Disclaimer: siehe 1. Kapitel
Raiting: G
An alle ein ganz liebes Dankeschön für eure tollen Reviews! (knuddel und bussi verteil) Antworten findet ihr am Ende.
A/N: Dieses Kapitel widme ich meinem Sohn. „Die Liebe ist selten logisch, aber das Beste was einem geschehen kann." Wir sind in diesem Kapitel zu Gast in Imladris. Der Prinz verlebte dort seine Ausbildung bei den Lords und wir werden ebenfalls für 2 Wochen in Imladris verweilen. Dieses Kapitel ist nicht nur aus der Sicht der Nanny geschrieben, aber ich verzichte auf eine besondere Kennzeichnung, da ich denke, dass die Wechsel auch ohne gut erkennbar sind und noch etwas; das Kapitel ist so lang geworden, dass ich es teilen musste - seid mir bitte nicht böse! Ein kleiner Trost bleibt: Das nächste Update dauert dann nicht so lange, a) weil es schon fertig in meinem Rechner kullert und b) mein Urlaub (ohne PC) ist auch vorüber. Noch ein kleiner Kommentar bevor ich dann meine Vorrede endlich beenden will: Ihr werdet in diesem Kapitel (2. Teil) eine neue Hauptfigur kennen lernen. Sie ist eine Leihgabe von Fabienne (bussi dafür), mehr verrate ich noch nicht. Vorab an alle Neugierigen: Lest schon mal „Fabienne"von fabienne – absolut empfehlenswert!
Korrektur: Da mir die Macher dieser Seite nicht wohl gesonnen sind und es mir meine Unterteilungszeichen immer wieder verschluckt setzte ich nun doch Markierungen für die Wechsel. Tut mir leid, wenn ihr jetzt bestimmt den 6. alert erhaltet (sorry SE)
Abschied Teil 1
POV Legolas
Tief atmete ich noch einmal durch, meine Hände waren feucht und mein Herz überschlug sich fast. Wie machten das nur die Anderen?! Zum hundertsten Male wischte ich mir ganz unauffällig meine Handflächen an dem Tuch, was mir Glorfindel noch schnell zuvor gegeben hatte, ab. Ich fühlte mich völlig deplatziert! Am liebsten hätte ich auf dem Absatz kehrtgemacht, aber dafür war es schon zu spät! Noch einmal zog ich an der Tunika in dieser unmöglichen Farbe! Überprüfte ihren Sitz, rückte die Schnalle des Gürtels zurecht. Dann straffte ich meine Schultern und fügte mich in mein Schicksal. Neben Elladan und Elrohir schritt ich in die große Halle, im Haus von Lord Elrond.
Jener Abend war der erste Tag der Festlichkeiten zur Sonnenwende und wie immer, wenn ein Valarjahrzehnt verstrichen war, begann es mit dem Tanzabend der Debütanten, wie sie uns Elben nannten, die das erste Mal auf den Tanzboden vorgeführt wurden. Nein, ich habe mich nicht versprochen: Vorgeführt – als etwas anderes empfinde ich es nicht!
Neben mir wirkten die Zwillinge, als ob sie die ganze Sache überhaupt nichts anginge und legten eine Gelassenheit an den Tag, um die ich sie mehr als beneidete. Gut, sie hatten mir auch schon etliche Jahre voraus. Aber ich denke selbst in 200 Jahren würde ich noch genauso wie in diesem Moment dastehen. Wo war ein Loch?! Wohin konnte ich entfliehen?!
Wir schritten weiter und erreichten den uns zugewiesenen Platz. Ich fixierte einen Punkt im Nirgendwo und versuchte eine Maske aus Gleichgültigkeit aufzulegen, was mir, wie es schien, grässlich misslang. Jeder der hier im Saal Anwesenden schien meine Nervosität fast riechen zu können. Ich sah nicht nach links und rechts, sondern starrte einfach geradeaus. Wir mussten nun auf den Einmarsch unserer Tanzpartnerinnen warten. Ich stand, Eru sei Dank, hinter Elrohir und konnte mich ein wenig hinter ihm verstecken. Ich löste meinen Blick von dem kleinen geschnitzten Arkadenbogen an der linken hinteren Wand und wagte mich im Saal umzusehen.
Der Saal war voll mit Elben aus ganz Bruchtal und viele Gäste aus allen Völkern waren der Einladung Lord Elronds gefolgt. An der Stirnseite saßen der Herr von Bruchtal mit Lord Erestor und Lord Glorfindel. Rechts daneben hatten Lady Galadriel und Lord Celeborn Platz genommen und links saßen Adar und Naneth, sie waren gestern Nacht eingetroffen. Nach 6 Jahren hatten wir uns das erste Mal wieder gesehen und es war eine lange Nacht geworden, wir hatten uns soviel zu erzählen. Rechts und links waren lange Tafeln aufgestellt und sie waren voll besetzt und reichlich gedeckt.
Jetzt kamen die Damen, mit welcher Eleganz sie hereinschritten war schon bemerkenswert. Sicherlich war ihnen das in die Wiege gelegt und für sie ein leichtes. Wenn doch nur dieser dämliche Tanz schon vorüber wäre. Wie ging es gleich noch einmal? Links vor, rechts nachsetzen, wiegen – mit Anmut und nicht wie ein sinkendes Schiff!, wie Lord Erestor immer predigte – und dann rechts vor... Oh sie waren da! Bei welchem Takt mussten wir loslaufen? Verdammt, ich habe alles vergessen – ich laufe einfach Elrohir nach. Meinen Herzschlag verspürte ich jetzt an meiner Schädeldecke, meine Ohrspitzen waren sicherlich vom schönsten Himbeerrot, zum Glück trug ich mein Haar darüber! Ich hörte die Musik nicht, sondern nur das Rauschen in meinen Ohren, so schoss mir das Blut durch meine Adern.
‚Ich glaube, mir wird schlecht!'
„He, lauf! Träumst du?", etwas unsanft stieß mich Elladan von hinten an. Ich stakste drauflos und suchte mit unruhigen Augen meine mir zugewiesene Partnerin. Postierte mich vor ihr und verneigte mich und führte meine Hand zum Herz. Mann – ich wusste wenigstens noch, wo mein Herz war und fand es auf Anhieb! Ich reichte ihr meine Hand und führte sie zur Tanzfläche in die Mitte des riesigen Saales – konnte der eigentlich größer werden? Für mich wurde er zum Löwenkäfig! Wir hatten uns mit den Anderen auf der Fläche verteilt und hätten wir das nicht schon mindestens zigmal gemacht, ich hätte selbst das nicht hinbekommen. Die Musik setzte neu ein und ich ergriff sie, umfasste sie und versuchte meine Hand dort abzulegen, wo sie hingehörte. Wie war das? Umfassen, aber nicht erdrücken, sie stützen und führen, aber nicht zerren – ‚ich will hier raus!' Jetzt! 1-2-3 und links vor, rechts nach...
Die Melodie endete und ich verbeugte mich vor ihr und drehte sie in einem Halbkreis in die nächste Tanzposition. Noch zwei Tänze und ich wäre erlöst. Aufstellung, Verbeugung, Zufassen, erster Schritt links vor und dann rechts und die halbe Drehung...
POV Nanny
„Sieh dir unseren Sohn an! Als wir ihn vor 7 Jahren mit Elrond und Glorfindel nach Bruchtal gehen ließen war er gerade mal 11 und wollte von den weiblichen Wesen nicht einmal den Namen wissen. Und nun dreht er sie im Tanz.", sagte leise und amüsiert, aber auch mit einem wehmütigen Ton in seiner Stimme mein König zu mir.
„Du hast aber schon bemerkt, dass er noch nicht einen einzigen Blick in das Antlitz seiner Partnerin verloren hat?!", erwiderte ich ihm lächelnd. Legolas tanzte gut, aber man bemerkte, dass sein Körper nur die Bewegungen ausführte, die er streng erlernt hatte und seine Gedanken fest darauf konzentriert waren.
„Was meinst du, wie es mir damals erging? Ich weiß bis heute nicht, wie meine erste Tanzpartnerin aussah. Ich habe sie nach den Pflichttänzen zu ihrem Platz geführt und mich mit einem sehr guten Freund dann... äh... ich denke, ich erzähle das besser ein anderes Mal.", endete Thranduil an dieser Stelle und versuchte nun meine Aufmerksamkeit wieder auf Legolas zu lenken.
POV Legolas
Der letzte Takt der Melodie war verklungen und schnell senkte ich mein Haupt zum Dank, nahm ihre Hand und führte sie zu der Tafel an der linken Seite, wo sie ihren Platz hatte. Noch einmal vollzog ich eine Verbeugung, drehte mich dann sofort um und lief hinüber wo sich auch Elladan, Elrohir und die Anderen einfanden. Ich hatte es hinter mich gebracht und so langsam ging es mir wieder besser. Mein Schritt wurde zusehends sicherer und ich hörte sogar wieder die Musik in ihrer ganzen Schönheit und nicht nur den Klang des Taktes.
Mit einem Schlag auf die Schulter und einem herzhaften Lachen wurde ich von Elrohir empfangen. „Na, hast du den Stock wieder aus deinem Kreuz entfernt?"
„Welche Farbe hatten ihre Augen, Legolas? Oder hast du nicht einmal die Farbe ihres Kleides gesehen?", setzte Elladan noch einen drauf.
Ich war im Bunde der Jüngste, aber das wurde ansonsten nie beachtet, nur heute hatten sie ihren Spaß daran gefunden und zogen mich ein wenig auf. Und es war ja tatsächlich so, ich konnte es nicht einmal abstreiten, ich wusste weder die Augenfarbe noch ob sie Grübchen im Gesicht hatte und die Farbe ihres Kleides war irgendwie blau oder grün. Ihre Haarfarbe, ein sattes Rot, hatte ich mir gemerkt, sonst hätte ich wahrscheinlich auch noch nach der falschen Dame gegriffen.
„Was machen wir jetzt?", fragte Elladan in die Runde. „Ich für meinen Teil gedenke nicht die ganze Zeit hier auf dem Ball zu verbringen!"
„Ich bin bei allem dabei, was außerhalb stattfindet.", gab ich schnell meine Antwort kund. Und ein allgemeines Gelächter tat sich auf. „Legolas, wir hatten von dir nichts anderes erwartet.", und wieder traf mich ein freundschaftlicher Schlag auf meinen Rücken und alle bogen sich bald vor Lachen.
„Lasst uns zum Waldsee gehen!", warf Thulian, der Sohn des Waffenmeisters, ein. „Prima Idee – auf was warten wir?", meinte Elrohir und wir alle, Elladan, Thulian, Utholio und Maurlat sowie die Brüder Niloner und Etheclus und ich nickten zustimmend zu und rannten auch schon los. Wir fetzten durch das Unterholz und jeder versuchte der Erste am See zu sein. Noch während des Laufs flogen unsere Tuniken im hohen Bogen durch die Luft, gefolgt durch unsere leichten Schuhe und auf einem Bein hüpfend und dabei weiter stolpernd und rennend entledigten wir uns unserer Hosen und der restlichen Wäsche. Wie eine Herde junger Hengste stoben wir ins Wasser und peitschten es links und rechts von uns weg. Waren einige Tiere des Waldes schon in ihrem friedlichen Schlummer verfallen, so waren sie spätestens jetzt wieder hell erwacht.
Mit kräftigen Schlägen über die Wasseroberfläche spritzten wir uns das Wasser ins Gesicht, sprangen aufeinander und hielten mit unserem eigenen Körpergewicht den anderen unter Wasser, nahmen uns dann gegenseitig auf die Schulter und vollführten Ringkämpfe. So tobten wir ausgelassen und bemerkten nicht, wer sich dem See näherte.
ohne POV
Linoleth, ihre Freundinnen Sasila und Orulen und die anderen schlenderten durch den Wald und schwatzten und lachten miteinander. Sie wollten nur ein wenig plaudern und sich das herrliche Tal Lord Elronds ansehen. Sie waren alle aus Lorien mit dem Gefolge der Lady und des Lords nach Bruchtal gereist und ihre Tanzpartner waren auf nimmer wiedersehen verschwunden, was sie aber angeblich nicht weiter gestört hatte. Sie vernahmen Gelächter und das Platschen von Wasser. Neugierig hielten sie in ihren Gesprächen inne und lauschten in die Nacht hinein. Bedacht schritten die nun angelockten Elbinnen näher. Das waren Stimmen von Elben, jungen ausgelassenen Elben. Und durch die Bäume und das Blattwerk der Büsche und Sträucher hindurch erkannten sie die hellen nackten Körper der Badenden.
Die Elbinnen waren leise immer dichter an den See herangekommen und hatten dabei die achtlos abgelegten Kleidungsstücke der Badenden eingesammelt. Mit den Händen vor dem Mund, um mühsam das Kichern zu unterdrücken gingen sie Stück für Stück näher. Noch waren sie nicht entdeckt worden, die Elben waren noch viel zu sehr mit sich beschäftigt und schwammen jetzt über den See zu dem kleinen Wasserfall.
POV Legolas
Ahnungslos tobten wir im See und achteten überhaupt nicht auf unsere Umgebung. Nach einer Weile des Treibens schwammen wir zu dem Wasserfall an der rechten Seite des Sees und hockten uns auf die aus dem Wasser ragenden Steine, uns immer noch dabei neckend und schubsend. Thulian bekam einen Stoß und fiel in den See zurück, prustend tauchte er wieder auf und warf sein langes Haar über Kopf zurück und wie er sich zur Seite drehte entdeckte er etwas Helles im Gebüsch am Ufer.
„Hey, das sind die Mädels und die haben unsere Kleider!", schrie Thulian und damit waren alle aufgeschreckt. Die Elbinnen rannten lachend ans Ufer und wir tauchten so schnell es ging ins Wasser oder verschwanden hinter dem Wasserfall. Mit den Sachen in der Hand wedelnd riefen sie zu uns rüber: „Holt sie euch, wenn ihr Mut habt!", und waren gleich darauf ein Stück in den Wald hineingerannt. Wir sahen uns ratlos an. „Was machen wir jetzt? Wir können doch nicht so hinterher?", stellte Niloner entrüstet fest. „Irgendwas muss uns aber einfallen oder willst du so zurück ins Tal?", fragte ihn sein Bruder. „Ich auf alle Fälle nicht!", polterte Elrohir hervor und stürzte sich mit einem Kopfsprung hinter dem Wasserfall hervor in den See.
„Mein Pensum an Peinlichkeiten ist für heute erfüllt – ich komme mit!", war meine Meinung dazu und ich war der Nächste, der sprang. Mir folgte noch Elladan, was mich nicht verwunderte, keiner der beiden geht irgendwo allein hin. Der Rest hatte sich dafür entschieden uns die Kleidersuche zu überlassen.
ohne POV
Kichernd hatten sich die Damen am Ufer wieder niedergelassen und warteten gespannt auf die Dinge, die nun geschehen sollten. Würden die Herren den Mut haben und sich ihnen nähern und die Kleider zurückfordern oder würden sie sich wieder so wie auf dem Ball verkriechen?
Einer, dann der Zweite und noch einer waren ins Wasser gesprungen und kamen nun tatsächlich auf sie zugeschwommen. Langsam erhoben sie sich und beobachteten die Schwimmer bei ihren schnellen und kräftigen Bewegungen. „Alle Achtung, hier im Wasser wissen sie was sie tun.", entfuhr Sasila eine anerkennende Äußerung. „Ja, ihre Bewegungen sind wesentlich fließender und anmutiger als auf dem Tanzboden", kicherte ihre Schwester. „Ich bin nun mal gespannt, wie weit sie sich herauswagen.", fügte Orulen hinzu und nun mussten alle lachen. Der Gedanke, gleich drei nackte Elben um ihre Sachen bettelnd vor sich zu sehen, hatte schon etwas sehr Erheiterndes an sich.
