Disclaimer: siehe 1. Kapitel
Raiting: G
A/N: So hier bin ich nun wieder und habe den zweiten Streich im Gepäck. In diesem Kapitel wird Legolas zum ersten Mal mit einer neuen Hauptfigur konfrontiert. Dieses bezaubernde Wesen ist eine Leihgabe von fabienne (ich erzählte euch im ersten Teil schon davon) und ich danke ihr noch einmal ganz lieb dafür. (bussi) Fabienne hat auf dieser Seite eine gleichnamige 2-teilige Geschichte veröffentlicht und ich kann sie euch nur empfehlen, besonders denjenigen, die schon jetzt gern mehr über sie erfahren möchten. (lächel) Ich könnte euch nun so viel erzählen, warum ich ausgerechnet diese Figur wählte, aber das lasse ich mal lieber bleiben, denn 1. würde dann hier ein Roman entstehen (grins) und 2. sollt ihr hier noch nicht alles über sie erfahren.
Bei allen die mir so lieb ihr Review hinterlassen haben möchte ich mich wie immer ganz doll bedanken. Ihr glaubt gar nicht wie riesig ich mich jedes Mal darüber freue! Es ist eben das Brot eines kleinen Schreiberlings. (lächel) Willkommen Narwain, ich freue mich, dass dir meine kleine Geschichte gefällt.
Abschied Teil 2
POV keine
Legolas und Linoleth verbrachten von nun an jede freie Minute miteinander und genügten sich beide als Gesellschaft vollkommen. Es war ein heißer Sommertag und sie gingen im kühleren Wald umher, bis sie zu einer der kleinen versteckten Lichtungen kamen, welche mit den herrlichsten Wildblumen übersät waren. Sie ließen sich in Gras nieder und Linoleth nahm den Kopf von Legolas auf ihren Schoß. Sie sahen sich in die Augen und Legolas musste blinzeln, denn er schaute geradewegs ins Licht. Instinktiv schloss er seine Augen und Linoleth liebkoste sie mit zarten Berührungen.
„Ich möchte auf immer mit dir hier sein, hier auf dieser Wiese, hier in diesem Moment gefangen.", wisperte Legolas ihr zu. „Nichts lieber als das mein Herz.", sprach sie leise und intensivierte das Spiel ihrer Hände auf seiner Haut und der Prinz von Eryn Lasgalen umwickelte sanft seine Hand mit einer Strähne ihres, von ihm so geliebten, Haares.
„Linoleth, was ich schon immer wissen wollte, warum hast du kein helles Haar, wie sonst alle Elben in Lórien?", fragte der blonde Elb und spielte dabei weiter mit dem weichen, seidigen Haar seiner Liebsten.
„Meine Mutter, du hast sie noch nicht gesehen, ist ebenfalls rothaarig und stammt aus Bruchtal. Mein Vater ist ein Galadhrim und dem Lord und der Lady treu ergeben, so ging sie damals mit ihm in den goldenen Wald.", beantwortete sie die Frage und Legolas war damit zufrieden und widmete sich weiterhin ihr und dem Haar.
Stunden verbrachten sie hier, an dem von ihnen auserkorenen Lieblingsplatz. Hier streichelten sie einander zärtlich und tauschen sich Küsse aus und träumten von einer gemeinsamen Zeit.
Am letzten Tag der Feierlichkeiten fand zur Freude der schönen jungen Elbe aus Lothlórien ein Schaukampf statt. Die Krieger der verschiedenen Reiche traten an um ihre Kräfte zu messen und auch Lord Glorfindel und Legolas nahmen daran teil. Der Seneschall wollte damit auch dem König die Erfolge seines Sohnes nach dem jahrelangen Training präsentieren.
Aufgeregt nahm Linoleth Platz. Der Wettkampf wurde in dem kleinen Rondell abgehalten, welcher an der rechten Felswand des Tales eingearbeitet war und ringsum mit Bäumen umzäunt wurde. Die Sitzreihen waren kunstvoll terrassenförmig aus Stein gehauen und mit vielen weichen Sitzkissen ausgelegt. Es wurden allerlei Speisen gereicht und Karaffen mit feinsten Säften und Wein kredenzt. Gespannt verfolgten die Anwesenden die Wettkämpfe, noch waren die Bogenschützen auf dem Platz und demonstrierten ihre Künste, nicht ein Pfeil der sein Ziel nicht fand. Immer größer wurden die Distanzen zu den Scheiben und das Staunen und Raunen auf den Rängen wurde immer lauter. Der beste der Schützen erhielt einen wunderschön gearbeiteten Bogen sowie einen ledernen Köcher mit erlesenen Pfeilen und so wie auch alle anderen Wettstreiter den Applaus der begeisterten Zuschauer.
Anschließend begaben sich die Schwertkämpfer in die Arena und auch hier zeigte sich die Meisterschaft der Kämpfenden. Die Mithrilklingen surrten in der Luft und mit exakten Bewegungen wurden sie geführt. Es war ein Genuss den Akteuren zu zusehen. Auch hier wurde der Meister ermittelt und stolz nahm dieser das beeindruckende Schwert aus der besten Schmiede von Imladris entgegen.
