Kapitel 2 – Rennen wir nicht alle gern vor unserer Vergangenheit davon?
Heißhungrig hatte sie sich über ihr wirklich üppiges Frühstück hergemacht und saß nun zufrieden ein Buch lesend in ihrer Nische. Immer noch war ihr die dunkle Gestalt auf der anderen Seite zur Winkelgasse hin nicht aufgefallen. Momentan interessierte sie nur noch ihr Buch.
Als Tom jedoch zu ihr kam um zu fragen, ob sie noch etwas trinken wolle, sah sie auf und nur zufällig in die Richtung, wo Snape saß. Sie bestellte noch einen Tee musste danach aber sofort wieder in diese Richtung sehen. Es war schwer zu fassen, dass ihr alter Tränkelehrer nun im gleichen Pub wie sie saß. Nun befand sie sich in einem Konflikt mit ihrem Verstand und ihrem jugendlichen Gerechtigkeitsempfinden und beschäftigte sich mit der Frage, ob sie ihn grüßen sollte, was hieße zu ihm herüber zu gehen und eine Konversation zu führen, die, aus Vermeidung von Unhöflichkeit, mehr als vier Sätze beinhalten sollte, oder ob sie es bleiben lassen, was bedeutete, wenn er sie bemerkte und vielleicht auf die Idee kam, sie zu begrüßen, sich vielleicht fragen könnte, warum sie ihn nicht zuerst gegrüßt hatte, wobei allerdings die Vorraussetzung gegeben war, dass er annahm, dass sie ihn bereits bemerkt hatte. Ein wenig erschrocken bemerkte sie, dass wieder Bandwurmsätze bildete, was bei ihr immer ein Zeichen war, dass sie nervös oder unsicher war.
Ihr gesamter Gedankengang erübrigte sich mit einem Mal, als Professor Severus Snape sich von seinem Tisch erhob und zur Theke ging um zu bezahlen. Im Warten ließ dieser jene den Blick schweifen und blieb an Hermione hängen. Er schien richtig angeekelt zu sein und brachte nur ein Nicken zu Stande und wandte sich sofort wieder ab. Es konnte ihm anscheinend nicht schnell genug gehen von diesem Ort, wo die kleine Besserwisserin sich aufhielt wegzukommen.
Erleichtert atmete sie auf. Keine dummen Höflichkeiten die keine waren und sie waren sich tatsächlich darin einig, keinen unnötigen Kontakt zu pflegen. Nun war es an ihr, zu hoffen, dass er ihr nicht so schnell wieder über den Weg laufen würde.
Eine Weile später war sie wieder in ihrem Buch versunken und verbrachte den Rest des Frühstücks völlig snape-frei, was sie sehr erfreute. Nachdem der letzte Schluck Tee ausgetrunken, das Frühstück bezahlt und das Buch wieder eingepackt war, machte sie sich auf, die Winkelgasse zu stürmen.
Als erstes wollte sie in die Apotheke um ihren Vorrat an getrockneten Kräutern, aus denen sie Tee machte, wieder aufzufüllen und als hätte der Tag beschlossen, verflucht zu sein, traf sie prompt wieder auf Snape. Es war kaum zu fassen. Doch auch diesmal ergriff er nahezu die Flucht, als sie eintrat.
Langsam wurde sie des Grübelns müde und beschloss, einfach nicht mehr daran zu denken und stattdessen etwas Produktiveres zu tun.
Nachdem sie ihre Kräuter besorgt hatte, wollte sie noch ein wenig im Antiquariat von Flourish&Blotts stöbern, denn dort fand man, wenn man an den richtigen Stellen suchte, manchmal Erstausgaben zu einem Spottpreis und dies fand sie unheimlich spannend. Nun hatte sie aus der Erfahrung gelernt und ging wachsam den Weg zum Buchgeschäft. Sie blickte wie ein Spion um die Ecke und suchte nach einer schwarzen, fledermausähnlichen Gestalt mit missmutigem Gesichtsausdruck und ungewöhnlich fettigen Haaren.
Zu ihrem Glück erblickte sie ihn nirgends und ging also sorglos hinein und zielstrebig in die hintere Ecke, wo es hinab zum Antiquariat ging. Auch hier war sie vorsichtig und ging nur langsam voran zu ihrer gewohnten Reihe. Ein paar Augenblicke später waren ihre bisherigen Einkäufe auf einem Stuhl abgelegt und sie suchte mir Adleraugen die Regalreihen nach einem neuen Buch ab. Sie befand sich in der Abteilung für Lyrik aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Und tatsächlich, sie entdeckte einen Namen, den sie bisher selten bis gar nicht gesehen hatte. John Donne – Alchemie der Liebe. Dieses Buch war in braunes Leinen eingebunden und seine Seiten waren bereits ein wenig vergilbt. Sie schlug es auf.
