Hermine wusste nicht, wie sie in ihr Zimmer gekommen war. Sie hatte um sich geschlagen, geweint und Harry verflucht. Die junge Frau wusste nur, dass Graineé sie wegzog und irgendwie landete sie in ihrem Zimmer.
Man hatte ihr bestimmt ein Schlaftrank gegeben, denn als Hermine aufwachte, waren ihre Augen verklebt. Außerdem hatte sie Kopfschmerzen und ihr Körper tat ihr weh.
„Endlich wach?", fragte Graineé.
Die Priesterin saß neben Hermine und hatte eine Decke um sich gewickelt. Sie musste die ganze Nacht auf sie aufgepasst haben. Langsam erinnerte Hermine sich auch, was passiert ist. Sie warf sich wieder in ihr Bett.
„Wie spät ist es?", fragte Hermine.
„Es muss so gegen drei Uhr Mittag sein!", erklärte Graineé lachend.
„Was ist mit dem Unterricht?", fragte Hermine und setzte sich wieder auf.
„Du bist so lange entschuldigt!", sagte Graineé und stand auf.
Die ältere Frau zog die Vorhänge auf und Sonnenstrahlen erleuchteten Hermines Zimmer. Die Priesterin streckte sich und sah Hermine strahlend an.
„So, Kleine, aufstehen! Dann wird gegessen und ich helfe dir bei deinem Projekt, wenn du meine Hilfe brauchst!", sagte Graineé und zog Hermine aus ihrem warmen Bett.
Hermine fühlte sich einfach schlapp, müde und hatte zu nichts Lust. Sie wollte einfach nur schlafen und alles vergessen.
„Hätte ich doch Dumbledores Angebot angenommen und wäre nach Hause gegangen!", stöhnte Hermine und zog sich um.
„Was geschehen ist, ist geschehen! Du kannst nichts mehr rückgängig machen!", sagte Graineé und zauberte einen Tisch mit Teller und Besteck.
Die Priesterin zauberte auch Brötchen, Käse, Schinken, Marmelade und andere Sachen auf den Tisch und setzte sich hin. Hermine leistete ihr Gesellschaft und machte sich ein Brot. Sie hatte eigentlich keinen Hunger. Während sie gedankenverloren an ihrem Brot kaute, dachte sie an Harry und Ron. Was machten die Jungen jetzt? Wahrscheinlich hatten sie Hermine nun für völlig verrückt erklärt und wollten nichts mehr mit ihr zu tun haben. Sie seufzte laut auf.
„Sie machen sich Sorgen um dich, beide!", sagte Graineé.
„Hmm!"
„Harry hat Ron alles erklärt und er möchte dir auch alles erklären!", sagte Graineé.
„Was will er mir sagen? Er wird sich doch eh nur herausreden! Ich kann keine Lügen mehr hören. Weißt du eigentlich, wie es geschmerzt hat, zu erfahren, dass mein bester Freund wusste, dass ich vergewaltigt werde!", sagte Hermine und sah Graineé wütend an. „Wie kann ich ihm jetzt noch vertrauen?"
„Es wird schwer für dich sein, aber du solltest ihn anhören! Mache es für mich!", sagte die ältere Frau und lächelte sie an.
Hermine sah sie wütend an, aber sie wusste, sie hatte keine andere Wahl.
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Bepackt mit Büchern und Pergamentblätter stieg Hermine aus ihrem Zimmer. Es war Wochenende, doch sie und Draco mussten noch viel aufarbeiten. Als sie in den Gemeinschaftsraum kam, konnte sie Harry auf einem der Stühle sitzen sehen. Er sah sie und stand sofort auf. Langsam kam er auf sie zu und sah sie fragend an.
„Können wir reden?", fragte er.
„Ich habe keine Zeit und ich will deine Lügen nicht hören!", sagte sie und wollte zur Portraittür.
Doch er hielt sie am Arm fest und Hermine sog scharf die Luft ein. Er zerdrückte fast ihren Arm. Sie zog ihren Arm weg und sah ihn wütend an.
„Ich will nichts von dir hören! Ron kannst du vielleicht deine Lügengeschichten erzählen, aber mir nicht! Wie soll ich dir vertrauen?", sagte sie.
Er senkte seinen Kopf und sagte: „Denk an die sieben Jahre, die wir zusammen erlebt haben! Hermine, ich wollte dir nicht wehtun!"
„Aber du hast es! Lass mich in Ruhe! Ich kann dich nicht mehr sehen, du widerst mich an!"
