehrlich gestehen, ich hätte nicht gedacht, dass ich dies erleben dürfte. Menschen aus Rohan und Elben aus Bruchtal zusammen in Eryn Lasgalen auf einem Fest und mit Vertragsabschlüssen über Handel und Wegerecht. Thranduil hat wahrlich vortreffliche Pferde eingekauft, ich könnte glatt neidisch werden."kam es mit einem zwinkerndem Auge von dem blonden Lord.
Pferde – das war das Stichwort! Mir wurde ganz heiß und kalt. Jetzt wusste ich, woher ich dieses Haar kannte – Thranduils Hengst! Das musste es sein, es war das Haar des Hengstes. Oh, bei den Valar, wenn das wahr war und der König davon erfahren würde, das wäre nicht mit jahrhundertlanger Bibliotheksarbeit abzuleisten.
„Ist alles in Ordnung? Ihr seht so blass aus."
Nein, gar nichts war in Ordnung. Ich musste mich setzen. Wie bekam ich meinen kleinen Elben aus dieser Sache so einigermaßen ungeschoren heraus? Ich musste zu den Ställen, jetzt und sofort.
„Danke es geht schon wieder, mir war wohl nur ein wenig schwindlig. Wollt ihr mich ein wenig begleiten? Ich denke ein paar Schritte in den kühleren Wald würden mir gut tun."
„Aber mit Vergnügen.", entgegnete er mir und bot mir galant seinen Arm an. Ich ließ mich von ihm führen und dirigierte ihn, ohne das er es ahnte, zu den Ställen. Ich brauchte Gewissheit! Vielleicht irrte ich mich auch und es stellte sich alles harmloser heraus. Wir plauderten über belanglose Dinge und kamen bald an den Ställen an.
„Oh, jetzt sind wir so weit gegangen, wir sind bei den Ställen. Gehen wir wieder zurück?"sagte der Lord und führte schon eine halbe Drehung aus. „Nein, wenn ich schon einmal hier bin möchte ich mir auch gleich die neuerworbenen Pferde ansehen. Ich hatte noch keine Gelegenheit dazu."
„Es sind wahrlich prächtige Tiere, Ihr werdet begeistert sein."
So gingen wir in den Stall und ich war eigentlich nur darauf bedacht, den schwarzen Hengst von Thranduil genauer zu betrachten. Er stand in der letzten Stallbox. Ich erbleichte, ich fürchtete, mir versagten die Beine. Meinem Begleiter musste mein Zustand nicht verborgen geblieben sein und er war eilends bei mir und stützte meinen Arm.
„Es ist nicht besser geworden? Soll ich Lord Elrond holen?"
„Nein, ich glaube der kann hier nicht helfen", antwortete ich nachdem ich mich ein wenig gefangen hatte. Bei Eru, es war schlimmer als ich es mir vorgestellt hatte. Dem Hengst fehlte eine beträchtliche Menge Haar am Schweif. Wie sollte man das dem König erklären?
„Kann ich helfen? Sprecht, ich gebe mein Bestes um Euch zu helfen."
„Könnt ihr mit der Schere umgehen?", brachte ich nur heraus. In meinem Kopf rotierte es. Wie sollte ich das nur korrigieren?
***
Derweil planten Legolas und Ledian schon, wie sie ihre Langeweile zerstreuen konnten. Am Nachmittag, als der rotblonde Elb die Samen der Hagebutten entdeckt hatte, wurde beschlossen, dass man diese doch in einer kleinen Schachtel mitnehmen könnte. Man weiß ja nie, wozu und wann man sie gebrauchen konnte. Und just in diesem Moment fiel unseren Elben auch ein interessanter Verwendungszweck ein.
Die beiden Freunde saßen an der Tafel und beobachteten die Tanzenden. Die Tische waren fast leer, nur hin und wieder saß dort ein Elb und genoss einfach nur den Anblick der anderen und lauschte der Musik. Wie sie so umherblickten erspähten sie ihren Lehrer an einem der Tische zu ihrer Rechten. Er unterhielt sich angeregt mit einer jungen und sehr anmutigen Elbe. Bald darauf begaben sich beide zur Tanzfläche und wiegten sich im Takte der Musik.
