LG Svui
Mission
„Hey, ganz ruhig. Er hat nur die letzten paar Worte mitbekommen."
Als Aya wieder hinunter kam, war er in voller Auftragsmontur. Er setzte sich auf die Kante des Sessels Yohji gegenüber.
„Was wollen wir tun?"
„Wir werden sie da raus holen."
Die Stimmen waren leise, aber prägnant.
„Was machen wir mit Omi?", Yohji gab dem Jungen, der halb auf seinem Schoß lag einen Kuss auf den Haarschopf.
„Ich komme mit!"
Ayas Blick wanderte von Omi zu Yohji und wieder zurück.
„Für dich ist das in deiner Verfassung nicht gerade vorteilhaft. Du bist noch zu schwach auf den Beinen. Aber ich hab das miese Gefühl das wir dich brauchen. Ich denke nicht, das Joana uns in dieser Situation vertrauen wird. Höchstwahrscheinlich nur dir, Omi!"
Omi machte sich schon auf den Weg nach oben um sich anzuziehen.
„Was wenn er es dort noch einmal miterlebt? Miterlebt wie seine Freundin vergewaltigt wird!".
„Ich weiß es nicht, Yohji. Sag mir was ich tun soll."
„OK, nehmen wir ihn mit, aber er bleibt im Hintergrund bis alles geklärt ist."
Dann verschwand auch der Playboy um sich bereit zu machen.
10 Minuten später saßen alle 4 im Auto. Aya erklärte gerade Ken, der neben ihm auf dem Beifahrersitz saß, mit wenigen Worten wie die Lage aussah. Hinten saßen Omi und Yohji. Für den Augenblick gab sich der 17-jährige enorm stark. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Yohji gab ihm Instruktionen wie er sich zu verhalten hatte und das er nicht aktiv sein würde. Omi wollte zum Protest ansetzten, doch Aya schnitt ihm ins Wort.
„Omi, es geht hier gerade um einen Einsatz. Verhalte dich wie von dir verlangt oder du fliegst gleich raus. Wenn du dich nicht beherrschst gefährdest du den Einsatz.
Aya wusste nicht ob es notwendig war Omi so klein zu halten, doch er wollte nichts riskieren und vorrangig ging es da um Omis Psyche.
Einige Minuten später standen sie im Treppenhaus eines großen Wohlstandshauses. Der Nachteil: Sie konnten nur von einer Seite angreifen. Die Eigentumswohnung lag im 2. Stock und deswegen durch die Fenster nicht erreichbar. Der Vorteil: Sie hatten mehr Kontrolle über das Kommen und Gehen, doch vermutlich weniger über womögliche Geiseln.
Präzise und effektiv schlugen sie vor und binnen weniger Sekunden hatte Aya die gesamte Wohnung abgesucht. Yohji hatte den Direktor, der wider jeder Erwartung auch anwesend war hinterrücks niedergeschlagen. Ken hatte einen anderen Mann in der Küche unter seine Gewalt gebracht. Aya war auf den alten Sack fixiert der über dem Mädchen kniete und immer wieder in sie eindrang. Das Bild fesselte ihn so sehr, dass er einen kurzen Augenblick unachtsam war und er so von einem weiteren Mann, der hinter einem Schrank gestanden hatte, gestoppt werden konnte. Dieser hielt ihm eine geladene Waffe an die Schläfe.
Der grauhaarige Wichser über Joana schien der ganze Trubel nicht zu stören. Er arbeitete weiter auf seinen Höhepunkt hin. Joana, unter ihm, rührte sich nicht. Ihr Blick schien das Spektakel zu verfolgen, doch womöglich konnte sie es nicht verarbeiten.
Yohji war mittlerweile herangeeilt, konnte gegen die Mattsituation mit der Waffe an Ayas Schädel nichts ändern. Er richtete seine Waffe auf den Bewaffneten. Ken war so vorausschauend, sich nicht sofort kenntlich zu machen. Er schlich sich durch eine weitere Tür, die ihn zur anderen Seite des Raumes brachte. Aya hatte ihn Gott sei Dank schon bemerkt und so ging er blitzschnell aus der Schusslinie, als er das Klicken von Kens Waffe hörte. Dieser traf auch wie beabsichtigt den Unterarm des Kerls.
„Bring ihn hier raus!"
Aya hastete zu dem Kerl über dem Mädchen und setzte ihm das Katana ans Genick.
„Du
wirst dich nun langsam und vorsichtig aus ihr zurück ziehen.
Wenn du ihr dabei weh tust bist du tot."
Als er von dem Mädchen
weg war, zog er den Mann hinter sich her und schleifte ihn zu dem
anderen in die Küche.
„Omi, du kannst nun kommen.", Aya sprach leise ins Headset. Dann ging er zurück in den Flur und schloss die restlichen Türen. Er empfand es für nicht gerade sinnvoll, wenn Omi oder Joana die Männer noch mal sahen.
Yohji hatte in der Wohnung nach Decken gesucht und fand nun auch etwas zum Anziehen für Joana. Ken saß einige Meter von ihr entfernt und versuchte mit ihr zu reden. Sie reagierte kaum darauf. Zwischenzeitlich sah sie ihn fassungslos an, dann wandte sie ihren Blick wieder aus dem Fenster zu den Sternen. Unaufhörlich flossen ihr Tränen über die Wangen und sie hatte sich ganz klein zusammengerollt. Yohji breitete eine Decke über ihr aus.
