Autorinnennotiz: Danke für die Kommentare! Wenn du eine Antwort auf deine Frage haben willst, Meta, musst du noch mal Kapitel 1 lesen, da findest du eine. Okay, ich gebe zu meine Updates sind sehr unregelmäßig. Tut mir wirklich leid, ihr müsst Geduld mit mir haben. So, ich erfülle jetzt eine Freundschaftspflicht und widme der Tamara dieses Kapitel. Und weil ich ja so ein netter Mensch bin, kommt sogar ihr Geliebter darin vor. Also genieße, so wenig er auch nur präsent ist. Lizella ab, Violet her!
Der erste Schultag. Schon als Violet aufwachte schien eine Art nervöser Anspannung in der Luft zu liegen. Das ganze Schloss schien vor der Ankunft der Schülermassen zu erbeben.
Es klopfte. „Herein" sagte ich, meine Stimme noch ganz müde und gähnte. McGonagall trat ein und sie sah absolut genauso aus wie gestern, wieder ganz die gestrenge, kontrollierte stellvertretende Schulleiterin. Aber ich merkte wie sie meinen Blick mied.
„Du solltest dich anziehen und dann in die Große Halle kommen. Es wäre besser, wenn du dich bei der Ankunft unter die anderen Erstklässler mischen würdest. Oder willst du unnötige Aufmerksamkeit erregen?" Ich nickte stumm und stand auf.
Sie drehte sich steif um und wollte gerade wieder den Raum verlassen. Natürlich hatte ich bemerkt um wie viel distanzierter sie sich heute verhielt im Gegensatz zu gestern.
„Es tut mir leid, wenn ich zu sehr in Ihre Privatsphäre eingedrungen bin" meine Stimme war noch leiser als sonst. McGonagall bleib auf dem Absatz stehen und nickte kurz mit dem Kopf, bevor sie verschwand.
Als ich sie das nächste Mal wieder sah, war ihre Maske des Perfektionismus komplett wiederhergestellt. Ich stand in einer Gruppe von Hexen und Zauberern meines Alters, die alle gebannt auf McGonagall starrten die uns Willkommen hieß, sich vorstellte und die Häuser erklärte. All dies tat sie mit einer seltsam unbeteiligten Stimme, als wäre es nur eine Formation von aneinander gereihten bedeutungslosen Worten, die sie seit vielen Jahren auswendig wusste.
Ich gehörte nicht her. Nicht zwischen diese vielen neugierigen, aufgeregten Gesichter, die ihr voller Erwartung, leise tratschend in die Große Halle folgten. Und doch wollte ich nichts mehr als ein Teil von ihnen zu sein, nur ein Puzzlestück des großen Ganzen. Aber ich war niemand, ich gehörte nicht hierher.
„Violet Vince" und als niemand reagierte, merkte ich, dass das nun mein Name war.
Ein paar meiner Klassenkollegen begannen zu lächeln. „Die weiß nicht einmal ihren Namen" flüsterte ein kleiner, untersetzter Junge. „Aber hübsch ist sie" kicherte sein Freund.
Der Rand des sprechenden Hutes sank über meine Stirn und die Stimme in meinem Kopf flüsterte „Was machst du hier? Warum bist du zurückgekommen? Du gehörst doch nicht hierher!" Keine Tränen würden aus meinen Augen rinnen. „Ich weiß" dachte ich „ich werde auch nicht lange bleiben. Aber ich habe etwas zu erledigen. Bitte verrate mich nicht. Stecke mich einfach in ein Haus."
Ich konnte fast wetten, dass der Hut verschmitzt grinste. „Okay, Kleine, dein Geheimnis ist bei mir sicher. Aber" und die Stimme in meinem Kopf wurde wieder ernster. „du hast nicht sehr lange Zeit, du musst dich beeilen." Ich nickte, ich wusste es ja.
„Also in welches Haus mit dir? Nun, bestimmt nicht Hufflepuff. Du bist klug, aber du bewahrst auch dein großes Geheimnis. Doch dein Mut ist stärker als der Tod, deshalb sage ich..."
„GRYFFINDOR" mehr stolperte als ging ich auf den klatschenden Tisch zu.
