Kapitel 11: Gefunden, dennoch verloren

Es waren die schrecklichsten Tage, die Hermine je hier erlebt hatte. Hogwarts glich einem Lazarett aus dem Krieg. Wenn die Schüler die Flure bei der großen Halle überquerten, war es nicht selten, dass sie Schreie hörten oder gar einen der verstümmelten Menschen sahen. In den ersten Tagen traute sich keiner hinunter. Die Schüler weigerten sich zum Kerker zu gehen. Doch nach einer Rede von McGonagall und Snape ließen sich die Schüler dann doch überreden. Es war einfach schrecklich. Menschen, die grausam entstellt waren , riefen nach Hilfe. Der ganze untere Bereich der Schule, roch nach Blut und Tod, nach Verwesung und nach Kräutern. Die Medihexen und Zauberer taten ihr Bestes, doch die Mehrheit der verletzten Menschen starben.

Es hing eine schreckliche Stimmung über Hogwarts. Keiner traute sich zu lachen, alle starrten vor sich hin und schwiegen sich an. Sogar wenn gegessen wurde, konnte man nur das Klirren des Geschirres hören.

Doch für Hermine war es noch viel schrecklicher. Sie wartete jeden Tag auf eine Nachricht, dass man Graineé gefunden hatte, oder dass sie lebte. Doch nichts geschah. Hermine arbeitete nicht mehr mit, sie sprach mit fast niemanden.

Sie saß gerade mit Ron und Harry an einem der Tische und machte einen Teil der Hausaufgaben. Sie saßen still nebeneinander, als Harry plötzlich laut Luft ausstieß. Hermine und Ron sahen auf. Harry krallte sich an den Tisch und legte eine Hand auf seine Narbe. Als er die Hand wieder wegnahm, war alles mit Blut verschmiert. Ron und Hermine standen sofort auf. Ron eilte zu Harry und Hermine riss etwas von der Tischdecke ab und legte es auf seine Stirn. Harry atmete laut ein und aus.

„Freut er sich?", fragte Ron leise.

Harry schüttelte den Kopf. „Er ist sauer. Etwas muss passiert sein!", sagte er leise.

Hermine nahm einen Trank aus ihrer Tasche. Es passierte immer öfter, dass Harrys Narbe aufplatzte und diese blutete. Harry nahm dankbar die Philole und trank sie aus. Die Blutung hörte sofort auf.

„Er scheint nicht mehr so erfreut zu sein, wie am Anfang!", sagte Ron und setzte sich wieder.

„Freu dich nicht zu früh, wir sind im Krieg. Außerdem wissen wir nicht, wer die Übermacht hat. Beten wir darum, dass wir es sind!", sagte Harry.

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Langsam setzte sich Hermine auf ihr Bett. Sie legte ihre Tasche auf den Boden und krallte sich in ihre Bettdecke, bis ihre Hand weiß wurde. Jeden Tag musste sie sich quälen. Sie fühlte sich so leer, Graineé fehlte ihr. Sie sorgte sich um Harry. Er wurde immer schwächer. Voldemort griff ihn zwar nicht körperlich an, doch die Macht Voldemorts wurde größer.

Sie hörte ein Geräusch und sie wusste, dass Draco da war. Er kam zu ihr und setzte sich neben sie . Manchmal saßen sie stundenlang schweigend nebeneinander. Es war dieser Trost, der Hermine weich werden ließ. Er war einfach immer da, wenn sie ihn brauchte.

„Keine Nachrichten!", sagte sie leise.

„Schon fast mehr als vier Tage. Man müsste sie schon längst gefunden haben. Sollen wir sie suchen?", fragte Draco.

Hermine sah zu ihn. „Ich kann es nicht! Es ist falsch, wir sind im...im Krieg!"

„Es ist ungewöhnlich, was? Gerade haben wir noch in Frieden gelebt und plötzlich ändert sich alles! Bald sind Winterferien!", sagte er und legte sich auf das Bett.

„Es ist wohl das Beste hier zu bleiben! Es ist hier noch am sichersten!", sagte sie.

„Glaubst du es? Hier sind alle, die Voldemort will. Potter, Dumbledore, mich!"