The good morrow
I wonder by my troth, what thou and I
Did, till we loved? Were we not weaned till then,
But sucked on country pleasures childishly?
Or snorted we in the seven sleepers' den?
'Twas so; but this, all pleasures fancies be.
If ever any beauty I did see.
Which I desired, and got, 'twas so but a dream of thee.
And now good morrow to our waking souls,
Which watch not one another out of fear;
For love all love of other sights controls,
And makes one little room an everywhere.
Let sea-discoverers to new worlds have gone,
Let maps to others worlds on worlds have shown,
Let us possess one world, each hath one, and is one.
My face in thine eye, thine in mine appears,
And true plain hearts do in the faces rest.
Where can we find two better hemispheres
Without sharp north, without declining west?
Whatever dies, was not mixed equally;
If our to loves be one, or thou and I
Love so alike, that none do slacken, none can die.
Die letzten Sätze waren hier laut herausgerutscht. „Könnten sie vielleicht die Güte haben und ihre Bücher schweigend genießen?", schnarrte eine männliche Stimme, die gerade um die Ecke kam.
Und man hätte es kaum noch für möglich gehalten, bei dieser Person handelte es sich nicht um den ehrenwerten Zaubertränke Professor.
Daraufhin machte Hermione sich auf den Weg zur Kasse und bezahlte das Buch. Zufrieden schlenderte sie nach Hause und verbrachte den Tag damit, die Gedichte laut vor sich hin zu lesen und Tee zu trinken.
Der nächste Tag bedeutete wieder viel Arbeit und Mühe um ihr Studium mit Auszeichnungen wie „Summa cum laude" zu erzielen, was sie innig anstrebte.
Sie stand früh auf um ausgeruht in den Tag gehen zu können und so verbrachte sie eine arbeitsreiche und ausgefüllte Woche, in der lauen Kälte des Spätsommers in London. Alles geschah zu ihrer Zufriedenheit: Ihre Professoren lobten sie, sie vermehrte ihr Wissen, bereicherte sich selbst ungemein mit Besuchen in der Bibliothek und eigenen Aufstellungen von Theorien und Rechnungen, die sie versuchte zu beweisen.
In all der Arbeit hatte sie beinahe vergessen, dass ihre Eltern nicht mehr da waren um stolz auf sie zu sein. Es war niemand da, der auf sie stolz sein konnte, der sie wohlwollend anlächelte und ihr den Rücken stärken würde, wenn sie das Handtuch werfen wollte.
Diese Erkenntnis traf sie eines Abends über Büchern und Blättern mit einer Härte, die sie vom Stuhl, auf dem sie gesessen hatte, stieß. Und so kniete sie auf den kalten Fließen, den Kopf gesenkt und hatte nicht übel Lust einfach drauflos zu schluchzen oder sonst etwas zu tun, um ihrem Schmerz ein Ventil zu geben, doch es schien nichts da zu sein, das Erleichterung verschaffen könnte.
Wütend und verzweifelt schlug sie auf den Boden ein. Erst mit der flachen Hand, dann ballte sie diese Hand zur Faust und schlug schließlich die Knöchel auf den Boden. Kein Laut kam aus ihrer Kehle, sie schlug nur auf den Stein und endlich ließ der Schmerz in ihrem Inneren nach. Dass ihre Hände nun blau und geschwollen war, bemerkte sie nicht und der physische Schmerz, den sie hätte spüren müssen, blieb aus.
„Geht es ihnen gut?", fragte eine besorgte Stimme.
„Ääh, was? Ehm, ja sicher.", sagte sie verwirrt. Der Bibliothekar war auf sie aufmerksam geworden.
Da es langsam spät wurde, packte sie die Bücher zusammen, trug auf der Liste der ausgeliehenen Bücher ein und machte sich auf den Weg zu ihrer Wohnung. Dort angekommen, machte sie sich eine heiße Milch mit Honig und ging danach sofort ins Bett.
Von dem hysterischen Anfall wusste sie nichts mehr.
Sooo, wie versprochen, es ist da! freu
Also viel Spaß und so ne. Krieg ich n review, obs euch gefallen hat? liebschau Wenn Fehler da sind bitte melden beta lesen, Zeile angeben und schreiben, dann korrigier ich's noch mal.
Liebe Grüße
LastUnicorn4life
