Hallo meine liebste Leserschar, nach langer Auszeit traue ich mich nun endlich hierher und bringe euch auch ein kleines Abenteuer des Prinzen mit. Ganz lieben Dank an SE, heitzi, Naurring, Narwain, Eirien, Luthien Lossehelin, Fabi, lala, zita, Stoffpferdchen und Lillith für eure Reviews (bussi verteil) und ich hoffe ihr seid mir auch trotz der langen Pause treu geblieben und habt auch weiterhin euren Spaß mit meinen kleinen Geschichten. Fabi ich habe es geschafft (lach) welch' Zeichen und Wunder! Lala, Seni kann in den Sternen lesen, (grins) ein kleiner Insidergag. Stoffi du musst dich doch bei mir nicht entschuldigen, was soll ich da erst sagen? (schäm) Reich doch mal einer eine Tüte Zeit rüber! (grins) Zita du hättest gern mehr von Gloris Körperbau? (lach) Vielleicht sollte ich mal ein wenig im Tagebuch blättern ob ich darüber etwas vermerkt habe? Wäre ja schon verlockend mal zu blättern ob wir da was fänden. (grins) Fabi (knuddel) dir hier zu antworten wäre bald länger als das Kapitel – wir wählen den anderen Weg, gelle? Oh Luthien ich glaube deine Peitsche bekommt viel Arbeit (lach) ich kämpfe mitunter mit der Zeit und meinem inneren Schweinehund und ob da so viele Kapitel herausspringen? (grins) Eirien, ja ja da muss wohl Thrulli ran und ich erzähle dir dann im lila Buch wie er es tat. (lol) Narwain du liegst goldrichtig, es ist Fabienne – wer sonst? (lächel) Naurring, ich lege meine Hand nicht dafür ins Feuer ob ich die elbischen Worte richtig gebrauche und vor allem ob es dir korrekten Grammatik entspricht. (verlegen grins) Ich hoffe, Tolkien hat ein Nachsehen mit mir und dreht sich nicht im Grabe rum. Hier an dieser Stelle ein lieber Dank an Estella! (bussi) Heitzi, mmh Schmetterlinge und Liebeskummer die besten Diäten (zwinker) SE, mein Herz, ja ich habe es doch tatsächlich geschafft – kaum zu glauben, gelle? (schiefgrins)

Dann setzt euch zu mir an den Kamin und lasst euch erzählen was eines Sommers in Eryn vorfiel.

9. Einmal und nie wieder!

„Legolas, was hast du vor?", fragte Ledian seinen Freund, der mit schnellen Schritten ihm vorausgeeilt war und schon ungeduldig auf seinen Freund wartete.

„Ledian, frag nicht soviel sondern lauf lieber! Ich bin nicht unbedingt erpicht darauf Parfron oder einem der Kellermeister in die Arme zu laufen!", antwortete der junge Prinz und lief nun noch schneller als zuvor.

An einer der dunklen Eichentüren in den tiefsten Hallen im Höhlenpalast hielt Legolas inne und nestelte unter seiner Tunika einen Schlüssel hervor. Mit geschickten Handgriffen öffnete er das Schloss und schlüpfte durch die Tür, seinen verdutzten Freund mit sich ziehend.

„Legolas! Die sind ja riesig! Ich habe mir die nie so groß vorgestellt, die, die ich sah, waren wesentlich kleiner." Erstaunt blickte sich der Rotschopf in dem kühlen aber trockenen Kellerraum um und schritt dabei fast ehrfürchtig umher.

„Die schleppt man auch nicht herum, sie dienen nur zum Lagern. Die Kleinen sind zum Transport. Nun komm aber!", drängelte der ungestüme junge Elb den anderen. „Nimm!", sagte er und hielt ihm einen Becher entgegen. „Was?" Verdutzt schaute Ledian auf die hingestreckte Hand mit dem Gefäß und brauchte einen Moment, ehe er verstand, was Legolas von ihm wollte. „O, du hast nicht vor, was ich denke!?"

„Doch, ich denke schon! Willst du nicht? Dann sag es gleich, aber halt den Mund, wenn ich ihn probiere!"

„Nein, nein", hörte man hastig die Antwort von dem Rotschopf und er nahm den gebotenen Becher schnell an sich.

Die beiden jungen Elben schritten den breiten Gang entlang und am Ende blieben sie stehen, Thranduils Sohn hatte nur einen Lidschlag später eines der Fässer geöffnet und schöpfte mit einer kleinen eckigen Kelle die rote, köstlich duftende Flüssigkeit aus dem oberen Prüfverschluss und füllte mit Bedacht ihre Gefäße.

„Auf dein Wohl und auf das von unsrem verehrten Herrn Lehrer!", sprach Legolas, zwinkerte Ledian zu und beide leerten ihre Becher in einem Zug.

„Das schmeckt vortrefflich – ein wenig prickelnd auf der Zunge, aber köstlich!", stellte Ledian fest und hielt seine Hand erneut der Kelle entgegen.

„Sag ich doch! Denkst du, mein Vater würde das Zeug so lieben, wenn es nicht gut wäre?"

Nach zwei weiteren Kostproben beschlossen sie ein neues Fass zu öffnen und deren Inhalt zu versuchen.

„O, ein Weißer! Aber nicht minder schlecht.", beurteilte der Sohn Tharons und trank genüsslich auf das Wohl aller Elben und deren Freunde. Legolas grinste leicht über das nun sichtliche Vergnügen seines Freundes und schloss sich ihm an.