POV Legolas
Wir erreichten die andere Seite schnell und gewannen langsam Grund unter die Füße, mit einem Seitenblick zu Elrohir und Elladan versuchte ich, unser weiteres Vorgehen zu erfahren aber beide wussten wohl auch nicht so recht, wie wir es nun weiter anstellen sollten. Als das Wasser nur noch in Höhe unserer Nabel reichte, blieben wir stehen und sahen uns unschlüssig an. Elrohir war der Erste, der einen Versuch wagte und um die Kleider bat.
„Ihr habt uns stehen gelassen und jetzt lassen wir euch ein wenig stehen, kommt und holt sich euch!", forderte Eine von ihnen und sah mit einem abschätzenden Blick auf unsere Körper.
Wieder blickten wir uns an, was sollten wir tun? Sie sahen nach allem entschlossen aus und die Nacht brach vollends über uns herein. So langsam mussten wir wieder auf dem Ball erscheinen, wenn wir nicht ein riesiges Donnerwetter unserer Väter auf uns ziehen wollten.
„Elladan, Legolas, nun strengt eure Hirnskästen auch mal an, ich stehe hier nicht noch länger wie blöd im Wasser!", zischte uns leise, aber mit einem Tonfall wie sein Vater, Elrohir an. Was sollten wir erwidern? Uns kam auch kein gescheiter Einfall. Wir standen wie Statuen im Wasser und mussten uns von den Damen mustern lassen, dabei hielten sie unsere Kleider wie Trophäen in den Händen.
ohne POV
„Bei Eru...", wisperte Orulen, den anderen zu, „...die Herren können sich sehen lassen, alle drei."Sasila nickte und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Linoleth bekam so langsam Mitleid mit den Burschen und versuchte die anderen mit Blicken und leise geflüsterten Worten zu erweichen. „Beenden wir das Spiel, es ist spät und wir müssen auch zurück." Doch sie hatte wenig Erfolg, Orulen und Sasila kannten keine Gnade. Mit einem diebischen Grinsen schüttelten sie ihre hübschen Köpfe und waren überhaupt nicht bereit, den Elben ihre Kleidungsstücke zu überlassen.
Die anderen Mädchen verloren mittlerweile den Spaß an dem Spiel. Die Elben standen regungslos im Wasser und schienen die Sache ausstehen zu wollen und Orulen und Sasila waren nicht bereit, nachgeben zu wollen. Linoleth konnte betteln wie sie wollte, es blieb wie es ist. „Wir gehen zurück, unsere Eltern werden sonst ungehalten, sollten wir so lange dem Fest fernbleiben, macht was ihr wollt, aber wir gehen jetzt.", sagte Lurioniel den noch am Ufer Sitzenden und ging dabei schon langsam los. Nur noch Orulen, Sasila und Linoleth waren am See und sahen die im Wasser Stehenden an.
„Was treiben die dort? Haben die unsere Kleider immer noch nicht?", kam es nun schon ein wenig ungehalten von Thulian. „Wir können ja auch rüber schwimmen und nachsehen!", forderte Niloner und so hechteten alle entschlossen ins Wasser. Ebenso schnell wie die ersten Drei war auch der Rest der Gruppe in Ufernähe.
„OH, wir bekommen noch mehr Besuch, man scheint ungeduldig zu werden!", stellte Sasila fest und grinste zu Orulen. „Los, lass uns zurück laufen und halt die Kleider fest!", wisperte die Angesprochene und auf ein Blinzeln hin sprangen beide gleichzeitig auf und rannten so schnell sie konnten mit den Gewändern in den Wald hinein. „Komm Linoleth!", rief Orulen noch und schon waren die Zwei verschwunden.
„Halt, das könnt ihr doch nicht machen!", schrieen Linoleth und die im Wasser Stehenden, wie in einem Chor. Linoleth war so rasch sie konnte ihren Freundinnen gefolgt und holte sie bald ein, denn die anderen drehten sich immer wieder zurück um zu sehen, wer ihnen folgte. Aber die Elben waren es nicht, nur Linoleth. Sie kam bei den Vorauseilenden an und hielt sie zum Stehenbleiben an. „Das könnt ihr nicht machen! Orulen, Sasila! Legt ihnen wenigstens die Kleider hier ab!"
„Nein, den Spaß wollen wir noch haben, wir nehmen die Kleider mit ins Tal und mal sehen wie weit sie sich wagen, irgendwann müssen sie ja auch mal zurück.", widersprach Orulen und war fest entschlossen, das zu tun, was sie sagte.
„Das gibt Ärger! Man wird spätestens zum Morgengrauen die Elben suchen. Lasst es gut sein!", versuchte es die hübsche Rothaarige noch einmal aber sie konnte nichts gegen die beiden ausrichten. So ging sie mit zurück ins Tal und sann darüber nach, wie sie den Jungs helfen könnte.
Die Elbinnen kehrten zum Fest zurück und Orulen und Sasila deponierten, hinter dem Rücken von ihrer Freundin, die Kleidungsstücke und Schuhe der Elben kurz vor einer der Brücken, die hinauf zum großen Festsaal führten.
POV Legolas
„Bei Eru, die sind wirklich mit den Gewändern verschwunden!", stellte Elrohir fest und keiner erwiderte etwas. Mit ungläubigen Gesichtern starrten wir uns an. „Mir reicht' s, ich gehe jetzt, ob nun mit oder ohne Sachen!", und ich stieg aus dem Wasser. „Wo willst du hin Legolas? Willst du ins Tal hereinstolzieren und so tun als ob nichts wäre?", fragte Elladan und die anderen schauten mich ebenso fragend an. „Wir werden doch wohl einen geheimen Winkel in Bruchtal finden, auf dem wir ungesehen ins Tal hineinkommen!", gab ich entschlossen von mir. „Ich warte jedenfalls nicht, bis mich die Suchtrupps Glorfindels in die Hände bekommen und ich mich zum Gespött vor allen mache, wenn ich erklären muss, warum ich hier nackt herumstehe!"
„Wohl wahr.", musste mir Elladan beipflichten und so einigten wir uns auf meinen Vorschlag.
Elladan riss an einem Zweig und suchte nach einem größeren Blatt. „Was machst du da? Willst du dich mit Blättern einwickeln?", johlte Elrohir und die anderen prusteten lauthals mit vor lachen. „Ihr seid ... ach lasst mich doch in Ruhe!", blaffte sie der ältere Sohn von Elrond an.
Fast waren wir bei der ersten Brücke, welche in das Tal hineinführte, angelangt. Dicht in die Baumkronen gepresst standen wir in den höchsten Bäumen und versuchten irgendeinen zu erspähen, der uns hätte helfen können – doch nicht einer war zu sehen – verdammt, wenn man mal einen brauchte, war garantiert keiner zur Stelle!
Ich hatte mich in den Baum gestellt, der am nahesten zur Brücke war und entdeckte die Elbin, welche für uns mehrmals Partei ergriffen hatte. Wäre es klug sie auf mich aufmerksam zu machen? Könnte sie uns oder wenigstens einen von uns Kleider besorgen? Ich hatte keine andere Wahl als es zu versuchen. Mit einem leisen Pfiff machte ich mich bemerkbar und drückte mich dabei dichter in das Blattwerk der großen Buche.
Sie schaute auf und versuchte den Verursacher des Geräusches auszumachen. „Hier, hallo kannst du uns Sachen besorgen oder weißt du, wo unsere Sachen sind?", sprach ich sie an und bemerkte, dass ich nicht mal ihren Namen wusste. „Ich weiß nicht, wo eure Sachen sind, aber ich kann dir bestimmt eine Tunika oder etwas Ähnliches besorgen. Warte hier, ich bin gleich wieder zurück!", mit diesen Worten war sie auch schon davon geeilt.
„Keine Angst, ich geh hier bestimmt nicht weg.", sprach ich noch, mehr zu mir, als an sie gerichtet. Nun hieß es warten. Mit einem weiteren Pfiff machte ich die anderen auf mich aufmerksam. Die Zwillinge waren mir am nächsten. „Was ist Legolas? Kann sie uns die Kleider holen?", hörte ich die Stimme von Elrohir und vernahm dabei das leise Rascheln der Blätter, wenig später war er und Elladan neben mir auf dem Ast.
„Ich kam mir noch nie dümmer vor als in diesem Moment!", schnaubte der jüngere der Brüder.
„Was meinst du wie es uns geht?", fuhr ihn Elladan an und seine Augen funkelten fast wütend. Die ganze Sache war ja auch mehr als peinlich. Uns kam es fast wie eine Ewigkeit vor, als wir ein Husten unter uns vernahmen. „He, hörst du mich?", flüsterte eine weibliche Stimme und wir atmeten alle drei gleichzeitig auf.
„Ja. Hast du was auftreiben können?", wollte ich nun ungeduldig wissen.
„Eine Robe.", erwiderte sie leise und hielt ein Bündel dunkelgrünen Stoff empor.
„Es ist nicht viel aber es wird gehen.", sprach ich und kletterte ihr entgegen als mich Elrohir am Arm zurückhielt, mich frech angrinste und an mir herab sah. Abrupt hielt ich inne in meinen Bewegungen und mir schoss augenblicklich die Schamesröte ins Gesicht, um ein Haar wäre ich ihr so wie ich war entgegen gesprungen.
„Leg sie auf den Boden, wir holen sie uns dann.", wies sie Elladan an. „Und danke.", sagte er schnell noch hinterher.
„Wer geht?", wollte ich nun wissen. „Ich gehe.", sprach Elrohir und war auch schon auf dem Weg nach unten. „Beeile dich, so langsam wird es ungemütlich!", alberte nun Elladan herum. Die Situation entspannte sich langsam und wir sahen uns schon fast wieder auf dem Ball und keiner würde von diesem Zwischenfall erfahren, so hofften wir.
Mit einem Satz war der Zwilling vom Baum heruntergesprungen und streifte sich die Robe über, blickte sich schnell um und lief in einer unglaublichen Geschwindigkeit zum Haus Elronds.
Linoleth hatte sich abgewandt und versuchte sich nun uns gegenüber bemerkbar zu machen.
„Ich gehe zurück zum Ball, ihr braucht mich ja jetzt nicht mehr.", und ging in Richtung der großen Halle.
Wir bedankten uns noch einmal und warteten nun mit Ungeduld auf Elrohir. Dieser erschien dann auch, begleitet von Mothrean und sie trugen Bündel von Kleidern. So schnell wie in diesem Augenblick war ich noch nie in Gewänder gestiegen. Nach wenigen Augenblicken waren wir alle wieder bekleidet versammelt und jeder machte sich in Windeseile auf den Weg zu seinen Gemächern, um in passende Kleidung zu schlüpfen und dann auf dem Ball zu erscheinen.
Wir hatten uns alle an dem vereinbarten Treffpunkt eingefunden und schlenderten so unauffällig wie möglich zu dem fröhlichen Treiben der anderen, unser Fernbleiben schien noch niemanden störend aufgefallen zu sein. Denn keiner unserer Angehörigen schenkte uns übertriebene Aufmerksamkeit. Unsere Blicke wanderten über das Geschehen und wir suchten nach den Elbinnen vom See. Sie sollten aus dieser Sache nicht ungestraft heraus kommen. Noch wussten wir nicht, wie wir sie dafür gebührend entlohnen wollten, aber wir hatten dafür auch noch etwas Zeit. Die Feierlichkeiten würden noch 2 Tage andauern.
Die Elbinnen um Orulen hatten sich ebenfalls auf dem Ball wieder zu den Ihrigen gesellt und beobachteten nun, wie die Burschen voll bekleidet in die Halle traten. „Wie haben sie es geschafft? ", platzte es aus Orulen heraus und ihr Blick blieb sofort bei Linoleth haften.
„Du, du warst es, gib es zu! Du hast ihnen geholfen!"
Die Angesprochene senkte ihren Blick und antwortete nur leise. „Ja, ich war es."
„Du hast uns den ganzen Spaß verdorben!", schnaubten Orulen und Sasila nun gleichzeitig. Das Wortgefecht wurde immer heftiger.
Thulian hatte sie als Erster entdeckt, „Seht, dort hinten links an einem der kleinen Tische stehen sie versammelt!"
Sofort gingen unsere Blicke in diese Richtung. Auch die Elbe, welche uns geholfen hatte, war unter ihnen. „Gehen wir zu ihnen herüber, mal sehen wie sie reagieren, wenn sie uns wiedersehen – voll bekleidet!", schlug Elrohir vor und hatte dabei ein wahrhaft diabolisches Grinsen um die Mundwinkel. Wortlos einigten wir uns, dass wir uns den Blick der Elbinnen nicht entgehen lassen wollten. Ziemlich rasch hatten wir den Saal durchquert und standen nun recht provozierend vor ihnen.
Ihre heftige Diskussion wurde jäh unterbrochen und es herrschte eine bedrohliche Ruhe, doch nicht für lange, wie wir schnell feststellen sollten. Prompt flog uns die erste spitze Bemerkung um die Ohren. Natürlich ließen wir das nicht auf uns sitzen und antworteten dementsprechend. Den Gören wollten wir schon zeigen, wer hier Herr im Hause war. Ein Wort ergab das andere, es erfolgte ein regelrechter Schlagabtausch. Besonders diese blonde, anführende Elbin und die silbernblonde Elbin – ihre Freundin wie es schien, erwiesen sich als enorm angriffslustig.
„Ihr solltet sowieso noch ein wenig auf die Weide, stellt euch in 400 Jahren noch einmal vor – ach, was sag ich; 1000 würden noch nicht einmal ausreichen. Ihr Spargelheinis!"
„Euch sollten eure Väter lieber gleich einen Mithrilreif mit Dicke eines Armes um den Leib legen, damit wenigstens etwas von Wert an euch ist."
Elrohir sprühte vor Zorn, er war gereizt bis auf das Äußerste und mir wurde beinahe unheimlich, wohin sollte das führen? Könnten unsere Väter diesen Worten folgen, sie wären entsetzt über unseren fulminanten Wortschatz an Boshaftigkeiten und würden ihre Söhne nicht wieder erkennen wollen.
„Ihr Ausgeburten von Orks!", donnerte jetzt die Blonde so laut hervor, dass es Jedermann im Saal hörte. Ruckartig drehten sich alle in unsere Richtung und mit entsetzten Gesichtern blickte man uns an. Das war nun schon das dritte Mal an einem Abend, wo ich alles für ein Loch im Boden gegeben hätte. Doch gnadenlos blieb mir dieser Wunsch verwehrt.
Wie versteinert standen wir den keifenden Elbinnen gegenüber und wussten nicht, was wir darauf erwidern sollten. Sie betitelten unsere Eltern als Orks!
Die Rothaarige Elbe machte einen Schritt nach vorn und stellte sich neben mich und antwortete der Blonden: „Orulen, du bist zu weit gegangen! Jetzt ist ein Wort der Entschuldigung fällig!"Stille, absolute Stille herrschte jetzt in unseren Reihen. Keiner sagte ein Wort. Nur Blicke, die hätten töten können, wurden sich gegenseitig zu geworfen.