Nach dem die Sieger der Wettkämpfe ermittelt waren verbreitete sich Unruhe in den Reihen der im Rondell Sitzenden. Es hatte sich natürlich herum gesprochen, dass Lord Glorfindel heute ebenfalls in den Ring tritt. Jeder, der noch eben selbst gekämpft hatte suchte sich auch einen Platz um das Geschehen zu verfolgen.
Der Lord und Legolas waren seitlich des Areals und warteten darauf, dass der Platz geräumt wurde. Der Prinz war ein wenig nervös, wenn auch nicht so wie vor 7 Jahren als er das erste Mal mit dem Lord kämpfte. Er wollte vor seinen Eltern und vor Linoleth sein Bestes zeigen und er brauchte all seine Kraft um seine Sinne so auf den Kampf zu fixieren, wie er es von dem Balrogtöter erlernt hatte. Beide standen sie nun in ihrer Konzentration vertieft, dass man meinte die Luft um sie herum müsste zu flimmern beginnen.
Nach wenigen Augenblicken waren sie soweit und sie schritten hinaus auf die Sandfläche. Ein leises Murmeln setzte ein als sich beide in ihre Ausgangsstellungen begaben. Der Lord hatte sofort alle Blicke auf sich. Nicht nur die anwesenden Elbinnen nahmen mit regen Interesse den Körperbau des Kriegers aus Gondolin wahr. Glorfindel war größer als die meisten der Elben und seine Schultern waren sehr breit im Gegensatz zu seinen schlanken Hüften. Er trug nur eine weiße eng anliegende Hose, welche seine schlanken muskulösen Beine umso mehr betonte und die goldenen Armschienen mit den feinen ziselierten Mustern seines Hauses. Links und rechts in den Händen hielt er die Langmesser mit dem im Sonnenlicht glänzenden Mithrilklingen in denen feine elbische Gravuren eingebracht waren.
Dem Seneschall gegenüber stand Legolas und man sah an seiner ganzen Haltung, dass er bis in die kleinste Faser seiner Muskeln auf den Kampf konzentriert war. Natürlich war er kleiner und schmaler als sein Kampfpartner, doch das war ja nicht verwunderlich. Sein Alter war im Vergleich mit dem des Vanyas ein Wimpernschlag der Zeit und seine Entwicklung zum erwachsenen Elb noch lange nicht abgeschlossen, was aber nicht bedeutete, dass er nicht jetzt schon die Blicke auf sich zog. Fein definierte, kräftige Muskeln zeichneten sich unter seiner hellen Haut ab. Auch er war nur mit einer Hose bekleidet, in der Farbe seines Volkes, das dunkle Grün kontrastierte stark mit seinen langen goldblonden Haaren. Seine Unterarme wurden durch Armschienen geschützt, welche schon mehrmals umgearbeitet worden waren, damit sie ihm noch passten. Es waren jene, die er auch bei seinem ersten Kampf trug, aber frei von irgendwelchen früheren Nebenwirkungen.
Seine Langmesser waren schmucklos aber auch mit einer fein gearbeiteten Klinge, deswegen nicht minder wirkungsvoll, als die von Lord Glorfindel.
Mit einem leichten Nicken bestätigten sie sich beide so wie immer in ihren unzähligen Trainingsstunden der vergangenen Jahre ihre Bereitschaft für den Kampf. Wie die sich umschleichenden Wölfe gingen sie in Lauerstellung, stets wachsam auf das Geschehen. Beide verfolgten jede noch so kleine Bewegung und versuchten die nächste zu erahnen. Dann sahen sie sich wieder fest in die Augen um den anderen einzuschätzen und zu versuchen dem Gegner die Ruhe zu nehmen. Dieses Umkreisen kam einem Tanz recht nahe und hätten sie nicht diese Langmesser in den Händen so wäre es wohl auch einer gewesen.
Mit einem plötzlichen Ausfallschritt schlug der große blonde Krieger nach vorn und attackierte Legolas rechten Arm in einer nur für Elben typischen Geschwindigkeit. Der junge Prinz aber parierte den Schlag sauber wie aus dem Lehrbuch. Was ihm die erste Anerkennung einbrachte. Wieder umschlichen sich die Krieger und suchten nach der nächsten Angriffsmöglichkeit, nun war es Legolas der aus einer raschen Drehung heraus seine Klinge gegen den Lord erhob. Metall klirrte auf Metall und sofort kehrten beide zurück in ihre Ausgangsstellungen. Der Kampf wurde immer schneller und die Drehungen der Körper und auch der Klingen immer wilder. Diese Demonstration von Kampfkunst war von höchstem Niveau und atmlose Stille der Begeisterung lag über den Reihen der Zuschauer.