Drei Kellen später entdeckten sie ein wesentlich kleineres Fass in einer der hinteren Ecken am Ende des Ganges. Es war mit üppigen Schnitzereien verziert und wohl edleren Tropfen vorbehalten und das weckte die besondere Aufmerksamkeit der Kellergeister.

„Wollen wir doch mal sehen, was sich in diesem befindet! Es trägt die Insignien Bruchtals und sie alle preisen die goldene Sonne und die kalte Hand des Winters. Was das bedeuten soll? Probieren wir ihn, vielleicht offenbart sich uns dann sein Geheimnis?", sprach der Prinz und schenkte schon von der goldenen, leicht öligen Substanz ein.

„Mmh, das ist ein wahrer Gaumenkitzler!", stellte der Kellermeister in spe fest und übermütig füllte er erneut ihre Becher.

„Das kannst du wohl sagen! Du sprichst schon wie dein Vater.", kicherte Ledian und ließ seinen Becher scheppernd gegen den von Legolas stoßen.

„Wir sollten auch dieses Fass öffnen!", und mit nicht mehr ganz trittsicheren Schritten gelangte Ledian zur linken Seite des Kellers. Er klopfte auf den Bauch des vor ihm majestätisch thronenden Eichenfasses und öffnete es mit wenigen Handgriffen. Schnell hatten beide ihre Becher aufs Neue gefüllt und ließen sich selig lächelnd auf dem Boden nieder.

„Legolas...", begann Ledian, dann nahm er noch einen tiefen Schluck und setzte seinen Satz fort, „...als du in Bruchtal warst...", wieder musste er sich unterbrechen, aber dieses Mal um zu schlucken. Irgendwie hatte sich in seinem Magen zu viel Luft angesammelt und er gab nun unentwegt glucksende und hicksende Geräusche von sich. Noch einmal nahm er den Satz auf. „… da bekamst du von den Söhnen Elronds eine Phiole...", und wieder unterbrach ihn ein Hicksen, „...du hast mir immer noch nicht erzählt, was sie enthält!"

„Die Phiole, mmh, nun ja...", Legolas grinste schief und Bilder der Erinnerung schoben sich vor sein geistiges Auge, „...die hat es in sich!", sprach er und seine Augen sprühten vor Schalk.

„Nun, erzähl schon! … hick … lass … dich nicht ewig bitten!", bettelte sein Freund und stierte dabei in sein Trinkgefäß um festzustellen, dass es schon wieder geleert war. Mit etwas ungelenk wirkenden Bewegungen raffte er sich auf und angelte nach der Kelle. „Reich … deinen Becher!", forderte er den zu seinen Füßen Sitzenden auf. Der ließ sich nicht lange bitten und streckte seinen Arm empor. „Halt … ruhig … ich verschütte ja sonst … den guten Tropfen!", ermahnte der Einschenkende und beide versuchten ihr Bestes, ihre Bewegungen auszubalancieren, was ihnen dann mit einiger Mühe noch gelang.

Vor sich hin grinsend peilten sie ihre Hände aufeinander zu und stießen eine Spur zu heftig miteinander an, so dass ein Teil des roten Weines über ihre Hände und hinab auf ihre Kleider schwappte. „Huch, jetzt baden wir auch noch … darin!", konstatierte Legolas das Ereignis und kicherte wie ein kleiner Elbling, schüttelte dann die Nässe von seiner Hand und stürzte den verbleibenden Wein in sich hinein. Lauthals ertönte ein Rülpser. „Legolas! … Was … für ein Benehmen!", tadelte der an ihm lehnende Freund den Ausrutscher mit Imitation der Stimme von Asset, der Küchenmeisterin. Was beide in haltloses Gelächter versetzte.

A/N: Zur gleichen Zeit auf dem Weg nach Imladris POV Seni

„Mein Herz, antworte mir bitte!"

„… Entschuldige … ich war in Gedanken und habe deine Frage nicht gehört."

„Was beschäftigt dich so, dass du mir deine Aufmerksamkeit entziehst?"

„Was meinst du wohl?"

„Legolas?!", mit hochgezogenen Augenbrauen und einem seufzenden Atemzug verdeutlichte der Herrscher unter Buche und Eiche seine Meinung darüber.

„Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, ihn gerade jetzt, in diesem Alter, allein mit Ledian bei Asset und Parfron zu lassen. Lothion hätten wir wenigstens bei ihm lassen sollen."

„Du vergisst die anderen 3000 Elben um ihn.", lächelte Thranduil und versuchte mich zu beruhigen.

„Ich weiß.", antwortete ich ein klein wenig mürrisch, einerseits weil er mich wieder als die Glucke darstellte und andererseits weil ich mich ja auch wegen meiner Übervorsicht schalt. Legolas war kein kleiner Elbling mehr, aber mitunter hatte er Einfälle die jeden an seinem Verstand zweifeln lassen konnten. Wenn ich nur zurück dachte an ihr letztes ‚großes, gemeinsames Projekt', das da hieß: Selbstreinigende Stallungen! Sie leiteten den unterirdischen Teil des Waldflusses um und fluteten dabei fast die Bibliothek und das Arbeitszimmer des Königs. Die Aufräumarbeiten beschäftigten die beiden Verursacher und weitere 20 Elben beinahe drei Mondwechsel, mal ganz abgesehen von dem Gestank des Schlammes und der toten Fische, der noch Monde danach jede feine Nase umkreiste.

