Achtung: Habe mir die Figuren und andere Inhalte nur geliehen. Gehört alles Webber, Kay oder Leroux.

Der Beginn eines neuen Lebens

Prolog:

Ich dachte immer das ich die richtige Entscheidung getroffen habe! Doch jetzt überkommen mich Zweifel ob es wirklich richtig war was ich getan habe. Oder kann man sich so sehr in einem Menschen täuschen? Auch wenn man glaubt diesen zu kennen? War mein ganzes bisheriges Leben eine Illusion? Oder kann ich aus dieser noch entfliehen?

Kapitel 1: Flucht

Ich rannte als ob der Teufel selbst hinter mir her wäre. Und wahrscheinlich ist er auch hinter mir her. In Gestalt meines Ehemannes. Vor ca. eineinhalb Jahren wurde aus Christine Daee eine Vicomteesse deChagny. Und ich war auch noch so naiv das ich mir keine großen Gedanken über meine weitere Zukunft gemacht habe. Ich dachte das das der richtige Weg für mich sei. Doch dann kam alles anders.

Vor einem Jahr lebte in der Oper eine sagenumwobene Gestalt: Dunkel gekleidet, mit einer weißen Maske die seine rechte Gesichtshälfte verbergen sollte. Der Operngeist wie ihn alle nannten. Ich kenne seinen richtigen Namen: Erik. Er hat es damals doch wirklich geschafft, dass sich das ganze Opernhaus vor ihm fürchtete, und auch heute hat sich noch nichts daran geändert. Viele Geschichten und noch mehr Gerüchte waren über den Operngeist im Umlauf. Manche waren wahr, andere nicht. Auch ich habe diese Gestalt gefürchtet- aber nicht als unheimlichen Geist wie die anderen. Er stellte sich mir als Engel der Musik vor, den mir mein Vater nach seinem Tode schicken wollte. Doch mit der Zeit kam ich hinter sein Geheimnis. Er war ein Mensch wie jeder andere – Ein Genie auf vielen Gebieten, doch von Geburt an war sein Gesicht entstellt.

Ich erinnere mich noch daran als wäre es gestern gewesen als ich ihm heimlich die Maske vom Gesicht genommen habe. Damals glaubte ich er würde mich auf der Stelle umbringen. Aber er tat es nicht. Jetzt weiß ich auch warum. Er liebte mich – das hat er mir oft gesagt und noch öfter gezeigt. Doch habe ich einen anderen geliebt. Zumindestens dachte ich das damals. Doch dieser war gerade im begriff durchzudrehen.

Es fing damit an, dass ich Raoul sagte das ich schwanger sei. Was er nicht wusste ist das er nicht der Vater des Kindes war. Denn das war Erik. Es war eine Nacht gewesen. Eine Einzige. Einige Wochen vor unserer Hochzeit. Als ich merkte das ich schwanger war, dachte ich zuerst daran es Raoul zu verheimlichen aber ich entschied mich dagegen. Als unsere Tochter dann schließlich zwei Monate zu früh zur Welt kam, nach Meinung meines Mannes, im der Arzt aber dann sagte das das Kind auf keinen Fall zu früh geboren wurde schien er sich selbst einen Reim daraus zu machen. Und das bekam ich zu spüren. Er beobachtete mich auf Schritt und Tritt und gab mir oft genug zu verstehen, dass er sich nicht damit abfinden könnte, dass ich ihn betrogen hatte. Doch nun war es zu spät etwas daran zu ändern. Und im nachhinein betrachtet, bereute ich die Geschehnisse von damals nicht einmal. Und die Geschichte sollte nun auch eine Wende einschlagen. Denn ich hatte mir lange Gedanken gemacht und mich schließlich entschieden.

Heute Abend entschied ich mich dafür zu fliehen. Er war betrunken nach Hause gekommen und wollte seinen Zorn wieder einmal an mir auslassen. Wie so oft in der letzten Zeit. Doch zum Glück hatte er dem Alkohol so stark zugesprochen das er nicht einmal mehr die Treppe hochgehen konnte. Als er im Wohnzimmer einschlief , lief ich weg. Ich konnte es nicht mehr ertragen. Das ich einen - wie mir damals schien - großen Fehler gemacht hatte war mir ja selbst bewusst, doch dachte ich das es mir Raoul verzeihen konnte. Er hat mir immer versprochen, dass er zu mir halten würde. Egal was passieren würde. Doch das schien nicht der Fall zu sein. Um meinen Hals lag eine Kette mit einem goldenen Ring daran. Er passt mir nicht, denn er gehörte eigentlich Erik. Er gab in mir bei unserer letzten Begegnung mit den Worten: Wenn du mich brauchst, wird der Ring dir den Weg zu mir öffnen. Und ich könnte mir denken wie. Die Nacht war stürmisch und es zog ein Schneesturm herauf- was typisch für die Jahreszeit war.

Vor mir tauchte aus der dunklen Nacht die Pariser Oper auf. Den Ort den mir Raoul verboten hat zu betreten. Dabei wusste er ganz genau wie sehr ich an der Oper hänge, fast mein ganzes Leben habe ich dort verbracht. Angefangen als Balletttänzerin im Corps de Ballet um mit der Hilfe meines Engels zum gefeierten Opernstar zu werden. Nun war ich zurück.. Was mich erwartet kann ich nur vermuten.

