Kapitel 20 - Phönix aus der Asche
Ich erwartete schon fast, Andreis Hoffnung auf einen Goldschatz bestätigt zu sehen, aber dem war nicht so. Vor uns stand ein Gefäß, dessen goldene Hülle den Fackelschein reflektierte. Eine Urne. Ich spürte wie meine Knie langsam weich wurden und tastete mit einer Hand unbewusst nach dem Griff des Dolches, als könne er mir Kraft spenden. Andrei schien einen Moment lang wirklich verblüfft. Er hatte offenbar nicht wirklich damit gerechnet hier zu finden weswegen wir gekommen waren. Nein... weswegen ICH gekommen war, musste ich meine Gedanken korrigieren. Andrei war nur meinetwegen hier. Um mich zu beschützen.
Der Gedanke, dass ich nach 12 langen Jahren endlich am Ziel war, schien mir geradezu unwirklich. Aber da stand sie vor mir, ganz unmissverständlich mit dem Symbol des Drachen gekennzeichnet, der einst das Familienwappen schmückte, bevor mein Meister ihn zu seinem persönlichen Wappentier gemacht hatte. Mein Atem stockte und in meine Augen trat ein fiebriger Glanz, als ich die Hände um das kalte Metall schloss. Andrei blickte nervös hin und her. Er schien sich nicht wohl zu fühlen in seiner Haut.
"Sasa..." er fuhr sich unruhig mit der Zunge über die Lippen.
"Was ist?" fragte ich, ohne den Blick von der Urne zu nehmen.
"Ich finde... es wäre besser wenn... Sollten wir nicht einfach wieder gehen?"
"Gehen?" ich hörte mich höhnisch lachen. "Du kannst ruhig gehen, wenn dich der Mut verlässt Andrei."
"Sasa, es geht nicht um mich. Ich habe Angst um dich. All die Jahre habe ich tatenlos zugesehen wie du dich verändert hast, wie diese fixe Idee Stück für Stück von dir Besitz ergriffen hat, bis nichts anderes mehr zählte und kein anderes Wesen dir noch etwas bedeutete. Lass uns wieder nach Hause gehen." Es klang fast wie ein Flehen.
"Das fällt dir reichlich früh ein, Andrei. Wieso hast du mir das nicht schon eher gesagt?"
"Du hättest doch nie auf mich gehört."
"Und was macht dich glauben, ich würde jetzt auf dich hören?" Meine Stimme hatte einen schneidend kalten Ton angenommen. Glaubte er wirklich, er könnte sich zwischen mich und die Vollendung meiner Aufgabe stellen? Ich hatte Andrei für klüger gehalten. Aber in dieser Sache lies er sich wohl zu sehr von seinen Emotionen leiten.
"Ich hatte gehofft... dass du mir einfach vertraust." Sein Gesichtsausdruck verriet, dass diese Hoffnung nicht mehr besonders groß war. Ich war es endgültig leid, mir sein weinerliches Getue anzuhören. Wieso verschwendete ich überhaupt Zeit darauf mit ihm zu sprechen, wenn ich etwas viel wichtigeres zu tun hatte?
Ohne Andrei weiter zu beachten, hob ich die Abdeckung fast feierlich von der Urne. Darin befand sich alles was von meinem Meister übrig geblieben war, nachdem er den Kampf gegen den Werwolf Van Helsing verloren hatte: Staub. Und dennoch war es möglich... ich wusste einen Weg meinen Meister wieder auferstehen zu lassen, so wie Phönix aus der Asche. Der Dolch an meiner Seite, würde seinen Zweck nun endlich erfüllen.
Als ich ihn aus der Scheide gezogen hatte, stellte Andrei sich zwischen mich und den Sarkophag. "Sarika. Nicht." Er hatte die Arme ausgebreitet, so als wolle er mich gleich umarmen. Er blieb jedoch stehen und rührte sich nicht weiter. "Geh mir aus dem Weg, Andrei." Ich war mir des drohenden Untertons in meiner Stimme sehr wohl bewusst.
"Sarika bitte! Sei doch ehrlich zu dir selbst. Glaubst du denn wirklich, dass so etwas möglich ist? Es kann einfach nicht sein, siehst du das denn nicht ein? Lass uns jetzt zusammen nach Hause zurückkehren. Weißt du, was passiert wenn du es versuchst und es gelingt dir nicht? Ich weiß es. Es würde dich zerstören. Du würdest daran zu Grunde gehen, und das könnte ich nicht ertragen." Er sah sehr traurig aus. So als wüsste er die Antwort bereits, weigerte sich jedoch sie zu akzeptieren.