Dann empfing Aya Omi an der Wohnungstür und brachte ihn zu seiner Freundin.
Auch Omi benötigte mehr Zeit als gedacht um Joana zu beruhigen. Er drückte sie mit ihrer Decke immer näher an sich und strich ihr über die Haare. Er flüsterte ihr Worte ins Ohr, erzählte ihr, das sie mitkommen konnte und nie mehr zurück müsste. Joana fühlte sich geborgen.
In der Zwischenzeit stöberte Aya weiter durchs Haus. Ihm war vorher schon etwas im Wohnzimmer aufgefallen, deswegen kehrte er zurück. Der Fernseher war eingeschaltet, ein Video war eingelegt, doch gerade auf Pause gestellt. Der Anführer fand schnell was er suchte und steckte 2 Kassetten mit verschiedener Aufschrift in die Innentasche seiner Jacke. Mit seiner Digitalkamera machte er noch einige Photos.
Die Anderen bereiteten alles darauf vor abfahren zu können.
„Omi du kennst ihren Zustand am besten, muss sie ins Krankenhaus?"
„ ...nein, das würde sie nicht mitmachen, aber schau mal im Badezimmer nach, ob du irgendwas für ihre Versorgung findest und sie braucht etwas zum Anziehen. Ja genau ihr Portemonnaie und die Sachen die auf oder in dem Nachtisch liegen."
Kurz darauf waren sie soweit. Ken hatte notwendige Sachen schon zum Auto gebracht und wartete nun dort. Omi überließ Joana Yohji, der sie hochhob und zum Wagen trug. Aya bildete den Schluss.
Er zündete die letzten Sprengsätze, so dass in wenigen Minuten nicht mehr viel von dieser Wohnung über bleiben würde.
Auf dem Rückweg im Auto wurde Joana bewusstlos. Sie lag auf der Rückbank zwischen Yohji und Omi. Der Playboy trug sie ins Haus. Aya brachte den Wagen in die Garage und Ken musste zu Omi springen, als der auf dem Weg zu schwanken begann. Sein Gesicht war tränenüberströmt, doch er hatte bis jetzt keinen Mucks gesagt. Ken ließ die Taschen stehen und brauchte ihn rein und setzte ihn auf die Couch.
Yohji hatte Joana im Badezimmer auf dem Teppich abgelegt. Er legte ihr Handtücher unter den Kopf und hielt ihre Beine hoch. Die Decke bedeckte ihren Körper nur noch halb. Der Blonde sah die Striemen, Hämatome und das Blut zwischen ihren Beinen. Ihr Unterkörper war übel zugerichtet. Auch an der Decke klebte getrocknetes Blut.
Oh Gott, was haben sie ihr angetan? Haben sie Omi auch so misshandelt? Nein, lass es nicht wahr sein. Sie sind noch halbe Kinder. Bitte, lass sie vergessen! Lass sie das nie wieder durchmachen.
Yohji schob einen Hocker unter ihre Beine und zog die Decke wieder über ihren gesamten Körper.
„Aya? AYA!", er rief aus dem Zimmer heraus. Dann machte er einen Waschlappen und mehrere Handtücher feucht und wischte ihr über die Stirn.
Mit schnellen, leisen Schritten kam Aya herein und kniete sich neben das Mädchen. Er fühlte ihre Stirn und maß ihren Puls.
„Da können wir nicht viel machen. Ich mach mir viel mehr Sorgen um ihre Psyche, genau so bei Omi."
„Mhm."
„Bleib bei ihr und miss die Temperatur. Fass sie nicht an! Nicht, wenn sie in solchen Sachen so panisch ist wie Omi. ... Der ist gerade voll ausgetickt als Ken ihm die Jacke ausziehen wollte."
„Shit! ... Gott, sag mir warum wir das nicht mitbekommen haben."
„ ... Sie wird Omi brauchen, wenn sie aufwacht. Und ruf mich, wenn sich ihr Zustand verändert."
Aya ging wieder zu den anderen beiden. Der Chibi hockte wieder, wie auch schon vor einigen Stunden, verkrampft auf dem Sofa und rührte sich nicht.
„Omi? Du solltest bei ihr sein, wenn sie wach wird. Sei stark für sie."
„ ... Bin ich so schwach?"
„Glaubst du das? Hast du das Gefühl schwach zu sein?".
„Ich fühle mich nur so dreckig, beschmutzt. Unendlich ausgenutzt."
Es stimmte, was sollte er denn sagen, vielleicht war er nicht mehr dreckig, doch das Gefühl würde bleiben. Der Junge war missbraucht worden. Und er, er hatte es nicht mal bemerkt. Wie er sich dafür schämte. Er hatte Omi allein gelassen.
„Ich weiß wie du dich fühlen musst!"
„ ... Ach ja?"
Ihre Blicke trafen sich und verharrten eine Weile. Dann brach Aya den Kontakt.
„Bitte, nimm ihn raus!", Aya umfasste Omis Handgelenk und übte leichten Druck darauf aus.
Der Jüngere öffnete den Mund und ließ von dem Finger ab. Ein Lächeln schob sich auf Ayas Gesicht. Dann nahm er die Hand und umfasste sie mit seinen Händen.
