Kapitel 1: Willkommen im Chaos!
„Sind wir bald da?", fragte Sarah fröstelnd. Je näher sie ihrem Zielort kamen, desto kälter wurde es. Nicht, dass es in Transsylvanien um diese Zeit nicht auch kalt war, aber Sarah hatte nicht erwartet, dass auch in den Kutschen solch niedrige Temperaturen herrschen würden.
„Es ist nicht mehr weit", meinte Graf von Krolock ruhig.
Sie reisten mit zwei Kutschen und acht Pferden. In der ersten Kutsche saßen, eng aneinander gekuschelt, der Graf mit seiner Frau und seinem Sohn inmitten von Koffern, Reisetaschen und Beuteln. In der zweiten hockten, etwas weniger gemütlich, Magda, Chagal, Alfred und – als einzigem Sterblichen war ihm die Nähe zu den Vampiren doch etwas unangenehm – Professor Abronsius zwischen Skiern, Schlittschuhen und weiteren Koffern und Taschen.
Eine halbe Stunde später kamen sie tatsächlich an der letzten Station an der Straße an, bevor sie die Seilbahn nehmen mussten.
Die kleine Reisegruppe wurde schon von einem kleinen, pummeligen Mann erwartet, der leicht nach Alkohol müffelte und dick in Schals, Handschuhe und Mützen eingemummelt war – Pastor Kromling, einer der drei Priester, die den Grafen und Sarah vor einem halben Jahr getraut hatten. Er begrüßte die Gruppe freundlich.
„Exzellenz! Professor!"Er schüttelte von Krolock und Abronsius die Hände. „Hatten sie eine gute Reise?"
Während die drei Männer ein angeregtes Gespräch begannen, gesellte sich Sarah zu Herbert, die beiden gingen gemeinsam zu Alfred hinüber, der etwas verloren neben der zweiten Kutsche stand.
„War es bei euch auch so kalt?", fragte die junge Frau.
Alfred schnaubte. „Eisig, und ich bezweifle, dass ich die blauen Flecken von den Skiern wieder loswerde... Seid ihr sicher, dass man auf den Dingern fahren kann?"Er bedachte die hohen Berge mit einem zweifelnden Blick.
Herbert lachte. „Natürlich, das macht Spaß!"
Neben ihnen lehnten Koukol, Magda und Chagal schweigend an der Kutsche. Sarah senkte die Stimme und wandte sich an Alfred. „Sag mal, haben sich die beiden während der Fahrt wieder so gestritten?"
Alfred zuckte mit den Schultern. „Wie man's nimmt... in der ersten Nacht haben sie sich dermaßen gefetzt, ich wunder mich, dass ihr es nicht gehört habt... und heute Nacht waren sie ganz ruhig."
Sarah seufzte und warf ihrem Vater einen Blick zu.
„Ist das immer noch wegen Ardora?", fragte Herbert.
Sarah schüttelte den Kopf. „Die beiden verstehen sich einfach nicht mehr so gut. Magda hat mir erzählt, sie wollten hier versuchen, ihre Beziehung zu kitten, aber..."Sie senkte sie Stimme. „So wie Papa sich benimmt, bezweifle ich doch stark, dass daraus was wird..."
In diesem Moment stießen Krolock, Abronsius und Kromling zu ihnen. „Wir können in die Seilbahn", verkündete Professor Abronsius ganz aufgeregt – ihn interessierte brennend die Technik, mit der die Gondeln angetrieben wurden.
Zehn Minuten später belegte die Gruppe ganze vier Gondeln – jeweils eine für den Grafen, Sarah, Herbert und Kromling und Magda, Chagal, Alfred und Abronsius und zwei für das ganze Gepäck – diese Gondeln waren bis zum Platzen gefüllt.
Schließlich konnten sie an der Gondelstation in direkter Nähe zur Berghütte aussteigen. Alfred fielen beinahe die Augen aus dem Kopf, als er sich umsah:
Die Hütte war sehr groß für eine einfache Berghütte und komplett aus Holz. Hinter der Hütte sichtete er eine Ansammlung von Bäumen – Fichten und Tannen um genauer zu sein, einige davon noch so klein, dass man sie als Christbäume verwenden konnte – und eine Seilbahnverbindung führte direkt zu einer Skipiste.
