Kapitel 4: Wahrheit oder Pflicht

Rycitia und Jagura: Vielen Dank euch beiden #knuddel# Muss aber sagen, dass die liebe Frau Wolf erst im nächsten Kapitel auftaucht und dass es keine getrennte Sauna gibt. Ich weiß, ich bin fies lol

Viel Spaß!

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„Ich war noch nie in einer Sauna", erzählte Magda in schöner Offenheit- In ihren Augen glitzerte die Vorfreude.

„Ich einmal, in Königsberg... ich muss sagen, dass es eher zum abgewöhnen war..."Alfred zog vorsorglich sein Handtuch etwas fester um seine Hüfte.

Herbert grinste nur und Ardora und Sarah begannen zu kichern, als er den jungen, spärlich bekleideten Wissenschaftler mit einem aufmerksamen Gesicht musterte. Alfred wurde schlagartig rot.

Allerdings konnte der junge Wissenschaftler nicht leugnen, dass auch er den Grafensohn beobachtet hatte. Herbert hatte seine Schleife aus den silbernen langen Haaren entfernt, sodass sie ihm offen über die Schultern fielen. Sie waren wirklich sehr lang und machten fast schon Sarahs Konkurrenz. Allerdings hatte es sich Alfred verkniffen, den Rest des Körpers eingehend zu begutachten – obwohl er es natürlich wert gewesen wäre - , aber hätte er es getan, so fürchtete er, hätte er wohl einen Rekord für das dunkelste Rot im Gesicht aufgestellt.

Keiner der fünf Vampire bemerkten den kleinen Kleiderhaufen, der neben dem Paravent lag, hinter dem sie sich umgezogen hatten, und so betraten sie arglos den Raum, des Herbert anfangs für ein Badezimmer gehalten hatte.

Dort wurden sie von sechsfachen Quietschgeräuschen empfangen. Die fünf Ankömmlinge rissen die Augen auf: Auf den Bänken hatten es sich schon Graf von Krolock, seine Cousine Titania, deren Mann Jonathan, Professor Abronsius und Koukol gemütlich gemacht.

Auf das Gesicht des Grafen legte sich besonders anhand der äußerst verblüfften Mienen seiner Frau, seines Sohnes und Alfreds ein breites Grinsen. „Habt uns hier nicht erwartet, oder?"

„Ich dachte, ihr wolltet Skifahren", grinste Jonathan.

„Was machen sie denn hier, Professor?", fragte Alfred perplex. „Sie waren doch vorhin auch noch oben..."

„Nun ja..."Abronsius nahm seine Brille von der Nase und rieb die Gläser an seinem Handtuch ab, was allerdings nicht viel gegen das Beschlagen half. „Chagal, Bella und Julian haben sich richtige Wettkämpfe geliefert, da konnte ich nicht mithalten und bin deshalb wieder herunter gekommen."

Die drei Frauen und Alfred ließen sich ebenfalls auf den Bänken nieder, während Herbert die Tür hinter sich schloss.

„Bin mal gespannt, ob die anderen auch noch kommen", überlegte er, als er sich neben Alfred niederließ – und das ziemlich dicht.

Titania wechselte einen Blick mit Ardora, einen ‚Ich-habs-doch-gesagt-wart-es-ab-Blick in Anspielung auf das Gespräch, dass sie nach dem Aufstehen geführt hatten.

Langsam setzten die Gespräche wieder ein, die beim Eintreten der mehr oder wenigen jungen Vampiren gestoppt hatten. Der Graf und Jonathan unterhielten sich über die unmöglichen Zollgebühren, die man momentan an Grenzen zahlen musste, Abronsius fragte Alfred über dessen Erfahrungen auf dem Eis aus und Magda und Sarah vertieften sich in eine kleine Lästerei über Rebecca, Sarahs Mutter.

Titania nutzte die Gelegenheit und winkte ihre Adoptivtochter zu sich herüber.

„Na, geht's dir wieder besser?", fragte sie leise, nachdem sich Ardora neben sie gesetzt hatte.

