Disclaimer: siehe 1. Kapitel
Rating: G
A/N: Nach langer Zeit nun heute ein neues Kapitel von der Nanny. Ich danke allen die mir so lieb ihr Review hinterließen und ich kann dazu nur sagen: Mehr! Das macht süchtig! (lechz und lach und bussi verteil) Fabi: Strippender Teenager! Wäre mal 'ne Idee für die lila Geschichte (grins) Die „alten Herren"können auch anders, wie sollen sie sonst die langen Jahrtausende überleben? Stoffpferdchen: Die blaue Farbe? Thranduil liebt Hefeklöße mit Heidelbeeren! Weißt du nun wie die Farbe entstand?! (lach) Du fandest die Bestrafung der Seni nett? Wie Thranduil bestraft findest du im lila Buch. (grins) Eirien: Oh ja es ist sehr schwer sich von den Rackern zu trennen, aber es kommt ja bald Botschaft aus Bruchtal – aber was darin geschrieben steht? (kicher) Hallo Luthien und Lindorie. Luthien, danke für den Link, solche netten Sachen inspirieren immer! Ich glaube Elronds Voraussicht hat hier kläglich versagt – oder er braucht den Stress als Ausgleich – der arme lebt doch ohne Frau! (kicher) Nauuring: Thranduil fies? (lach) Er ist ein männlicher Elb – da stirbt das Kind im Mann auch nie! Heitzi: Mein König und ich danken dir für sämtliche köstlichen Momente – wir haben sie genossen – was sage ich; wir genießen noch! Ich hätte mir Legolas Vater nicht anders vorgestellt. Wie sonst sollte Legolas Gimli als Freund mögen? (lächel) S.E.: Meinst du ich sollte mal so ein klein wenig das Beichtgeheimnis umgehen und die alten Jugendsünden rauskramen? Die dürfte Klein - Legolas aber nun überhaupt nicht in die Finger bekommen. (lach) Zita: Ja das Herz blutete, aber wir besuchen ihn bald – nur ob er dann noch in Bruchtal bleiben darf? (fiesgrins) Warten wir's mal ab. Thranduil hat aus seiner eigenen Jugend gelernt – er weiß wie man am besten trifft, in puncto Bestrafung. So nun will ich aber mal aufhören mit Labern und hier ist nun mein neuestes Geschreibsel:
Wir blättern heute einmal ein paar Seiten im Tagebuch zurück, Legolas entspricht ungefähr der Entwicklung eines 6-jährigen Kindes.
6 Thirneth
Es war ein wunderschöner Sommertag, die Sonne stand hoch über Eryn Lasgalen und ich verbrachte den Nachmittag im Garten und schnitt Blumen. Ich atmete tief durch und genoss die warmen Strahlen der Sonne auf meinem Gesicht. Der Tag war so friedlich, die Vögel sangen ihre schönsten Lieder, der Wind strich sanft über die Wiesen und Bäume hinweg und alle ließen sich vom süßen Klang der Natur treiben.
Aber was war das: Lautes Geschrei zerschnitt plötzlich diese friedvolle Ruhe. Legolas und Ledian kamen wie ein Orkan durch den Garten gerast. Sich gegenseitig fangend und dabei lauthals schreiend, wirbelten sie über die Blumenwiese. Keiner von beiden achtete darauf, wohin er trat, sie stolperten einfach querfeldein.
„Du behältst den Zahn noch ewig!"
„Nein, behalte ich nicht!"
„Doch, du bist ein Angsthase!"
„Bin ich nicht! Warte, wenn ich dich kriege!"
„Du kriegst mich aber nicht!", schrieen sich beide gegenseitig an und ehe ich auch nur ein Wort an sie richten konnte waren sie auch schon wieder davon gestürmt. Kopfschüttelnd und lächelnd ließ ich sie ziehen.
Ledian ließ sich in das Gras fallen und war ganz außer Atem. Neben ihm kam Legolas zum Stehen und plumpste sich ebenfalls auf die Wiese und beide lagen nun rücklings inmitten der schönsten Wildblumen und Gräser und schauten in den wolkenlosen, blauen Himmel.
„Du bist gemein, Ledian!"
„Nein. bin ich nicht, was kann ich dafür, wenn dein Zahn nicht raus fällt?!"
„Aber du kannst mir doch helfen oder wenigstens sagen, wie du es gemacht hast!"
„Nein, das musst du schon selbst machen!", antwortete der kleine Rotschopf seinem Freund und er hätte auch nicht gewusst, wie er hätte helfen können. Als der kleine Freund von Legolas heute früh aufstand war sein Zahn verschwunden, er hatte ihn wahrscheinlich sogar verschluckt. Ledian hatte seine erste Zahnlücke und war mächtig stolz darauf! Er blinzelte in die Sommersonne und schaute den zwei frechen Spatzen hoch am Firmament bei ihrem munteren Spiel zu.
Legolas zog eine Schnute und war traurig und wütend zugleich. Er hatte keine Zahnlücke, sein Wackelzahn hing noch ziemlich fest und wie gern hätte er auch stolz seine Zahnlücke gezeigt, so wie sein Freund heute früh, als dieser ihm entgegen gerannt kam und ihm gleich seine präsentiere. Wieder spielte der kleine blonde Elbling an seinem Zahn, drehte und zog daran, aber der saß noch immer fest und es tat auch ein wenig weh und so ließ er es dann sein.
„Sieh mal, was ich kann!", sprach ihn sein Gegenüber an und zeigte, wie man die Zunge durch die Lücke quetschen konnte.
„Ja, ich sehe es.", grummelte der junge Prinz zurück und seine Mundwinkel verzog es immer mehr nach unten.
„Das macht Spaß.", freute sich der Elbling, spielte mit seiner Zunge im Mund herum und war ganz darin vertieft. Legolas Laune wurde immer trübsinniger und er hatte keine Lust mehr zum Rumtollen und erst recht keine, seinem Freund dabei zuzuschauen, was der nun alles mit seiner Zahnlücke anstellen konnte. „Ich geh heim.", sagte er resigniert und stand auf, ohne auch nur auf eine Antwort zu warten.
„So warte doch, warum willst du schon heim, es ist doch noch Zeit? Wollen wir nicht noch ein bisschen spielen?", rief ihm der kleine rothaarige Elb hinterher.
„Nein, ich habe keine Lust mehr, ich gehe.", kam es noch von Legolas und er trottete langsam dahin.
„Kommst du morgen wieder zum alten Baum, ja?", wollte der Alleingelassene noch wissen und er verstand nicht was Legolas auf einmal hatte. Der Tag war doch noch so schön und sie hätten noch die Schmetterlinge jagen oder am Bach den kleinen Damm weiterbauen können.
„Ja, vielleicht.", hörte er nur noch die sich immer weiter entfernende Stimme von dem traurig Davonziehenden.
Ich legte die letzten Blumen in den breiten Korb und reinigte mir meine Hände an der kleinen Quelle, welche sich in der Nische hinter dem mit Rosen berankten Pavillon in ein kunstvoll behauenes Becken ergoss. Da sah ich unseren Blondschopf neben mir auftauchen. Seine Kinnspitze war tief auf seine Brust gesunken und seine Unterlippe schob er schmollend nach vorn. Lustlos streckte er eine Hand aus und ließ den Wasserstrahl über diese laufen.
Ich schaute ihn abwartend an, irgendetwas bedrückte ihn. Zwei traurige, große blaue Augen sahen mich an und er erzählte, was ihm sosehr auf der Seele lastete.
„Ledian hat eine Zahnlücke... und ich nicht."
Ich setzte mich an den Rand des Beckens und ermutigte ihn durch einen Blick, weiter zu erzählen.