Herbert trat neben ihn. Auch er wirte erstaunt. Er pfiff leise. „Also, diese Hütte ist viel besser gelegen als unsere alte", sagte er leise zu Alfred.
Die Vampire halfen Koukol, das Gepäck ins Haus zu schleppen, während sich der Graf und Abronsius von Kromling die Hausordnung, Kromlings Adresse im Tal und einen Plan des Dorfes im Tal und des Hauses geben ließen. Dann traten sie hinter ihren Schützlingen in die Hütte, während der Priester mit der Seilbahn ins Tal zurückfuhr.
In der Tür knallten die beiden Männer in die zwei jüngsten Vampire hinein. Alfred und Sarah waren wie angewurzelt in der Tür stehen geblieben und starrten mit offenem Mund in die Hütte.
Herbert konnte es ihnen nicht verübeln. Zwar war die Hütte vom Innenraum genauso wie ihre alte, aber er hatte damals genauso reagiert, als sein Vater ihn das erste mal mit hierher genommen hatte.
Wenn man die Hütte betrat, befand man sich zwar noch in einer kleinen Diele, von der man aber sofort in den Aufenthaltsraum gucken konnte, der das Zentrum der ganzen Hütte war und schlichtweg als Wohnzimmer diente. In der Mitte dieses Raumes befand sich eine Sofasitzecke, es gab einen Kamin, einen großen Esstisch, einige Türen führten in unbekannte Räume und eine hölzerne Treppe führte ins obere Stockwerk, dessen Flur wie eine Galerie über dem Wohnzimmer angebracht war – man konnte selbst von der Diele aus die Türen im ersten Stock erkennen. Alles war aus Holz und wirkte ausgesprochen warm, gemütlich und einladend.
Abronsius schupste die beiden Jungvampire ins Wohnzimmer und der Graf schloss die Haustür. „Ich hoffe, es gefällt euch", meinte er schmunzelnd. „Ich sag doch, Herr Kromling hat mir ein sehr interessantes Angebot gemacht."
Magda ließ sich ausgelassen auf eine Couch fallen. „Großartig! Vielen Dank, Exzellenz, dass wir mitkommen konnten!"
„Wie sieht es denn mit der Zimmerverteilung aus?", wollte Herbert hoffnungsvoll wissen. Er hoffte darauf, ein Zimmer mit Alfred teilen zu können – denn außer ein paar Flirts und flüchtigen Küsschen war seit der Hochzeit nichts mehr zwischen den beiden passiert.
„Also..." Der Graf warf einen Blick auf den Hausplan. „Wir haben keine Einzelzimmer, nur Doppelzimmer, genauer gesagt fünf Doppelzimmer und zwei Badezimmer... und auf dem Dachboden können auch noch Leute schlafen, aber da ist es vielleicht etwas kalt werden. Ein Badezimmer ist hier unten und eins oben im ersten Stock... Die Küche ist da hinten-"Er zeigte auf die Tür links neben der Dielentür.
Die Zimmerverteilung verlief streitloser als der Graf befürchtet hatte. Er selbst und Sarah bezogen das Zimmer im Erdgeschoss neben dem Badezimmer, Koukol und Abronsius teilten sich das Zimmer neben der Küche. Magda und Chagal zogen in das erste Zimmer neben der Treppe im ersten Stock, daneben lag das zweite Badezimmer und neben diesem zogen Alfred und Herbert ein – sehr zur Verwunderung des Professors, der sich doch ein paar Gedanken machte, warum sein Assistent nun auf einmal freuwillig mit dem Sohn des Grafen in einem Zimmer schlafen wollte. Das letzte übrige Zimmer im Erdgeschoss blieb unbewohnt – zunächst.
Zu guter letzt verkündete Graf von Krolock die kurze Liste der Hausregeln:
„Regelmäßig das Badezimmer putzen, nicht in die Spüle pinkeln, regelmäßig Holz für den Kamin holen, ganz wichtig: TAGSÜBER DIE GARDINEN ZUZIEHEN!"
