Kapitel 4: Vom Regen in die Traufe
AvA: Achäm ... also ... eigentlich ... sollte ich dieses Kapitel jetzt ja wirklich nicht hochladen. Warum? Das erklär ich gleich! Aber jetzt erst mal zu den Reviews.
@dorlimaus: Wunsch erfüllt! Dieses Kapitel umfasst 22 Seiten! Übrigens ... dieses Kapitel lade ich nur hoch, weil du so lieb gefragt hast ... und weil es ohnehin nur auf meiner Festplatte rumgammelte. Normalerweise warte ich nämlich wirklich so lange, bis ich die verlangte Anzahl Rewus von unterschiedlichen Personen bekommen habe. Frag mal LocaInferna oder Khair ed Din ... die kennen mich noch von ´anderen Story. *gg*
@Lady-of-Gondor: Ja, Cliffhanger mag ich wirklich gerne! Das ist immer noch der effektivste Weg um Leser zu gewinnen und zu halten! *g* Nun zu Legolas ... hm ... sieht schlecht aus für ihn! Ich liebe es nun mal meine Hauptdarsteller zu quälen ... *sich unschuldig umsieht und pfeift* ... dabei hat Legolas es noch gut erwischt ... glaub mir ... einer anderen Person hab ich mit ´ner Gartenschere die Finger abschneiden lassen ... schön langsam! Zu Aragorn ... erst mal muss er einen Weg finden die Stadt zu verlassen ... dann muss er noch irgendwie Caras Morn erreichen (ohne, dass Gimli ihn in den Wahnsinn treibt) und dann muss er auch noch den Kopfgeldjäger und Legolas finden! Und den Elben irgendwie aus der Stadt rauskriegen! Das könnte ein kleines Problem werden. Immerhin leben dort nur ... Verbrecher! Aber lass dich einfach überraschen. *sfg*
@LocaInferna: Ich glaube, bei Legolas hilft im Moment keine Heilsalbe ... aber er weiß deine Bemühungen zu schätzen. *g* Aber wie kommst du eigentlich auf die Idee, dass ich sadistisch bin? Ich bin doch so lieb und nett! Jedenfalls meistens! *gg* Trotzdem habe ich irgendwie das Gefühl, dass ich im Laufe der Geschichte von einer wütenden Elbin gemeuchelt werde ... ... ... ähm nein! Die muss erst mal an meinem Kopfgeldjäger vorbei! *ätschibätsch!* Gimli macht sich natürlich Sorgen um seinen Freund ... würde ich ehrlich gesagt auch, wenn er mit so einer vermummten Gestalt durch die Gegend rennen würde! Aber wessen Schuld ist das? Die von dem Menschen! Aragorn wollte ja nicht hören! Das hat er nun davon!
@ArcherGirl: Noch nicht gemerkt? Mein zweiter Vorname ist Cliffhanger ... oder war es Sadistin? ... Ähm ... irgend sowas in der Richtung! Und nein! Es würde nichts bringen, wenn du mehrmals für das gleiche Kapitel reviewst. Zählt immer nur einmal! ... obwohl ich heute eine Ausnahme mache. ... ... äh ... Legolas will gefoltert werden?? *blickt zur Seite* ... Stimmt das? *blonder Elb schüttelt panisch den Kopf* Nein! Nein! Nein! Ich will nicht gefoltert werden ... geh weg ... nimm das glühende Eisen da weg! Hör auf! Auaaaaaaaaaa!
*hehehe* Soviel dazu! Nun zu dem Namen Ionduath! ... hm ... er hat im ersten Kapitel ausdrücklich gesagt, das er so genannt wird ... er hat nie behauptet, dass das wirklich sein Name ist!
@Khair ed Din: Hmm ... ich denke, dein Nervenkostüm wird das aushalten … noch passiert ja nichts Schlimmes. Leg: He! Moment mal! Ich liege gefesselt, geknebelt und vollkommen nackt in einem Bett! Ist das etwa nicht schlimm? Atro: Nicht für den Betrachter! *gg*
Der Rattenfänger von Hameln wird übrigens nicht in dieser Geschichte mitspielen ... passte nicht so ganz in die Landschaft! Und Berserk kenn ich nicht ... d.h. ich weiß, dass es ein Manga ist ... aber da der bei uns nicht verkauft wird, kenn ich ihn nicht weiter ... außerdem bin ich mehr in der Rubrik „Seimaden" und „Fake" angesiedelt! Mein Bild von Ionduath würde ich dir theoretisch gerne senden ... aber Atropos hat keinen Scanner ... ich habe zwar noch ein anderes Bild von ihm auf dem Computer ... aber wenn ich dir das zeige, brauchst du dir die Story gar nicht weiter durchlesen ... also lass ich es lieber! Will ja meine Leser nicht verlieren. Was den Stadthalter angeht ... der hat mit dem Verschwinden der Kinder nichts zu tun ... der hat nur seinen Vorgänger von den Kopfgeldjägern kaltstellen lassen. Und du wirst lachen ... aber ich konnte mich zuerst wirklich nicht entscheiden, ob Ionduath jetzt eine Frau oder ein Mann ist ... das ist auch einer der Gründe warum „es" so vermummt ist! *gg* Aber mittlerweile ist er definitiv ein Mann! Mit exotischen Vorlieben! *gg*
Jaa ... wie konnte Legolas schreien, wenn er geknebelt war ... die Antwort gibt es in diesem Kapitel! ;-))
Bei TV wirst du übrigens noch eine Weile auf ein Update warten müssen ... das neue Kapitel ist noch nicht fertig ... mir gehen langsam die Ideen aus!
Und bevor jetzt die Antworten auf das Feedback länger wird als die ganze Geschichte ... hör ich lieber auf! Auf geht's zum Hauptteil! Viel Spaß!
Aus der Sicht von Legolas
Ich spürte wie jemand das Zimmer betrat und sich vorsichtig umsah. Dann kam die Gestalt auf mich zu und wollte mich gerade berühren als die Stimme des Kopfgeldjägers durch das Zimmer hallte.
„Na, na! Barad, anfassen verboten!"
Es folgte ein kurzer Wortwechsel zwischen den Beiden und plötzlich spürte ich wie sich die Matratze neben mir absenkte. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken als Ionduath mit seinen Fingern über meinen Körper strich und so sehr ich mich auch bemühte, ich konnte ein Keuchen nicht unterdrücken, als er eine Hand unter die Decke gleiten ließ und sie auf mein Hinterteil legte.
Als ich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, war Ionduaths Hand von meinen Körper verschwunden und Barad hatte das Zimmer verlassen. Einen Augenblick herrschte Stille, dann spürte ich lange, schlanke Finger, die über mein Gesicht glitten und einige Haarsträhnen aus dem Weg strichen. Und dann ertönte die tiefe Stimme des Kopfgeldjägers.
„Prinzlein", knurrte er, „haltet mich nicht für so ungebildet, dass ich nicht wüsste, dass Elben mit offenen Augen schlafen."
Widerwillig öffnete ich meine Augen und blickte ihn ärgerlich an, aber Ionduath ließ nur ein spöttisches Lachen vernehmen und ließ seine Hand über meinen Hinterkopf gleiten, um den Knoten zu lösen und endlich den Knebel aus meinem Mund zu entfernen.
Ich atmete tief durch.
„Nun? Wie geht es euch, Prinzlein?", fragte der Kopfgeldjäger spöttisch und veranlasste mich dazu ihm mein Gesicht zuzuwenden.
„Ich kann einfach nicht glauben, dass das funktioniert hat", knurrte ich und rüttelte an den Fesseln, die meine Hände an das Bettgestell fixierten.
Der Kopfgeldjäger schüttelte amüsiert seinen Kopf.
„So wird das nichts, Prinzlein ... wenn ich jemanden fessele, dann richtig", sagte er und zückte seinen Dolch, um das Seil durchzutrennen. Ich schenkte ihm keinen weiteren Blick und rollte mich auf die Seite, um meine Handgelenke zu massieren, die Decke höher zu ziehen und die vergangen Stunden noch einmal Revue passieren zu lassen.
Rückblende
Ionduath hatte mich so abrupt vorwärts gestoßen, dass ich für einen Moment benommen auf dem Bett liegen blieb. Das Geräusch, des auf den Boden fallenden Gürtels holte mich in die Wirklichkeit zurück.
