Kapitel 8: Gespräche in der Dunkelheit
AvA: Ich bin wieder da!!!!!!!!! Mit haufenweise Entschuldigungen! Zuerst habe ich etwas länger gebraucht, dieses Kapitel zu schreiben, dann hatte meine Betaleserin auch keine Zeit und JETZT *wütend knurr* ist mir auch noch einer meiner Hauptdarsteller abgehauen! Von euch hat nicht zufälligerweise irgendjemand Legolas gesehen? Der hat sich nach dem letzten Kapitel einfach abgeseilt! Aber sei's drum ... fange ich halt ohne ihn an.
Aber vorher ... die Gefährten werden ab jetzt mehr oder weniger kreuz und quer durch Mittelerde tigern! Dafür habe ich die ganze Zeit eine Karte von ME auf meinem Tisch liegen. Und mir ist durchaus bewusst, dass sie die Entfernungen nicht in wenigen Tagen zurücklegen können. Aber was soll auf diesen Reisen schon Großartiges passieren? Hier ein paar Orks, da ein Warg und wenn es ganz dick kommt ein Troll! Das will doch keiner lesen ... ich habe mir deshalb die Freiheit genommen, die Reise etwas zu beschleunigen! *gg*
@Lady-of-Gondor: Also, ich glaube, das war jetzt das längste Review, das ich jemals bekommen habe! ;-))
@dorlimaus: Danke! Nun zu deinen Überlegungen. Er spricht elbisch: Befehle für seinen Vogel! Und als Kopfgeldjäger kommt man halt viel rum ... da hat er bestimmt einiges aufgeschnappt.
Kraft: Man muss Leggy ja zu Gute halten, dass er nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war ... und das erste Mal ist er einfach überrascht worden. *g* Aber der Kgj gibt in diesem Kapitel eine Antwort auf seine Körperkraft.
Väterliche Gefühle: Ich hoffe, du meintest 3000 Jahre, sonst weiß ich nämlich jetzt warum Lego abgehauen ist! *gg* Aber ... Ionduath hat einen schrägen Sinn für Humor ... vielleicht äußerst sich das auf diese Art.
@Goldmond: Jaaa, Legolas wird von mir ja auch immer in „Kuschelweich extra" gebadet! *gg* Aber keine Sorge, das hat seinen Grund! Demnächst darf er wieder der „Harte" sein! Anime! *gg* Ich mag Anime! Jedenfalls einige! Ich hoffe ja wirklich, dass du mit dem „alles vögeln, was rumläuft" nur Barad meintest! Solltest du das auch auf Ion angewendet haben, muss ich doch wirklich protestieren! Bis jetzt hat er schließlich nur ein bisserl gefummelt! Und alle die Fans von Barad sind (falls das möglich ist), können sich auf ein Wiedersehen freuen! Ach ja ... ich mag extreme Charaktere!
@analton: Jo, Legolas und Gimli! Das Traumpaar auf dem Abschlussball! Solange bis jemand in schwarz kommt und den Zwergen aus der Tür kickt! *g* Eine kleine aber feine Änderung in diesem Chap geht übrigens auf dein Konto! Ich habe den Kopfgeldjäger deinen Gedanken in Worte fassen lassen! Passte gerade so herrlich!
@LocaInferna: Ja, wie soll ich sagen! Ich habe da so ein kleines Problem ... bzw. du hast eins! Vielleicht ist dir ja schon aufgefallen, dass deine Elbin sich dünne gemacht hat. Die kam nämlich vor einigen Tagen aus meinem Briefkasten gesprungen ... mordlüstern. Hatte aber gerade meinen Kopfgeldjäger zu Post holen abgestempelt und der hat mit ihr kurzen Prozess gemacht. Lange Rede, kurzer Sinn ... ich glaube, ich gebe sie dir besser zurück! *einen Arm rüberreich, gefolgt von einem Bein, dem Torso und schlussendlich dem Kopf, der mich beißen will* Der Rest von ihr ist in dem Sack! Und dazu ein Beutel Elbenreparierpulver! Ich bin nämlich nicht so irre und setz die selber wieder zusammen! Das mach man fein selber! *ggg*
@lili: Dunedaín? Ionduath? Na ja!
