Kapitel 3: Snow Down

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Jagura und Rycitia: Vielen Dank für eure lieben Reviews :-) Aber wie gesagt, es wird nicht sooo einfach mit Alfi und Herbi, hat das etwas jemand erwartet? #lol# Danke nochmal!

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Die Sonne war noch nicht mal vollständig untergegangen, als sich Julian, Bella und Ardora mit einer Kanne Kaffee am Esstisch im Erdgeschoss niederließen.

Julian sah ziemlich übermüdet aus und Ardora machte ein sehr trauriges Gesicht. Nur Bella schien den Tag in Ruhe verbracht zu haben.

„Was ist denn mit euch los?", fragte die blonde Vampirin auch gleich.

Julian gähnte ausgiebig und entblößte dabei seine spitzen Fangzähne. „Ich hab noch sehr lange gelesen... ich glaube, es war schon neun Uhr, als ich dann doch eingeschlafen bin... das Buch war echt spannend."

„Ich sag's ja, Taschenlampen gehören verboten", brummte Ardora.

Die beiden Vampire schauten sie überrascht an – normalerweise war es gerade Ardora, sie sich mit einer Taschenlampe und einem guten Buch die Tage unter der Sargdecke um die Ohren schlug.

„Und was ist dir über die Leber gelaufen?", fragte Bella.

„Chagal, gestern Abend, als ich vom Zähneputzen kam. Er hat morgen sein einjähriges mit Magda und hat sich eine... wie hat er gesagt? ‚Eine supertolle Überraschung einfallen lassen, die seine Süße total aus den Schuhen hauen wird.'"Die dunkelhaarige Vampirin goss sich stöhnend eine Tasse Kaffee ein.

Ihre beiden Freunde wechselten einen schnellen Blick.

„Die Liebe is een Feuerzeug, das Herz, des is der Zunder. Un fällt een kleenes Fünkchen rein, so brennt der janze Plunder", zitierte Julian.

„Wie wahr... und Feuer kann ganz schön wehtun."Ardora stützte deprimiert den Kopf auf die Hände.

„Oooch, Süße, nun komm!"Bella konnte ihre beste Freundin und Halbschwester nicht so niedergeschlagen sehen. Sie griff nach Ardoras Hand. „Glaubst du wirklich, dass Chagal so einfallsreich ist, dass er Magda eine wirkliche, richtige Freude machen kann?"

Ardora zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht. Aber das Schlimmste ist, dass Magda dem Ganzen so enthusiastisch entgegensieht..."

„Hast du eigentlich um sie geworben?", wollte Julian wissen.

„Geworben?" Die beiden Frauen sahen ihn an wie eine Erscheinung.

„Äh", machte Bella schließlich, „Vielleicht hat man vor 200 Jahren in Adelskreisen ja noch geworben, aber heute und ohne richtigen Adelskr-"

„Das kann man gar nicht vergleichen", fuhr der Teen-Vampir dazwischen. „Herbert ist auch adlig, im Gegensatz zu Alfred, und Herbi hat auch um ihn geworben. Und ich musste früher auch... na ja, egal, ich will ja nur sagen, dass du ihr deine Gefühle vielleicht nicht deutlich genug gezeigt hast..."

„Wir haben uns auf der Hochzeit geküsst", sagte Ardora nur.

Darauf wusste keiner ihrer Freunde etwas zu sagen. So schwiegen sie einige Minuten.

Eine Tür ging auf und Titania warf einen verschlafenen Blick auf die kleine Versammlung am Esstisch.

„Ach du je", murmelte sie. „Sieht das nur so aus, oder seid ihr alle ein bisschen vom Leben enttäuscht?"Sie schlurfte zum Tisch herüber und ließ sich neben ihre Tochter fallen.

„Nee, nur Dorie und nur von der Liebe", entgegnete Julian.

Bevor Titania nachhaken konnte, zog sich Ardora mit einem gemurmelten „Mir ist ein bisschen übel"auf die Toilette zurück.

„Ach herrje..."

„Das wird schon wieder", meinte Bella. „Ich kenn meine Kleine doch, sie lässt sich irgendwas einfallen... warum bist du eigentlich so früh auf?"

Titania verdrehte die Augen. „Manchmal denke ich, Professor Abronsius hat recht und man sollte überhaupt kein Jungfrauenblut ausgeben... Mein lieber Cousin hat gestern eine Flasche mit deinem Vater geköpft, nachdem ihr ihn aus der Küche geworfen hattet. Und entsprechende Geräusche macht jetzt zumindest Jonathan. Ich hoffe, dass Sarah ein bisschen besser geschlafen hat als ich."