Ich versuchte mich aufzurichten und konnte erkennen, dass der Kopfgeldjäger die Tür verschloss. Sein Gürtel lag auf dem Boden in meiner Nähe ... und in ihm steckte ein Dolch. Ich beobachtete wie er den Raum durchquerte und zum Fenster lief, um dieses ebenfalls zu verschließen. Lautlos richtete ich mich auf und war in Sekundenschnelle bei dem Dolch. Ich schaffte es ihn zu ergreifen und während Ionduath noch immer mit dem Fenster beschäftigt war, konnte ich mich tatsächlich befreien. Ich schnitt mir zwar einige Male in die Handgelenke, aber das nahm ich nur nebenbei war. Kaum waren die Fesseln abgefallen, nahm ich den Knebel aus meinem Mund und stellte mich mit dem Rücken an die Wand, den Dolch hielt ich kampfbereit in meiner Hand.
Ionduath war damit beschäftigt die Fensterläden zu schließen.
„Sonst stört es euch doch auch nicht, wenn ihr bei solchen Dingen beobachtet werdet, warum wollt ihr also jetzt nicht, dass dieser Abschaum dort unten sieht, was ihr hier drin macht?", fragte ich ihn kalt und beobachtete, wie sich der Kopfgeldjäger überrascht umdrehte und mich musterte.
„Prinzlein", seufzte er mit einem undefinierbaren Unterton in der Stimme nachdem er sich gefasst hatte, „ich schließe die Fenster nicht, damit die Leute nicht sehen was ich mit euch mache, sondern damit sie nicht sehen, was ich nicht mit euch mache!"
Er lief langsam auf mich zu.
„Und jetzt seid ein braver Junge und gebt mir den Dolch", seine Augen verengten sich zu Schlitzen als er auffordernd die Hand ausstreckte.
„Niemals!", zischte ich ihm entgegen.
„Prinzlein", knurrte er, „reizt mich nicht ... ich werde euch schon nichts tun."
„Ich traue euch aber nicht ... nicht nachdem, was ihr in den letzten Stunden abgezogen habt!"
Er zog seine Augenbrauen hoch.
„Oh ... ihr meint, dass ich euch betatscht habe ... kann ja nicht ahnen, dass ich damit euere jungfräulichen Gefühle verletze", der Kopfgeldjäger schloss kurz die Augen und ich nutzte die Chance und griff ihn an. Leider waren seine Reflexe besser als ich dachte, er konnte der Klinge ausweichen, wurde aber trotzdem von mir auf den Boden geworfen. Es polterte laut als wir beide auf den Boden fielen. Ionduath versuchte noch sich an irgendetwas festzuhalten, er erwischte aber nur ein altes Tischtuch auf dem eine Vase stand. Die Vase schlug mit einem lauten Klirren auf den Boden und zersprang in tausend kleine Stücke, der Kopfgeldjäger fluchte leise als sich eine Scherbe tief in seine Hand bohrte.
Hinterher wusste ich nicht mehr genau, was passiert war. Ich wusste nur noch, dass ich plötzlich quer durch den Raum geschleudert wurde und mit dem Rücken gegen die Tür prallte. Vom Schmerz überrascht, ließ ich den Dolch fallen und bemerkte so auch nicht, dass der Kopfgeldjäger plötzlich vor mir stand. Ich wurde ihn erst gewahr als mich jemand auf die Füße zerrte. Erschrocken blickte ich in die Augen Ionduaths und ich erkannte, dass egal was ich machen würde, alles sinnlos war. Ich konnte ihm einfach nicht entkommen. Aber einfach wollte ich es ihm auch nicht machen, deswegen begann ich, mich nach Leibeskräften zu wehren.
„Zum Balrog ... jetzt hört endlich auf! Ihr benehmt euch wie ein ...", ich erfuhr nicht, wie ich mich benahm, weil wir in diesem Moment auf den Boden fielen und es dem Kopfgeldjäger für einen Moment die Sprache verschlug. Aber als er bemerkte, das ich mich aufrichten wollte, griff er nach meinen Handgelenken und rollte mich auf den Rücken, er selber kam auf mir zu liegen und berührte dabei eine äußerst empfindliche Stelle ziemlich grob. Ich konnte gerade noch einen Aufschrei unterdrücken und versuchte mich wieder und Kontrolle zu kriegen.
Resignierend schloss ich die Augen. Jetzt würde es also geschehen. Ich atmete tief durch und versuchte mich auf das vorzubereiten was unweigerlich kommen würde.
Aber das was dann tatsächlich geschah, traf mich wie ein Hammer.
„Prinzlein? Habe ich euch wehgetan?", vernahm ich die besorgt klingende Stimme des Kopfgeldjägers und öffnete verwundert meine Augen.
„Bitte was?", fragte ich perplex.
„Ob ich euch wehgetan habe!", fragte er noch mal, diesmal eine Spur ungeduldiger.
„Was kümmert euch das?" Ich verstand mittlerweile gar nichts mehr. Ionduath lockerte seinen Griff um meine Handgelenke etwas und blickte mich forschend an.
„Es tut mir Leid", sagte er plötzlich, „aber ich bin es so gewohnt alleine zu arbeiten, dass ich vergessen habe euch in meine Pläne einzuweihen. Andererseits war auf diese Weise eure Angst sehr echt!"
Jetzt verstand ich noch weniger als gar nichts.
„W-welche Pläne?", fragte ich verunsichert.
„Ein stotternder Elb?", fragte er lächelnd und strich mit einer Hand eine Haarsträhne aus meinem Gesicht.„Ich muss euch wirklich große Angst machen."
„Ich habe keine Angst vor euch!", antwortete ich ihm, um die letzten Reste meines Stolzes zu retten.„Aber was für Pläne meintet ihr?"
„Erinnert ihr euch, dass ich euch gesagt habe, mir müsste irgendwas einfallen um eure Sicherheit zu garantieren?"
Ich nickte unsicher.
„Nun, dass geht am Besten in dem ich den Herrschaften irgendwie klar mache, dass ihr mir gehört ... und das wiederum geht am Besten in dem ..."
„Ah ... verstanden", Ionduath blickte mich überrascht an, „aber wenn ihr denkt, ich gehe mit euch ins Bett, um vor den Kerlen dort unten sicher zu sein, dann habt ihr euch geschnitten."
Die Überraschung auf seinem Gesicht wich jetzt einem offenen Lächeln.
„Keine Angst, das würde ich nie von euch verlangen! Allerdings habt ihr den Gedankengang verstanden ... das wird mir einiges erleichtern ... in ein paar Stunden wir hier bestimmt jemand auftauchen um sich nach eurem ‚Wohlbefinden' zu erkundigen ... und dann müsst ihr jedenfalls so aussehen als ob ..."
„Und wie wollt ihr das machen?" Irgendwie entwickelte sich dieses Gespräch in unwillkommene Richtungen.
„Das werdet ihr schon sehen!", antwortete der Kopfgeldjäger und erhob sich von mir. Als er stand, reichte er mir eine Hand um mir aufzuhelfen. Ich nahm sie an und Sekunden später stand ich wieder auf meinen Füßen.
„Vertraut ihr mir?"
„Habe ich eine Wahl?"
Er lachte.
„Eigentlich nicht! Und davon mal abgesehen ... ihr sollt mir nicht vertrauen", ich spürte wie sich eine Hand an meinen Kragen legte.
„Das tut mir jetzt wirklich Leid", flüsterte der Kopfgeldjäger und riss mir mit einem Ruck das lederne Oberhemd vom Körper und kurz darauf lag auch die dünne Tunika, die ich darunter trug, zerfetzt auf dem Boden. Fassungslos starrte ich auf meine Kleidung und nahm nur nebenbei war, dass ich mit nacktem Oberkörper vor dem Kopfgeldjäger stand, der plötzlich laut aufkeuchte. Ich sah ihn irritiert an.
„Was um Illuvatars Willen, ist das denn?" Der Kopfgeldjäger starrte schockiert auf meine Brust. Ohne hinzusehen, wusste ich sofort, was ihn dort so schockierte. Unangenehm berührt, verschränkte ich meine Arme vor der Brust um ihm den Blick zu verwehren. Über meine Brust und meinen Bauch zog sich eine lange, dunkelrote Narbe.
„Das ist gar nichts ...", antwortete ich ausweichend, „die ist schon etwas älter." Der Kopfgeldjäger ließ sich nicht beirren.
„Wie alt genau?"
„... ... ... ungefähr einen Monat ... ...", nuschelte ich leise.
„Einen Monat?", fragte er schockiert, „mit was seid ihr denn da aneinander geraten?"
„Ork ...", antwortete ich leise und ich wusste sofort, dass er mir nicht glaubte.
„Was hatte der Ork vor? Euch von unten nach oben aufschlitzen? Außerdem sieht das eher aus, als wäre es mit einem stumpfen Ast anstelle eines Schwertes gemacht worden."
„War ein etwas unglücklicher Winkel ... in dem er mich erwischt hat ...", nuschelte ich leise.