Santril, die Mutter Ledians, schloss zu mir auf und in ihrem Gesicht konnte ich ebenfalls Beunruhigung lesen.

„Hat man dich auch belächelt wegen der Sorgen, die du dir um unserer Söhne machst?", ein stummes Nicken und ein tiefes Luftholen waren mir Antwort genug. Wir ritten zusammen weiter und beteten zu Eru, dass ihnen keine Neuerungen zu irgendwelchen Bewässerungen einfallen würden und auch die Tiere des Waldes dort ließen, wo sie hingehörten. Kleine Wölfe ließen sich eben nicht zu Pflanzenfressern dressieren, noch dazu wo eine gefüllte Speisekammer mit Schinken und anderen Rauchwaren verlockende Düfte ausströmte. Auch eine Spinnenzucht, um Spinnenfäden als Bogensehnen „zu ernten", war wesentlich riskanter geworden, als von den Züchtern geplant.

A/N: Einige Stunden später im Höhlenpalast Thranduils

„Nuralos, hast du den zweiten Schlüssel zum Weinkeller?"

„Nein, er wurde an seinen Platz zurückgelegt!"

„Wenn er da nur wäre, wo er sollte!", murmelte Asset und suchte weiter dieses ‚vermaledeite Ding', wie sie es nannte. Die Zeit drängte, das Essen sollte zum Sonnenuntergang serviert werden und der Wein war immer noch nicht ausgewählt. Vor sich hin murmelnd und schimpfend begab sich die sonst ruhige und gelassene Elbe durch die Gänge und suchte einen der Kellermeister. Dabei übersah sie beinahe den verstreuten Lehrer für Sprachen und Geschichte, der vertieft in ein Buch die Hallen durchwandelte.

„O, verzeiht meine Unaufmerksamkeit, werte Asset.", entschuldigte sich der noch recht junge Elb und sprang unwillkürlich einen kleinen Schritt beiseite.

„Halb so wild, es ist ja nichts passiert!", beruhigte die wesentlich ältere Elbe den fahrigen Lehrer, doch sah ihn stutzend an.

„Wieso seid Ihr allein? Wo sind Eure Schützlinge?", erkundigte sich die Küchenmeisterin und sie ahnte nichts Gutes.

Er lächelte entschuldigend und gab resigniert Antwort: „Sie haben mich wieder einmal ausgetrickst. Wir waren im Wald unterwegs, bei den Bäumen der Erinnerung und wenig später waren sie mir entfleucht. Wahrscheinlich sitzen sie jetzt in einer der Baumkronen und freuen sich über ihren Erfolg und mein Unvermögen, sie zu finden."

„Das kann nicht wahr sein!", donnerte Asset und war in ihrer Stimmung einem Zwerg ähnlicher als einer Elbe. „Geht zu Hammadron, er soll sie suchen, wenn sie nicht innerhalb … ach lasst … zum Essen kommen sie stets zurück und die Zeit bis dahin ist mittlerweile vorangeschrittener, als mir lieb ist!", sagte sie und lief dabei schon eilig weiter.

„Thranduilion und Tharonion, wenn ich euch erwische, dann gnade euch Eru!", schimpfte Asset, aber im Moment hatte sie andere Sorgen, als dass sie sich mehr Gedanken um die beiden Tunichtgute machen konnte.

A/N: Zur gleichen Zeit im Weinkeller

Mit einem Knall, der wohl auch noch in den entlegensten Räumen im Höhlenpalast zu hören war, fiel das riesige Regal mit den sorgsam gestapelten Krügen zu Boden. Bleich, aber belustigt standen die Übeltäter daneben, sahen den Tonwaren zu, wie sie klirrend zerbrachen und die Scherben sich über den Steinboden verteilten.

„Gl ... glück … gehabbt!", meinte der rothaarige Elb und hielt sich mühsam an der Schulter seines Freundes fest, der sich ebenso an diesem stützte und nur noch anfügte: „Ja, … fwir fwäreen … schonst wohl … etwass … ge … gebüggelt g'worden!" (Wir wären sonst wohl etwas gebügelt worden)

Sich gegenseitig haltend wankten sie auf einen als Ziel anvisierten Punkt im Raum zu und nur um drei Meter verpassten sie das kleine Fass mit dem edlen Eiswein Thranduils. Nach leichter Korrektur ihres Weges bedienten sie sich erneut von dem köstlichen Getränk und schütteten dabei nicht nur in ihre Becher. Amüsiert, dass jetzt auch ihre Schuhe mit Wein begossen waren, ergaben sie sich der Schwerkraft und tränkten nun auch noch ihren Hosenboden in der überaus exquisiten Flüssigkeit.

Selig mit sich und der Welt stimmten die jungen Gourmets ein Lied an und von ihren glockenhellen, anmutigen Stimmen war nicht mehr viel zu vernehmen. Ihr Gesang glich eher dem Gejohle einer Horde Orks.

Asset und auch Lebrus, der Kellermeister, waren auf dem Weg zum großen Weinkeller. Der Radau aus eben diesem Raum hatte ihre Schritte noch einmal schneller werden lassen. Mit unguten Gefühlen betraten sie die Gewölbe und blieben nach wenigen Metern stehen, beide zu Salzsäulen erstarrt.