Linoleth verfolgte gebannt mit leicht geöffnetem Mund den Kampf, sie sah den großen Krieger, den einzigen Elben dem es je gelang einen Balrog von Morgoth zu töten! Dieses harmonische Spiel von Angriff und Verteidigung, gepaart mit exakten Schlägen, suchte seines Gleichen und würde wohl nur schwer Ebenbürtiges finden. Aber ihr Herz schlug für einen anderen, dem jungen Krieger der Schüler des Lords war und in seinen Bewegungen denen seines Lehrers glich. Ebenso agil und kraftvoll schlug er sich. Fasziniert beobachtete sie jede seiner Aktionen und Reaktionen, zuckte leicht zusammen wenn die Messer auf ihn nieder schlugen, doch er verstand es bisher stets sie geschickt abzuwehren.
Auch auf der anderen Seite des Platzes verfolgte man ebenso interessiert das Geschehen. Jede Bewegung und jeder Schlag wurde kritisch beäugt und mit Stolz in seiner Stimme sprach der König seine Anerkennung. „Er hat die Zeit seiner Ausbildung ausgezeichnet genutzt! Wenn er auch die anderen ihn gelehrten Dinge so beherrscht dann kann ich mehr als zufrieden sein und er wird davon sein ganzes weiteres Leben profitieren."
POV Nanny
Ich blickte zur Seite in das Antlitz meines Hervenn 1) und dann wieder hinunter in die Arena zu unserem Kind.
‚Dort stand ein Elb, nicht mehr unser kleiner Sohn, den wir vor Jahren Lord Elrond und Lord Glorfindel in Obhut gaben. Oft hatte ich große Sehnsucht nach ihm und die Nachrichten die ausgetauscht wurden waren allzeit zu wenig. Besonders schwer wurde mir ums Herz wenn ich seine gemalten Bilder betrachtete. Über die Jahre hinweg entstand eine große Sammlung von wunderschönen Bildern, welche ich in einem eigens dafür gefertigten Ledereinschlag aufbewahrte. Legolas hatte sehr oft Imladris mit seinen Bäumen, Felsen, Bächen und Wasserfällen und den so typischen Häusern, welche wie natürlich gewachsen an den Fels lehnten, gemalt und mit jedem Bild sah man auch die Entwicklung Legolas. Nicht nur, dass sein Stil zu zeichnen eine Perfektion annahm – hier war sicherlich Erestor sein Lehrer – nein, es war auch die Sichtweise des Schöpfers.
Er reifte und das spiegelte sich in jedem dieser Bilder wider und ließ mich melancholisch werden, ich verpasste einen Teil seiner Kindheit. Auch wenn wir Elben unsterblich sind und unsere Reife zum erfahrenen, erwachsenen Elben für das Empfinden eines Menschen fast unglaublich lange Zeit dauert, so kurz ist doch auch die Kindheit eines Elblings.'
Der Kampf ging seinem Ende zu, man sah nun die Kraft von Legolas schwinden und die eindeutige Dominanz des Lords. Aber es war auch nichts anderes erwartet worden. Mit einem wiederholt immens beeindruckenden, auch für das elbische Auge kaum verfolgbare, Drehen der Langmesser setzte der Vanya Legolas außer Gefecht. Die Klingen waren vor seiner Kehle gekreuzt und hätte ein echter Kampf auf Leben und Tod stattgefunden, so wäre jetzt das Lebenslicht des jungen Kämpfers erloschen.
Ovation mit gleichzeitigem Erheben der Applaudierenden war die Bekundung, dass beide Ausgezeichnetes geboten hatten. Lord Glorfindel reicht Legolas die Hand und dieser ließ sich mit ihr hochziehen. Sie umarmten sich und allein diese Geste zeigte ihre enge Verbundenheit, welche im Laufe der Jahre entstanden war. Der Lord war nicht nur der Lehrer er war auch zu einem väterlichen Freund unseres Kindes geworden. Beide kamen nun auf unsere Sitzreihen zu. Wir verließen unsere Plätze und näherten uns ihnen ebenfalls. Lord Elrond war auch in die Arena heruntergestiegen und mit ihm Lord Erestor und auch die Söhne des Hauses, Elladan und Elrohir. Der Herr von Imladris trug ein Bündel im Arm, welches er dem großen blonden Krieger überreichte. Legolas, Lord Glorfindel standen uns, Lord Elrond, Lord Erestor, den Zwillingen, Thranduil und mir, nun gegenüber. Noch immer hielt der Applaus an und nur durch das leichte Heben der Hand des Hausherrn trat Stille ein.
Der blonde Krieger aus Gondolin nahm dem Bündel die Umwicklung ab und hielt nun zwei vollendet gearbeitete Langmesser in einer doppelten Lederscheide in seinen Händen. Er wandte sich leicht um und blickte Legolas nun voll an und mit fast rituellem Ton sprach der Lord:
„Legolas Thranduilion, Prinz und Thronerbe von Eryn Lasgalen, vor etwas mehr als 7 Jahren trafen sich unsere Wege im Reich deines Vaters. 7 Jahre lehrte ich dich mein Wissen und du warst ein gelehrsamer und vorbildlicher Schüler. Als Erinnerung an unsere gemeinsame Zeit sollen dir diese Langmesser aus der besten Schmiede unseres Tales dienen und dich bei Gefahr schützen. In meinem Herz hast du schon lange einen Platz und mein Haus steht dir immer und jederzeit offen."