„Du nennst meine Eltern nicht ungestraft Saurons Diener!", zischte Elrohir bedrohlich leise und näherte sich dieser Orulen dabei gefährlich nahe. Seine Augen funkelten und ich kannte diesen Ausdruck nur zu gut. Noch eine falsche Bewegung oder ein Wort der Provokation und es war um seine Beherrschung geschehen. Wir sahen ein wenig beängstigt zu ihm und warteten auf die Reaktion, die folgen würde. Doch nichts geschah, jedenfalls nichts, von dem was wir noch am ehesten erwartet hätten.
Die Damenriege, uns vis-à-vis, erstarrte urplötzlich zu Fels, blankes Entsetzen, als hätten sie Sauron persönlich gesehen, spiegelte sich in ihnen. Langsam, ganz langsam sahen wir hinter uns und schrumpften augenblicklich auf die Größe eines Zwerges. Mein Vater und der Herrscher von Bruchtal musterten uns eindringlich und lange.
Lord Elrond war der Erste, der sprach:
„Meine lieben Gäste, wir haben uns hier eingefunden, um gemeinsam in Frieden und Eintracht schöne Stunden zu erleben. Weder dulde ich Störungen jeglicher Art noch lasse ich sie ungestraft.", sein Blick durchbohrte uns wie Schwertspitzen. Die Güte und Warmherzigkeit, die sonst in seinen Augen wohnten waren gewichen und Kälte und Strenge schlug uns entgegen.
Ruhig und fast gleichgültig ertönte die Stimme meines Vaters:
„Die Herren versprühen noch zu viel Energie und die Damen wollen tanzen."
Mir blieb fast der Atem weg! Ich musste mich verhört haben! Augenblicklich verknoteten sich meine Eingeweide – mit allen Strafen wäre ich jetzt fertig geworden und ich hätte sie willenlos entgegengenommen, aber was sollte das jetzt?
Der Lord und mein Vater tauschten einen kurzen Blick und nur wer sie gut kannte, wusste was es bedeutete. Die Zwillinge und ich, wir wagten uns nicht zu regen, das Blut in unseren Adern schien zu Eis erfroren und ich meinte eine Horde Orks könnte im Moment nicht schlimmer sein als das, was nun kommen würde.
„Meine Damen, meine Herren.", dann folgte eine kleine Pause und mein Vaters Blick sondierte jedes einzelne unserer Gesichter. Leise und in seinem ihm eigenen Tonfall des Herrschers, der jeden auch noch so geringsten Widerspruch im Keim erstickte, sprach er weiter: „Die Herren bitten jetzt die Damen zum Tanz und wir sehen keinen von Ihnen für den Rest des Festes außerhalb des Tanzbodens! Weder die Damen noch die Herren", sauste das Urteil auf uns nieder wie das Schwert zu einem mächtigen Hieb. Gleichzeitig rutschte mir das Herz in die Hose – alles - aber nicht schon wieder Tanzen! Doch ich wagte ebenso wenig wie alle anderen ein Wort oder eine Geste der Gegenwehr.
Mit betretenen Gesichtern wanden wir uns den Elbinnen zu. Ich drehte mich nur um ein Viertel und verneigte mich vor der Dame neben mir. Leise und ohne ein Wort zogen wir Pärchenweise zur Mitte des Saales, stellten uns in Position und fügten uns in unser Schicksal. Ich fühlte 1000 Augenpaare in meinem Nacken und nur darauf wartend, mich mit ihrem Spott zu belegen. Vor Scham und Angst war ich ganz steif. In Wirklichkeit nahm niemand mehr von uns Notiz und alle gingen wieder ihrem Vergnügen nach.
Den dritten Tanz hatte ich mit der Elbe hinter mich gebracht, da zupfte sie mich am Ärmel.
„Entschuldige, aber darf ich dich was fragen?"
Scheu sah sie mir kurz in die Augen, um dann schnell wieder nach unten zu sehen, um auf ihre Füße zu achten, wobei ich eigentlich das Gefühl hatte, dass sie nun überhaupt nicht auf ihre Schritte achten musste, eher auf meine, damit sie mir noch ausweichen konnte.
„Ja", war meine sehr ausführliche Antwort und meine Stimme war ähnlich einem Krächzen. „Wie ruft man dich, ich würde gern wissen, mit wem ich den Rest des Abends verbringe."
„Entschuldige", brachte ich heraus und besann mich meiner ansonsten so guten Erziehung. „Legolas, Legolas Thranduilion ist mein Name.", stellte ich mich in aller Höflichkeit vor.
„Darf ich jetzt auch deinen Namen erfahren?", fragte ich und wurde ein wenig mutiger, ich sah ihr in die Augen und musste feststellen, dass sie die schönsten grünen Augen hatte, die ich jemals sah. Fast versank ich darin, als mich ihre Stimme zurückholte.
„Linoleth."
Errötend wendete ich meinen Blick von ihrem Gesicht, als sich unsere Blicke trafen. Warum musste ich sie auch so anstarren?!
„Woher kommst du? Lebst du hier in Bruchtal, ich sah dich noch nie hier?"
Jetzt wollte ich doch gern mehr über dieses hübsche Wesen erfahren.
„Nein, Lothlórien ist meine Heimat, ich kam mit meinen Eltern im Gefolge der Lady Galadriel und des Lord Celeborns hierher zum Fest."
„Und du; lebst du hier in Bruchtal?", und wieder trafen sich unsere Blicke und mir war wiederholt, als ob ich in tiefe Waldseen eintauchte.
„Ja, nein eigentlich nicht.", ich musste lächeln und sie tat es mir gleich und fragte mich nun mit etwas spitzbübischem Schalk:
„Ja oder Nein, wofür entscheidest du dich?"
„Ich bin in Eryn Lasgalen zu Hause, aber für die letzten Jahre lebte ich hier in Imladris.", konnte ich nun auch antworten, ohne allzu sehr auf meine Füße zu achten. So langsam gewöhnte ich mich an das gleichzeitige Tanzen, Sprechen und Ansehen, ohne dabei den Rhythmus zu verlieren und nicht ständig die Hautfarbe zu wechseln.
„Was machst du hier? Bist du Gast des Hauses oder musst du eine Tätigkeit...", jäh unterbrach sie sich und schaute beschämt zu Boden. „Entschuldige, ich frage zuviel."
„Nein, bitte frag mich nur, ich antworte dir gern.", und ich war über meine Worte selbst erstaunt. Was sagte ich da? Doch es war so, ich sprach gern mit ihr, erstens lenkte es ab von diesem albernen Herumgedrehe und zweitens empfand ich den Klang ihrer Stimme als angenehm. Er war nicht so schrill und spitz wie der von vielen anderen Elbinnen in ihrem Alter.
„Ich war zur Ausbildung bei Lord Glorfindel..."Ich hatte den Satz noch nicht beendet, da sprudelten die Worte, mit vor Interesse leuchtenden Augen, aus ihr heraus: „Du durftest bei dem großen Krieger aus Gondolin in die Lehre gehen? Dem Balrogtöter? Das ist eine der höchsten Ehren, soviel ich weiß hat er nur sehr selten Schüler."Ihre Stimme überschlug sich fast beim Formulieren der Worte und man spürte ihre große Achtung und Ehrfurcht für den Lord, was für eine so junge Elbin nicht untypisch war. Eigentlich verehrte jeder den Fürst des Hauses der goldenen Blume und ganz besonders die jungen Elbinnen waren von seiner imposanten Ausstrahlung angetan. Wo er auftauchte, versammelten sie sich in Scharen und buhlten um seine Gunst.
„Er ist der beste Schwertkämpfer den ich je sah.", sagte sie und in ihrer Stimme schwang eine ehrliche Bewunderung mit. „Ich habe ihn kämpfen gesehen, als er einmal in Caras Galadhon war."
„Ja, er ist der Beste und ich bin sehr dankbar und auch stolz, dass ich von ihm lernen darf.", nun geriet ich ins Schwärmen und ich erzählte ihr, was ich schon alles erlernt hatte.
POV Nanny
„Thranduil, was ging dort vor sich und wie um alles in der Welt habt ihr das junge Volk auf den Tanzboden bekommen?", ich konnte es nicht fassen, was ich sah. Alle der jungen Herren maßen mit bedachten Schritten die Mitte des Saales und schoben dabei mehr oder weniger krampfhaft eine der hübschen Damen vor sich her. Dies geschah bestimmt nicht ganz freiwillig, so wie man es an ihren Gesichtern nur unschwer erkennen konnte. Besonders die Zwillinge des Hauses zeigten sehr grimmige Minen.
Erheitert und nebenbei, als er gerade eine Traube zwischen seinen Lippen verschwinden ließ, antwortete mir mein König:
„Sagen wir mal so, Lord Elrond und ich haben ihnen nur ein wenig den rechten Weg gewiesen, wie man auf ruhigere, weniger anstrengende Art und Weise Kontakte knüpft und dabei nicht die Nerven anderer reizt."
Ich konnte mir nur zu lebhaft vorstellen, dass der gewiesene Weg alles andere als angenehm von den Ausführenden empfunden wurde, aber auch ich musste schmunzeln, wenn ich in die betretenen Gesichter schaute und auch daran zurück dachte, wie der erste Tanzabend für einen gewissen König ablief, vor mehr als tausenden von Jahren. Ich trug gelbe Tanzschuhe – zu Beginn des Festes!
„Ich sehe dein feines Lächeln und ich weiß genau, an was du denkst.", wisperte mir mein Liebster ins Ohr und zog mich dabei sanft mit sich.
„Du kannst es mittlerweile sogar barfuß wagen.", und mit einem schelmischen Grinsen entführte er mich in den Kreis der Tanzenden. Ich lehnte mich an seine starke Brust und in seine Umarmung. Sowie ich meine Hand in seine legte verschmolzen wir zu einer Einheit und ich hatte immer wieder das Gefühl, dass mich keine Macht auf Arda aus diesen Armen reißen könnte.
POV Legolas
„Werdet ihr noch einmal trainieren während dieses Mondlaufes? Dürfte man dann zuschauen?", fragte Linoleth und ich war nicht ganz überrascht davon. Sie hatte mich während der letzte 4 oder 5 Tänze über alle Techniken des Schwertkampfes des Lords förmlich ausgequetscht und mich faszinierte ihr Interesse an der Kunst der Verteidigung und des Angriffs. Wieder hob sie sich von den Elbinnen ihres Alters ab, sie interessierte sich nur wenig für die neuesten Kleider und die Fertigkeiten der Kunstschmiede, eher für die der Waffenschmiede.
„Das hängt nicht von mir ab, es ist die Entscheidung des Lords. Normalerweise werden die Übungsstunden während der Dauer von Festlichkeiten ausgesetzt, aber wie es bei diesen lang dauernden Feierlichkeiten gehandhabt wird, weiß ich nicht."
„Entschuldige, ich wollte nicht aufdringlich sein, natürlich obliegt es dem Lord und dir, denn auch ihr verweilt zum Feiern und nicht zum Kämpfen auf dem Fest des Herrn von Bruchtal."
Wie zum Trost zog ich sie unwillkürlich ein wenig näher an mich heran. Ich hatte aufgehört die Tänze zu zählen, vergessen waren die unangenehmen Gefühle und ich fand gefallen am Tanz mit ihr. Immer wieder betrachtete ich sie unauffällig. Ihr Haar war von einem leuchtenden Rot, wie die Farbe der untergehenden Sonne am Horizont und es fiel ihr in Wellen wie die wogende See über die Schulter, den Rücken hinab bis zu ihren Hüften. Der Duft einer Blumenwiese im Tau nach dem ersten morgendlichen Sonnenstrahl umhüllte sie und bei jeder Drehung nahm ich diesen tief in meine Lungen auf. Ihre Haut schimmerte wie Seide und bildete zu dem Farbenspiel ihrer Haare einen einzigartigen Kontrast. Auf ihrer hübsch geformten Nase saßen ein paar einzelne vorwitzige kleine Sommersprossen, ich versuchte sie zu zählen.
Linoleths Gesicht glich dem einer Valar, es war makellos geformt, oval mit gut proportionierten Wangenknochen, nicht zu schmale Wangen und mit den sinnlichsten und wunderbar vollsten Lippen, die ich je sah. Aber das Schönste an ihr waren ihre Augen – Waldseen von magischem Grün mit kleinen goldenen Pünktchen die wie Herbstblätter vom Wind getrieben darauf tanzten.
POV Nanny
„Nun schau dir unseren Sohn an! Da ist nichts mehr zu sehen von staksigen und lustlosen Bewegungen.", stellte Thranduil amüsiert fest und zwinkerte dabei leicht.
„Ja, diese kleine Elbe hat ihn wohl in ihren Bann gezogen, sieh nur wie er sie betrachtet!", und ich konnte mich nicht satt sehen von diesem bezaubernden Anblick den die beiden boten. Sie strahlten soviel von der ungestümen Jugend und dem ersten zarten Versuchen der Liebe aus, dass man annehmen könnte, sie würden mit ihrem Lebenslicht der Sonne konkurrieren. Aber auch ein wenig Wehmut machte sich in mir breit, Legolas reifte zum Elb, ließ die Zeit des Elblings hinter sich. Auch wenn noch Jahrhunderte in das Land ziehen ehe er ein wahrhaft erwachsener und reifer Elb sein wird, aber seine Kindheit legte er nun ab und mit jedem Tag werde ich jetzt um sein Herz bangen. Nie soll es unüberwindbaren Kummer erleiden und niemals soll es aus Schmerz brechen.
Ich riss mich los aus meinen Gedanken und wandte mich wieder meinem König und der anderen Tischgesellschaft zu. Doch immer wieder ertappte ich mich dabei wie ich zu den beiden schaute und immer heftiger drängte sich die Weissagung in mein Gedächtnis zurück.
‚Er wird einst einen gefährlichen Weg gehen und keiner kann sagen wann.' Galadriels Worte waren wieder so nah wie an dem Tag als sie sie sprach und mir jagte es einen eisigen Schauer über den Rücken. Begann es jetzt, würde er jetzt schon von den Valar auf diese gefährliche Reise geschickt?
POV Legolas
Ich drehte sie im Kreis und ich fühlte mich, als ob ich mit ihr in den Himmel hinein tanzen könnte. Die Wärme ihres Körpers konnte ich durch den seidigen Stoff ihres Kleides spüren und ihren Duft sog ich immer wieder, wie ein um Luft Ringender, ein. Ich lauschte dem Klang ihrer Stimme und jedes Wort war so lieblich wie das Wispern der Blätter im Wind. Sie lag so leicht in meinen Armen und die Melodie der Musik ging mir direkt ins Blut. Ich zählte nicht mehr meine Schritte und auch dachte ich nicht mehr über deren Abfolge nach – ich fühlte einfach die Musik und bewegte mich mit ihr – mir war wie das Schwingen einer gezupften Saite.
Der Abend ging über zur Nacht und die Sterne leuchteten in ihrem Glanz am schwarzen Firmament. Die Zeit spielte für uns keine Rolle mehr, was zählte war nur jeder Blick und jede Berührung. Ihre Wangen waren leicht gerötet und sie strahlte umso mehr. Ihr Kopf lag immer öfter fast an meiner Brust und ich genoss dieses Gefühl. Immer mehr verlangte es mich dazu mein Gesicht in ihr Haar zu schmiegen, aber ich wagte es nicht. Noch nie war ich einer Elbin auf diese Art so nah gewesen.
Jede ihrer leichten Bewegungen in meinen Armen und jeder Kontakt ihres Körpers mit meinem löste in mir ein unbekanntes Kribbeln aus. Immer wieder wollte ich es spüren und nahm sie noch ein wenig dichter an meinen Körper. Sie ließ mich gewähren, nein, sie lehnte sich an mich fast ebenso wie ich mich an sie. Wir redeten fast kein Wort mehr, nur mit unseren Augen und mit unseren Händen nahmen wie das Neue des anderen auf.