Die Jüngere zuckte mit den Schultern. „Könnt besser sein. Ich freu mich jedenfalls schon auf meinen Sarg."

„Ach, das wird schon wieder."Titania legte ihr den Arm um die Schultern und umarmte sie kurz. „Warts mal ab, ich wette, dass Chagal es nicht schafft, morgen Nacht keinen Mist zu bauen."

„Wer weiß, vielleicht gibt er sich ja mal richtig Mühe..." Ardora seufzte. „Können wir vielleicht das Thema für heute lassen?"

Bevor Titania nicken konnte, ging die Tür schon wieder auf: Es waren tatsächlich Julian, Chagal und Bella, alle drei hatten noch Schnee in den Haaren, waren aber alle in Handtücher gewickelt.

Jonathan stieß einen kleinen Pfiff aus. „Jetzt wird's langsam voll... hockt euch rein."

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„Was habt ihr denn eigentlich so gemacht?", fragte Herbert eine Viertelstunde später an seinen Vater gewandt.

In der Sauna dampfte es inzwischen so heftig, dass man kam noch seinem Nachbarn ins Gesicht schauen konnte.

„Nun ja... wir wollten uns eigentlich einen Spielabend machen, aber nach der dritten Runde Mensch-ärgere-dich-nicht wurde es langweilig..." Graf von Krolock strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht – der Kragen seines Umhangs, über den er seine ‚Haarpracht' sonst immer warf, fehlte ihm hier natürlich. „Also ist Jonathan auf die geniale Flaschendrehen-Idee gekommen, aber mit vier Personen, na ja, das war auch nicht das Wahre. Und dann sind wir eben hierher gekommen."

„Flaschendrehen", stöhnte Julian. „Da gibt es doch wirklich noch andere Optionen."

Sarah grinste. „Ja, Wahrheit oder Pflicht zum Beispiel."

Das war eine völlig neue Situation für sie: Kaum, dass sie etwas von sich gegeben hatte, verstummten die Anwesenden.

Allerdings fühlte sie sich im Zentrum der Aufmerksamkeit nicht allzu wohl.

„Was ist denn?", fragte sie verunsichert.

„Wahrheit oder Pflicht!"Herberts Stimme vibrierte erfreut. „Das ist ne gute Idee, weißt du das?"

Alfred stöhnte leise, genau wie Abronsius und Chagal.

„Wahrheit oder Pflicht?", fragte Chagal wenig begeistert und mit einem angespannten Unterton. „Das ist doch dieses Spiel, das immer auf Klassenfahrten gespielt wird und bei dem, wenn's hochkommt, auch noch die anständigen Töchter sorgender Väter von flegelhaften Herumtreibern geschwängert werden?"Er warf seiner Tochter einen mahnenden Blick zu.

Sarah, Magda, Herbert und Julian mussten schwer an sich halten, um erstens nicht loszuprusten und zweitens nicht die Augen zu verdrehen.

Die beiden Frauen erinnerten sich nur zu gut an eine Klassenfahrt Sarahs, bei der dieses Spiel ebenfalls gespielt worden war. Kurz und gut: Eine Freundin von Sarah hatte neun Monate später einen kleinen Schreihals zur Welt gebracht und Chagal war sich sehr sicher, dass dieses Kind ein ‚Ergebnis' des Spiels gewesen war und hatte seiner Tochter von da an verboten, bei jeglichen Spielen dieser Art mitzumachen.

„Ach was, in einer großen Gruppe macht das richtig Spaß!"

Alle Anwesenden drehten sich entgeistert zum Grafen um. Er gab freiwillig zu, dass ihm ein ‚Teenagerspiel' Spaß machte?!

‚Es liegt definitiv an Sarah', dachte Herbert. ‚Erst die Hochzeit, dann die Plätzchen und jetzt das!'

„Na gut", sagte Titania schnell. „Die Gelegenheit muss man nutzen, oder?"

„Ihr wollt das doch nicht allen ernstes spielen!"Chagal warf Professor Abronsius einen hilfesuchenden Blick zu.

