Pflege und ‚Was bleibt!'
Kurz darauf ertönte im ganzen Haus ein gellender Schrei. Omi stürmte sofort die Treppe hoch zum Badezimmer. Er nahm ihren Kopf auf seinen Schoss und strich ihr durch die Haare.
Der zierliche Körper auf dem Boden hatte sich ganz klein zusammen gerollt.
„Schhhhhhhh!", Omi bedeckte ihr Gesicht immer wieder mit kleinen Küssen. Es beruhigte sie, nach einer Weile hörte das Schluchzen auf und ihr liefen nur noch die Tränen über die Wangen.
Und jetzt ist er wieder so stark, Aya stand in der Tür und hatte das Geschehen beobachtet. Auch Yohji hatte sich zurückgezogen und goss gerade ein Glas mit Leitungswasser voll und ließ eine Tablette auflösen. Er tippte Omi an und hielt es ihm hin.
„Hier, das ist ein Schmerzmittel."
„Ich glaub sie will es nicht!"
Omi versuchte es trotzdem und wider erwarten trank sie auch ein paar Schlücke.
„Ich ... ich bin ganz dreckig ... überall Blut ..."
„Wollen wir dich waschen? Möchtest du duschen?", Omi lehnte sie gegen seinen Oberkörper.
„ ... Ja ... aber ...", sie blickte auf die anderen im Badezimmer.
„Omi, schaffst du das alleine? Dann gehen wir."
„In die Badewanne?"
Yohji verstand was er meinte und hob Joana aus seinen Armen uns setzte sie in die Badewanne.
„Ok? Ich lass die Tür offen. Wenn ihr Hilfe braucht, dann ruf.", Aya ging als letzter aus dem großen Raum.
Als die 3 sich unten im Wohnzimmer zusammen setzten war es kurz vor 4 Uhr in der Nacht.
„Was wollen wir nun machen?", Ken war völlig durch den Wind.
„Erst mal nichts. Die beiden brauchen ein paar Tage Ruhe. Ich würd sagen, dass wir sie hier behalten bis wir eine bessere Lösung gefunden haben. Ich würd sagen, das wir den Laden heute zu lassen. Wir brauchen dringend Schlaf."
„Was ist mit Aufträgen?", warf Yohji ein.
„Mein Vorschlag wär, dass wir die nächsten 2 Wochen keinen annehmen und dann mal weiter sehen."
„OK!"
„Wär es das?"
„Kann ich zuerst unter die Dusche?", Ken hatte immer noch Blutspritzer im Gesicht.
„Klar!"
Da die beiden Chibis das eine Badezimmer besetzten, mussten die anderen 3 sich mit dem kleinen Gästebad arrangieren.
Während die anderen beiden sich duschten, räumte Aya ein wenig auf. Er brachte die Tasche mit Joanas Anziehsachen nach oben und stellte sie vors Bad. Er stellte ein weiteres Bett bei Omi im Zimmer auf und bezog es. Dann machte er noch einen Tee. Dann beschrieb er ein Schild mit der Aufschrift: Aus privaten Gründen haben wir an diesem Tag den Laden nicht geöffnet. Wir bitten um ihr Verständnis. Er hängte es im Laden auf.
Irgendwann durfte auch er dann mal ins Bad und schälte sich aus seiner Kleidung. Er ließ sie auf der Stelle liegen und stieg unter das heiße Wasser. In dem kleinen Raum konnte man kaum noch einen Meter weit gucken. Die Luft war von Nebelschwaden durchzogen. Das heiße Wasser und der Druck röteten Ayas Haut. Er lehnte sich gegen die Wand und versuchte sich zu entspannen.
Als er fertig war, trocknete er sich ab, warf die schmutzige Kleidung in den Wäschekorb und öffnete das Fenster zum Lüften. Er band sich das Handtuch um die Hüften und schlich sich durch den Flur zu seinem Zimmer. Sein Blutdruck war ein wenig im Keller. Und deswegen schwankte er.
„Aya, geht's dir gut?"
Yohji war mit ein paar Sätzen bei ihm. Doch Aya hatte sich schon an der Wand abgestützt.
„Ja, alles Ok!", er atmete tief durch. Yohji sah die krebsrote Haut, sagte aber nichts dazu und der Rotschopf verschwand in seinem Zimmer.