Mit diesen Worten verneigte sie der Seneschall Lord Elronds vor Legolas und übergab ihm diese Waffen von wahrhaft königlichem Wert. Unser Sohn war so überwältigt, dass er keiner Worte fähig war. Er nahm das Geschenk entgegen und hielt es wie ein Kind auf seinen Händen. Er schluckte und die aufsteigenden Tränen vernebelten ihm ein wenig die Sicht. Zweimal blinzelte er heftig und reichte die Messer an seinen Vater weiter um im nächsten Augenblick den Lord zu umarmen. Selten sieht man unter Elben, noch dazu unter Kriegern, in der Öffentlichkeit eine solche emotionale Geste, aber hier standen zwei Freunde, die eine gute gemeinsame Zeit miteinander verbracht hatten und viele Erinnerungen damit verbanden. Sie lösten sich langsam aus der Umarmung und der Lord legte seine Hand freundschaftlich auf die Schulter seines Schülers und drückte sie.
Dann ging er einen Schritt beiseite und Elrond, der Herr von Bruchtal trat vor Legolas.
„Mein junger Prinz und Thronerbe von Eryn Lasgalen, Legolas Thranduilion. In deiner Zeit hier bei uns in Imladris warst du ein gelehriger Schüler und wurdest mir wie ein eigener Sohn. Durch deine zahlreichen Tugenden, wie Fleiß, Ausdauer, einen wachen Geist und deine Liebe zu jeden Lebewesen hast du dir die Anerkennung und Achtung aller Einwohner dieses Tales erworben und wurdest zu einem Vertreter der Elbenreiche, der uns mit Stolz erfüllt. Mein Segen soll dich auf all deinen Wegen begleiten und betrachte Imladris immer auch als deine Heimat."
Auch der Lord von Bruchtal nahm unseren Sohn in den Arm, drückte ihn wie einen seiner Söhne fest an sich und überreichte ihm dann einen Ring mit dem Zeichen des Hauses von Bruchtal, wie ihn auch seine Kinder besaßen. Lord Elrond umfasste Legolas Gesicht und küsste ihn zum Zeichen seines Segens auf die Stirn. Unser junger Prinz war sprachlos, wie im Traum verfolgte er nur noch das Geschehen.
Den Platz vom Herrn des Hauses nahm nun der zweite Berater, Lord Erestor ein.
„Legolas, Sohn des Thranduil, Prinz und Thronerbe von Eryn Lasgalen. Du warst ein Vorbild in deinen Taten und in deinem Denken, es war mir ein Vergnügen dein Lehrer zu sein. Möge das Wissen das du dir erworben hast dir stets ein treuer Begleiter auf deinem Lebensweg sein. Wann immer dich dein Weg hierher führt so wirst du immer eine offene Tür finden.", mit diesen Worten endete Lord Erestor und auch er ließ es sich nehmen den Jungen an sein Herz zu drücken. Ein Buch gebunden in feinstes dunkelblaues Leder und mit silbernen Prägungen versehen, legte der Lord Legolas in die Hand.
„Das ist eine Art Tagebuch von deinem Aufenthalt hier in Bruchtal, angereichert mit einige weisen Sprüchen und Ratschlägen.", sagte der Bücherfreund Erestor und zwinkerte dem Prinzen leicht zu. Legolas lächelte zurück wusste er doch genau auf was der Lord anspielte. Denn nicht immer waren die Stunden seines Hierseins nur von Lernen und Arbeiten bestimmt, oft war er auch unterwegs mit den Söhnen Elronds und dabei geschah manch' Begebenheit die man hier wohl nicht erwähnen würde und sollte.
Die Ereignisse überwältigten unseren Prinzen fast, nur mit größter Beherrschung hielt er seine Emotionen unter Kontrolle und schluckte die sich sammelnden Tränen herunter. In der Arena herrschte eine feierliche Stille, nur die Geräusche der Natur waren zu vernehmen und nach einer Weile, als sich Legolas wieder gesammelt hatte, vernahmen alle, auch die auf den Rängen Stehenden die Worte:
„Lord Elrond, Herr und Fürst von Imladris, Lord Glorfindel, Herr des Hauses der goldenen Blume in Gondolin und Seneschall im Hause von Imladris und Lord Erestor, Berater im Hause von Imladris, ich danke für die Ehre, dass ich Schüler bei den besten und am höchst angesehenen Lehrern sein durfte und stets werde ich mir dessen bewusst sein und dies durch meine Taten bekräftigen. Immer werde ich mich gern an meine Zeit hier in Bruchtal erinnern und an die Elben die mich hier so herzlich aufnahmen.
Mein Arm und mein Herz stehen für dieses Tal und seine Bewohner!", mit diesem feierliche Versprechen verbeugte er sich tief vor allen Anwesenden und führte seine Hand an sein Herz.
Alle verharrten noch wenige Augenblicke still an ihren Plätzen, so hatte das eben Erlebte alle gebannt, ehe sich die Menge dann langsam verteilte.