Mit letzter Energie schlich ich mich zum Hintereingang, dort in einer Mauernische war immer ein Schlüssel versteckt, mit dem sich die Tür im Notfall öffnen lies. Und die Tür lies sich immer noch leicht öffnen. Lautlos schwang sie auf. Auf Zehenspitzen schlich ich weiter. Auch wenn es schon nach Mitternacht war, war die Oper doch nie ganz verlassen. Die Zeit schien endlos dahinzuziehen, bis die Tür meiner alten Garderobe vor mir auftauchte. Die Tür war verschlossen. Da ich aber zu dieser einen Schlüssel in meinem Besitz hatte – für den Fall, dass ich meine Karriere fortsetzen wollte, stellte auch das kein allzu großes Problem dar.

Die Einrichtung wurde seit meinem Abschied nicht verändert. Alls war an seinem Platz wie ich es verlassen hatte. So auch der große Wandspiegel. Hier gab Erik sich zum ersten Mal zu erkennen, und kurz darauf entführte er mich durch den Spiegel in sein unterirdisches Reich. Vorsichtig berührte ich die glatte, auf Hochglanz polierte Spiegelfläche. Es ist ein versteckter Mechanismus, der die Tür öffnet. Da ich den Ring bei mir trug folgte ich einfach einer Eingebung, und legte den Ring auf den geschnitzten Rahmen. Nach einigen Versuchen fand ich tatsächlich eine Stelle die genau zu dem schmalen Goldreif zu passen schien. Es war ein helles KLACK zu hören, und der Spiegel glitt ein wenig zur Seite. Ich schob den Spalt so weit auf das ich hindurchschlüpfen konnte. Dahinter begann der geheimnisvolle Gang, der mich zu ihm führen sollte. Zumindestens hoffte ich darauf. Seit unserem letzten Abschied vor meiner Hochzeit hatte ich nichts mehr von meinem Operngeist gehört. Doch dazu kam es nicht mehr. Durch meine Überstürzte Flucht und die eisige Kälte war ich am Ende meiner Kräfte angelangt und sank ohnmächtig zu Boden.

Tief unter der Oper, abgeschirmt von den Blicken anderer, saß Erik wieder einmal an seinem Schreibtisch. Er hatte mehrere Häuserskizzen vor sich liegen, die er eingehend betrachtete. Jules hatte sie ihm geschickt. Doch an den Entwürfen war nichts auszusetzen. Er hatte gute Arbeit geleistet.

Plötzlich zerriss eine Glocke die Stille. Mit einem kurzen Fluch riss sich Erik von seiner Arbeit los und stand auf. Die Glocken hatte er an allen Eingängen angebracht, die zu seinem Haus am Unterirdischen See führen. Sie dienten ihm als eine Art Alarmanlage. Doch anscheinend gab es auf dieser eine Störung. Die Glocken sollten ja nur anschlagen, wenn irgendjemand die Türen öffnet. Auf diese Weise war er informiert wenn sich jemand zutritt verschaffen wollte. Doch diese hörte gar nicht mehr auf zu läuten. So wie es aussah, hatte irgendjemand den Eingang geöffnet, oder irgendetwas war an der dämlichen Leitung kaputt. Es blieb ihm also nichts anderes übrig als nachzusehen was da vor sich geht.

Er zog sich seine Jacke und seinen Umhang an, setzte seinen Hut auf und griff nach seinem Stock mit dem Totenkopf. Danach machte er sich auf den Weg. Unterwegs machte er sich Gedanken darüber wer im Falle eines Falles die Tür geöffnet haben könnte. Außer ihm selbst und seinem alten Freund Nadir hatte nur noch eine Person einen Schlüssel in ihrem Besitz. -Christine. Aber sie war ja jetzt verheiratet. Er hatte sie schweren Herzens gehen lassen. Und an ihre Rückkehr glaubte er nicht. Raoul würde es sicher niemals zulassen das sie zu ihm zurückging. Er selbst würde es ihr auf jeden Fall verbieten so wie jeder andere vernünftige Mensch auch.

Langsam kam er aus der Puste. Ich werde langsam zu alt für so was! dachte sich Erik als er die letzten Stufen emporstieg. Vor ihm lag nun der lange Gang, der mit Fackeln gesäumt war. Er führte zu Christines Garderobe, dem Ort an dem er sich ihr zum ersten mal offenbart hatte. Unweigerlich stiegen die Erinnerungen wieder in ihm hoch. Erinnerungen an eine Zeit die jetzt so unwirklich wirkte als hätte es sie nie gegeben. Damals hatte er sich nur als ihr Engel der Muse vorgestellt. Sie wurde zu seiner Schülerin und ein gefeierter Star. Und durch diesen Eingang hatte er sie zum ersten Mal in sein unterirdisches Reich gelockt. Und danach kam sie von Zeit zu Zeit von sich aus zu ihm zurück. - Und es war der letzte Eingang den er noch nicht überprüft hatte. Wahrscheinlich ist die dämliche Glocke doch kaputt! Dachte er so bei sich. Er bog um die letzte Ecke des Ganges- und glaubte seinen Augen nicht. Was er da sah war sicher nur eine Illusion. Vor ihm auf dem Boden lag die ohnmächtige Christine. Und der Alarm funktioniert doch richtig- der Spiegel war nicht ganz zugeschoben worden. Er näherte sich ihr vorsichtig, als sei sie eine Illusion die gleich verschwinden würde. Doch sie war immer noch da. Er beugte sich zu ihr hinab und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Vorsichtig hab er sie auf und brachte sie in seine Wohnung am See.