Auch sie griff zur Kaffeekanne.

Julian grinste. „Na ja, bei ihr hatte das Zeug ja auch seine Wirkung gezeigt", feixte er.

Titania schnaubte. „An solchen Tagen wünsche ich mir echt, der Tod könnte nochmal zuschlagen, nachdem Jonathan gebissen worden ist, hat er von Jungfrauenblut nie geschnarcht!"

Bella lachte. „Das kannst du dem armen Kerl echt nicht zumuten! Um diese Jahreszeit gibt es wirklich genug Weihnachtsbaumbrände, Lawinenunglücke und tiefgefrorene Skiläufer, um die er sich kümmern muss, da kannst du nicht erwarten, dass er einen Vampir nochmal umbringt."

„Ich weiiiiß", stöhnte ihre Mutter.

In diesem Moment kehrte Ardora an ihren Platz zurück. Es schien, als hätte sie sich ein bisschen beruhigt, jedenfalls wirkte sie nicht mehr ganz so niedergeschlagen.

Sie war es sogar, die ein interessanteres Thema anschnitt als schnarchende Schlossherren.

„Meint ihr, im Zimmer von Herbi und Alfi ist heute irgendwas vorgefallen?"

Bella verkniff sich ein weiteres Grinsen, aber insgeheim dachte sie nur: ‚Das war so klar, dass irgendjemand das Thema anschneiden musste!'

Julian jedoch ging sofort darauf ein. „Also, ich könnte es mir ja vorstellen..."

Du kannst dir jede Beziehung vorstellen, in die Herbert auch nur ansatzweise verwickelt ist", spottete Titania.

„Stimmt ja gar nicht", tat Julian die Anspielung gespielt beleidigt ab. „Aber mir kam diese Geste von gestern doch irgendwie sehr bekannt vor... ihr wisst schon, wenn er seine Geliebten so von hinten anspricht, oder besser gesagt anflüstert."

„Hmm, vergesst aber nicht, dass Alfi bis jetzt noch nie die Initiative ergriffen hat", gab Ardora zu bedenken.

„Was macht ihr euch eigentlich jetzt schon Gedanken darüber?", stoppte Titania jede angefangene Mutmaßung im Keim. „Die beiden sind gerade mal zwei Tage hier, denkt ihr, dass sie sich nach so kurzer Zeit schon einen Sarg teilen?"

„Im Schloss sind sie doch auch oft zusammen", widersprach Bella.

„Aber sie schlafen in getrennten Räumen", sagte die Ältere und leerte ihre Kaffeetasse. „Hier sind sie auf so engem Raum..."

„Ja, eben", fuhr Ardora dazwischen. „Auf so engem Raum und noch dazu ist diesmal die Chance geringer, dass dauernd jemand dazwischenplatzt."

„Wartet es doch erst mal ab."Titania erhob sich. „Wenn etwas zwischen den beiden gelaufen ist, wird Herbert es euch schon sagen."Mit diesen Worten verschwand sie im Badezimmer.

„Warum hat sie eigentlich immer so gute Argumente?", fragte Julian rhetorisch, „das kann doch nicht nur daran liegen, dass sie schon 489 ist."

Auf Ardoras Gesicht stahl sich das erste Lächeln, das sie an diesem Abend zustande brachte. „Du kannst es ja nur nicht ab, dass sie eine der wenigen in der Familie ist, die älter sind als du. Wo du doch sogar ein paar Jahre älter bist als der liebe Herr Graf..."

Der Teen-Vampir überging diesen Kommentar und wandte sich an Bella. „Apropos Herr Graf, hast du schon mir ihm wegen der Feier gesprochen?"

Die blonde Vampirin nickte. „Und mit Herrn Kromling auch. Dem Kerl gehören ziemlich viele Gebäude im Dorf... ist wohl nicht nur Priester sondern auch Immobilienhai..."

„Was für eine Feier denn?", wollte Ardora wissen.

„Die große Silvesterfeier", antwortete Julian. „Moment... warst du noch nie auf einer Silvesterfeier?"

„Doch, natürlich", sagte die Dunkelhaarige unwirsch. „Aber nur zu Hause..."