Das Fest wurde beendet und das Spiel der Instrumente verstummte, nur noch das leise Summen von Melodien erklang. Das Geschirr und die restlichen Speisen wurden abgetragen und immer mehr der Anwesenden zogen sich zurück. Wir tanzten noch immer, die leisen Lieder waren uns genug. Unsere Herzen schlugen unseren Takt und wir waren entrückt von dieser Welt. Immer wieder trafen sich unsere Blicke und immer länger waren wir darin gefangen und wollten uns nicht daraus lösen. Irgendwann begann das leichte Dämmern und die ersten munteren Lieder der Vögel wurden zu unserer Musik. Wir waren allein auf der Lichtung vor der Halle, wie wir hierher gelangt waren, wussten wir nicht. Wahrscheinlich hatte uns unser Tanz hinaus aus der Halle zu der großen Terrasse bis hin zu der angrenzenden Lichtung geführt.
Wir verharrten in unserer Bewegung und ich hielt sie einfach nur fest in meiner Umarmung. So standen wir, keiner vermochte zu sagen wie lange, dann löste sie sich und flüsterte leise wie der noch vorherrschende laue Nachtwind: „Ich werde jetzt gehen, meine Eltern werden sich sonst sorgen.", und sie sah mich dabei mit diesen unwahrscheinlich leuchtenden Augen an. Ich konnte nur zaghaft nicken und erst ein wenig später war ich in der Lage, mit brüchiger Stimme und einem fast flehenden Blick meine Bitte zu äußern.
„Ich werde dich begleiten, wenn ich darf?"
Ein Wimpernschlag von ihr, der bezaubernder nicht sein konnte, war mir Antwort genug.
„Wo sind eure Zimmer?", fragte ich dann noch und wunderte mich selbst über meine Geistesgegenwart.
„Links neben dem Haus des Herrn von Imladris, im zweiten der Gästehäuser.", hörte ich ihre Stimme und lief neben ihr. Wie gern würde ich sie wieder in den Arm nehmen aber der Tanz war beendet und ich wusste nicht, ob ich so einfach den Arm um sie zu legen dürfte. Aber meine Hand sehnte sich nach einer Berührung, ich wollte sie noch immer fühlen und die Wärme ihrer Haut spüren. Langsam, fast unwillkürlich tastete ich nach ihrer Hand, die in Reichweite meiner war. Vorsichtig streckte ich zwei Finger nach ihren aus und wartete auf eine Reaktion von ihr. Sie kam mir mit ihren entgegen und ich wagte mich gänzlich nach ihrer Hand zu greifen, umschloss sie und fasste sie zart, aber so dass sie mir nicht mehr verloren gehen sollte, von meiner Hand.
Der Weg war nicht kurz bis zu ihrer Unterkunft und doch war er es für mich. Vor den Häusern, die wie alle hier in Imladris sich kunstvoll an die Felsen schmiegten und mit dem vollen Grün der Bäume und Sträucher umrahmt wurden, blieben wir stehen. Das Plätschern des Wassers der Bachläufe, die das ganze Tal durchzogen und sich hier und da in den schönsten Wasserfällen ergossen und das Säuseln der Blätter im leichten Wind nahmen wir nicht wahr. Unsere Sinne waren einzig und allein auf uns gerichtet. Ich hielt ihre Hand in meiner und unsere Finger verwoben sich ineinander. Die ersten zarten Sonnenstrahlen des schon am Horizont erscheinenden Feuerballs legten sich auf ihr Gesicht und ich hob meine Hand und strich sanft über ihre so vom Licht liebkosten Wangen, wie einem Wispern gleich ließ ich meine Finger über diese rosige Samtigkeit wandern. Meine Atmung schien auszusetzen und dafür schlug mir mein Herz wie wild gegen meine Rippen. Ich meinte, sie müsste es hören können. Das Blut in meinen Adern raste viel zu schnell hindurch und trieb mir eine nie gekannte Hitze in meinen Körper und einen unwiderstehlichen Drang, ihre Lippen mit meinen zu berühren.
Langsam neigte ich meinen Kopf dem ihren entgegen und wagte es mir zögerlich, einen Kuss von ihren Lippen zu nehmen. Unsere Münder berührten sich kaum und doch brannte die so berührte Haut und verlangte nach mehr. Nun war sie es, die mit ihren Mund den meinen suchte und wir erlebten unseren ersten gemeinsamen Kuss. Mich durchflutete ein Rauschen und mir war, als würden tausend kleine Glöckchen klingen. Wie benommen lösten wir uns und sie drehte sich langsam aus meiner Umarmung.
„Mae fuin ... hannon le, für diese schöne Nacht.", hauchte sie und ging in Richtung der kleinen Brücke zum Haus. Wie eine der aus Stein gemeißelten Figuren stand ich auf dem Weg, unfähig mich zu rühren.
Leise und für einen Menschen wohl nicht hörbar flüsterte ich ihr hinterher: „Hannon le. Mae fuin, Linoleth."
Ich sah ihr nach, bis sie in dem kunstvoll errichteten Haus verschwunden war und noch immer stierte ich auf den meisterhaft gefertigten Aufgang, welcher nur durch seidige Vorhänge verschlossen war.
Abrupt drehte ich mich um und rannte hinunter zum See, wo alles begonnen hatte. Ich lief und hüpfte wie ein übermütiger kleiner Elbling und ich hätte ganz Arda umarmen können. Mit meinen Kleidern sprang ich ins Wasser, tauchte prustend wieder auf, jauchzte und jubelte dabei, bis mir die Luft ausging. Irgendwann, die Sonne stand nun schon vollends am Himmel, erklomm ich einen der nächsten Bäume und setzte mich in eine Astgabel, den Rücken an den Stamm gelehnt und blinzelte in das Licht, meine Gedanken trieben dahin und hatten nur ein Ziel – Linoleth - ich träumte ohne zu Schlafen.
POV Nanny
„Hast du unseren Sohn an diesem Morgen schon gesehen?", wollte Thranduil wissen und lugte um die Ecke aus der Badestube in unseren Schlafgemach.
„Nein, aber ich denke er wird schon noch auftauchen. Spätestens zum gemeinsamen Frühstück werden wir ihn sehen.", und ich musste innerlich lächeln.
„Oh ja, wie konnte ich das nur vergessen, er konnte sich ja kaum von diesem, wie nannte er sie noch vor dem Abend - uninteressanten und farblosen Geschöpf - trennen.", kaum hatte Thranduil seinen Satz beendet so hörten wir auch schon nebenan aus Legolas Räumen Geräusche vom Klappen einer hastig geschlossenen Tür der großen, hellen, reich verzierten Kleiderschränke. Belustigt schauten wir uns an und warteten darauf, dass in wenigen Augenblicken ein aufgewühlter blonder Elb in unseren Gemächern erschien.
Wir mussten nicht lange warten, da klopfte es auch schon und die Stimme von Legolas war zu vernehmen. „Darf ich hereinkommen?", er schien es eilig zu haben, ganz gegen jeden Anstand riss er die Tür auf, ehe wir auch nur ein „Ja"oder „Herein"hätten antworten können.
„Du stehst ja schon mittendrin!", polterte Thranduil und grinste dabei latent.
„Mae aur Adar, mae aur Naneth!", und ein Kuss links und ein Kuss rechts auf meinen Wangen war die stürmische Begrüßung. „Seid ihr fertig? - Können wir zum Frühstück gehen? - Ich habe einen Bärenhunger!", drängelte der Eindringling schon fast.
„Wir sind soweit, wir können gehen.", antwortete der König und legte eine demonstrativ übertriebene Ruhe an den Tag. Sehr langsam schritten wir, die immer wieder durch ihre filigrane Schönheit beeindruckenden Laubengänge, entlang. Und machten uns einen Spaß daraus zu beobachten wie Legolas kaum noch an sich halten konnte, um nicht einfach los zu rennen. „Können wir nicht ein wenig schneller gehen? Ich befürchte, mein Magen bietet sonst den Musikern mit seinen Geräuschen Konkurrenz."
Thranduil und auch ich verzogen keine Miene, aber wir amüsierten uns köstlich. So aufgelöst und rastlos war unser Sohn wie der kleine Wirbelwind von einst. Wir begegneten Lord Glorfindel, er hatte den gleichen Weg wie wir. Der Lord bemerkte die Ungeduld seines Schülers sofort, auch kannte er gar wohl die Ursache dessen. Dem aufmerksamen Lehrer und Krieger war natürlich das gestrige Geschehen auf dem Ball nicht entgangen.
„Legolas, was ist mit dir? Verfolgen dich Orks?", foppte der große Krieger den jungen Elb. Legolas, der nun sehr wohl merkte, dass man seine Unruhe zur Kenntnis nahm und ihm den Hunger, wenn auch tatsächlich vorhanden, nicht so als wahren Grund abnahm, bemühte sich jetzt, unter Aufbringung all seiner Kraft, gespielt teilnahmslos und mit angemessenem Schritt den letzten Rest des Weges zurückzulegen. Uns dreien bot sich ein Schauspiel sondersgleichen und nur unsere langen Lebensjahre waren es, die uns dabei ruhig und gelassen aussehen ließen.
Man hatte sich schon in der großen Halle versammelt und wenig später war man mit dem Verzehren der reichhaltig und köstlich dargebotenen Speisen beschäftigt und in anregende Gespräche vertieft. Einzig allein unser Sohn war schweigsam und ließ seine Blicke immer wieder zu einem bestimmten Punkt im Saal schweifen und vergaß dabei doch fast seinen ‚Bären – Hunger'.
keine POV
Den Tag verbrachten die Gäste des Hauses in fröhlicher Atmosphäre auf der Terrasse oder sie verweilten in der Beschaulichkeit der Gärten von Imladris. Elladan und Elrohir sowie Thulian, Utholio und die anderen waren ebenfalls anwesend und Elrohir zog Legolas ein wenig unsanft an dessen Tunika zu sich heran. „Mann, sag mal was ist mit dir los? Wir haben fast bis in die Morgenstunden auf dich gewartet, aber wer nicht erschien: Das warst du! Wo hast du gesteckt?", wollte Elrohir und auch die anderen ziemlich ungehalten von ihm wissen. „Ich war auf dem Fest, so wie es euer und mein Vater befahlen, nichts weiter.", antwortete Legolas und setzte dabei eine Unschuldsmine auf.
Legolas wusste genau was seine Freunde von ihm wollten und jetzt wurde ihm erst so richtig bewusst, dass er nach dem Zwischenfall mit den Damen nicht einen Augenblick mehr an seine Freunde gedacht und sie auch nicht eines Blickes gewürdigt hatte.
Gerade, als sie alle so zusammen standen, kam Linoleth vorüber und alle Aufmerksamkeit des Prinzen aus Eryn Lasgalen galt sofort ihr. Ein schüchterner Blickkontakt genügte und beiden sprang sofort eine zarte Röte ins Gesicht und sie lächelten verlegen. Natürlich blieb das den anderen nicht verborgen und sie tauschten sich verstehende Blicke aus. Ihren Freund hatte es also erwischt! Nicht ein Wort kam über die Lippen der Freunde. Elladan rempelte Legolas nur ein wenig in die Seite und stupste ihn leicht nach vorn, dann ließen sie das Paar allein.
„Also bei Eru, dass es ausgerechnet den Jüngsten unter uns zuerst trifft hätte ich nicht gedacht.", ließ Thulian seinen Gedankengängen freien Lauf und sah noch einmal über seine Schulter zurück wobei ihn Elrohir etwas unsanft mit sich zog.
„Tja, das kann man nicht beeinflussen, nur die Valar wissen wann und wo es geschieht.", mit verklärtem Blick und brüchiger Stimme entrückte Elladan dem Geschehen, erst durch einem freundschaftlichen, aber deswegen nicht unbedingt sanften Schlag auf seine Schulter und mit dem Worten: „Wissen wir da etwas nicht, Bruderherz?", holte ihn sein Zwilling in das Hier und Jetzt zurück und grinste dabei diebisch.
Lachend und sich gegenseitig aufziehend verließen die jungen Elben die Terrasse und machten sich auf in den Wald zu ihrem gemeinsamen Lieblingsplatz. Legolas und Linoleth wählten einen anderen Weg.
POV Nanny
Aus dem Augenwinkel heraus hatten wir unseren Sohn verfolgt und der Seneschall, der bei uns stand verabschiedete sich vorläufig, fügte aber noch die folgende Bemerkung an: „Ich denke, sein Abschied von Imladris wird nun umso schwerer werden."
Mit der Meinung war Lord Glorfindel nicht allein und wir sahen das Leid, was dieses Glück leider auch mit sich brachte...
tbc
Mae aur – Guten Morgen Mae fuin – Gute Nacht hannon le – Dank an dich
Naurring: Die Pfeile waren präpariert, sonst hätte es Tote gegeben. (grins) Stoffpferdchen: Danke für dein Lob, du machst mich richtig verlegen. Das mit dem Apfel scheint vielen so ergangen sein. (lach) Meiner verschwand in einem Stück Kuchen und war auf ‚nimmer wieder sehen' verschwunden. Ich bin dir noch was schuldig, aber sie kommen noch – versprochen. Bin mal gespannt ob dir das „Lila Buch"auch gefällt (grins)
lala: Hallo und ich freue mich, dass ich dir deinen Sonntag retten konnte. Ja Thranduil – da geht nix drüber (lach), aber eigentlich liebe ich alle Elben. Lala, Reviews dürfen unendlich lang sein – ich bin süchtig danach! (grins)
Gildareth: Willkommen und danke für dein Lob. Oh fein, noch ein Thranduil – Fan, den wirst du hier öfter antreffen. (lächel)
Fabi: Ach meine Lektorin, (knuddel) ich stell mir gerade Klein – Legolas auf dem Zahnarztstuhl vor und sein Ada hat mehr Angst vor dem Zahnklempner als sein Sohn. (kicher) Aber Fabi heute kommt es ja nun dicke! Du bist ja eigentlich schon vorgewarnt, aber das Cliffi ist da und es ließ sich nicht vermeiden. Doch ich verspreche hier feierlich: Es bleibt das Einzige!
Luthien: Nee – nie! Legolas (der große) mit Zahnlücke, das geht doch gar nicht, ich gehe mal davon aus, dass Elben nicht nur einmal neue Zähne wachsen, sonst stehen die nach 4000 Jahren dann wirklich ohne Zähne da – das wäre ja entsetzlich. (zwinker)
S.E.: Lothions Vorschlag soll schon mal funktioniert haben – hat man mir erzählt (grins), obwohl ich auch nicht so recht dran glaube. Legs ist nun in Bruchtal und er wird bestimmt das ein oder andere Abenteuer seinem Freund Ledian erzählen. Man munkelt ja auch in Bruchtal, dass Glori drei graue Haare bekommen hat. (kicher)
Zita: Oh je, deine Oma ließe ich nicht an meinen Zahn heran! Die ist aber echt von der derberen Sorte. (kicher) Ist sie aus der Dentalbranche? Ich verstehe es auch nicht, warum andere Thranduil so derart in seinem Charakter verfälschen?! Aber wir wissen ja wie er wirklich ist und das ist gut so, gelle. (grins)
Heitzi: Legolas wächst so langsam aus dem Kleinkindalter heraus, aber ich hoffe, dass dir trotzdem noch gefällt was ich so pinsle. Jedoch wird es immer mal wieder einen Rückblick geben, je nachdem wie mir zu Mute ist. (lächel)
Raiting: G
An alle ein ganz liebes Dankeschön für eure tollen Reviews! (knuddel und bussi verteil) Antworten findet ihr am Ende.
