Kapitel 4: Bist du verrückt geworden?

Plötzlich war es still im Raum. Ich konnte nicht glauben was ich da sah. Da stand Erik, neben ihm meine alte Freundin Meg- und das beste war ja sie hatte auch noch meine Tochter im Arm. Entweder wurde ich langsam verrückt, oder warum sollte ich so ein Bild vor mir sehen. Doch das nächste was ich mitbekam war, dass ich auf Meg zulief und Madeleine auf den Arm nahm. So sehr hatte ich mir gewünscht mein Mädchen hier zu haben. Als sie mich erkannte, fing sie an vergnügt zu strampeln und zu brabbeln. Aber ich freute mich nicht weniger. Wie... Warum... Jetzt konnte ich nicht einmal mehr ganze Sätze bilden. Ich war so überrascht das meine Gedanken völlig blockierten.

Als Erik das merkte, sagte er zu mir: Ich habe mir gedacht, dass ich dir eine kleine Freude machen kann indem ich Madeleine herhole. Und als ich zurückkam- dreimal darfst du raten, wer sich in deiner Gardarobe am Spiegel zu schaffen gemacht hat. Dabei sah er Meg an, die Purpurrot angelaufen war und wohl am liebsten im Boden versunken wäre. Also habe ich sie erst einmal zu Tode erschreckt. Sie war so darin vertieft den Durchgang zu öffnen, dass sie gar nicht bemerkt hatte das ich den Raum betrat. Da habe ich sie gefragt was sie hier zu suchen habe - und sie sagte zu mir, nachdem sie sich wieder etwas gefangen hatte, dass sie nach dir suche. Sie sei sich sicher das du bei mir bist. – Womit ich ja schließlich auch Recht hatte oder? Meg schaltete sich nun endgültig selbst in das Gespräch ein. Oh Christine ich bin so froh, dass es dir gut geht. Ich war in großer Sorge das dir etwas passiert sein könnte. Als ich gehört hatte du seiest verschwunden...

Warum denken eigentlich alle zuerst daran das ich überall meine Finger im Spiel habe? Erik unterbrach Meg schmunzelnd, weil sie anfing, die Geschichte zu weit auszudehnen.

Könnte mir vielleicht endlich einmal jemand erklären was das hier alles zu bedeuten hat? Oder darf ich mir selbst eine Geschichte zusammenreimen? Auch Nadir war jetzt Neugierig geworden. Er sah abwechselnd zu mir und zu Erik - Dabei hatte er einen Blick aufgesetzt, der Sherlock Holmes alle Ehre gemacht hätte – als wolle er sich tatsächlich selbst eine Geschichte ausmalen. – Na gut! Schön. Ihr wollt beide wissen was hier los ist? Ich tauschte einen kurzen Blick mit Erik, ob er einverstanden ist. Er gab mir aber zu verstehen, dass die beiden noch nicht die GANZE Wahrheit zu erfahren brauchten. Damit war ich auch einverstanden. Dann erzähle ich euch eben alles. Na sagen wir mal FAST alles. Ich deutete beiden mit einer Geste sich zu setzten. Als wir alle vier am Tisch saßen, erzählte ich ihnen von meiner überstürzten Flucht, und das ich nicht daran dachte wieder zurück zu gehen.

Chrisi? Meg sah mich mit mitleidigen Blick an. Es tut mir so leid für dich. Wer konnte den ahnen, das dein Mann so ein , ein – Besoffener Schwachkopf ist? Half ich ihr weiter. Tja da sieht man einmal mehr, das der Schein trügen kann.Nun wenn es sich so zugetragen hat, dann ist ja alles in bester Ordnung. Ich dachte zuerst das jemand bestimmtes wieder einmal auf dumme Gedanken gekommen ist, aber nun bin ich beruhigt. Nadir sah deutlich entspannter aus als zu Beginn meiner Schilderung der Geschehnisse. Er sah kurz auf seine Taschenuhr und stand auf. Ich bitte um Verzeihung, aber ich hatte die Zeit vergessen. Ich muss noch einiges erledigen was sich nicht verschieben lässt. Mit einer knappen Verbeugung, drehte er sich um, und wollte gehen als Erik aufsprang: Warte ich begleite dich noch ein Stück! Und beide verschwanden durch die Tür. Und ich war mit meiner Tochter und Meg alleine.

Sie sah mich noch immer mit großen Augen an. Sag mal stimmt das wirklich? Bist du wirklich aus freien Stücken hier? Ich meine Ähm...warum ausgerechnet zu ihm? Sie wurde wieder rot bis zu den Haarspitzen. Meg, es ist so wie ich es euch erzählt habe. Raoul ist in letzter Zeit so oft Ausgerastet, ich habe keinen anderen Ausweg mehr gesehen. Und was meine Entscheidung betrifft, es gibt mehrere Gründe warum ich hierher zurück gekommen bin. Aber ich erzähle dir das ein anderes mal. Ich muss die Geschehnisse der letzten Tage erst noch verarbeiten. Als ich diese Worte sprach, drückte ich meine Tochter fester an mich um nicht plötzlich loszuweinen.