Jetzt erinnerte sich Hermine, dass Draco die besten Leute Voldemort dem Orden ausgeliefert hat. Er wollte seine Rache.

„Und er sucht uns. Er kennt die Prophezeiung auch, und er weiß, dass sie hier in Hogwarts ist. Er sucht das Pärchen!", sagte Draco.

„Aber, dann müsste er überall suchen!", sagte sie.

„Oder er fängt jemanden, der weiß, wer die beiden sind!"

Hermine sah ihn mit geweiteten Augen an. Er sah sie mit seinem sicheren Blick an. Spielte Draco hier auf Graineé an ? Aber Voldemort konnte doch nichts von ihr wissen. Sie lebte in der Abgeschiedenheit der Mondgöttin. Er konnte nichts von ihr wissen, oder doch?

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Der Unterricht war anders, seit Kriegsbeginn. Die Lehrer schienen den Schülern nur das Wichtigste beibringen zu wollen. Sie wiederholten das Thema immer und immer wieder, bis sogar der schlechteste Schüler in diesem Fach alles konnte. Es war so, als wollten die Lehrer die Schüler einerseits auf andere Gedanken bringen und anderseits für den Krieg ausrüsten.

Es saßen alle gerade im Gemeinschaftraum als Lavender Brown sagte: „Was glaubten diese Lehrer, wer wir sind? Kleine Kinder, die nicht lernen können? Wir wissen, wir müssen in diesem Krieg kämpfen, doch mit solchen Zaubersprüche können wir keine ausgebildeten Todesser töten!"

„Ich will nicht kämpfen, ich kann niemanden töten!", sagte eine schüchterne Fünftklässlerin.

„Ich auch nicht, wir könnten doch mit den dunklen Kriegern reden!", sagte eine andere.

Hermine wusste nicht warum, aber sie lachte plötzlich laut auf. Alle sahen sie erschrocken an.

„Du willst mit Todessern reden? Du weißt, was sie mir angetan haben und mein innigster Wunsch, ist diese Männer zu töten. Ich will sie auslöschen, damit sie keinen anderen Mädchen, das antun, was sie mir angetan haben. Wenn du zu ihnen gehen würdest und reden wolltest , würden sie dich gefügig machen. Das sind keine Menschen, es sind Bestien und Monster! Du kannst nicht mit ihnen reden!"

Das Mädchen senkte schuldbewusst den Blick. Lavender legte Hermine die Hand auf ihrer Schulter.

„Ich steh hinter dir, ich bin eine wahre Gryffindor, wie du! Ich werde mit dir kämpfen, ich werde Harry unterstützen!"

„Ja, ich auch. Das sind wir dir als Freunde schuldig!", sagte Ginny und lächelte.

„Wir sind Gryffindor-Mädchen, uns kann keiner platt machen! Wir werden diesen Krieg gewinnen!"

Es war erstaunlich, wie viele Mädchen sich zu ihnen gesellten. Die Jungen sahen sich ratlos an, denn es war kein Zickenkrieg, wie sie es von den Mädchen gewohnt waren. Die Mädchen hielten zusammen. Im Krieg hielten alle zusammen.

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Hermine saß gerade mit Draco im Kerker und sie arbeiteten, als Snape zu den beiden kam. Er sah gehetzt aus.

„Granger, sofort mitkommen! Malfoy, du auch, wenn du willst!"

Sofort stand Hermine auf und Draco folgte ihr. Die Schüler sahen sie nur fragend an, bevor sie sich wieder ihren Aufgaben widmeten. Snape lief beinah. Er brachte die beiden zum Eingang und führte sie hinaus.

„Hier!", sagte er und apparierte.

Er hatte Hermine ein Stück Zeitung hingeworfen. Schnell fasste Draco dieses Stück an und sie verschwanden.

Als sie wieder auftauchten, standen sie in einem leeren weißen Raum. Es roch nach Hygienemittel.

„Wir sind in St. Mungo. Bitte folgt mir!", sagte Snape und ging.

