Kapitel 7: Unangenehme Ereignisse
AvA: Juhhhuuuu! Ja, ihr seht richtig! Ich bin wieder da! ;-) Und mit mir natürlich auch all eure schnuckeligen Lieblingscharaktere. Ich weiß ja nicht wie es euch geht ... aber ich kann kaum noch den Filmstart von HdR erwarten. Sitze sozusagen auf glühenden Kohlen! *gg*
*tippt sich ans Kinn* ... hat eigentlich niemand von euch gemerkt wem Senip ähnelt???? Na ja ... ist wahrscheinlich besser so.
@nop: Jup, richtig! Aber ganz so schnell, ist das Update dann doch nicht geworden! Sorry! Aber ich hoffe, du freust dich trotzdem.
@dorlimaus: Ja ... die Reviewzahl steigt langsam aber stetig! *gg* Die Kapitellänge hat aber diesmal etwas abgenommen ... hoffentlich bist du nicht böse ... ;-) Du machst dir also Gedanken über den Kopfgeldjäger? Ein Elb? Wie kommst du da drauf?
@Elliot: Warum, wenn ich fragen darf, hast du bei Senip einen Lachkrampf bekommen? Nicht, dass das nicht beabsichtigt war ... aber trotzdem es interessiert mich. Und wegen dem Cliffie ... für mich ist ein Cliffie, wenn ich den Held der Story nur mit einem stumpfen Löffel bewaffnet, von Balrogs, Orks, Trollen und ähnlich liebenswerten Geschöpfen umzingelt, aus zahlreichen Wunden bluten lasse und in eine Höhle mit zugeschüttetem Ausgang schicke, die noch dazu zusammenbricht. Wenn ich dann plötzlich aufhöre zu schreiben ... das ist für mich ein Cliffie!!! *sfg* Aber du kennst mich ja ... das wird nicht vorkommen. Legolas? Armes Würstchen? Ihm ist doch diesmal gar nichts passiert!
@LocaInferna: HI! Wartest du auch schon ungeduldig auf HdR Die Rückkehr des Königs? ... aber jetzt was anderes. Ich rate dir Ithildae wegzusperren, wenn du dieses Kapitel liest (am besten in einen Mithrilsafe), jetzt gerät Leggy nämlich in Bedrängnis ...!!! Ja, ja ... Ionduath, der verkannte Komiker! *megabreitgrins* Ich find den richtig schnuckelig! Aber ich fürchte Ithildae wird ihn hassen! Mehr noch als Barad. Aber ... finde es am Besten selber raus.#
@Laineth: Hohe Anforderungen? Ich bin noch nicht mal zu Höchstformen aufgelaufen. Aragorn? Schwanger? ... ... nöööööö. Wenn ich an so etwas denke ... dann stelle ich mir immer einen in die Jahre gekommen Nachtwächter in Feinrippunterwäsche und mit Bierbauch vor! Ärgs!! Sowas mag ich gar nicht! Aber schön, dass dir meine Geschichte gefällt.
@mbi13: HP und die Königin? Ich versteh es echt nicht! Das ist meiner Ansicht nach, das Schlimmste was ich je geschrieben habe ...(na ja, zum Ende hin wird's besser) ... aber dafür bekomme ich in letzter Zeit nur Lob!!! Das ist doch nicht normal! Nicht, dass ich mich nicht freue ... im Gegenteil ... aber irgendwas stimmt da doch nicht!
Ah ja ... du wolltest noch wissen, was ich nach dem Abi mache! Übrigens „Danke" für den Glückwunsch. Ich mache jetzt gerade eine Ausbildung zu Bankkauffrau.
@Lady-of-Gondor: Der Kopfgeldjäger ist dir also sympathisch! Freut mich! Hoffentlich bleibt er das auch.
@Mary-J: Lebt ihr beide noch? *zweifelnd durchs Internet schaut* .... na ja, ... aber Gimli gibt wirklich einen tollen Hund ab! Hat genau die richtige Größe, ist haarig und sabbert! (Elronds Rat in Zeitlupe) ... So, ich hoffe, ich höre bald wieder etwas von euch.
@lilli: Kriegst du!
Und jetzt geht's los!
Aus der Sicht von Legolas
Ionduath war uns voraus gelaufen, so dass uns nichts Anderes übrig blieb, als ihm zu folgen. Ich lief hinter dem Kopfgeldjäger, neben mir lief Aragorn und Gimli folgte zum Schluss. Die Pferde liefen uns ohne Aufforderung hinterher.
Wir waren noch keine fünf Minuten gelaufen, als mir auffiel, dass Aragorn leicht taumelte. Außerdem war er sehr blass. Gerade wollte ich ihn fragen, was los sei, als er stolperte und stürzte.
„Ionduath...", der Kopfgeldjäger wirbelte herum, als er meine Stimme hörte, erfasste die Situation und fing Aragorn geistesgegenwärtig auf bevor er auf den Boden aufschlug. Fluchend ließ er ihn auf den Boden gleiten.
„He, Mensch! Aufwachen ... ohnmächtig!"
„Du verfluchter Kopfgeldjäger, was hast du jetzt schon wieder angerichtet?", Gimli kam schreiend angelaufen und hielt dem Kopfgeldjäger seine Axt unter die Nase. Dieser zeigte sich davon jedoch äußerst unbeeindruckt und fühlte Aragorns Stirn.
„Meine Güte", zischte Ionduath, „der verbrennt ja förmlich! Habt ihr im Regen übernachtet, oder was?", fragte er Gimli.
„Nicht direkt übernachtet ... nur geritten! Von Caras Cyrch aus ..."