A/N: Dieses Kapitel widme ich meinem Sohn. „Die Liebe ist selten logisch, aber das Beste was einem geschehen kann." Wir sind in diesem Kapitel zu Gast in Imladris. Der Prinz verlebte dort seine Ausbildung bei den Lords und wir werden ebenfalls für 2 Wochen in Imladris verweilen. Dieses Kapitel ist nicht nur aus der Sicht der Nanny geschrieben, aber ich verzichte auf eine besondere Kennzeichnung, da ich denke, dass die Wechsel auch ohne gut erkennbar sind und noch etwas; das Kapitel ist so lang geworden, dass ich es teilen musste - seid mir bitte nicht böse! Ein kleiner Trost bleibt: Das nächste Update dauert dann nicht so lange, a) weil es schon fertig in meinem Rechner kullert und b) mein Urlaub (ohne PC) ist auch vorüber. Noch ein kleiner Kommentar bevor ich dann meine Vorrede endlich beenden will: Ihr werdet in diesem Kapitel (2. Teil) eine neue Hauptfigur kennen lernen. Sie ist eine Leihgabe von Fabienne (bussi dafür), mehr verrate ich noch nicht. Vorab an alle Neugierigen: Lest schon mal „Fabienne"von fabienne – absolut empfehlenswert!
Korrektur: Da mir die Macher dieser Seite nicht wohl gesonnen sind und es mir meine Unterteilungszeichen immer wieder verschluckt setzte ich nun doch Markierungen für die Wechsel. Tut mir leid, wenn ihr jetzt bestimmt den 6. alert erhaltet (sorry SE)
Abschied Teil 1
POV Legolas
Tief atmete ich noch einmal durch, meine Hände waren feucht und mein Herz überschlug sich fast. Wie machten das nur die Anderen?! Zum hundertsten Male wischte ich mir ganz unauffällig meine Handflächen an dem Tuch, was mir Glorfindel noch schnell zuvor gegeben hatte, ab. Ich fühlte mich völlig deplatziert! Am liebsten hätte ich auf dem Absatz kehrtgemacht, aber dafür war es schon zu spät! Noch einmal zog ich an der Tunika in dieser unmöglichen Farbe! Überprüfte ihren Sitz, rückte die Schnalle des Gürtels zurecht. Dann straffte ich meine Schultern und fügte mich in mein Schicksal. Neben Elladan und Elrohir schritt ich in die große Halle, im Haus von Lord Elrond.
Jener Abend war der erste Tag der Festlichkeiten zur Sonnenwende und wie immer, wenn ein Valarjahrzehnt verstrichen war, begann es mit dem Tanzabend der Debütanten, wie sie uns Elben nannten, die das erste Mal auf den Tanzboden vorgeführt wurden. Nein, ich habe mich nicht versprochen: Vorgeführt – als etwas anderes empfinde ich es nicht!
Neben mir wirkten die Zwillinge, als ob sie die ganze Sache überhaupt nichts anginge und legten eine Gelassenheit an den Tag, um die ich sie mehr als beneidete. Gut, sie hatten mir auch schon etliche Jahre voraus. Aber ich denke selbst in 200 Jahren würde ich noch genauso wie in diesem Moment dastehen. Wo war ein Loch?! Wohin konnte ich entfliehen?!
Wir schritten weiter und erreichten den uns zugewiesenen Platz. Ich fixierte einen Punkt im Nirgendwo und versuchte eine Maske aus Gleichgültigkeit aufzulegen, was mir, wie es schien, grässlich misslang. Jeder der hier im Saal Anwesenden schien meine Nervosität fast riechen zu können. Ich sah nicht nach links und rechts, sondern starrte einfach geradeaus. Wir mussten nun auf den Einmarsch unserer Tanzpartnerinnen warten. Ich stand, Eru sei Dank, hinter Elrohir und konnte mich ein wenig hinter ihm verstecken. Ich löste meinen Blick von dem kleinen geschnitzten Arkadenbogen an der linken hinteren Wand und wagte mich im Saal umzusehen.
Der Saal war voll mit Elben aus ganz Bruchtal und viele Gäste aus allen Völkern waren der Einladung Lord Elronds gefolgt. An der Stirnseite saßen der Herr von Bruchtal mit Lord Erestor und Lord Glorfindel. Rechts daneben hatten Lady Galadriel und Lord Celeborn Platz genommen und links saßen Adar und Naneth, sie waren gestern Nacht eingetroffen. Nach 6 Jahren hatten wir uns das erste Mal wieder gesehen und es war eine lange Nacht geworden, wir hatten uns soviel zu erzählen. Rechts und links waren lange Tafeln aufgestellt und sie waren voll besetzt und reichlich gedeckt.
Jetzt kamen die Damen, mit welcher Eleganz sie hereinschritten war schon bemerkenswert. Sicherlich war ihnen das in die Wiege gelegt und für sie ein leichtes. Wenn doch nur dieser dämliche Tanz schon vorüber wäre. Wie ging es gleich noch einmal? Links vor, rechts nachsetzen, wiegen – mit Anmut und nicht wie ein sinkendes Schiff!, wie Lord Erestor immer predigte – und dann rechts vor... Oh sie waren da! Bei welchem Takt mussten wir loslaufen? Verdammt, ich habe alles vergessen – ich laufe einfach Elrohir nach. Meinen Herzschlag verspürte ich jetzt an meiner Schädeldecke, meine Ohrspitzen waren sicherlich vom schönsten Himbeerrot, zum Glück trug ich mein Haar darüber! Ich hörte die Musik nicht, sondern nur das Rauschen in meinen Ohren, so schoss mir das Blut durch meine Adern.
‚Ich glaube, mir wird schlecht!'
„He, lauf! Träumst du?", etwas unsanft stieß mich Elladan von hinten an. Ich stakste drauflos und suchte mit unruhigen Augen meine mir zugewiesene Partnerin. Postierte mich vor ihr und verneigte mich und führte meine Hand zum Herz. Mann – ich wusste wenigstens noch, wo mein Herz war und fand es auf Anhieb! Ich reichte ihr meine Hand und führte sie zur Tanzfläche in die Mitte des riesigen Saales – konnte der eigentlich größer werden? Für mich wurde er zum Löwenkäfig! Wir hatten uns mit den Anderen auf der Fläche verteilt und hätten wir das nicht schon mindestens zigmal gemacht, ich hätte selbst das nicht hinbekommen. Die Musik setzte neu ein und ich ergriff sie, umfasste sie und versuchte meine Hand dort abzulegen, wo sie hingehörte. Wie war das? Umfassen, aber nicht erdrücken, sie stützen und führen, aber nicht zerren – ‚ich will hier raus!' Jetzt! 1-2-3 und links vor, rechts nach...
Die Melodie endete und ich verbeugte mich vor ihr und drehte sie in einem Halbkreis in die nächste Tanzposition. Noch zwei Tänze und ich wäre erlöst. Aufstellung, Verbeugung, Zufassen, erster Schritt links vor und dann rechts und die halbe Drehung...
POV Nanny
„Sieh dir unseren Sohn an! Als wir ihn vor 7 Jahren mit Elrond und Glorfindel nach Bruchtal gehen ließen war er gerade mal 11 und wollte von den weiblichen Wesen nicht einmal den Namen wissen. Und nun dreht er sie im Tanz.", sagte leise und amüsiert, aber auch mit einem wehmütigen Ton in seiner Stimme mein König zu mir.
„Du hast aber schon bemerkt, dass er noch nicht einen einzigen Blick in das Antlitz seiner Partnerin verloren hat?!", erwiderte ich ihm lächelnd. Legolas tanzte gut, aber man bemerkte, dass sein Körper nur die Bewegungen ausführte, die er streng erlernt hatte und seine Gedanken fest darauf konzentriert waren.
„Was meinst du, wie es mir damals erging? Ich weiß bis heute nicht, wie meine erste Tanzpartnerin aussah. Ich habe sie nach den Pflichttänzen zu ihrem Platz geführt und mich mit einem sehr guten Freund dann... äh... ich denke, ich erzähle das besser ein anderes Mal.", endete Thranduil an dieser Stelle und versuchte nun meine Aufmerksamkeit wieder auf Legolas zu lenken.
POV Legolas
Der letzte Takt der Melodie war verklungen und schnell senkte ich mein Haupt zum Dank, nahm ihre Hand und führte sie zu der Tafel an der linken Seite, wo sie ihren Platz hatte. Noch einmal vollzog ich eine Verbeugung, drehte mich dann sofort um und lief hinüber wo sich auch Elladan, Elrohir und die Anderen einfanden. Ich hatte es hinter mich gebracht und so langsam ging es mir wieder besser. Mein Schritt wurde zusehends sicherer und ich hörte sogar wieder die Musik in ihrer ganzen Schönheit und nicht nur den Klang des Taktes.
Mit einem Schlag auf die Schulter und einem herzhaften Lachen wurde ich von Elrohir empfangen. „Na, hast du den Stock wieder aus deinem Kreuz entfernt?"
„Welche Farbe hatten ihre Augen, Legolas? Oder hast du nicht einmal die Farbe ihres Kleides gesehen?", setzte Elladan noch einen drauf.
Ich war im Bunde der Jüngste, aber das wurde ansonsten nie beachtet, nur heute hatten sie ihren Spaß daran gefunden und zogen mich ein wenig auf. Und es war ja tatsächlich so, ich konnte es nicht einmal abstreiten, ich wusste weder die Augenfarbe noch ob sie Grübchen im Gesicht hatte und die Farbe ihres Kleides war irgendwie blau oder grün. Ihre Haarfarbe, ein sattes Rot, hatte ich mir gemerkt, sonst hätte ich wahrscheinlich auch noch nach der falschen Dame gegriffen.
„Was machen wir jetzt?", fragte Elladan in die Runde. „Ich für meinen Teil gedenke nicht die ganze Zeit hier auf dem Ball zu verbringen!"
„Ich bin bei allem dabei, was außerhalb stattfindet.", gab ich schnell meine Antwort kund. Und ein allgemeines Gelächter tat sich auf. „Legolas, wir hatten von dir nichts anderes erwartet.", und wieder traf mich ein freundschaftlicher Schlag auf meinen Rücken und alle bogen sich bald vor Lachen.
„Lasst uns zum Waldsee gehen!", warf Thulian, der Sohn des Waffenmeisters, ein. „Prima Idee – auf was warten wir?", meinte Elrohir und wir alle, Elladan, Thulian, Utholio und Maurlat sowie die Brüder Niloner und Etheclus und ich nickten zustimmend zu und rannten auch schon los. Wir fetzten durch das Unterholz und jeder versuchte der Erste am See zu sein. Noch während des Laufs flogen unsere Tuniken im hohen Bogen durch die Luft, gefolgt durch unsere leichten Schuhe und auf einem Bein hüpfend und dabei weiter stolpernd und rennend entledigten wir uns unserer Hosen und der restlichen Wäsche. Wie eine Herde junger Hengste stoben wir ins Wasser und peitschten es links und rechts von uns weg. Waren einige Tiere des Waldes schon in ihrem friedlichen Schlummer verfallen, so waren sie spätestens jetzt wieder hell erwacht.
Mit kräftigen Schlägen über die Wasseroberfläche spritzten wir uns das Wasser ins Gesicht, sprangen aufeinander und hielten mit unserem eigenen Körpergewicht den anderen unter Wasser, nahmen uns dann gegenseitig auf die Schulter und vollführten Ringkämpfe. So tobten wir ausgelassen und bemerkten nicht, wer sich dem See näherte.
ohne POV
Linoleth, ihre Freundinnen Sasila und Orulen und die anderen schlenderten durch den Wald und schwatzten und lachten miteinander. Sie wollten nur ein wenig plaudern und sich das herrliche Tal Lord Elronds ansehen. Sie waren alle aus Lorien mit dem Gefolge der Lady und des Lords nach Bruchtal gereist und ihre Tanzpartner waren auf nimmer wiedersehen verschwunden, was sie aber angeblich nicht weiter gestört hatte. Sie vernahmen Gelächter und das Platschen von Wasser. Neugierig hielten sie in ihren Gesprächen inne und lauschten in die Nacht hinein. Bedacht schritten die nun angelockten Elbinnen näher. Das waren Stimmen von Elben, jungen ausgelassenen Elben. Und durch die Bäume und das Blattwerk der Büsche und Sträucher hindurch erkannten sie die hellen nackten Körper der Badenden.
Die Elbinnen waren leise immer dichter an den See herangekommen und hatten dabei die achtlos abgelegten Kleidungsstücke der Badenden eingesammelt. Mit den Händen vor dem Mund, um mühsam das Kichern zu unterdrücken gingen sie Stück für Stück näher. Noch waren sie nicht entdeckt worden, die Elben waren noch viel zu sehr mit sich beschäftigt und schwammen jetzt über den See zu dem kleinen Wasserfall.
POV Legolas
Ahnungslos tobten wir im See und achteten überhaupt nicht auf unsere Umgebung. Nach einer Weile des Treibens schwammen wir zu dem Wasserfall an der rechten Seite des Sees und hockten uns auf die aus dem Wasser ragenden Steine, uns immer noch dabei neckend und schubsend. Thulian bekam einen Stoß und fiel in den See zurück, prustend tauchte er wieder auf und warf sein langes Haar über Kopf zurück und wie er sich zur Seite drehte entdeckte er etwas Helles im Gebüsch am Ufer.
„Hey, das sind die Mädels und die haben unsere Kleider!", schrie Thulian und damit waren alle aufgeschreckt. Die Elbinnen rannten lachend ans Ufer und wir tauchten so schnell es ging ins Wasser oder verschwanden hinter dem Wasserfall. Mit den Sachen in der Hand wedelnd riefen sie zu uns rüber: „Holt sie euch, wenn ihr Mut habt!", und waren gleich darauf ein Stück in den Wald hineingerannt. Wir sahen uns ratlos an. „Was machen wir jetzt? Wir können doch nicht so hinterher?", stellte Niloner entrüstet fest. „Irgendwas muss uns aber einfallen oder willst du so zurück ins Tal?", fragte ihn sein Bruder. „Ich auf alle Fälle nicht!", polterte Elrohir hervor und stürzte sich mit einem Kopfsprung hinter dem Wasserfall hervor in den See.
„Mein Pensum an Peinlichkeiten ist für heute erfüllt – ich komme mit!", war meine Meinung dazu und ich war der Nächste, der sprang. Mir folgte noch Elladan, was mich nicht verwunderte, keiner der beiden geht irgendwo allein hin. Der Rest hatte sich dafür entschieden uns die Kleidersuche zu überlassen.
ohne POV
Kichernd hatten sich die Damen am Ufer wieder niedergelassen und warteten gespannt auf die Dinge, die nun geschehen sollten. Würden die Herren den Mut haben und sich ihnen nähern und die Kleider zurückfordern oder würden sie sich wieder so wie auf dem Ball verkriechen?
Einer, dann der Zweite und noch einer waren ins Wasser gesprungen und kamen nun tatsächlich auf sie zugeschwommen. Langsam erhoben sie sich und beobachteten die Schwimmer bei ihren schnellen und kräftigen Bewegungen. „Alle Achtung, hier im Wasser wissen sie was sie tun.", entfuhr Sasila eine anerkennende Äußerung. „Ja, ihre Bewegungen sind wesentlich fließender und anmutiger als auf dem Tanzboden", kicherte ihre Schwester. „Ich bin nun mal gespannt, wie weit sie sich herauswagen.", fügte Orulen hinzu und nun mussten alle lachen. Der Gedanke, gleich drei nackte Elben um ihre Sachen bettelnd vor sich zu sehen, hatte schon etwas sehr Erheiterndes an sich.