----
„Wow, hier gibt es ja Betten", rief Sarah begeistert, als sie fünf Minuten später das Zimmer betrat, das sie sich mit ihrem Mann teilte. Sie war es gar nicht mehr gewohnt, in etwas anderem als in einem Sarg zu schlafen. Doch der Graf dämpfte ihre Begeisterung sogleich.
„Das ist nur für tagsüber", sagte er. Er räumte die flauschige Decke und das weiche Kissen von seiner Seite des Bettes und zum Vorschein kam – ein halber Sargdeckel. Sarah machte sich daran, auch ihre Bettwäsche zur Seite zu schieben, sie hatte die richtige Vermutung angestellt: Die Bettdecken waren nur Tarnungen für Särge.
----
„Vermietet Herr Kromling die Hütte oft?", fragte Alfred, der gerade ebenfalls den Sargdeckel unter seiner Decke fand – allerdings teilte er sich zu seiner Erleichterung kein Bett mit Herbert, so viel Nähe ging ihm doch noch zu weit.
Herbert zuckte mit den Schultern. „Warum?"
„Na ja, wenn es seine private Hütte ist... warum hat er dann Särge hier drin?"
Der Ältere lachte. „Na ja, ich weiß ja nicht, ich hab schon mal das Gefühl gehabt, dass er nebensächlich bei King's arbeitet, dann könnte es ja sein, dass das hier wirklich ein ... ähm... Vampirurlaubsörtchen ist."Er warf seine Decke und sein Kissen in den Sarg und sich selbst gleich hinterher. „Außerdem gibt es hier ja auch Betten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Koukol und dein lieber Herr Lehrer freiwillig in Särge legen."
Alfred seufzte genüsslich, als er sich in die Decke bis unter die Nase zog. „Ist jedenfalls richtig schön hier."
Herbert gab ein glückliches, positives „Hmmm!"von sich, bevor die beiden Männer zeitgleich ihre Särge zuklappten.
----
„Sag mal, hast du überhaupt eine Ahnung wo du hinfährst?", fragte Bella ihren Vater.
„Natürlich", brummte Jonathan und warf einen Blick auf die Karte, bevor er die Pferde nach rechts laufen ließ. „Ich war schließlich schon mal da."
„Echt?", fragte Julian überrascht.
„Ja sicher, denkst du, Magda hätte ohne einen kleinen Hinweis meinerseits den guten Herr Kromling wegen dem Priestercasting kontaktiert? Mit hat er diese Hütte auch schon mal angeboten."
„Interessant, was du so machst, wenn ich einmal mit meinen Töchtern nach Spanien fahre", murmelte Titania.
Ardora kicherte. Dann schaute sie mit zusammengekniffenen Augen aus dem Kutschenfenster. „Ist es das dahinten?"Sie deutete auf eine Kirche.
Tatsächlich. Allerdings mussten die Catines etwas genervt feststellen, dass ihr Ansprechpartner Kromling gerade die Frühmesse hielt, die gerade erst angefangen hatte.
„Verdammt", fluchte Titania. „Gibt es hier King's-Pensionen?", fragte sie dann an ihren Mann gewandt. Der blätterte in seinem Reiseführer, auf der Suche nach einem Hotel oder einer Pension der Vampirhilfsgemeinschaft King's. „Ja", rief er schließlich erleichtert. „Ist gar nicht so weit weg von hier."
Müde und mit den Gedanken schon in schönen, dunklen Hotelsärgen stiegen die Catines wieder in ihre Kutsche und machten such auf den Weg zur nächsten Station ihrer Reise.
----
Der nächste Abend begann erst einmal damit, dass die von Krolocks und ihre Schützlinge verschliefen – ganz im Gegensatz zu Professor Abronsius und Koukol. Die beiden Sterblichen, die sich inzwischen daran gewöhnt hatten, größtenteils tagsüber zu schlafen, zündeten den Kamin mit dem verbliebenen an, setzten Töpfe mit Milch und Wasser auf den Herd und deckten den Frühstückstisch. Eine halbe Stunde später schlurften der schwer verschlafener Grafensohn und der leicht verquollene Assistent des Professors die Holztreppe hinunter. Die vier Männer machten es sich mit Kakao und Tee am Tisch gemütlich, aber Frühstück bekam noch keiner hinunter.