„Bitte? Ihr seid in diesem Unwetter von Caras Cyrch bis hier her geritten? SEID IHR WAHNSINNIG?" Im ersten Moment sah es so aus, als würde der Kopfgeldjäger Feuer spucken wollen, aber dann beruhigte er sich und schnaubte nur unwillig.
„Zwerge ... was erwartet man auch ..."
Mit diesen Worten hob er Aragorn auf die Arme und lief weiter.
„Prinzlein ... kommt ja nicht auf die Idee umzukippen ... ich kann nicht zwei Leute tragen!"
„Mir geht es gut, Danke!", antwortete ich pikiert, als ich das anzügliche Grinsen auf seinem Gesicht bemerkte.
„Glóinsgör, passt auf den Elb auf ... wehe ihr lasst ihn umkippen!"
„Es heißt Glóinssohn, wie oft denn noch?", schrie Gimli ihm hinterher und wich von da an, nicht mehr von meiner Seite.
Nach einer Viertelstunde erreichten wir die Höhle, wofür ich sehr dankbar war, da sich langsam wieder dieses Schwindelgefühl bei mir einstellte und ich kaum noch gerade laufen konnte.
Der Eingang der Höhle war von einem Vorhang von Schlingpflanzen verborgen und manch einer wäre so an ihr vorbeigelaufen, der Kopfgeldjäger jedoch ging zielstrebig darauf zu und durch den natürlichen Vorhang hindurch.
„Lasst die Pferde auch reinkommen ... die Höhle ist groß genug!", rief er aus dem Inneren der Höhle.
Gimli hielt die Schlingpflanzen zur Seite, damit die Pferde eintreten konnten. Ionduaths Pferd folgte seinem Herrn auch ohne Anstalten, nur die Pferde von Aragorn und mir wollten sich nicht gerne in die Höhle führen lassen, folgten uns dann aber doch.
Ionduath hatte Aragorn an der Rückseite der Höhle abgelegt und holte jetzt ein wenig Feuerholz und einige Decken aus einer Vertiefung.
„Seid ihr öfter hier?", fragte ich Ionduath, als er mehrere Decken auf den Boden legte und Aragorn auf eine von ihnen legte.
„Kann man so sagen", antwortete er und klopfte auffordernd auf die Decke, die neben Aragorn lag, „hinsetzen, Prinzlein! Und Glóinsgör ... ihr könnt ein Feuer machen, damit die beiden wieder trocknen."
Ohne auf das wütende Gemurmel des Zwerges zu achten, schälte der Kopfgeldjäger Aragorn aus seiner nassen Kleidung und wickelte ihn in einige Decken.
„Was ist, Prinzlein? Braucht ihr ´ne schriftliche Einladung? Oder wollt ihr wieder von mir getragen werden? Und zieht vorher eure nassen Sachen aus!"
„DAS HÄTTET IHR WOHL GERN!", fing Gimli an zu schreien, der den letzten Satz des Kopfgeldjägers mitgehört hatte.
„Regt euch ab, Glóinsgör! Es gibt nichts, was ich nicht schon an dem Prinzlein gesehen habe", schnurrte der Kopfgeldjäger und griff sich einige Schüsseln aus einem Beutel.
„Wah", Gimli sah von einen zum anderen, „Legolas? Das ist nicht wahr! Du hast nicht ... ich meine ... nicht ... mit ... ... dem da?"
Ich blickte den Kopfgeldjäger so ärgerlich wie möglich an.
„Nein", sagte ich nachdrücklich, „wir haben nicht und wir werden auch nicht! Die Fantasie geht mit dem Herrn durch!"
Gimli atmete erleichtert aus und blickte ärgerlich zu Ionduath, der mittlerweile dazu übergegangen war, Aragorn ein feuchtes Tuch auf die Stirn zu legen und ihm eine seltsame Flüssigkeit einzuflössen.
Aragorn stöhnte kurz, warf seinen Kopf zur Seite und schlief weiter. Jetzt blickte der Kopfgeldjäger wieder mich an und seufzte leise.
„Ich sehe schon, das wird so nichts!"
Ionduath stand langsam auf und kam auf mich zugelaufen. Er packte meine Schultern und dirigierte mich ohne einen Kommentar zuzulassen zum Feuer.
Wenn ihr euch schon nicht eure nassen Sachen ausziehen wollt ... dann setzt euch wenigstens ans Feuer."
Während ich mich in der Nähe des Feuers niederließ, befreite Ionduath mein Pferd von dem Gepäck und warf mir einige Kleidungsstücke entgegen. Ich blickte nachdenklich zu Aragorn, der immer noch viel zu blass war.
„Was hat er?", fragte ich den Kopfgeldjäger.
„Den Anfang einer Lungenentzündung", erwiderte dieser knapp und verstaute das letzte Gepäckstück in einer Ecke, um sich dann zu mir zu setzen. Eine Weile stocherte er schweigend im Feuer herum und ignorierte auch die wütenden Blicke, die Gimli ihm immer wieder zuwarf.
„Ist euch immer noch schwindelig?", er blickte mich fragend an.
„Nicht mehr so sehr ..."
„Schön ... dann gehe ich jetzt fürs Abendessen sorgen. Irgendwelche speziellen Wünsche? Hase, Fisch, Vogel?"
„Was ihr kriegen könnt", erwiderte ich lächelnd.
„Gut ...", er nahm sich seinen Bogen und lief zum Ausgang, bevor er die Höhle verließ, drehte er sich noch mal um und blickte uns auffordernd an.
„Bevor ich es vergesse ... wenn euer Freund aufwacht ... er muss liegen bleiben und versucht ihm etwas von dem Gebräu in dem Becher einzuflössen."
Ich nickte und sah ihm hinterher. Kaum war der Kopfgeldjäger verschwunden, saß Gimli vor mir.