So, aus Anerkennung für viele langweilige Stunden, hatten sich die beiden Elblinge den Lehrer als ihr Opfer für ihren Juckpulvertest erkoren. Schnell und so ungesehen wie möglich machten sie sich zum Tisch des Lehrers auf. In einem unbeobachteten Moment streuten sie auf den Sitz, wo noch vor kurzem der Lehrer saß, das Pulver. Mit einem diebischen Grinsen versteckten sich die Helden hinter dem Pavillon und warteten ab, was dann geschehen sollte.
Der Lehrer und Meister der Bibliothek, Erubon, tanzte mit seiner Elbe und schien ganz und gar nicht den Beiden den Gefallen zu tun und zu seinem Platz zurückzukehren. Dann, nach einer Weile, Legolas und Ledian hatten schon beinahe das Interesse verloren, kam der Meister mit seiner Tanzpartnerin zum Tisch zurück. Sie nahm Platz, aber der Meister nicht. Dieser holte noch Getränke. Derweil schritt der König über den Platz auf den kleinen, eben diesen, Tisch zu.
Der König wollte noch ein paar Worte mit Meister Erubon wegen Legolas wechseln. Thranduil hatte sich überlegt, dass er seinem Sohn für eine Woche die Bibliotheksarbeit erlassen wollte und er sollte dafür Gelegenheit erhalten, mit seinem neuen Freund auf dem Kampfplatz die Zeit zu verbringen. Denn so schnell wird sich die Gelegenheit nicht wiederholen, einen Vanya mit dermaßen speziellen Kampftechniken und Erfahrungen in Eryn Lasgalen zu haben.
Er begrüßte die am Tisch sitzende Elbe und bat, sich zu ihr setzen zu dürfen. Und dann geschah das, was nie hätte geschehen dürfen: nicht der Lehrer setzte sich in das Juckpulver, sondern der König unter Buche und Eiche. Als Legolas das sah, entwich ihm jegliche Farbe aus dem Gesicht und er starrte auf seinen Vater. Dabei kam ihm nur ein Gedanke: Das gibt Ärger!
Ledian ereilten wohl die gleichen Gedanken, denn ihm war nicht besser zumute. Legolas hatte sich als Erster wieder gefangen und raunte seinem Freund nur zu: „Es ist wohl besser, wenn wir jetzt schnell verschwinden! Ich will nicht hier sein, wenn mein Vater auch nur etwas bemerken sollte."
So schnell sie konnten stürmten sie davon und versuchten unerkannt, die Wiese zu verlassen. Sie waren sich einig, dass es wohl besser war, sich in ihre Betten zu begeben. So konnte man wenigstens heute vor einer Strafe sicher sein. Denn von den erwachsenen Elben würde noch lange keiner das Fest verlassen und wenn sie zurückkehrten, würden beide schon schlafen. Gesagt, getan – so trennten sich Legolas und Ledian und jeder verließ die Wiese und ging in seine Richtung.
***
Lord Glorfindel und ich begutachteten den Schwanz des Tieres und auf dem Gesicht des Lords formte sich ein Grinsen. „Ich nehme an, die fehlende Haarpracht befindet sich auf dem Kopf des Freundes von Legolas, oder sollte ich mich irren?"
„Nein, ich befürchte, Ihr irrt Euch ganz und gar nicht. Leider. Ich werde es irgendwie beheben müssen. Wenn das der König mitbekommt, sieht unser kleiner Lord Glorfindel das Tageslicht für die nächsten hundert Jahre nicht. Wenn Thranduil nicht sogar noch Schlimmeres einfällt."Ich seufzte resigniert. Wie um alles in der Welt sollte man DAS korrigieren? Haare dran schneiden – das beherrschen auch wir Elben nicht.
„Das Problem ist nur, wie? Ich habe keine Ahnung wie ich das Problem beseitigen soll.", gab ich verzweifelt von mir.
