Kapitel 34 - Ein Diener des Herrn

Die Gestalt beugte sich zu mir und streckte mir eine Hand entgegen. "Nur ein bescheidener Diener unseres Herrn, genau wie du." Seine Stimme klang seltsam dumpf. Der Eindruck wurde dadurch, dass er fast nur im Flüsterton sprach, weiter verstärkt. Obwohl er jetzt dicht bei mir stand konnte ich doch immer noch nicht in die Dunkelheit hinter dem Umhang blicken und sein Gesicht sehen. Seine Hand jedoch war weiß und kalt. Ein Vampir also, soviel stand fest.

Ich lies mir von ihm aufhelfen und setzt mich auf das Sofa. Dort nahm er mein Handgelenk näher in Augenschein. Die Kälte seiner Haut, kühlte die Schwellung und lindert den Schmerz etwas.

"Ich werde mich darum kümmern.", sagte er nur und verschwand, um einige Zeit später mit etwas abgerissenem Stoff und zwei kleinen Ästen zurückzukommen. Mit diesem Notbehelf schiente er mein Handgelenk. "Es ist nicht viel, aber es ist besser als nichts."

Diese Behandlung machte mich mehr als misstrauisch. "Wer seid ihr?", wiederholte ich meine Frage, "Und warum zeigt ihr euer Gesicht nicht?" Er gab ein Geräusch von sich, das wie eine Mischung aus einem Seufzen und bitterem Lachen klang. "Sei froh, dass ich es verborgen halte. Der Anblick wäre ein zu großer Schock für dich."

"Das glaube ich nicht. Ich habe schon viele schreckliche Dinge in meinem Leben gesehen. Ihr solltet mich nicht unterschätzen." entgegnete ich trotzig.

Wieder ein unterdrücktes Lachen. "Du bist mit Sicherheit sehr mutig, sonst hättest du dich gegenüber der Braut des Meisters auch nicht so verhalten. Verzeih, ich habe unabsichtlich gelauscht, als ich auf den Meister wartete." Dann machte er eine kurze Pause, als würde er überlegen. Schließlich fuhr er fort. "Sagt dir das Wort 'Nosferatu' etwas?"

Ich nickte. "Ja, das sind die Untoten. So wie der Meist..."

Die Gestalt schüttelte den Kopf. "Ja und nein. Nosferati sind Untote, das ist richtig. Aber sie sind etwas Anderes als die Art von welcher der Meister stammt. Er und seine Zöglinge sind von vornehmem Blut und können ihr menschliches Antlitz bewahren. Wir hingegen..." Er suchte nach Worten. "Kannst du dir vorstellen wie es ist, bei lebendigem Leib zu verfallen?"

Meine Vorstellung reichte nicht so weit. Aber der Schmerz der aus seiner Stimme klang, lies es mich ahnen. Moment. Schmerz? "Ihr... ihr habt... Gefühle?"

Er zuckte zusammen. Offenbar hatte er mit dieser Frage nicht gerechnet. "Ja... noch eine Strafe. Nicht nur, dass wir verfallen, man verweigert uns auch die Gefühlskälte es zu ertragen." Die Bitterkeit war nun kaum noch verhohlen. Ich warf einen Blick auf seine Hände. Sie sahen eigentlich normal aus. Aber ich wollte nicht weiter in ihn dringen. Schon seltsam. Da saß ich mit einer mir vollkommen unbekannten und verhüllten Gestalt auf dem Sofa und wir klagten uns gegenseitig unser Leid. Zwei Ausgestoßene die einfach nur reden wollten.

"Wenn ihr mir euer Gesicht schon nicht zeigt, verratet ihr mir dann wenigstens euren Namen?"

"Namen?" Er schwieg. "Ich fürchte so etwas besitze ich nicht... und wenn ich jemals einen besaß, so habe ich ihn wohl schon lange vergessen."

"Wie nennt euch der Meister?"

"Diener."

"Ich kann euch aber doch schlecht Diener nennen." Die Vorstellung war irgendwie absurd.

"Nun... dann würde es mich freuen, wenn du mich einen 'Freund' nennen wolltest." Seine Stimme klang ehrlich. Aber warum wollte er mein Freund sein? Warum hatte er mir überhaupt geholfen? Ich hatte nicht in der Gosse überlebt, weil ich an das Gute im Menschen glaubte, sondern weil ich vorsichtig war. Aber wenn ich mich schon mit ihm unterhielt musste ich ihn ja irgendwie ansprechen.

"In meiner Muttersprache heißt Freund 'Barát'.", bemerkte ich.

Ich hörte wie er tief Atem holte. Was bedeutete das jetzt? War er gekränkt? Aber als er schließlich sprach klang er wirklich erfreut. "Danke, es ist schön, nicht mehr nur ein Diener zu sein."

Wurden Vampire so, wenn sie Gefühle hatten? Vielleicht war es doch besser, dass der Meister keine empfand. Sicher, ich war ihm dankbar, aber diese Vertraulichkeit war mir unheimlich. Vielleicht war ich auch einfach zu misstrauisch. Statt, dass ich froh war, dass es wieder jemanden interessierte wie es mir ging, machte ich mir nur Gedanken was dahinter stecken mochte. Aber so war ich nun einmal geprägt. Ich wollte offenbar nicht, dass man mich gut behandelte.