„Jetzt spuck's schon aus! Was hat der Idiot angestellt?"
Ich schreckte zurück, als ich Gimli genau vor mir sah.
„G-gar nichts!"
„Das glaub ich dir nicht, Elb! Umsonst siehst du nicht so aus! Also, was ist passiert?"
Ich wurde einer Antwort enthoben, als sich Aragorn neben mir bewegte und leise anfing zu stöhnen.
„... was ist ... passiert?", er rieb sich verschlafen über die Augen.
Ich beugte mich zu ihm herab.
„Du bist ohnmächtig geworden ... Ionduath hat dich hierher getragen!"
„Er hat WAS?"
„Nun, wir konnten dich schlecht im Regen liegen lassen", erwiderte ich trocken.
„Aus dem Kerl soll mal einer schlau werden ..." sagte Aragorn schwach und fing an zu husten. Das erinnerte mich an das, was der Kopfgeldjäger gesagt hatte.
„Gimli, der Becher!"
„Wie? ... ach ja. Genau", Gimli holte den Becher und hielt ihn Aragorn an die Lippen.
„Was ist das", fragte der Waldläufer alarmiert.
„Irgendwas, dass der Kopfgeldjäger zusammengebraut hat ... soll dir helfen", grummelte Gimli und half Aragorn dabei, sich aufzurichten und etwas davon zu trinken.
„Und wie fühlst du dich jetzt", fragte ich, nachdem er ausgetrunken hatte. Aragorn bedachte mich mit einem nachdenklichen Blick und antwortete mir dann: „ich fühle mich ungefähr so, wie du aussiehst!"
Ich zog meine Augenbrauen nach oben.
„Danke, Aragorn!"
„Gerngeschehen", lächelte er, „aber jetzt erzähl uns endlich, was in Caras Morn geschehen ist."
Ich wandte meinen Kopf zur anderen Seite und hustete verlegen.
„Also ... das war so ..."
Nach einer halben Stunde war ich mit meiner Geschichte fertig und sah in die sprachlosen Gesichter von Aragorn und Gimli.
„Mo-moment mal ... du willst uns also weismachen, dass dieser Kerl dich als seinen ... ´Gefangenen` ausgegeben hat", fing Gimli an, „und dann einen seiner Freunde einen Kopf kürzer gemacht hat, als sie dir an die Wäsche wollten?" Gimli war fassungslos und ich wollte gerade etwas erwidern, als ich von einer anderen Stimme unterbrochen wurde.
„Dieser Kerl gehörte nicht zu meinem Freundeskreis, Glóinsgör!", kam eine kalte Stimme vom Eingang.
Wir blickten erstaunt zum Eingang der Höhle, wo der Kopfgeldjäger mit vier erlegten Hasen in der Hand stand.
„Aber ihr habt da jemanden getötet", erwiderte Aragorn, „ihr werdet euch da jetzt ewig nicht mehr blicken lassen können."
Der Kopfgeldjäger zuckte nur mit den Schultern.
„Habe ich kein Problem mit ... außerdem wird es wohl keine Ewigkeit sein ... spätestens wenn Barad ins Gras beißt, kann ich dort wieder auftauchen."
„Warum habt ihr das getan? Ihr hättet Legolas auch einfach dort lassen können."
Der Kopfgeldjäger sah Aragorn empört an: „Sagt mal, für was für ein Monster haltet ihr mich eigentlich?"
„Ich ... ich ... für ... lassen wir das besser", antwortete Aragorn und setzte sich bequemer hin, „aber ich verstehe immer noch nicht warum ihr uns helft ..."
Ionduath ließ sich seufzend auf dem Boden nieder und begann damit einem Hasen das Fell abzuziehen.
„Keine Ahnung, warum ich euch helfe ... wahrscheinlich rührt ihr meine Vaterinstinkte an ... oder was Ähnliches ... sucht euch was aus ... mal davon abgesehen, werde ich von euch bezahlt", murmelte er und ich tauschte mit Aragorn ungläubige Blicke. Wir waren beide wahrscheinlich um einiges älter als er – ich auf alle Fälle - ... und da sollten wir seine Vaterinstinkte anrühren? Ein äußerst unwahrscheinlicher Gedanke. Bevor wir das aber äußern konnten, ergriff der Kopfgeldjäger wieder das Wort.
„Sagt mal, König", das letzte Wort klang beinahe wie eine Beleidigung, „welcher Teufel hat euch eigentlich geritten, dass ihr bei diesem Wetter losgegangen seid? Habt ihr niemals daran gedacht, dass ihr euch was einfangen könntet?"
„Früher bin ich auch durch den Regen gelaufen und es hat mir nichts ausgemacht!", antwortete Aragorn leicht verärgert.
„Aha", antwortete Ionduath lahm, „und wann genau war ´früher`?"
„Vor ungefähr einem Jahr!"
„Aha", sagte der Kopfgeldjäger wieder, „und ihr habt allen ernstes geglaubt, dass euer Immunsystem solange fit bleibt?"
„Nun ja ... ehrlich gesagt, habe ich nicht weiter darüber nachgedacht ..."
„Oh Mann" stöhnte Ionduath, „so was von gedankenlos ... hat man da noch Töne? Aber jetzt etwas Anderes. Nachdem das Prinzlein euch ja über unsere Informationen ins Bild gesetzt hat ... wie sehen eure weiteren Pläne aus?"
„Wir werden ins Auenland reiten! Was denn sonst?", Aragorn blickte den Kopfgeldjäger irritiert an.
„Welch Wunder", murmelte dieser mit eindeutig sarkastischem Unterton und befreite einen der Hasen von den unnütz gewordenen inneren Organen, „und ich habe schon beinahe gedacht, ihr wolltet den Schicksalsberg erklimmen. Ich wollte eigentlich nur gerne wissen, was an diesem Auenland so interessant ist ..."