„Ich möchte auch eine Zahnlücke, aber mein Zahn wackelt immer nur. Der fällt bestimmt nie raus.", gab Legolas ganz traurig und verzweifelt von sich und planschte dabei mit der Hand im Wasser.
„Legolas, dein Zahn fällt auch heraus und du bekommst auch so eine schöne Zahnlücke wie dein Freund Ledian. Der neue Zahn braucht den Platz und schiebt den alten dafür weg. Vielleicht sitzt du morgen schon am Tisch und kannst stolz deine Lücke zeigen.", versuchte ich ihn zu trösten und von seinem Weltschmerz zu erlösen. Aber er hatte wohl eine andere Antwort erwartet.
„Kann er nicht gleich rausfallen?", und wieder blickten mich zwei Augen hoffnungsvoll an. Ich seufzte und strich ihm über sein goldblondes Haar. „Du musst ein wenig Geduld haben, glaub mir, er fällt heraus und das geschieht manchmal schneller als du denkst und wenn du möchtest, erzähle ich dir heute Abend von der Zahnfee.", nun hatte ich seine Neugierde geweckt. Sein Blick hellte sich auf und er rückte ein Stück näher heran.
„Die Zahnfee? Wer ist die Zahnfee und was macht sie?", interessiert schaute er mich an und seine Augen wurden dabei ganz groß.
„Sie kommt zu jedem Kind, welches Sorgen und Nöte mit den Wackelzähnen hat. Aber sie kommt nur nachts und heute Abend, bevor du ins Bett gehst, werde ich dir alles von ihr erzählen und wir werden ihr von deinem Kummer berichten. Einverstanden? Und nun geh noch ein wenig spielen, ich hole dich dann zum Abendessen."
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und seine Augen strahlten wieder. Ich gab ihm noch einen schönen roten und festen Apfel in die Hand und lächelnd sagte ich ihm: „Vielleicht hast du aber heute Abend schon gar keinen Wackelzahn mehr."
Er nahm den Apfel und lief fröhlich hüpfend davon.
Legolas schlenderte durch die Gänge des Palastes und aß vergnügt seinen Apfel, aber immer dabei bedacht, seitlich abzubeißen, es tat sonst weh und das mochte er nicht. Er kam an den Wachstuben der Garde vorbei und grüßte freundlich.
„Le suilon, Hauptmann Lothion."1)
„Le suilon, cund Legolas. Wohin so eilig?"2), fragte der rothaarige, stattliche Krieger.
„Ach, eigentlich nirgends, ich warte bis die Zahnfee heute Abend kommt.", gab Legolas fröhlich lächelnd von sich und dabei sah man schon den sehr schief stehenden Wackelzahn.
„Die Zahnfee?", fragte der Hauptmann und sah den Prinzen dabei etwas ungläubig an.
Legolas erzählte, dass er der Zahnfee von seinem Zahn erzählen möchte und sie diesen dann bestimmt rausfallen lässt.
„Du kannst es aber auch selbst versuchen.", entgegnete der Hauptmann Legolas und dieser war nun ganz Ohr, was Lothion ihm erzählen wollte. Der gestandene Krieger berichtete dem kleinen Elb wie man mit einem Faden und mit Hilfe der Türklinke den Wackelzahn schnell und ohne viel Schmerz herausbekommt.
Das wollte dieser auch gleich ausprobieren und voller Tatendrang verabschiedete er sich und machte sich auf, zu Assat in die Küche. Von ihr erhoffte er sich den Faden oder Strick, die Küchenmeisterin hatte alles in ihrem großen Küchenschrank, sicher auch solche Dinge und vielleicht auch noch ein paar Schokokekse.
Wenig später stand er in der Küche, hangelte sich auf einen der großen Stühle vor dem riesigen Tisch und plapperte munter drauflos. Dort freute man sich sehr über den kleinen Besucher, brachte er doch stets etwas Abwechslung und immer ein Späßchen mit sich. Darum hörte man ihm aufmerksam zu und die ersten Mundwinkel zuckten schon verräterisch nach oben, bei seinen Ausführungen über das schnelle Ziehen von Zähnen.
Mit dem Faden und einem Schokokeks war unser kleiner Elb wenig später unterwegs durch den Palast, um sich eine geeignete Tür für sein Vorhaben zu suchen. Denn der Hauptmann hatte ihm erzählt, dass er eine Tür suchen sollte, die auch oft geöffnet wurde. Ihm fiel dabei sofort Vaters Arbeitszimmer ein, denn Vater sagte doch immer, dass er selbst dort nicht einen Augenblick Ruhe vor ständigen Störungen hätte.
Legolas positionierte sich in dem Zimmer und wartete nun auf die Dinge die kommen sollten. Es saß schon eine ganze Weile auf dem großen Stuhl mit der hohen Lehne, welchen er sich mühevoll hinter dem riesigen Schreibsekretärs seines Vaters hervor gezerrt hatte und ließ seine Beine gelangweilt hin und her baumeln, dabei schaute er immer wieder sehnsüchtig zu dem beeindruckenden Fresko über dem Kamin.
Es war ein Bild von Eryn Lasgalen, eine Lichtung, die Legolas nur von Erzählungen her kannte. Ada und auch Naneth erzählten oft von dem heiligen Platz und nur allzu gern würde er sie auch einmal sehen und dort im Gras herum tollen, aber sie liegt sehr weit im Süden und seine Eltern hatten nur immer wieder gesagt, dass die Zeit dafür noch kommen würde. Legolas seufzte und dachte wie so oft, warum konnte er nicht schneller groß werden?
Sein Blick streifte zu den Regalen an der Wand, welche sich fast bogen unter der Last der vielen Bücher, mit den verschieden farbigen Ledereinbänden und den schönen goldenen und silbernen Prägungen, dann weiter zu der weinroten, samtbezogenen Sesselgruppe mit dem kleinen Tischchen aus dunklem Eichenholz - plötzlich öffnete sich die Tür!
„Legolas! Was machst du da?"
„Ada! Meinen Sfahn sfiehen lassfen, ...aber er isft immer noch da."
Nur Dank seiner jahrtausendlang geübten Gefühlsbeherrschung konnte sich der König ein lautes Auflachen verkneifen. Vorsichtig nahm er den Faden aus dem Mund seines Sohnes und setzte sich, mit ihm auf dem Schoß, in einen der großen Sessel.
„Legolas, du hättest noch eine Ewigkeit so sitzen können, auch wenn sich die Tür noch hunderte Male geöffnet hätte."
„Wieso?"
„Was sollte der Faden in deinem Mund bewirken?"
„Meinen Zahn herausholen."
„Der Faden sollte sich durch das Öffnen der Tür spannen und dann mit einem Ruck den daran befestigten Zahn ziehen. Richtig?"
„Ja."
„Damit der Faden sich spannt, muss der Weg zwischen dem einen und anderen Ende des Fadens länger werden."
„Mmh."
„Diese Tür öffnet sich nach innen, du hättest aber eine Tür wählen müssen, die sich wie öffnen lässt?"
„Nach außen.", kam es bedrückt von dem niedergeschlagenen kleinen Blondschopf. Er hatte jetzt so lange gewartet und dann das. Der olle Zahn war immer noch da.
„Na komm – gehen wir erst einmal zum Abendessen.", und der König unter Buche und Eiche nahm seinen Sohn an die Hand und beide gingen in den Speisesaal, in dem alle gemeinsam zum Abend aßen.