„Das sehe ich mir später an ... jetzt habe ich da keine Zeit für", und mit diesen Worten landete ich zum zweiten Mal auf dem Bett. Diesmal allerdings mit soviel Schwung, dass das Kopfende hart gegen die Wand schlug. Ich drehte mich auf den Rücken und starrte meinen Begleiter überrascht an.
„Hose ausziehen", kommandierte er nur und verschwand in einem angrenzenden Raum. Erst dachte ich darüber nach, diesen Befehl einfach zu ignorieren aber dann kam ich zu dem Schluss, dass ich besser selbst meine Hose ausziehen sollte und sie dabei heil blieb, als es dem Kopfgeldjäger zu überlassen, der sie bestimmt wie meine anderen Kleidungsstücke zerreißen würde – von dem Einblick in meine Intimsphäre mal ganz abgesehen.
Kaum hatte ich Hose und Stiefel ausgezogen und eine Decke über meinen Unterleib gezogen als der Kopfgeldjäger wieder hereinkam.
„Schüchtern?", fragte er schelmisch blinzelnd, als Antwort knurrte ich ihn nur an.
„Jetzt werdet doch nicht gleich so bissig ... ein nackter männlicher Körper ist für mich kein Geheimnis ... ich bin selbst einer, wie euch sicherlich aufgefallen ist", setzte er mich mit einem leichten Glucksen in der Stimme in Kenntnis.
„Mir ist an euch mehr aufgefallen als mir lieb ist", erwiderte ich kalt.
Der Kopfgeldjäger schüttelte lachend seinen Kopf und stellte einige Schüsseln auf einen Tisch in der Nähe des Bettes. Er selbst setzte sich auf die Bettkante.
„Wenn ihr jetzt noch die Güte hättet euch auf den Bauch zu legen, Prinzlein?"
„Was habt ihr vor?", fragte ich ihn misstrauisch.
„Och ... nichts weiter ... ich werde euch lediglich etwas ... hmmm präparieren!"
„Präparieren?", fragte ich skeptisch.
„Ja ... ich werde euren Rücken etwas ändern ... damit ihr ... ähm ... etwas ‚benutzt' ausseht."
„Be-nutzt?", wiederholte ich noch skeptischer.
„Nun ja ... ich bin hier für meine sadistischen Neigungen bekannt ... aber keine Angst, es wird nicht wehtun. Ich werde es lediglich so aussehen lassen, als ob ich euch mit einem Messer oder einer Peitsche bearbeitet hätte. Aber könntet ihr mir vorher einen Gefallen tun?"
Ich blickte ihn fragend an.
„Schreit!"
Bevor ich mir einen Reim auf diese Bitte machen konnte, griff der Kopfgeldjäger an eine empfindliche Stelle meines Körpers und drückte fest zu. Der Schmerz, der in diesem Moment durch meinen Körper schoss, ließ keine andere Empfindung zu und ich fing an zu schreien. Mehr aus Überraschung, als wegen den Schmerzen. Ionduath nahm seine Hand fort und sofort verebbte der Schmerz.
„Danke. Und nun dreht euch bitte um. Ich möchte anfangen", sagte er emotionslos.
„Ihr ... ihr ... ihr", fing ich an, verstummte aber sofort wieder und legte mich stattdessen grummelnd auf den Bauch, „ihr seid unmöglich", knurrte ich noch.
Der Kopfgeldjäger lachte nur und begann mit seiner Arbeit. Ich versuchte derweil krampfhaft mich zu entspannen und redete mir kontinuierlich ein, dass es mir nichts ausmachte, dass er mich gleich anfasste. Trotzdem zuckte ich zurück, als ich seine Hände das erste Mal auf meiner nackten Haut spürte.
„Scht, Prinzlein ... ich tu euch ja nichts", flüsterte er sanft und strich leicht über meinen Rücken. Als ich mich langsam entspannte, fing er an irgendetwas Kaltes auf meinem Rücken zu verteilen. Eine Stunde fummelte er an meinem Rücken herum und ich ertappte mich mehrmals dabei, dass ich über die sanften Berührungen auf meinem Rücken beinahe eingeschlafen wäre.
„So ... beinahe fertig", murmelte der Kopfgeldjäger und ich sah aus den Augenwinkeln wie er nach einer Schüssel griff und den Inhalt vorsichtig auf dem Laken und auf der Decke verteilte, die er über mich gebreitet hatte.
„Gut ... jetzt noch einige Kleinigkeiten", ich sah uninteressiert zu ihm auf, „ich muss euch wieder knebeln ... und eure Hände an das Bettgestell fesseln. Wärt ihr also so gut, Prinzlein?"
„Als ob ich eine Wahl hätte", knurrte ich und ließ es zu, dass er mich wieder mit diesem Tuch knebelte und dann meine Hände über meinen Kopf zog und sie vorsichtig an das Bettgestell fesselte.
„Bequem?"
Ich schnaubte. An dieser Stellung war überhaupt nichts bequem. Ich lag nackt in einem Bett, meine Hände waren gefesselt, ich war geknebelt und jeden Moment konnte einer von diesen Kerlen hier hereinkommen und ich war nicht im geringsten dazu in der Lage, mich zu bewegen, geschweige denn, mich zu wehren. Ich fühlte mich also überhaupt nicht bequem.
Aber der Kopfgeldjäger lachte wieder nur, nahm die verschiedenen Schüsseln und verschwand im anderen Raum. Er war noch keine zehn Minuten weg, als sich die Tür öffnete und der andere Kopfgeldjäger den Raum betrat.
Rückblende Ende
Die Stimme des Kopfgeldjägers holte mich in die Wirklichkeit zurück.
„Prinzlein, das Zeug kann nicht auf eurem Rücken bleiben ... wir müssen es abwaschen ... wenn es nämlich trocknet ... dann möchte ich nicht an eurer Stelle sein. Es sei denn natürlich ihr möchtet euren Rücken enthaaren ... dann ist diese Methode äußerst wirksam!"
Ich setzte mich abrupt auf und blitzte den Kopfgeldjäger ärgerlich an: „Auf meinem Rücken sind keine Haare ... genauso wenig wie auf meiner Brust!"
Das Grinsen in seinem Gesicht zeigte mir, dass ich ihm wieder mal auf den Leim gegangen war.
„Beruhigt euch, ich wollte euch doch nur ärgern. Ich werde euch ein Bad fertig machen ... ... und hier etwas aufräumen ...", fügte er nach einem Blick auf seine Umgebung hinzu. Ich beobachtete wie er zu der umgefallen Kommode lief und sie ohne größere Probleme wieder aufrichtete. Dann öffnete er die Tür und ihm stürzten mehrere Dinge entgegen. Er nahm sich einen großen Kessel hinaus und sortierte die anderen Sachen sorgsam wieder in den Schrank. Mit dem Kessel in der Hand marschierte er in den anderen Raum und kam wenig später mit dem Kessel wieder hinaus. Er hing den Kessel an einen Haken der aus dem Kamin ragte und entfachte innerhalb kürzester Zeit ein Feuer darin, dann schob er denn Kessel über das Feuer und wandte sich wieder mir zu.
„Ich nehme nicht an, dass ihr in Eiswasser baden wollt, oder?"
Ich schüttelte meinen Kopf: „Eigentlich nicht ... aber wieso bewahrt der Wirt Kessel in den Gästezimmern auf?"
„Oh", Ionduath fasste sich an die Stelle des Kopfes wo sein rechtes Ohr sein musste, „er bewahrt in den Zimmern noch andere Dinge auf. Es ist für seine Gäste. Es gibt immer wieder welche, die sich hier ungestört Gifte oder Heiltränke zubereiten wollen ... oder einfach nur ein heißes Bad benötigen. Es ist sozusagen ein Service des Hauses."
„Nehmt ihr immer dieses Zimmer?"
„Ja!"
„Warum?"
Er runzelte seine Stirn: „Ihr seid ziemlich neugierig für einen Elben!"
„Wer nichts fragt, lernt nichts!", erwiderte ich. "Also, warum nehmt ihr immer dieses Zimmer?"
„Weil dies das einzige Zimmer ist, das ein eigenes Bad und noch dazu eine Wasserquelle hat", er deutete auf das kleine Zimmer, in das er des Öfteren verschwunden war, „dort befindet sich ein kleines Bad mit einer Wasserpumpe." Während er das sagte, nahm er den Kessel vom Feuer und verschwand wieder in dem Badezimmer, nur um kurz darauf wieder mit einem Kessel voll Wasser zurückzukommen und ihn über das Feuer zu hängen.