Eine Weile später öffnete sich die Tür zum Schlafzimmer des Grafen und eine sehr zerstrubbelte Sarah flitzte hinüber zum Badezimmer. Ihr Gatte, in einen flauschigen Morgenmantel gewickelt, folgte ihr aus dem Zimmer, ließ sich dann jedoch mit einem Seufzer neben seinen Sohn an den Tisch fallen.
„Na, wie habt ihr geschlafen?", fragte er.
Ein Lächeln wie aus dem Wellnesskatalog legte sich auf die Gesichter seines Sohnes und dessen Angebeteten.
„So Decken sollten wir für unsere Särge zu Hause auch mal besorgen", schwärmte Herbert.
„Ja", stimmte Alfred ihm zu. „Die sind ja so groß und dick, dass man die als Decke, Kissen und Matratze gleichzeitig benutzen kann."
Vater und Sohn schauten ihn verwundert an. „Matratze?", murmelte Herbert und fragte sich, was Alfred heute mit seiner Decke gemacht hatte.
Bevor die beiden auf falsche Gedanken kommen konnten, erklärte Professor Abronsius schnell die Bedeutung einer Matratze.
Sarah kam, ebenfalls im Bademantel, aus dem Badezimmer. „So schnell fertig?", feixte Herbert. Sarah unterdrückte es, ihm die Zunge herauszustrecken und ließ sich am Tisch nieder.
Als schließlich auch Magda und Chagal auftauchten, begannen sie endlich mit dem „Frühstück".
Während sie aßen, erläuterte Graf von Krolock noch einige Aufgaben, die sie heute Nacht bewältigen mussten.
„Männer, wir müssen Holz hacken", verkündete er. Herbert und Sarah prusteten in ihren Kakao. Der Graf ignorierte sie geflissentlich.
„Herr Kromling hat uns ein paar Holzscheite hier gelassen, aber die..." Er warf einen kurzen Blick auf den Kamin. „... die wärmen uns ja nun gerade. Ich würde sagen, dass erledigen wir gleich nach dem Essen."
„Wir?", fragte Herbert überrascht. „Du machst mit?"Der silberhaarige Vampir war sich sicher, dass sein Vater noch nie in seinem langen Leben eine Axt angefasst hatte.
„Natürlich", erwiderte sein Vater würdevoll. „Und wir heißt im Übrigen: Du, ich, Chagal und Alfred. Ich denke, wir schonen Koukol erst mal ein bisschen-"Der Diener warf seinem Meister einen dankbaren Blick zu. „- und sie Professor – nichts für ungut – aber sie scheinen mir nicht in der Verfassung um Holz zu hacken."
Abronsius seufzte. Diese Tatsache entsprach leider der Wahrheit, sein Körper und seine Kondition war nun mal nicht mehr das, was er mal war.
----
„Meint ihr, der Kerl ist schon wieder in der Kirche?", fragte Bella zwischen zwei Schlucken Blut.
Die Catines hatten tatsächlich noch ein paar Särge in einem King's- Hotel bekommen und saßen nun, wie die Krolocks, beim Frühstück.
„Irgendwann muss er da ja mal rauskommen."Jonathan griff nach der Butter. „Außerdem habe ich uns angekündigt, sich vor uns zu verstecken nützt also überhaupt nichts."Er grinste.
„Sind wir nicht ein bisschen unverschämt?", fragte Ardora. „Ich meine, wir zwingen uns denen ja quasi auf..."
„Vergiss es", wurde sie von Julian unterbrochen. „Ich hab in den letzten Tagen im Schloss noch mitbekommen, dass das nicht nur ein Weihnachtsurlaub sein soll, sondern auch eine Art Dankeschön an die fleißigen Helfer von der Hochzeit."
„Also, nicht, dass ich am Gedächtnis von meinem lieben Cousin zweifle..." Titania leckte sich ein wenig Marmelade aus dem Mundwinkel. „Aber ich würde ihm durchaus zutrauen, dass er uns schlichtweg vergessen hat."
Julian und Jonathan wechselten einen Blick. Graf von Krolock und vergesslich? Das wäre ja mal was ganz Neues.