In der Halle hatte man sich schon eingefunden und es war auch schon reichlich getafelt. Mit dem Eintreten des Königs, der liebevoll seinen Sohn führte, herrschte für einen Atemzug lang Stille. Das Bild, was sich in jenem Augenblick bot, zeigte den Herrscher in seiner liebsten Rolle, als liebenden und stolzen Vater und nicht als Krieger in schwerer Rüstung, bestückt mit todbringenden Waffen. Vater und Sohn symbolisierten für den Moment die Sehnsucht und die Natur eines jeden Eldar 3), Frieden für sich und alle Lebewesen in ihren geliebten Wäldern.
Thranduil führte sein Kind zu seinem Stuhl und setzte sich neben ihn mit einem warmherzigen Lächeln auf seinen Lippen.
Der König erhob sein Glas und eröffnete damit das Abendmahl. Damit gab man sich jetzt den Köstlichkeiten der Tafel hin und berichtete sich gegenseitig vom geleisteten Tagwerk oder von den neuesten Nachrichten aus dem Waldlandreich. Sich leicht zu mir beugend flüsterte mir mein König zu: „Er saß mit einem Faden am Zahn hinter der Tür in meinem Arbeitszimmer."Ebenso leise antwortete ich ihm: „Die Tür war aber nicht weise gewählt.", und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Mein kleiner Wirbelwind musste sehr verzweifelt sein, ich konnte ihn mir nur schwer still sitzend auf einem Stuhl vorstellen, denn selbst am Tisch beim Essen bereitete es ihm große Schwierigkeiten. So wie jetzt, er saß nämlich nicht, er kniete.
„Legolas, nimm bitte die Beine unter den Tisch!", ermahnte ich ihn und gab ihm dabei gleich ein Honigbrot in die Hand. Herzhaft biss er hinein und einen Moment später hielt er mir seinen Zahn entgegen. „Sieh! Mein Zahn!", und mit dem Zahn in der hocherhobenen Hand strahlte mich ein rundum zufriedener kleiner Elb an. Alle, die es mitbekommen hatten, mussten lachen. Mit Stolz zeigte er jedem seinen Zahn, bis ihn sein Vater ermahnte, „Bitte lege ihn beiseite und geh dich waschen!"
Assat lachte laut und monierte nur, dass ihr Brot aber nun wahrlich nicht so hart sei. Das brachte dann alle noch einmal zum Schmunzeln und Thranduil erwiderte ihr mit einem Augenzwinkern, dass es gerade richtig sei, eben ein Genuss und auch die richtige Medizin bei Wackelzähnen.
Legolas lag eingekuschelt in die weichen Kissen und Decken seines Bettes. Seine Wangen waren schon leicht gerötet vor Müdigkeit und seine Augen recht klein, aber noch wollte er nicht schlafen, nicht bevor er die Geschichte von der Zahnfee gehörte hatte. Ich setzte mich an sein großes Bett, strich ihm die Haare aus dem Gesicht und erzählte:
„Die Thirneth, wie die Menschen die Zahnfee eigentlich nennen, ist ein Wesen aus der Traumwelt, dem Reich zwischen Wachen und Ruhen. Sie wandelt in den Träumen der Schlafenden und wacht dort über deren Weg. Sie begleitet die Träumenden, führt sie durch ihre Welt, lässt sie die Schönheit dieser erblicken und hilft ihnen Trost und Liebe zu finden, wenn sie diese brauchen. Aber auch so manche Einsicht und Wahrheit hilft sie zu erkennen, wenn diese auch sehr schmerzlich sein können. Doch lässt sie keinen in ihrer Traumwelt gefangen, sollte sich einer verirren und den Mächten der Schwärze, welche auch in dieser Traumwelt leben, begegnen und sich in deren Nebel verlieren, so hilft sie den gequälten und entlässt ihn wieder in die seine Welt. Das Leben der Menschen ist sehr viel schwerer als das unsere und gerade die Kinder der Menschen haben viele Ängste und Nöte, so wandeln diese sehr oft in Thirneths Reich und suchen Schutz und Trost. Sie nahm sich derer nun besonders an und eben auch ihrer Schmerzen und Bedrängnisse mit den Zähnen. Darum wird sie auch von den Kindern der Menschen ‚Zahnfee' genannt Und da die Traumwelt ja ihre Heimat ist kennt sie alle Träume der Schlafenden und weiß um ihre Wünsche und erfüllt diese, wenn es Herzenswünsche sind und man fest an die Erfüllung derer glaubt."
„Ich bin aber ein Elbling, kann sie auch meine Träume sehen?", fragte er und setzte sich dabei auf.
„Wir wandeln alle in ihrer Welt, wenn wir ruhen, ganz gleich welchem Volk wir angehören. Auch wenn wir vielleicht in unserer Sprache keinen Namen für sie haben, so ist sie doch da und weiß auch um deine Wünsche."
Legolas kramte sogleich seinen Milchzahn hervor und umschloss ihn fest mit seiner Faust. „Ich werde jetzt die Thirneth in ihrem Reich besuchen und ich werde ihr meinen Zahn zeigen, damit sie sich keine Sorgen um mich machen braucht, denn ich habe meine Not mit ihm ja überwunden und sie kann jetzt einem anderen Kind dabei helfen.", sprach er und bettete sich beruhigt und sehr müde in seine weichen Daunen. Noch einmal zog ich ihm die Decke über den kleinen Körper und gab ihm einen Kuss auf die Stirn: „Mae losto."4), mein Sohn."Nur einen Augenblick später waren seine Augen trüb und um seine Mundwinkel zog sich ein kleines Lächeln - er war in das Land der Träume eingetaucht.
„Schläft unser Wirbelwind?"Leise trat Thranduil heran, beugte sich hinunter und strich mit seinen schlanken, starken Fingern seinem Sohn mit einer unglaublichen Zärtlichkeit über die Wange. „No in elenath hîlar nan hâd gîn."5)
Wir verließen Legolas Zimmer und gingen nach nebenan, in unsere Gemächer. Das Feuer im Kamin brannte hell und tauchte den Raum in einen goldenen Glanz. In den gemütlichen Sesseln vor dem Kamin ließen wir uns nieder und sahen den Flammen bei ihrem Spiel zu.
„Du hast ihm von der Thirneth, wie die Menschen sie nennen, erzählt?"
„Ja", bestätigte ich schmunzelnd seine Vermutung.
„Dann wollen wir sie mal ein wenig bei der Erfüllung der Wünsche unseres Sohnes unterstützen, was meinst du?", und mit einem verschmitzten Lächeln zog Thranduil einen Bogen von höchster Machart neben sich hervor.
Am nächsten Morgen war ein kleiner Elb nicht mehr zu halten, die Sonne hatte gerade ihren Lauf am Horizont begonnen, da stand Legolas auch schon fertig gekleidet in unserem Zimmer.
Mit einem Satz sprang er in unser Bett und knallte dabei unsanft seinem Vater auf die Brust, schlimmeres hatten nur die unglaublichen Reflexe Thranduils verhindert. Betreten blickte der Eindringling sofort nach unten, seines Fehlers bewusst.
„Legolas, wie oft habe ich dir schon gesagt, dass man anklopft, bevor man ein Zimmer betritt?!"
„Entschuldige bitte Ada – aber sieh was ich hier habe!", dabei schnellte seine Rechte uns entgegen und wiederum verhinderte nur eine schnelle Handbewegung seines Vaters, dass der Bogen in Legolas Hand nicht gegen unsere Köpfe schlug.
„Der lag heute Morgen mit einem Köcher vor meinem Bett! Ist der von dir und Nana, oder hat ihn mir die Fee geschickt? Kann ich damit gleich zum Übungsplatz? Ich muss ihn ganz schnell Ledian zeigen und Ledian hat auch meine Zahnlücke noch nicht gesehen – kann ich dann nach dem Essen gleich zu ihm? Darf Ledian dann auch mit zum Übungsplatz und kommst du auch mit? Muss ich denn zum Essen – ich habe gar keinen Hunger?!..."
