Kapitel 5: Rückblick
Er war im Kaminzimmer aufgewacht. Wie war er hier hergekommen? Und warum um alles in der Welt hatte er so fürchterliche Kopfschmerzen? Er blickte in den Spiegel und dabei fiel im ein, woher der Kater kam. Vor lauter Wut und Eifersucht, hatte er sich wieder einmal zu tief in das Glas geschaut. Doch anders ließ sich der Schmerz nicht verarbeiten. Zumindestens dachte er so. Von der Frau die er liebte, wurde er betrogen. Und noch dazu mit einem MONSTER.
Er hatte immer gedacht, dass Christine ihn liebte. Das sie im treu sein würde. Und dann – dann passiert so etwas. Gewusst hatte er davon nichts. Nur das sie kurz vor ihrer Hochzeit bei IHM war. Ich möchte mich verabschieden. – Hatte sie damals zu mir gesagt. Ich habe ihr das geglaubt. Bis ich schließlich herausfand, was in Wahrheit passiert war! Kurz nach der Geburt unserer – seiner – Tochter stellte ich sie zur Rede. Sie aber erinnerte mich dabei daran, weshalb wir die Hochzeit verschoben hatten. Ich möchte das du dir ganz sicher bist Raoul. Ob du mir verzeihen kannst. Die Worte kamen mir wieder in den Sinn, und sie brannten wie Feuer. Das hatte sie also damit gemeint. Und er hatte ihr versichert, dass er sich sicher sei. Das er verzeihen konnte. Aber da hatte er sich geirrt. DAS konnte er ihr nicht verzeihen.
Mittlerweile hatte sich Raoul soweit wieder unter Kontrolle, das er sich auf den Weg ins Badezimmer machte. Eine wenig kaltes Wasser, und er währe wieder ganz auf den Beinen. Nachdem er sich auch noch frische Sachen aus dem Kleiderschrank geholt hatte, ging er wieder nach unten um zu frühstücken. Dabei erhoffte er sich auch, ein paar Worte mit seiner Frau zu reden. Doch sie war noch nicht da. Normalerweise ist sie die erste, die morgens herunterkommt. Sie wolle in Ruhe frühstücken hatte sie ihm einmal gesagt. Sonst werde sie nicht richtig munter. Guten Morgen Herr. Josef begrüßte ihn mit einem Tablett in der Hand. Guten Morgen Josef- ist meine Frau noch nicht heruntergekommen? Der Dienstbote sah ihn erstaunt an. Nein Herr, Madmosielle ist noch nicht aufgestanden. Ich habe sie heute noch nirgendwo gesehen. – Ähm gut ich werde kurz nachsehen, wo sie ist. Bring schon mal den Kaffee! Er drehte sich um und ging mit schnellen Schritten nach oben. Soweit er sich erinnern konnte, war das Bett verlassen und gemacht gewesen. Er hatte sie doch nicht einfach übersehen. Als er die Tür des Schlafzimmers öffnete, wurden seine Gedanken bestätigt. Christine war nicht da. Sorgen machte er sich aber deshalb noch lange nicht. Er ging weiter um in den anderen Räumen nachzusehen. Das Bad, die Bibliothek, das Wohnzimmer und schließlich auch die Terrasse und der Wintergarten. Doch sie war nirgendwo zu finden. Zuletzt, ging er in Richtung Kinderzimmer. Vielleicht war sie bei der kleinen. Er öffnete die Tür und sah hinein. Madeleine lag in der Wiege und schlief fest. Doch auch hier war keine Spur von seiner Frau zu entdecken.
Langsam wurde er ärgerlich. Wo kann sie nur stecken. Sie ging ihm in letzter Zeit fast immer aus dem Weg, doch das schlug dem Sprichwörtlichem Fass den Boden aus. Josef? Raoul kam ins Speisezimmer zurück, wo Josef bereits den Kaffee eingegossen hatte. Ja Herr? Hast du meine Frau heute schon einmal gesehen? Ich kann sie nirgendwo finden. Oder ist sie wieder still und heimlich zu einer Freundin gefahren? Nicht das ich wüsste Herr! - Josef sah aus als müsse er über die nächsten Worte erst einmal genau nachdenken. – Ich werde aber wenn Herr es wünscht, sofort die Zofe der Madame fragen. – Ja tu das, und beeil dich gefälligst ein wenig. Sehr wohl. Josef drehte sich um und verschwand, und ließ den inzwischen vor Wut schäumenden Raoul alleine zurück. Wie kann sie es nur wagen? Nach allem was passiert ist? Er ging einige Minuten seinen Gedanken nach, bis Josef zurückkam. Herr? Begann er zögerlich. Was ist, hat sie gesagt wo sie ist? – Nun es- Josef fühlte sich sichtlich nicht wohl in seiner Haut – es ist so, dass- nun raus mit der Sprache, was ist los? Raoul wurde immer ungeduldiger, und auch seine Wut steigerte sich immer weiter. Sie sagt, das die Herrin gestern Nacht, nachdem ihr zurückgekommen seid, ohne ein Wort zu sagen, das Haus verlassen hat, und seitdem fehlt jede Spur von ihr. WAS? Wie kann sie- Josef, Ruf sofort die Polizei! – Ja Herr! Sprachs und verschwand. Na warte, du willst dein Spiel Christine, dann sollst du es auch bekommen. Dachte er mit Genugtuung und wandte sich seiner Tasse Kaffee zu.