Derweil im anderen Badezimmer:
„Ich zieh dich aus, OK?"
Joana nickte nur. Sie saß in der Badewanne und rührte sich kaum. Omi legte die Decke ab und legte sie neben sich auf die Fliesen. Dann hob er ihre Arme an und zog ihr das T-Shirt über den Kopf, er öffnete ihren BH und legte ihn zur Seite. Mehr hatte sie nicht an.
Er nahm die Brause und hielt sie ganz flach um die Wärme einstellen zu können.
„So gut?", er hielt den schwachen Strahl über ihre Füße.
„Ja."
Omi ließ das Wasser über ihren Rücken laufen, über die Schultern und die Beine. Das Wasser färbte sich hellrot. Sie starrte es entsetzt an.
„Schließ deine Augen, Jo.", er strich ihr mit der Hand übers Gesicht und sie vertraute ihm und schloss sie. Dann fing Omi an zu erzählen. Viel belangloses Zeug, nichts Wichtiges, nichts Grausames. Er wollte nur, dass ihr Gedanken nicht wieder zurück zu den Misshandlungen schweiften. Es funktionierte. Er sagte ihr, wie sie sich gerade hinlegen musste, dass er sie waschen konnte und sie ließ es ihn machen. So kam er auch an intimere Stellen heran, auch wenn er sie nicht unmittelbar berührte. Das Wasser wurde wieder klar.
Er schäumte sie am Oberkörper, an den Armen und Beinen mit Duschgel ein. Ihren Unterkörper rieb sie selber ein. Dann machte Omi die Brause wieder an und wusch den Schaum weg.
„So, fertig. Kannst du dich auf die Kante setzten? Dann kann ich dich abtrocknen."
Er half ihr auf und sie hielt sich an ihm fest, während er ihre Arme trocken rubbelte. Auch den Rücken, die Füße und das Gesicht trocknete er ab. Den Rest wollte sie alleine machen.
„Sollen wir was mit deinen Verletzungen machen? Eine Salbe drauf tun?"
„Nein, müssen so heilen, ich will nur was anziehen."
Omi holte ihre Kleidung aus der Tasche und hielt ihr ganz viele Verschiedene Sachen hin.
„Was möchtest du anziehen? Dies?"
Sie stellten eine lustige Mischung zusammen, doch zum Schluss trug sie doch nur dicke Socken, ihre Schlafanzugshose und einen dicken, weiten Pulli.
„So, jetzt ins Bett?"
„Jap."
„Dann ruf ich nach Yohji, ja? Der bringt dich."
Sie nickte.
„Yohji?"
Aya kam gerade wieder aus seinem Zimmer, da wurde Yohji von Omi gerufen und beeilte sich die Chibis ins Bett zu bringen. Joana sagte keinen Mucks mehr, schlief aber fast in seinen Armen ein, auch der kleine Weiss schien ziemlich fertig zu sein.
„Willst du nicht mehr duschen?"
„Nein, ich geh morgen früh. ... Ich werd so oder so wieder schweißgebadet aufwachen.", der letzte Satz war mal weder kaum zu verstehen. Yohji drehte sich zu ihm um.
„Ich wünschte ihr würdet nie wieder davon träumen. ... Soll ich dir ne Schlaftablette geben?"
„Nein, ist nicht so 'ne gute Idee!", er quälte sich aus seiner Kleidung und schlüpfte mit Boxershorts und T-Shirt unter die Bettdecke. Er lag auf dem Futon. Joana hatte sein Bett bekommen.
Yohji löschte das Licht und ließ die Tür wieder einen Spalt weit offen. Im Flur blieb das Licht an. Yohji machte es instinktiv. Die beiden hatten ihn nicht darum gebeten.
Er strich Ken über den Kopf.
„Hey Kleiner. ... Ken?", dieser blinzelte mit den Augen.
„Aya?"
„Komm, geh ins Bett. Du musst ja nicht im Sessel schlafen."
Ken schlafwandelte fast zu seinem Zimmer und Aya grinste ihm hinterher.
Der Playboy kam die Treppe herunter und lehnte sich gegen den Türrahmen. Dann ging er hinüber zur Terrassentür.
„Ich würd sagen, du gehst auch ins Bett. Ich werd noch eine rauchen und dann geh ich auch in die Kiste. Ich lass meine Tür wieder offen."