„Nun, da leben Freunde von uns. Hobbits!"
„Hobbits?", fragte der Kopfgeldjäger mit skeptischem Unterton.
„Ja, Hobbits. Kleine Wesen ... kleiner als Zwerge."
Ionduath verzog angeekelt das Gesicht.
„Also ... irgendeine Abart von Zwergen?"
„Nein ... so weit ich weiß, sind Hobbits nicht mit den Zwergen verwand ... aber ihr werdet sie ja bald selber kennen lernen!", antwortete Aragorn.
„Oh ja", sagte Ionduath mit geringem Enthusiasmus, „ich brenne schon förmlich darauf."
Der Rest des Abends verlief relativ ruhig. Wir aßen die Hasen und legten uns dann früh schlafen. Aragorn hatte beschlossen gleich morgen zum Auenland aufzubrechen. Ionduath hatte diesen Erklärungen nur kopfschüttelnd zugehört, sich aber dem Willen Aragorns gefügt. Er hatte allerdings darauf bestanden, dass Aragorn noch eine ganze Schüssel von dieser Medizin auftrank. Etwas, was dem Menschen überhaupt nicht gefiel, da diese Flüssigkeit anscheinend nicht sehr gut schmeckte. Aber nach einer halbstündigen Diskussion hatte der Kopfgeldjäger gewonnen und Aragorn trank die Schüssel – wenn auch widerwillig – aus.
Mittlerweile war es weit nach Mitternacht, aber ich fand einfach keine Ruhe und so beschloss ich mir draußen etwas die Beine zu vertreten. Ich nahm meine Schwerter und lief so leise wie möglich los. Keine fünf Minuten von der Höhle entfernt, traf ich auf einen kleinen See, in dem sich der Mond spiegelte. Langsam ging ich darauf zu und betrachtete mein Spiegelbild. Was ich sah, ließ mich zurückschrecken. Mein Gesicht war schmutzig, meine Haare unordentlich und von Blut und anderen ... Flüssigkeiten verklebt – ich sah einfach furchtbar aus. Und ich fühlte mich schmutzig, dreckig, benutzt und einfach ekelhaft.
Ich schöpfte etwas Wasser in meine Hand und versuchte den gröbsten Dreck aus meinem Gesicht zu entfernen. Diese Versuche waren aber von mäßigem Erfolg gekrönt. Also beschloss ich, nachdem ich mich vorsichtig umgesehen hatte, ein Bad in dem See zu nehmen. Ich entledigte mich meiner Kleidung und glitt vorsichtig in das kalte Wasser.
Nachdem ich ein paar Runden geschwommen und getaucht war, blickte ich zufällig wieder zum Ufer und sah eine schwarze Gestalt auf einem Stein sitzen, die mich nicht einen Moment aus den Augen ließ.
Ich schwamm näher an ihn heran.
„Ionduath", zischte ich ärgerlich, „wie lange seid ihr schon hier?"
„Lange genug", antwortete er mit einem süffisanten Grinsen.
„Hat eure Mutter euch nicht beigebracht, dass man anderen Leuten nicht beim Baden zusieht?"
„Oh ... meine Mutter hat mir einiges beigebracht ... unter anderem, dass man kranke Leute nicht allein umherwandern lässt! Was wäre gewesen, wenn ihr in dem Wasser wieder einen Schwindelanfall bekommen hättet?", fragte er hart, „wir hätten euch tagelang suchen können und am Ende doch nur eure Leiche gefunden, Prinzlein!"
„Trotzdem hättet ihr mir nicht hinterher schleichen müssen. Ihr hättet euch bemerkbar machen können!"
„Oh ... dann wär' mir aber bestimmt dieser delikate Anblick von gerade eben verwehrt geblieben ... ihr habt einen netten Hintern", antwortete er anzüglich, aber gleich darauf wurde sein Gesicht wieder ernst, „und jetzt kommt da raus ... ihr habt genug geplanscht!"
Ärgerlich stieß ich die Luft aus. Was erlaubte der sich eigentlich, mich wie ein kleines Kind zu behandeln? Ich schwamm näher auf das Ufer zu und als der Kopfgeldjäger keine Anstalten machte, sich umzudrehen, stieg ich wutschnaubend einfach so aus dem Wasser. Sollte der Kerl mich doch anglotzen.
„Hmm, Prinzlein ... wo ist denn eure unschuldige Schüchternheit geblieben?", fragte er mich herablassend.
Ich ging näher auf ihn zu, bis ich direkt vor ihm stand und er gezwungen war zu mir aufzusehen.
„Ich will euch nur die Gelegenheit geben, etwas zu sehen, das ihr nie bekommen werdet!", antwortete ich kalt.
„Seid ihr euch da sicher?", fragte er anzüglich.
„Todsicher!", antworte ich hart und spürte ihm nächsten Moment wie etwas nach meinem Handgelenk griff. Ich fiel gegen den Kopfgeldjäger und wir beide fielen auf den Boden. Der Kopfgeldjäger drehte sich herum, so dass ich unter ihm zu liegen kam und hielt meine Hände über meinem Kopf auf den Boden gepresst.
„Prinzlein, ihr macht mich wahnsinnig", keuchte er schwer atmend und zog mit einer Hand das Tuch von seinem Gesicht.
„Lasst mich los", fauchte ich ihn an.
„Das könnte euch so passen", war die Antwort und ihm nächsten Moment spürte ich, wie sich sein Mund auf meine Lippen presste. Er zwang meine Lippen auseinander und drang mit seiner Zunge tief in meinen Mund ein. Ich war zuerst wie erstarrt, als ich spürte wie seine Zunge meinen Mund erkundete, aber dann begann ich mich zu wehren. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein?