„Willkommen in Gryffindor" ein älterer Junge mit schwarzem strubbeligem Haar, Brille und einer blitzförmigen Narbe schüttelte mir die Hand. „Danke" antwortete ich. Das Mädchen mit dem buschigen braunen Haar, dass neben ihm saß, nickte mir über den Rand ihres Buches hinweg zu. „Das Schuljahr hat doch noch gar nicht angefangen, Hermine" beschwerte sich der rothaarige Junge der neben mir saß. „Ich bin Ron Weasley" wandte er sich enthusiastisch an mich.
Dann bemerkte er meinen Blick der an dem leeren Stuhl des Lehrertisches hing und grinste. „Vielleicht hat Dumbledore ja endlich eine Erscheinung gehabt und Snape gefeuert" meinte er hoffnungsvoll. „Ron!" mahnte ihn das Mädchen, als sie ihr Buch zusammenklappte. „Meint ihr, dass ihm etwas zugestoßen ist?" fragte sie stirnrunzelnd. „Und wenn schon!" konterte Ron.
„Liebe Schülerinnen und Schüler. Willkommen zu einem weiteren Jahr in Hogwarts. Bevor wir uns den leiblichen Genüssen zuwenden, noch einige Worte: Der verbotene Wald macht, wie ihr wisst, seinem Namen noch immer alle Ehre. Weiters freue ich mich Professor Gustave Kern begrüßen zu können, die sich freundlicherweise bereit erklärt hat, dieses Jahr die Position des Lehrers zur Verteidigung gegen die Dunklen Künste zu übernehmen.
Ich starre ihn an, das kurze braune Haar, den muskulösen Oberkörper und das aufgesetzte Lächeln. Und nicht nur ich, sondern auch sämtliche Schülerinnen. Doch sie sehen ihn nicht, wie ich ihn sehen kann, die hinterlistig blitzenden blauen Augen, die Arroganz und die skrupellose Verräterei.
Und ich weiß einen weitern Grund warum ich zurückgekommen bin. Um ihn zu entlarven, ihm seiner gerechten Strafe zuzuführen. Und dieses völlig ungewohnte Gefühl des Hasses steigt in mir hoch. Doch ich muss ihn zügeln. Nur wie verhindere ich, von ihm gesehen zu werden? Denn er kennt mich, so wie ich ihn kenne.
Der Applaus (vor allem der Schülerinnen) verstummt langsam. „Nicht schon wieder" seufzt Ron theatralisch zu Hermine, die auffällig lange geklatscht hatte und sich jetzt geschäftig wegdrehte.
„Die Meisten von euch werden sich wahrscheinlich fragen, warum Professor Snape heute nicht bei uns sein kann. Bedauernswerterweise hatte er am Ende der Ferien einen" für einen Moment stockte die beruhigende Stimme und die blauen Augen spiegelten Trauer wieder „Unfall. Doch er befindet sich bereits auf dem Wege der Besserung und wird schon sehr bald im Stande sein den Unterricht wieder aufzunehmen. Bis dahin ist Zaubertränke vom vorläufigen Unterrichtsplan gestrichen. Nun aber: langt zu!"
Bis zu diesem Zeitpunkt hätte ich mir nie vorstellen können, ein welches Maß an Hass und Missgunst einem einzigen Lebewesen zugedacht sein konnte. Dass drei von vier Tischen nur mit Mühe die Freudenrufe unterdrücken konnten und grinsend zu tuscheln begannen, als sie fröhlich ihre Zähne in das plötzlich auftauchende Mahl schlugen.
Dass Ron „Von mir aus, kann er sich mit dem Erholen ruhig etwas länger Zeit lassen." und Hermine „Aber Zaubertränke ist doch ein Prüfungsfach, wie können sie es so einfach ausfallen lassen" sagten und ein pummeliger Junge, der sich als Neville Longbottom vorgestellt hatte, unendlich erleichtert aussah, konnte und wollte ich nicht verstehen.
Nur der Tisch, derer die „sicher alle einmal böse wurden", die „hinterlistig, arrogant und trickreich" waren und sich „einen Dreck um andere scherten" schienen nicht begeistert von der Nachricht, sondern beinahe betroffen. Natürlich nur einige unter ihnen.
Froh, als das Essen vorbei war, folgte ich im Trott Ron und Hermine, den beiden Vertrauensschülern, zu dem Portrait einer fetten Dame. „Das Passwort ist: Silberhaar" erklärte Hermine und das Bild schwang auf.