Ich beobachtete ihn neugierig. Er hatte mittlerweile seine Hose vernünftig geschlossen und sein Hemd angezogen, es allerdings nicht verschlossen. Seine Bewegungen waren wie die einer Raubkatze, fließend und geschmeidig.
„Prinzlein?" Ich starrte ihn erstaunt an.
„Was habt ihr gesagt?"
Ionduath stöhnte und kam auf mich zu. Bevor ich reagieren konnte, hatte er mich mitsamt der Decke hochgehoben und trug mich ins Bad.
„Lasst mich runter. Ihr sollt mich runterlassen!"
„Gerne!" Der Kopfgeldjäger ließ mich tatsächlich fallen und ich landete mit einem lauten Platschen in der Wanne. Prustend strich ich mir die Haare aus dem Gesicht und versuchte das Wasser aus meinen Augen zu kriegen. Ich konnte gerade wieder einigermaßen sehen, als sich ein Schwall lauwarmes Wasser über meinen Kopf ergoss.
Wütend rieb ich mir die Augen.
„Verdammt noch mal ... was soll das? Ich kann mich alleine waschen!", wetterte ich Ionduath an.
„Oh ... das bezweifele ich nicht. Ich denke nur, ihr werdet Probleme haben, dieses Zeug ohne fremde Hilfe von eurem Rücken zu entfernen", kaum hatte er das gesagt, stellte er sich neben die Wanne und schob mich ein Stück nach vorn. Ein leichtes Ziehen verriet mir, dass er, was auch immer er auf meinem Rücken verbrochen hatte, es jetzt wieder abzog. Er warf das Zeug neben sich auf den Boden und ich riskierte einen Blick. Was ich dort auf dem Boden sah, erinnerte mich ein Wenig an Wachs.
Gerade als ich fragen wollte, was das war, nahm er dieses Zeug und verschwand aus dem Bad. Ein Zischen verriet mir, dass er es ins Feuer geworfen hatte. Ich zuckte nur mit den Schultern und lehnte mich zurück. Vorher entfernte ich aber noch die nasse Decke aus der Wanne.
Als er wiederkam, legte er ein Handtuch und ein Bündel Kleider auf einen Hocker, in meiner Nähe.
„Noch was Prinzlein! Bleibt bitte hier drin, bis ich euch hole und versucht keinen Lärm zu machen. Ich weiß nicht, wann der Wirt hier herkommt!"
Ich nickte nur und würdigte den Kopfgeldjäger keines Blickes, dann hörte ich wie die Tür ins Schloss fiel. Zehn Minuten blieb ich noch im Wasser und wusch mir auch die Haare, dann stand ich auf und nahm mir das Handtuch. Nachdem ich mich abgetrocknet hatte, inspizierte ich die Kleider genauer. Es handelte sich um meine Hose, wie ich erleichtert feststellte aber definitiv nicht um mein Hemd – wie auch, das war ja vollkommen zerrissen. Das Hemd, das dort vor mir lag, war tiefschwarz und hatte vorne ebenso schwarze Schnüre, um es zu schließen. Es schien, als wäre es eines der Hemden von Ionduath.
Seufzend zog ich meine Hose an und hörte gleichzeitig wie jemand den anderen Raum betrat und sich mit dem Kopfgeldjäger unterhielt.
Ich achtete nicht weiter auf die Worte, sondern zog das Hemd an. Wie ich es erwartet hatte, war es viel zu groß. Die Ärmel hingen über meine Hände, es war zu weit und es ging mir bis zur Hälfte meines Oberschenkels. Es konnte doch nicht sein, dass dieser Mensch um so vieles größer war als ich.
Vorsichtig krempelte ich die Ärmel des Hemdes hoch und verschloss dann das Hemd mit den Schnüren. Als ich mit ankleiden fertig war, nahm ich eine Bürste von einem Regal und begann damit meine Haare zu ordnen.
Eine halbe Stunde später klopfte Ionduath an die Tür.
„Ihr könnt jetzt rauskommen, Prinzlein! Etwas zu essen ist auch da."
Ich folgte der Aufforderung und öffnete die Tür, um wieder in den Wohnraum zu gelangen. Dort begegnete ich den kritischen Blicken des Kopfgeldjägers.
„Es scheint so, als wären euch meine Sachen etwas zu groß", kommentierte er trocken.
„Gut erkannt", konterte ich sarkastisch, „aber ihr musstet meine Sachen ja vollkommen zerreißen."
„Regt euch ab, wir werden euch morgen ein neues Hemd besorgen. Heute müsst ihr mit dem Vorlieb nehmen. Und jetzt setzt euch und esst", er deutete auffordernd auf einen Stuhl ihm gegenüber.
„Ich habe keinen Hunger", antwortete ich und begab mich zum Bett. Aber ich hatte nicht mit der Hartnäckigkeit meines Begleiters gerechnet.
„Ihr werdet euch hier hinsetzen und etwas essen! Oder ich kette euch ans Bett und füttere euch! Und anschließend hole ich mir meinen Nachtisch!" Ich drehte mich um und sah genau in die blitzenden Augen des Kopfgeldjägers.
„Ich-habe-aber-keinen-Hunger!"
„Ihr scheint keinen Hunger zu haben, seit wir von Minas Tirith aus aufgebrochen sind! Und das ist selbst für einen Elben eine zu lange Zeit ohne Nahrung! Und so wie ihr ausseht, habt ihr auch davor nichts gegessen!"
„Und selbst wenn, das geht euch nichts an!", konterte ich.
„Es geht mich sehr wohl etwas an, weil ich dem Zwerg es nämlich erklären muss, wenn ihr mir vor Entkräftung umkippt! Und jetzt hört auf, euch wie ein verzogenes Gör zu benehmen und setzt euch endlich hin!"
Der Kopfgeldjäger war zunehmend ärgerlich geworden und ich entschied, dass es besser war mich zu setzen.
Als ich mich setzte, schob Ionduath mir einen Teller hin, der randvoll gefüllt war.
„Das kann ich unmöglich alles aufessen!"
„Dann esst soviel ihr mögt! Hauptsache ihr esst!"
Als ich das Essen etwas näher betrachtete, begann ich großen Hunger zu verspüren und aß tatsächlich alles auf.
Wir aßen schweigend und als ich von meinem Teller aufsah, fiel mir auf, dass der Kopfgeldjäger seine Ellbogen auf den Tisch aufgestützt hatte und sein Kinn auf seinen gefalteten Händen ruhte.
Irritiert blickte ich ihn an. Er beobachtete mich.
„Was ist?"
„Nichts, ich versuche nur herauszufinden, was ihr vor euren Freunden verheimlicht und wer euch so aufgeschlitzt hat. Denn eines steht für mich fest ... ein Ork war das nicht!"
„Ich verberge nichts vor meinen Freunden ... und die Verletzung stammt von Orks!", erwiderte ich eisig.
„Oh doch, das tut ihr. Und falls es euch interessiert ... die Zwei machen sich Sorgen um euch. Zu recht, wie mir scheint", er blickte mich unablässig an.
„Wenn sie sich Sorgen machen, dann ist das ihr Problem ... ich habe ihnen keinen Grund dafür gegeben", erwiderte ich jetzt hitzig, „und woher wollt ihr wissen, dass meine Verletzung nicht von einem Ork stammt."
„Genau durch dieses Verhalten gebt ihr euren Freunden Anlass zur Sorge ... und was den Ork angeht ... ganz einfach, selbst wenn ihr in Begleitung gewesen wärt ... eure Kameraden hätten diese Verletzung niemals im Wald heilen können. Ihr müsst also entweder in eurem Palast oder in einer Menschensiedlung gewesen sein. Letzteres schließe ich ebenfalls aus. Also bleibt nur der Palast und ich bezweifele, dass Orks es schaffen dort einzudringen", erklärte er mit blitzenden Augen.
Ich sog hart die Luft ein.
„Es ist spät! Wir sollten schlafen", sagte ich nach einigen Minuten, in denen ich mich gesammelt hatte, so ruhig wie möglich.
„Prinzlein, ihr könnt nicht ewig davonlaufen", rief er mir hinterher, als ich aufstand und zum Bett lief.
„Ich laufe nicht davon", erwiderte ich hart, legte mich mit meinen Sachen ins Bett und zog die Decke über meinen Körper.
Als sich die Matratze neben mir absenkte, drehte ich mich demonstrativ auf die Seite. Ionduath schien diese Tatsache sehr zu amüsieren, denn ich hörte ihn leise lachen.
„Prinzlein", schnurrte er, „haltet ihr es für eine gute Idee mir euren Rücken zuzukehren?"
Ich realisierte die Doppeldeutigkeit seiner Worte und drehte mich fluchend um. Wieder fing er an zu lachen.