Genau so plötzlich wie er mich gepackt hatte, ließ er auch wieder von mir ab. Ionduath hielt meine Handgelenke aber immer noch auf den Boden gepresst und blieb auf mir liegen. Mit einer Hand zog er sich in Windeseile das Tuch wieder übers Gesicht und blickte mich mit einem merkwürdigen Ausdruck in den Augen an.
„Verzeiht", sagte er sanft, „ich hätte nicht so die Beherrschung verlieren dürfen ... aber ihr macht mich einfach rasend!"
Mit diesen Worten erhob er sich von mir, küsste aber vorher noch meine Stirn und drehte sich um.
„Zieht euch an", befahl er und deutete auf ein Bündel Kleider, das er mitgebracht hatte. Als ich mich aber nicht bewegte, sondern nur wie erstarrt auf seinen Rücken starrte, drehte er sich um sah mich stirnrunzelnd an, „muss ich euch helfen?"
Diese Worte brachten – auch wenn sie nicht ernst gemeint waren – Bewegung in meinen Körper. Geschwind stand ich auf und kleidete mich wieder an.
„Wenn der Zwerg das gesehen hätte, wäre ich jetzt tot", murmelte er zu sich selbst, während ich mein Hemd über den Kopf zog.
Ich räusperte mich als ich fertig war und der Kopfgeldjäger drehte sich langsam um, um mich zu mustern.
„Ihr seht ja wieder wie ein Elb aus ... von euren Haaren mal abgesehen."
Ich zuckte zurück als er nach meinen Haaren griff.
„Na, na, Prinzlein ... wenn ihr eure Haare so lasst, werdet ihr morgen aussehen, wie ein Stachelschwein."
Ich verengte meine Augen zu Schlitzen und lief an ihm vorbei. Meine Versuche den Geschmack seines Kusses aus meinem Mund zu verdrängen scheiterten kläglich. Hinter mir hörte ich den Kopfgeldjäger seufzen und wie er sich in Bewegung setzte, um mir zu folgen.
Kaum hatte ich die Höhle erreicht, ging ich zu meinem Platz neben Aragorn und legte mich hin. Dem Kopfgeldjäger zeigte ich demonstrativ den Rücken. Aber davon ließ er sich nicht beeindrucken. Er kam näher und setzte sich neben mich. Eine Hand strich über meinen Rücken und ich hörte ihn flüstern: „Prinzlein, es tut mir Leid ... wirklich! Es wird nicht wieder vorkommen!"
„Das kann ja jeder sagen", schnaubte ich.
Als er antwortete, konnte ich das Lachen aus seiner Stimme heraushören.
„Noch nie geküsst worden, Prinzlein?"
„Noch nie von einem Mann ... und ich kann nicht sagen, dass mir das gefallen hat", setzte ich ihn wütend in Kenntnis. Der leidige Vorfall mit Barad in Caras Morn hatte mir noch viel weniger gefallen. Denn zur Verteidigung des Kopfgeldjägers musste man sagen, dass er jedenfalls nicht nach irgendwelchen gammeligen Sachen schmeckte. Er schien auf Mundhygiene wert zu legen.
„Oh ... dafür habt ihr aber ziemlich lange stillgehalten!"
Ich knurrte leise, als ich mich ertappt fühlte. Ich konnte nämlich wirklich nicht behaupten, dass er schlecht küsste. Eher das Gegenteil ... aber trotzdem!
„Prinzlein, ich gebe euch mein Ehrenwort, dass ich euch nie wieder gegen euren Willen anfassen werde ... aber jetzt lasst mich endlich eure Haare ordnen ... sonst seht ihr morgen aus wie ein Zwerg nach einer durchzechten Nacht!"
Unwillkürlich musste ich an Gimli denken, wie er morgens oft aussah. Der Gedanke ließ mich schaudern. Nein, so wollte ich definitiv nicht aussehen. Also setzte ich mich wiederwillig auf.
„So ist es brav ...", flüsterte der Kopfgeldjäger.
„Eine falsche Bewegung und ihr werdet den Sonnenaufgang nicht mehr erleben, haben wir uns verstanden?", drohte ich ihm.
„Klar und deutlich", lachte er und nahm eine Bürste zur Hand.
Eine halbe Stunde später, war er damit fertig. Meine Haare waren trocken und wieder ordentlich geflochten.
„Na, habt ihr euch wieder beruhigt?"
Ich schnaubte unwillig und legte mich wieder hin.
Ionduath blieb noch eine Weile neben mir sitzen und zog dann eine Decke über mich. Gleich darauf erhob er sich und setzte sich an den Eingang, um von dort in den Himmel zu sehen.
Aus der Sicht von Aragorn
Als ich am Morgen aufgewachte, sah ich Ionduath am Eingang der Höhle sitzen und die Umgebung draußen beobachten. Ich setzte mich vorsichtig auf und stellte erfreut fest, dass mein Kopf nicht mehr schmerzte und auch die Schwindelgefühle verschwunden waren. Zudem war ich endlich wieder warm und trocken. Ich griff zur Seite und nahm mir mein Hemd, das ordentlich gefaltet neben mir lag. Das leise Geräusch meiner Bewegungen war anscheinend laut genug, um den Kopfgeldjäger auf mich aufmerksam zu machen.
„Ah ... ihr seid wach", stellte er fest, „wie fühlt ihr euch?"
„Sehr viel besser als gestern", erwiderte ich wahrheitsgemäß, „eure Medizin wirkt Wunder ..."
Er schüttelte den Kopf.