Aber auch der Professor ließ ihn im Stich. „Ich kenne es zwar nicht, aber ich habe ein paar Stundenten in Königsberg darüber reden gehört, es scheint wirklich lustig zu sein... und wenn sogar ihre Exzellenz Spaß daran hat..."Er zuckte mit den Schultern.

„Gut, dann mal los."Bella richtete sich etwas auf.

„Moment", sagte Jonathan laut. „Es ist sauheiß hier drin, ich würd vorher gerne noch unter die Eisdusche..."

Einige „Ich auch!"– Rufe folgten und mir nichts dir nichts befanden sich nur noch Sarah, Alfred und Herbert in der Sauna, die den Anderen verdutzt hinterher schauten.

Herbert klappte kopfschüttelnd das kleine Fenster auf und schnüffelte ein wenig frische Nachtluft.

„Warum reißen die sich alle darum, unter einer eiskalten Dusche rumzuspringen?! Ich find das noch schlimmer als die sieben Jahre Latein..."

Alfred lehnte sich zurück. „Nein, ich muss das auch nicht haben, dazu hab ich draußen zu sehr gefroren."

„Latein?", fragte Sarah Herbert und gesellte sich zu ihm ans Fenster.

„Ja, Vater hat einen... ähm... sehr netten Lehrer engagiert, ein alter Römer, hat noch Augustus getroffen. Er war wirklich nett, aber ich finde, die Sprache ist die Hölle..."Der Grafensohn seufzte. „Aber der Kerl ist eine richtige Berühmtheit unter allen, die erst später Latein gelernt haben, ein herumreisender Lehrer..."

„Also ist er auch ein Vampir?", fragte Alfred.

„Ja", bestätigte Herbert. „Ardora hatte noch zu ihren Lebzeiten bei ihm unterricht – fragt mich nicht warum, sie liebt diese Sprache und könnte sich ausschließlich so unterhalten..."

„Oh Gott", murmelte Alfred, der auf die Sprache der Römer ebenfalls nicht so gut zu sprechen war. „Und das sieben Jahre lang?"

„Jep!" Herbert ließ sich auf die Bank gegenüber fallen. „War echt grausam, seid froh, dass ihr es zumindest nicht so lange machen musstet", sagte er mehr zu Alfred als zu Sarah, die ja nicht einmal ansatzweise Berührung mit Latein hatte.

Bella erschien wieder in der Sauna. „Ich wollte ja nicht lauschen, aber ich hoffe trotzdem, dass ihr beiden euch jetzt nicht in eine Fachdiskussion über diese wunderbare Sprache vertieft", grinste sie.

„Ich wird mich hüten", feixte der Grafensohn. „Aber Sarah, sag mal, hat sein Vater eigentlich mal schlechte Erfahrungen mit Partyspielen gemacht, oder warum war der vorhin so...ähm... schlecht darauf zu sprechen?"

Sarah seufzte und erzählte die Geschichte von ihrer Klassenfahrt.

In der Zwischenzeit tröpfelten im wahrsten Sinne des Wortes die anderen Vampire wieder in die Sauna, dicht gefolgt von Professor Abronsius, der hastig das Fenster schloss – er bibberte am ganzen Körper.

„Gut, dann können wir ja endlich anfangen", freute sich Graf von Krolock – und erntete einen vernichtenden Blick von seinem Schwiegervater. Er ignorierte diesen nur scheinbar, denn er wählte sofort ihn aus:

„Chagal, Wahrheit oder Pflicht?"

Der dicke Wirt, vollkommen überrumpelt, stammelte nur etwas perplex „Äääh... Wahrheit..."

„Wahrheit ist immer gut", sagte Abronsius zufrieden.

Graf von Krolock hatte in Gedanken beschlossen, seinem Schwiegerpapa ein paar der Sprüche zurückzuzahlen, die er seit der Hochzeit geerntet hatte.

„Gut, also... hast du Rebecca noch mit anderen Frauen als mit Magda betrogen?"