„Bei Eru!", war alles was Lebrus von sich geben konnte. Ihm entbot sich ein Bild der Zerstörung wie es Orks nicht besser gekonnt hätten. Mit offenem Mund begutachtete er den Schaden. Dann stieg er über die Scherben und verschloss die Fässer, eins nach dem anderen, dabei murmelte er unentwegt vor sich hin: „Das nächste Schiff Cirdans ist meins, sollte ich dort lebend vor unserem König eintreffen!"

Asset schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Sie hatte schon viel mit den beiden Lausern ausgestanden, auch so manche Suppe mit ihnen gemeinsam ausgelöffelt um sie nicht jedes Mal dem Zorn ihrer Väter auszuliefern, aber dieses übertraf alles! Sie hatten die heiligsten Hallen von Thranduil in Trümmer gelegt und konnten den Valar dafür danken, dass der König nicht anwesend war und auch in den nächsten Mondläufen nicht erwartet wurde.

Ihren Gesang nicht einen Augenblick unterbrechend winkten Legolas und Ledian den Eintreffenden fröhlich und ausgelassen zu. Erhoben schwerfällig ihre Arme zum Gruß und luden sie herzlich auf einen Becher Wein ein. Stellten dabei beiläufig fest, dass es kaum noch brauchbares Geschirr gab und boten darum ihres an. Der junge Prinz rappelte sich nur sehr langsam und auch sehr schwerfällig auf, fiel mehr auf die Küchenmeisterin, als dass er ging und ließ sich von ihr auffangen. Nuschelte unverständliche Worte an ihren Hals und drückte ihr dann einen herzhaften Kuss auf die Wange, entschuldigte sich für die kleine Unordnung, sie wären nur etwas angeeckt und dann sei auch schon das Holzgestell ihnen entgegengekommen und dabei muss wohl etwas Geschirr zerbrochen sein. Diese Erklärung dauerte natürlich etwas länger als hier dargestellt und in der Zwischenzeit waren noch andere Elben, angelockt durch den Radau, hinzugekommen.

Lebrus teilte sogleich einige von ihnen ein, um den Schaden grob zu beheben und Asset nahm sich den benötigten Wein, murmelte, dass es wohl in Anbetracht der Vorräte klüger wäre in der nächsten Zeit ausschließlich Wasser zu reichen. Dann bestimmte sie zwei Wachen, die kurzerhand die sturzbetrunkenen Elben schulterten und in die oberen Räume trugen.

„Legt sie dort ab und holt mir Lumolis, er soll zwei seiner Gehilfen mitbringen!", befehligte die Küchenmeisterin und verscheuchte die heraneilenden Küchenhilfen. „Ihr serviert das Essen wie immer!"

Wie zwei Säcke Mehl lagen die „Kellergeister" auf dem Boden und zuckten sich nicht, nur hin und wieder verließen gurgelnde, unverständliche Laute ihre Lippen. Nach kurzer Zeit traf der Heiler ein und Lumolis' Mundwinkel kräuselten sich, als er die zu Behandelnden sah. „Bringt sie in meine Hallen, ausziehen und waschen, alles andere erledige ich dann selbst! Elbereth, die riechen schlimmer als jede menschliche Spelunke." Damit wurden die Söhne von Thranduil und Tharon aufgehoben und weggetragen.

„Asset, ich behalte sie bei mir, sie sind bis zum Mittag des morgigen Tages außer Gefecht und dann kannst du dich bei ihnen revanchieren.", immer noch schmunzelnd verließ der Heiler die Küche und folgte seinen Gehilfen.

Die Küchenmeisterin schüttelte noch immer ungläubig ihren Kopf über soviel Dummheit, freute sich aber insgeheim diebisch auf den nächsten Tag. Wenn das morgen Folgende den beiden nicht eine Lehre sein sollte, dann würde nichts mehr helfen.

A/N: Am nächsten Morgen in der Halle der Heilung

Hell, viel zu hell für Legolas' Empfinden leuchtete das Sonnenlicht, verstärkt noch durch die weißen, leichten Vorhänge vor der ausgeklügelten Fenstertechnik des Palastes. Ein dumpf hämmernder Schmerz entwickelte sich hinter seiner linken Schläfe und setzte sich erbarmungslos quer über seine Schädeldecke bis zum rechten Ohr fort. Langsam und sehr bedächtig bewegte er seinen Kopf und versuchte sich zu orientieren. Er war in den Hallen der Heiler, aber warum er hier mit brummenden Schädel, fürchterlich brennendem Hals und einem Gefühl in der Magengegend, als hätte ihm ein Troll seine Keule hineingerammt, lag, konnte er sich beim besten Willen nicht beantworten. Nach einigen zaghaften Bewegungen erblickte er seinen rothaarigen Freund.

Blass wie das Tuch, welches ihn bedeckte, war sein Antlitz und seine Augen waren geschlossen. Was war mit Ledian, was war mit ihm selbst? „Guten Morgen!", schallte die Begrüßung des soeben Eintretenden laut in Legolas Ohren und in ihm hallte es noch tausendfach nach. „Wie fühlt Ihr Euch, Hoheit?", bohrten sich die nächsten Worte ungnädig laut in seinen Kopf. Spontan verkrampfte sich sein Gesicht schmerzerfüllt. Zwei Finger zwangen das Kinn des Prinzen nach oben und wissende Augen sahen ihn an, doch kannte ihr Besitzer kein Erbarmen.