POV Legolas
Wir erreichten die andere Seite schnell und gewannen langsam Grund unter die Füße, mit einem Seitenblick zu Elrohir und Elladan versuchte ich, unser weiteres Vorgehen zu erfahren aber beide wussten wohl auch nicht so recht, wie wir es nun weiter anstellen sollten. Als das Wasser nur noch in Höhe unserer Nabel reichte, blieben wir stehen und sahen uns unschlüssig an. Elrohir war der Erste, der einen Versuch wagte und um die Kleider bat.
„Ihr habt uns stehen gelassen und jetzt lassen wir euch ein wenig stehen, kommt und holt sich euch!", forderte Eine von ihnen und sah mit einem abschätzenden Blick auf unsere Körper.
Wieder blickten wir uns an, was sollten wir tun? Sie sahen nach allem entschlossen aus und die Nacht brach vollends über uns herein. So langsam mussten wir wieder auf dem Ball erscheinen, wenn wir nicht ein riesiges Donnerwetter unserer Väter auf uns ziehen wollten.
„Elladan, Legolas, nun strengt eure Hirnskästen auch mal an, ich stehe hier nicht noch länger wie blöd im Wasser!", zischte uns leise, aber mit einem Tonfall wie sein Vater, Elrohir an. Was sollten wir erwidern? Uns kam auch kein gescheiter Einfall. Wir standen wie Statuen im Wasser und mussten uns von den Damen mustern lassen, dabei hielten sie unsere Kleider wie Trophäen in den Händen.
ohne POV
„Bei Eru...", wisperte Orulen, den anderen zu, „...die Herren können sich sehen lassen, alle drei."Sasila nickte und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Linoleth bekam so langsam Mitleid mit den Burschen und versuchte die anderen mit Blicken und leise geflüsterten Worten zu erweichen. „Beenden wir das Spiel, es ist spät und wir müssen auch zurück." Doch sie hatte wenig Erfolg, Orulen und Sasila kannten keine Gnade. Mit einem diebischen Grinsen schüttelten sie ihre hübschen Köpfe und waren überhaupt nicht bereit, den Elben ihre Kleidungsstücke zu überlassen.
Die anderen Mädchen verloren mittlerweile den Spaß an dem Spiel. Die Elben standen regungslos im Wasser und schienen die Sache ausstehen zu wollen und Orulen und Sasila waren nicht bereit, nachgeben zu wollen. Linoleth konnte betteln wie sie wollte, es blieb wie es ist. „Wir gehen zurück, unsere Eltern werden sonst ungehalten, sollten wir so lange dem Fest fernbleiben, macht was ihr wollt, aber wir gehen jetzt.", sagte Lurioniel den noch am Ufer Sitzenden und ging dabei schon langsam los. Nur noch Orulen, Sasila und Linoleth waren am See und sahen die im Wasser Stehenden an.
„Was treiben die dort? Haben die unsere Kleider immer noch nicht?", kam es nun schon ein wenig ungehalten von Thulian. „Wir können ja auch rüber schwimmen und nachsehen!", forderte Niloner und so hechteten alle entschlossen ins Wasser. Ebenso schnell wie die ersten Drei war auch der Rest der Gruppe in Ufernähe.
„OH, wir bekommen noch mehr Besuch, man scheint ungeduldig zu werden!", stellte Sasila fest und grinste zu Orulen. „Los, lass uns zurück laufen und halt die Kleider fest!", wisperte die Angesprochene und auf ein Blinzeln hin sprangen beide gleichzeitig auf und rannten so schnell sie konnten mit den Gewändern in den Wald hinein. „Komm Linoleth!", rief Orulen noch und schon waren die Zwei verschwunden.
„Halt, das könnt ihr doch nicht machen!", schrieen Linoleth und die im Wasser Stehenden, wie in einem Chor. Linoleth war so rasch sie konnte ihren Freundinnen gefolgt und holte sie bald ein, denn die anderen drehten sich immer wieder zurück um zu sehen, wer ihnen folgte. Aber die Elben waren es nicht, nur Linoleth. Sie kam bei den Vorauseilenden an und hielt sie zum Stehenbleiben an. „Das könnt ihr nicht machen! Orulen, Sasila! Legt ihnen wenigstens die Kleider hier ab!"
„Nein, den Spaß wollen wir noch haben, wir nehmen die Kleider mit ins Tal und mal sehen wie weit sie sich wagen, irgendwann müssen sie ja auch mal zurück.", widersprach Orulen und war fest entschlossen, das zu tun, was sie sagte.
„Das gibt Ärger! Man wird spätestens zum Morgengrauen die Elben suchen. Lasst es gut sein!", versuchte es die hübsche Rothaarige noch einmal aber sie konnte nichts gegen die beiden ausrichten. So ging sie mit zurück ins Tal und sann darüber nach, wie sie den Jungs helfen könnte.
Die Elbinnen kehrten zum Fest zurück und Orulen und Sasila deponierten, hinter dem Rücken von ihrer Freundin, die Kleidungsstücke und Schuhe der Elben kurz vor einer der Brücken, die hinauf zum großen Festsaal führten.
POV Legolas
„Bei Eru, die sind wirklich mit den Gewändern verschwunden!", stellte Elrohir fest und keiner erwiderte etwas. Mit ungläubigen Gesichtern starrten wir uns an. „Mir reicht' s, ich gehe jetzt, ob nun mit oder ohne Sachen!", und ich stieg aus dem Wasser. „Wo willst du hin Legolas? Willst du ins Tal hereinstolzieren und so tun als ob nichts wäre?", fragte Elladan und die anderen schauten mich ebenso fragend an. „Wir werden doch wohl einen geheimen Winkel in Bruchtal finden, auf dem wir ungesehen ins Tal hineinkommen!", gab ich entschlossen von mir. „Ich warte jedenfalls nicht, bis mich die Suchtrupps Glorfindels in die Hände bekommen und ich mich zum Gespött vor allen mache, wenn ich erklären muss, warum ich hier nackt herumstehe!"
„Wohl wahr.", musste mir Elladan beipflichten und so einigten wir uns auf meinen Vorschlag.
Elladan riss an einem Zweig und suchte nach einem größeren Blatt. „Was machst du da? Willst du dich mit Blättern einwickeln?", johlte Elrohir und die anderen prusteten lauthals mit vor lachen. „Ihr seid ... ach lasst mich doch in Ruhe!", blaffte sie der ältere Sohn von Elrond an.
Fast waren wir bei der ersten Brücke, welche in das Tal hineinführte, angelangt. Dicht in die Baumkronen gepresst standen wir in den höchsten Bäumen und versuchten irgendeinen zu erspähen, der uns hätte helfen können – doch nicht einer war zu sehen – verdammt, wenn man mal einen brauchte, war garantiert keiner zur Stelle!
Ich hatte mich in den Baum gestellt, der am nahesten zur Brücke war und entdeckte die Elbin, welche für uns mehrmals Partei ergriffen hatte. Wäre es klug sie auf mich aufmerksam zu machen? Könnte sie uns oder wenigstens einen von uns Kleider besorgen? Ich hatte keine andere Wahl als es zu versuchen. Mit einem leisen Pfiff machte ich mich bemerkbar und drückte mich dabei dichter in das Blattwerk der großen Buche.
Sie schaute auf und versuchte den Verursacher des Geräusches auszumachen. „Hier, hallo kannst du uns Sachen besorgen oder weißt du, wo unsere Sachen sind?", sprach ich sie an und bemerkte, dass ich nicht mal ihren Namen wusste. „Ich weiß nicht, wo eure Sachen sind, aber ich kann dir bestimmt eine Tunika oder etwas Ähnliches besorgen. Warte hier, ich bin gleich wieder zurück!", mit diesen Worten war sie auch schon davon geeilt.
„Keine Angst, ich geh hier bestimmt nicht weg.", sprach ich noch, mehr zu mir, als an sie gerichtet. Nun hieß es warten. Mit einem weiteren Pfiff machte ich die anderen auf mich aufmerksam. Die Zwillinge waren mir am nächsten. „Was ist Legolas? Kann sie uns die Kleider holen?", hörte ich die Stimme von Elrohir und vernahm dabei das leise Rascheln der Blätter, wenig später war er und Elladan neben mir auf dem Ast.
„Ich kam mir noch nie dümmer vor als in diesem Moment!", schnaubte der jüngere der Brüder.
„Was meinst du wie es uns geht?", fuhr ihn Elladan an und seine Augen funkelten fast wütend. Die ganze Sache war ja auch mehr als peinlich. Uns kam es fast wie eine Ewigkeit vor, als wir ein Husten unter uns vernahmen. „He, hörst du mich?", flüsterte eine weibliche Stimme und wir atmeten alle drei gleichzeitig auf.
„Ja. Hast du was auftreiben können?", wollte ich nun ungeduldig wissen.
„Eine Robe.", erwiderte sie leise und hielt ein Bündel dunkelgrünen Stoff empor.
„Es ist nicht viel aber es wird gehen.", sprach ich und kletterte ihr entgegen als mich Elrohir am Arm zurückhielt, mich frech angrinste und an mir herab sah. Abrupt hielt ich inne in meinen Bewegungen und mir schoss augenblicklich die Schamesröte ins Gesicht, um ein Haar wäre ich ihr so wie ich war entgegen gesprungen.
„Leg sie auf den Boden, wir holen sie uns dann.", wies sie Elladan an. „Und danke.", sagte er schnell noch hinterher.
„Wer geht?", wollte ich nun wissen. „Ich gehe.", sprach Elrohir und war auch schon auf dem Weg nach unten. „Beeile dich, so langsam wird es ungemütlich!", alberte nun Elladan herum. Die Situation entspannte sich langsam und wir sahen uns schon fast wieder auf dem Ball und keiner würde von diesem Zwischenfall erfahren, so hofften wir.
Mit einem Satz war der Zwilling vom Baum heruntergesprungen und streifte sich die Robe über, blickte sich schnell um und lief in einer unglaublichen Geschwindigkeit zum Haus Elronds.
Linoleth hatte sich abgewandt und versuchte sich nun uns gegenüber bemerkbar zu machen.
„Ich gehe zurück zum Ball, ihr braucht mich ja jetzt nicht mehr.", und ging in Richtung der großen Halle.
Wir bedankten uns noch einmal und warteten nun mit Ungeduld auf Elrohir. Dieser erschien dann auch, begleitet von Mothrean und sie trugen Bündel von Kleidern. So schnell wie in diesem Augenblick war ich noch nie in Gewänder gestiegen. Nach wenigen Augenblicken waren wir alle wieder bekleidet versammelt und jeder machte sich in Windeseile auf den Weg zu seinen Gemächern, um in passende Kleidung zu schlüpfen und dann auf dem Ball zu erscheinen.
Wir hatten uns alle an dem vereinbarten Treffpunkt eingefunden und schlenderten so unauffällig wie möglich zu dem fröhlichen Treiben der anderen, unser Fernbleiben schien noch niemanden störend aufgefallen zu sein. Denn keiner unserer Angehörigen schenkte uns übertriebene Aufmerksamkeit. Unsere Blicke wanderten über das Geschehen und wir suchten nach den Elbinnen vom See. Sie sollten aus dieser Sache nicht ungestraft heraus kommen. Noch wussten wir nicht, wie wir sie dafür gebührend entlohnen wollten, aber wir hatten dafür auch noch etwas Zeit. Die Feierlichkeiten würden noch 2 Tage andauern.
Die Elbinnen um Orulen hatten sich ebenfalls auf dem Ball wieder zu den Ihrigen gesellt und beobachteten nun, wie die Burschen voll bekleidet in die Halle traten. „Wie haben sie es geschafft? ", platzte es aus Orulen heraus und ihr Blick blieb sofort bei Linoleth haften.
„Du, du warst es, gib es zu! Du hast ihnen geholfen!"
Die Angesprochene senkte ihren Blick und antwortete nur leise. „Ja, ich war es."
„Du hast uns den ganzen Spaß verdorben!", schnaubten Orulen und Sasila nun gleichzeitig. Das Wortgefecht wurde immer heftiger.
Thulian hatte sie als Erster entdeckt, „Seht, dort hinten links an einem der kleinen Tische stehen sie versammelt!"
Sofort gingen unsere Blicke in diese Richtung. Auch die Elbe, welche uns geholfen hatte, war unter ihnen. „Gehen wir zu ihnen herüber, mal sehen wie sie reagieren, wenn sie uns wiedersehen – voll bekleidet!", schlug Elrohir vor und hatte dabei ein wahrhaft diabolisches Grinsen um die Mundwinkel. Wortlos einigten wir uns, dass wir uns den Blick der Elbinnen nicht entgehen lassen wollten. Ziemlich rasch hatten wir den Saal durchquert und standen nun recht provozierend vor ihnen.
Ihre heftige Diskussion wurde jäh unterbrochen und es herrschte eine bedrohliche Ruhe, doch nicht für lange, wie wir schnell feststellen sollten. Prompt flog uns die erste spitze Bemerkung um die Ohren. Natürlich ließen wir das nicht auf uns sitzen und antworteten dementsprechend. Den Gören wollten wir schon zeigen, wer hier Herr im Hause war. Ein Wort ergab das andere, es erfolgte ein regelrechter Schlagabtausch. Besonders diese blonde, anführende Elbin und die silbernblonde Elbin – ihre Freundin wie es schien, erwiesen sich als enorm angriffslustig.
„Ihr solltet sowieso noch ein wenig auf die Weide, stellt euch in 400 Jahren noch einmal vor – ach, was sag ich; 1000 würden noch nicht einmal ausreichen. Ihr Spargelheinis!"
„Euch sollten eure Väter lieber gleich einen Mithrilreif mit Dicke eines Armes um den Leib legen, damit wenigstens etwas von Wert an euch ist."
Elrohir sprühte vor Zorn, er war gereizt bis auf das Äußerste und mir wurde beinahe unheimlich, wohin sollte das führen? Könnten unsere Väter diesen Worten folgen, sie wären entsetzt über unseren fulminanten Wortschatz an Boshaftigkeiten und würden ihre Söhne nicht wieder erkennen wollen.
„Ihr Ausgeburten von Orks!", donnerte jetzt die Blonde so laut hervor, dass es Jedermann im Saal hörte. Ruckartig drehten sich alle in unsere Richtung und mit entsetzten Gesichtern blickte man uns an. Das war nun schon das dritte Mal an einem Abend, wo ich alles für ein Loch im Boden gegeben hätte. Doch gnadenlos blieb mir dieser Wunsch verwehrt.
Wie versteinert standen wir den keifenden Elbinnen gegenüber und wussten nicht, was wir darauf erwidern sollten. Sie betitelten unsere Eltern als Orks!
Die Rothaarige Elbe machte einen Schritt nach vorn und stellte sich neben mich und antwortete der Blonden: „Orulen, du bist zu weit gegangen! Jetzt ist ein Wort der Entschuldigung fällig!"Stille, absolute Stille herrschte jetzt in unseren Reihen. Keiner sagte ein Wort. Nur Blicke, die hätten töten können, wurden sich gegenseitig zu geworfen.