Legolas und auch Glorfindel verließen den Platz in Richtung der heißen Badestuben. Wir zogen uns mit den Lords in das Haus Elronds zurück und nach Sonnenuntergang lud der Herr des Hauses ein letztes Mal alle Gäste auf der Terrasse vor seinen Gemächern ein. Kerzen, gehalten von kunstvoll geschmiedeten Leuchtern, erhellten den Ort. Die mit liebevollen Schnitzereien versehenen Stühle waren im Halbkreis um eine Feuerschale aufgestellt und auf kleinen Tischchen befanden sich Köstlichkeiten der fruchtbaren Hänge des Tales.
Es war eine laue Sommernacht, die Sterne schenkten uns ihren Glanz, die Grillen zirpten und das Lied der Nachtigall erklang über das Tal, begleitet vom Rauschen der zahlreichen Wasserfälle.
Wir unterhielten uns leise, keiner wollte mit lauten Worten die natürlichen Stimmen der Nacht überdecken. Legolas war nicht anwesend und keiner nahm es ihm übel, denn jeder wusste, dass er sich heute Abend noch an anderer Stelle verabschiedete und ihm dies sicherlich noch schwerer fiel, als der morgige Abschied von Imladris.
POV Legolas
Linoleth und ich weilten für ein letztes Mal an unserem Lieblingsplatz.
„Ich wünschte, die Valar würden für uns den Mond anhalten und wir könnten alle Zeit der Welt im jetzigen Augenblick verbringen", flüsterte ich leise in die Nacht und streichelte dabei ihr Haar.
Sie hatte sich rücklings an meine Brust gekuschelt und saß vor mir zwischen meinen Beinen. Ich atmete ihren Duft und ich spürte ihre Wärme und mir wurde von Augenblick zu Augenblick bewusster, dass sie morgen nicht mehr in meinen Armen liegen würde, mich ihr Duft nicht mehr umwehte, dass ich ihre warme, zarte Haut nicht mehr spüren könnte – das Einzige, was mir dann nur noch blieb, waren meine Erinnerungen. Mein Herz wurde mir schwer, ich umschlang sie fester und legte mein Kinn auf ihr Haar.
„Komm, lass uns zum See gehen!", sprach sie und war schon aufgesprungen und zog mich an der Hand nach.
Wir rannten Hand in Hand zum Waldsee quer über die Lichtung und lachten und alberten herum. Sie war so wunderschön, ihr Haar war wie in Flammen und das seidige Kleid umspielte ihre Figur. Aus einer Lust heraus nahm ich sie hoch in meine Arme und trug sie das letzte Stück zum See. Behutsam setzte ich sie am Ufer ab und kam mit meinen Lippen ihr immer näher. Sanft küsste ich sie und schmeckte die Süße ihrer Lippen.
Nie – nie wollte ich mich je wieder von ihr trennen, weder morgen noch sonst irgendwann! Wir kehrten in dieser Nacht nicht zurück ins Haus, die letzte – unsere Nacht - wollten wir fest umschlungen hier an dem kleinen See, an welchem alles begann, verbringen.
POV keine
Der Morgen brach an und im Hause Elronds herrschte schon reges Treiben. Auf dem Vorplatz hatten die Stallburschen die Pferde vorgeführt und die Elben beluden sie mit der Reiseausrüstung der Gäste, die heute den Heimweg antraten.
Das Gefolge von König Thranduil verstaute noch die letzten Bündel und den Proviant. Der Herrscher aus Eryn Lasgalen und seine Gefährtin begaben sich nun auch zu den Pferden und saßen auf. Einzig Legolas fehlte noch. Dieser stand etwas abseits hinter dem großen hellen, aus Stein gehauenen Bogen zu den Gärten von Imladris und vermochte sich nicht von seiner Liebe zu trennen. Sein Herz stach bei jedem Schlag und in seinen Augen schimmerten Tränen, fest hatten seine Arme Linoleth umfangen und sein Gesicht war an ihres geschmiegt.
Die junge Elbin schüttelte es leicht bei jedem Schluchzer, der ihrem Mund entschlüpfte. Sie wollte nicht weinen, wollte sich und ihm dadurch den Abschied nicht noch schwerer machen, aber sie konnte sich nicht zurückhalten, die Tränen quollen unentwegt aus ihren Augen und kullerten über ihre Wangen. Wann würden sie sich wiedersehen? In 100 Jahren oder erst in 300 oder gar 400 Jahren? Lothlórien und Eryn Lasgalen unterhielten nicht so feste Beziehungen und so ein Fest wie das Vergangene fand nur aller 10 Valarjahre statt. Nun musste sie noch heftiger weinen und die Tunika von Legolas war schon ganz nass von ihren Tränen, doch das interessierte in diesem Moment keinen von Beiden.
Elladan und Elrohir kamen zögerlich auf das Paar zu und räusperten sich. Nur widerwillig entließ Legolas Linoleth aus seiner Umarmung.
