Kapitel 16 - Entering Valerious Mansion

Ich schreckte aus meinem Schlaf auf. Schwer atmend sah ich mich um. Keine dunkle Gasse, kein böser Mann. Diesen Teil meiner Erinnerung hatte ich seit Jahren verdrängt; ich hatte vollkommen vergessen, dass es passiert war. Jetzt war sie dafür umso gegenwärtiger. Warum? Warum musste ich mich ausgerechnet jetzt wieder daran erinnern? Die Träume über meine Vergangenheit die mich jetzt schon seit Tagen heimsuchten, die Stimme meines Meisters, die ich flüstern hörte... wurde ich vielleicht wirklich verrückt?

"Nein... du bist nicht verrückt." hörte ich die Stimme beruhigend in meinem Kopf. "Nur sehr empfindlich." Ein leises, spöttisches Lachen.

"Ich habe Angst..." murmelte ich.

"Das brauchst du nicht. Du weißt was du zu tun hast und du wirst es tun."

"Das werde ich, Meister. ... Wird dann alles wieder gut?" ich warf immer wieder vorsichtige Blicke zu Andrei um sicher zu gehen, dass er noch schlief.

"Ja Paliki, dann wird alles wieder gut. Schlaf jetzt."

Gehorsam kauerte ich mich wieder auf meinem Lager zusammen und schlief ein. Diesmal wurde ich nicht von Alpträumen gequält und fühlte mich am nächsten morgen körperlich gestärkt, als ich erwachte. Ich weckte Andrei und dann aßen wir gemeinsam.

"Also... jetzt sind wir hier. Verrätst du mir vielleicht jetzt, was wir machen?"

"Wir müssen da rein." erklärte ich knapp und deutete auf das Herrenhaus.

"Ah ja... ist da noch etwas drin was du für deine mysteriöse Wiederbelebung brauchst?" fragte Andrei etwas missmutig.

"Ja... das Wichtigste."

"Und das wäre?"

"Die Überreste des M... Grafen." Andrei mochte es nicht, wenn ich ihn als "Meister" bezeichnete. Also hatte ich es mir angewöhnt in seiner Gegenwart lieber als "dem Grafen" von ihm zu sprechen. 'Wir haben keinen Meister. Wir sind frei und genau so soll das auch bleiben!' hatte er mich einmal angeschrieen. Sollte er seinen Willen haben, es bedeutete nichts.

"Was?!"

"Als Van Helsing damals mit der toten Prinzessin hierher zurückkehrte, trug er auch die Überreste des Grafen bei sich, sie wurden versiegelt und im Herrensitz der Valerious verwahrt. Es wird gut bewacht, aber seit Jahren hat niemand mehr gewagt, einen Fuß in das Haus zu setzen. Wenn wir also erst mal drin sind, haben wir leichtes Spiel." trug ich ihm die Geschichte vor. Ich hatte sie aus mehreren verschiedenen Informationsquellen zusammengetragen. Allzu schwer war es nicht, da Van Helsing's Tat sich wie ein Lauffeuer verbreitete. Um Unendliches schwieriger erwies es sich, das herauszufinden wovon ich von Anfang an felsenfest überzeugt war: Dass es eine Möglichkeit gab, meinen Meister in diese Welt zurückzurufen.

"Lass mich raten... du willst von dieser Seite her hochklettern und durch ein Fenster steigen ohne das man uns bemerkt?"

"Ganz genau."

"Nur haben wir dummerweise nichts dabei mit dem wir an der Wand hochkommen. Und ich bezweifle, dass deine körperliche Verfassung dazu ausreicht, selbst wenn wir etwas hätten."

"Ich hab immerhin ein Seil. Wir müssen es nur irgendwo befestigen, das wird ja wohl zu schaffen sein." Den Kommentar bezüglich meiner körperlichen Verfassung ignorierte ich. Ich fühlte mich sogar erstaunlich gut. Der zweifelnde Blick in Andreis Augen verschwand allerdings nicht, als ich voller Tatendrang mit dem Seil den Abhang hinaufkletterte.
Ich suchte die Mauern nach etwas ab, an dem wir das Seil festmachen konnten. Kurz unterhalb des Daches stand ein Eisenhaken an einer Stange ein gutes Stück hervor. Daran hing eine alte ausgediente Laterne. Er sah sehr stabil aus und ich zeigte Andrei meine Entdeckung.

"Was meinst du? Können wir es daran befestigen?"

Andrei zuckte die Schultern. "Wir können es versuchen, dann sehen wir's."

Er suchte nach einem mittelgroßen Stein an dem er das Seil festknoten konnte. Das war am Ufer eines Flusses kein schweres Unterfangen. Als er schließlich ein passendes Exemplar gefunden hatte, kam er wieder den Abhang herauf. Seine Augen taxierten genau die Entfernung bis zum Dach und Andrei stellte sich in Wurfposition. Bereits nach dem 3. Versuch, klappte es. Der Stein mit dem Seil wickelte sich ein paar Mal um die Eisenstange und hing fest. Andrei zog prüfend am Seil um zu sehen, ob die Stange auch genug Gewicht tragen konnte oder vielleicht nur lose im bröckeligen Mauerwerk verankert war. Es bestand den Test.