„Halt, stopp Legolas, langsam bitte!", bremste Thranduil den Tatendrang, vor allem aber erst einmal den Redefluss seines Sohnes.
„Bitte, wenn du mich zu Wort kommen lässt, kann ich dir auch antworten.", mit einem Lachen zog der König Legolas zu sich und nahm ihn in den Arm. Er wartete einen Augenblick, bis der kleine, aufgedrehte Elbling wieder Luft geholt hatte und seine Blicke nun gespannt wie ein Bogen, an die Lippen seines Vaters heftete.
„Du kannst doch nicht unbewaffnet mit uns zur großen heiligen Lichtung reiten.", Thranduil hatte es noch gar nicht richtig ausgesprochen, da hing ihm schon ein kleiner Elb am Hals, den Bogen dabei immer noch fest umklammert und dieser bohrte sich auch sofort in des Königs Körper. Doch er sagte nichts, nahm ihm nur vorsichtig die Waffe aus der Hand und räusperte sich. Mit einer schnellen Drehung wandte sich der stolze kleine Bogenschütze mir zu und drückte mir einen feuchten Schmatzer auf die Wange und leise sagte er mir ins Ohr: „Die Thirneth ist auch eine Valar, ich weiß das jetzt."
Mit einem Ruck war Legolas auf, sprang aus dem Bett, hastete in sein Zimmer und stand sofort mit seinem Reisemantel über die Schultern geworfen wieder vor unserem Bett und sagte nur: „Ich bin schon fertig! Wir müssen nur noch Ledian abholen, er kann doch mit oder?"Jetzt konnte ich nicht mehr an mich halten, hatte ich die ganze Szenerie nur still verfolgt, so musste ich jetzt laut lachen.
„Legolas, bitte, sollen wir in Nachtkleidern ausreiten?"
Die kleine Reisegruppe war bereit zum Abmarsch, nur Legolas fehlte.
„Wo ist unser Sohn?", fragte der Herrscher unter Buche und Eiche in die Runde.
„Er war vorhin noch im Stall.", antworte der kleine Freund von Legolas und Thranduil saß mit einem eleganten Schwung ab und ging zurück zu den Ställen und ich folgte ihm. Das Pferd von unserem Sohn war gezäumt und wartete schon auf seinen Reiter.
„Schsst.", Thranduil hielt mich sanft am Arm zurück und nickte mit dem Kopf in Richtung des Strohhaufens an der Seite. Dort saß im Schneidersitz, der Welt völlig entrückt unser Sohn und hielt ehrfurchtsvoll seinen Bogen vor sich in den Händen und wir erkannten ihn fast nicht wieder.
War das unser Wirbelwind, der nicht einen Moment still stehen konnte und dem man am besten bei Tisch ankettete damit er wenigstens seine Mahlzeiten in Ruhe zu sich nahm? Der kleine Elb, der seinen Lehrer mitunter den letzten Nerv raubte weil das Tintenfass fast täglich umkippte und seine Bücher meist am Boden lagen, da er sie wieder einmal mit einer Körperdrehung vom Tisch gefegt hatte?
Er hielt den Bogen vor seinem Körper wie einen äußerst zerbrechlichen Gegenstand und sein Blick war gebannt auf die filigranen Mithril - Einlegearbeiten in dem dunklen Holz. Seine Finger glitten langsam und fast zärtlich über die elegant geschwungene Linie des Materials und in dieser Bewegung lag eine beinahe magische Ruhe und Kraft – wie das zelebrieren eines alten Rituals – und das war es auch was im Inneren von Legolas stattfand: Er verband sich mit seiner Waffe, er ernannte sie zu seinen Begleiter und schloss mit ihr den Bund des Kriegers.
Durch einen kurzen Blick verständigten wir uns, leise verließen wir den Stall. Ich war noch ganz im Zauber des eben erlebten gefangen. Nicht anders erging es meinem König, nur wusste er genau, was in seinem Sohn so eben vollzogen wurde. Auch er hatte dieses Ritual durchlebt und erneuerte es mit jeder seiner Waffen bevor er sie auch nur einmal benutzte.
Vor den Toren des Stalls standen wir uns gegenüber und eine Weile sagten wir nichts, sahen uns nur in die Augen, bis Thranduil das aussprach was ich dachte: „Er hat heute nicht einen Schritt zum Elb gemacht, es waren ihrer zwei. Die Valar haben Legolas das Herz und die Seele eines Kriegers zugedacht und wir durften Zeugen seines ersten Bekenntnisses für diesen, seinen Weg werden. Mögen ihn die Valar stets zur Seite stehen und möge das Licht Earändils ihm auf allen seinen Wegen leuchten."
Tief atmete ich ein, so als könnte ich damit den Schleier aus Schwermut der sich mir auf die Seele gelegt hatte abstreifen. Für einen Augenblick sah ich Bilder, Ereignisse der Zukunft, Legolas' Zukunft. Er wird einst ein großer Krieger und Herrscher werden, aber es wird ein schwerer und harter Weg und neben vielen schönen und unvergesslichen Erlebnissen werden auch der Tod und das Leid seine Begleiter werden.
Die Türen das Stalles öffneten sich und heraus trat ein kleiner Elb seinen Bogen geschultert und den Blick fest und ruhig auf uns gerichtet. „Adar, Naneth, ich danke euch für dieses Geschenk und ich werde ihn stets in Ehren halten.", mit diesen Worten verneigte er sich vor uns und führte seine Hand zu seinen Herzen. Dann ging er uns voraus und schwang sich auf sein Pferd. Still hatte die Gruppe der versammelten Elben dieses verfolgt. Eine fast feierliche Atmosphäre lag über allem bis Legolas und Ledian wieder zu ihrer alten Form zurückfanden und das Kichern und Schwatzen die Erhabenheit des Momentes zerstörte.
Wir ritten in einem verhaltenen Tempo unserem Ziel entgegen und die Stimmung war fröhlich und unbeschwert. Die Geräusche des Waldes begleiteten uns und nur unsere Stimmen durchschnitten das ruhige Rauschen der Blätter und den munteren Gesang der Vögel.
Ein wunderschöner Tag neigte sich seinem Ende zu und wir waren auf dem Rückweg. Ausgelassen hatten Legolas und Ledian, der selbstverständlich mit durfte, auf der Lichtung getobt, nachdem wir ihnen alle von den sagenumwobenen Geschichten über die Lichtung hatten erzählen müssen, auch von der Fee der Menschen musste ich berichten.
Der König und seine Garde hatten mit Begeisterung ihre Künste im Bogenschießen an die kleinen Elben weiter gegeben und für sie einen kleinen Wettbewerb veranstaltet. Bei dem sie ihre vollkommene Beherrschung dieser Kunst offerierten und ein Paar mit herunter geklappten Kiefer staunende zukünftige Bogenschützen sahen zu und schworen sich ebensolche Meister dieser Kunst zu werden.
Noch immer schwatzend und kichernd hielten sie sich tapfer auf ihren Pferden und ein kühlendes Sitzbad am Abend würden wohl beide nicht ablehnen. Sie pfiffen um die Wette und versuchten, jedem Vogel in Eryn Lasgalen Konkurrenz zu bieten.
Zahnlücken eigneten sich nämlich auch wunderbar zum Pfeifen.
1) Le suilon! - Ich grüße dich!
2) Le suilon, cund Legolas! Ich grüße dich Prinz Legolas.
3) Eldar – Erstgeborenen (Elben/Stern)
4) Mae losto. - Schlaf gut.
5) No in elenath hîlar nan hâd gîn. - Mögen alle Sterne auf deinen Weg scheinen.