Eine halbe Stunde nach dem Frühstück befanden sich die Catines mit Sack und Pack wieder vor der Kirche. Titania meldete sich freiwillig, einen Blick in das Gotteshaus zu werfen. Sie hatte Glück: Bevor ihr Blick das Kreuz streifte, kam ihr Pastor Kromling entgegen.
„Hallo, da seid ihr ja! Ihr seid spät, eure Verwandten sind schon gestern Nacht nach hochgefahren."Der Priester nickte in Richtung Seilbahnstation. Dann huschte ein Lächeln über seine schmalen Lippen. „Ich denke nicht, dass sie euch erwarten."
„Ist denn überhaupt noch Platz da oben?", fragte Jonathan, während er ihm grinsend die Hand schüttelte.
„Ja, mit ach und krach dürftet ihr da alle reinpassen. Kann ich euch mit dem Gepäck behilflich sein?"
----
Eine Stunde nach dem Frühstück wollten die vier Männer warm eingepackt nach draußen treten – wollten. Denn am Tag hatte es dermaßen geschneit, dass sie erst einmal von einer kleinen Lawine überrollt.
Unbeeindruckt kämpften sich die vier durch den Schnee, hinter die Hütte zu der kleinen Baumansammlung.
Alfred und Herbert trugen jeweils einen großen Korb, während der Graf und Chagal jeweils eine Axt schleppten. Die Männer wendeten sich einem Haufen gefällter Baumstämme zu. „Nicht schlecht, dieser Pfaffe denkt an alles", stellte Chagal anerkennend fest. „Ich dachte schon, wir müssten hier fällen..."
Graf von Krolock schaute etwas ratlos auf die Axt in seiner Hand. Herbert hatte anscheinend richtig gedacht: Sein Vater hatte noch nie im Leben Holz gehackt. „Ähm... kannst du mir vielleicht sagen, wie das geht, Schwiegervater?", fragte er Chagal.
Während der dicke Wirt dem Grafen zeigte, wie mein eine Axt richtig hielt, rätselten auch Alfred und Herbert, wie man dieses Teil benutzte – weder Alfred in Königsberg noch Herbert in Transsylvanien hatten jemals für Feuerholz sorgen müssen.
Schließlich teilten den Männer die Arbeit auf: Der Graf und Chagal schlugen das Holz, während Alfred und Herbert die Scheite einsammelten.
„Also, ich weiß jetzt schon, den Anblick werde ich vermissen", kicherte Magda, die zusammen mit Sarah die vier durch das Küchenfenster beobachtete. „Allein schon, dass sich dein lieber Mann mal die Hände schmutzig macht..."
„Erstes mal...'eit... Vampir ist", ließ Koukol vernehmen, der den beiden beim Abwasch half.
„Schadet ihm überhaupt nicht, dass er mal was tun muss", grinste Sarah vergnügt.
Plötzlich klopfte es. Während die Frauen und Koukol noch einen Blick wechselten, wuselte Professor Abronsius schon zur Tür und öffnete, da er mit Pastor Kromling rechnete.
Was er sah, ließ ihn jedoch einen erschreckten Laut von sich geben. „Was machen Sie denn hier?!"
„Psst, nicht so laut, die Schneemänner müssen uns nicht hören", zischte Jonathan leise.
Der Professor ließ die Catines ein, während Sarah, Magda und Koukol die Köpfe aus der Küchentür steckten. Auch die drei gaben überraschte Geräusche von sich, bevor sich alle freudig begrüßten.
„Was macht ihr denn hier?", fragte auch Sarah.
„Ach, wir dachten, wir statten euch einen kleinen Besuch im Urlaub ab. Darf ich?"Bella ließ ihre Reisetasche auf den Boden sinken.
„Und da Magda so nett war, in den Kellern extra laut davon zu schwärmen, wussten wir sogar, wo die Halbwegs-Dankeschön-Reise hingehen sollte", feixte Julian.
Koukol und Abronsius tauschten einen Blick. War da nicht ein leicht zynischer Unterton?
Allerdings schien sonst niemand etwas bemerkt zu haben – Sarah und Magda nahmen die Sache in die Hand, Titania und Jonathan im letzten freien Doppelzimmer und Bella, Ardora und Julian mit vielen dicken warmen Decken in den Särgen auf dem Dachboden einzuquartieren.