„Bist du bei ihnen, wenn sie dich brauchen?"
„Jap, ich wache auf, wenn jemand durchs Haus spaziert. Und die beiden können unmöglich leiser sein, als wenn Omi allein ist."
„Yohji, ich mein es ernst!"
„Aya? Reicht dir das etwa nicht? ... Mein Wort?"
„ ... Doch, 'türlich! ... Gomen, ich brauch wohl dringend 'ne Pause.", er blickte den Blonden erschöpft an und ging dann hinauf.
Die Nacht ging in den Tag über und die Stadt erwachte. Das Haus des Koneko nicht. Es rührte sich bis zum frühen Nachmittag überhaupt nichts. Und dann war es mal wieder Aya der als erstes durch die Räume schlich.
Der Tag verlief ziemlich ruhig, nacheinander standen alle auf, frühstückten lange, ließen sich für alles etwas mehr Zeit.
„Omi? Bist du heute Nacht von deinen Träumen aufgewacht?"
Der Chibi sah Yohji erschrocken an.
„Ähhh ... nein. Hab ich geschrieen?"
„Nee, nee, ich war nur zwischenzeitlich mal wach."
Joana war schon wieder ziemlich fit. Sie drückte sich zwar immer hinter Omi und tat keinen Schritt in diesen Gemäuern allein, doch sie wechselte einige Worte mit Aya und blieb lange auf den Beinen. Bis Omi sie am frühen Abend zwang sich hinzulegen. Es war dann die Couch, auf der sie döste während die anderen Fernsehen schauten und Aya ein Buch las.
Auch der nächste Tag verlief für die Chibis nicht entschieden anders. Sie durften wieder ausschlafen und so kuschelten sie sich nebeneinander in das große Bett und nickten beide noch mal weg.
Einer der anderen Weiss blieb immer im hinteren Teil des Hauses, während die anderen zwei die Arbeit im Koneko wieder aufnahmen.
Am Nachmittag kamen Omi und Joana dann auch hinunter, weil sie einen mächtigen Hunger verspürten. Sie machten sich etwas zu essen und schmissen danach den halben Haushalt. Na ja, allzu viel war es nicht, denn Aya hatte den Vortag wohl nicht viel zu tun gehabt. Doch als die anderen aus dem Geschäft kamen und Ken vom Fußballtraining eintrudelte, da stand das Essen schon auf dem Tisch. Sie hatten eine gute Stimmung am Tisch und Aya bedauerte es ein wenig. Denn in einer ruhigen Minute räusperte er sich.
„Ich denke wir haben noch einiges zu besprechen."
Augenblicklich wurde es ganz still.
„Zu erst mal was Schönes: Ich hab mit der neuen Schulleitung gesprochen und ihr seid noch die nächsten 4 Tage krank geschrieben. Dann muss ich von euch wissen, ob das alle waren. ... Ich meine ob nun alle, die euch das angetan haben tot sind."
„ ... "
„Ist noch ein Lehrer dabei? ... Dann würde ich euch dort nicht hinlassen."
Omi wurde nervös. Eigentlich wollte er kein Wort mehr darüber sprechen, alles schien gerade so schön ruhig. Joana war mit ihrem Stuhl ganz nah zu ihm gerückt und sie nahm seine Hand. Er zog sie darauf gleich auf seinen Schoß.
Aya sah das mit Freude. Er fand es einen guten Ansatz, wenn Jo sich sofort wieder auf die Nähe des jungen Mannes einließ, und Omi tat dieser Kontakt einfach nur gut. Das sah man.
„Hey, ich weiß es ist grad ein doofer Zeitpunkt, a..."
„Es sind alle!", Jos Stimme schien fest und gehalten. Sie wollte wohl alles loswerden.
„Schön. Und wie habt ihr euch du Zukunft vorgestellt?"
Joana wurde nervös, sie blickte panisch auf den Tisch. Auch Omi sah Aya verstört an. Dann schlang er seine Arme fest um seine Freundin.
„Ich ... ich werde gehen, wenn ... wenn ihr mich nicht wollt!"
„DU ...? Ich ... ich werde sie nicht alleine lassen. Ich bleib bei dir Spatz, Schhhhhh. Diesmal werd ich mich entscheiden. Ich kann das."