„Du nennst meine Eltern nicht ungestraft Saurons Diener!", zischte Elrohir bedrohlich leise und näherte sich dieser Orulen dabei gefährlich nahe. Seine Augen funkelten und ich kannte diesen Ausdruck nur zu gut. Noch eine falsche Bewegung oder ein Wort der Provokation und es war um seine Beherrschung geschehen. Wir sahen ein wenig beängstigt zu ihm und warteten auf die Reaktion, die folgen würde. Doch nichts geschah, jedenfalls nichts, von dem was wir noch am ehesten erwartet hätten.
Die Damenriege, uns vis-à-vis, erstarrte urplötzlich zu Fels, blankes Entsetzen, als hätten sie Sauron persönlich gesehen, spiegelte sich in ihnen. Langsam, ganz langsam sahen wir hinter uns und schrumpften augenblicklich auf die Größe eines Zwerges. Mein Vater und der Herrscher von Bruchtal musterten uns eindringlich und lange.
Lord Elrond war der Erste, der sprach:
„Meine lieben Gäste, wir haben uns hier eingefunden, um gemeinsam in Frieden und Eintracht schöne Stunden zu erleben. Weder dulde ich Störungen jeglicher Art noch lasse ich sie ungestraft.", sein Blick durchbohrte uns wie Schwertspitzen. Die Güte und Warmherzigkeit, die sonst in seinen Augen wohnten waren gewichen und Kälte und Strenge schlug uns entgegen.
Ruhig und fast gleichgültig ertönte die Stimme meines Vaters:
„Die Herren versprühen noch zu viel Energie und die Damen wollen tanzen."
Mir blieb fast der Atem weg! Ich musste mich verhört haben! Augenblicklich verknoteten sich meine Eingeweide – mit allen Strafen wäre ich jetzt fertig geworden und ich hätte sie willenlos entgegengenommen, aber was sollte das jetzt?
Der Lord und mein Vater tauschten einen kurzen Blick und nur wer sie gut kannte, wusste was es bedeutete. Die Zwillinge und ich, wir wagten uns nicht zu regen, das Blut in unseren Adern schien zu Eis erfroren und ich meinte eine Horde Orks könnte im Moment nicht schlimmer sein als das, was nun kommen würde.
„Meine Damen, meine Herren.", dann folgte eine kleine Pause und mein Vaters Blick sondierte jedes einzelne unserer Gesichter. Leise und in seinem ihm eigenen Tonfall des Herrschers, der jeden auch noch so geringsten Widerspruch im Keim erstickte, sprach er weiter: „Die Herren bitten jetzt die Damen zum Tanz und wir sehen keinen von Ihnen für den Rest des Festes außerhalb des Tanzbodens! Weder die Damen noch die Herren", sauste das Urteil auf uns nieder wie das Schwert zu einem mächtigen Hieb. Gleichzeitig rutschte mir das Herz in die Hose – alles - aber nicht schon wieder Tanzen! Doch ich wagte ebenso wenig wie alle anderen ein Wort oder eine Geste der Gegenwehr.
Mit betretenen Gesichtern wanden wir uns den Elbinnen zu. Ich drehte mich nur um ein Viertel und verneigte mich vor der Dame neben mir. Leise und ohne ein Wort zogen wir Pärchenweise zur Mitte des Saales, stellten uns in Position und fügten uns in unser Schicksal. Ich fühlte 1000 Augenpaare in meinem Nacken und nur darauf wartend, mich mit ihrem Spott zu belegen. Vor Scham und Angst war ich ganz steif. In Wirklichkeit nahm niemand mehr von uns Notiz und alle gingen wieder ihrem Vergnügen nach.
Den dritten Tanz hatte ich mit der Elbe hinter mich gebracht, da zupfte sie mich am Ärmel.
„Entschuldige, aber darf ich dich was fragen?"
Scheu sah sie mir kurz in die Augen, um dann schnell wieder nach unten zu sehen, um auf ihre Füße zu achten, wobei ich eigentlich das Gefühl hatte, dass sie nun überhaupt nicht auf ihre Schritte achten musste, eher auf meine, damit sie mir noch ausweichen konnte.
„Ja", war meine sehr ausführliche Antwort und meine Stimme war ähnlich einem Krächzen. „Wie ruft man dich, ich würde gern wissen, mit wem ich den Rest des Abends verbringe."
„Entschuldige", brachte ich heraus und besann mich meiner ansonsten so guten Erziehung. „Legolas, Legolas Thranduilion ist mein Name.", stellte ich mich in aller Höflichkeit vor.
„Darf ich jetzt auch deinen Namen erfahren?", fragte ich und wurde ein wenig mutiger, ich sah ihr in die Augen und musste feststellen, dass sie die schönsten grünen Augen hatte, die ich jemals sah. Fast versank ich darin, als mich ihre Stimme zurückholte.
„Linoleth."
Errötend wendete ich meinen Blick von ihrem Gesicht, als sich unsere Blicke trafen. Warum musste ich sie auch so anstarren?!
„Woher kommst du? Lebst du hier in Bruchtal, ich sah dich noch nie hier?"
Jetzt wollte ich doch gern mehr über dieses hübsche Wesen erfahren.
„Nein, Lothlórien ist meine Heimat, ich kam mit meinen Eltern im Gefolge der Lady Galadriel und des Lord Celeborns hierher zum Fest."
„Und du; lebst du hier in Bruchtal?", und wieder trafen sich unsere Blicke und mir war wiederholt, als ob ich in tiefe Waldseen eintauchte.
„Ja, nein eigentlich nicht.", ich musste lächeln und sie tat es mir gleich und fragte mich nun mit etwas spitzbübischem Schalk:
„Ja oder Nein, wofür entscheidest du dich?"
„Ich bin in Eryn Lasgalen zu Hause, aber für die letzten Jahre lebte ich hier in Imladris.", konnte ich nun auch antworten, ohne allzu sehr auf meine Füße zu achten. So langsam gewöhnte ich mich an das gleichzeitige Tanzen, Sprechen und Ansehen, ohne dabei den Rhythmus zu verlieren und nicht ständig die Hautfarbe zu wechseln.
„Was machst du hier? Bist du Gast des Hauses oder musst du eine Tätigkeit...", jäh unterbrach sie sich und schaute beschämt zu Boden. „Entschuldige, ich frage zuviel."
„Nein, bitte frag mich nur, ich antworte dir gern.", und ich war über meine Worte selbst erstaunt. Was sagte ich da? Doch es war so, ich sprach gern mit ihr, erstens lenkte es ab von diesem albernen Herumgedrehe und zweitens empfand ich den Klang ihrer Stimme als angenehm. Er war nicht so schrill und spitz wie der von vielen anderen Elbinnen in ihrem Alter.
„Ich war zur Ausbildung bei Lord Glorfindel..."Ich hatte den Satz noch nicht beendet, da sprudelten die Worte, mit vor Interesse leuchtenden Augen, aus ihr heraus: „Du durftest bei dem großen Krieger aus Gondolin in die Lehre gehen? Dem Balrogtöter? Das ist eine der höchsten Ehren, soviel ich weiß hat er nur sehr selten Schüler."Ihre Stimme überschlug sich fast beim Formulieren der Worte und man spürte ihre große Achtung und Ehrfurcht für den Lord, was für eine so junge Elbin nicht untypisch war. Eigentlich verehrte jeder den Fürst des Hauses der goldenen Blume und ganz besonders die jungen Elbinnen waren von seiner imposanten Ausstrahlung angetan. Wo er auftauchte, versammelten sie sich in Scharen und buhlten um seine Gunst.
„Er ist der beste Schwertkämpfer den ich je sah.", sagte sie und in ihrer Stimme schwang eine ehrliche Bewunderung mit. „Ich habe ihn kämpfen gesehen, als er einmal in Caras Galadhon war."
„Ja, er ist der Beste und ich bin sehr dankbar und auch stolz, dass ich von ihm lernen darf.", nun geriet ich ins Schwärmen und ich erzählte ihr, was ich schon alles erlernt hatte.
POV Nanny
„Thranduil, was ging dort vor sich und wie um alles in der Welt habt ihr das junge Volk auf den Tanzboden bekommen?", ich konnte es nicht fassen, was ich sah. Alle der jungen Herren maßen mit bedachten Schritten die Mitte des Saales und schoben dabei mehr oder weniger krampfhaft eine der hübschen Damen vor sich her. Dies geschah bestimmt nicht ganz freiwillig, so wie man es an ihren Gesichtern nur unschwer erkennen konnte. Besonders die Zwillinge des Hauses zeigten sehr grimmige Minen.
Erheitert und nebenbei, als er gerade eine Traube zwischen seinen Lippen verschwinden ließ, antwortete mir mein König:
„Sagen wir mal so, Lord Elrond und ich haben ihnen nur ein wenig den rechten Weg gewiesen, wie man auf ruhigere, weniger anstrengende Art und Weise Kontakte knüpft und dabei nicht die Nerven anderer reizt."
Ich konnte mir nur zu lebhaft vorstellen, dass der gewiesene Weg alles andere als angenehm von den Ausführenden empfunden wurde, aber auch ich musste schmunzeln, wenn ich in die betretenen Gesichter schaute und auch daran zurück dachte, wie der erste Tanzabend für einen gewissen König ablief, vor mehr als tausenden von Jahren. Ich trug gelbe Tanzschuhe – zu Beginn des Festes!
„Ich sehe dein feines Lächeln und ich weiß genau, an was du denkst.", wisperte mir mein Liebster ins Ohr und zog mich dabei sanft mit sich.
„Du kannst es mittlerweile sogar barfuß wagen.", und mit einem schelmischen Grinsen entführte er mich in den Kreis der Tanzenden. Ich lehnte mich an seine starke Brust und in seine Umarmung. Sowie ich meine Hand in seine legte verschmolzen wir zu einer Einheit und ich hatte immer wieder das Gefühl, dass mich keine Macht auf Arda aus diesen Armen reißen könnte.
POV Legolas
„Werdet ihr noch einmal trainieren während dieses Mondlaufes? Dürfte man dann zuschauen?", fragte Linoleth und ich war nicht ganz überrascht davon. Sie hatte mich während der letzte 4 oder 5 Tänze über alle Techniken des Schwertkampfes des Lords förmlich ausgequetscht und mich faszinierte ihr Interesse an der Kunst der Verteidigung und des Angriffs. Wieder hob sie sich von den Elbinnen ihres Alters ab, sie interessierte sich nur wenig für die neuesten Kleider und die Fertigkeiten der Kunstschmiede, eher für die der Waffenschmiede.
„Das hängt nicht von mir ab, es ist die Entscheidung des Lords. Normalerweise werden die Übungsstunden während der Dauer von Festlichkeiten ausgesetzt, aber wie es bei diesen lang dauernden Feierlichkeiten gehandhabt wird, weiß ich nicht."
„Entschuldige, ich wollte nicht aufdringlich sein, natürlich obliegt es dem Lord und dir, denn auch ihr verweilt zum Feiern und nicht zum Kämpfen auf dem Fest des Herrn von Bruchtal."
Wie zum Trost zog ich sie unwillkürlich ein wenig näher an mich heran. Ich hatte aufgehört die Tänze zu zählen, vergessen waren die unangenehmen Gefühle und ich fand gefallen am Tanz mit ihr. Immer wieder betrachtete ich sie unauffällig. Ihr Haar war von einem leuchtenden Rot, wie die Farbe der untergehenden Sonne am Horizont und es fiel ihr in Wellen wie die wogende See über die Schulter, den Rücken hinab bis zu ihren Hüften. Der Duft einer Blumenwiese im Tau nach dem ersten morgendlichen Sonnenstrahl umhüllte sie und bei jeder Drehung nahm ich diesen tief in meine Lungen auf. Ihre Haut schimmerte wie Seide und bildete zu dem Farbenspiel ihrer Haare einen einzigartigen Kontrast. Auf ihrer hübsch geformten Nase saßen ein paar einzelne vorwitzige kleine Sommersprossen, ich versuchte sie zu zählen.
Linoleths Gesicht glich dem einer Valar, es war makellos geformt, oval mit gut proportionierten Wangenknochen, nicht zu schmale Wangen und mit den sinnlichsten und wunderbar vollsten Lippen, die ich je sah. Aber das Schönste an ihr waren ihre Augen – Waldseen von magischem Grün mit kleinen goldenen Pünktchen die wie Herbstblätter vom Wind getrieben darauf tanzten.
POV Nanny
„Nun schau dir unseren Sohn an! Da ist nichts mehr zu sehen von staksigen und lustlosen Bewegungen.", stellte Thranduil amüsiert fest und zwinkerte dabei leicht.
„Ja, diese kleine Elbe hat ihn wohl in ihren Bann gezogen, sieh nur wie er sie betrachtet!", und ich konnte mich nicht satt sehen von diesem bezaubernden Anblick den die beiden boten. Sie strahlten soviel von der ungestümen Jugend und dem ersten zarten Versuchen der Liebe aus, dass man annehmen könnte, sie würden mit ihrem Lebenslicht der Sonne konkurrieren. Aber auch ein wenig Wehmut machte sich in mir breit, Legolas reifte zum Elb, ließ die Zeit des Elblings hinter sich. Auch wenn noch Jahrhunderte in das Land ziehen ehe er ein wahrhaft erwachsener und reifer Elb sein wird, aber seine Kindheit legte er nun ab und mit jedem Tag werde ich jetzt um sein Herz bangen. Nie soll es unüberwindbaren Kummer erleiden und niemals soll es aus Schmerz brechen.
Ich riss mich los aus meinen Gedanken und wandte mich wieder meinem König und der anderen Tischgesellschaft zu. Doch immer wieder ertappte ich mich dabei wie ich zu den beiden schaute und immer heftiger drängte sich die Weissagung in mein Gedächtnis zurück.
‚Er wird einst einen gefährlichen Weg gehen und keiner kann sagen wann.' Galadriels Worte waren wieder so nah wie an dem Tag als sie sie sprach und mir jagte es einen eisigen Schauer über den Rücken. Begann es jetzt, würde er jetzt schon von den Valar auf diese gefährliche Reise geschickt?
POV Legolas
Ich drehte sie im Kreis und ich fühlte mich, als ob ich mit ihr in den Himmel hinein tanzen könnte. Die Wärme ihres Körpers konnte ich durch den seidigen Stoff ihres Kleides spüren und ihren Duft sog ich immer wieder, wie ein um Luft Ringender, ein. Ich lauschte dem Klang ihrer Stimme und jedes Wort war so lieblich wie das Wispern der Blätter im Wind. Sie lag so leicht in meinen Armen und die Melodie der Musik ging mir direkt ins Blut. Ich zählte nicht mehr meine Schritte und auch dachte ich nicht mehr über deren Abfolge nach – ich fühlte einfach die Musik und bewegte mich mit ihr – mir war wie das Schwingen einer gezupften Saite.
Der Abend ging über zur Nacht und die Sterne leuchteten in ihrem Glanz am schwarzen Firmament. Die Zeit spielte für uns keine Rolle mehr, was zählte war nur jeder Blick und jede Berührung. Ihre Wangen waren leicht gerötet und sie strahlte umso mehr. Ihr Kopf lag immer öfter fast an meiner Brust und ich genoss dieses Gefühl. Immer mehr verlangte es mich dazu mein Gesicht in ihr Haar zu schmiegen, aber ich wagte es nicht. Noch nie war ich einer Elbin auf diese Art so nah gewesen.
Jede ihrer leichten Bewegungen in meinen Armen und jeder Kontakt ihres Körpers mit meinem löste in mir ein unbekanntes Kribbeln aus. Immer wieder wollte ich es spüren und nahm sie noch ein wenig dichter an meinen Körper. Sie ließ mich gewähren, nein, sie lehnte sich an mich fast ebenso wie ich mich an sie. Wir redeten fast kein Wort mehr, nur mit unseren Augen und mit unseren Händen nahmen wie das Neue des anderen auf.