„Und nur auf die altehrwürdige Art", ergänzte Bella. „Ich denke, es ist Zeit, dass unsere lieben Jungvampire die moderneren Formen des vampirischen Silvesters kennen lernen... ja, Dorie, in dieser Hinsicht gehörst du auch noch zu den Jungvampiren", fügte sie auf Ardoras empörten Blick hinzu.

„Ein Fest wie diese Silvesterfeier wird nur alle 120 Jahre gefeiert", erklärte Julian. „Und mit deinen 85 Jahren hast du so eine auch noch nicht mitbekommen."

„Das macht aber gar nichts, denn das hast du ja mit vier anderen Küken gemeinsam", endete Bella.

Ardora zog die Augenbrauen hoch. „Aber das wird uns dann schon noch näher erklärt, oder?"

„Aber sicher."Julian schenkte sich Kaffee nach.

„Also, Mama hat mit meinem Onkel abgemacht, dass ich morgen mit runter ins Dorf kann", erzählte Bella. „Ich werde dort eine gewisse Frau Wolf treffen, die uns eventuell einen Saal zur Verfügung stellen kann. Allerdings hat mit Herr Kromling empfohlen, einen Rollkragenpulli anzuziehen... warum auch immer."

„Frau Wolf?", fragte Julian. „Da klingelt was bei mir... ja, natürlich, Frau Wolf! Sie hat ein Etablissement in Wien... dann hat sie wohl hier einen neuen Markt eröffnet."

Die blonde Vampirin stöhnte. „Heißt das etwa, dass ich mich morgen mit einer Puffmutter treffe?", fragte sie.

Der Teen-Vampir konnte sich ein kleines gemeines Grinsen nicht verkneifen. „Ich denke, dass dir genau das bevorsteht. Kannst nur hoffen, dass sie dir nicht ihren Laden als Festsaal unterjubeln will."

„Das wär ja auch noch schöner! Komm, trink mal schnell aus, und dann lass uns mal nachschauen, ob unsere zwei Turteltäubchen schon auch sind. Die Piste ruft."

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Inzwischen hatten sich ein Stockwerk höher auch die besagten jungen Männer aus ihren Decken geschält.

Alfred befand sich bereits im Badezimmer und schrubbte eifrig seine Beißerchen, als Herbert dazustieß.

„Guten Morgen", sagte der Grafensohn leise. „Gut geschlafen?"

Der junge Wissenschaftler nickte benommen. So schön es ihm in der Dämmerung mit Herbert gefallen hatte, er war mit einem flauen Gefühl im Magen aufgewacht und er war sich ziemlich sicher, dass dieses Gefühl mit den beiden Holzbrettern zu tun hatte, auf die ihn seine Freunde schnallen wollten.

„Hast du Angst?", fragte Hebrert, als habe er Alfred Gedanken gelesen.

Alfred nickte.

„Hey, das macht wirklich Spaß und man lernt es sehr schnell." Herberts Augen blitzten, als er nach seiner Zahnbürste griff. „Und wenn es dir nicht gefällt, können wir ja immer noch etwas anderes machen."

Alfred nickte. „Wer kommt denn jetzt alles mit?", wollte er dann wissen.

„Hmm..." Herbert überlegte kurz. „Das waren ganz schön viele... Du, ich, Sarah, Julian, Bella, Dorie, der Professor... ja, und Magda und Chagal. Und wenn Papa, Koukol, Titania und Jonathan auch noch mitkommen, ist die Hütte leer."Der Grafensohn grinste.

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Eine Stunde später befanden sich zumindest Herbert, Sarah, Alfred, Julian, Bella, Ardora, Magda, Chagal und Professor Abronsius am Sessellift, der die noch ein Stück höher zur ersten grünen Piste bringen sollte.

Alfred bemerkte recht schnell, dass ihm die gewaltige Höhe gar nicht gefiel. Als er einen vorsichtigen Blick über seine Fußspitzen warf, wurde ihm leicht schwindelig. Professor Abronsius neben ihm ging es auch nicht besser, also zog er seinen Schüler an dessen Kapuze zurück, damit er sich nicht zu weit hinaus beugte.

Oben angekommen stellten die beiden fest, dass es auch Magda und Sarah nicht sonderlich behagte, feststellen zu müssen, dass sich diese Station noch viel weiter oben befand als die Berghütte, von der sie schon gedacht hatten, sie läge sehr hoch.

Chagal schien der einzige Anfänger zu sein, dem die Höhe nichts ausmache. Er stapfte munter hinter Julian und Bella her, die ihm und den anderen Anfängern wenig später zusammen mit Herbert und Ardora die Grundtechnik erklärten und zeigten.