„Ich wusste gar nicht, dass Kopfgeldjäger soviel zu lachen haben", knurrte ich ihn an.
„Es hat ja auch nicht jeder einen solchen Begleiter!", konterte er frech.
„Ihr seid unmöglich", stöhnte ich.
„Das sagtet ihr bereits!", lachte Ionduath und zog sich seinen Umhang über seinen Körper.
Wir lagen schweigend nebeneinander. Ionduath atmete gleichmäßig und schien sich zu entspannen, nur aus meinen Gliedern schien die Angespanntheit nicht zu verschwinden. Als ich mich wieder von einer Seite auf die andere wälzte, hörte ich die schläfrige Stimme des Kopfgeldjägers.
„Keine Sorge, eure Unschuld ist bei mir in guten Händen. Und selbst wenn ich euch vernaschen wollte, heute bestimmt nicht ... ich bin zu müde. Also bitte tut mir den Gefallen und versucht meine Anwesenheit zu ignorieren."
Zuerst wollte ich etwas erwidern, aber dann sah ich, dass es nutzlos war – der Kopfgeldjäger war eingeschlafen. Ich legte mich auf den Rücken und starrte an die Decke und endlich driftete auch ich hinüber in den Schlaf.
*~*~*
Als ich am nächsten Morgen erwachte, war das Bett neben mir leer. Ich setzte mich langsam auf und sah mich in dem vom Sonnenlicht erhellten Raum um. Von Ionduath war nicht die geringste Spur zu sehen.
Stirnrunzelnd stand ich auf und lief in das Bad. Hier war er auch nicht. Gerade schlich sich der Gedanke in meinen Kopf, dass der Kopfgeldjäger mich hier meinem Schicksal überlassen hatte, als ich hörte wie sich die Tür zu unserem Zimmer öffnete. Die Schritte, die ich daraufhin hörte, gehörten eindeutig zu Ionduath und deswegen lief ich aus dem Bad heraus.
„Ah, Prinzlein. Ich dachte schon ihr wäret davon geflogen."
„Sehr witzig! Als ob ich weit kommen würde."
Der Kopfgeldjäger wiegte nachdenklich seinen Kopf hin und her.
„Wohl eher nicht", antwortete er unbestimmt und warf mir etwas entgegen, „ich habe euch ein Hemd besorgt ... es müsste euch ungefähr passen."
Ich besah mir das Bündel Stoff genauer. Es war ein Hemd aus grauem Leinen ohne jegliche Verzierungen, mit einem V-förmigen Ausschnitt und langen Ärmeln.
„Schaut nicht so angewidert ... jeder muss Opfer bringen und davon mal abgesehen, könnt ihr froh sein, dass ich euch nicht die Kleidung besorgt habe, die normalerweise für einen Sklaven wie ihr es seid, vorgesehen ist", sagte er schnurrend.
Ich blickte ihn mit hochgezogener Augenbraue an, entschied mich dann aber dafür, das Hemd zu wechseln. Es passte wie angegossen – sehr zu meinem Leidwesen.
„Ich weiß gar nicht, was ihr habt ... das Hemd steht euch sehr gut", Ionduath schenkte mir ein strahlendes Lächeln und drückte mir eine Kordel in die Hand. Ich sah ihn verständnislos an.
„Das wird so ähnlich wie ein Gürtel getragen. Damit wird das Hemd nicht so sehr nach einem eingefärbten Kartoffelsack aussehen."
Ich nickte nur resignierend und nahm die Kordel in Empfang, um sie mir um die Taille zu binden. Kaum war ich fertig, reichte mir Ionduath einen schmalen Dolch. Er hatte eine matt glänzende Oberfläche und eine leicht gebogene Klinge. Fragend blickte ich ihn an.
„Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass ihr hier unbewaffnet durch die Gegend stromert. Ein Schwert kann ich euch nicht geben, das wäre zu auffällig, aber ich denke diesen Dolch werdet ihr ohne Probleme in eurem Stiefel verstecken können", grummelte Ionduath.
Ich zog meine Augenbraue hoch. Das hatte ich jetzt am Allerwenigsten erwartet, aber ich nahm den Dolch an, bevor er es sich anderes überlegte.
Der Kopfgeldjäger beobachtete mich noch prüfend und fing dann an zu reden.
„So ... nun zu unserer Tagesplanung. Ich habe vor gleich einen Bekannten aufzusuchen, der uns vielleicht weiterhelfen kann. Ihr könnt es euch aussuchen, entweder ihr bleibt hier, oder ihr kommt mit!"
„Ich komme mit", sagte ich sofort. Allein der Gedanke, alleine in diesem Rattennest zu bleiben und dann nur mit einem Dolch bewaffnet, ließ mir eisige Schauer über den Rücken laufen.
Der Kopfgeldjäger nickte.
„Das dachte ich mir. Dann einige Instruktionen wie ihr euch zu verhalten habt. Keine Frechheiten, keine Aufdringlichkeiten und versucht euch am besten nicht zu wehren, wenn euch irgendjemand anpacken sollte."
„Bitte?", fragte ich keuchend. Der konnte doch nicht allen Ernstes von mir erwarten, dass ich mich von irgendwelchen Leuten anfassen ließ.
„Zu eurer eigenen Sicherheit ... wenn ihr irgendwas macht, was einem der anderen missfällt, dann wird von mir erwartet, dass ich euch bestrafe ... eine Liste mit Bestrafungen hängt unten in der Schenke aus, ihr könnt sie euch gerne mal durchlesen. Da sind einige äußerst kreative Sachen dabei. Ich kann euch nicht überall raushelfen, denn", er sah mich abwägend an, „ich hänge an meinem Leben. Und im Zweifelsfalle ist jeder sich selbst der Nächste."
Ich zog spöttisch meine Augenbraue hoch.
„Ich dachte die Kerle hätten alle Angst vor euch."
Er drehte sich langsam um.
„Bis zu einem gewissen Grad ... aber ich bin hier immer noch ein Außenseiter und wenn es wirklich hart auf hart kommt, dann halten die Einwohner dieser Stadt zusammen wie Pech und Schwefel. Und ihr werdet sicher nicht erwarten, dass ich mich gegen eine Übermacht von mindestens zehn Leuten stelle, nur um euren Hals zu retten ... zumal ich in der Schwertkunst nicht sehr gut bewandert bin."
Ich sah ihn ungläubig an.
„Das meint ihr jetzt nicht ernst, oder?"
„Das war mein voller Ernst, Prinzlein! Und jetzt noch mal ... versucht euch nicht in Schwierigkeiten zu bringen, denn ich bin mir nicht sicher, ob ich euch helfen kann ... oder will ... ach und noch was ... ich befürchte, ich werde euch wieder fesseln müssen."
„Wie-so?", fragte ich mit zusammengekniffenen Augen.
„Gaanz einfach", antwortete er gedehnt, „ihr süßer, kleiner Leckerbissen seid mein Gefangener! Und ich habe gestern etwas mit euch angestellt, das die Wenigsten gutheißen würden! Also denkt doch mal nach! Was würdet ihr versuchen, wenn ihr wirklich in einer solchen Lage währt!"
„Ich würde natürlich versuchen zu entkommen!"
„Gratulation", antwortete Ionduath ironisch, „und genau das ist der Grund, warum ich euch fesseln werde. Schließlich will ich ja nicht, dass mir mein Spielzeug davonläuft!"
„Dann bleibt mir wohl keine andere Wahl", seufzte ich und legte meine Arme hinter den Rücken, wo sie schon bald darauf von dem Kopfgeldjäger gefesselt wurden. Schließlich band er auch wieder ein Seil um meine Brust, um mich hinter sich her zerren zu können. Kurz darauf spürte ich seinen warmen Atem an meinem Ohr.
„Hab ich schon mal erwähnt, dass ich auf Fesselspiele stehe ...", er blickte mich musternd an, „und das hier ... ist wirklich ein äußerst erregender Anblick!"
„Dann solltet ihr besser wegsehen", knurrte ich.
„Spielverderber!", antwortete Ionduath und trat auf den Flur hinaus. Widerstrebend folgte ich dicht hinter ihm.
„Ihr solltet nicht so sehr meine Nähe suchen, immerhin habe ich euch gestern vergewaltigt", flüsterte er mir zu, „und noch was ... haltet euren Kopf gesenkt! Und lauft ein bisschen steifer!"
„Was immer ihr gestern auch getan habt, ich vertraue euch immer noch mehr, als den Leuten dort unten", zischte ich ebenso leise zurück und verstummte gerade noch rechtzeitig bevor wir die Schenke betraten.