Ich schüttelte nur den Kopf. "Geh mir aus dem Weg Andrei, ich wiederhole es nicht noch einmal." Bei diesen Worten hob ich den Dolch. Ich wusste, dass ich Andrei niemals ernsthaft würde verletzen können, aber auch eine kleine Wunde würde genügen um meiner Forderung den nötigen Nachdruck zu verleihen. Zum Glück kam es nicht so weit. Andrei hatte ein Einsehen und trat einen Schritt zur Seite. "Wie du willst..." murmelte er. "Gott steh dir bei."
"Das fehlte gerade noch."
Ich zog die scharfe Klinge des Dolches langsam über die Innenfläche meiner Hand. Der Schnitt brannte wie Feuer und sofort quoll Blut hervor, dass die Klinge benetzte. Schließlich hielt ich den Dolch senkrecht über die Urne und lies das Blut von der Klinge tropfen. Aus der frischen Schnittwunde an meiner Hand floss weiter frisches Blut und führte zu einem steten Rinnsal vom Griff des Dolches über die Klinge in die Asche. Ich beobachtete die Urne mit Argusaugen und wartete auf irgendein Anzeichen dessen was doch jeden Moment passieren musste.
Ich wartete vergeblich. Nichts geschah.
Authors Note:
Überrascht? Gespannt wie's weitergeht? #g#
Nach über einer Woche komme ich endlich wieder dazu etwas zu posten. Sorry, letzte Woche war etwas sehr stressig. Und nachdem ich teilweise 13 Stunden am Tag gearbeitet hab, konnte ich leider auch noch nicht weiterschreiben. Aber während ich diese Zeilen schreibe, dreht sich in meinem DVD-Player die Collectors Edition von Van Helsing und allein der Rundgang durch Draculas Schloss bei den Bonus-Features lässt die Inspiration wieder ungemein fliessen. So verabschiede ich mich für diesmal mit den Worten des Meisters: It's dark and dank. I like it, don't you?
Ich erwartete schon fast, Andreis Hoffnung auf einen Goldschatz bestätigt zu sehen, aber dem war nicht so. Vor uns stand ein Gefäß, dessen goldene Hülle den Fackelschein reflektierte. Eine Urne. Ich spürte wie meine Knie langsam weich wurden und tastete mit einer Hand unbewusst nach dem Griff des Dolches, als könne er mir Kraft spenden. Andrei schien einen Moment lang wirklich verblüfft. Er hatte offenbar nicht wirklich damit gerechnet hier zu finden weswegen wir gekommen waren. Nein... weswegen ICH gekommen war, musste ich meine Gedanken korrigieren. Andrei war nur meinetwegen hier. Um mich zu beschützen.
Der Gedanke, dass ich nach 12 langen Jahren endlich am Ziel war, schien mir geradezu unwirklich. Aber da stand sie vor mir, ganz unmissverständlich mit dem Symbol des Drachen gekennzeichnet, der einst das Familienwappen schmückte, bevor mein Meister ihn zu seinem persönlichen Wappentier gemacht hatte. Mein Atem stockte und in meine Augen trat ein fiebriger Glanz, als ich die Hände um das kalte Metall schloss. Andrei blickte nervös hin und her. Er schien sich nicht wohl zu fühlen in seiner Haut.
"Sasa..." er fuhr sich unruhig mit der Zunge über die Lippen.
"Was ist?" fragte ich, ohne den Blick von der Urne zu nehmen.
"Ich finde... es wäre besser wenn... Sollten wir nicht einfach wieder gehen?"
"Gehen?" ich hörte mich höhnisch lachen. "Du kannst ruhig gehen, wenn dich der Mut verlässt Andrei."
"Sasa, es geht nicht um mich. Ich habe Angst um dich. All die Jahre habe ich tatenlos zugesehen wie du dich verändert hast, wie diese fixe Idee Stück für Stück von dir Besitz ergriffen hat, bis nichts anderes mehr zählte und kein anderes Wesen dir noch etwas bedeutete. Lass uns wieder nach Hause gehen." Es klang fast wie ein Flehen.