Rating: G
A/N: Nach langer Zeit nun heute ein neues Kapitel von der Nanny. Ich danke allen die mir so lieb ihr Review hinterließen und ich kann dazu nur sagen: Mehr! Das macht süchtig! (lechz und lach und bussi verteil) Fabi: Strippender Teenager! Wäre mal 'ne Idee für die lila Geschichte (grins) Die „alten Herren"können auch anders, wie sollen sie sonst die langen Jahrtausende überleben? Stoffpferdchen: Die blaue Farbe? Thranduil liebt Hefeklöße mit Heidelbeeren! Weißt du nun wie die Farbe entstand?! (lach) Du fandest die Bestrafung der Seni nett? Wie Thranduil bestraft findest du im lila Buch. (grins) Eirien: Oh ja es ist sehr schwer sich von den Rackern zu trennen, aber es kommt ja bald Botschaft aus Bruchtal – aber was darin geschrieben steht? (kicher) Hallo Luthien und Lindorie. Luthien, danke für den Link, solche netten Sachen inspirieren immer! Ich glaube Elronds Voraussicht hat hier kläglich versagt – oder er braucht den Stress als Ausgleich – der arme lebt doch ohne Frau! (kicher) Nauuring: Thranduil fies? (lach) Er ist ein männlicher Elb – da stirbt das Kind im Mann auch nie! Heitzi: Mein König und ich danken dir für sämtliche köstlichen Momente – wir haben sie genossen – was sage ich; wir genießen noch! Ich hätte mir Legolas Vater nicht anders vorgestellt. Wie sonst sollte Legolas Gimli als Freund mögen? (lächel) S.E.: Meinst du ich sollte mal so ein klein wenig das Beichtgeheimnis umgehen und die alten Jugendsünden rauskramen? Die dürfte Klein - Legolas aber nun überhaupt nicht in die Finger bekommen. (lach) Zita: Ja das Herz blutete, aber wir besuchen ihn bald – nur ob er dann noch in Bruchtal bleiben darf? (fiesgrins) Warten wir's mal ab. Thranduil hat aus seiner eigenen Jugend gelernt – er weiß wie man am besten trifft, in puncto Bestrafung. So nun will ich aber mal aufhören mit Labern und hier ist nun mein neuestes Geschreibsel:
Wir blättern heute einmal ein paar Seiten im Tagebuch zurück, Legolas entspricht ungefähr der Entwicklung eines 6-jährigen Kindes.
6 Thirneth
Es war ein wunderschöner Sommertag, die Sonne stand hoch über Eryn Lasgalen und ich verbrachte den Nachmittag im Garten und schnitt Blumen. Ich atmete tief durch und genoss die warmen Strahlen der Sonne auf meinem Gesicht. Der Tag war so friedlich, die Vögel sangen ihre schönsten Lieder, der Wind strich sanft über die Wiesen und Bäume hinweg und alle ließen sich vom süßen Klang der Natur treiben.
Aber was war das: Lautes Geschrei zerschnitt plötzlich diese friedvolle Ruhe. Legolas und Ledian kamen wie ein Orkan durch den Garten gerast. Sich gegenseitig fangend und dabei lauthals schreiend, wirbelten sie über die Blumenwiese. Keiner von beiden achtete darauf, wohin er trat, sie stolperten einfach querfeldein.
„Du behältst den Zahn noch ewig!"
„Nein, behalte ich nicht!"
„Doch, du bist ein Angsthase!"
„Bin ich nicht! Warte, wenn ich dich kriege!"
„Du kriegst mich aber nicht!", schrieen sich beide gegenseitig an und ehe ich auch nur ein Wort an sie richten konnte waren sie auch schon wieder davon gestürmt. Kopfschüttelnd und lächelnd ließ ich sie ziehen.
Ledian ließ sich in das Gras fallen und war ganz außer Atem. Neben ihm kam Legolas zum Stehen und plumpste sich ebenfalls auf die Wiese und beide lagen nun rücklings inmitten der schönsten Wildblumen und Gräser und schauten in den wolkenlosen, blauen Himmel.
„Du bist gemein, Ledian!"
„Nein. bin ich nicht, was kann ich dafür, wenn dein Zahn nicht raus fällt?!"
„Aber du kannst mir doch helfen oder wenigstens sagen, wie du es gemacht hast!"
„Nein, das musst du schon selbst machen!", antwortete der kleine Rotschopf seinem Freund und er hätte auch nicht gewusst, wie er hätte helfen können. Als der kleine Freund von Legolas heute früh aufstand war sein Zahn verschwunden, er hatte ihn wahrscheinlich sogar verschluckt. Ledian hatte seine erste Zahnlücke und war mächtig stolz darauf! Er blinzelte in die Sommersonne und schaute den zwei frechen Spatzen hoch am Firmament bei ihrem munteren Spiel zu.
Legolas zog eine Schnute und war traurig und wütend zugleich. Er hatte keine Zahnlücke, sein Wackelzahn hing noch ziemlich fest und wie gern hätte er auch stolz seine Zahnlücke gezeigt, so wie sein Freund heute früh, als dieser ihm entgegen gerannt kam und ihm gleich seine präsentiere. Wieder spielte der kleine blonde Elbling an seinem Zahn, drehte und zog daran, aber der saß noch immer fest und es tat auch ein wenig weh und so ließ er es dann sein.
„Sieh mal, was ich kann!", sprach ihn sein Gegenüber an und zeigte, wie man die Zunge durch die Lücke quetschen konnte.
„Ja, ich sehe es.", grummelte der junge Prinz zurück und seine Mundwinkel verzog es immer mehr nach unten.
„Das macht Spaß.", freute sich der Elbling, spielte mit seiner Zunge im Mund herum und war ganz darin vertieft. Legolas Laune wurde immer trübsinniger und er hatte keine Lust mehr zum Rumtollen und erst recht keine, seinem Freund dabei zuzuschauen, was der nun alles mit seiner Zahnlücke anstellen konnte. „Ich geh heim.", sagte er resigniert und stand auf, ohne auch nur auf eine Antwort zu warten.
„So warte doch, warum willst du schon heim, es ist doch noch Zeit? Wollen wir nicht noch ein bisschen spielen?", rief ihm der kleine rothaarige Elb hinterher.
„Nein, ich habe keine Lust mehr, ich gehe.", kam es noch von Legolas und er trottete langsam dahin.
„Kommst du morgen wieder zum alten Baum, ja?", wollte der Alleingelassene noch wissen und er verstand nicht was Legolas auf einmal hatte. Der Tag war doch noch so schön und sie hätten noch die Schmetterlinge jagen oder am Bach den kleinen Damm weiterbauen können.
„Ja, vielleicht.", hörte er nur noch die sich immer weiter entfernende Stimme von dem traurig Davonziehenden.
Ich legte die letzten Blumen in den breiten Korb und reinigte mir meine Hände an der kleinen Quelle, welche sich in der Nische hinter dem mit Rosen berankten Pavillon in ein kunstvoll behauenes Becken ergoss. Da sah ich unseren Blondschopf neben mir auftauchen. Seine Kinnspitze war tief auf seine Brust gesunken und seine Unterlippe schob er schmollend nach vorn. Lustlos streckte er eine Hand aus und ließ den Wasserstrahl über diese laufen.
Ich schaute ihn abwartend an, irgendetwas bedrückte ihn. Zwei traurige, große blaue Augen sahen mich an und er erzählte, was ihm sosehr auf der Seele lastete.
„Ledian hat eine Zahnlücke... und ich nicht."
Ich setzte mich an den Rand des Beckens und ermutigte ihn durch einen Blick, weiter zu erzählen.