Einige der Vampire wechselten verwirrte Blicke – Titania und Jonathan zum Beispiel, die gedacht hatten, Chagal hätte seine Beziehung mit Magda erst im Schloss begonnen. Magda selbst beäugte ihren Liebhaber nun scharf und Sarah zog die Augenbrauen hoch, während sich Chagal fragte, woher zum Teufel sein Schwiegersohn das wusste!

„Ähm... was passiert denn, wenn ich die Frage nicht beantworten will?"

„Dann musst du eine Strafarbeit machen, das heißt in dem Fall, du bekommst eine andere Frage", antwortete seine Tochter wie aus der Pistole geschossen – sie wollte die Antwort wissen.

„Die andere Frage wäre: Mit wie vielen", fügte von Krolock mit einem diabolischen Grinsen hinzu.

Chagal sog scharf die Luft ein und brummte ein wenig vor sich hin. Drei", murmelte er dann.

„Was?", quietschten Sarah und Magda geschockt. Aber Chagal wiederholte sich nicht nochmal, er starrte nur auf den Bode.

„Ich dachte es wären mehr gewesen", murmelte Magda leise. „Du bist dran", sagte Sarah schwach zu ihrem Vater.

Der wandte sich sofort an Julian, mit dem er seit der Hochzeit ebenfalls ein wenig im Clinch lag. „Wahrheit oder Pflicht?"

„Pflicht", kam es sofort zurück.

Der Wirt überlegte. Dann sagte er grinsend: „Viel Spaß! Bring die drei Hierbleiber dazu, Kontakt mit dem Wasser aus der Eisdusche zu machen."

Der Teen-Vampir erstarrte in seiner Bewegung. Sarah und Alfred könnte er wahrscheinlich notfalls dorthin zerren, aber Herbert... das würde schwer werden...

Er versuchte es mit seiner ersten Methode, stand auf und griff nach Sarahs Hand, aber die Wirtstochter ließ sich nicht so einfach mitziehen.

Auf den ersten Gesichtern erschien ein Grinsen. Julian überlegte. Dann beugte er sich zu Herbert hinunter und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Grafensohn zog die Augenbrauen hoch und lächelte, bevor er wispernd antwortete. Dann erhob er sich und folgte dem Teen-Vampir nach draußen.

Julian erschien einige Augenblicke später wieder in der Sauna und ließ sich dann neben Alfred nieder.

Abronsius schaute den Grafen verdattert an. Weder er noch Herberts Vater hatten erwartet, dass der Grafensohn so bereitwillig mitspielen würde... war hatte der Teen-Vampir denn da ausgeheckt?

Das fragte sich auch Sarah, die dabei zusah, wie Alfred sich von Julian zutexten ließ – und auch nicht gerade abgeneigt aussah.

Wenig später befand sich auch der junge Wissenschaftler draußen und Julian machte sich daran, Sarah zu bearbeiten.

„Was hat er dem denn erzählt?"Abronsius sah geschockt aus. Er hatte nicht erwartet, dass Alfred auch nur in die Nähe der Eisdusche gehen würde, wenn er daran dachte, wie sein Schüler sich angestellt hatte, als er das erste mal einen Tag im verschneiten Transsylvanien gewandert war...

Nun ging auch Sarah nach draußen, Julian jedoch blieb sitzen.

„Mit welchen Engelszungen hast du die denn verzaubert?", wollte der Graf wissen. „Ich kenne meinen Sohn gut genug, um zu wissen, dass er kaltes Wasser hasst... es sei denn, in Form von Schnee..."

Magda erhob sich, spähte durch den Türspalt in Richtung Eisdusche – und sah sofort, warum die drei so bereitwillig nach draußen verschwunden waren: Die drei Vampire standen in der Pfütze, die von den Anderen übrig geblieben war, und das war ja auch ‚Wasser aus der Eisdusche'. Ihr blieb nur schleierhaft, warum Julian jeden einzeln angesprochen hatte...

Den Grund erfuhr sie ein paar Sekunden später, denn Julian schnellte an ihr vorbei, zog kurz an dem Seil, das die Dusche betätigte – und ein Schwall eiskalten Wassers ergoss sich über die Vampire, die entsetzt aufschrieen.