Das Skifahren selbst fiel ihm dann jedoch beachtlich schwerer, denn er konnte seine Skier nicht kontrollieren, sodass er sich nach ein paar Metern schon in den Schnee werfen musste, um seine Beine wieder koordinieren zu können.

Alfred und Magda hatten das selbe Problem, aber während Professor Abronsius sich das dritte mal auf die Nase legte, schaffte Magda es tatsächlich, eine kleine Strecke zu fahren, ohne zu stürzen.

Sarah seufzte und musste sich an Alfred klammern, da sie ins Schleudern kam, dabei riss sie den jungen Wissenschaftler gleich mit runter.

„Tschuldigung", quietschte Sarah, als Alfred durch den Schnee in seinem Mund ächzte.

„Bin mal gespannt, wie viele blaue Flecken ich morgen früh habe", stöhnte die Wirtstochter und setzte sich auf.

„Und Muskelkater."Alfred schüttelte den Kopf. „Ich bezweifle, dass wir das überhaupt lernen..."

„Ach was!"Herbert tauchte neben den beiden auf und zog sie wieder auf die Beine. „Jeder fängt mal klein an. Das wird schon!"

Aber richtiger Erfolg stellte sich innerhalb der nächsten Stunde weder bei Alfred noch bei Sarah ein, die beiden landeten immer wieder im Schnee und hatten sich tatsächlich schon einige Verrenkungen und blaue Flecken zugezogen, während Abronsius und Magda um die Wette die kleine Piste hinuntersausten.

Ardora hatte sich auf einer kleinen Bank in der Nähe der Sesselliftstation niedergelassen und wickelte sich ihren bestimmt zweieinhalb Meter langen Schal erneut um den Hals. Sie rückte nun ein Stückchen auf, als die Wirtstochter und der Assistenzwissenschaftler auf sie zukamen.

„Warum fährst du denn nicht?", fragte Sarah.

Ardora grinste. „Wollte mal 'ne Pause machen, außerdem bin ich vorhin gestürzt und der Professor ist praktischerweise in meinem Kreuz gelandet."

„Mir tut alles weh", stöhnte Alfred.

„Mir auch", seufzte Sarah.

„Hmm, damit ist wohl Herbis These widerlegt, dass Skifahren jedem Spaß macht", kicherte die Dunkelhaarige. „Wollt ihr lieber mit runter zum Eislaufen?"

Die beiden Jungvampire tauschten einen schnellen Blick. Noch eine Wintersportart, die sie nicht beherrschten? Das konnte nicht gut gehen...

„Eislaufen ist wirklich einfach, und vor Allem ist die Gefahr dabei ein wenig beschränkter."Ardora schnallte die Skier von ihren Skischuhen.

„Na dann..."Alfred war alles recht, bei dem man sich möglichst wenig verletzen konnte.

Auch Herbert gesellte sich jetzt dazu. „Wollt ihr runter?"

Die drei nickten.

„Lass und mal schauen, ob nicht noch ein paar andere mitwollen", schlug der Grafensohn vor.

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Allerdings konnten sie nur Magda dazu überreden, wieder mit hinunter zu kommen, die anderen – besonders Professor Abronsius und Chagal - hatten zu viel Spaß am Skifahren gefunden.

So fanden sich die fünf Vampire fünfzehn Minuten später wieder an der Hütte wieder, wo sie die Skier gegen Schlittschuhe eintauschten.

„Ist hier eigentlich irgendwo ein See oder Teich oder sowas?", fragte Ardora und schaute sich um.

„Ich glaube, da hinten, hinter den Tannen hab ich gestern was gesehen..." Herbert zog sich einen Schal zurecht.

Die fünf stiefelten hinter die Hütte, an dem Baumstumpf vorbei, auf dem Graf von Krolock und Chagal in der Nacht zuvor noch Holz gehackt hatten, und durch die Tannen, dann standen sie vor einem kleinen Teich.

Die Vampire schlüpften in die Schlittschuhe und Herbert, Ardora und Magda konnten gar nicht schnell genug aufs Eis kommen.

„Du kannst das?", fragte Sarah die junge Magd erstaunt.

„Ja sicher", lachte die Rothaarige. „Ich bin als Kind immer auf unserem Dorfsee gefahren..."

Alfred wunderte sich, dass es Sarah war, und nicht er, als sie prompt ausrutschte, sobald sie sich aufs Eis wagte. Er selbst musste sich zwar an Herberts rechten Arm klammern, aber er fing sich relativ schnell.