----
„Ooooh", jammerte der Graf, „Ich wird morgen Nacht so einen Muskelkater haben!"
„Ach, das gehört dazu", entgegnete Chagal nicht ohne Schadenfreude.
„Reicht das denn nicht bald?", fragte Alfred keuchend dazwischen. Kein Wunder, denn während man sich bei Chagals Holzschlägen nur knapp einen Meter um den kleinen Stamm, auf dem die beiden Männer das Holz hackten, nach den Scheiten bücken musste, flogen die Holzstücke beim Grafen in alle Richtungen und Herbert und Alfred mussten sie zwischen den Bäumen suchen oder aus dem Schnee ausgraben.
„Die Körbe sind doch eh voll", stimmte Herbert ihm zu:
„Moment! Einen will ich noch!"Anscheinend hatte der Graf trotz allem irgendwie Spaß an der Sache gefunden. Noch während er sprach, schlug er mit der Axt auf das Holzstück, dasselbe flog auseinander, in vier Teilen in alle Himmelsrichtungen – und aus einem Busch am Rand der Baumansammlung, der seltsamerweise noch Blätter trug, ertönte ein lautes „Aua!"
Der Graf spitzte die Ohren, während sich die anderen Vampire sichtlich anspannten.
Langsam bewegten sie sich auf den Busch zu. Chagal hob angriffsbereit den Stiel der Axt.
Der Graf gab ihm ein Zeichen, sich bereit zu halten und schob ein paar Zweige zur Seite. Aus den Blättern starrten ihn zwei Paar graublaue und ein Paar verblüffend blaue Augen an. Der Graf wich zurück und verdrehte die eigenen fast schwarzen Exemplare. Diese Augen würde er immer erkennen! „Na kommt schon raus", meinte er laut, allerdings hörte man seiner Stimme an, dass er ein Lachen unterdrückte.
Seine Cousine, ihr Mann und ihre Tochter richteten sich, ebenfalls in dicke Mäntel, Schals und Mützen gepackt, aus dem Busch auf.
„Was macht ihr denn hier?", bekamen die drei zum dritten mal in dieser Nacht zu Ohren. Bella zumindest sparte sich jegliche Erklärung und fiel ihrem Onkel um den Hals, während Chagal erstaunt die Axt sinken ließ.
„Warum zur Hölle habt ihr uns nicht mal bescheid gesagt, dass ihr wegfahrt?", fragte Jonathan Herbert leise. „Du hast ja nicht mal Julian was gesagt!"
Herbert erwiederte verlegen seinen Blick. „Na ja, Vater hatte nichts gesagt, ich wusste nicht, ob er geplant hatte euch bescheid zu sagen..."
Im selben Moment umarmte der Graf Titania mit den Worten „Glaub es oder nicht, ich hab wirklich vergessen, euch zu fragen, ob ihr mitkommen wollt!"
Chagal verdrehte die Augen. ‚Na klasse', dachte er, ‚das kann ja nur im Chaos enden, jetzt, wo die hier sind...'
Bei dieser Vorstellung ahnte er ja noch nicht, wie sehr der Gedanke an der Wahrheit lag, wenn er tatsächlich ein ruhiges Weihnachtsfest erwartet hatte.
----
Das war das erste Kapitel - ich wollte eigentlich wirklich erst am ersten Advent loslegen, aber ich konnte nicht anders, als ich die ersten Reviews bekommen habe ï Vielen lieben Dank, Rycitia und Steeljren-Dag euch beide knuddel
Rycitia: Ja, wie gesagt, ich war leider noch nie in Österreich, ich muss meine Landschaftskenntnisse aus den 6-Uhr-Wetterbildern nehmen. Inspiriert ist das Ganze allerdings von den Rolf-Zukowski-Weihnachtsvideos, auch wenn die, soviel ich weiß, in der Schweiz gedreht wurden.
Steeljren: Hehe, ja, Alfi auf Skiern kommt auch noch ;-) Geht's eigentlich bald mit „Viva Venezia"weiter?
Bald geht's hier auch weiter, bis dahin... -jetzt kommt wieder der Standart rein g - reviewt schön ;-)
Eure Aisa