„Ich möchte auch eine Zahnlücke, aber mein Zahn wackelt immer nur. Der fällt bestimmt nie raus.", gab Legolas ganz traurig und verzweifelt von sich und planschte dabei mit der Hand im Wasser.
„Legolas, dein Zahn fällt auch heraus und du bekommst auch so eine schöne Zahnlücke wie dein Freund Ledian. Der neue Zahn braucht den Platz und schiebt den alten dafür weg. Vielleicht sitzt du morgen schon am Tisch und kannst stolz deine Lücke zeigen.", versuchte ich ihn zu trösten und von seinem Weltschmerz zu erlösen. Aber er hatte wohl eine andere Antwort erwartet.
„Kann er nicht gleich rausfallen?", und wieder blickten mich zwei Augen hoffnungsvoll an. Ich seufzte und strich ihm über sein goldblondes Haar. „Du musst ein wenig Geduld haben, glaub mir, er fällt heraus und das geschieht manchmal schneller als du denkst und wenn du möchtest, erzähle ich dir heute Abend von der Zahnfee.", nun hatte ich seine Neugierde geweckt. Sein Blick hellte sich auf und er rückte ein Stück näher heran.
„Die Zahnfee? Wer ist die Zahnfee und was macht sie?", interessiert schaute er mich an und seine Augen wurden dabei ganz groß.
„Sie kommt zu jedem Kind, welches Sorgen und Nöte mit den Wackelzähnen hat. Aber sie kommt nur nachts und heute Abend, bevor du ins Bett gehst, werde ich dir alles von ihr erzählen und wir werden ihr von deinem Kummer berichten. Einverstanden? Und nun geh noch ein wenig spielen, ich hole dich dann zum Abendessen."
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und seine Augen strahlten wieder. Ich gab ihm noch einen schönen roten und festen Apfel in die Hand und lächelnd sagte ich ihm: „Vielleicht hast du aber heute Abend schon gar keinen Wackelzahn mehr."
Er nahm den Apfel und lief fröhlich hüpfend davon.
Legolas schlenderte durch die Gänge des Palastes und aß vergnügt seinen Apfel, aber immer dabei bedacht, seitlich abzubeißen, es tat sonst weh und das mochte er nicht. Er kam an den Wachstuben der Garde vorbei und grüßte freundlich.
„Le suilon, Hauptmann Lothion."1)
„Le suilon, cund Legolas. Wohin so eilig?"2), fragte der rothaarige, stattliche Krieger.
„Ach, eigentlich nirgends, ich warte bis die Zahnfee heute Abend kommt.", gab Legolas fröhlich lächelnd von sich und dabei sah man schon den sehr schief stehenden Wackelzahn.
„Die Zahnfee?", fragte der Hauptmann und sah den Prinzen dabei etwas ungläubig an.
Legolas erzählte, dass er der Zahnfee von seinem Zahn erzählen möchte und sie diesen dann bestimmt rausfallen lässt.
„Du kannst es aber auch selbst versuchen.", entgegnete der Hauptmann Legolas und dieser war nun ganz Ohr, was Lothion ihm erzählen wollte. Der gestandene Krieger berichtete dem kleinen Elb wie man mit einem Faden und mit Hilfe der Türklinke den Wackelzahn schnell und ohne viel Schmerz herausbekommt.
Das wollte dieser auch gleich ausprobieren und voller Tatendrang verabschiedete er sich und machte sich auf, zu Assat in die Küche. Von ihr erhoffte er sich den Faden oder Strick, die Küchenmeisterin hatte alles in ihrem großen Küchenschrank, sicher auch solche Dinge und vielleicht auch noch ein paar Schokokekse.
Wenig später stand er in der Küche, hangelte sich auf einen der großen Stühle vor dem riesigen Tisch und plapperte munter drauflos. Dort freute man sich sehr über den kleinen Besucher, brachte er doch stets etwas Abwechslung und immer ein Späßchen mit sich. Darum hörte man ihm aufmerksam zu und die ersten Mundwinkel zuckten schon verräterisch nach oben, bei seinen Ausführungen über das schnelle Ziehen von Zähnen.
Mit dem Faden und einem Schokokeks war unser kleiner Elb wenig später unterwegs durch den Palast, um sich eine geeignete Tür für sein Vorhaben zu suchen. Denn der Hauptmann hatte ihm erzählt, dass er eine Tür suchen sollte, die auch oft geöffnet wurde. Ihm fiel dabei sofort Vaters Arbeitszimmer ein, denn Vater sagte doch immer, dass er selbst dort nicht einen Augenblick Ruhe vor ständigen Störungen hätte.
Legolas positionierte sich in dem Zimmer und wartete nun auf die Dinge die kommen sollten. Es saß schon eine ganze Weile auf dem großen Stuhl mit der hohen Lehne, welchen er sich mühevoll hinter dem riesigen Schreibsekretärs seines Vaters hervor gezerrt hatte und ließ seine Beine gelangweilt hin und her baumeln, dabei schaute er immer wieder sehnsüchtig zu dem beeindruckenden Fresko über dem Kamin.
Es war ein Bild von Eryn Lasgalen, eine Lichtung, die Legolas nur von Erzählungen her kannte. Ada und auch Naneth erzählten oft von dem heiligen Platz und nur allzu gern würde er sie auch einmal sehen und dort im Gras herum tollen, aber sie liegt sehr weit im Süden und seine Eltern hatten nur immer wieder gesagt, dass die Zeit dafür noch kommen würde. Legolas seufzte und dachte wie so oft, warum konnte er nicht schneller groß werden?
Sein Blick streifte zu den Regalen an der Wand, welche sich fast bogen unter der Last der vielen Bücher, mit den verschieden farbigen Ledereinbänden und den schönen goldenen und silbernen Prägungen, dann weiter zu der weinroten, samtbezogenen Sesselgruppe mit dem kleinen Tischchen aus dunklem Eichenholz - plötzlich öffnete sich die Tür!
„Legolas! Was machst du da?"
„Ada! Meinen Sfahn sfiehen lassfen, ...aber er isft immer noch da."
Nur Dank seiner jahrtausendlang geübten Gefühlsbeherrschung konnte sich der König ein lautes Auflachen verkneifen. Vorsichtig nahm er den Faden aus dem Mund seines Sohnes und setzte sich, mit ihm auf dem Schoß, in einen der großen Sessel.
„Legolas, du hättest noch eine Ewigkeit so sitzen können, auch wenn sich die Tür noch hunderte Male geöffnet hätte."
„Wieso?"
„Was sollte der Faden in deinem Mund bewirken?"
„Meinen Zahn herausholen."
„Der Faden sollte sich durch das Öffnen der Tür spannen und dann mit einem Ruck den daran befestigten Zahn ziehen. Richtig?"
„Ja."
„Damit der Faden sich spannt, muss der Weg zwischen dem einen und anderen Ende des Fadens länger werden."
„Mmh."
„Diese Tür öffnet sich nach innen, du hättest aber eine Tür wählen müssen, die sich wie öffnen lässt?"
„Nach außen.", kam es bedrückt von dem niedergeschlagenen kleinen Blondschopf. Er hatte jetzt so lange gewartet und dann das. Der olle Zahn war immer noch da.
„Na komm – gehen wir erst einmal zum Abendessen.", und der König unter Buche und Eiche nahm seinen Sohn an die Hand und beide gingen in den Speisesaal, in dem alle gemeinsam zum Abend aßen.