„Kleidet Euch bitte an, Asset und Parfron erwarten Euch schon!", war die Anweisung des Heilers, er reagierte auf keine Fragen. Dann ging er hinüber zu Ledian, der sich inzwischen auch bemühte seine Augen zu öffnen und wahrscheinlich ebensolche Schmerzen durchlitt, wie Legolas vermutete, denn er benahm sich ihm sehr ähnlich. Auch der rotblonde Elb erhielt die gleiche Order und befolgte sie nur mühsam.

Nach Kräften zehrenden Kampf mit Kleidern und widerstrebenden Muskeln standen zwei junge Elben mit hämmernden Kopfschmerzen und immer noch weichen Knien im Arbeitszimmer des ersten Beraters des Königs. Mit zusammengekniffenen Augen musterte Parfron Legolas und Ledian. Asset stand am Fenster und ihre Augen hatten im Moment auch jeden Schein von Güte und Nachsicht verloren. ‚Die Zeichen stehen auf Sturm.', dachte Legolas und sollte damit mehr als Recht behalten, denn das was er anschließend vernahm, war mehr als er erwartet hatte.

Parfron straffte sich, legte die Hände flach auf die dunkle Platte seines Schreibtisches und strich dann noch einmal über ein Blatt Pergament, welches vor ihm lag, ehe er leise aber sehr eindringlich sprach:

„Prinz Legolas Thranduilion und Ledian Tharonion, wir sind entsetzt! Ihr habt euch die Abwesenheit eurer Eltern zu nutze gemacht, um auf das Schändlichste ihr Vertrauen in euch zu missbrauchen. Der Küchenmeisterin stahlt ihr den Schlüssel zum großen Weinkeller, brachtet damit den gewohnten Ablauf der Mahlzeiten durcheinander und seid somit für einen Mehraufwand an Arbeit des Küchenpersonals verantwortlich. Unberechtigter Weise drangt ihr dann in den Keller ein und öffnetet alle Fässer, den Schaden den ihr dabei anrichtet wird noch geprüft, aber damit nicht genug; ihr betrankt euch auf widerwärtige Weise und beschertet uns, sowie Lumolis und seinen Gehilfen unnötige Sorgen und Arbeit.

Was habt ihr zu diesen Anklagen zu sagen?"

Der Berater Thranduils musterte mit scheinbar gleichgültigem Gesichtsausdruck die beiden, aber seine Augen verrieten die Wut und Enttäuschung sowie die Entschlossenheit hier eine harte Strafe zu erteilen.

Betreten schauten die Angesprochenen zu Boden und suchten beschämt noch Worten zu ihrer Verteidigung. Bis sich der junge Prinz räusperte, tief Luft holte und versuchte mit einem festen Blick Worte des Bedauerns und der Reue zu formulieren. Sein Freund schloss sich der vorausgegangenen Entschuldigung an und die jungen Elben erwarteten mit betretenen Gesichtern ihre Strafe, noch mit dem Funken Hoffnung, durch ihre mühsam gestammelten Entschuldigungen und reuevollen Blicken das Strafmaß reduziert zu haben.

Wieder strich Parfron über das Blatt Pergament und machte die Wichtigkeit dieses Stücks deutlich, welches ein Schreiben an König Thranduil war. Dann hob er seinen Blick und schaute mit unveränderter Härte erst Legolas und dann Ledian an.

„Wir, Asset und ich, haben uns entschlossen eure Väter nicht mit dieser Nachricht zu behelligen, was natürlich nicht ausschließt, dass sie bei ihrer Rückkehr davon in Kenntnis gesetzt werden. Des Weiteren sind wir übereingekommen, dass ihr den angerichteten Schaden mit entsprechender Arbeit ableistet. Das wären über die Zeit von zwei vollen Mondläufen zum Ersten; von Sonnenaufgang bis Unterrichtsbeginn findet ihr euch bei Lumolis ein und werdet in den Hallen der Heiler arbeiten, zum Zweiten; täglich nach eurem regulären Unterricht werdet ihr dem Böttcher in der Werkstatt zur Hand gehen und allen seiner Anweisungen Folge leisten und zum Dritten; Küchenarbeit von Sonnenuntergang bis zur Nachtruhe unter Aufsicht von Asset. Eure rechtmäßige Strafe für euer Vergehen legen wir dann in die Hände eurer Väter, bei dessen Eintreffen.", damit endete der erste Berater am Hofe von Düsterwald und lehnte sich ein wenig entspannter in seinem Sessel zurück.

Als hätte man ihre Reise zu Mandos Hallen verkündet färbten sich die Gesichter von Legolas und Ledian, doch sie nickten nur und nahmen ihre Aufgaben wortlos an, bevor sie entlassen wurden, um sich bei ihrem Lehrer einzufinden.

Vor der Tür holten sie tief Luft und ihnen dämmerte, dass ihr Sommer gelaufen war. Für beide gäbe es in den nächsten Wochen nicht einen Augenblick freie Zeit, wenn die anderen im Waldsee zum Baden gingen, würden sie in der Werkstatt arbeiten und wenn sich alle unter dem Licht der Sterne trafen um zu singen, tanzen und ausgelassen den Abend zu genießen, dann schufteten sie in der Küche bis sie vor Erschöpfung in ihr Bett fielen, nicht genug damit, sie mussten auch noch zu Lumolis, was nun das Schlimmste darstellte, wer hatte schon Lust mit dem Heiler durch den Wald zu kriechen, um Heilpflanzen zu sammeln, Binden und Verbände zu waschen und dann aufzuwickeln?! Aber dem immer noch nicht genug – ihre eigentliche Strafe würde ja noch folgen und wie die ausfallen sollte, mochte sich weder Legolas noch Ledian ausmalen. Thranduil würde toben, wenn er erfährt, dass seine Weinvorräte eventuell verdorben und somit vernichtet wären und was das für eine Strafe nach sich zog wollten sie am besten nie erfahren.

