Kapitel 14 - Am Ziel: Vaseria

In den späten Abendstunden erreichten wir schließlich das Ziel unserer Reise. Das kleine Dorf Vaseria in den Karpaten, eingezäumt von majestätischen Bergen, die das Dörfchen umso jämmerlicher erscheinen ließen. Auf einem der Gipfel thronte, wie ein Schatten vergangener Zeiten, das Schloss meines Meisters. Ich hatte es nie selbst gesehen, hatte nur gehört, wenn er davon sprach. Sein eisiges Gefängnis. Es war ein gutes Stück entfernt, doch schien seine Kälte das Dorf immer noch einzuhüllen. Selbst mir jagte es einen kalten Schauer über den Rücken.

"Was meinst du, sollen wir uns in dem Gasthaus des Ortes Zimmer mieten?" Andreis Stimme klang müde und abgespannt.

"Nein... ich glaube nicht, dass es eine gute Idee wäre, uns hier zu zeigen. In solchen Orten sind Fremde nicht unbedingt willkommen. Besonders wenn sie um eine solche Stunde eintreffen."

Der wahre Grund war, dass ich es nicht ertragen hätte, die tumben Bauern die glorreichen Heldentaten der Familie Valerious, und vor allem deren letzter Erben, rühmen zu hören. Derlei Heldengeschichten wurden im Winter gerne immer wieder neu erzählt. Und meist waren sie jedes Jahr um eine zusätzliche Begebenheit reicher.

Andrei seufzte nur. Auch mir war der Gedanke, eine weitere Nacht in der Kälte zu verbringen, nicht unbedingt angenehm. Aber wir hatten schon Schlimmeres überstanden. Sehr, sehr viel Schlimmeres. Vielleicht lag es an der Präsenz des Schlosses, dass mich diese Erinnerungen heimsuchten. Eine kalte.. dunkle Straße... ein kleines schreiendes Kind... Nein! Ich durfte mich nicht schon wieder in Fieberträumen verlieren. Noch nicht. Erst mussten wir unser Lager an einer halbwegs sicheren Stelle aufschlagen. Ich stieg von meinem Pferd und lief zum Ufer des Flusses, dessen Lauf wir bis hierher gefolgt waren. Hoffentlich verschaffte mir das kalte Wasser einen ausreichend klaren Kopf, bis ich mich schlafen legen konnte.

Ich stand auf und sah mich um. Das Ufer des Flusses stieg steil an, bis hinauf zum Herrensitz der Valerious. Unterhalb dieses Abhangs wären wir vom Dorf aus nicht sichtbar, selbst wenn wir ein kleines Feuer entzünden würden. Es sei denn, jemand würde aus den Fenstern des Herrenhauses blicken, aber da ich wusste, dass es versiegelt war, konnte ich diese Gefahr ausschließen. Es war versiegelt seit dem Tag an dem Van Helsing mit der toten Anna Valerious und den Überresten meines Meisters nach Vaseria zurückgekehrt war.

Tapfere Anna, die ihr Leben lies um den Abgesandten Gottes zu retten. Oh ja... so wunderschön, tapfer und tugendsam war sie, sagten die Leute, wenn sie von der Zigeunerprinzessin sprachen. In der Tat... Sie hätten ihre Prinzessin sehen sollen... wie tapfer und tugendsam sie in den Armen meines Meisters lag.

Ich sah es vor mir, als wäre es gestern gewesen. Die junge Frau in dem blutroten Ballkleid, die von meinem Meister geführt wurde wie eine willenlose Puppe. Ich hatte die beiden damals von einer Loge aus beobachtet und mich gefragt, ob ich wohl auch einmal so ein schönes Kleid tragen und auf einem Ball tanzen würde. Immerhin durfte ich mich mit dem Kostüm eines Naturgeistes maskieren und zusammen mit meinen Brüdern dem Spektakel beiwohnen, als Belohnung für die geleisteten Dienste.

"Sasa?"

Ich schreckte auf. Aber ich konnte meine Erinnerungen noch nicht ganz zur Seite drängen, die Musik des Balls hörte nicht auf in meinem Kopf wiederzuhallen.

"Ja?" Ich blinzelte ein paar Mal und versuchte mich auf Andreis Stimme zu konzentrieren um in die Wirklichkeit zurückzufinden.

"Alles in Ordnung? Du hattest so einen seltsamen Gesichtsausdruck..."

"Jaja... alles den Umständen entsprechend. Was hältst du davon, wenn wir heute Nacht dort drüben lagern?" ich zeigte auf die Stelle unterhalb des Herrenhauses. Andreis Blick folgte meiner ausgestreckten Hand. Schließlich nickte er.

"Vermutlich die beste Gelegenheit, wenn wir nicht wieder ein paar Kilometer zurückreiten wollen."
Er führte die Pferde dorthin und begann das kleine Lager zu errichten. Ich blickte unterdessen mit klopfendem Herzen noch einmal hinauf zum Haus der Valerious. Heute Nacht würde ich ganz Nah bei meinem Meister sein.

Authors Note:

Sooo... kommen wir heute zu meiner Lieblingsszene in Van Helsing: Die Ballszene. #schmelz# Auch wenn ich Anna nicht leiden kann, diese Szene knistert nur so vor Erotik (und damit meine ich NICHT als der Feuerspucker Dracula abfackelt #sweatdrop#)
Das Wichtigste dabei aber ist: Durch diese Szene entstand die Grundidee für meine Story. Als man nämlich die beiden kleinen Kinder sieht, von denen eines "Seht Meister, seht!" krakelt.

Meine Ausgangssituation: Diese Kinder sind keine Vampire. Ich fand das Kind das nichts sagt, mit den Locken und den großen Augen irgendwie niedlich. Man kann vom Aussehen nicht genau bestimmen, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist, also habe ich mich entschlossen, es soll ein Mädchen sein. May I introduce to you? Sarika :)

Irgendwie hab ich mich wohler gefühlt bei dem Gedanken, keinen gänzlich neuen Charakter einzufügen, sonder jemanden auszubauen, der im Film nur einen kurzen Auftritt hatte. So als eine Art Legitimierung. Dann machte ich mir Gedanken, warum überhaupt Kinder auf diesem Ball sind. So nahm das Schicksal langsam seinen Lauf. #g#