"Ich werde zuerst hochklettern, wenn es mich trägt, hält es dich auch aus." erklärte Andrei und der Ton seiner Stimme sagte mir, dass er keinen Widerspruch dulden würde, also nickte ich nur.
"Und wenn ich oben durch das Fenster geklettert bin," er zeigte auf das kleine Fenster das leicht rechts von dem Haken lag, "dann bindest du dir das Seil um und ich zieh dich rauf."

"Aber.."

"Kein Aber. Du bist noch nicht so stark wie du dich vielleicht fühlst. Vertrau mir einfach. ... Wie du hier rauf kommst, kann dir doch letztlich egal sein, oder? Solang du nur schnell genug zu IHM kommst." Seine Stimme hatte bei den letzten Worten einen seltsam kalten Klang angenommen, den ich an ihm gar nicht kannte. Ich nickte wieder. Auch wenn ich mich nicht gerne von Andrei bevormunden lies, hatte er doch recht.

Er kletterte geübt die unebenen Steine der Außenwand nach oben die ihm einen guten Halt boten. Bereits nach kurzer Zeit war er vor dem Fenster angelangt. Vorsichtig wickelte er seine Hand in ein altes Stück Stoff um sich erstens vor Schnittwunden zu schützen und zweitens den Lärm beim Einschlagen des Fensters zu reduzieren. Wir durften nicht vergessen, dass auf der Vorderseite des Herrenhauses immer noch Wachen standen.

Als er schließlich durch das Fenster geklettert war, band ich mir das Seil um, so wie Andrei es befohlen hatte. Er zog und ich stützte mich mit den Füssen an der Mauer ab und half mit, so gut es ging. Trotzdem blieb ich der festen Überzeugung, dass ich es auch alleine geschafft hätte. Achtsam stieg ich durch das Fenster, um mich nicht an den Scherben zu schneiden. Andrei zog mich halb herein und ich landete in seinen Armen. Ich sah mich in dem großen Raum um. Überall an den Wänden hingen Waffen.

"Ähm... Andrei... es geht mir gut, du kannst mich wieder loslassen."

Ohne ein Wort zu sagen gab er mich frei und blickte sich nun ebenfalls um. Ich wusste nicht genau wie ich sein Verhalten deuten sollte... er benahm sich schon seit unserer Übernachtung in der Höhle so eigenartig. Aber ich konnte beim besten Willen nicht mehr sagen was in dieser Nacht Traum und was Realität gewesen war. Dennoch war Andrei verändert, das war ganz deutlich zu spüren.

Aber was kümmerte es mich. Ich war nicht bis hierher gekommen, um mir Gedanken über Andrei zu machen. Ich war im Hause der Valerious. Auch mein Meister hatte hier den sterblichen Teil seines Daseins verbracht und nun war er wieder hierher zurückgekehrt um erneut geboren zu werden.

Authors Note:

Diesmal wieder ein etwas ruhigeres Kapitel. Und wir kommen dem Ziel immer näher. Jetzt sind sie immerhin schon im Haus. Ich möchte mich noch mal ganz herzlich bei jedem bedanken der die Geschichte liest und mir Reviews dazu schreibt. Am Anfang hatte ich ja erst ein wenig Angst, es könnte Beschwerden geben, weil es so lange dauert bis überhaupt eine der Figuren aus dem Film auftaucht (und das ist ja auch nur ein kurzer Auftritt). Aber wie es scheint, gibt es Leute denen die Geschichte trotzdem gefällt. #verbeug# Ich hoffe ich erweise mich im weiteren Verlauf der Geschichte Eures Interesses als würdig. #smile#

Reviews sind der Nektar von dem ich lebe und der mich vor allem auch dazu antreibt weiterzuschreiben wenn ich mal eine unkreative Phase habe. Immerhin habe ich gestern das 24.(!) Kapitel beendet. Also ist noch für ein paar Tage Stoff vorhanden. Danach werden die Wartezeiten wohl leider wieder länger werden. Aber wenn ich fleißig Reviews kriege, geht mir das bestimmt viel schneller von der Hand #wink mit dem Zaunpfahl#. Also, sollte noch jemand die Geschichte gelesen und noch nicht gereviewt haben fühle er / sie sich nun dazu aufgefordert. Ich beiße nicht ; )

Dracula: DU nicht...
Para: #sweatdrop#

(at)Pharaonin: Wer mich anbettelt wird belohnt . Ja, ich verstehe Dich. Ich hasse solche Menschen auch, deshalb fiel es mir ja so schwer dieses Kapitel zu schreiben. Barak steht stellvertretend dafür, was meiner Meinung nach mit solchen Leuten passieren sollte. Ich bin auch morbide. ; )
Was mir noch wichtig war zu sagen, ich hoffe es kommt nicht so rüber als ob Dracula hier der glorreiche Retter in der Not war, dass ist er nämlich nicht. Er ist eigentlich mehr zufällig in der Nähe und durch den Geruch des vergossenen Blutes auf das Geschehen aufmerksam geworden. Ein freundlicher Dracula ist das Letzte was ich darstellen möchte. #g# Ich hoffe ich konnte das halbwegs so vermitteln.

(oO Meine Güte, die Authors Notes werden auch immer länger)