Etwa zwei Stunden später, verließ er zusammen mit einem Kommissar der Polizei, das Arbeitszimmer. Er hatte ihm mit der Suche nach seiner Frau beauftragt. Dieser versprach, dass die Polizei alles in ihrer Macht stehende tun würde, um Christine zu finden. Nach außen hin, spielte Raoul den besorgten Ehemann. Dem das Wohl seiner Frau am Herzen lag. Doch die Wahrheit, sah anders aus. Kurz darauf, gab er eine Anzeige für die Abendzeitung auf. In dieser war jedoch von einer Entführung die Rede. An seinen einstigen Rivalen dachte er aber mit keinen Gedanken. Den wenn er seine Finger im Spiel gehabt hätte, dann hätten sie ihre Tochter auch mitgenommen. Und diese war ja schließlich noch da. Doch trotz allem, Christine blieb verschwunden. Auch gab er sich selbst keine Schuld an ihrem Verschwinden. Sie war es doch, die ihn betrogen hatte. Es war ja nicht sein Wunsch gewesen. Sie sagte oft, dass es ihr leid tun würde, dass sie es bereute. Doch so einfach war es nicht. So leicht, konnte er ihr nicht vergeben. Auch wenn er sie noch so geliebt hatte. Hatte? Liebte er sie denn nicht mehr? Er stellte sich plötzlich diesen Gedanken. Doch! Er liebte diese Frau sogar abgöttisch. Doch seinen Verletzten Stolz, liebte er noch sehr viel mehr. Er gab sich seinen Gedanken weiter hin, währen der seine Hand nach seinem Brandyglas ausstreckte. Und bei einem Glas sollte es auch an diesem Abend nicht bleiben.
Er wusste nicht mehr, wie er am Abend in sein Bett gekommen war. Wohl aber, das er wirre Träume hatte. Träume, von denen er nicht sagen konnte, ob sie vom Alkohol kamen, oder ob es nur Produkte seiner wahrscheinlich überspannten Fantasie waren. Und langsam dämmerte ihm, dass er nicht von selbst wach geworden war. Vor seinem Bett stand Josef, der wild mit den Armen rudernd auf den Vicomte einredete. Dieser brauchte einige Momente, um zu begreifen was eigentlich vor sich ging. Als er Josef erst einmal zum Schweigen gebracht hatte, lies er sich noch einmal in aller Ruhe erzählen, was passiert war. Herr, etwas schreckliches ist passiert! – Was ist den Josef, so sag endlich was so schreckliches passiert ist. Haben sie meine Frau gefunden? Ist ihr etwas passiert? Echte Sorge zeigte sich in seinem Gesicht. Nein Herr viel schlimmer, eure Tochter, sie- Meine Tochter? Madeleine? Was ist mit ihr? Jetzt red schon, oder ich prügle es aus dir heraus! Langsam konnte Raoul sich nicht mehr beherrschen. Sie ist, na ja – Weg! Verschwunden. Wie bitte? Mit einem Satz war Raoul aus dem Bett gesprungen.
Ohne darauf zu achten, dass er Josef fast umgerannt hätte, lief er zum Kinderzimmer. Das darf doch nicht sein! Sie kann doch nicht einfach so verschwinden. Dachte er sich auf dem Weg. Als er angekommen war, riss er die Türe auf. Im Zimmer, fand er die Christines Zofe, und das völlig in Tränen aufgelöste Kindermädchen. Es stimmte also tatsächlich. Die klein war weg. Doch dann, fiel sein Blick gebannt auf etwas, dass er nicht erwartet hätte. Langsam, ging er auf die Wiege zu und streckte seine Hand nach dem Objekt aus. Als er die Hand zurückzog, konnten alle im Raum sehen, was ihn so erschreckt hatte. In seiner Hand hielt der Vicomte eine Rote Rose.
Eine Rote Rose mit einer schwarzen Schleife.
