Kapitel 9 - Das Apuseni-Gebirge
Nach einem raschen Frühstück brachen wir wieder auf. Der Himmel hatte sich zugezogen und ein beißender Wind wehte uns entgegen als wir aus dem Wald heraus ritten. "Wohin jetzt?" fragte ich Andrei. "Dorthin" Er deutete auf das Gebirge, das sich vor unseren Augen erstreckte. "Was? Hat der Verkäufer nicht was von einem Tag bei gutem Wetter gesagt???" Andrei zuckte die Schultern. "Ich kann es nicht ändern. Aber wir müssen nicht ganz drüber… ein Weg verläuft am Rand des Gebirges entlang, der führt nicht so weit hinauf."
Ich spürte Zorn in mir aufsteigen. Schon wieder so eine Verzögerung. Ungeduldig trieb ich mein Pferd an und Andrei blieb hinter mir zurück. Es dauerte eine Zeit bis er wieder aufgeholt hatte.
"Hetz doch den Gaul nicht so, der muss noch länger durchhalten." rief er mir zu als er wieder gleichauf war. "Ich hab aber keine Zeit zu verlieren." zischte ich nur, ohne den Blick von meinem Weg zu nehmen.
"Und wieso? Der Kerl ist seit 12 Jahren tot, der läuft dir nicht weg." Ich warf ihm einen eisigen Blick zu. "Du vergreifst dich im Ton." "Vergebung... aber der Graf wird sich sicher noch etwas gedulden können." entgegnete Andrei versöhnlich.
Ebenso schnell wie mein Zorn aufgebrandet war, verebbte er auch wieder.
"Schon gut. Ich bin nur etwas..."
"Ungeduldig?"
"Ja... Kannst du dich eigentlich überhaupt noch an ihn erinnern?"
Offenbar hatte er mit einer derartigen Frage nicht gerechnet, denn er sah mich verwundert an. Dann schien er zu überlegen. "Ja, natürlich. Von dem Geld, das wir von ihm hatten, hab ich mir mein erstes Stück Kuchen gekauft, sowas vergisst man nicht."
Ich musste lachen. "Ah verstehe, an den Kuchen erinnerst du dich."
"Ich erinnere mich auch an ihn. Und dass er mir immer unheimlich war..." Sein Blick schweifte in die Ferne. "Hattest du nie Angst, dass er uns irgendwann umbringt?"
"Nein, nie. Wieso auch? Wir waren ihm nützlich. Warum hätte er so etwas tun sollen?"
"Ja... vermutlich hast du Recht." Aber der nachdenkliche Blick wich nicht aus seinen Augen.
Der Weg bergauf war nicht besonders schwierig, aber das Wetter verschlechterte sich zusehends. Der eisige Wind schnitt uns ins Gesicht und die ersten Schneeflocken begannen zu fallen. Die Pferde mussten wir nun langsamer laufen lassen, da das Gelände unsicherer wurde. Ich fror, trotz des dicken Mantels und hatte die Vermutung, dass es nicht nur von der Kälte, sondern auch von meinem Fieber herrührte. Seit ich heute Morgen aufgewacht war, hatte ich mich schon schlecht gefühlt, es aber dem seltsamen Traum zugeschrieben.
Als das Schneetreiben immer dichter wurde und wir kaum noch etwas sehen konnten, schlug Andrei vor, uns irgendwo einen windgeschützten Rastplatz zu suchen. Obwohl ich sonst jede Verzögerung verfluchte, war ich doch erleichtert, als wir eine Höhle fanden, die in den Berg hineinführte. Wir konnten hier allerdings kein Feuer machen und so kroch uns die Kälte langsam in die Glieder. Ich saß mit dem Rücken an die Höhlenwand gelehnt und lauschte auf das Singen des Windes, das vom Höhleneingang her zu uns drang. Ich zitterte immer stärker und wickelte mich eng in meinen Mantel. Andrei sah mich besorgt an. "Du hast Schüttelfrost." "Unsinn... das ist nur von der Kälte. Oder willst du mir erzählen du frierst nicht?" Natürlich wusste ich, dass er Recht hatte, aber selbst wenn ich es zugegeben hätte, was hätte das schon genutzt?
Andrei rückte näher an mich heran und nahm mich in den Arm. "Komm, wenn wir uns zusammenkuscheln, wird uns wärmer. Das haben wir früher auch immer gemacht, weißt du noch?"
"Ja, ich erinnere mich. Wir sind zu viert auf einem großen Haufen gelegen und haben uns gegenseitig gewärmt." Ich lächelte.
"Ja... und wir hatten nur eine einzige Decke. Und die hast du uns immer geklaut. Mitten in der Nacht."
"Gar nicht wahr." nuschelte ich und kuschelte mich enger an Andrei. Langsam wurde mir etwas wärmer. Ich lauschte Andrei der mit seiner ruhigen tiefen Stimme von früher erzählte und schloss die Augen.
Authors Note:
Weil ich mir eine etwaige Vorstellung der Reiseroute machen wollte, hab ich tatsächlich meinen Atlas rausgekramt und nachgeforscht, zusätzliche Infos im Internet mit Bildern gesammelt. Mag einem übertrieben vorkommen, aber es macht doch irgendwie Spaß und verleiht dem Ganzen eine gewissen Authentizität (was aber nicht heißen muss, dass die Beschreibung frei von Fehlern ist).
