Part 6

Es klingelt an Maxine´s Tür.

"Wer ist das schon wieder?"

Sie erwartet niemand, vor allem nicht am Vormittag, wo ihre Bekannten arbeiten sind.

Sie trottet nichts Gutes ahnend zur Tür und öffnet. Draußen steht Jason mit den Händen in den Hosentaschen.

"Jason", spricht sie seinen Namen überrascht aus.

Er schaut sie gelangweilt und meint beiläufig: "Nenn mich nicht so!"

Sie zieht die Augenbrauen hoch: "Das ist doch dein Name."

"Ja, aber ich kann es nicht leiden, wenn man mich so nennt. Meine Freunde sagen Jay´ zu mir."

"Ich bin nicht der Ansicht, dass wir Freunde sind, aber wegen mir nenn ich dich trotzdem Jay."

Er nickt: "Danke."

"Aber deswegen bist du sicher nicht gekommen", bemerkt Maxine nüchtern.

"Ich wollte jobben gehen, ich könnte mal wieder ein paar neue Klamotten brauchen."

"Und was hindert dich daran?"

"Ich könnte einen Einkaufsberater gebrauchen", sagt Jay und gibt ihr noch einen Seitenhieb. "Und du scheinst dich mit Männer- klamotten bestens auszukennen."

Er lässt seine Augen über ihren Körper schweifen, der von einem weiten schwarzen T-Shirt und einer dunkenblauen Fubu-Baggy- jeans bedeckt ist.

Sie blickt ihn forschend an und kontert: "Wenn du mir die Peinlichkeit ersparst und dich nicht in der Damenabteilung verläufst, kann ich schon mitgehen."

Er kommentiert ihren Spruch mit einem Grinsen, das er sich nicht verkneifen kann.

"Mit welchen Auto fahren wir?"

"Mit meinem", bestimmt er. "Ich hole schnell die Schlüssel."

Sie nickt, tritt aus ihrem Haus, schließt die Tür hinter sich zu und geht mit ihm auf die andere Strassenseite und wartet auf ihn bei seinem dunkelblauen Lowrider, während er mit schnellen Schritten in seinem Haus verschwindet.

Es dauert nur wenige Minuten, bis er wieder erscheint, sie ins Auto steigen und auf den Weg in die Innenstadt zum Einkaufszentrum sind.

Unangenhme Stille umgibt sie.

"Kannst du das Radio anmachen?", fragt sie bittend. "Oder eine Cd einlegen?"

"Magst du Limp Bizkit?", fragt er, wobei er kurz den Blick von der Strasse abwendet und ihr zu.

"Klar, leg ein."

Mit der rechten Hand greift er zum Handschuhfach, wobei er kurz ihr Knie berührt. Ihre Blicke treffen sich für den Bruchteil von Sekunden und wahrscheinlich zum ersten Mal ist keine arrogante Überlegenheit darin zu lesen. Er bricht den Augenkontakt als erster ab. Dann öffnet er das Fach und zieht die Cd heraus. Die Musik erfüllt das Gefährt und unterbindet die bis dahin erdrückende Stille.

Jay und Maxine gehen durch die Reihen von Hemden und Hosen, die fein säuberlich geordnet auf den Kleiderstangen hängen.

"Das Hemd würde dir bestimmt stehen", meint die Frau und zieht ein schwarzes Hemd mit blauen Drachenmuster hervor.

Der Mann beäugt es und erwidert grinsend: "Ich wusste doch, dass ich mich auf dich verlassen kann."

"Probier es an", verlangt sie.

Jay will sich gerade das T-Shirt über den Kopf ziehen, als sie ihm davon abhält, indem sie ihm am Arm festhält.

"Ich glaub es ist besser, wenn du dazu in eine Ankleidekabine gehst", meint sie, sich verlegen nach unerwünschten Zuschauern umblickend, die noch nicht vorhanden sind.

Er zuckt mit den Schultern und macht sich auf. Auf halben Weg bleibt er stehen, dreht sich um und ruft der Blonden, die wieder damit beschäftigt ist, die Hemden durchzuschauen, zu: "Du musst aber mitkommen!"

Sie wirft ihm einen Blick zu, der für sich Bände spricht, seufzt leise und trottet ihm hinterher.

"Okay, Baby!", denkt sie im Stillen.

Er verschwindet hinter dem Vorhang. Maxine wartet gelangweilt, bis der Vorhang wieder zur Seite gezogen wird und Jay heraustritt.

"Und?", fragt er erwartungsvoll.

"Wie wär´s, wenn du es zuknöpfst, damit wir sehen, ob es um deinen Astralkörper spannt?"

Er grinst sie an und sie verdreht genervt die Augen. Was ist mit dem Typen bloß los? Ist er so hohl oder tut er nur so?

"Findest du Männer mit offenen Hemden nicht...", er überlegt kurz. "...anziehend?"

Sie schaut ihn nur ungläubig an. Was bildet er sich eigentlich ein?

"Auf was zur Hölle willst du hinaus? Soll ich dir deinen Schwanz blasen?"

Max muss nach ihrem Ausbruch herzhaft lachen: "Oh Gott, Jay, du solltest dein Gesicht sehen."

Er fasst sich schnell wieder und meint in guter alter Manier: "Den Satz ´Oh Gott, Jay möchte ich lieber im Zusammenhang mit was Anderem hören."

Sie verdreht bloß die Augen.

"Passt dir das Hemd nun?", bringt sie das Thema schließlich zurück zu dem Punkt, weswegen sie sich überhaupt in dieser Lage befindet.

Der Mann knöpft das Hemd zu und betrachtet sich anschließend im Spiegel.

"Passt wie angegossen", gibt er sein Urteil ab.

"Perfekt", meint Maxine. "Nimm es mit."

"Dein Wort ist mir Befehl", grinst er sie über den Spiegel an.