„Das tut sie nicht. Sie wirkt lediglich gut, wenn sie rechtzeitig eingenommen wird ... so wie jede Medizin ... wann wollt ihr aufbrechen?"
Durch den plötzlichen Themenwechsel überrumpelt, musste ich einen Augenblick überlegen, was ich sagen wollte.
„So früh wie möglich!"
„Gut, dann sollte ich jetzt für unser Frühstück sorgen", mit diesen Worten, nahm er sich seinen Bogen und seinen Köcher und verschwand.
Kaum war er außer Sichtweite setzten Gimli und Legolas sich beinahe gleichzeitig auf. In mir wuchs der Verdacht, dass beide schon etwas länger wach waren.
„Guten Morgen!", ich grinste sie gut gelaunt an.
„Mor'n", brummelte Gimli.
„Ob der Morgen gut ist, wird sich erst noch zeigen!", sagte Legolas.
„Sag mal, Legolas", fing der Zwerg an, „wo warst du heute Nacht?"
Der Elb schluckte hart.
„Na hier, wo soll ich denn sonst gewesen sein?"
„Warst du nicht! Ich bin aufgewacht und da warst du weg! Und der dämliche Kopfgeldjäger auch! Wo wart ihr?"
„Dem Prinzlein ist schlecht geworden." Wir blickten alle erstaunt zum Eingang, wo der Kopfgeldjäger plötzlich wieder stand.
„Und wie schlecht ...", knurrte Legolas und fing sich einen amüsierten Blick von Ionduath ein. Was war da passiert?
„Wieso seid ihr denn schon wieder hier?", knurrte Gimli.
„Ganz einfach", sagte der Angesprochene zuckersüß, „weil ich gestern schon einige Fallen aufgestellt habe und diese heute einfach nur überprüfen musste, Glóinsgör! Und jetzt macht euch nützlich", mit diesen Worten warf er dem völlig überrumpelten Gimli zwei erlegte Hasen in den Schoß.
„Und wie geht es meinem zweiten Pflegefall?", schnurrte Ionduath und ließ sich neben Legolas fallen, der rückte jedoch eiligst von ihm ab.
„Mir geht es bestens", fauchte der Elb und zog so die Blicke aller Anwesenden auf sich.
„Wenn ihr meint", antwortete der Kopfgeldjäger lakonisch und lehnte sich zurück.
Etwas später am Vormittag waren wir gerade dabei unsere Pferde zu satteln. Mir fiel dabei auf, dass Legolas dem Kopfgeldjäger sehr gekonnt aus dem Weg ging und ihn weitestgehend ignorierte. Der Kopfgeldjäger dagegen, schien von Minute zu Minute wütender zu werden. Als Legolas dann mit den Pferden in den Wald ging, um sie an einem Flusslauf zu tränken, folgte der Kopfgeldjäger ihm missmutig.
Ich packte Gimli schnell am Kragen, weil er den Beiden nachlaufen wollte.
„Lass es lieber, Gimli ... ich habe irgendwie das Gefühl, dass du da stören wirst."
„Aber..."
Aus der Sicht von Legolas
Den ganzen Morgen werkelte dieser Kopfgeldjäger in meiner Nähe herum und versuchte mir irgendetwas zu sagen, aber ich ignorierte ihn gekonnt. Jetzt brachte ich die Pferde zu einem kleinen Flusslauf und musste sehr zu meinem Ärger bemerken, dass der Kopfgeldjäger mir folgte.
Ich lehnte mich an einen Baum und beobachtete wie die Pferde anfingen zu trinken. Außerdem bemerkte ich, wie sich mir langsam aber sicher der Kopfgeldjäger näherte. Er stellte sich direkt vor mich hin und stützte seine Hände neben meinen Kopf an den Baum. Seine Augen taxierten mich aufmerksam. Ich blickte ihn fest an und verschränkte meine Arme vor der Brust.
„Was muss ich eigentlich noch machen, damit ihr mir verzeiht? Ich habe euch doch schon gesagt, dass es mir Leid tut! Mehr als entschuldigen kann ich mich nicht!"
„Ihr hättet es gar nicht soweit kommen lassen dürfen!"
„So ein Aufstand nur wegen einem Kuss?" Ionduath verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf und stöhnte.
„Wenn ich euch jetzt genommen hätte, dann könnte ich euer Verhalten verstehen ... aber so? Prinzlein, es war nur ein Kuss!"
„Nur ein Kuss? NUR EIN KUSS", fauchte ich, „wir sind beide Männer!"
„Jaa-und?", der Kopfgeldjäger blickte mich achselzuckend an, „wo liegt das Problem?"
„Ihr hättet mich nicht einfach so küssen dürfen! Immerhin ... bin ich ...", der Kopfgeldjäger ließ mich nicht ausreden.
„Weil ihr ein Prinz seid?", fragte er kalt.
„Das liebe, kleine Prinzlein ist sich zu schade für einen einfachen Menschen?"
„Nein, so meinte ich das nicht", antwortete ich und versuchte vor dem Kopfgeldjäger zurück zu weichen, „ ...aber ich fing gerade an euch zu vertrauen ..."
Mehr konnte ich nicht sagen, denn in diesem Moment packte mich der Kopfgeldjäger und drückte mich bäuchlings gegen den Baumstamm. Er selbst drückte sich von hinten an meinem Körper und so war ich zwischen dem Baum und dem Kopfgeldjäger gefangen.
„Jetzt lasst uns doch bitte gleich mal was klarstellen", zischte er kalt an mein Ohr und ließ eine Hand meinen Körper bis zu meinem Hintern herabgleiten und drückte fest zu, „ihr sollt mir nicht vertrauen! Denn das mein liebes, hübsches Prinzlein, wäre Selbstmord! Ich bin nämlich nicht halb so nett, wir ihr glaubt!"