"Das fällt dir reichlich früh ein, Andrei. Wieso hast du mir das nicht schon eher gesagt?"
"Du hättest doch nie auf mich gehört."
"Und was macht dich glauben, ich würde jetzt auf dich hören?" Meine Stimme hatte einen schneidend kalten Ton angenommen. Glaubte er wirklich, er könnte sich zwischen mich und die Vollendung meiner Aufgabe stellen? Ich hatte Andrei für klüger gehalten. Aber in dieser Sache lies er sich wohl zu sehr von seinen Emotionen leiten.
"Ich hatte gehofft... dass du mir einfach vertraust." Sein Gesichtsausdruck verriet, dass diese Hoffnung nicht mehr besonders groß war. Ich war es endgültig leid, mir sein weinerliches Getue anzuhören. Wieso verschwendete ich überhaupt Zeit darauf mit ihm zu sprechen, wenn ich etwas viel wichtigeres zu tun hatte?
Ohne Andrei weiter zu beachten, hob ich die Abdeckung fast feierlich von der Urne. Darin befand sich alles was von meinem Meister übrig geblieben war, nachdem er den Kampf gegen den Werwolf Van Helsing verloren hatte: Staub. Und dennoch war es möglich... ich wusste einen Weg meinen Meister wieder auferstehen zu lassen, so wie Phönix aus der Asche. Der Dolch an meiner Seite, würde seinen Zweck nun endlich erfüllen.
Als ich ihn aus der Scheide gezogen hatte, stellte Andrei sich zwischen mich und den Sarkophag. "Sarika. Nicht." Er hatte die Arme ausgebreitet, so als wolle er mich gleich umarmen. Er blieb jedoch stehen und rührte sich nicht weiter. "Geh mir aus dem Weg, Andrei." Ich war mir des drohenden Untertons in meiner Stimme sehr wohl bewusst.
"Sarika bitte! Sei doch ehrlich zu dir selbst. Glaubst du denn wirklich, dass so etwas möglich ist? Es kann einfach nicht sein, siehst du das denn nicht ein? Lass uns jetzt zusammen nach Hause zurückkehren. Weißt du, was passiert wenn du es versuchst und es gelingt dir nicht? Ich weiß es. Es würde dich zerstören. Du würdest daran zu Grunde gehen, und das könnte ich nicht ertragen." Er sah sehr traurig aus. So als wüsste er die Antwort bereits, weigerte sich jedoch sie zu akzeptieren.
Ich schüttelte nur den Kopf. "Geh mir aus dem Weg Andrei, ich wiederhole es nicht noch einmal." Bei diesen Worten hob ich den Dolch. Ich wusste, dass ich Andrei niemals ernsthaft würde verletzen können, aber auch eine kleine Wunde würde genügen um meiner Forderung den nötigen Nachdruck zu verleihen. Zum Glück kam es nicht so weit. Andrei hatte ein Einsehen und trat einen Schritt zur Seite. "Wie du willst..." murmelte er. "Gott steh dir bei."
"Das fehlte gerade noch."
Ich zog die scharfe Klinge des Dolches langsam über die Innenfläche meiner Hand. Der Schnitt brannte wie Feuer und sofort quoll Blut hervor, dass die Klinge benetzte. Schließlich hielt ich den Dolch senkrecht über die Urne und lies das Blut von der Klinge tropfen. Aus der frischen Schnittwunde an meiner Hand floss weiter frisches Blut und führte zu einem steten Rinnsal vom Griff des Dolches über die Klinge in die Asche. Ich beobachtete die Urne mit Argusaugen und wartete auf irgendein Anzeichen dessen was doch jeden Moment passieren musste.
Ich wartete vergeblich. Nichts geschah.
Authors Note:
Überrascht? Gespannt wie's weitergeht? #g#
Nach über einer Woche komme ich endlich wieder dazu etwas zu posten. Sorry, letzte Woche war etwas sehr stressig. Und nachdem ich teilweise 13 Stunden am Tag gearbeitet hab, konnte ich leider auch noch nicht weiterschreiben. Aber während ich diese Zeilen schreibe, dreht sich in meinem DVD-Player die Collectors Edition von Van Helsing und allein der Rundgang durch Draculas Schloss bei den Bonus-Features lässt die Inspiration wieder ungemein fliessen. So verabschiede ich mich für diesmal mit den Worten des Meisters: It's dark and dank. I like it, don't you?
