Kapitel 1: Wieder Zu Hause
Harry lag in seinem Zimmer im Ligusterweg. Er erinnerte sich gerade an die Geschehnisse im vergangen Jahr. Harry sah die ganze Zeit die Bilder vor sich, wie Sirius elegant durch den Bogen fiel und Bellatrix über ihn lachte. Harry wollte es nicht glauben – Sirius ist tot, dass konnte einfach nicht sein, dass dürfte einfach nicht sein. Harry rannen stille Tränen die Wangen hinunter, aber er wischte sie sich schnell wieder weg.Plötzlich wurde Harry aus seinen Gedanken gerissen, jemand ist in sein Zimmer gestürzt. „Ich habe dich schon die ganze Zeit gerufen! Hörst du etwa schon schlecht?", schrie Onkel Vernon. Harry rührte sich nicht.
„Ich rede mit dir Bursche!"Wieder keine Reaktion.
Vernon ging hinüber zu Harrys Bett und schrie: „Beeil dich endlich. Wir warten nicht ewig mit dem Essen, wenn du nicht kommst gibt es nichts mehr für dich!"
„Ist mir doch egal", sagte Harry mehr zu sich selbst als zu seinem Onkel, dieser schien aber ganz und gar nicht begeistert.
„Du kommst jetzt mit runter und keine Widerrede", sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
Widerwillig stand Harry auf und gesellte sich zu seiner Tante, seinem Cousin und zu seinem Onkel an den Tisch.
„Dudley, wie war die Schule?", fragte Tante Petunia bittersüß. „Das haben die schon so oft gefragt, dass das ziemlich nervend ist", dachte sich Harry.
„Toll! Ich habe ja die Schulmeisterschaft im Boxen gewonnen und alle haben applaudiert", antwortete er. „Das weiß doch schon jeder", dachte sich Harry weiter. „Gleich kommt er wieder damit, dass er ein Mädchen kennen gelernt hat. Wen interessiert denn dass schon? Natürlich Onkel und Tante. Für sie war Dudley der Prinz."
„ ... sie hat mir gerade einen Brief geschrieben und gefragt, ob sie nicht einmal herkommen darf."Harry war schockiert. Noch so ein Monster wie Dudley?
„Natürlich Schatz. Dein Vater und ich würden uns über den Besuch der reizenden, jungen Dame freuen. Nicht war Vernon?", fragte Tante Petunia an ihren Mann gewandt.
„Natürlich Sohnemann. Wann hat denn, ach wie heißt sie noch mal?"
„Stacey, Dad", antwortete Dudley.
„Ja, ja, Stacey. Wann hat sie denn vor zu kommen?"
„Keine Ahnung, sie hat gesagt, dass ich ihr schreiben soll, wann sie kommen kann."
„Hmmm ..... Nächste Woche ist nicht gut, da kommt Magda für eine Woche", sagte er und mit einem drohenden Blick schaute er Harry an. „Du wirst dich dieses Mal benehmen verstanden? Oder du stirbst!"
Harry hatte nicht richtig zugehört und so wurde Onkel Vernons Gesicht immer roter. Harry konnte ihn manchmal ziemlich wütend machen.
„Hast du mich verstanden? Nicht noch einmal so ein Vorfall wie vor drei Jahren. Kapiert?", schrie er jetzt.
„Ja schon klar", antwortete Harry beiläufig. So schreckliche Nachrichten hätte er wirklich nie erwartet.
„Und wenn du nicht sagst, dass du nach St. Brutus gehst und dass auch noch unglaubhaft klingt, werde ich dich eigenhändig umbringen."
„Das würde meine Freunde aber nicht freuen. Du hast sie kenn gelernt?", fragte Harry mit einem hämischen Grinsen. Wie konnte Onkel Vernon den Vorfall am Bahnhof vergessen. Diese Leute haben ihm und seiner Familie gedroht und sie auch noch vor anderen Passanten blamiert. Und der mit dem Auge war der Schlimmste von allen. Wie konnten sie es wagen ihm, Vernon Dursley zu drohen?
Harry wusste was sich im Kopf seines Onkels abspielte. Harry hatte jetzt einen Trumpf im Ärmel, den er jederzeit ausspielen konnte.
„Onkel Vernon, was hast du?", fragte Harry. Fragen im Hause der Dursleys waren strengstens verboten und Harry wusste das nur zu gut, aber da er Onkel Vernon jetzt an Moody und die anderen erinnert hatte, würde er es nicht wagen Harry zu bestrafen.
„Nichts, aber wenn die auch nur ansatzweise hier aufkreuzen sollten und Magda oder einer der Nachbarn das mitbekommt, kannst du dich von deiner ‚Schule' verabschieden", sagte er. Harry entging der missbillige Unterton nicht.
„Du kannst mich nicht fernhalten. Sie werden schon einen Weg finden um mich von hier weg zuholen", fauchte Harry und wurde immer wütender.
„Also zurück zum Thema Tante Magda", versuchte Tante Petunia das Gespräch zu besänftigen.
„Ja, Magda. Benimm dich in ihrer Gegenwart", sagte Vernon etwas ruhiger.
„Das hast du schon erwähnt", warf Harry ein. Dudley folgte mit Begeisterung diesem Gespräch. Er liebte es, wenn Harry zur Schnecke gemacht wurde.
„Es hat mich viel Überredung und Zeit gekostet, sie zu überreden, dass sie wieder hierher kommt. Ich will nicht, dass dir das noch einmal passiert. Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?"
„Ja. Dann sag' ihr auch, dass sie mich nicht ärgern soll oder ..."
„Es gibt kein ‚oder' Junge", sagte Onkel Vernon aufbrausend.
„Vernon beruhige dich. Wir werden ja sehen wie er sich benimmt", warf Tante Petunia ein.
„Ich? Ich soll mich benehmen? Ich benehme mich immer, aber von ihr?", antwortete Harry. Harry wusste, dass er nicht so über ein Familienmitglied der Dursleys reden durfte, aber dass war Harry völlig egal.
„Schau dass sie mich in Ruhe lässt und ich verspreche, dass ich nichts tun werde", sagte Harry, noch bevor Onkel Vernon auf die Bemerkung eingehen konnte.
„In Ordnung, aber wehe ..."
„Schon klar", antwortete Harry, um das Gespräch zu beenden.
„Also, wann kann Stacey denn kommen?", fragte Dudley, der es anscheinend überhaupt nicht mochte, wenn man ihn nicht beachtete.
„Ja also", Onkel Vernon überlegte angestrengt, was bei ihm sehr komisch aussah, denn sein Gesicht verzog sich ziemlich, naja, es war eher eine Art Grimasse als ein Gesicht. „In zwei Wochen könnte sie kommen, Duddywutz", antwortete Tante Petunia.
„Nenn mich nicht ‚Duddywutz'", antwortete Dudley gereizt.
„Tut mir leid", entschuldigte sich seine Mutter.
Nachdem sie mit dem Essen fertig waren, ging Dudley hinaus in den Flur, um seinen Freundin Stacey anzurufen. Harry räumte derweilen den Tisch ab. Onkel Vernon ging ins Wohnzimmer, schaltete den Fernseher ein und Tante Petunia las die Zeitung.
„Petunia, komm schnell her, dass musst du dir ansehen!"