Im Gegensatz zu gestern Abend, war die Gaststube heute relativ leer. Nur in einer düsteren Ecke saßen zwei finstere Gestalten und unterhielten sich leise und der Wirt stand hinter dem Tresen und putzte ein paar alte Krüge. Er blickte auf, als wir vorbeigingen.
„Na, wo soll's denn hingehen?", fragte er neugierig.
„Das geht dich einen feuchten Dreck an", knurrte Ionduath.
„Kann ich euch ein wenig Frühstück bringen? Es gibt Haferbrei!"
„Ich werde darauf zurückkommen, wenn ich ein Brechmittel brauche, Alter. Und jetzt lass mich in Frieden!"
Der Wirt sagte nichts mehr und Ionduath ging auf den Ausgang zu, während ich ihm mit einigem Abstand folgte. Er wollte gerade die Hand an die Klinke legen, als die Tür aufgestoßen wurde und jemand hereingehinkt kam.
„Was ist denn hier heute los", hörte ich den Kopfgeldjäger leise fluchen.
„Gwanu-dinen, alter Dreckskerl! Willst du etwa dein Hündchen spazieren führen?"
Barad wartete keine Antwort ab, sondern lief in einem Bogen um den Kopfgeldjäger herum und trat dicht zu mir. Er hob eine seiner narbigen Hände und fuhr mir damit durchs Gesicht. Ich beherzigte den Rat des Kopfgeldjägers und zeigte keine Gefühlsregung, auch wenn ich innerlich kochte.
„Wirklich hübsch ... wirklich hübsch", murmelte Barad und strich mit seinem Daumen über meine Unterlippe.
„Barad!", hallte plötzlich Ionduaths Stimme durch den Raum.„Habe ich mich gestern nicht deutlich ausgedrückt? Ich sagte, niemand-fasst-ihn-an!", mit diesen Worten zog er mich von dem anderen Mann fort und verschwand an den vier Begleitern von Barad vorbei durch die Tür.
Nach der Dunkelheit des Gasthauses, ließ mich die Helligkeit draußen beinahe erblinden. Ich musste einige Male blinzeln, bevor ich alles richtig erkennen konnte. Während Ionduath mich immer weiter durch die Straßen zerrte, blickte ich hin und wieder um mich. Wirklich alles an dieser Stadt war schwarz – die Häuser, die Straßen, Zäune selbst die Bewohner kleideten sich vorzugsweise in schwarz und die wenigen Tiere, die ich erkennen konnte, waren auch schwarz.
Wir liefen zehn Minuten, bis wir auf einen gut gefüllten Marktplatz stießen. Ionduath steuerte geradewegs auf die größte Menschenmasse zu.
„Wieso rennt ihr so, und wieso müsst ihr dort lang laufen, wo die meisten Menschen sind", fragte ich ihn, nachdem ich beinahe gegen einen großen Mann mit einer Augenklappe geprallt wäre.
„Sie folgen uns", erwiderte er nur knapp und zog mich weiter. Plötzlich wurde ich abrupt zur Seite gerissen und Sekundenbruchteile später fand ich mich in einer dunklen Gasse eng an die Brust von Ionduath gedrückt wieder.
„Haltet jetzt bloß die Klappe, Prinzlein", zischte er und zog seinen Umhang über meinen Kopf, um meine Haare zu verbergen. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und konnte erkennen, wie zwei von unseren Verfolgern in unserer Nähe stehen blieben und sich umsahen.
„Ich bin mir ganz sicher, dass ich ihn hier das letzte Mal gesehen habe", sagte der Kleine und kratzte sich am Kopf.
„Verdammt, das wird dem Chef gar nicht gefallen, wenn wir ihn verloren haben ... er will wissen, was die Ratte hier will."
Der Kleinere nickte und sie gingen langsam weiter. Fünf Minuten standen wir regungslos, bis Ionduath plötzlich zischend Luft durch die Zähne stieß.
„Irgendwie ist hier heute der Wurm drin! Sonst sind die Gorillas doch auch nicht so anhänglich", fluchte er leise und ließ mich los, damit er um die Ecke blicken konnte.
„Sie sind weg ... kommt her, wir müssen uns beeilen."
Bevor ich irgendetwas erwidern konnte, entfernte der Kopfgeldjäger die Fesseln und packte mich am Arm um mich hinter sich her zu ziehen. Diesmal machte er zu meiner Erleichterung einen Bogen um die große Menschenansammlung und lief an den kleineren Ständen am Rande entlang. Es war wirklich erstaunlich was hier alles angeboten wurde. Über Haushaltswaren und Lebensmitteln bis hin zu Waffen und Schmuck war alles vertreten.
„Brauchen sie eine neue Waffe? Hier finden sie die besten!"
„Brot! Kaufen sie Brot!"
Die meisten dieser Verkäufer konnte Ionduath einfach abwimmeln, aber einer war besonders hartnäckig. Dieser Stand schien nämlich zwei Verkäufer zu haben, einer der immer beim Stand blieb und ein anderer, der den Leuten auf der Straße nachrannte. Und genau der, rannte jetzt hinter uns her.
„Mein Herr, wollt ihr nicht etwas von meinen Waren kaufen?"
„Nein."
„Aber wir haben ganz wunderbare Dinge ... wie wäre es hiermit?" Der Junge kramte eine Art Halskette aus seiner Tasche und hielt sie Ionduath während er lief unter die Nase.
„Nein!", sagte er diesmal schon nachdrücklicher.
„Nicht? Gut, dann etwas anderes", sagte er unbeeindruckt und holte etwas anderes aus seiner Tasche, „was haltet ihr hiervon? Ein ganz wunderbares Sklavenhalsband ... wie für euren Begleiter gemacht! Es ist eine ganz wunderbare Anfertigung ... von den Zwergen!"
War ja auch klar, dachte ich, so was konnte nur von den Zwergen kommen.
„Ich sagte nein!", knurrte der Kopfgeldjäger und ich merkte, dass ihm langsam der Geduldsfaden riss.
„Aber es würde dem jungen Mann so wunderbar stehen ... die Edelsteine werden seine natürliche Schönheit noch unterstreichen."
Ionduath blieb abrupt stehen und holte tief Luft. Diese Zeit nutzte der Junge, um ihm vorzuführen, wie „gut" mir dieses Sklavenhalsband stand. Denn ehe ich überhaupt wusste wie mir geschah, hatte er mir das Ding um den Hals gelegt und beinahe gleichzeitig zwei Armbänder an meinen Handgelenken befestigt. Das wäre alles nicht so schlimm gewesen, wenn jeder einzelne dieser Ringe nicht durch eine Kette miteinander verbunden gewesen wäre und ich jetzt in meiner Bewegungsfreiheit doch erheblich eingeschränkt war.
Der Kopfgeldjäger hatte sich beim Klicken der Verschlüsse ungläubig umgedreht.
„Ich fass es nicht", stöhnte er und an den Jungen gewandt fuhr er fort, „nimm ihm das sofort wieder ab!"
„Das geht nicht!"
„Dann mach ich das eben selber ... und danach mach ich mir aus deinen Innereien ein paar Schnürsenkel."
„Wenn ihr meint, mein Herr", sagte der Bengel leichthin und beobachtete Ionduath der auf mich zugetreten war und die Verschlüsse untersuchte.
„Ich hätte es wissen müssen", knurrte er leise und zauberte damit ein Lächeln auf das Gesicht des Jungen – ein Lächeln, das mir überhaupt nicht gefiel.
„Falls ihr vorhabt, jetzt abzuhauen und einen Schmied damit zu beauftragen das Halsband zu öffnen, lasst euch gesagt sein, dass es sich um Mithril handelt", der junge Händler beobachtete genau den Gesichtsausdruck von Ionduath, der sich quälend langsam zu ihm umdrehte.
„Und ich nehme an, du würdest mir gegen ein geringes Entgelt den Schlüssel überlassen, nicht wahr?", Ionduaths Stimme war eisig.
„Jep! Ihr habt es erkannt! Da ihr mir das Halsband nicht abkaufen wolltet, müsst ihr mir jetzt halt den Schlüssel abkaufen."
„Und wie viel willst du für den Schlüssel haben?"
„Och, weil ihr es seid ... sagen wir hundert Goldstücke."
„Widerliche kleine Qualle", Ionduath zog an einem Beutel an seinem Gürtel und zählte hundert Goldstücke ab, „hier! Ich gebe dir achtzig und die Garantie, dass ich dich nicht innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden erwürgen werde. Und jetzt her mit dem Schlüssel, Freundchen!"
„Gerne! Hier habt ihr ihn!"
Ionduath nahm den Schlüssel in Empfang, packte mich am Arm und lief weiter.