„Gut", sagte Herbert leise. „Und jetzt lauf einfach...genau...aber nicht so abgehackt, ganz sanft... vorsicht-„ - „Au!"

Nun war der junge Wissenschaftler doch gefallen. Wieder zog der Grafensohn ihn hoch.

„Okay, versuchen wir es nochmal..."

Nun lernte Alfred wirklich schnell, wie er sein gewicht ausbalancieren und seine Füße und Beine bewegen musste – und es machte ihm sogar Spaß!

„Na also, es klappt doch", rief Ardora, während sie mit Sarah an der Hand ihre Kreise zog.

Sarah hielt sich mittlerweile ebenfalls auf den Beinen, traute sich aber nicht, ohne Hilfe zu fahren.

„Nun komm, das schaffst du doch locker", ermutigte Ardora sie. „Der Handkontakt besteht doch kaum noch... komm, lass mal los... ja, siehst du, es geht doch!"

Etwas unsicher bewegte sich die Wirtstochter noch, aber sie fiel nicht und sie schlitterte auch nicht.

Magda und Herbert umrundete die beiden Frauen einmal, bevor sich Alfred ihnen anschloss.

Von Alfreds glücklichem Lächeln angesteckt, mutete sich Sarah nun ebenfalls ein schnelleres Tempo zu.

Magda drehte fröhlich eine Pirouette, während sich Herbert und Alfred von den drei Frauen absetzten.

„Und? Macht doch Spaß, oder?", fragte Herbert.

Alfred nickte lächelnd. „Jedenfalls mehr als Skifahren", grinste er.

Herbert lächelte ebenfalls und zog den jungen Wissenschaftler so unerwartet zu sich, dass dieser fast auf dem Eis ausrutschte. Alfred musste sich an den Schultern des Grafensohnes festklammern, um nicht wieder zu fallen.

„Freu mich, dass es mir gefällt", flüsterte Herbert. „Ich hab schon befürchtet, das schiefgelaufene Skifahren hätte dir die Nacht verdorben."

„Mir doch nicht", murmelte Alfred mit einem kleinen Lächeln und bemühte sich, wieder auf eigenen Beinen zu stehen, aber Herbert ließ ihn nicht los.

„Es ist wirklich schön hier."Immer noch in Herberts Armen warf Alfred einen Blick auf die nächtliche Landschaft.

Auch Herbert schaute sich um. „Stimmt... ich verbinde hier viele Erinnerungen mit. Und jetzt kommt noch eine Schöne dazu."Er lächelte den jungen Wissenschaftler sanft an und küsste ihn ebenso zärtlich auf die Nasenspitze. Zu seiner Erleichterung zuckte Alfred nicht zurück, es wäre nicht das erste mal, dass die beiden in einer Nacht auf Wolke sieben schwebten und Alfred dann 24 Stunden später vor jeder unnötigen Berührung zurückschreckte. Und heute beim Zähneputzen war er zu seiner eigenen Überzeugung tatsächlich fast komplett überzeugt gewesen, dass der junge Assistent wieder einen Rückzieher machen würde.

Aber Alfred lächelte ihn nur weiter an, bei dem sanften Kontakt mit Herbert liefen ihm wohlige Schauer über den Rücken.

Trotzdem löste er sich nun von dem glücklichen Grafensohn und machte ein paar weitere Schritte auf dem Eis.

Die beiden wurden von Magda und Ardora überholt, die nun untergehakt ihre Kreise zogen, während Sarah immer noch etwas vorsichtig am Rand des Teichs entlangfuhr, wenn auch etwas schneller als am Anfang.

Die beiden Frauen unterhielten sich angeregt.

„Hier ist es wirklich schön, und ich sags dir, ich verfluche Yoine dafür, dass er mir nie Urlaub gegeben hat!", ereiferte sich die junge Magda.

„Hat er dir echt nie freigegeben?"

Magda schüttelte den Kopf. „Ich glaube, solange ich dort gearbeitet habe, vielleicht mal zwei Wochenenden..."

Ardora schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. „Furchtbar! Ich hab sogar Ferien gehabt, als ich noch in meiner Ausbildungszeit war."

„Ausbildungszeit?" Magda schaute sie neugierig an.

„Ja, als ich noch lebte, hab ich bei verschiedenen Leuten Unterricht genommen – einer war sogar ein Vampir, ich hab ihn aber erst durch Zufall bei einem Besuch bei Herbert kennengelernt."