Das Fest wurde beendet und das Spiel der Instrumente verstummte, nur noch das leise Summen von Melodien erklang. Das Geschirr und die restlichen Speisen wurden abgetragen und immer mehr der Anwesenden zogen sich zurück. Wir tanzten noch immer, die leisen Lieder waren uns genug. Unsere Herzen schlugen unseren Takt und wir waren entrückt von dieser Welt. Immer wieder trafen sich unsere Blicke und immer länger waren wir darin gefangen und wollten uns nicht daraus lösen. Irgendwann begann das leichte Dämmern und die ersten munteren Lieder der Vögel wurden zu unserer Musik. Wir waren allein auf der Lichtung vor der Halle, wie wir hierher gelangt waren, wussten wir nicht. Wahrscheinlich hatte uns unser Tanz hinaus aus der Halle zu der großen Terrasse bis hin zu der angrenzenden Lichtung geführt.
Wir verharrten in unserer Bewegung und ich hielt sie einfach nur fest in meiner Umarmung. So standen wir, keiner vermochte zu sagen wie lange, dann löste sie sich und flüsterte leise wie der noch vorherrschende laue Nachtwind: „Ich werde jetzt gehen, meine Eltern werden sich sonst sorgen.", und sie sah mich dabei mit diesen unwahrscheinlich leuchtenden Augen an. Ich konnte nur zaghaft nicken und erst ein wenig später war ich in der Lage, mit brüchiger Stimme und einem fast flehenden Blick meine Bitte zu äußern.
„Ich werde dich begleiten, wenn ich darf?"
Ein Wimpernschlag von ihr, der bezaubernder nicht sein konnte, war mir Antwort genug.
„Wo sind eure Zimmer?", fragte ich dann noch und wunderte mich selbst über meine Geistesgegenwart.
„Links neben dem Haus des Herrn von Imladris, im zweiten der Gästehäuser.", hörte ich ihre Stimme und lief neben ihr. Wie gern würde ich sie wieder in den Arm nehmen aber der Tanz war beendet und ich wusste nicht, ob ich so einfach den Arm um sie zu legen dürfte. Aber meine Hand sehnte sich nach einer Berührung, ich wollte sie noch immer fühlen und die Wärme ihrer Haut spüren. Langsam, fast unwillkürlich tastete ich nach ihrer Hand, die in Reichweite meiner war. Vorsichtig streckte ich zwei Finger nach ihren aus und wartete auf eine Reaktion von ihr. Sie kam mir mit ihren entgegen und ich wagte mich gänzlich nach ihrer Hand zu greifen, umschloss sie und fasste sie zart, aber so dass sie mir nicht mehr verloren gehen sollte, von meiner Hand.
Der Weg war nicht kurz bis zu ihrer Unterkunft und doch war er es für mich. Vor den Häusern, die wie alle hier in Imladris sich kunstvoll an die Felsen schmiegten und mit dem vollen Grün der Bäume und Sträucher umrahmt wurden, blieben wir stehen. Das Plätschern des Wassers der Bachläufe, die das ganze Tal durchzogen und sich hier und da in den schönsten Wasserfällen ergossen und das Säuseln der Blätter im leichten Wind nahmen wir nicht wahr. Unsere Sinne waren einzig und allein auf uns gerichtet. Ich hielt ihre Hand in meiner und unsere Finger verwoben sich ineinander. Die ersten zarten Sonnenstrahlen des schon am Horizont erscheinenden Feuerballs legten sich auf ihr Gesicht und ich hob meine Hand und strich sanft über ihre so vom Licht liebkosten Wangen, wie einem Wispern gleich ließ ich meine Finger über diese rosige Samtigkeit wandern. Meine Atmung schien auszusetzen und dafür schlug mir mein Herz wie wild gegen meine Rippen. Ich meinte, sie müsste es hören können. Das Blut in meinen Adern raste viel zu schnell hindurch und trieb mir eine nie gekannte Hitze in meinen Körper und einen unwiderstehlichen Drang, ihre Lippen mit meinen zu berühren.
Langsam neigte ich meinen Kopf dem ihren entgegen und wagte es mir zögerlich, einen Kuss von ihren Lippen zu nehmen. Unsere Münder berührten sich kaum und doch brannte die so berührte Haut und verlangte nach mehr. Nun war sie es, die mit ihren Mund den meinen suchte und wir erlebten unseren ersten gemeinsamen Kuss. Mich durchflutete ein Rauschen und mir war, als würden tausend kleine Glöckchen klingen. Wie benommen lösten wir uns und sie drehte sich langsam aus meiner Umarmung.
„Mae fuin ... hannon le, für diese schöne Nacht.", hauchte sie und ging in Richtung der kleinen Brücke zum Haus. Wie eine der aus Stein gemeißelten Figuren stand ich auf dem Weg, unfähig mich zu rühren.
Leise und für einen Menschen wohl nicht hörbar flüsterte ich ihr hinterher: „Hannon le. Mae fuin, Linoleth."
Ich sah ihr nach, bis sie in dem kunstvoll errichteten Haus verschwunden war und noch immer stierte ich auf den meisterhaft gefertigten Aufgang, welcher nur durch seidige Vorhänge verschlossen war.
Abrupt drehte ich mich um und rannte hinunter zum See, wo alles begonnen hatte. Ich lief und hüpfte wie ein übermütiger kleiner Elbling und ich hätte ganz Arda umarmen können. Mit meinen Kleidern sprang ich ins Wasser, tauchte prustend wieder auf, jauchzte und jubelte dabei, bis mir die Luft ausging. Irgendwann, die Sonne stand nun schon vollends am Himmel, erklomm ich einen der nächsten Bäume und setzte mich in eine Astgabel, den Rücken an den Stamm gelehnt und blinzelte in das Licht, meine Gedanken trieben dahin und hatten nur ein Ziel – Linoleth - ich träumte ohne zu Schlafen.
POV Nanny
„Hast du unseren Sohn an diesem Morgen schon gesehen?", wollte Thranduil wissen und lugte um die Ecke aus der Badestube in unseren Schlafgemach.
„Nein, aber ich denke er wird schon noch auftauchen. Spätestens zum gemeinsamen Frühstück werden wir ihn sehen.", und ich musste innerlich lächeln.
„Oh ja, wie konnte ich das nur vergessen, er konnte sich ja kaum von diesem, wie nannte er sie noch vor dem Abend - uninteressanten und farblosen Geschöpf - trennen.", kaum hatte Thranduil seinen Satz beendet so hörten wir auch schon nebenan aus Legolas Räumen Geräusche vom Klappen einer hastig geschlossenen Tür der großen, hellen, reich verzierten Kleiderschränke. Belustigt schauten wir uns an und warteten darauf, dass in wenigen Augenblicken ein aufgewühlter blonder Elb in unseren Gemächern erschien.
Wir mussten nicht lange warten, da klopfte es auch schon und die Stimme von Legolas war zu vernehmen. „Darf ich hereinkommen?", er schien es eilig zu haben, ganz gegen jeden Anstand riss er die Tür auf, ehe wir auch nur ein „Ja"oder „Herein"hätten antworten können.
„Du stehst ja schon mittendrin!", polterte Thranduil und grinste dabei latent.
„Mae aur Adar, mae aur Naneth!", und ein Kuss links und ein Kuss rechts auf meinen Wangen war die stürmische Begrüßung. „Seid ihr fertig? - Können wir zum Frühstück gehen? - Ich habe einen Bärenhunger!", drängelte der Eindringling schon fast.
„Wir sind soweit, wir können gehen.", antwortete der König und legte eine demonstrativ übertriebene Ruhe an den Tag. Sehr langsam schritten wir, die immer wieder durch ihre filigrane Schönheit beeindruckenden Laubengänge, entlang. Und machten uns einen Spaß daraus zu beobachten wie Legolas kaum noch an sich halten konnte, um nicht einfach los zu rennen. „Können wir nicht ein wenig schneller gehen? Ich befürchte, mein Magen bietet sonst den Musikern mit seinen Geräuschen Konkurrenz."
Thranduil und auch ich verzogen keine Miene, aber wir amüsierten uns köstlich. So aufgelöst und rastlos war unser Sohn wie der kleine Wirbelwind von einst. Wir begegneten Lord Glorfindel, er hatte den gleichen Weg wie wir. Der Lord bemerkte die Ungeduld seines Schülers sofort, auch kannte er gar wohl die Ursache dessen. Dem aufmerksamen Lehrer und Krieger war natürlich das gestrige Geschehen auf dem Ball nicht entgangen.
„Legolas, was ist mit dir? Verfolgen dich Orks?", foppte der große Krieger den jungen Elb. Legolas, der nun sehr wohl merkte, dass man seine Unruhe zur Kenntnis nahm und ihm den Hunger, wenn auch tatsächlich vorhanden, nicht so als wahren Grund abnahm, bemühte sich jetzt, unter Aufbringung all seiner Kraft, gespielt teilnahmslos und mit angemessenem Schritt den letzten Rest des Weges zurückzulegen. Uns dreien bot sich ein Schauspiel sondersgleichen und nur unsere langen Lebensjahre waren es, die uns dabei ruhig und gelassen aussehen ließen.
Man hatte sich schon in der großen Halle versammelt und wenig später war man mit dem Verzehren der reichhaltig und köstlich dargebotenen Speisen beschäftigt und in anregende Gespräche vertieft. Einzig allein unser Sohn war schweigsam und ließ seine Blicke immer wieder zu einem bestimmten Punkt im Saal schweifen und vergaß dabei doch fast seinen ‚Bären – Hunger'.
keine POV
Den Tag verbrachten die Gäste des Hauses in fröhlicher Atmosphäre auf der Terrasse oder sie verweilten in der Beschaulichkeit der Gärten von Imladris. Elladan und Elrohir sowie Thulian, Utholio und die anderen waren ebenfalls anwesend und Elrohir zog Legolas ein wenig unsanft an dessen Tunika zu sich heran. „Mann, sag mal was ist mit dir los? Wir haben fast bis in die Morgenstunden auf dich gewartet, aber wer nicht erschien: Das warst du! Wo hast du gesteckt?", wollte Elrohir und auch die anderen ziemlich ungehalten von ihm wissen. „Ich war auf dem Fest, so wie es euer und mein Vater befahlen, nichts weiter.", antwortete Legolas und setzte dabei eine Unschuldsmine auf.
Legolas wusste genau was seine Freunde von ihm wollten und jetzt wurde ihm erst so richtig bewusst, dass er nach dem Zwischenfall mit den Damen nicht einen Augenblick mehr an seine Freunde gedacht und sie auch nicht eines Blickes gewürdigt hatte.
Gerade, als sie alle so zusammen standen, kam Linoleth vorüber und alle Aufmerksamkeit des Prinzen aus Eryn Lasgalen galt sofort ihr. Ein schüchterner Blickkontakt genügte und beiden sprang sofort eine zarte Röte ins Gesicht und sie lächelten verlegen. Natürlich blieb das den anderen nicht verborgen und sie tauschten sich verstehende Blicke aus. Ihren Freund hatte es also erwischt! Nicht ein Wort kam über die Lippen der Freunde. Elladan rempelte Legolas nur ein wenig in die Seite und stupste ihn leicht nach vorn, dann ließen sie das Paar allein.
„Also bei Eru, dass es ausgerechnet den Jüngsten unter uns zuerst trifft hätte ich nicht gedacht.", ließ Thulian seinen Gedankengängen freien Lauf und sah noch einmal über seine Schulter zurück wobei ihn Elrohir etwas unsanft mit sich zog.
„Tja, das kann man nicht beeinflussen, nur die Valar wissen wann und wo es geschieht.", mit verklärtem Blick und brüchiger Stimme entrückte Elladan dem Geschehen, erst durch einem freundschaftlichen, aber deswegen nicht unbedingt sanften Schlag auf seine Schulter und mit dem Worten: „Wissen wir da etwas nicht, Bruderherz?", holte ihn sein Zwilling in das Hier und Jetzt zurück und grinste dabei diebisch.
Lachend und sich gegenseitig aufziehend verließen die jungen Elben die Terrasse und machten sich auf in den Wald zu ihrem gemeinsamen Lieblingsplatz. Legolas und Linoleth wählten einen anderen Weg.
POV Nanny
Aus dem Augenwinkel heraus hatten wir unseren Sohn verfolgt und der Seneschall, der bei uns stand verabschiedete sich vorläufig, fügte aber noch die folgende Bemerkung an: „Ich denke, sein Abschied von Imladris wird nun umso schwerer werden."
Mit der Meinung war Lord Glorfindel nicht allein und wir sahen das Leid, was dieses Glück leider auch mit sich brachte...
tbc
Mae aur – Guten Morgen Mae fuin – Gute Nacht hannon le – Dank an dich
Naurring: Die Pfeile waren präpariert, sonst hätte es Tote gegeben. (grins) Stoffpferdchen: Danke für dein Lob, du machst mich richtig verlegen. Das mit dem Apfel scheint vielen so ergangen sein. (lach) Meiner verschwand in einem Stück Kuchen und war auf ‚nimmer wieder sehen' verschwunden. Ich bin dir noch was schuldig, aber sie kommen noch – versprochen. Bin mal gespannt ob dir das „Lila Buch"auch gefällt (grins)
lala: Hallo und ich freue mich, dass ich dir deinen Sonntag retten konnte. Ja Thranduil – da geht nix drüber (lach), aber eigentlich liebe ich alle Elben. Lala, Reviews dürfen unendlich lang sein – ich bin süchtig danach! (grins)
Gildareth: Willkommen und danke für dein Lob. Oh fein, noch ein Thranduil – Fan, den wirst du hier öfter antreffen. (lächel)
Fabi: Ach meine Lektorin, (knuddel) ich stell mir gerade Klein – Legolas auf dem Zahnarztstuhl vor und sein Ada hat mehr Angst vor dem Zahnklempner als sein Sohn. (kicher) Aber Fabi heute kommt es ja nun dicke! Du bist ja eigentlich schon vorgewarnt, aber das Cliffi ist da und es ließ sich nicht vermeiden. Doch ich verspreche hier feierlich: Es bleibt das Einzige!
Luthien: Nee – nie! Legolas (der große) mit Zahnlücke, das geht doch gar nicht, ich gehe mal davon aus, dass Elben nicht nur einmal neue Zähne wachsen, sonst stehen die nach 4000 Jahren dann wirklich ohne Zähne da – das wäre ja entsetzlich. (zwinker)
S.E.: Lothions Vorschlag soll schon mal funktioniert haben – hat man mir erzählt (grins), obwohl ich auch nicht so recht dran glaube. Legs ist nun in Bruchtal und er wird bestimmt das ein oder andere Abenteuer seinem Freund Ledian erzählen. Man munkelt ja auch in Bruchtal, dass Glori drei graue Haare bekommen hat. (kicher)
Zita: Oh je, deine Oma ließe ich nicht an meinen Zahn heran! Die ist aber echt von der derberen Sorte. (kicher) Ist sie aus der Dentalbranche? Ich verstehe es auch nicht, warum andere Thranduil so derart in seinem Charakter verfälschen?! Aber wir wissen ja wie er wirklich ist und das ist gut so, gelle. (grins)
Heitzi: Legolas wächst so langsam aus dem Kleinkindalter heraus, aber ich hoffe, dass dir trotzdem noch gefällt was ich so pinsle. Jedoch wird es immer mal wieder einen Rückblick geben, je nachdem wie mir zu Mute ist. (lächel)