„Legolas, sie warten auf dich, sie möchten jetzt abreisen.", sprach Elladan leise zu seinem Freund und legte seine Hand auf dessen Schulter. Brüderlich drückten sich Beide, auch Elrohir umarmte Legolas. Spaßig knufften sie sich noch einmal in die Seiten und der jüngere Zwilling steckte dem Sohn Thranduils noch eine kleine Phiole zu. „Als Erinnerung, denke dran, das Zeug zeigt umgehend seine Wirkung!", sofort mussten die drei Elben schief grinsen, nur zu gut konnten sie sich an die Wirkung der erwähnten Flüssigkeit und an deren Konsequenzen erinnern.
Elladan hielt auch ein Bündel in der Hand und drückte dieses nun Legolas an die Brust. „Hier mein Prinz, deine Festgewänder! Du warst doch so vernarrt in deren Farbe, da dachte ich, du wolltest sie unbedingt wiederhaben.", dabei wurde sein Grinsen immer breiter. „Woher hast du sie?", und mit einem sichtlich erstaunten Heben seiner Augenbrauen sah der blonde Elb auf seine Kleider.
„Na, sagen wir mal so; nach ein wenig Konversation waren sie meine.", antwortete Elronds ältester Sohn und seine Stimme nahm dabei verdächtig den Tonfall seines Vaters an. Lautes Gelächter brach aus, auch Linoleth fiel mit ein, denn sie konnte sich gar gut vorstellen, welche Art von Konversation da betrieben wurde. Hatte sie doch die Zwillinge öfter in den letzten Tagen in der Nähe ihrer Freundinnen gesehen.
Der Prinz saß nun wie alle reisefertig auf seinem Schimmel und ein letztes Mal erbot man sich den elbischen Gruß, ehe die Elben um Thranduil den Weg über die Brücke aus dem Tal heraus einschlugen.
Linoleths Mutter nahm ihre Tochter sanft in den Arm. „No veren!" 2), und führte sie zurück zu den Häusern. Die Zwillinge standen noch so lange auf dem Platz, bis selbst elbische Augen die Gruppe nicht mehr erblicken konnten.
„Er wird mir fehlen.", hörte man Lord Glorfindel und der Herr von Imladris fügte hinzu: „Sein Weg wird ihn noch öfter hierher führen.", und lächelte den Lord und seine Söhne wissend an.
POV Nanny
Am Horizont sahen wir schon die Ausläufer der Nebelberge und dort wollten wir das Lager für die Nacht errichten. Schnell und mit geübten Handgriffen waren die kleinen runden weißen Zelte aufgebaut und Feuer entfacht. Rund um die Feuer saßen wir und aßen, tranken und sangen leise Lieder von unserer Heimat, denn nicht jeder empfand so wie Legolas. Viele freuten sich über die Rückkehr in den heimatlichen Wald.
Unser Sohn saß neben mir und starrte stumm in die Flammen.
„Legolas, magst du nichts essen?"
„Nein danke, ich werde mich zurückziehen wenn ich darf?"
„Aber natürlich darfst du."
Und schon verabschiedete er sich von uns und verschwand in seinem Zelt. Am nächsten Morgen setzten wir unsere Reise frühzeitig fort, es reiste sich in den kühleren Morgenstunden angenehmer als in der Mittagsglut. Ebenso schnell wie die Zelte aufgebaut wurden, so waren sie auch wieder abgebaut und verstaut. Zur Mittagstunde, als die Sonne heiß auf uns nieder brannte, rasteten wir an einem kleinen Bachlauf und die Pferde wurden getränkt. Wenn die Sonne ihren höchsten Stand wieder verlassen hatte und sich dem Horizont wieder näherte, wollten wie weiterziehen und dann bis in die Nachtstunden reiten. So zogen die nächsten Tage dahin, immer mit einem ähnlichen Ablauf. Nur noch zwei Tagesritte trennten uns von unserem Ziel.
Ich sehnte den Tag unserer Ankunft herbei, nicht unbedingt meinetwillen, Legolas Zustand machte mir und Thranduil Sorgen. Er aß nur, wenn man ihn dazu drängte, wenn wir ritten, dann war er stets still und in sich gekehrt. Lagerten wir, so war er sofort am Ruhen.
„Thranduil, ich mache mir ernsthaft Sorgen um ihn, ich werde nicht länger tatenlos zusehen.", und blickte in die grünen, ebenfalls von Sorge getrübten Augen meines Hervenn.
„Er trauert, aber es ist nicht ein Band was hier zerbrach. Er wird zwar noch ein paar Tage oder Wochen brauchen, aber er wird es überwinden.", sprach er leise und ich lehnte mich an seine Schulter, bettete mein Haupt an seine Halsbeuge und erwiderte ebenso leise wie er zuvor:
„Ich möchte ihn mit seinem Kummer nicht allein lassen. Ich werde ihm einen Traum schenken, einen kurzen Blick auf seine spätere Zeit."
„Tu es Melamin 3), wenn du es kannst, ohne den Valar etwas vorwegzunehmen."
Ich nickte nur stumm.
Bevor wir uns zur Ruhe begaben, ging ich zu Legolas Zelt. Er ruhte und sein Gemütszustand zwang ihn schon zu einem Schlaf mit geschlossenen Augen. Ich setzte mich an seine Bettstatt und nahm seine Hand zärtlich in die meine, wehmütig betrachtete ich sie, die langen, schlanken, feingliedrigen Finger, in denen sich doch eine gewaltige Kraft verbarg. Wie groß sie jetzt war!
