Kapitel 7: Neue Alte Freundschaft

Etwas später an diesem Abend: Wir saßen immer noch im Wohnzimmer von Meg und deren Mutter Antoinette Giry. Genauso wie Meg, zeigte sich ihre Mutter nicht im geringsten Überrascht über die Tatsache das ich wieder bei Erik war. Doch anders als die meisten anderen Menschen, die ihn etwas näher kannten, war sie nie der Annahme gewesen, dass er mich entführt haben könnte. Sie kannte in schließlich von allen im Raum anwesenden am besten. Sie hatte ihm damals wahrscheinlich das Leben gerettet.

Er hatte mir die Geschichte erzählt. Ich hatte ihn darum gebeten es mir zu erzählen. Und er hatte es getan. Aber war mir dennoch aufgefallen, wie schwer es ihm fiel über die Vergangenheit zu reden. Und so erfuhr ich, das er als Kind auf Jahrmärkten ausgestellt wurde. Als Sohn des Teufels. Doch gab es jemanden, der Mitleid mit ihm hatte. Madame Giry. Damals nicht viel älter als ich heute. Doch hatte sie den Mut die Ungerechtigkeit zu beenden. Sie brach das Schloss des Käfigs auf und befreite Erik. Anschließend war sie es auch, die ihn in der Oper versteckte. Dort lebte er von diesem Tag an.

Ich erkundigte mich bei ihr auch darüber, ob es Neuigkeiten von Raoul gab. Doch gab es nicht wirklich etwas neues zu berichten. Das beruhigte meine Nerven ein wenig. Es waren nun schon mehrere Wochen, dass ich weggelaufen bin – bzw. das auch meine Tochter „verschwunden" war. Und an der Ruhe beunruhigte mich eben genau die Erkenntnis, dass es so ruhig war. Madame Giry meinte zwar, das man nach wie vor nach mir suche, doch eigentlich hätte mein „Göttergatte" auf die Idee kommen müssen wo er mich finden könne. Vor allem, wegen der Rose die Erik in Madeleines Wiege gelegt hatte. Doch meine Gedankengänge wurden jäh unterbrochen, als Madame Giry Erik ansprach: Kann ich kurz unter vier Augen mit dir sprechen? Er nickte knapp und stand auf um ihr nach draußen zu folgen. Meg und ich blieben im Wohnzimmer sitzen.

Also jetzt sag mal ehrlich Christine. Was ist nur mit dir los? Du bist irgendwie nicht mehr die Christine wie vor ein paar Wochen. Du siehst aus, als wärst du mit dir und der Welt völlig zufrieden. Und außerdem strahlst du wieder wie früher! Oder liegt das evl. An deiner wiedergewonnen Freiheit? Jetzt sag schon! Meg sah mich mit ihren großen Augen an, als hoffe sie mich damit Weichzukochen. – Äh Meg, wie kommst du darauf? Ich meine das ich wieder so bin wie früher? – So wie ich es sage. Seit deiner Hochzeit warst du nicht mehr so fröhlich wie heute abend! Komm schon was ist los? Hast du einen neuen Verehrer von dem ich nicht weiß? Komm schon sag, sag, sag ich bin doch deine beste Freundin oder? Jetzt spann mich nicht so auf die Folter!

Als ich merkte, dass sie doch nicht locker lassen würde, beschloss ich ihr einfach die Wahrheit zu sagen. Was konnte den schon schlimmeres passieren, als das sie mich für Verrückt erklären oder in Ohnmacht fallen würde. Ok du hast gewonnen, ich erzähl dir ja schon alles. Also ja man kann sagen das ich einen neuen Verehrer habe. – Oh ich wusste es und wer? Kenn ich ihn? – Ja du kennst ihn sogar ganz gut würde ich sagen. Und mal so gesehen, als neuen Verehrer kann man ihn auch nicht grad bezeichnen. – Ach du kennst ihn also schon länger? Triffst du ihn auch manchmal? – Ich kenne ihn schon über ein Jahr lang ja. Und ich sehe ihn jeden Tag. – Jetzt sag endlich wer es ist! Spann mich nicht noch länger auf die Folter! Ich konnte gar nicht glauben was ich da hörte. Entweder hatte Meg nur Tomaten auf den Augen, oder sie kapierte echt nicht worauf ich hinaus wollte. Und dabei war es doch offensichtlich von wem ich sprach. – Äh Meg, kannst du dir wirklich nicht vorstellen wen ich meine? Außerdem, warst du diejenige, die mir von ihm erzählt hat. Damals im Orchestergraben der Oper! Na dämmert es allmählich? – Ne! – Ok dann ganz brutal: Er hat den ganzen Abend über neben mir gesessen. – Meg sah von einem auf den anderen Augenblick aus, als hätte sie ein Blitz getroffen. – Wie bitte? Willst du mir etwa Weißmachen das du und ERIK? – Nein Christine, dass glaub ich dir nicht! Du machst nen Scherz. Oder? Sag mal spinnst du jetzt völlig? Ich meine... ! Ja mit meiner Vorhersage was die Ohnmacht anging lag ich nicht mal so verkehrt.