Aya sah verdattert von Yohji zu Ken, dann wieder zu Omi und Joana.
„Stopp,
stopp, stopp, so war das doch gar nicht gemeint. Omi hör mir zu,
du musst dich nicht entscheiden, keiner wird dich zwingen dich
zwischen uns und ihr zu entscheiden. Ich war davon ausgegangen, dass
Joana hier bleiben kann, auf jeden Fall von uns aus."
Er sah Ken
und Yohji an. Von beiden kam einstimmiges Nicken.
„Die Frage ist nur, ob wir sie einweihen, oder was wir zu tun gedenken. Ja, und dann noch, wie wir das mit dem rechtlichen Kram und so regeln, da du, Joana noch keine 18 bist und theoretisch ins Heim müsstest, aber das wird denk ich eine geringere Sorge."
Die beiden Chibis entspannten sich merklich. Omi gab seiner Freundin unzählige Küsse auf den Haarschopf.
„Und dann sagt mir was hiermit ist?", er tippte sich an den Schädel, „wie wollt ihr das verarbeiten? Ich glaub nicht das eure Psyche das so aushält."
Gnadenlos brachte Aya alle Tatsachen auf den Tisch.
Omi begann zu zittern.
„Ich geh zu keinem Psychiater!", er schüttelte ununterbrochen den Kopf, „nein ... nein!"
„Das muss eine Verarbeitung des Geschehenen ja nicht gleich bedeuten. Es gibt auch andere Maßnahmen. Eine Gruppentherapie, eine Kur, speziell für missbrauchte Jugendliche. Uns gibt es ja auch noch, aber ich würde trotzdem sagen, dass wir uns da schnell etwas überlegen sollten. Denn je länger ihr nicht darüber redet, desto verschlossener werdet ihr und ich denke darum geht es, dass ihr nicht alleine seid."
Omi sah ihn ein bisschen erschrocken an. Ihm war das alles bewusst, doch er wollte es nicht bedenken, am liebsten vor sich her schieben und nicht darüber nachdenken. Dann nickte er und gab seiner Jo noch einen Kuss.
„Wir schaffen das, oder?"
„Kein Oder!"
„Ok, dann hoff ich doch, das ihr mir sagen könnt, was das ist!"
Er holte aus seiner Tasche zwei Videokassetten und zeigte sie den beiden.
Omi riss die Augen auf und starrte seinen Leader entsetzt an.
„Was? Nein! Woher hast du die?"
Joana hatte noch nicht begriffen was gerade vor sich ging, sie schaute zwischen ihrem Freund und Aya hin und her. Bis sie dann auch endlich verstand. Sie wurde ganz ruhig.
„Bitte Aya, schau dir das nicht an!", Omis Stimme zitterte. Die Tränen tropften auf Jos Haarschopf.
Yohji und Ken sahen Aya und Omi fragend an. Aya wusste scheinbar was auf diesen Videokassetten aufgezeichnet war.
Der Anführer steckte die Bänder wieder weg und sagte nichts mehr dazu. Schweigend aßen sie auf, keiner wagte es ein Wort zu sagen.
Aya war der flehende Blick des Chibis nicht entgangen, er wusste nicht was er tun sollte. Eigentlich hatte er sich vorgenommen das Video anzuschauen. Er musste wissen was passiert war, auch wenn er wusste, dass es für Omi richtig heftig wäre. Aber Aya hatte nicht vor dem Jungen davon zu erzählen, auch wenn er gerade nicht hatte lügen können. Doch er hatte sich noch nicht entschieden. Am Ende einer verzweifelten Grübelei kam der Rothaarige zu dem Entschluss, dass es für Omi das Beste war, wenn jemand wusste was genau passiert war, so konnte man ihm am besten helfen.
2 Stunden später als die anderen schon wieder in ihren Betten waren schlich sich der Weiss Anführer in den Keller. Im Auftragsraum schaltete er den Fernseher und den Videorekorder an. Sonst blieb der Raum dunkel. Noch flimmerte das Bild nur, bis Aya die Start Taste auf der Fernbedienung gedrückt hatte.