Mit Schultern so tief, als säße ihnen ein Troll im Genick trotteten sie langsam und ganz ohne die elbische Eleganz davon. Keiner von beiden sagte ein Wort, Appetit auf Frühstück hatten beide nicht und eigentlich würden sie viel lieber in weichen Federn versinken, als sich jetzt in die harte Schulbank zu zwängen.

Ihre Schädel dröhnten und die Stimme des Lehrers erschien ihnen heute alles andere als leise und melodisch. Immer wieder kämpften die jungen Elben mit rasenden Kopfschmerzen und dem dringenden Bedürfnis, ihren nicht mehr vorhandenen Mageninhalt von sich zu geben. Nach scheinbar unendlicher Zeit war der Unterricht beendet und sie fanden sich wie alle im großen Speisesaal zum Essen ein. Keiner, weder der blonde noch der rothaarige Elb rührte sein Essen an, gierig stürzten sie nur Glas um Glas des kühlen und erfrischenden Quellwassers in sich hinein, als könnten sie damit einen inneren Brand löschen.

Lächelnd beobachtete man ihr Treiben und nicht wenige flüsterten verhalten über den Thronfolger und dessen engsten Freund, der eine oder andere schenkte ihnen mitfühlende Blicke und erinnerte sich wohl selbst an ähnlich erlebte Momente.

Ledian und Legolas nahmen die Blicke nicht wahr, sie waren viel zu sehr mit sich und ihrem Zustand beschäftigt, ehe sie den Saal verließen und den Weg zur Werkstatt des Böttchers einschlugen. Meister Farsol erwartete sie bereits und drückte ihnen sogleich ein Schlageisen und einen Hammer in die Hände. Nach kurzer Anleitung standen sie jeder vor einem Fass und schlugen metallene Ringe fest auf den Leib desselben. Jeder Schlag setzte sich tausendfach in ihren Körpern fort und drohte ihre Hirnzellen einzeln zu sprengen. Schmerzen machten sich in ihren Muskeln breit und protestierten unter jeder Bewegung, das dringende Bedürfnis sich einfach nur fallen zu lassen und in das Reich der Träume zu gleiten wuchs schier unermesslich, ihre Kehlen lechzten nach jeden Tropfen Wasser und ihre Haut glänzte unter dem feinen Film des Schweißes.

Schleppend waren später ihre Schritte hinauf in den Speisesaal und nach einer sehr kleinen Mahlzeit, welche bei beiden nur aus etwas Brot und Obst bestand und mit reichlich Wasser ergänzt wurde, begaben sie sich unter Aufbringung ihrer letzten Reserven in die Küche zu Asset.

Ohne ein Wort bekamen sie ihren Platz zugewiesen und sie machten sich an das Trocknen des Geschirrs. Fast automatisch erfolgten die Bewegungen und ihr Hirn war wie leergefegt, nicht ein einziger Gedanke schien sich darin zu verirren. Nachdem auch der letzte Teller wieder an seinem zugehörigen Platz war und die Räume geputzt und bereit für den nächsten Morgen waren entließ die Küchenmeisterin ihre letzten zwei Helfer und wünschte ihnen eine gute Nacht und kämpfte hart gegen das Zucken ihrer Mundwinkel an, als sie den beiden Gestalten nachsah, die fast kriechend die Küche verließen.

Viel zu früh war die Nacht beendet und Legolas verfluchte die morgendliche Dämmerung. Unter Aufbringung all seiner Willensstärke hievte er seinen protestierenden Körper aus den so warmen und weichen Kissen, nachdem es schon zum dritten Mal und nun energischer, an seiner Tür klopfte.

„Ja … ich bin wach … danke.", hörte der Bedienstete die noch recht verschlafende Stimme aus dem Inneren des Raumes, gab sich aber damit zufrieden.

Mit steifen Gelenken und schmerzenden Muskeln zwängte sich der blonde Elb in seine Gewänder. Fiel zwischendrin immer wieder rücklings zurück auf das Bett und hätte nichts lieber getan, als sich einfach noch einmal in die immer noch warmen Decken zu vergraben, aber so, saß er nur da und starrte Löcher in die Luft.

Später hastete eilig ein Schatten mit blondem, wehenden Haar durch die Hallen Thranduils, denn die Zeit drängte, Legolas hatte doch länger benötigt, als gut war um der wohligen Wärme des Bettes Lebwohl zu sagen. Auch aus der anderen Richtung kam ein junger Elb den Weg herauf angerannt und beide trafen mit schneller schlagenden Herzen und kurzen Atem bei Lumolis ein.