Oft hatte ich seine kleine Hand gehalten, wenn er abends noch eine Geschichte hören wollte und meist schon nach den ersten Zeilen in das Land der Träume eintauchte oder wenn ihn die Sorgen der großen, weiten Welt drückten und er keine Ruhe fand.
Und nun hatte ich seine Hand in meiner - und meine war die kleine Hand.
Zärtlich strich ich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht, legte sacht meine Hand auf seine Stirn und schloss dabei meine Augen. Die Valar hatten mir in Imladris für einen kurzen Moment die Sicht auf die Sterne seiner Zukunft gewährt und etwas davon wollte ich ihn wissen lassen, auf das sein Licht wieder erstrahlte.
POV Legolas
Fest hatte ich mich in meine Decke gewickelt und schlief auch sofort ein. In den letzten Tagen war ich stets müde und mein Herz stach bei jedem Schlag vor Schmerz; aus Sehnsucht nach Linoleth. Abends, wenn wir rasteten, sehnte ich mich nach dem Schlaf - immer in der Hoffnung, ihr in meinen Träumen zu begegnen. All diese schönen Stunden waren dann wieder nah und mitunter so, als müsste ich nur danach greifen, aber gestern Nacht war es nicht Linoleth, die ich in meinen Träumen sah.
Der Morgen strahlte durch die weißen Zeltwände und ließ sie in den ersten Sonnenstrahlen hell leuchten. Ich starrte vor mich hin und versuchte, die Bruchstücke meines Traumes zu sortieren. Es waren nicht viele und sie ergaben auch keinen Zusammenhang.
Ich sah mich, wohl in fernen Tagen, in einer Halle an einer langen Tafel sitzend, umgeben von vielen feiernden Menschen, doch sie verschwammen in dunklen Schatten, nur dieses bezaubernde Wesen erstrahlte im warmen Glanz von tausend Kerzen. Golden schimmerte ihre Haut wie die zarteste Seide, ihr Haar, so schwarz wie der Nachthimmel, umrahmte die Schönheit ihres Antlitzes. Sie erhob ihren Kelch, sprach Worte in der Sprache der Menschen und nahm genießend einen Schluck, noch einmal kostete sie das Getränk und ihr Blick glitt dabei leicht über den Rand des Gefäßes in die Menge ringsum. Dann erhob sie ihren Blick vollends - und ich versank in der Schwärze ihrer Augen trieb bis auf deren Grund und ertrank in ihnen hoffnungslos. Ich sah das Licht der Eldar in meine Augen treten - und ich erwachte!
Ihr Antlitz – ich hatte es nur so kurz gesehen und doch brannte es sich so tief in meine Seele. Wer war sie – wer ist sie?
Tief atmete ich ein. Keiner, außer die Valar selbst konnten mir auf meine Frage eine Antwort geben. War es ein kurzer Blick in meine kommende Zeit?
Entschlossen stand ich auf, stieg rasch in meine Hosen und griff mir ein großes Tuch. In der Nähe mündete der kleine Bachlauf, an dem wir rasteten in einen kleinen See und ich hatte das unbedingte Bedürfnis, in dessen klare Frische zu tauchen.
In unserem Lager war es noch relativ ruhig, nur wenige waren schon damit beschäftigt, die Weiterreise vorzubereiten. Schnell lief ich zu meinem Ziel und entledigte mich des einzigen Kleidungsstücks, was ich trug und sprang von der kleinen Anhöhe direkt in das ruhig daliegende Gewässer. Tief tauchte ich ein, ließ mich dann wieder hinauftreiben und mit kräftigen Zügen teilte ich das Wasser.
Angenehm kühl fühlte ich die morgendliche Luft auf meiner Haut und das kalte Wasser klärte mir meine Gedanken und mir war, als hätte man mir ein schwerer Rucksack abgenommen. Von den einzelnen Sonnenstrahlen, welche das recht dichte Blätterdach durchdrangen, ließ ich mich am Ufer trocknen. Leises Rascheln zog meine Aufmerksamkeit auf die Gestalt rechts neben mir.
„Mae aur, nîn ion!" 4)
„Ada! Mae aur!"
POV keine
Der König der Waldelben ließ sich im weichen, satten Gras neben seinem Sohn nieder und in dessen Gesicht konnte er lesen wie in einem offenen Buch. Der kurz gewährte Einblick in die kommende Zeit hatte den erhofften Erfolg gebracht. Das Licht der Eldar strahlte wieder so hell wie eh und je in ihm und die jugendliche Neugier und deren Tatendrang dominierten. Erleichtert legte er seinen Arm um die Schulter seines Sohnes und leise sprach er zu ihm:
„Du wirst sie stets in besonderer Erinnerung behalten, denn die erste Liebe vergisst man nie. Telitha i lû gîn." 5)
„Woher weißt du?", ein wenig verwirrt sah Legolas seinen Vater an.
