Titel: unsure and annoyed
Teil: 3 von ?
Autorin: Koohinor
Rating: PG-16
Warning: OOC, mein komischer Humor
Pairing: Yohji x Brad, und noch eines
Disclaimer: Nix meins, kein Geld.
°°°
„Freut mich, dass ihr alle so pünktlich gekommen seid.", begann Crawford mit einem ungeduldigen Blick zu Schuldig, der gerade zur Tür hereingetorkelt kam, „Dann können wir das Meeting ja beginnen. Wichtig genug ist es ja."
Er
wartete demonstrativ ab, bis der Mann mit den langen roten Haaren
sich gesetzt hatte, dann fuhr er fort: „Ich will gleich zum Punkt
kommen, bevor Schuldig uns unter den Tisch rutscht: Ich habe dieses
Treffen einberufen, um mit euch einige Dinge bezüglich SZ zu
besprechen." Brad schob seine Brille hoch. „In letzter Zeit
sind den Leuten von SZ jede Menge schwerer Fehler unterlaufen.
Fehler, die einfach nicht hätten passieren dürfen. Wie ich
einem Gespräch mit Nagi", er nickte dem Jüngeren zu,
der kurz aufblickte, „entnommen habe, ist das nicht nur mir
aufgefallen. Nun, wir sind zwar dieser Organisation verpflichtet,
aber ich wüsste nicht, wann wir uns an irgendetwas gebunden
hätten, was unser Ruin hätte werden können. Meines
Erachtens sind wir nun genau an diesem Punkt angelangt.
SZ
besteht aus völligen Stümpern, die nicht nur sich selbst,
sondern vor allen Dingen uns in Gefahr bringen, entdeckt zu werden.
Das kann ich nicht zulassen. Unsere vordringlichste Priorität
muss es sein, uns selbst zu schützen.
Ich
gehe davon aus, dass es nicht euer innigster Wunsch ist, den Rest
eures Lebens die Spinnen an der Zellenwand zu zählen.
Deshalb
mein Vorschlag, um uns aus dieser misslichen Lage zu befreien:..."
Er machte eine Kunstpause, um den Effekt seiner nächsten Worte
zu erhöhen, und ließ seinen Blick über seine
Teammitglieder streifen. Da waren Nagi, der ihm mit gesenktem Kopf
zuhörte, Farfarello, der, für seine Verhältnisse sehr
interessiert, ein Messer immer wieder in einen Styroporklotz steckte,
was ein ohrenbetäubendes Quietschen verursachte, und...
Schuldig, der mit geschlossenen Augen auf dem Tisch hing, während
ihm der Sabber aus dem Mund lief.
Der Amerikaner verschränkte die Arme vor der Brust und fixierte Schuldig mit einem abwartenden Blick. Dann schlug er mit der flachen Hand kräftig auf den Tisch, was Schuldigs Ohr, das auf eben jenem Tisch lag, gar nicht gut tat. Erschrocken schaffte es der Rotschopf, sich in eine halbwegs sitzende Position zu bringen.
„Wassis?
Mann, das war aber nicht nett, Brad..." Schuldig versuchte, Brad
böse anzuschauen, was ihm aber nicht so recht gelingen wollte.
Er sah eher aus wie ein überfahrener Maulwurf. Auch
Assoziationen mit gerupften Mardern boten sich an.
Crawford
zuckte mit den Schultern und versuchte angestrengt, sich jeden
Kommentar über Schuldigs Aussehen zu verkneifen. Die Gelegenheit
war einfach zu günstig, aber mit der Eitelkeit des Deutschen war
nicht zu spaßen. Hätte er irgendetwas in Richtung ‚toter
Maulwurf' gesagt, hätte es gut sein können, dass die
nächsten paar Wochen überall, wo er hinging, halbverweste
Nager aufgetaucht wären. Darauf legte Brad dann doch keinen
Wert.
„Du bist hier nicht als Mimose angestellt.", wies Brad ihn zurecht, „Im übrigen bist du selber schuld, wenn du mehr säufst, als du verträgst." Das brachte ihm einen wirklich wütenden Blick von Schuldig ein, doch direkt darauf verzog er das Gesicht vor Schmerz und hielt sich den Kopf.
„Diese
Kopfschmerzen bringen mich um.", nuschelte er.
„Unter
diesen Umständen sollten wir das Meeting zu Ende bringen,
solange Schuldig noch unter den Lebenden weilt.", meinte Brad
spöttisch lächelnd und wandte sich dann wieder dem Thema
zu.