Als hätte er Gedanken gelesen, sagte er leise zu Magda: „Sarah bekommt man anscheinend am Besten an bestimmte Orte, wenn man ihr sagt, dass sich dort ein verliebtes Pärchen aufhält."

Ein paar Minuten später hockten Herbert, Sarah und Alfred wieder in der Sauna und funkelten Julian wütend an. „Du hast gesagt, wir brächten nicht unter das Wasser, nur in die Pfütze", fauchte Sarah.

„Vielleicht fand er dein Kreischen so schön", sagte Herbert mit Galgenhumor. Die Wirtstochter schnitt ihm eine Grimasse.

Julian grinste und wandte sich an Alfred. „Wahrheit oder Pflicht?"

„Wahrheit." Alfred wollte eine weitere Schocktherapie vermeiden.

Neben ihm setzten sich Titania, Bella und Ardora etwas aufrechter hin – sie kannten Julian, er würde in Alfis Fall garantiert Herbert einbringen. Und tatsächlich...

„Also, mein Lieber, ich weiß, du wirst mich dafür hassen, aber... Wärst du so nett, und ein paar Details vom gestrigen Tag zu schildern? Vielleicht etwas fluffig?"

Alfred schaute ihn mit offenem Mund an, und fragte sich, genau wie Magda, ob dieser Kerl Gedanken lesen konnte. Magda zumindest war sich dessen sicher, als Alfred im nächsten Moment etwas zögerlich begann, den Kuss zu beschreiben, den er mit Herbert geteilt hatte.

Es war ihm sehr unangenehm, besonders wegen der Anwesenheit von Professor Abronsius, Graf von Krolock und Sarah, aber auch wegen Herberts Blick, von dem er wusste, dass er auf ihm lag, während er mit gesenktem Kopf sprach. Er mochte es einfach nicht, öffentlich aus dem Gefühlsnähkästchen zu plaudern. Julian hatte Recht – das würde er ihm entweder übel nehmen oder er würde Rache üben.

Als er mit hochrotem Kopf endete, bekam er Beifall von Seiten der Catines, Sarah und Julian und Herbert lächelte glücklich, während sein Vater nicht mal wusste, was er von der Aufgabe halten sollte.

Er stellte schnell Titania eine Aufgabe, bevor er sich wieder in seine Gedanken vertiefte.

Dieser Kuss hatte ihn zwar ausnahmsweise mal nicht verwirrt, er hatte danach einen ungewohnt klaren Kopf behalten. Aber nun, nachdem er das Ganze noch einmal mit seinen wirklichen Gefühlen schildern musste, war er doch etwas durcheinander.

Viel Zeit hatte er allerdings nicht, denn Titania war relativ schnell einmal um die Hütte gelaufen, sie brachte eine Hand voll Schnee mit und warf sie auf ihren Cousin, der erschrocken zusammenzuckte, bevor sie sich an Herbert wandte.

„Pflicht."

„Sehr schön", grinste die schwarzhaarige Vampirin. „Also, wärst du so nett, jetzt etwas zu tun, woran du schon die ganze Nacht denkst?"

‚Wie alt muss man eigentlich werden, um Gedanken lesen zu können', fragte sich Magda.

Der Grafensohn drehte sich zu Alfred um, während sein Vater Titania innerlich für ihren Kuppeldrang verfluchte.

„Darf ich?", fragte er leise. Alfred, der immer noch seinen Gedanken nachhing, hatte überhaupt nicht zugehört und wusste demnach auch nicht, was Herbert überhaupt von ihm wollte.

Allerdings hatte er auch nichts dagegen einzuwenden, dass der Grafensohn einen Moment später die Lippen auf seine drückte. Es war zwar ein zärtlicher, aber dafür ein kurzer Kuss, denn Herbert konnte sich nicht vorstellen, dass es seinem Alfi gefallen würde, wenn er nach seinem Bericht von vorhin nochmal so viel Gefühl vor anderen zur Schau stellen musste, und so brach er den Kuss schon nach wenigen Sekunden ab.