Die Aufnahme war schon am laufen, erst war sie noch verschwommen und undeutlich, bis die Kamera scharf gestellt wurde. Sie schwenkte zu einer Person die auf dem Bett lag, es war Omi und er trug nur noch seine Shorts. Er hatte sich ganz klein gemacht und auf dem Bett zusammen gerollt. Dann wurde sein Gesicht heran gezoomt. Ein Ausdruck von Verzweiflung und Panik lagen in den tiefblauen Augen. Doch sie strahlten nicht wie sonst immer, sie waren getrübt und nach wenigen Momenten flossen die ersten Tränen über die blassen Wangen.
Dann fing es an. Es waren 2 Leute und Omi. Einer bediente meist die Kamera. Es waren verschiedene Zusammenschnitte, scheinbar von verschiedenen Tagen. Sie hatten die Pein die sie dem Jungen angetan hatten auch noch gefilmt.
Die Geräusche machten Aya wahnsinnig. Omi schrie, weinte, jammerte und wehrte sich. Er versuchte den Schmerzen zu entgehen. Später wurde seine Gegenwehr schwächer. Die Kraft sich aufzulehnen schwand dem 17jährigen von mal zu mal. Und immer wieder fingen sie mit Großaufnahmen die verzweifelten Blicke, die stummen Hilfeschreie auf. Die Hoffnungslosigkeit in Omis Augen wurde zum Gegenstand des Bandes. Dann nahmen sie ihn wieder und wieder, behandelten ihn wie ein kleines Stück Dreck.
Aya brach weinend auf dem Sessel zusammen. Er konnte es nicht ertragen zu sehen wie Omi litt, doch er konnte seine Augen nicht von dem Bildschirm abwenden. Mit jeder Szene verkrampfte er sich mehr, mit jedem Schrei traf der Schmerz auch sein Herz. Er weinte, weinte um das Leid seines Kollegen, seines Freundes. Haltlos flossen ihm die Tränen über die Wangen. Das ganze brachte ihn total aus der Fassung und er fing an zu schreien. Ein langer, Mark erschütternder Schrei gellte durchs Haus.
Yohji saß senkrecht im Bett, er war heute früh ins Bett gegangen, hatte bis jetzt aber noch nicht geschlafen. Er versuchte den Schrei zu orten. Wenige Augenblicke später war er auf dem Weg in den Keller. Er hatte keine Ahnung was passiert sein könnte, doch er vermutete, dass es Aya gewesen war.
Seine Vermutung bestätigte sich, als er den Rotschopf zusammengekrümmt auf dem Sessel sah.
Sein Blick wanderte zum Fernsehgerät. Blitzschnell hatte er die Situation erfasst und kniete vor Aya. Er zog ihn in seine Arme und er drückte den schmalen Körper an sich. Der Leader beruhigte sich nicht, er hörte das Stöhnen der Männer und die erstickten Schreie Omis. Auch nachdem Yohji nach der Fernbedienung gesucht hatte und den Film gestoppt hatte, hallten die Geräusche in seinen Ohren nach. Er zitterte am ganzen Körper. Der Blonde hatte es sich auf der Couch bequem gemacht und den Rothaarigen mitgezogen, er legte ihn hin und breitete eine Decke über ihm aus. Dann strich er immer wieder über die roten Strähnen.
Nach einer Weile beruhigte sich der Weiss Anführer.
„Warum er? Er hat es nicht verdient, er hat es am wenigsten von allen verdient. Er hat schon so viel mitgemacht und die Kerle, sie nehmen sich einfach was sie wollen. Warum den kleinen Omi? Wir hätten ihn beschützen müssen, aber wir waren nicht da."
„Ich weiß es nicht, Aya! Ich weiß es nicht!"
„Er sah so verdammt schutzlos aus, so zierlich und verletzlich. Und Omi, er schämt sich dafür, er gibt sich die Schuld, er fühlt sich selbst beschmutzt. Yohji?"
„Nein, es stimmt, niemals hätte es passieren dürfen."
„Mhm"
„Aya, warum hast du das getan? Dir die Kassette angeschaut? Du wusstest doch was drauf ist."
„ ... weil, weil immer jemand wissen muss was sie mit dir gemacht haben!"
Der Rothaarige schlief irgendwann eng an Yohji gekuschelt ein. Dieser brachte diesen in sein Bett und deckte ihn zu. Dann ging er noch einmal in den Keller um das Videoband zu zerstören. Er nahm es aus dem Rekorder und las die Aufschrift:
Omi – My toy, my joy
End