Kurz darauf hatte sie sich doch wieder soweit unter Kontrolle, dass ich weiterreden konnte. Nein Meg ich mache keine Scherze. Was ich gerade gesagt habe ist mein voller Ernst. Aus diesem Grund bin ich zurückgegangen. Und auch deswegen, habe ich es dir noch nicht gesagt. Ich hatte einfach Angst, dass du mich für Verrückt hältst. – Wieso sollte ich das tun? Ich meine ich kann deinen Gedanken und Gefühlen nicht ganz folgen, aber du wirst deine Gründe haben. Und nebenbei, kann es sein das du auch in Erik verliebt bist? – Mein Schweigen deutete sie wohl als ja. Denn ich war viel zu überrascht von Megs Reaktion, als das ich hätte antworten können. Und wenn ich nebenbei bemerken dürfte ,- Eigentlich lag es auch daran das Meg schon weitersprach bevor ich die Möglichkeit hatte zu antworten. – Oh Gott vor ein paar Jahren hätte ich mich gar nicht getraut so über das Phantom der Oper zu reden, er passt auf jeden Fall besser zu dir als Raoul!

Ich traute meinen Ohren nicht. War das wirklich Meg die da sprach? Er passt besser zu mir als Raoul? Habe ich irgendetwas nicht mitbekommen? War sie es nicht gewesen, die mich immer vor dem „Phantom" gewarnt hatte, dass es böse und brutal war! Dass es Menschen einfach so umbrachte, und allen das fürchten lehrte? Mit jedem Wort das sie sprach, wurde sie mir unheimlicher. Und das sagte ich ihr auch. Christine, sei mir nicht böse, aber damals hat mich meine Mutter gebeten, die Gerüchte und alles andere so weiterzugeben wie ich sie gehört hatte. Ich kenne Erik schon sehr lange, und ich kannte auch damals schon seine guten Seiten. Doch Mama setzte alles daran, seinen Ruf als Phantom aufrecht zu erhalten. Und den Rest der Geschichten kennst du ja selbst.

Wie lange wir uns noch über dieses Thema unterhalten haben weiß ich nicht mehr. Aber andererseits war ich auch froh darüber das wir über so etwas reden konnten. Doch irgendwie kam unser Gespräch auf meine Tochter. Meg meinte, sie sei schon ein richtiger kleiner Engel.

Oh ich sage dir, ich hab die kleine schon richtig ins Herz geschlossen. Aber ich war richtig erstaunt darüber, wie sie auf Erik reagiert hat. Gut so etwas wie Furcht kennt sie noch nicht. Aber im ganzen. Sieh sie doch nur an! Man könne meinen das sie seine Tochter wäre, so wie auf ihn reagiert. Oh je! Bei diesen Worten muss ich Puterrot geworden sein. Denn plötzlich sah sie mich so komisch an. Christine? Soll das heißen das die kleine wirklich? Ach du liebe Güte! Äh Weiß Erik das schon? Hast du es ihm gesagt? – Ja er weiß es. Er wusste es schon von Anfang an. Und bevor du fragst – Ich erzähl dir davon bestimmt nicht mehr. Guck mich erst gar nicht so an. Das geht dich nämlich nichts an!

Als wir schließlich über uns beide lachen mussten, wurde mir bewusst, das das Eis, das sich zwischen uns gelegt hatte nun endlich wieder gebrochen war. Es musste mittlerweile ein ganzes Stück nach Mitternacht sein. Denn urplötzlich überkam mich die Müdigkeit wie ein Schlag. Um mein Gähnen zu unterdrücken fragte ich Meg was die beiden wohl zu besprechen hatten. Und wenn man vom Teufel spricht, kaum war der Satz ausgesprochen, ging auch schon die Türe auf und Erik trat mit Madame Giry ins Wohnzimmer. Über was sich die beiden unterhalten hatten, erfuhr ich an diesem Abend nicht mehr. Denn auch Erik war der Meinung das wir nun langsam aufbrechen sollten. Also nahm ich Madeleine vorsichtig auf den Arm um sie nicht aufzuwecken. Wir verabschiedeten uns schließlich. Und Meg versprach mich bald wieder besuchen zu kommen.

Den Weg kannte sie ja mittlerweile auswendig.

Kap Nr. 7 ist fertig! Juhu! Jetzt würde mich nur noch eure Meinung interessieren: Die Episode neigt sich langsam dem Ende zu und ich kann mich nicht entscheiden. Raoul hat noch etwas vor. Was verrate ich noch nicht! Jetzt frage an euch: Soll er diese Episode überleben? Ja oder Nein? Schickt mir eure Meinung einfach per Mail die Mehrheit entscheidet. Danke! ;-)