Der König lächelte. „Mein Sohn, auch ich erfuhr meine erste Liebe und noch heute, Jahrtausende später, erinnere ich mich gern daran. Damals wollte ich am liebsten in Mandos Hallen einziehen, sollte ich sie nie wieder sehen dürfen. Doch die Valar hatten anderes mit mir vor. Das Band der ewigen Liebe knüpfte ich erst viel später und nicht mit ihr."
Schweigen trat ein, kein unangenehmes, sondern wohltuendes, besinnliches.
„Meine leibliche Mutter - war sie auch nie deine Liebe?", kam flüsternd, fast scheu die Frage und mit nach unten auf den Waldboden gerichteten Augen stocherte der junge Elb im Boden und malte kleine Kreise dabei.
„Es war keine Liebe die uns verband, Achtung und Freundschaft waren die Fundamente unserer arrangierten Ehe. Dein Groß – Adar wollte das Beste für sein Volk und mich, er handelte in guter Absicht, aber gegen die Natur. Deine Mutter bat mich nach deiner Geburt darum in die ewigen Gestade reisen zu dürfen und ich gab sie frei. Als sie abreiste legte sie dich in die Arme ihrer besten Freundin, deiner jetzigen Naneth. Norelien konnte spüren, für wen mein Herz wirklich schlug und sie war sich auch sicher, dass du in Liebe und Geborgenheit aufwächst. Sie ging, um Frieden für sich und für mich zu finden. Eines Tages werden wir sie in Valinor wiedersehen."
Vater und Sohn verweilten noch eine Zeit wortlos am Ufer, bis Legolas seinen Vater leicht anrempelte und mit einem spöttischen Grinsen zu ihm sprach:
„Machen wir ein Wettschwimmen? Wer zuerst an der anderen Seite ist?", kaum waren die Worte von Legolas ausgesprochen, hasteten zwei nackte Elben mit lautem Klatschen ins Wasser und durchpflügten den See.
POV Legolas
Ich stand in meinen Gemächern und atmete tief den so lang vermissten Geruch ein. Nichts hatte sich verändert. Sorgsam gepflegt war alles an seinem alten Platz. Langsam strich ich über das dunkle Holz meines Schreibtisches hinweg. Griff nach meinem ersten Bogen, welcher neben anderen Waffen an der Wand gegenüber hing. Es war ein seltsames Gefühl ihn in meiner Hand zu spüren. Er war so klein, fast wie ein Spielzeug. Behutsam, fast ehrfürchtig hing ich ihn wieder zurück.
Ich öffnete meinen Reisebeutel. Linoleths Abschiedsgeschenk, eine Krone, geflochten aus Blättern und Blüten unserer Wiese, legte ich zwischen die Seiten eines dicken Buches, welches ich noch nie gelesen hatte und schob es zu den bunten Steinen und den Muscheln der See, die mir Reisende einst schenkten.
Ich war wieder zu Hause! Ein Gefühl des Glücks, aber auch des Schwermuts beflog mich. Mit meinen Stiefeln ließ ich mich in mein Bett fallen. Oh, wie hatte ich es vermisst, wenn es mir an nichts in Bruchtal fehlte, aber mein Bett schon. Sie hatten dort einzigartig schöne, filigrane Möbel von den besten Handwerkern gefertigt, aber mein Bett, einst durch einen Elbenzauber aus dem riesigen Ast einer Eiche geschaffen, mit einer dichten Laubkrone als Betthaupt und umfasst von natürlich gewachsenem Moos, konnten sie mir nicht ersetzen.
Meine Gedanken flogen dahin, trieben mich durch die Erlebnisse der letzten Tage, Wochen und Jahre. Wo war Linoleth jetzt? War sie wieder im goldenen Wald? Lag sie jetzt vielleicht auch so wie ich in ihrem Bett und dachte zurück an unsere Zeit in Bruchtal? Trug sie vielleicht sogar mein Geschenk?
Ich streifte die Stiefel von meinen Füßen, rollte mich fest in die weiche Bettdecke und schloss meine Augen. Linoleth – wenn wir zusammen durch die Wälder und Wiesen Imladris streiften, dann beneidete sie mich stets um meine praktische Kleidung. Ihre langen Kleider waren ihr dann zuwider und so raffte sie kurzerhand den Rock mit einem seitlichen Knoten zusammen, das sah jedes Mal so komisch aus, dass ich mir ein Lachen nie verkneifen konnte, was sie dann auch prompt mit einem Schlag in meine Seite honorierte. Zu einem unserer Ausflüge schenkte ich ihr eine grüne Ledertunika und eine Leggins, wie sie die Männer meines Volkes tragen. Sie war so gerührt und streichelte immer wieder über das weiche, mit Silber bestickte Leder, dass ich schon befürchtete, sie rieb die Stelle bald durch.
Ein energisches Klopfen riss mich aus meinen Tagträumen. Schnell sprang ich aus dem Bett und öffnete die Tür.
„Ledian!"
„Legolas!"
1) Hervenn – Ehemann
2) No veren! – Sei tapfer!
3) Melamin – meine Liebste
4) Mae aur, nîn ion! – Guten Morgen, mein Sohn!
5) Telitha i lû gîn - Deine Zeit wird kommen.
