Hermine erwachte in schwärzester Dunkelheit, auf weichem Untergrund liegend. Nur bruchstückhaft konnte sie sich erinnern was vor ihrer Ohnmacht geschehen war und ärgerlich über diese Tatsache rieb sie sich den schmerzenden Kopf.

"Dieser Mistkerl." murmelte sie leise vor sich hin, als sie eine kühle Hand auf ihrer Schulter spürte.

"Du meinst doch nicht etwa mich?"

Über ihre eigene Dummheit lächelnd schüttelte sie den Kopf. Sie hätte es wissen müssen. "Oh, wen sollte ich sonst meinen, Mr Summersby?" bemerkte sie und versuchte sich vorsichtig zu erheben. „Sie hätten mich auch einfach fragen können, ob ich sie begleiten möchte..."

"Nun, Leute wie ich haben es nicht nötig zu fragen..." sagte er und seine Zähne blitzten dabei in der Dunkelheit..

Holz barst und kurz flammte etwas auf, das eine Treppe in kurz helles Licht tauchte. Dann hörte Hermine leise das Wort "Lumos" und fades Licht strömte in den Keller, in dem sie sich befand. Snape kam langsamen Schrittes die Treppe hinab, den Vampir immer im Auge behaltend. "Ich werde meine Tochter mitnehmen, wenn Sie nichts dagegen haben.", sagte er in forderndem Ton.

"Sicher." die Stimme des Vampirs klang ruhig und bedrohlich. "Ich gebe sie ihnen freiwillig." Daraufhin eine kurze Pause in welcher Hermine ein beunruhigendes rascheln neben sich hörte. "Das was ich wollte, habe ich ja bereits...

Snape sah ihn eiskalt an und Hermine konnte sich nicht erinnern, Snape schon einmal derart bedrohlich erlebt zu haben. In diesem Augenblick konnte sie ihn sich mehr als je zuvor als einen Todesser vorstellen. "Sie haben sie gebissen?"

"Sehen sie nicht alles so verbissen, junger Mann." witzelte der Vampir. "Nehmen sie sie, wenn sie sie noch wollen und gehen sie. Sie verschwenden meine Zeit." Der Tonfall des Mannes war leicht amüsiert als er das sagte.

Snape hob bedrohlich langsam seinen Zauberstab und richtete ihn auf den Vampir. "Du hast soeben Deine Existenz verwirkt, Kreatur."

Doch zur Antwort bekam er nur ein weiteres funkeln der weißen Zähne, bevor ein kurzer Luftzug verriet, dass Mr Summersby gegangen war.

Snape sah einen Augenblick sehr enttäuscht aus, bevor er zu Hermine eilte, kurz ihre Bissmale am Hals untersuchte und ihr dann fest in die Augen sah. "Wir müssen fort von hier. Haben Sie Kraft genug zum laufen?"

Hermine nickte nur schwach als Antwort, vergaß dabei, dass er sie nur schlecht sehen konnte. Entschlossen rappelte sie sich auf, bevor sie hilfesuchend seinen Arm packte. "Sie haben Recht. Lassen sie uns von hier verschwinden..."

Keine viertel Stunde später hatte Snape seine Gäste so höflich wie möglich aus dem Haus geworfen, unterstützt von der besorgten Miss Houston. Als auch sie auf sein Drängen hin gegangen war brachte Snape Hermine hinunter in den Keller, ließ mit einem Schwenk seines Zauberstabs weiche Kissen in einer Ecke erscheinen und bettete Hermine darauf.

Erneut sah er prüfend in ihre Augen, fand aber bisher keine Veränderung in ihrem Pupillen. "Es ist sehr wichtig, dass Sie jetzt bei Bewusstsein bleiben, Miss Granger.", sagte er eindringlich, doch seinem Ton fehlte die sonst übliche Strenge. "Sie müssen dagegen ankämpfen, während ich einen Trank braue."

Hermine wich seinem Blick unangenehm berührt aus und ließ sich seufzend auf ein Kissen sinken. "Es tut mir leid Professor." murmelte sie leise und schlang die Arme um ihre Knie. "Ich weiß auch nicht wie er mich so... willenlos gemacht hat." versuchte sie zu entschuldigen, während sie immer wieder den Kopf schüttelte.

"Fangen sie einfach an. Ich werde ihnen zusehen, das müsste genügen, um mich wach zu halten..."