Die Helden des Weinkellers befanden sich wenig später inmitten eines Berges von losen, gewaschenen Verbandszeug, welches es zu legen und zu falten galt. Fachkundig unterwies sie ein Heiler und bis zum Frühstück waren die Leinenstreifen gelegt und sorgfältig in große Tücher gewickelt in den Schränken an der Wand verstaut. Nach Begutachtung ihrer geleisteten Arbeit wurden sie aus den Hallen entlassen und es dauerte nicht lange, da meldeten sich die Bäuche von Legolas und Ledian lautstark zu Wort. Nach dem doch recht spärlichen Essen des Vortages und dem magenunfreundlichen Exzess des Tages zuvor verlangten ihre Körper jetzt Handfestes.

Frühstück und ein Großteil des Unterrichts waren vorüber und während Wasrol, der junge Lehrer sich mühte, den Elben die Lehren der Arithmetik näher zubringen drifteten die Gedanken von Legolas ab und fanden sich sehnsuchtsvoll gefesselt in einem schönen Tagtraum wieder. Mit seinem Hengst durchstreifte er gerade den Wald, verfolgte die Spur eines kapitalen Hirschs und wie er gerade sein Ziel anvisierte riss ihn unsanft eine auf die Schulter gelegte Hand aus seinen Träumen und brachte ihn in das Hier und Jetzt zurück. „Legolas bitte, Ihr seid dran!", forderte die Stimme ihn auf.

Legolas Augen suchten den Kontakt zu seinem Freund und baten inständig um Hilfe. Mit versteckten Gesten und Fingerzeigen unter dem Tisch sowie tonlos formulierten Worten versuchte der, die gestellte Frage zu übermitteln, doch nichts von dem wollte Legolas Verstand erleuchten. Schnell kramte dieser sein diplomatisches Geschick hervor und verwickelte den Lehrer im Handumdrehen in ein Gespräch und kitzelte ihm so nebenbei die Fragestellung auf findige Art und Weise heraus, beantwortete diese dann schnell und präzise und endlich entließ sie der Lehrer für den heutigen Tag.

Dem Prinzen war es ein Rätsel wie er diese Hirnleistung vollbracht hatte, wo er sich doch ganz und gar nicht zu irgendetwas imstande sah. Mit einem gequälten Ausdruck ihrer so furchtbaren Pein sahen sich die Straftäter an und kamen doch nur zu dem Schluss, dass es kein Entrinnen gab.

Die Zeit verstrich und die beiden, wohl im Moment meist beschäftigten Elben in ganz Düsterwald, gewöhnten sich an ihren Tagesablauf und ihr Arbeitspensum. So rückte der Tag ihrer Erlösung immer näher aber auch die Rückkehr ihrer Väter. Am vierten Tag nach Beendigung ihrer Abgeltung ertönte im Palast das Zeichen vom Eintreffen des Königs und seiner Begleiter.

Der Hofstaat versammelte sich wie gewohnt zum Empfang ihres Herrschers und Legolas sowie Ledian wurden ebenso in die große Halle zitiert. Nur mit großer Mühe konnten sie ihre Unruhe verbergen, viel zu schnell raste ihr Blut durch ihre Adern, ihre Finger waren unnatürlich kühl und steif und im Moment wünschten sich Legolas und Ledian an das andere Ende von Mittelerde, doch kein Valar oder Elb erhörte ihren Wunsch.

Unglaublich erleichtert fielen zwei junge Elben auf das Bett des Prinzen, nachdem sie die Begrüßung unbeschadet überstanden hatten, doch beide wussten, dass es nur ein Aufschub war und es nur eine Frage der Zeit war, wann sie vor ihren Vätern erscheinen mussten, als es auch schon an der Tür klopfte. Parfron selbst stand davor und überbrachte die Aufforderung sich im Arbeitszimmer des Königs einzufinden. Als er sich abwandte konnte er nicht länger ein diebisches Grinsen unterdrücken, bei dem Gedanken wie die Zwei wohl in den nächsten Augenblicken vor dem König standen und ihre Herzen dabei in ihren Schuhen klemmten.

So langsam sie nur konnten schlichen Legolas und auch Ledian durch die Gänge zum besagten Zimmer. Glitzernd spiegelten sich kleine Perlen von Angstschweiß auf ihrer Stirn, wieder schlugen ihre Herzen wie wild gegen ihre Rippen und nervös kneteten ihre Hände den Saum ihrer Hemden. Ledian wagte noch einen letzten Seitenblick zu Legolas und zischte dem leise zu:

„Thranduilion, wenn ich das nächste Mal mit dir auf dem Weg zu irgendeiner Dummheit bin, dann erinnere mich bitte an diesen Moment!"

Der Prinz lächelte schief, doch erwiderte nichts bevor er sich zu seiner vollen Größe aufrichtete und mit Haltung klopfend um Einlass bat.

„Herein!", erklang die vertraute Stimme des Königs und in ihr war, wie so oft, keine Gefühlsregung erkennbar. Ein letztes Mal schauten sich die Hereingerufenen Mut machend in die Augen und nickten sich aufmunternd zu bevor sie sich zur Tür hinein schoben.

„Nehmt Platz!", war die Aufforderung, der beide auch sofort nachkamen. Etwas steif und unwohl ruckelten sie sich auf den Sesseln zurecht ehe sie eine vermeintlich bequeme Sitzhaltung gefunden hatten.

Schweigen herrschte in dem Raum, nur das Knacken des Feuers und das leise Rascheln der feinen Stoffe von des Königs Gewändern hörte man als dieser mit gekonnten und ruhigen Bewegungen einen Krug aus den königlichen Weinkellern hervor holte und drei Gläser auf dem kleinen Tisch der Sitzgruppe kredenzte.