In der Halle hatte man sich schon eingefunden und es war auch schon reichlich getafelt. Mit dem Eintreten des Königs, der liebevoll seinen Sohn führte, herrschte für einen Atemzug lang Stille. Das Bild, was sich in jenem Augenblick bot, zeigte den Herrscher in seiner liebsten Rolle, als liebenden und stolzen Vater und nicht als Krieger in schwerer Rüstung, bestückt mit todbringenden Waffen. Vater und Sohn symbolisierten für den Moment die Sehnsucht und die Natur eines jeden Eldar 3), Frieden für sich und alle Lebewesen in ihren geliebten Wäldern.
Thranduil führte sein Kind zu seinem Stuhl und setzte sich neben ihn mit einem warmherzigen Lächeln auf seinen Lippen.
Der König erhob sein Glas und eröffnete damit das Abendmahl. Damit gab man sich jetzt den Köstlichkeiten der Tafel hin und berichtete sich gegenseitig vom geleisteten Tagwerk oder von den neuesten Nachrichten aus dem Waldlandreich. Sich leicht zu mir beugend flüsterte mir mein König zu: „Er saß mit einem Faden am Zahn hinter der Tür in meinem Arbeitszimmer."Ebenso leise antwortete ich ihm: „Die Tür war aber nicht weise gewählt.", und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Mein kleiner Wirbelwind musste sehr verzweifelt sein, ich konnte ihn mir nur schwer still sitzend auf einem Stuhl vorstellen, denn selbst am Tisch beim Essen bereitete es ihm große Schwierigkeiten. So wie jetzt, er saß nämlich nicht, er kniete.
„Legolas, nimm bitte die Beine unter den Tisch!", ermahnte ich ihn und gab ihm dabei gleich ein Honigbrot in die Hand. Herzhaft biss er hinein und einen Moment später hielt er mir seinen Zahn entgegen. „Sieh! Mein Zahn!", und mit dem Zahn in der hocherhobenen Hand strahlte mich ein rundum zufriedener kleiner Elb an. Alle, die es mitbekommen hatten, mussten lachen. Mit Stolz zeigte er jedem seinen Zahn, bis ihn sein Vater ermahnte, „Bitte lege ihn beiseite und geh dich waschen!"
Assat lachte laut und monierte nur, dass ihr Brot aber nun wahrlich nicht so hart sei. Das brachte dann alle noch einmal zum Schmunzeln und Thranduil erwiderte ihr mit einem Augenzwinkern, dass es gerade richtig sei, eben ein Genuss und auch die richtige Medizin bei Wackelzähnen.
Legolas lag eingekuschelt in die weichen Kissen und Decken seines Bettes. Seine Wangen waren schon leicht gerötet vor Müdigkeit und seine Augen recht klein, aber noch wollte er nicht schlafen, nicht bevor er die Geschichte von der Zahnfee gehörte hatte. Ich setzte mich an sein großes Bett, strich ihm die Haare aus dem Gesicht und erzählte:
„Die Thirneth, wie die Menschen die Zahnfee eigentlich nennen, ist ein Wesen aus der Traumwelt, dem Reich zwischen Wachen und Ruhen. Sie wandelt in den Träumen der Schlafenden und wacht dort über deren Weg. Sie begleitet die Träumenden, führt sie durch ihre Welt, lässt sie die Schönheit dieser erblicken und hilft ihnen Trost und Liebe zu finden, wenn sie diese brauchen. Aber auch so manche Einsicht und Wahrheit hilft sie zu erkennen, wenn diese auch sehr schmerzlich sein können. Doch lässt sie keinen in ihrer Traumwelt gefangen, sollte sich einer verirren und den Mächten der Schwärze, welche auch in dieser Traumwelt leben, begegnen und sich in deren Nebel verlieren, so hilft sie den gequälten und entlässt ihn wieder in die seine Welt. Das Leben der Menschen ist sehr viel schwerer als das unsere und gerade die Kinder der Menschen haben viele Ängste und Nöte, so wandeln diese sehr oft in Thirneths Reich und suchen Schutz und Trost. Sie nahm sich derer nun besonders an und eben auch ihrer Schmerzen und Bedrängnisse mit den Zähnen. Darum wird sie auch von den Kindern der Menschen ‚Zahnfee' genannt Und da die Traumwelt ja ihre Heimat ist kennt sie alle Träume der Schlafenden und weiß um ihre Wünsche und erfüllt diese, wenn es Herzenswünsche sind und man fest an die Erfüllung derer glaubt."
„Ich bin aber ein Elbling, kann sie auch meine Träume sehen?", fragte er und setzte sich dabei auf.
„Wir wandeln alle in ihrer Welt, wenn wir ruhen, ganz gleich welchem Volk wir angehören. Auch wenn wir vielleicht in unserer Sprache keinen Namen für sie haben, so ist sie doch da und weiß auch um deine Wünsche."
Legolas kramte sogleich seinen Milchzahn hervor und umschloss ihn fest mit seiner Faust. „Ich werde jetzt die Thirneth in ihrem Reich besuchen und ich werde ihr meinen Zahn zeigen, damit sie sich keine Sorgen um mich machen braucht, denn ich habe meine Not mit ihm ja überwunden und sie kann jetzt einem anderen Kind dabei helfen.", sprach er und bettete sich beruhigt und sehr müde in seine weichen Daunen. Noch einmal zog ich ihm die Decke über den kleinen Körper und gab ihm einen Kuss auf die Stirn: „Mae losto."4), mein Sohn."Nur einen Augenblick später waren seine Augen trüb und um seine Mundwinkel zog sich ein kleines Lächeln - er war in das Land der Träume eingetaucht.
„Schläft unser Wirbelwind?"Leise trat Thranduil heran, beugte sich hinunter und strich mit seinen schlanken, starken Fingern seinem Sohn mit einer unglaublichen Zärtlichkeit über die Wange. „No in elenath hîlar nan hâd gîn."5)
Wir verließen Legolas Zimmer und gingen nach nebenan, in unsere Gemächer. Das Feuer im Kamin brannte hell und tauchte den Raum in einen goldenen Glanz. In den gemütlichen Sesseln vor dem Kamin ließen wir uns nieder und sahen den Flammen bei ihrem Spiel zu.
„Du hast ihm von der Thirneth, wie die Menschen sie nennen, erzählt?"
„Ja", bestätigte ich schmunzelnd seine Vermutung.
„Dann wollen wir sie mal ein wenig bei der Erfüllung der Wünsche unseres Sohnes unterstützen, was meinst du?", und mit einem verschmitzten Lächeln zog Thranduil einen Bogen von höchster Machart neben sich hervor.
Am nächsten Morgen war ein kleiner Elb nicht mehr zu halten, die Sonne hatte gerade ihren Lauf am Horizont begonnen, da stand Legolas auch schon fertig gekleidet in unserem Zimmer.
Mit einem Satz sprang er in unser Bett und knallte dabei unsanft seinem Vater auf die Brust, schlimmeres hatten nur die unglaublichen Reflexe Thranduils verhindert. Betreten blickte der Eindringling sofort nach unten, seines Fehlers bewusst.
„Legolas, wie oft habe ich dir schon gesagt, dass man anklopft, bevor man ein Zimmer betritt?!"
„Entschuldige bitte Ada – aber sieh was ich hier habe!", dabei schnellte seine Rechte uns entgegen und wiederum verhinderte nur eine schnelle Handbewegung seines Vaters, dass der Bogen in Legolas Hand nicht gegen unsere Köpfe schlug.
„Der lag heute Morgen mit einem Köcher vor meinem Bett! Ist der von dir und Nana, oder hat ihn mir die Fee geschickt? Kann ich damit gleich zum Übungsplatz? Ich muss ihn ganz schnell Ledian zeigen und Ledian hat auch meine Zahnlücke noch nicht gesehen – kann ich dann nach dem Essen gleich zu ihm? Darf Ledian dann auch mit zum Übungsplatz und kommst du auch mit? Muss ich denn zum Essen – ich habe gar keinen Hunger?!..."