„Darf ich Euch helfen? Ich wüsste, wie man dem abhelfen kann, ohne viel Aufsehen zu erregen. Ich bin gut trainiert im Lösen von solchen Problemen. Glaubt mir, die Zwillinge unseres Fürsten in Imladris bescheren uns fast täglich solche und ähnliche, sowie noch weitaus schlimmere Überraschungen.", gestand mir der Lord mit einem Augenzwinkern.
„Geht Ihr derweil zum Stalltor und gebt mir ein Zeichen sollte einer der Stallburschen oder ein anderer, jetzt im Moment ungebetener Gast, erscheinen."sprach der blonde Vanya und ich tat, was er mir sagte. Nach nur wenigen Minuten stand der Lord schon wieder neben mir und meinte, es wäre alles erledigt. Verblüfft sah ich ihn an. „Ihr müsst wahrlich Übung in solchen Dingen haben. Wie habt Ihr die Sache bereinigt?"
Ich machte ein paar Schritte in die Richtung des Stalles, wo Thranduils Pferd stand. Ich wollte sehen, wie er es gelöst hatte. Doch er hielt mich am Arm zurück und sprach zu mir, „Vertraut mir, es ist alles in bester Ordnung. Wir sollten jetzt besser zur Wiese zurückkehren, damit wir das schöne Fest noch genießen können und um dem Übeltäter vielleicht noch eine kleine Lektion erteilen zu können.", mit einem spitzbübischen Grinsen um die Lippen.
So gingen wir gemeinsam zurück zum Fest und ich wollte eigentlich gar nicht wissen, wie er es getan hatte. Ich war nur froh, dass er es erledigte und meinen Prinzen werde ich schon noch dafür zur Rechenschaft ziehen. Oh ja, dessen konnte er sich gewiss sein.
Wir mischten uns unter die fröhliche und ausgelassene Gesellschaft. Wechselten hier und da ein Wort, nahmen von den Speisen und Getränken, welche kunstvoll auf den Tischen kredenzt waren. Die Musiker spielten die schönsten Weisen und die Luft war lau und trug den Duft der Blumen mit sich. An einem der kleinen Tische erblickte ich meinen König. Er unterhielt sich mit dem Meister Erubon und dessen Begleiterin. Doch er machte auf mich einen merkwürdigen Eindruck. Er saß nicht ruhig auf seinem Platz, sondern rutschte stets hin und her. Man sah, dass er Mühe hatte sich auf das Gespräch zu konzentrieren.
Lord Glorfindel bemerkte, dass ich meine ganze Aufmerksamkeit auf Thranduil gerichtet hatte und schlug vor, dass wir uns zu ihm gesellen sollten.
Wir begrüßten Meister Erubon und seine Begleiterin, wechselten ein paar Worte und verabschiedeten uns dann von ihnen.
„Sag Thranduil, du hattest rechte Mühe auf deinem Stuhl gar ruhig zu sitzen?", sprach der Lord gleich sehr direkt den König an. Glorfindel hatte es also auch bemerkt, nicht nur ich.
„Oh ja und mir ist, als ob ich eine ganze Armee Flöhe am Hosenboden habe. Ich kann mir nicht helfen, aber ich habe da eine ganz bestimmte Person in Verdacht, wem ich dies zu verdanken habe. Aber zuerst muss ich hier weg und die Kleidung wechseln. Es juckt gar fürchterlich, das kann ich euch versichern."klagte uns ein gepeinigter König.
„Wie kommst du darauf Thranduil, ich habe unseren Sohn schon seit einer Weile nicht mehr hier gesehen?"
„Ja, eben das ist es ja, er würde doch nicht freiwillig das Fest verlassen, es sei denn, ein schlechtes Gewissen treibe ihn dazu."Thranduil kannte seinen Sohn – oder erinnerte er sich an seine Flegeljahre?
„Ach komm, Thranduil, du bist der Letzte, der sich darüber aufregen darf. Ich erinnere dich an eine ganz bestimmte Feier in Lothlórien. Da hast du mir dieses Pulver verpasst!"Glorfindels Gesicht überzog ein spitzbübisches Grinsen. Und ich wurde hellhörig.
„Ach, so war das also. Mein König hat auch schon anderen dieses Pulver untergeschoben? Dann geschieht es dir nur Recht."