„So, da ich dank Schuldigs Einlage den Faden verloren habe, mach ich es kurz. Ich bin der Meinung, dass wir uns von SZ lösen sollten, und zwar endgültig. Soll heißen: Wir machen die Bande kalt. Das sollte kein Problem werden, wenn wir alle zusammenarbeiten. Außerdem könnte es sein, dass wir Verstärkung bekommen... Aber das ist noch lange nicht spruchreif."
Nein, das war es wahrlich nicht, diese Idee war ihm eben erst gekommen, während er redete. Aber es war etwas, worüber es sich nachzudenken lohnte.
„Wie ich schon sagte, müssen wir gegen SZ an einem Strang ziehen. Also. Will noch jemand etwas dazu sagen?"
„Was hast du mit ‚Verstärkung' gemeint?", meldete sich Nagi zu Wort. Brad musste schmunzeln. Er hatte vorausgesehen, dass die vernünftigen Fragen nur von Nagi zu erwarten gewesen waren. Mit Schuldig war heute wohl eher weniger zu rechen. Mit Farfarello nie.
„Wie
gesagt, darüber solltet ihr euch keine Gedanken machen. Darüber
kann ich noch nichts sagen. Wir sollten uns auf alle Fälle
darauf einstellen, alleine arbeiten zu müssen. Viel wichtiger
ist die Frage, ob ihr mir alle zustimmt. Schreiten wir deshalb zur
Abstimmung: Wer ist dafür, SZ den Garaus zu machen?"
Eine
Hand, ein Messer und ein halblebiger Finger hoben sich.
„Wer
ist dagegen?"
Aus
Schuldigs Richtung kam ein kehliges Stöhnen.
Brad sah überrascht zu dem Deutschen. „Willst du etwas sagen?"
„Ja. Mir ist schlecht.", gab Schuldig bekannt und suhlte sich weiter in seinem Selbstmitleid.
Verwundert starrte Brad ihn an. „Ist das alles!"
„Das ist doch wohl schlimm genug!... Autsch...", schimpfte und jammerte Schu.
Der Amerikaner verdrehte ungehalten die Augen. „Diese Heinis sind doch völlig unregierbar.", flüsterte er düster. Er hatte es auch wirklich nicht leicht mit seinen Mitarbeitern. Genervt kniff er sich in die Nasenwurzel. Er machte drei Kreuze, wenn die SZ-Angelegenheit endlich hinter ihnen lag. Dann wären sie frei zu tun, was auch immer sie wollten, und für Crawford war es beschlossene Sache, dass er erstmal so viel Land wie möglich zwischen sich und diesen individualistischen Haufen bringen würde. Urlaub. Das Wort klang wie Engelsgesang in seinen Ohren.
„Danke, Schuldig, für diese erhellende Neuigkeit. Dann ist es also beschlossene Sache, dass wir SZ erledigen." Brad erhob sich und ging zur Tür. Im Türrahmen drehte er sich noch einmal um. „Ach, und Schuldig: Wisch deine Spucke vom Tisch. Das ist ja widerlich."
Die dick gepolsterte Tür fing sowohl Schuldigs unflätige Flüche wie auch Nagis hämisches Lachen ab.
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Anscheinend konzentriert hielt Brad eine Zeitung in Händen. Aber eben nur anscheinend, in Wirklichkeit lauschte er auf das Rauschen der Dusche.
Unter eben jener Dusche stand sein derzeit kompliziertestes Problem.
Die
Sache mit SZ machte ihm eigentlich kaum Kopfzerbrechen, jetzt,
nachdem Schwarz entschieden hatte, die Organisation zu zerschlagen,
konnten sich die Angehörigen von SZ schon mal ihre Särge
bestellen – sollte von ihnen überhaupt genug für eine
Beerdigung übrig bleiben. Wenn Farfarello richtig zupackte,
konnte man sich da nicht so sicher sein.
Ihm
wäre allerdings um einiges wohler gewesen, wenn er schon eine
Vision von dem Kampf mit SZ gehabt hätte. Selbst, wenn sie
gering war – etwas Unsicherheit war schon dabei.
Brad Crawford hasste es, unsicher zu sein.
Dieser Gedanke brachte ihn zurück zu seinem duschenden Problem, seit neuestem Quelle permanenter Überraschungen und Verwirrung. Gefühls- und Werteverwirrung. Für jemanden, der es gewohnt war, fast alles im Voraus zu wissen und zu kontrollieren, eine denkbar schlechte Situation.