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Schnell lief Hermine die Treppen hinunter zum Kerker. Sie hatte keine Lust weiter an Harry zu denken. Sie hatte ihren besten Freund verloren. Sie stieg die kalten Steintreppen hinunter und öffnete die große Eisentür. Draco saß schon an einem der Tische und las in einem der Bücher, die vor ihm standen. Sie ging zu ihm hin und öffnete ihre Tasche. Sie hatte die Tasche verzaubert, denn so passten mehrere Sachen hinein. Während sie die Bücher und Pergamentblätter auf den Tisch häufte, sah Draco sie staunend an.
„Die Bücher sind aus der Bibliothek und einige sind meine eigenen. Auf den Pergamentblättern sind einige Hinweise und Hilfen aus dem alten Wissen der Priester. Einige der Sachen sind wirklich interessant und könnten uns weiterhelfen!", sagte sie und setzte sich schnaufend auf einen Stuhl.
„Gut, ich hab auch einige Bücher von Snape. Aber er wollte uns keine Genehmigung für die geheime Abteilung geben!", sagte Draco und nahm einige von Hermines Büchern.
„Hast du auch Bücher über schwarze Magie?"
Draco sah sie stirnrunzelnd an.
„Wir könnten einiges so umändern, dass es zum Guten wird!", sagte sie.
„Lass die Arbeit beginnen!"
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Hermine hatte ihr Zeitgefühl völlig verloren. Sie wusste nicht, ob die Sonne noch schien oder ob es schon dunkel war. Sie arbeitete die ganze Zeit ruhig für sich. Wenn sie mal mit Malfoy sprach, ging es nur um das Projekt.
Die junge Frau war glücklich, keine Gehässigkeit oder Sticheleien von ihm zu hören, denn sie wäre explodiert und hätte den blonden Slytherin verhext. Die beiden beschrieben schon einige groben Zutaten und auch einige Nebenwirkungen, die vielleicht vorkommen könnten.
„Das reicht für heute, oder willst du dich totarbeiten?", frage er.
„Wir sind zwei Tage im Rückstand und Snape will uns keine Zusatztage geben, wir müssen morgen fertig werden!", sagte sie.
„Granger, du bist vielleicht gewöhnt soviel zu arbeiten, aber ich brauch auch noch Zeit für was anderes!", sagte er.
„Kannst du Pansy nicht sagen, dass du heute keine Zeit für sie hast?", stieß sie gehässig hervor.
„Verdammt Granger, es dreht sich nicht nur um das eine!", sagte er und lächelte böse.
„Du kannst meinetwegen gehen, aber ich werde arbeiten! Und ich werde auch Snape sagen, dass alles mein Verdienst ist!", sagte sie.
„Denkst du nur an die Schule? Hast du kein anderes Leben?", fragte er gehässig.
Sie sah ihn wütend an und irgendetwas in ihrem Inneren zog sich zusammen. Sie brauchte die Arbeit, sonst konnte sie nicht vergessen. Ihr Leben hatte sich so schnell verändert und auf eine Art und Weise, die sie nicht wollte. Sie biss sich auf die Lippen, um die aufsteigenden Tränen zu verdrängen.
„Es geht dich nichts an!", sagte sie leise.
Draco stand auf und ging auf sie zu. Er setzte sich nahe neben sie und sie wusste, er konnte die Tränen in ihren Augen sehen.
„Hast du deine Einstellung nicht geändert?", fragte er sanft.
Hermine wusste nicht, warum er so sanft und feinfühlig geworden war. Sie wollte es eigentlich nicht, ihr wäre es lieber, wenn er der Alte wäre.
„Das geht dich nichts an!", sagte sie und drehte sich von ihm weg.
„Du willst also immer noch sterben!", sagte er.
„Lass mich in Ruhe, ja? Weißt du eigentlich, wie es mir geht? Alles ist so anders geworden, denkst du es gefällt mir? Mein Leben ist nichts mehr wert, meine Freunde haben sich verändert, ich fühle mich bei meinen Eltern nicht mehr wohl! Und du fragst mich, ob ich meine Einstellung geändert habe! Du weißt nichts, nichts!", sagte sie und ihre Tränen flossen aus ihren Augen.
Er legte seine Hand auf ihre Schulter. Sie zuckte zwar zusammen, doch er nahm seine Hand nicht weg.
„Ich weiß mehr, als du glaubst! Meine Mutter wurde auch vergewaltigt, und ich habe es mein Leben lang gesehen, wie sie sich fühlte. Sie wurde kalt, emotionslos und hasste alles. Doch als sie dich gesehen hat, ist etwas in ihr geschmolzen. Auch deine Freunde machen sich Sorgen. Weasley behütet dich noch mehr als sonst und Potter hat einen Zauber um dich gesprochen!", sagte er und der Druck auf ihrer Schulter wurde größer.