„Der Bengel sollte in Zukunft nachts nicht allein unterwegs sein", grummelte er.
„Könntet ihr mir dieses Ding jetzt bitte abnehmen", zischte ich, „ich komme mir vor wie ein Tier!"
„Ein Tier?", fragte er kalt. „Dann seht doch bitte mal nach rechts ... diese Leute haben einen Grund zu sagen, sie würden sich wie Tiere fühlen ... ihr habt es noch sehr gut getroffen ... glaubt mir!"
Ich folgte seiner Aufforderung und blickte in die angegebene Richtung. Dort befand sich ein Podest, auf dem sich eine lange Stange befand und an die waren ungefähr sechs Menschen gekettet. Allesamt in schmutziges Leinen gekleidet, mit dreckigen Gesichtern und Haaren. Einige von ihnen hatten Verletzungen an Armen und Beinen.
„Sind ... sind das Sklaven?"
Ionduath nickte nur und lief langsam weiter: „Das ist das, was euch über kurz oder lang blüht, wenn Barad euch in die Finger bekommt."
Ich blickte weiter auf diese armen Wesen, die gerade von einem ganz in blau gekleideten Mann interessiert betrachtet wurden. Wie konnte Aragorn so etwas in seinem eigenen Land zulassen, oder wusste er überhaupt nichts davon?
„Aragorn hat bis vor kurzem überhaupt nichts von dieser Stadt gewusst. Ich bezweifele also, dass er über den Sklavenhandel im Bilde war. Und wenn doch, er könnte nicht viel dagegen ausrichten. Diese Stadt erkennt nur ihre eigenen Gesetze an. Sie ordnet sich niemandem unter ... am allerwenigsten einem König", flüsterte Ionduath als hätte er meine Gedanken erraten und zog mich unauffällig in eine dunkle, enge Gasse. Er lief auf der rechten Seite entlang und blieb nach einer Weile an einer schwarzen Tür stehen und klopfte.
Es dauerte nicht lange, bis jemand die Tür einen Spalt breit öffnete.
„Ah ... Ionn ... wir haben uns lange nicht gesehen ...komm doch rein!"
„Danke ... ich habe noch einen Begleiter, kann er mit reinkommen?"
„Natürlich ... natürlich!"
Der Kopfgeldjäger trat einen Schritt zur Seite und jetzt konnte ich den Mann erkennen, mit dem er gerade gesprochen hatte. Er war kleiner als ich, was aber vielleicht daran lag, dass er etwas gebeugt ging, trug eine braune Stoffhose, lederne Schuhe, ein weißes Hemd und eine Weste, von der gleichen Farbe wie die Hose. Außerdem sah er sehr alt aus. Sein Kopf wurde von schlohweißem Haar bedeckt und seine Augen waren pechschwarz. Er betrachtete mich von oben bis unten und als er schließlich meinem Blick begegnete, glaubte ich so etwas wie Mitleid zu erkennen.
„Kommt rein!", forderte er uns auf und warf noch einen misstrauischen Blick auf die Straße, bevor er uns folgte. Der Mann führte uns durch den Flur in einen gemütlich eingerichteten Wohnraum mit Kamin, einem Sofa, einem Sessel, einem Schreibtisch und einem Stuhl. Alles war in hellen Brauntönen gehalten. Er wartete bis wir in der Mitte des Raumes standen, dann trat er ein, schloss die Tür hinter uns, nahm einen großen Schürhaken von der Wand und zielte damit auf Ionduaths Genick.
„So, Ionn, ich hoffe du hast eine verdammt gute Erklärung für dein Verhalten", sagte er hart.
„Welches Verhalten?", fragte der Kopfgeldjäger verwirrt.
„Na, ihn! Ich dachte immer du würdest nichts von Sklaverei halten! Und jetzt kommst du mit ihm an ... ein Elb! Bist du total bescheuert geworden?"
„Ach er", Ionduath stieß erleichtert die Luft aus, die er bis eben angehalten hatte, „das kann ich dir erklären ... aber stell bitte den Schürhaken weg."
„Von wegen!"
„Also gut! Das ganze im Schnellverfahren. War in Minas Tirith, habe ich mich anheuern lassen. Bin mit einer Gruppe von insgesamt vier Personen nach Gobel Tress geritten, dort haben wir uns in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine ritt nach Caras Cyrch, wir beide hierher. Habe ihn als meinen Gefangenen ausgegeben und bin gerade auf dem Weg zu dir von diesem windigen, kleinen Straßenhändler über's Ohr gehauen worden! Darum trägt er dieses Halsband. Reicht das?"
Der alte Mann blickte mich prüfend an: „Stimmt das?" Ich nickte.
„Gut, dann bin ich beruhigt", sagte der Mann und stellte den Schürhaken weg. Ionduath atmete erleichtert auf und kam dann zu mir, um mir endlich das Sklavenhalsband abzunehmen. Dankbar rieb ich mir meine Handgelenke.
„Setzt euch doch", er wies auf das Sofa und wir setzten uns beide hin, der Mann setzte sich uns gegenüber.
„Ich nehme an, dieser Lump hat euch nicht meinen Namen gesagt, oder?", er wartete auf meine Reaktion. „Dachte ich mir! Mein Name ist Celatal. Und wie lautet euer Name?"
„Legolas ..."
„Sag mal, Celatal … wie hast du herausgefunden, dass er ein Elb ist?", fragte Ionduath dazwischen.
Er zuckte mit den Schultern: "War nicht sonderlich schwierig ... lange Haare, blaue Augen ... und das ganze Aussehen ..."
„Du hast geraten!", sagte der Kopfgeldjäger trocken.
„Ja! Aber warum bist du eigentlich hier?"
„Erstmal, weil ich meine Ausrüstung aufstocken muss und dann brauche ich auch noch ein paar Informationen von dir."
„Als hätte ich's geahnt. Was willst du wissen?", sagte der Mann stöhnend und rieb sich mit einer Hand durchs Gesicht.
„Ob hier in letzter Zeit ein paar seltsame Typen aufgetaucht sind, die ein Amulett tragen."
„Seltsame Typen gibt es hier nur ... aber das Amulett? Ja, da war was. Vor ungefähr vier Wochen, tauchten die das erstemal hier auf und haben ein paar Leute angeheuert ... sie hatten alle das gleiche Amulett ... rund ... mit einem Dreieck und einer Schlange ..."
„Volltreffer, genau nach denen suchen wir!"
„Aha, und warum?"
„Unser Anführer glaubt, dass die etwas mit einigen Entführungen zu tun haben ... aber erzähl weiter!"
Celatal nickte.
„Sie haben ein paar Leute angeheuert und sind gegangen ... und seitdem kommt ab und zu einer von denen hier vorbei ... laufen alle in blauen Roben herum."
„So einen habe ich vorhin gesehen", rief ich aus, „er hat einige von den Sklaven betrachtet."
„Interessant ...", murmelte Ionduath und blickte zu Celatal, „du hast nicht zufälligerweise eine Ahnung, was die vorhaben?"
„Da muss ich leider passen! Aber ich habe gehört, dass sie in ein seltsames Land reisen wollen ... ... lass mich überlegen ... ich habe nur mit einem halben Ohr zugehört, weil es mir nicht wichtig erschien", sagte er erklärend, „konnte ja nicht ahnen, dass du unter die Detektive gehst ... ... hatte einen sehr seltsamen Namen das Land ... irgendwas mit A ... Agrarland ... nein, ... Anor ... nein auch nicht ... Au ... Au ... ... ..."
„Auenland?", fragte ich vorsichtig.
„Jaaa! Genau so hieß es! Kennt ihr das Land?"
„Nein, ich bin noch nie da gewesen, aber Freunde leben dort."
„Ich frage mich", murmelte Ionduath, „was die dort wollen ..."
„Sklaven, nehme ich an. Du hast ja selber gehört, was dein Begleiter gerade gesagt hat, und die Entführungen sprechen auch dafür ... wenn es denn diese Leute waren."
„Damit könntest du Recht haben ... aber irgendwas stört mich ... ich weiß nur noch nicht was."
Auch ich überlegte fieberhaft, was diese Leute im Auenland wollten. Dort lebten doch nur Hobbits. Die waren doch als Arbeitssklaven kaum zu gebrauchen ... ... andererseits hatten sie auch Kinder entführt ... ... das ergab alles keinen Sinn!
„Prinzlein? Ist alles in Ordnung?" Ionduath blickte mich fragend an. Ich war offensichtlich längere Zeit in Gedanken versunken gewesen.
„Ja ... ich habe nur nachgedacht!"
Der Kopfgeldjäger runzelte nachdenklich die Stirn und stemmte sich dann aus seinem Sitz hoch.