Snape verschwendete keine Zeit, entfachte in Windeseile ein Feuer und suchte mit meisterhafter Zielsicherheit die richtigen Zutaten aus den Regalen heraus. "Ich fürchte, dass es weniger Ihr Fehler war als der meine.", sagte er, während er Wasser in den Kessel füllte. "Ich bin seit Jahren so versessen darauf, Verteidigung gegen die Dunklen Künste zu unterrichten und erkenne nicht einmal einen Vampir wenn ich ihn sehe."

Ohne hektisch zu wirken, ergriffen seine Hände wie selbstständig Zutat um Zutat und fügten sie dem Gebräu im Kessel hinzu. "Ich fürchte nur, der Trank wird Ihnen nicht schmecken, Miss Granger." Ein Blick auf die meist undefinierbarne Dinge, die durch seine Finger wanderten, ließen vermuten, dass seine Worte nur all zu wahr sein würden.

"Habe ich eine Wahl?" seufzte Hermine und wandte sich gequält zur Seite. "Wenn es nur hilft, trinke ich alles was sie wollen."

Sie lachte ein hohles Lachen und beobachtete weiter wie Snape ihren Trank bereitete. "Jedenfalls ist diese Party gewaltig anders verlaufen, als ich es dachte. Aber zumindest haben wir problemlos die Aufmerksamkeit aller Nachbarn gewonnen."

Snape warf ihr einen wenig amüsierten Blick zu, bevor er sich wieder seiner Arbeit widmete. "Das wird unsere Aufgabe hier nicht gerade vereinfachen, für wahr.", sagte er und ließ etwas zäh-schleimiges in den Kessel plumpsen. Dann rührte er dreimal linksherum und dann zweimal entgegengesetzt mit seinem Zauberstab in dem Kessel. "Aber wenigstens haben wir jetzt eine Spur. Kreaturen wie Vampire haben sich dem dunklen Lord damals in Heerscharen angeschlossen. Es würde mich nicht wundern, wenn dieser Summersby sein Handlanger ist. Dem müssen wir nachgehen."

Seine dunklen Augen richteten sich auf Hermine und er verfiel in nachdenkliches Schweigen. "Ich nehme an, Potter hat Ihnen über seine Stunden in Okklumentik erzählt?"

Hermine nickte nur schwach, wich dabei aber seinem Blick aus.

"Sie haben ihm damals ziemlich zugesetzt." sagte sie mit einem schwachen Lächeln und suchte sich eine bequeme Liegeposition auf dem Rücken. "Was bitte hat das mit mir zu tun?" Doch sie konnte sich die Antwort bereits denken...

Snape sah sie einen kurzen Augeblick mit diesem ungeduldigen Blick an, den er immer hatte, wenn ein Schüler eine Frage stellte, deren Antwort offensichtlich war. Er bereitete weiter seinen Trank zu, während er sagte: "Auch wenn sich Vampire nicht der Legilimentik bedienen, um in den Versand ihrer Opfer einzutauchen, ist das Wirken ihres Tuns dieser sehr ähnlich. Sie dringen nicht in den Verstand ein, um Antworten zu finden, sondern um Gedanken zu lähmen. Das bedeutet, dass ich Sie Okklumentik lehren muss, Miss Granger, oder sie werden jedes mal aufs Neue sein Opfer sein."

"Das dachte ich mir." sagte sie mit einem resignierenden Seufzen. "Und da ich mir auch denke, dass ich schon wieder keine Wahl habe, bleibt mir wohl nichts anderes als dem zuzustimmen. Auch wenn..." sie brach ab und drehte sich unruhig auf die Seite. "Ich sage es nicht gerne Professor, aber könnten sie sich ein wenig mit dem Trank beeilen?"

"Ein Trank braucht so lange, wie er braucht.", erwiderte Snape kühl. Doch ab diesem Zeitpunkt arbeitete er schweigend und schöpfte nach einer halben Ewigkeit, wie es schien, ein Fläschchen dunkelroter Flüssigkeit aus dem Kessel und reichte es Hermine. "Trinken Sie das. Die Wirkung wird nicht augenblicklich einsetzen, also machen Sie sich auf einen unruhigen Schlaf gefasst."

Sichtlich ungeduldig griff Hermine nach dem Fläschchen, nachdem sie beunruhigend geschmeidig von ihrem Liegeplatz aufgestanden war. Mit einem ihr uneigenen Lächeln musterte sie den Professor, während sie die Flasche an ihre Lippen setzte. Ohne dass sie ihn aus den Augen ließ trank sie die noch warme Flüssigkeit, wobei ihre Augen einen seltsamen Schimmer annahmen und ihre Hände zu zittern begannen. Kaum hatte sie den letzten Tropfen ausgetrunken zerbrach sie das Fläschchen in ihren Händen und schüttelte fluchend die Glassplitter von ihrer nun blutenden Hand.