Sie sah ihn durch den Tränenschleier ungläubig an. Harry hatte einen Zauber um sie geworfen? Der, der sie vorher nicht beschützt hat?
„Fass mich nicht an!"
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Hermine flüchtete sofort auf dem Kerker. Der beste Platz, wo sie sich ungestört fühlen konnte, war die Bibliothek. Sofort setzte sie sich auf einen Stuhl und nahm ihre Notizen heraus. Während sie die Zutaten las, fiel ihr auf, dass einige entweder illegal sind und andere schwer zu besorgen. Sie seufzte laut.
„Was gibt es denn?"
Ron setzte sich zu ihr und sah sie an. Sein Gesicht war leicht zerkratzt und Hermine fühlte sich schuldig.
„Die Zutaten für mein Zaubertrankprojekt sind ziemlich schwer zu besorgen!", seufzte sie.
„Wir haben unseren Trank schon fertig!", sagte Ron und lächelte sie an.
„Das mit deinem Gesicht tut mir leid!"
Ron lachte und legte einige Finger an die Kratzer.
„Ach, dass ist nichts! Du hättest dir Harry ansehen müssen!", sagte er und wurde dann ernst. „Bitte, Hermine hab Verständnis. Hör ihn dir an, hör nur zu! Tu mir diesen Gefallen und hör was er zu sagen hat!"
Hermine sah ihn an und wieder füllten sich ihre Augen mit Tränen.
„Weißt du, ich habe eigentlich Angst davor. Was will er mir sagen? Woher soll ich wissen, dass es keine Lüge ist? Er hat mich so verletzt, Ron!", sagte sie und wischte sich die Tränen weg.
„Du wirst vielleicht ein kleines bisschen Frieden finden. Zuhören, mehr brauchst du nicht!", sagte er und strich sich eine Strähne seiner roten Haare aus seinen Augen.
Sie lächelte ihn an. Ja, vielleicht sollte sie Harry anhören. Er war ja ihr Freund, jemand dem sie eigentlich ihr Leben anvertrauen konnte.
„Gut, aber ich mache es nur für dich!"
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Treffpunkt war Hagrids Hütte. Als Hermine mit Ron in die Hütte trat, fanden sie nur Harry vor. Hermine staunte innerlich. Harry hatte sich in den wenigen Tagen schon wieder verändert. Sein Haar hing ihm nun länger ins Gesicht und verdeckte seine leicht gerötete Narbe. Seine Augen aber waren immer noch gleich. Grün, ein helles durchdringendes Grün.
„Hey!", sagte er und stand auf.
„Hallo!", sagte Hermine und setzte sich auf einen der großen Stühle, weit weg von ihm.
„Ich will nur, dass du mir zuhörst. Ja, ich habe es gewusst. Du weißt ja, ich bekomme diese Visionen. Es war am ersten Schultag, und ich wusste nicht, ob ich diesem Traum trauen kann. Du weißt ja, was mit Sirius passiert ist. Ich habe nachgeforscht und auch wenn mein Traum die Zukunft wäre, ich könnte nichts ändern. Es musste passieren, damit etwas anderes passiert. Das heißt, dir sollte so etwas passieren, damit etwas anders, vielleicht etwas schönes, dir passiert! Du weißt nicht, wie ich mir Vorwürfe gemacht habe. Du bist meine beste Freundin. Wir haben zu dritt so vieles überstanden und ich hoffe, es wird so bleiben. Du und auch Ron, ihr seid die einzigen Menschen, dir mir in dieser schweren Zeit helfen können! Ich wünsche mir so sehr, dass du mir wieder vertraust, dass du wieder mit mir redest! Hermine, wir vermissen die alten Zeiten, wir vermissen das Beisammensein mit dir!"
Während er geredet hatte, spürte Hermine wieder dieses Ziehen in ihrem Inneren. Diese Worte hatten ihr so tief ins Herz geschnitten. Doch, konnte es wieder so wie früher sein?
Hermine stand auf und ging zu Tür.
„Es kann nichts mehr so sein wie früher. Wir sind älter geworden, dass Leben ist härter geworden. Doch gerne möchte ich mit euch beiden mein Leben weiterleben, aber ich brauch noch Zeit. Harry, gib mir noch Zeit!"
Er lächelte sie an und dieses Lächeln erinnerte sie an den 11-jährigen Jungen, den sie kennen gelernt hat. Vielleicht sind sie nicht so alt, vielleicht gibt es noch ein Jahr wie früher...
A/N: Sosoooo...wieder ein kap.! irgendwie schaff ich es nicht, Draco rein zu kriegen!doch nächstes kap. kommt dan mal was!
also Reviewn und lesen!
iamfallen