Brad spitzte die Ohren. Duschend? Das Wasserrauschen hatte gerade aufgehört. Schnell hielt er seine Zeitung wieder hoch und fing an, den Börsenteil zu lesen, über dem er jetzt schon eine geschlagene halbe Stunde saß, von dem bisher jedoch noch nichts bis in seine Großhirnrinde vorgedrungen war.
Wie es das Schicksal so wollte, sollte er auch jetzt nicht viel weiter als bis zur Überschrift kommen, denn eine immense Ablenkung in Gestalt Yohjis, nur in ein knappes Handtuch und ein paar glitzernde Wassertropfen gewandet, betrat gerade das Wohnzimmer.
Crawford schluckte trocken und versuchte unauffällig über den Rand seiner Zeitung zu schielen. Verstohlen beobachtete er, wie Yohji, sich seiner Wirkung auf Brad völlig unbewusst, im Zimmer stand und augenscheinlich etwas suchte. Dabei stand er mit dem Gesicht zum Sofa gewandt, auf dem der nervöse Amerikaner saß, und hatte eine Hand auf die Hüfte gestemmt, was ihn in Brads Augen aussehen ließ wie ein in Marmor gemeißelter Apollo, so ebenmäßig, muskulös und lässig.
Brad
rollte die Zeitung zusammen und schlug sie sich an die Stirn. Er
fragte sich schon zum wer weiß wievielten Male, wie um alles in
der Welt er so tief hatte sinken können, dass er den nervigen
Sprücheklopfer von Weiß mit antiken Kunstwerken in
Verbindung brachte! Das waren eben die Nachteile einer klassischen
Bildung.
Was
ihn zu den alten Griechen brachte, die dafür bekannt waren, dass
Homosexualität damals völlig üblich gewesen war...
Noch ein Schlag an die Stirn. Diesmal so fest, dass seine Brille verrutschte.
Er stand doch gar nicht auf Männer!
Eine fiese, näselnde und besserwisserische Stimme hinter seiner Stirn fragte ihn, ob er sich in dieser Hinsicht völlig sicher wäre.
Wäre
es nicht unter seinem Niveau und seinen frisch manikürten Händen
abträglich gewesen, hätte er jetzt nervös an den
Nägeln gekaut. Naja, so dem eigenen Geschlecht abgeneigt war
er nun auch wieder nicht. Natürlich dachte er schon mal, dass
dieser oder jener Mann besonders gut oder, ja, besonders sexy aussah.
Aber,
so sagte sich Crawford, das war ja schließlich völlig
normal. Jeder denkt mal, dass ein Angehöriger oder eine
Angehörige des eigenen Geschlechts attraktiv sei. Das hieße
ja noch lange nicht, dass man an dieser Person auch sexuelles
Interesse hatte.
Galt das auch, wenn man nachts aufwachte und die Laken wechseln musste, weil man davon geträumt hatte, wie sich eben jenes Exemplar Mann nackt und stöhnend unter einem rekelte?
Ein aufmerksamer Beobachter hätte jetzt die leichte Röte auf den Wangen des Amerikaners bemerkt, als er sich jenen denkwürdigen Vorfall wieder ins Gedächtnis rief. Sein „Ich stehe nicht auf Männer"-Vorsatz war gerade vergessen.
Gute Detektive, auch gute ehemalige Detektive, sind auch gute Beobachter.
„Brad,
hast du mein... Brad?"
Keine
Antwort.
Yohji
stellte sich vor Crawford, dessen verträumter Blick in weite
Ferne gerichtet zu sein schien. Der Japaner beugte sich vor und
wedelte mit der Hand vor Brads Gesicht.
„Hm?",
fragte dieser, als er so aus seinen Gedanken und somit auch aus
seiner Starre geholt wurde, und hielt den Atem an. Yohjis Gesicht
befand sich so unglaublich nah vor dem seinen...
„Hey,
Brad, was ist mit dir? Du siehst total weggetreten aus. Und... sehe
ich da etwa Röte auf deinen Wangen schimmern?"
Yohjis
ungläubiges Entzücken holte ihn schnell wieder in die
Realität zurück. Das war Yohji! Yohji! Nur Waschbrettbauch
und kein Gehirn. Er war nichts, woran er, Brad Crawford,
interessiert sein könnte!
Er
rückte seine Brille zurecht. „Entschuldige, was hast du
gesagt? Ich war wohl einen Moment nicht ganz aufmerksam."
Yohji
lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Wieso? Bringe ich dich etwa durcheinander?"