„Aber ...", keuchte ich und ignorierte das Gefühl seiner Hände auf meinem Körper, „ihr habt mich vor Barad gerettet ..."
„Oh ja", sagte er langgezogen, „und genau so hätte ich jetzt die Möglichkeit euch die Hosen herunterzuziehen und euch wirklich weh zu tun! Aber ich tue es nicht! Und wisst ihr warum? ... nicht weil der dämliche Zwerg und euer kleiner König in der Nähe sind, oder weil ich vielleicht Mitleid mit euch habe ... sondern nur aus dem lapidaren Grunde, dass ihr unversehrt für mich nützlicher seid! Ich bezweifele nämlich, dass euer dummer Freund mich bezahlen wird, wenn ich euch eure Unschuld gewaltsam raube ..."
„Das würdet ihr nicht tun!", erwiderte ich leise.
„Oh, seid ihr euch da so sicher?", fragte er schmeichelnd. „Prinzlein, ihr kennt mich doch überhaupt nicht! Aber eines kann ich euch versprechen ... Süße ... solange ich in den Diensten eures Freundes stehe, seid ihr vor mir sicher ... aber sobald er mich aus selbigen entlassen hat, tätet ihr gut daran auf dem Rücken zu schlafen!"
Er begleitete diese letzten Worte mit einem ziemlich eindeutigen Stoß seiner Hüften gegen den unteren Teil meines Körpers, bevor er einen Schritt zurückging und mich freiließ.
Ich drehte mich keuchend um, damit ich ihm nicht länger meinen Rücken zukehrte. Die Gedanken in meinem Kopf wirbelten wild umher. Dieser Kopfgeldjäger war mir einfach ein Rätsel. In einem Moment schien er ernsthaft um uns besorgt zu sein und ihm nächsten verhielt er sich so ... so ... unberechenbar.
„Seht mich nicht so an", knurrte er plötzlich, „ich bin ein Kopfgeldjäger ... kein Heiliger! Also tut nicht so schockiert und verletzt! Ihr habt sehr wohl gewusst auf was ihr euch einlassen würdet, als ihr meine Dienste in Anspruch nahmt!"
„Ihr ... ihr ...", nicht fähig einen vollständigen Satz zu bilden, drehte ich mich um und führte die Pferde zu Aragorn und Gimli zurück. Auf dem Weg dorthin versuchte ich meine aufgewühlten Gedanken zu ordnen.
Aus der Sicht von Ionduath
Ich blickte dem sich entfernenden Elben nach, bis er außer Sichtweite war und wandte meinen Kopf dann stöhnend zum Himmel.
„Oh Mann ... wieso sind diese jungen Leute nur immer so vertrauensselig?", fragte ich mich selber und rieb mir den Nacken. Selbst dieser König fing langsam an mir zu vertrauen ... das war doch nicht normal.
„Ich scheine alt zu werden ...", murmelte ich, „oder die Gesellschaft dieses unmöglichen Trios macht mich weich ... wer hat denn auch schon von einem Menschen, einem Zwerg und einem Elb gehört, die befreundet sind!?"
Verächtlich schnaufend ließ ich mich auf den Boden sinken und stützte das Kinn auf meine freie Hand, mit der anderen holte ich das Pergament aus meiner Brusttasche und las die Zeilen noch einmal genau durch.
... ich habe etwas Schreckliches getan...
... eine Katastrophe...
... irgendetwas stimmt nicht ... mit mir...
Ein leises Kreischen riss mich aus meinen Gedanken und kurz darauf spürte ich, wie sich Alagos auf meiner Schulter niederließ und seinen Kopf an meiner Wange rieb. Nachdenklich strich ich durch sein weiches Gefieder und überlegte mir wie ich weiter vorgehen musste.
Dieser Brief, den ich bekommen hatte, war mehr als nur besorgniserregend gewesen und mittlerweile hatte ich auch einige Ausmaße dieser Katastrophe sehen können. Ich wusste nur immer noch nicht wie diese ganzen Puzzlestücke zusammenpassten.
Der Brief. Die Entführungen. Das Amulett. In welchem Zusammenhang stand das alles? Wenn es einen Zusammenhang gab. Irgendetwas braute sich zusammen ... aber ich konnte nicht erkennen was ... noch nicht. Und wenn ich nicht bald zu einem Ergebnis kam, dann würde jemand gewaltig wütend mit mir sein.
Etwas schubste mich sanft an und ich erkannte mein Pferd Lachmorn hinter mir stehen.
„Du hast recht ... wir sollten uns langsam zu den anderen gesellen ... sonst ist der Zwerg wieder böse auf mich ... als ob er das nicht ohnehin schon ist", fügte ich mit einem hinterhältigen Grinsen hinzu.
Mit einem Seufzen zog ich mich in den Sattel und lenkte mein Pferd durch die Bäume hindurch.
Wie ich erwartet hatte, warteten die Anderen bereits im Sattel ihrer Pferde auf mich.
„Ahh, gesellt sich der Herr Kopfgeldjäger dann doch noch zu uns?", frotzelte der Zwerg.
„Glóinsgör ... für jemanden, der mir nichtmal bis zur Hüfte reicht, habt ihr eine reichlich große Klappe."
„Und ihr seid genauso dämlich wie ihr lang seid!", giftete der Zwerg zurück.
Diesmal wurde meine Verteidigung von Alagos übernommen, der wutentbrannt auf den Zwerg zuflog und wie besessen mit dem Schnabel auf dem Helm des Zwergen herumhämmerte.