Nach einem raschen Frühstück brachen wir wieder auf. Der Himmel hatte sich zugezogen und ein beißender Wind wehte uns entgegen als wir aus dem Wald heraus ritten. "Wohin jetzt?" fragte ich Andrei. "Dorthin" Er deutete auf das Gebirge, das sich vor unseren Augen erstreckte. "Was? Hat der Verkäufer nicht was von einem Tag bei gutem Wetter gesagt???" Andrei zuckte die Schultern. "Ich kann es nicht ändern. Aber wir müssen nicht ganz drüber… ein Weg verläuft am Rand des Gebirges entlang, der führt nicht so weit hinauf."
Ich spürte Zorn in mir aufsteigen. Schon wieder so eine Verzögerung. Ungeduldig trieb ich mein Pferd an und Andrei blieb hinter mir zurück. Es dauerte eine Zeit bis er wieder aufgeholt hatte.
"Hetz doch den Gaul nicht so, der muss noch länger durchhalten." rief er mir zu als er wieder gleichauf war. "Ich hab aber keine Zeit zu verlieren." zischte ich nur, ohne den Blick von meinem Weg zu nehmen.
"Und wieso? Der Kerl ist seit 12 Jahren tot, der läuft dir nicht weg." Ich warf ihm einen eisigen Blick zu. "Du vergreifst dich im Ton." "Vergebung... aber der Graf wird sich sicher noch etwas gedulden können." entgegnete Andrei versöhnlich.
Ebenso schnell wie mein Zorn aufgebrandet war, verebbte er auch wieder.
"Schon gut. Ich bin nur etwas..."
"Ungeduldig?"
"Ja... Kannst du dich eigentlich überhaupt noch an ihn erinnern?"
Offenbar hatte er mit einer derartigen Frage nicht gerechnet, denn er sah mich verwundert an. Dann schien er zu überlegen. "Ja, natürlich. Von dem Geld, das wir von ihm hatten, hab ich mir mein erstes Stück Kuchen gekauft, sowas vergisst man nicht."
Ich musste lachen. "Ah verstehe, an den Kuchen erinnerst du dich."
"Ich erinnere mich auch an ihn. Und dass er mir immer unheimlich war..." Sein Blick schweifte in die Ferne. "Hattest du nie Angst, dass er uns irgendwann umbringt?"
"Nein, nie. Wieso auch? Wir waren ihm nützlich. Warum hätte er so etwas tun sollen?"
"Ja... vermutlich hast du Recht." Aber der nachdenkliche Blick wich nicht aus seinen Augen.
Der Weg bergauf war nicht besonders schwierig, aber das Wetter verschlechterte sich zusehends. Der eisige Wind schnitt uns ins Gesicht und die ersten Schneeflocken begannen zu fallen. Die Pferde mussten wir nun langsamer laufen lassen, da das Gelände unsicherer wurde. Ich fror, trotz des dicken Mantels und hatte die Vermutung, dass es nicht nur von der Kälte, sondern auch von meinem Fieber herrührte. Seit ich heute Morgen aufgewacht war, hatte ich mich schon schlecht gefühlt, es aber dem seltsamen Traum zugeschrieben.
Als das Schneetreiben immer dichter wurde und wir kaum noch etwas sehen konnten, schlug Andrei vor, uns irgendwo einen windgeschützten Rastplatz zu suchen. Obwohl ich sonst jede Verzögerung verfluchte, war ich doch erleichtert, als wir eine Höhle fanden, die in den Berg hineinführte. Wir konnten hier allerdings kein Feuer machen und so kroch uns die Kälte langsam in die Glieder. Ich saß mit dem Rücken an die Höhlenwand gelehnt und lauschte auf das Singen des Windes, das vom Höhleneingang her zu uns drang. Ich zitterte immer stärker und wickelte mich eng in meinen Mantel. Andrei sah mich besorgt an. "Du hast Schüttelfrost." "Unsinn... das ist nur von der Kälte. Oder willst du mir erzählen du frierst nicht?" Natürlich wusste ich, dass er Recht hatte, aber selbst wenn ich es zugegeben hätte, was hätte das schon genutzt?
Andrei rückte näher an mich heran und nahm mich in den Arm. "Komm, wenn wir uns zusammenkuscheln, wird uns wärmer. Das haben wir früher auch immer gemacht, weißt du noch?"
"Ja, ich erinnere mich. Wir sind zu viert auf einem großen Haufen gelegen und haben uns gegenseitig gewärmt." Ich lächelte.
"Ja... und wir hatten nur eine einzige Decke. Und die hast du uns immer geklaut. Mitten in der Nacht."
"Gar nicht wahr." nuschelte ich und kuschelte mich enger an Andrei. Langsam wurde mir etwas wärmer. Ich lauschte Andrei der mit seiner ruhigen tiefen Stimme von früher erzählte und schloss die Augen.
Authors Note:
Weil ich mir eine etwaige Vorstellung der Reiseroute machen wollte, hab ich tatsächlich meinen Atlas rausgekramt und nachgeforscht, zusätzliche Infos im Internet mit Bildern gesammelt. Mag einem übertrieben vorkommen, aber es macht doch irgendwie Spaß und verleiht dem Ganzen eine gewissen Authentizität (was aber nicht heißen muss, dass die Beschreibung frei von Fehlern ist).