"Verdammt."

Snape lächelte zynisch. "Sie scheinen meine Tränke sehr zu mögen, wenn Sie gleich noch einen Heiltrank hinterher genießen wollen." Mit diesen Worten reichte er ihr einen Trank aus einem der Regale.

Hermine erwiderte jedoch nichts, griff sich stattdessen die blutende Hand und stürmte die Treppe hinauf. Im Bad angekommen schloss sie die Tür hinter sich ab und ließ kaltes Wasser über die Wunde und ihr Gesicht laufen. Noch immer hatte sie den Geschmack des Trankes auf der Zunge, welcher nun unangenehm in ihren Adern brannte.

"Teufelszeug." hauchte sie, bevor der die erste Übelkeit sie überkam und sie sich in die Toilette übergab.

Panisch tastete sie mit ihrer Zunge ihre Zahnreihen ab, weil sie sich einbildete ein seltsames ziehen in ihren Eckzähnen zu spüren. /Scheißescheißescheiße/ Kalter Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn und sie wankte zur Tür. Sie brauchte noch eine Flasche von diesem Zeug. Dringend...

Sie schaffte es gerade noch die Tür wieder aufzuschließen und sich mit letzter Kraft an die Klinke zu hängen, bevor sie kraftlos auf dem Boden knallte.

Noch einmal versuche sie sich aufzurappeln, würgte noch einmal einen letzten Hilferuf hervor, den der Professor natürlich unmöglich hören konnte, bevor gnädige Schwärze die überkam.

Snape, der ihr gelassen gefolgt war, sprang die letzten Stufen der Treppe hinauf, als er ein Geräusch aus dem Bad vernommen hatte. Er fand Hermine auf dem Boden liegend. Bewusstlos aber dennoch seltsam unregelmäßig atmend.

Behutsam hob er sie hoch und trug sie in Ihr Zimmer, wo er sie auf ihr Bett legte. Er wusste aus Erfahrung, dass der Trank die Verwandlung erst nach einiger Zeit stoppte und dann umkehrte. Und dennoch fühlte er sich verpflichtet, bei ihr zu bleiben. Er rechtfertigte sein Handeln damit, dass er Hermine vor sich selbst schützen musste, sollte sie aus der Ohnmacht erwachen, und schob damit dieses Schwäche bedeutende Gefühl der Besorgnis beiseite.

Kopfschüttelnd setzte er sich auf einen Stuhl und begann in seinen Gedanken zu wandern, die in dieser Nacht seine Begleiter sein würden.

Hermine wurde von den ersten Sonnenstrahlen geweckt, welche sie selbst mit geschlossenen Augen unangenehm blendeten. Mit einem leisen Fluchen zog sie sich die Bettdecke über den Kopf, wandte sich mit einem missmutigen Knurren zur Seite und versuchte weiter zu schlafen. Natürlich vergeblich.

Sie döste noch einige Minuten vor sich hin, bevor sie endgültig die Augen aufschlug und die weiße Wand vor sich angestrengt musterte. Wie um sich zu versichern, dass alles in Ordnung war fuhr sie mit ihrer Zunge zum wiederholten Male ihre Zahnreihen entlang. Zu ihrer Erleichterung stellte sie fest, dass alle Zähne ihre gewohnte Länge hatten.

Mit einem herzhaften gähnen streckte sie sich, bevor sie sich auf die andere Seite wandte und die Bettdecke beiseite schlug.

"Guten Morgen, Miss Granger.", erklang Snapes Stimme und entbehrte dabei nicht ihrer gewohnten Spur Zynismus. "Da die Sonne Sie offensichtlich nicht getötet hat, kann ich wohl davon ausgehen, dass Sie wieder zu ihrer alten Form der Bissigkeit zurückkehren können." , sagte er und erhob sich von seinem Stuhl.

Hermine starrte ihn zunächst fassungslos an und schüttelte dann überrumpelt den Kopf ohne jedoch etwas zu erwidern. Nachdem sie noch einige Momente auf der Bettkante sitzen geblieben war erhob sie sich schließlich ebenfalls und sah, dass sie noch ihre Kleidung vom Vortag trug.

"Wir sehen uns beim Frühstück, Vater." antwortete sie schließlich nach einer ganzen Weile, schritt dabei an ihm vorbei aus dem Zimmer..

"Dankbarkeit zu zeigen war noch nie eine Tugend der Gryffindors.", sagte Snape laut genug, dass Hermine es noch hören konnte und verließ dann ebenfalls den Raum.