Nun konnte auch ich mir ein Grinsen nicht mehr verkneifen. Zudem auch mein stolzer Elbenkönig im Moment gar nicht das Abbild dessen war. Es war schon ein selten komischer Anblick, wie er versuchte, den Juckreiz zu ignorieren und von einem leichten und elbentypischen Gang war nichts mehr zu sehen. Seine Hände hielt er krampfhaft an der Hosennaht und er hatte nur ein Ziel: Raus aus den Hosen.
Wie er gerade die Wiese verlassen wollte, kamen ihm aber just in diesem Moment die Herren Lords aus Rohan entgegen. Sie freuten sich, den König zu sehen und wollten sich noch einmal für dieses großartige und gelungene Fest bedanken. Überschwänglich schilderten sie ihre Eindrücke und lobten die Gastfreundschaft der Elben und die Einzigartigkeit der Bauwerke und Handwerkskunst, vor allem aber die Kampfkunst der Krieger Eryn Lasgalens. Ihr Redefluss nahm kein Ende und Thranduil schwitzte Wasser und Blut.
Glorfindel und ich beobachteten die Szene und wir mussten all unsere Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht in lautes Gelächter zu verfallen. Natürlich hatte der König unter Buche und Eiche mit seinem feinen Elbengehör unser Kichern wahrgenommen und uns erreichte sein warnender und zugleich um Hilfe suchender Blick.
„Sollen wir ihn erlösen oder wollen wir ihn noch ein wenig schmoren lassen?"kam es erheitert von dem großen Balrogtöter.
„Ich denke, wir erlösen ihn."gab ich unter verhaltenem Lachen zurück, obwohl ich zugeben muss, dass ich dieses Spiel gern noch ein wenig getrieben hätte. Es war zu komisch, wie er so dort stand und mit dem Drang kämpfte, sich nicht ganz einfach ordinär sein Hinterteil zu kratzen. Mittlerweile stand er schon fast zappelnd da und versuchte angestrengt, das Gespräch mit den Lords höflich zu beenden.
Wir erbarmten uns Seiner, schritten auf die kleine Gruppe zu und nahmen uns der Herren aus Rohan an. Mit einem Seufzer, den nur Elbenohren vernahmen und einem überaus dankbaren Lächeln hatte es dann der König sehr eilig, die Hallen des Palastes zu erreichen.
Schnell war er den Augen der Menschen entschwunden. Mir war aber nicht entgangen, wir er in die Nacht hineinrannte. Er lief so schnell, man hätte annehmen können, er fliege nur so dahin. Der Juckreiz musste wahrlich sehr unangenehm sein.
Eine halbe Stunde später stand wieder ein ruhiger und entspannter Elbenkönig neben mir.
„Na, mein König, hast du deinen geschundenen Stellen Linderung geben können?"flüsterte ich ihm entgegen.
„Spotte du nur. Ich werde dich dafür noch heute zur Pflege dieser Stellen verurteilen.", raunte er mir ins Ohr, „Und ein gewisser Legolas Grünblatt wird morgen einen sehr, sehr unruhigen Tag haben, das kann ich dir versprechen."
***
@ S.E.: Der Anschiss kommt, wenn auch noch nicht im nächsten Kapitel. Ich habe das lila Buch nicht vergessen. *g*
@ Heitzi: Manchmal sind die Kinder die besseren Strategen. *lol*
@ Stoffpferd: Ich freue mich, dass du bei meiner Geschichte gelandet bist. Ich habe auch schon in deinen herumgestöbert. Meine Reviews findest du bald.
@ Zitaboril: Für jahrhundertlangen Stubenarrest hat es noch nicht gereicht, aber was nicht ist kann ja noch werden. *lol* Ich habe bisher beide Varianten gefunden und ich habe mich für Fleet entschieden, weil die Häuser wie eine kleine Flotte von Wolkenschiffen in den Baumkronen hängen.
@ Eirien: Die Strafe wird nie so schlimm, wenn die Nanny in der Nähe ist. *g*
@ Fabi: War die Strafe gerecht? *zwinker* Ich liebe deine langen Reviews. *bighug*