„Was hast du denn so gelernt?"

„Oh, eigentlich war das wie Schulbildung... viele Sprachen auf jeden Fall. Englisch, Französisch, Latein... dann noch Literatur, Geschichte, Musik und Biologie, aber Musik hatte ich schon bei Titania. Man lernt eben nie aus."

„Ich war nie in der Schule", erzählte Magda. „Meine Mutter hat mir von Kindesbeinen an beigebracht, wie ich einen ganzen Haushalt versorgen kann und mit elf bin ich halt zum Wirtshaus gekommen."

„Oh Gott! Dann hast du ja ganz schön was mitgemacht, oder?"Ardora verlangsamte ihre Fahrt.

„Jaaa! Ich musste früher immer auf Sarah aufpassen, und sie war ein Kind mit einem sehr lauten Organ... von Chagal und Rebecca und diesen vertrottelten Dorfbewohnern mal ganz zu schweigen."

Die beiden wurden immer langsamer und blieben schließlich stehen.

„Sag mal, was machst du morgen?", wollte Ardora wissen, obwohl sie die Antwort schon kannte – der Grund für ihre schlechte Stimmung nach dem Aufstehen.

„Yoine und ich haben morgen unser Einjähriges. Das wollten wir ein bisschen feiern", antwortete Magda, über das ganze Gesicht lächelnd. „Dass er da überhaupt dran gedacht hat, nach dem ganzen Zoff, den wir auf der Fahrt hatten... er meinte, wer wollte eine Überraschung vorbereiten... bin mal gespannt, was er sich einfallen lässt."

Ardora seufzte leise.

„Und was machst du?"

„Ach, die wollen ja alle mit ins Dorf... nur Julian nicht, ich denke mal, wir machen uns eine gemütliche Nacht mit ein paar Kannen Tee, dem Kaminfeuer und einer Wolldecke."

„Hört sich auch nicht schlecht an. Aber wer wollte denn ins Dorf? Ich und Yoine wollten auch hier bleiben..."

„Dann wahrscheinlich nur die Pärchen plus Abronsius, Bella und Koukol."

In Gedanken sank Ardoras gute Stimmung – soweit noch etwas davon übrig war – in den Minusbereich. Nicht nur, dass Magda und Chagal – wohlgemerkt, obwohl sich die beiden, wie Herbert erzählt hatte, mit ihren Streitereien während der Fahrt gegenseitig den Schlaf geraubt hatten – ihr Jubiläum feiern wollten, nein, wahrscheinlich würde sie selbst auch noch nicht gerade wenig davon mit bekommen... davon war jedenfalls auszugehen, wenn die beiden wirklich so ‚laut' waren, wie Koukol immer schimpfte.

„Was ist denn?", fragte Magda, als sie den Gesichtsausdruck der Älteren bemerkte.

Da stieß Sarah wieder zu ihnen. „Na?"

Ardora schenkte ihr einen dankbaren Blick, sie wollte der jungen Magd wirklich nicht hier erklären, warum sie sich nicht für sie freuen konnte.

„Es ist ziemlich kalt, findet ihr nicht?"

„Find ich auch", rief Herbert herüber.

Die beiden Männer schlitterten auf die Frauen zu. Alfred bibberte inzwischen und auf den silbernen Haaren des Grafensohnes hatten sich schon kleine Eiskristalle festgesetzt.

„Wollen wir wieder rein?", fragte Alfred.

„Ich hab eine bessere Idee."Herbert grinste verschmitzt. „Ich hab gestern Abend eine Tür für die Badezimmertür gehalten... und dabei eine Sauna gefunden."

Die drei Frauen quietschten entzückt, während sich auf Alfreds Gesicht ein zweifelnder Blick ausbreitete.

„Hey, Alfi, guck nicht so", wisperte Sarah. „Da ist es schön warm!"

„Ja, warm, besonders, wenn man so spärlich begleitet ist..."

„Ach was, dafür gibt es Handtücher!"

So war es beschlossene Sache, die eisige Kälte gegen die heimelige Saunawärme einzutauschen. Voller Vorfreude machten sich die fünf Vampire auf den Rückweg zur Hütte.

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Ooops, jetzt ist das schon wieder viel länger geworden als geplant... naja, was solls, den Reviews nach mögt ihr das ja :-) Also, wir sehen unsere Vampire in der Sauna wieder! Ich beeil mich!

Eure Aisa