Ich würde nichts lieber tun, als Meg alles zu erzählen. Warum ich mich für Erik entschieden hatte. Doch das würde sie mir bestimmt nicht glauben. Hör mal, ich bin deswegen zurückgekommen, weil ich mich in Erik verliebt habe? Und außerdem ist die kleine seine Tochter und nicht Raouls. Ich stellte mir gerade vor wie Meg wohl auf diese Eröffnungen reagieren würde. Doch nichtsdestotrotz blieb ich bei meinem Entschluss, es ihr nicht zu sagen. Noch nicht. Sie ist meine beste Freundin. Normalerweise, teilten wir alle Geheimnisse miteinander. Doch dafür ist es noch viel zu früh. Wenn du es mir nicht sagen willst, verstehe ich das! Sie nahm meine Hand in ihre- Lass dir einfach Zeit. Und wenn du jemanden brauchst mit dem du Reden möchtest, komm einfach zu mir, oder ich komme zu dir. Ich schenkte ihr einen dankbaren Blick. Sie war wirklich meine Beste Freundin.

Wenig später kam auch Erik zurück. Als er sich an den Tisch setzte, stand Meg auf und sagte, dass es für sie auch schon Zeit werde zu gehen. Ich bot ihr an sie zu begleiten, doch sie winkte ab. Keine Sorge ich kenne den Weg ganz gut. Ich verlaufe mich schon nicht. Darf ich wiederkommen und dich besuchen kommen? Ich nickte ihr zu und Erik meinte auch sie könne jeder Zeit herkommen. Danach verabschiedeten wir uns, und wir waren wieder alleine. Ich brachte meine Tochter ins Bett bevor ich ins Wohnzimmer zurückging. Wie lange wir nur so dagesessen waren, kann ich im nachhinein nicht mehr sagen. Was ich aber noch ganz genau weiß ist, dass die erste Frage die ich Erik gestellt hatte war ob er verrückt geworden war.

Sag mal, wie kann man nur auf so bescheuerte Ideen kommen wie du? Wie hast du das angestellt? Bist du einfach so zu Raoul marschiert und hast gefragt ob du einfach mal so seine Tochter mitnehmen kannst? Irgendwie konnte ich das immer noch nicht fassen, was sich in den letzten Stunden abgespielt hatte. Oder hast du ihn ein blaues Auge verpasst? Oder vielleicht sogar zwei? Bei dem Gedanken hellte sich meine Stimmung schlagartig auf.

Er sah mich erstaunt an. Sag mal was geht eigentlich grad in deinem Kopf vor? So kenne ich dich ja gar nicht! Ein blaues Auge oder vielleicht sogar zwei? Aus seiner Miene wurde ich im Moment nicht schlauer. Er fuhr fort: Aber da muss ich dich leider enttäuschen. Ich habe deinen" Mann" ( Erik sprach das Wort so angewidert aus, wie ich es noch nie von ihm gehört hatte!) weder gesehen, noch habe ich mit ihm geredet. Ich hab schließlich einen Ruf zu waren. Ich tauche auf, mache was ich will und verschwinde wieder. – Bei dieser Erklärung konnte ich mir ein schmunzeln nicht mehr verkneifen – Aber wen es dich beruhigt: Mich hat niemand gesehen. Ich würde nur zu gerne wissen, ob sie schon bemerkt haben das noch ein Familienmitglied verschwunden ist.? – Soll das etwa heißen, dass du einfach in das Anwesen reinmarschiert bist und Madeleine entführt hast?Ja genau das will ich damit sagen.

Auch wenn ich mich mit dem Gedanken nicht anfreunden konnte, dass er einfach so eingebrochen ist und unsere Tochter entführt hatte - Der Gedanke, das ihn niemand gesehen hat, war beruhigend. Den wenn Raoul Erik gesehen hätte, dann wurde er eins und eins zusammenzählen. Und dann war es nur noch eine Frage der Zeit bis er hier auftauchen würde. Was hast du denn? Worüber zerbrichst du dir schon wieder den Kopf? Erik war meine nachdenkliche Miene nicht verborgen geblieben. Und wieder einmal hatte ich vergessen, das er in meinem Gesicht lesen konnte, wie aus einem offenen Buch. Manchmal wurde er mir doch noch unheimlich. Erik – Was mache ich, wenn er eines Tages hier auftaucht? Nicht das ich damit rechnen würde! Aber ich mache mir so meine Gedanken darüber. In seinen Augen blitzte kurz etwas auf, dass ich unmöglich zuordnen konnte. Und er musste auch nicht lange überlegen, was im Fall eines Falles zu tun wäre. Er kam zu dem Schluss, dass es möglich wäre, hier herunter zu kommen. Doch es bliebe nicht unentdeckt. Die meisten Eingänge in das Labyrinth waren verschlossen. Nur noch der Spiegel und ein in einer Versenkung für Bühnenbilder eingebauten Gänge waren geöffnet. Der erste war aber mit einem Alarm versehen, und der zweite führte direkt in die Spiegelkammer. Und aus der gab es kein Entkommen. Ich konnte nicht sagen warum, aber irgendwie war ich beruhigt.

Ach ja und Christine? – Ja? – Du hattest Recht! – Womit? – Mit Madeleine! Sie kommt wirklich ganz nach dir. Bis auf eine Kleinigkeit. – Und die wäre? – Ihre Haarfarbe, die hat sie von mir! Oh Mann- du bist ein richtiger Erbsenzähler weißt du das?