„Danke Celatal! Du hast uns wirklich sehr geholfen. Und so leid es mir tut, aber wir werden dich jetzt verlassen müssen. Ich will so schnell wie möglich zum Gasthaus zurück, meine Sachen packen und dann von hier verschwinden! Barad schnüffelt mir hinterher."
„Es freut mich, wenn ich euch helfen konnte", sagte der alte Mann lächelnd und fügte dann noch ernst hinzu, „aber vor Barad solltest du dich wirklich in Acht nehmen! Er ist nicht mehr gut auf dich zu sprechen, seit du ihm damals diesen Auftrag vermasselt hast."
„Also von vermasseln kann da keine Rede sein ... er hat seinen Lohn doch bekommen!"
„Mag sein", antwortete der alte Mann schulterzuckend, „aber er erzählt überall herum, dass er mehr bekommen hätte, wenn du nicht dazwischen gegangen wärst."
„Einbildung ist auch ´ne Bildung!", antwortete Ionduath gleichgültig. „Dann werden wir langsam wieder aufbrechen ... was bekommst du für die Information?"
„Nichts, ... dass ich in meinen alten Tagen noch einen Elben sehen konnte, ist für mich Lohn genug, Ionn! Und deine Ausrüstung ist dort, wo sie immer steht!"
„Danke!", Ionduath stand auf und schüttelte Celatal die Hand und ging dann in einen Nebenraum. Celatal blieb bei mir stehen und lächelte mich an.
„Lasst euch von ihm keine Angst einjagen ... im Grunde ist er ein herzensguter Mensch!"
Bevor ich etwas erwidern konnte, stand Ionduath wieder vor uns und drängte zum Aufbruch.
„So gern ich hier noch weiter plaudern möchte, wir müssen los. Dann können wir morgen in aller Frühe aufbrechen. Und je eher wir hier weg sind, desto besser!"
In Gedanken stimmte ich ihm zu. Mich hielt es hier keinen Tag länger als unbedingt nötig.
Celatal begleitete uns noch vor die Tür und wir machten uns auf den Weg zurück zum Gasthaus. Der Abend dämmerte bereits als das Gebäude in Sicht kam.
„Kann ich euch was fragen?"
„Versucht es", antwortete der Kopfgeldjäger.
„War das euer Vater?"
Er schüttelte traurig lachend den Kopf.
„Nein ... mein Vater wandelt schon lange nicht mehr in Mittelerde. Aber wie kommt ihr darauf?"
„Er hat euch Ionn genannt ... das elbische Wort für Sohn!"
„Mein anderen Namen sind ihm zu lang ... außerdem klingen sie ihm zu finster, darum nennt er mich so. Ich bezweifle zudem, dass er überhaupt der elbischen Sprache mächtig ist. Und jetzt seid ruhig, wir sind gleich da!"
Ich wünschte mir im Moment nichts sehnlicher, als einfach meine Sachen packen zu können und dann irgendwo im Wald zu schlafen. Denn irgendwie hatte ich das Gefühl, dass heute noch etwas Unangenehmes passieren würde. Mein Gefühl verstärkte sich noch, als wir die Gaststube betraten und Barad sofort auf uns zu gelaufen kam.
„Gwanu-dinen! Na, hat deinem Hündchen der Spaziergang gefallen? Komm, trink einen mit uns!"
„Nein, ich habe keine Zeit. Ich will morgen weiterreisen ..."
„Aber das ist doch noch ein Grund, einen mit uns zu trinken. Als Abschied ... wer weiß, wann wir uns wiedersehen."
Hoffentlich gar nicht, dachte ich.
„Barad ... ich will wirklich nicht!"
„Ach was", Barad ließ sich nicht beirren und zog Ionduath hinter sich her, „du trinkst jetzt einen mit uns. Basta!"
Barad zog Ionduath zu einem Tisch an dem schon seine vier Begleiter saßen. Ionduath schob mich zu einer Bank und bedeutete mir, bis zur Wand durchzurutschen. Er selber setzte sich neben mich. Barad nahm am Kopfende platz und rief den Wirt zu sich.
„Bring einen Krug Wein, für meinen Freund und etwas Wasser für ihn", er ruckte mit dem Kopf in meine Richtung. Das würde ja noch lustig werden, dachte ich und versuchte die Blicke zu ignorieren, die mir die anderen Männer zuwarfen.
Etwas Anderes konnte ich allerdings nicht ignorieren. Ionduath unterhielt sich mehr oder weniger freundlich mit Barad, während sie auf die Getränke warteten und ich spürte plötzlich wie sich etwas die Innenseite meiner Beine hochschob. Erschrocken blickte ich über den Tisch genau in die wässrig-blauen Augen meines Gegenübers, der mich gierig musterte. Das, was sich dort mein Bein hochbewegte, war eindeutig sein Fuß. Plötzlich bewegte sich Ionduath neben mir ruckartig und der Fuß war verschwunden, dafür hörte ich einen unterdrückten Schmerzensschrei von seinem Besitzer.
Ich atmete tief durch und meine Hände schlossen sich abwesend um den hölzernen Becher, der gerade vor mir abgestellt worden war. Die Gestalt, die plötzlich am Tisch erschien, nahm ich nur schemenhaft war.
„Seid ihr Ionduath?"
Ich drehte meinen Kopf zur Seite und erkannte einen jungen Mann vor Ionduath stehend.
„Kommt drauf an, was ihr wollt!"
Er beugte sich vor und flüsterte dem Kopfgeldjäger etwas ins Ohr.
„Celatal schickt mich ... ich soll euch etwas sagen ... alleine!", hörte ich ihn flüstern. Ionduath sah sich unbehaglich um.
„Jetzt hau schon ab! Wir passen gut auf dein Schoßtier auf!", sagte Barad und schlug ihm hart auf die Schulter.
„Das ist es ja, was mir Sorgen macht", sagte Ionduath leise, stand aber auf, „ich bin gleich wieder da ... kommt bloß nicht auf dumme Gedanken!"
Fassungslos sah ich, der sich entfernenden Gestalt meines Begleiters nach und ließ meine Hand unwillkürlich zu dem versteckten Dolch gleiten. Aber ich sollte keine Gelegenheit haben ihn zu nutzen.
Kaum war Ionduath auf der anderen Seite des Raumes angekommen, fingen zwei Männer an sich zu prügeln. Der eine schlug den anderen so hart, dass er gegen unseren Tisch taumelte und einen Beutel zerplatzen ließ, den Barad dort abgelegt hatte. Der pulverartige Inhalt schwebte auf mich zu und ließ mir Tränen in die Augen schießen und einen starken Hustenreiz in mir aufsteigen. Ich beugte mich mit geschlossen Augen leicht nach unten, um der Wolke zu entgehen und fing laut an zu husten. Es war als würde ich keine Luft mehr bekommen. Meine Lunge schien mit einem dichten Pelz bedeckt zu sein, der mich am Atmen hinderte.
Während ich verzweifelt versuchte Luft zu bekommen, spürte ich plötzlich eine Hand auf meinem Rücken.
„Du solltest etwas trinken", es war Barads Stimme. Hastig griff ich nach dem Becher, den er mir hinschob und leerte seinen Inhalt auf einmal aus. Ich bekam tatsächlich wieder mehr Luft, aber gleichzeitig spürte ich wie sich etwas anderes in meinem Körper ausbreitete – etwas weitaus Schlimmeres. Ich spürte wie mein ganzer Körper langsam taub wurde. Verzweifelt versuchte ich meine Hände zu bewegen, aber es ging nicht. Meine Arme und Beine gehorchten mir ebenfalls nicht mehr. Genau sowenig wie meine Stimme. Schlussendlich sackte ich in mich zusammen. Hören und sehen konnte ich noch, aber ich konnte mich in keinster Weise bemerkbar machen.
„Das Mittel wirkt. Schnappt ihn euch und dann lasst uns hier verschwinden."
*~*~*~*~*~
Ich weiß ja nicht ... aber irgendwie ist der Herr Elb doch ein gewaltiger Pechvogel ...
Na ja ... daran kann ich jetzt auch nichts ändern ... oder eher gesagt ... ich will daran nichts ändern! *sfg*
Diesmal habe ich am Schluss nicht viel zu sagen ... außer bevor ich update hätte ich gerne wieder sechs Reviews und zwar von unterschiedlichen Reviewern wenn's geht! *gg* Diesmal wird es nämlich keine Gratisproben mehr geben! Aber ihr könnt euch ruhig Zeit lassen ... Kapitel 5 muss erst noch geschrieben werden! Das ist auch der Grund warum es keine Vorschau geben wird!
In diesem Sinne bis zum nächsten Mal
Atropos
