Es war der nächste Morgen, früh. Der Himmel war noch in ruhendes, dunkles Blau gehüllt als Eomer aus dem Königspalast, wo seine Unterkunft sich befunden hatte, trat.
Es war kühl, aber man konnte die staubig Hitze des kommenden Tages schon fühlen und in der Luft schmecken.
Eomer sah missmutig zum Himmel auf; er fühlte es wäre keine guter Tag zum Reisen und er sollte sich beeilen wenn er noch einige Meilen schaffen wollte, bevor die lähmende Hitze ihn umfassen und den Schritt seines Pferdes verlangsamen würde.
Entschlossen schlug er den braunen Umhang um sich und machte sich auf den Weg zu den Ställen.
Eomer stieß langsam das schwere Holztor zu den oberen Ställen des Palastes auf. Es war still und der lange Stall lag dunkel vor Eomer, das hektische Treiben würde erst in wenigen Stunden einsetzten. Verschlafenes Treten von Pferdehufen auf Heu war zu hören, seichtes Schnauben.
Er trat ein, schloss das Tor leise hinter sich und ging den langen Gang hinunter zu seinem Pferd, was ruhig träumend in seiner warmen Box stand.
Eomer blieb vor den Gitterstäben stehen, lächelte leise. Die Szenerie wirkte so friedlich, dass es ihm schmerzte. Sein Herz, sein Geist war immer noch ausgefüllt mit Bildern des Krieges, mit brennenden Erinnerungen, die ihn nicht losließen, ihm keine Ruhe und keinen Schlaf gönnten. Ihn des Nachts umher trieben und sich ruhelos in seinen Kissen wälzen ließen.
Vielleicht hatte Aragorn recht, vielleicht sollte Eomer fort gehen aus Gondor, die trockenen, stumm schreienden Schlachtfelder hinter sich lassen. Aber wo sollte er hin?
Nichts zog ihn zurück nach Edoras. Die Hallen Medusels würden so still sein für ihn, leer und hohl klingen mit jedem Schritt den er tun würde. Zuviel Leben war dort gewichen, hatte die Goldenen Hallen verlassen. Zuviel als dass es je wieder gefüllt werden könnte für Eomers Augen, seinen verzerrten Geist.
Der Thron würde leer sein. Rohans König war tot; sein Sohn schon viel zu lange, so war es Eomer.
Eomers Augen hatten sich geschlossen, sein Kopf war auf die Brust gesunken und eine Hand hatte er um einen Gitterstab gelegt, ohne es zu merken. Jetzt, wo er im Begriff war Gondor zu verlassen und wieder nach Rohan zurückzukehren, war der Schmerz über die stillen Hallen so groß und greifbar, dass er es kaum ertragen konnte.
„Herr?"
Eomer schreckte auf.
„Herr?" ein junger Stallbursche in der Kluft Gondors stand neben ihm, fragend und untertänig blickend, sein Gesicht noch mit Schlaf bedeckt. „Wollt ihr fort reiten, mein Herr?"
Eomer seufzte unterdrückt, rieb sich über sein Gesicht, atmete dann tief ein um sich wieder aufzurichten. Seine Hand ließ den Gitterstab los.
„Ja, ich werde heute zurück nach Rohan reiten." Sagte er dann mit fester Stimme.
„Sehr wohl." Der Stahlbursche nickte. „Ich werde das Pferd für euch satteln." Er machte sich daran die schwere, prachtvoll verzierte Boxentür aufzuziehen.
„Nein, lasst nur. Ich werde es selbst tun. Legt euch wieder schlafen, es ist noch früh."
Eomer lächelte den Jungen dünn an, nickte ihm zu.
Der Stallbursche lächelte zurück, ein wenig dankbar, nickte und ging wieder den Gang hinunter, verschwand hinter einer kleinen Tür am Ende des Ganges.
Eomer sah ihm kurz nach, trat dann ein zu seinem Pferd, dass langsam, träge seinen Kopf zu ihm umwand. Ruhig trat er an es heran, strich ihm langsam über den warmen Rücken, sprach einige leise Worte mit ihm bevor sich daran machte es zu satteln und für die lange Reise bereit zu machen.