„Ahh ... schafft mir diesen Staubwedel vom Hals", schrie der Zwerg in meine Richtung, aber ich ignorierte ihn und gesellte mich zu Aragorn. Alagos war durch die Beleidigung noch wütender geworden und vertrieb sich weitere zehn Minuten die Zeit damit den Zwergen zu piesacken. Schlussendlich wurde es meinem Vogel jedoch zu langweilig und er ließ sich genüsslich auf der Schulter des Elben nieder.
„Nun Aragorn ... wie lange werden wir brauchen, bis wir in diesem Auenland angekommen sind?"
„Das ist eine gute Frage ... kennt ihr Bree?"
„Flüchtig ...", erwiderte ich nach kurzer Überlegung.
„Einige Meilen hinter Bree liegt das Auenland."
„Aha ... wir befinden uns jetzt ... äh ... in der Nähe des Flusses Morthond ... wir müssen dann die Flüsse Lefnu ... Isen ... Gwathilo ... und den Baranduin überqueren ... wenn mein Kartengedächtnis mich nicht ganz trügt", ich blickte Aragorn fragend an und der nickte, „sehr schön ... also das sind ... mehrere Hundert Meilen ... dafür werden wir brauchen ... viel zu lange!"
Aragorn nickte lachend.
„Ja ... aber im Moment machen mir mehr die Flussüberquerungen Sorgen ... den Isen zu überqueren wird nicht allzu schwer werden ... aber die anderen Flüsse ...", der dunkelhaarige Mensch schüttelte überlegend seinen Kopf.
„Wenn wir den Isen überquert haben ... sollten wir die Alte Südstraße suchen ... wenn wir ihr folgen, wird es wahrscheinlich am Einfachsten ... es dauert aber auch etwas länger ... aber eine andere Möglichkeit sehe ich nicht."
„Ich fürchte ihr habt Recht ... hoffen wir, dass wir unseren Weg schnell zurücklegen können, damit wir noch rechtzeitig bei unseren Freunden ankommen."
Ich schluckte meine Bemerkung hinunter als ich das Gesicht des Menschen sah. Was dachte sich der eigentlich. Die Leute, die wir suchten hatten mindestens eine Woche Vorsprung! Wie sollten wir vor denen in diesem Auenland ankommen. Glaubte der an Wunder, oder was?
Aus der Sicht von Aragorn
Seit einer Woche ritten wir jetzt unserem Ziel entgegen und hatten aufgrund besser werdenden Wetters auch schon ein gutes Stück geschafft. Mittlerweile befanden wir uns kurz vor der Alten Südstraße. Den Isen hatten wir vor zwei Tagen überquert.
Aber seit mehreren Stunden bemächtigte sich meiner das Gefühl, dass wir beobachtet wurden. Was eigentlich unmöglich war, da wir uns auf einer ebenen Fläche befanden und beinahe Tage voraussehen konnten. Trotzdem verspürte ich so ein seltsames Kribbeln im Rücken.
„Aragorn?" Ich blickte auf Legolas, der jetzt neben mir ritt und mich gerufen hatte.
„Ja, was ist?"
„Es wird bald dunkel ... wir sollten uns ein Lager für die Nacht suchen."
Ich blickte in den Himmel und nickte.
„An der nächsten geeigneten Stelle, die wir finden, werden wir unser Lager aufschlagen."
Keine zehn Minuten später fanden wir eine solche Stelle. Es war ein kleiner Wald, in dessen Mitte sich ein winziger See befand, an dem wir unsere Pferde tränken konnten.
Gimli entfachte ein kleines Feuer während Ionduath und Legolas zusammen auf die Suche nach unserem Abendessen gingen. Eine Stunde später kamen sie mit je einem Hasen wieder.
„Es ist seltsam", fing Legolas an, „fast alle Tiere scheinen verschwunden zu sein ... ich habe keinen einzigen Vogel und auch kein Insekt gehört!"
Auch mir fiel jetzt die unnatürliche Stille auf und das Gefühl, dass wir beobachtet wurden verstärkte sich noch. Dies war auch der Grund warum ich diese Nacht auf Wachen bestand. Die erste fiel Gimli zu.
„Ich warne euch Glóinsgör", knurrte Ionduath beim Zubettgehen, „wenn ich morgen früh aufwache und feststellen muss, dass ich ein Messer im Rücken habe, könnt ihr was erleben!"
„Ihr werdet kein Messer in eurem Rücken vorfinden ... höchstens eine Axt! Außerdem bin ich wachsam wie ein Fuchs!"
Der Kopfgeldjäger knurrte nur etwas Unverständliches und legte sich hin.
Auch mir fielen bald die Augen zu nachdem mein Kopf den Boden berührt hatte und ich driftete ab ins Reich der Träume.
Mitten in der Nacht erwachte ich plötzlich ohne zu wissen warum. Verwirrt sah ich mich um und erkannte Gimli vor dem Feuer an einen Stein gelehnt und laut schnarchend. Gleichzeitig fielen mir viele gelbe Augen auf, die uns umkreist hatten.
Hastig griff ich nach meinem Schwert: „Aufw...", bevor ich meinen Satz zu Ende bringen konnte, spürte ich einen scharfen Schmerz an meinem Hinterkopf und die Welt um mich herum wurde schwarz.
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Ava: So, das war also mal ein erholsames Kapitel! Jedenfalls für meine Maßstäbe. Ich hoffe es hat euch allen gut gefallen und dass ihr mir weiter fleißig Reviews schreibt! *gg*
Diesmal hätte ich gerne acht Stück, bevor es weiter geht. Ich denke, das ist Aragorn euch wert, oder?
Vorschau:
Gimli befand sich links neben mir und sein Stöhnen verriet mir, dass auch er bald erwachen würde. Legolas lag rechts neben mir und war offensichtlich schon wach. Wo war der Kopfgeldjäger? (Anmerkung: Sie sind alle gefesselt)