Alfred stellte mit Genugtuung fest, dass Julian, Titania und Bella leicht enttäuscht dreinblickten und lächelte fast unmerklich.

Herbert wandte sich gerade an Magda, als Professor Abronsius einen Blick aus dem Fenster warf, dass fast schon wieder völlig beschlagen war. Aber selbst so konnte er erkennen, dass es draußen langsam hell wurde und machte schnell den Grafen darauf aufmerksam, der die Spielrunde sofort abbrach.

„Tut mir ja leid, aber es geht nicht", sagte er, als Sarah und Herbert ihn mit großen Hundeaugen anblickten. „Wir haben morgen Nacht viel vor, wir wollten ja auch ins Dorf, ihr wisst schon."Er zog seine Frau auf die Beine.

„Und vielleicht könnt ihr ja übermorgen weitermachen."

„Hmm, schade..."Herbert stellte fest, dass sich Sarah den Schmollmund von ihm abgeschaut hatte, den sie jetzt aufsetzte. Er konnte es jetzt schon voraussagen: Wenn das sein Schmollmund war, würde sie damit keinen Erfolg haben.

Keiner machte sich mehr die Mühe, sich hinter dem Paravent umzuziehen, niemand außer Koukol und Abronsius. Die anderen Vampire verzogen sich rasch in ihre Zimmer.

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„Sag mal, hast du morgen schon was vor?", fragte Herbert, während er in sein Nachthemd schlüpfte.

„Nein, eigentlich nicht..."Alfred knöpfte sein eigenes Exemplar zu. „Warum?"Er schaute Herbert schüchtern an – und gab sich selbst dafür einen Tritt in den Hintern, er hatte sich doch vorgenommen, Herbert gegenüber etwas mehr die Initiative zu ergreifen...

„Na ja, ich dachte, wir könnten vielleicht mit runter ins Dorf... vielleicht zusammen was Essen gehen, oder so..."Herbert lehnte sich gegen den großen Sessel, der im Zimmer stand.

„Hmm, hört sich gut an."Der junge Wissenschaftler lächelte. Dann gab er sich einen Ruck. „Darf's auch ein... ähm... romantisches Essen sein?"

Herbert strahlte. „Immer doch!"

Glückselig ging er auf Alfred zu, gab ihm einen übermütigen Kuss auf die Nase und machte dann, dass er in seinen Sarg kam, bevor der junge Assistent sehen konnte, dass er errötete.

Alfred stellte seinerseits fest, dass er das erste mal nicht rot geworden war, wenn etwas Romantik aufkam. Und er freute sich tierisch auf die nächste Nacht, als er seinen Sargdeckel zuklappte.

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„Ich freu mich schon auf morgen", seufzte Magda, während sie sich die Haare bürstete. „Was hast du eigentlich vor?"

„Na na na, das ist eine Überraschung!"Chagal fuchtelte mit gespieltem Ernst mit dem Zeigefinger vor Magdas Gesicht herum. „Nur so viel, ich muss, bevor es losgeht, noch mit ins Dorf, einen Teil für die Überraschung besorgen."

„Oh..." Magda schmollte spielerisch.

„Dauert auch nicht lange", grinste der dicke Wirt und wälzte sich in einen Sarg. „Kommst du rein?"

Magda schaute kurz zwischen ihrem und Chagals Sarg hin und her, bevor sie auf ihren eigenen zuging. „Nein, nein, das kommt erst morgen", trällerte sie und hüpfte fröhlich in die Federn.

Sie freute sich wirklich, dass sich Chagal solche Mühe gab.

Allerdings wusste sie da auch noch nicht, was die nächste Nacht bringen würde...

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Das wars mal wieder. Hoffe, es war nicht zu langweilig, beim nächsten mal wird es wieder romantisch - so wars zumindest geplant – und auch die liebe Frau Wolf wird auftauchen, zusammen mit einer mysteriösen Person, von der in diesem Chap auch gesprochen wurde... sagt mir wieder, wie ihr es fandet, okay? #liebguck#

Eure Aisa