Hermine sah ihn erschrocken an. Was sollte sie hier? Snape sah so merkwürdig aus, traurig und ermüdet. Sie gingen die langen weißen Flure entlang und Hermines Herz sank immer ein Stück weiter. Sie hatte eine kleine Ahnung, doch betete sie, dass diese nicht stimmte. Snape blieb vor einer Tür stehen und Hermine wäre fast gegen ihn gelaufen, doch Draco hatte sie daran gehindert. Snape starrte nur in das kleine Fenster der Tür. Hermine stellte sich auf die Zehenspitzen und sie sah eine Gestalt auf einem Bett liegen. Dann sah sie Lupin auf einen Stuhl daneben sitzen. Ihre Augen weiteten sich und sie stieß die Tür auf. Schnell eilte sie zu dem Bett und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Ihr Herz schlug heftig gegen ihre Brust.

Auf dem Bett lag Graineé. Ihr langes Haar war auf die Kissen verteilt, ihre Haut war blass und ihre Lippen nicht mehr so rot, wie vorher. Schnell kniete Hermine vor dem Bett nieder und nahm die zerbrechlich und dünne Hand Graineés. Ihre Tränen liefen über ihre geröteten Wangen. Sie blickte geradeaus in die Augen ihrer liebsten Freundin. Sie waren so leer und Hermine wusste sofort, was mit ihr geschehen war. Auch sie hatte damals solch leere und ausdruckslose Augen gehabt. Die Männer hatten Graineé vergewaltigt und missbraucht.

„Weine nicht, meine Kleine!", sagte Graineé mit brüchiger Stimme und streichelte Hermine über die Wangen.

„Was...haben sie dir nur angetan? Es ist alles meine Schuld, hätte ich dich nicht aufgehalten, wärst du jetzt nicht hier!", schluchzte Hermine auf.

„Nein, es ist mein Schicksal und ich muss es so aufnehmen!", sagte Graineé und hustete.

Blut floss aus ihrem Mund und Lupin wischte ihr den liebevoll ab. Hermine fragte sich, ob vielleicht Lupin der Geliebte von Graineé war.

„Weißt du, ich habe früher nie den Sinn meines Leben gekannt. Bis ich dich traf. Ich musste so einen wunderbaren Menschen am Leben erhalten. Du bist wirklich einzigartig. Wie ich sehe, hasst du ihn gefunden!", sagte Graineé und lachte. „Er scheint ein guter Junge zu sein! Ich bin glücklich, ihn noch vor meinem Tod zu sehen!"

„Du wirst nicht sterben!", sagte Hermine und weinte mehr. „Was soll ich ohne dich machen?"

„Du wirst leben, heiraten und Kinder bekommen. Dein Mann wird dich lieben, du wirst ein glückliches Leben haben. Doch du musst jetzt diese Zeit erleben, diese schreckliche Zeit, die auf euch zukommen wird!"

Wieder hustete sie Blut.

„Hör mir zu! Sag allen, sie sollen nach Sirius suchen. Er ist nicht tot, er ist verschwunden. Sie müssen ihn noch vor den Todessern finden, denn sie suchen ihn auch. Und wenn du ihn siehst, sag ihm, dass ich ihn noch liebe! Sag ihm, er soll gut auf seinen Patensohn aufpassen und er soll ohne Hass und Groll weiterleben. Und du, meine Kleine, leb weiter. Ich sehe einen harten Weg für dich, doch es wird gut werden. Die Göttin passt auf dich auf, ich sehe ihr Licht auf dich strahlen. Sei gesegnet!"

Graineé breitete ihre Arme aus und segnete Hermine. Dann fiel sie auf ihr Bett zurück. Ihr Atem schien schwerer zu gehen und Hermine konnte ein Röcheln hören. Sie hustete noch einmal, bevor sie ihre Augen für immer schloss.

Gefunden, dennoch verloren!"

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A/N: Soo...wieder ein Kap.XD
Das nächste wird vielleicht das letzte sein, ich weiß noch nicht! Vielleicht könnt ihr mich umstimmen..hahahahr..XD
Also, nochmal Danke an alle die Reviewn!Leute, ohne euer Feedback wäre die Geschichte gar nicht weitergegangen..hiihiii...also schreibt weiter! Wer weiß, vielleicht schreib ich weiter...