„Das
hättest du wohl gerne." Brad klopfte sich für seinen
glaubwürdig herablassenden Tonfall mental selbst auf die
Schulter. Bevor der andere etwas sagen konnte, fragte er: „Nun, was
wolltest du von mir? Und keine Anzüglichkeiten, bitte.",
setzte er nach, als er Yohjis Grinsen sah.
„Och.
Dabei weiß ich, dass du das magst."
„Soso."
Brad lächelte milde.
„Du
bist regelrecht heiß auf mich."
Der
Amerikaner zog eine Augenbraue hoch. „Und wovon träumst du
nachts?"
„Von
dir, wie du dich unter mir rekelst und wie deine Hände
meinen..."
„Danke,
das reicht." Es erinnerte ihn zu sehr an das, woran er vorhin
gedacht hatte.
„Hmpf.
Wie du meinst. Aber du kommst mir nicht so leicht davon, merk's dir.
Ich habe dich gefragt, ob du wüsstest, wo mein Handy ist."
Brad
blinzelte. „Ähm... Nein. Nein, ich habe keine Ahnung. Aber du
kannst gerne mein Telefon benutzen." Er betrachtete ihn
argwöhnisch. „Außer natürlich, du willst
Telefonsexgespräche nach Urugay führen oder so."
„So
etwas habe ich überhaupt nicht nötig.", erwiderte der
Brünette und grinste so unverschämt, dass Brad plötzlich
das Verlangen verspürte, diesem impertinenten Kerl ordentlich
den Hintern zu versohlen. Wie konnte jemand nur so übermenschlich
breit grinsen! Noch ein bisschen weiter, und er hätte sich in
die eigenen Ohrläppchen beißen können.
Er zügelte diesen Drang, auch wenn dafür sehr viel Selbstbeherrschung vonnöten war, und zuckte stattdessen unverbindlich mit den Schultern.
Yohji
zog eine Augenbraue hoch. „Sooo... Wie dem auch sei, ich kann dein
Telefon nicht benutzen. Ich möchte zuhause anrufen, damit sie
sich keine Sorgen machen. Sollten sie aus irgendeinem Grund deinen
Anschluss herausfinden, säßen wir tief in der
Klemme."
Brad
nickte. Da hatte Yohji doch mal mitgedacht. Das er das noch erleben
durfte. „Du hast recht. Ein Wunder ist geschehen. Tja, dann such
mal schön."
Er
lächelte zuckersüß und versteckte sich wieder hinter
seiner Zeitung.
„Und
du magst mich doch!", rief Yohji, als er sich, immer noch
halbnackt, und das diesmal mit voller Absicht, wieder auf die Suche
machte.
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„Whoa!
Da grinst mal einer! Bist du etwa schon betrunken hergekommen?",
fragte
eine Stimme lachend, als sich jemand an den Tisch in der Ecke
setzte.
„Erinnere
mich nachher daran, darüber zu lachen. Kann ich dich zu einem
Drink einladen?"
Die
Person, die zu der Stimme gehörte, zeigte auf das Glas vor ihr
auf dem Tisch. „Danke, hab noch. Wieso so gut gelaunt?"
„Deine
Informationen über seine Gedanken waren Gold wert. Besonders
sein Traum... Himmel."
Die
Person lachte wieder und strich sich ihr langes Haar nach hinten.
„Kaum zu glauben, nicht? Harte Schale, weicher Kern."
„Hammerhart.
Besonders in der Lendengegend. Aber was anderes: Wie läuft's bei
dir?"
Ein
Schulterzucken und ein Seufzen. „Erst einmal müsst ihr in die
Gänge kommen, bevor ich richtig anfangen kann."
Der
andere nickte. „Keine Sorge. Ich bleibe ganz gewiss am Ball.",
sagte er und legte seinem Kompagnon die Hand auf die Schulter. „Wobei
ich nicht die geringste Ahnung habe, was du an dem findest."
Der
Mann mit dem langen Haar seufzte theatralisch. „Schicksal."
Sein
Gegenüber verkniff sich mehr schlecht als recht ein Lachen.
„Mein Gott, wie rührend!", kicherte er und tat so, als
würde er sich Tränen aus den Augenwinkeln tupfen.
„Idiot.",
giftete der andere.
„Penner.",
kam es ungerührt
zurück
„Mistkerl."
„Arschloch."
„Schwuchtel."
„Selber
Schwuchtel."
Sie
funkelten sich an.
Und
grinsten.
„Gilt
dein Angebot von vorhin noch?"
Derjenige,
der später an den Tisch gekommen war, drehte sich
um.
„Bedienung!"
TBC-
°°°