Bald darauf fand ich mich in einem gemütlichen Raum mit 6 Betten wieder, die zwangsläufig noch 5 andere Mädchen, nämlich Tina, Lorelei, Cindy, Lucy und Beatrice mit sich brachten.
Mir war es zu eng, ihre Gegenwart war mir unangenehm. Ich war nur wenige Menschen und ausschließlich Erwachsene um mich gewohnt. Tinas ausgestreckte Hand und ihr offenes Lächeln wies ich ab, auch wenn ich mich selbst fragte warum ich es tat. „Weil meine Zeit so knapp bemessen ist." redete ich mir ein. „Weil ich nur hier bin um zu helfen, um meinen Auftrag auszufüllen, nicht um Freundschaften aufzubauen."
Es klopfte und McGonagall trat ein. Die Mädchen hielten mit ihrem Auspacken inne um ihre Hauslehrerin anzustarren. „Ich hoffe es gefällt ihnen in unserem Schloss" die fünf nickten eifrig. „Kommen sie bitte mit, Miss Vince." Der Blicke in meinem Rücken bewusst, folgte ich ihr.
„Professor Snape ist wieder bei Bewusstsein. Ich dachte sie möchten vielleicht kurz mit ihm sprechen. Aber nur 5 Minuten, sonst wirft Madame Pomfrey Sie hinaus."
Ein Lächeln erhellte mein Antlitz. „Ja, danke" konnte ich noch erwidern, bevor wir vor dem Krankenflügel standen.
„Severus" sagte McGonagall zu der jetzt aufrecht sitzenden schwarzen Gestalt im Krankenbett. „Minerva" entgegnete er leicht irritiert „wie lange gedenkt man mich noch in diesem lächerlichen Bett festzuhalten?" Sie lächelte leicht, ein winziges Hochziehen der Mundwinkel zu beiden Seiten. „So lange wie es nötig ist" gab sie die sehr vage Retourkutsche. Dann sah sie mich streng an und sagte „Fünf Minuten, Miss Vince" bevor sie verschwand.
Dann war es totenstill und ich stand vor dem weißen Krankenbett und wusste nicht was ich meinem Retter sagen sollte. Doch ich konnte nicht einfach fünf Minuten lang nur dastehen und froh sein, dass er überlebt hatte.
„Danke" hörte sich so nichtssagend, derartig leer und hohl an, wie es nun mal war. Auch wenn ich es genau so meinte. Er schnaubte verächtlich.
Wie gerne hätte ich „Sie haben mir das Leben gerettet" gesagt, doch dafür war es zu spät. „Sie waren sehr mutig, mir zu helfen, wo Sie doch wussten dass Sie sich damit entlarven würden."
Schon nachdem die Worte meinen Mund verlassen hatte, fühlten sie sich falsch an. Aber ich hatte den Eindruck, dass egal was ich zu ihm sagen würde, es immer nur das Falsche wäre.
„Nein, Miss Vince" er spuckte meinen Namen aus „heißen Sie tatsächlich so?" Ich schüttelte den Kopf „Ich heiße Violet, nur Violet." „Es war schlicht und einfach unbedacht, ein Fehler, Miss Vince." Ignorierte er absichtlich meinen vorigen Satz.
Vielleicht hätte ich jetzt wütend werden sollen und ihm erklärt, dass ich meiner Meinung nach durchaus den Preis wert gewesen war. Aber er konnte mich nicht dazu bringen in zu hassen, genauso wenig wie er mich davon abbringen konnte, ihn zu mögen.
„Ich bin Ihnen dennoch dankbar, Professor Snape. Nur Sie wissen, warum Sie mir geholfen haben, dass es aus Mitleid mit einem kleinen, vergewaltigten Mädchen war, dessen Anblick Sie nicht ertragen konnten. Weil Sie ein unschuldiges Kind nicht einfach töten konnten. Weil Sie nicht so sind, wie die anderen Todesser. Ich weiß nicht, ob Sie mir das jetzt glauben, aber Sie sind gut, Professor."
Ich fragte mich, ob er mich jetzt anschreien würde. Stattdessen fluchte er nur leise „Verdammte Gryffindors" und ich musste gegen meinen Willen lächeln. „Das ist richtig." sagte ich bevor Madame Pomfrey mich hinausschickte.