„Halt, stopp Legolas, langsam bitte!", bremste Thranduil den Tatendrang, vor allem aber erst einmal den Redefluss seines Sohnes.
„Bitte, wenn du mich zu Wort kommen lässt, kann ich dir auch antworten.", mit einem Lachen zog der König Legolas zu sich und nahm ihn in den Arm. Er wartete einen Augenblick, bis der kleine, aufgedrehte Elbling wieder Luft geholt hatte und seine Blicke nun gespannt wie ein Bogen, an die Lippen seines Vaters heftete.
„Du kannst doch nicht unbewaffnet mit uns zur großen heiligen Lichtung reiten.", Thranduil hatte es noch gar nicht richtig ausgesprochen, da hing ihm schon ein kleiner Elb am Hals, den Bogen dabei immer noch fest umklammert und dieser bohrte sich auch sofort in des Königs Körper. Doch er sagte nichts, nahm ihm nur vorsichtig die Waffe aus der Hand und räusperte sich. Mit einer schnellen Drehung wandte sich der stolze kleine Bogenschütze mir zu und drückte mir einen feuchten Schmatzer auf die Wange und leise sagte er mir ins Ohr: „Die Thirneth ist auch eine Valar, ich weiß das jetzt."
Mit einem Ruck war Legolas auf, sprang aus dem Bett, hastete in sein Zimmer und stand sofort mit seinem Reisemantel über die Schultern geworfen wieder vor unserem Bett und sagte nur: „Ich bin schon fertig! Wir müssen nur noch Ledian abholen, er kann doch mit oder?"Jetzt konnte ich nicht mehr an mich halten, hatte ich die ganze Szenerie nur still verfolgt, so musste ich jetzt laut lachen.
„Legolas, bitte, sollen wir in Nachtkleidern ausreiten?"
Die kleine Reisegruppe war bereit zum Abmarsch, nur Legolas fehlte.
„Wo ist unser Sohn?", fragte der Herrscher unter Buche und Eiche in die Runde.
„Er war vorhin noch im Stall.", antworte der kleine Freund von Legolas und Thranduil saß mit einem eleganten Schwung ab und ging zurück zu den Ställen und ich folgte ihm. Das Pferd von unserem Sohn war gezäumt und wartete schon auf seinen Reiter.
„Schsst.", Thranduil hielt mich sanft am Arm zurück und nickte mit dem Kopf in Richtung des Strohhaufens an der Seite. Dort saß im Schneidersitz, der Welt völlig entrückt unser Sohn und hielt ehrfurchtsvoll seinen Bogen vor sich in den Händen und wir erkannten ihn fast nicht wieder.
War das unser Wirbelwind, der nicht einen Moment still stehen konnte und dem man am besten bei Tisch ankettete damit er wenigstens seine Mahlzeiten in Ruhe zu sich nahm? Der kleine Elb, der seinen Lehrer mitunter den letzten Nerv raubte weil das Tintenfass fast täglich umkippte und seine Bücher meist am Boden lagen, da er sie wieder einmal mit einer Körperdrehung vom Tisch gefegt hatte?
Er hielt den Bogen vor seinem Körper wie einen äußerst zerbrechlichen Gegenstand und sein Blick war gebannt auf die filigranen Mithril - Einlegearbeiten in dem dunklen Holz. Seine Finger glitten langsam und fast zärtlich über die elegant geschwungene Linie des Materials und in dieser Bewegung lag eine beinahe magische Ruhe und Kraft – wie das zelebrieren eines alten Rituals – und das war es auch was im Inneren von Legolas stattfand: Er verband sich mit seiner Waffe, er ernannte sie zu seinen Begleiter und schloss mit ihr den Bund des Kriegers.
Durch einen kurzen Blick verständigten wir uns, leise verließen wir den Stall. Ich war noch ganz im Zauber des eben erlebten gefangen. Nicht anders erging es meinem König, nur wusste er genau, was in seinem Sohn so eben vollzogen wurde. Auch er hatte dieses Ritual durchlebt und erneuerte es mit jeder seiner Waffen bevor er sie auch nur einmal benutzte.
Vor den Toren des Stalls standen wir uns gegenüber und eine Weile sagten wir nichts, sahen uns nur in die Augen, bis Thranduil das aussprach was ich dachte: „Er hat heute nicht einen Schritt zum Elb gemacht, es waren ihrer zwei. Die Valar haben Legolas das Herz und die Seele eines Kriegers zugedacht und wir durften Zeugen seines ersten Bekenntnisses für diesen, seinen Weg werden. Mögen ihn die Valar stets zur Seite stehen und möge das Licht Earändils ihm auf allen seinen Wegen leuchten."
Tief atmete ich ein, so als könnte ich damit den Schleier aus Schwermut der sich mir auf die Seele gelegt hatte abstreifen. Für einen Augenblick sah ich Bilder, Ereignisse der Zukunft, Legolas' Zukunft. Er wird einst ein großer Krieger und Herrscher werden, aber es wird ein schwerer und harter Weg und neben vielen schönen und unvergesslichen Erlebnissen werden auch der Tod und das Leid seine Begleiter werden.
Die Türen das Stalles öffneten sich und heraus trat ein kleiner Elb seinen Bogen geschultert und den Blick fest und ruhig auf uns gerichtet. „Adar, Naneth, ich danke euch für dieses Geschenk und ich werde ihn stets in Ehren halten.", mit diesen Worten verneigte er sich vor uns und führte seine Hand zu seinen Herzen. Dann ging er uns voraus und schwang sich auf sein Pferd. Still hatte die Gruppe der versammelten Elben dieses verfolgt. Eine fast feierliche Atmosphäre lag über allem bis Legolas und Ledian wieder zu ihrer alten Form zurückfanden und das Kichern und Schwatzen die Erhabenheit des Momentes zerstörte.
Wir ritten in einem verhaltenen Tempo unserem Ziel entgegen und die Stimmung war fröhlich und unbeschwert. Die Geräusche des Waldes begleiteten uns und nur unsere Stimmen durchschnitten das ruhige Rauschen der Blätter und den munteren Gesang der Vögel.
Ein wunderschöner Tag neigte sich seinem Ende zu und wir waren auf dem Rückweg. Ausgelassen hatten Legolas und Ledian, der selbstverständlich mit durfte, auf der Lichtung getobt, nachdem wir ihnen alle von den sagenumwobenen Geschichten über die Lichtung hatten erzählen müssen, auch von der Fee der Menschen musste ich berichten.
Der König und seine Garde hatten mit Begeisterung ihre Künste im Bogenschießen an die kleinen Elben weiter gegeben und für sie einen kleinen Wettbewerb veranstaltet. Bei dem sie ihre vollkommene Beherrschung dieser Kunst offerierten und ein Paar mit herunter geklappten Kiefer staunende zukünftige Bogenschützen sahen zu und schworen sich ebensolche Meister dieser Kunst zu werden.
Noch immer schwatzend und kichernd hielten sie sich tapfer auf ihren Pferden und ein kühlendes Sitzbad am Abend würden wohl beide nicht ablehnen. Sie pfiffen um die Wette und versuchten, jedem Vogel in Eryn Lasgalen Konkurrenz zu bieten.
Zahnlücken eigneten sich nämlich auch wunderbar zum Pfeifen.
1) Le suilon! - Ich grüße dich!
2) Le suilon, cund Legolas! Ich grüße dich Prinz Legolas.
3) Eldar – Erstgeborenen (Elben/Stern)
4) Mae losto. - Schlaf gut.
5) No in elenath hîlar nan hâd gîn. - Mögen alle Sterne auf deinen Weg scheinen.