Wären die die jungen Elben nicht schon nervös und angespannt bis zur Haarwurzel, so waren sie es jetzt definitiv. Kalter Schweiß erfasste ihre Hände und beide fochten den wohl härtesten Kampf um Beherrschung ihrer Gefühle mit sich aus und trotzdem konnte jeder in ihren Gesichtern lesen wie in einem Buch.

Der König des nördlichen Elbenreiches strahlte eine nahezu unheimliche Ruhe und Präsenz aus und begann ein belangloses Gespräch, was Legolas' und Ledians Anspannung fast zum Zerreißen brachte.

Alles hatten die jungen Elben erwartet, ein Donnerwetter, wütende Worte oder vielleicht noch eisiges Schweigen, begleitet mit verachtenden und enttäuschten Blicken aber nicht das, was sich vor ihnen abspielte und was sie niemanden geglaubt hätten wären sie nicht selbst Zeugen dessen.

Thranduil lächelte sie an und hielt inne in seinen Worten, ergriff den Weinkrug und entkorkte diesen mit geübten Griffen. Fast zeremoniell schenkte er den Wein in die Gläser und reichte seinem Sohn und auch Ledian ein Glas und nahm sich selbst das dritte. Der König führte sein Glas dicht an sein Gesicht und sog den Duft des Weines genießend ein wobei er seine Augen fast geschlossen hatte, doch noch soweit geöffnet, dass er die ihm gegenübersitzenden Jünglinge gut im Blick hatte.

Ruhig und mit fast tragenden Worten begann der König zu sprechen: „Elrond, Herr von Bruchtal, sandt eine Probe des neuen Jahrgangs seiner Hänge.", dabei hob er das Glas leicht an und schwenkte den Inhalt bedächtig um dann wieder von neuem den Duft des Weines zu genießen.

Das schwere Buket des roten Weines schwängerte die Luft des Raumes und in Legolas entwickelten sich unangenehme Körperreaktionen. Es kostete ihm enorme Anstrengung die Worte seines Vaters zu verfolgen und den Weinduft zu ignorieren um den aufkommenden Ekel zu unterdrücken. Immer wieder schluckte er hart, atmete durch den Mund und versuchte durch reine Willenskraft den Brechreiz zu unterdrücken. Eiskalte und heiße Schauer liefen abwechselnd seinen Rücken hinunter, die Minuten wurden zu Stunden. Ein kurzer Seitenblick aus dem Augenwinkel hinüber zu Ledian bestätigte seine Vermutung, dass dieser ähnliches durchlitt.

„Mir wurde berichtet, ihr beide habt euer Interesse am Weinanbau entdeckt. Da ich selbst diesem Thema sehr viel Bedeutung beimesse und keines Falls euren Wissensdurst behindern möchte, traf ich eine Veränderung in eurer Ausbildung, wobei ich davon ausgehe, dass es euch sehr gefallen wird."

Thranduil senkte den Blick auf sein Glas herab, welches er in einer Hand hielt und mit dem Finger der anderen Hand umkreiste er leicht den Rand des Gefäßes.

Kämpfte Legolas bis jetzt tapfer gegen Übelkeit und Schweißausbrüche, so war ihm jetzt als säße er in den Feuern des Schicksalsberges. Die Körperhaltung seines Vaters sprach Bände für ihn, verhieß absolut nichts Gutes und die vorangegangenen Worte, auch wenn sie noch so freundlich und wohlwollend klangen waren die Einleitung für das auf sie hereinbrechende Unheil.

Nervös drehte er den Weinkelch in seinen Händen, er hörte das Rauschen seines Blutes und spürte fast schmerzlich das Hämmern seines Herzens und das penetrante Krampfen seines Magens.

Der rotblonde junge Elb neben dem Prinz erbleichte zusehends, sackte ebenfalls tiefer in seinen Sessel und richtete gebannt seinen Blick auf des Königs Lippen.

Dieser setzte seine Gedanken unbeirrt fort: „Und so wollen wir heute mit der ersten Lektion beginnen. Einen guten Wein zu erkennen, an Farbe, Geschmack und Aroma seine Herkunft zu beurteilen ist eine hohe Kunst und erfordert einiges an Übung… aber probieren geht über studieren… so wollen wir doch gleich diesen hier beurteilen!"

Legolas' Vater erhob sein Glas und nickte seinen Schülern auffordernd zu und als beide ihre Weinpokale auch nur ein Stück näher ihrer Nasen brachten konnten sie nicht mehr an sich halten, in einer einzig hektischen Bewegung wurden die Gefäße hart auf dem Tisch abgestellt und eilends hasteten zwei Elben mit fest vor den Mund gepressten Händen hinaus aus dem Raum und stolperten flüchtend über den Gang zu einem Ort der Erlösung erlaubte.

Angerempelte Diener schauten verwundert den Davoneilenden hinterher und aus den Räumen ihres Herrn vernahmen sie herzhaftes, schallendes Lachen. Nach einer Weile sah man den König mit einem durchaus zufriedenen Gesichtsausdruck und dem Hauch eines diebischen Grinsens um die Mundwinkel auf dem Weg zum Weinkeller.

‚Den beiden dürfte das Verlangen nach Wein wohl für die nächsten 50 Jahre gründlich vergangen sein.', stellte amüsiert Düsterwalds alleroberster Kellermeister fest.