"Wieso bist du überhaupt hier, Barát?"

"Ich habe eine Nachricht für den Meister. Und die muss ich ihm jetzt auch überbringen."

Er erhob sich und ging. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass ich wissen sollte, was diese Nachricht war und folgte ihm unaufgefordert. Er sagte nichts dagegen. Als er schließlich den Meister fand, hielt ich mich etwas versteckt im Hintergrund. Lieber nicht schon wieder auffallen.

Der Meister saß in der großen Halle, an seiner Seite das unvermeidliche Weibstück, das gar nicht bemerkte, dass irgendjemand anders anwesend war. Sie war voll und ganz damit beschäftigt, seine Haare zu befingern und er lies es unbeteiligt über sich ergehen.

"Diener. Was tust du hier? Gibt es Neuigkeiten?"

Barát verbeugte sich ehrerbietig. "Ja, mein Herr, die gibt es."

"Nun? Heraus damit. Ich hoffe es ist etwas Wichtiges. Ich möchte nicht wegen jeder Lappalie gestört werden.", entgegnete mein Meister ungehalten. War er etwa immer noch verstimmt wegen des Streits zwischen Carmilla und mir? Ich betastete vorsichtig meine geschiente Hand. Der Schmerz war etwas besser geworden, aber immer noch stark genug mir bei jeder Bewegung die Tränen in die Augen zu treiben.

Barát verharrte in seiner unterwürfigen Position. "Ich habe Kunde aus Rom erhalten."

Augenblicklich genoss Barát die konzentrierte Aufmerksamkeit des Meisters. Er setzte sich kerzengerade in seinem Stuhl auf, wobei er Carmilla abschüttelte wie mir nicht ganz ohne Genugtuung auffiel, und zog die Augenbrauen hoch. "Ja? Sprich schon!", forderte er ungeduldig.

Als Barát jetzt sprach, erhob er sich wieder.

"Gabriel Van Helsing ist in den Vatikan zurückgekehrt."

- Ende des 34 Kapitel -

Authors Note:

So, hier das versprochene Kapitel. Hat etwas länger gedauert weil ich beruflich diese Woche viel zu tun hatte. Man stelle sich vor, ich habe einen Test erstellt (Grundkenntnisse im Umgang mit dem PC) und dann 3 Leute geprüft. #sweatdrop# Früher hab ich selbst Prüfungen geschrieben und jetzt stehe ich auf der anderen Seite. ICH! Hilfe. #sweatdrop# Ist aber gut gelaufen und keiner hat sich beschwert (wär ja auch noch schöner. #Knüppel zück#). Ich fürchte ich werde wohl doch langsam erwachsen... Das darf ich nicht zulassen!!!! #so schnell wie möglich wieder an MSA weiterarbeiten muss#

Ach ja da war was. Wegen den Nosferati habe ich mich ganz grob an der Welt des Rollenspiels "Vampire - The Masquerade" orientiert. Das bezieht sich jetzt aber wirklich nur auf die Nosferati, ich habe nicht vor, weitere Vampirarten auftauchen zu lassen. Da auch in Büchern, wie z.B. Interview mit einem Vampir, eine Vampirart in Transsylvanien erwähnt wird, die überaus hässlich (und in diesem Buch offenbar auch noch ziemlich dumm #g# ) ist, dachte ich mir es wäre nicht allzu abwegig auf diesen Grundgedanken von Unterschieden bei Vampiren zurückzugreifen.

(at)Lacrima: Wie Du siehst, ich lebe, es geht mir gut, und verscheucht hat mich auch nichts. Aber ich glaub an dem Tag wo down war ist etwas untergegangen, dass ich ein neues Kapitel von MSA online gestellt hab #noch gar keine Reviews zu dem neuen Kapitel hab schnüffz# Also wollte ich an dieser Stelle noch mal ganz dezent darauf hinweisen #räusper#

ACHTUNG ACHTUNG! KAPITEL 18 (bzw. nach Zählweise 19) VON MARY SUE-ASSIGNMENT IST NUNMEHR ZUM LESEN VERFÜGBAR!!! #aber so was von dezent#

(at)Kodachi: Wenn du Jumpercables an mich legst hüpf ich von nem 30m-Gerüst. #droh# Die Geiseln sind nun auch ausgetauscht und Bernd das Brot hockt auf meinem Sofa und denkt sich vermutlich gerade: 'Mist.'

(at)Sirius: Tjaja… nur ist die Carmilla dummerweise ein wenig stärker und unsterblicher als Paliki, sonst hätte sie das sicher gemacht. #g# Das Ende… tja.. wie heißt es bei Wilhelm Busch so schön? Doch wehe wehe wenn ich an das Ende sehe. #sweatdrop# Und das soll in diesem Fall heißen: Ich weiß es wirklich nicht. Ein absolut strahlendes Happy End wird es wohl nicht. Das würde nicht passen. Haaaach… ich bin hin- und hergerissen und kann mich nicht entscheiden. Das Beste ist, ich schreibe bis in alle Ewigkeiten weiter. #sweatdrop#

(at)HughJackmanFan: Bitte sehr bitte schön. Es ist angerichtet. #Eimer Wasser zück und alles lösch#