@nop: Na, ob du nach diesem Update schlauer bist? Der Kopfgeldjäger zeigt nämlich sein .... (Schnauze Atropos! Wer liest das denn noch, wenn du schon vorher alles verrätst!)
@bob: Update da! Jetzt muss nur noch die Frage des PCs geklärt werden! Übrigens ... Herzlich willkommen!
@Khair ed Din: Ne, ich glaube, der Kopf sollte dran bleiben! Würde mich nicht wundern, wenn Gimli auf etwas gezielt hätte, dass ungefähr in Augenhöhe sein müsste! ... ... ... Ionduath sollte wahrscheinlich eine Kopfgeldjägerin werden! Gimli und Ionduath mögen sich nicht? Ha! Das ist alles nur Tarnung! In Wahrheit sind die beiden verheiratet und haben 16 Kinder! Ionduath ein Ork? *sprachlos ist und sich ungläubig auf den Stuhl plumpsen lässt … autsch … stuhl verfehlt* ... ... ... ich lasse dich mal weiter rätseln!
@Vada: Dankeschön! Und Wunsch erfüllt ... wenn auch etwas später als erhofft!
@zitaboril: Aha! Gefunden! Da hat sich mein Elb versteckt! *pfeift* Ionduath, hol den Elb! *nickt kurz und nimmt besagten Elb von Haldir in Empfang*
Leg: Nein, ich will nicht! *krallt sich an den völlig verdutzten Haldir*
Ion: Stell dich nicht so an!
Atro: Genau!
Haldir: *arrogantes Galadhrim-Grinsen*
Leg: Das ist gemein! Wieso immer ich! Warum nicht der da? *zeigt auf Haldir*
Atro: Keine Sorge, dem wird sein Grinsen auch noch vergehen!
Also, zitaboril, nun zu dir! Das war ein äußerst interessantes Review! *gg* ... du kriegst auch noch eins von mir! Also, hier ist die nächste „Pergamentrolle"! Viel Spaß!
@Hexe: Neon-Orkse! *ggg* Wie das wohl aussieht? *lieber gar nicht wissen will*
Aus der Sicht von Aragorn
Ich erwachte mit dröhnenden Kopfschmerzen. Benommen blieb ich einen Moment liegen und wartete darauf, dass der Schmerz verebbte. Um den Schmerz schneller zu vertreiben, wollte ich mir mit der Hand durch das Gesicht fahren. Zu meinem Entsetzen musste ich aber feststellen, dass das nicht ging. Meine Hände waren auf dem Rücken gefesselt! Schlagartig setzte die Erinnerung an die gelben Augen ein und ich schlug meine Augen auf. Es war dunkel. Also war es noch Nacht.
Ich richtete mich mühsam auf und blickte mich um. Wir waren immer noch an dem Ort, wo wir vor wenigen Stunden unser Lager aufgeschlagen hatten. Nur befanden wir uns jetzt etwas entfernt vom Feuer in der Nähe einiger Steine. Um unser Feuer sammelten sich unsere Angreifer – gut 30 Orks – und begutachteten unsere Ausrüstung oder nagten an einigen Knochen herum.
„Na Bravo", murmelte ich leise und blickte mich weiter um, auf der Suche nach meinen Gefährten. Gimli befand sich links neben mir und sein Stöhnen verriet mir, dass auch er bald erwachen würde. Legolas lag rechts neben mir und war offensichtlich schon wach. Aber wo war der Kopfgeldjäger? Mit Schaudern dachte ich an die Orks, die die Knochen in den Klauen gehabt hatten. Ein unterdrücktes Stöhnen ließ mich jedoch wieder nach rechts sehen und ich erkannte – sehr zu meiner Erleichterung – eine dunkle Gestalt, die sich im Schatten einiger Felsen langsam und mühsam aufrichtete. Im schwachen Widerschein des Feuers sah ich das Blut in seinem Gesicht.
„Soviel also zur Wachsamkeit eines Zwerges", stöhnte Ionduath leise, während er versuchte eine bequeme Sitzposition zu finden, „ich habe doch gewusst, dass irgendwas schief geht!"
Außer einem gedämpften Knurren gab Gimli keinen Laut von sich. Er wusste sehr gut, dass er Schuld an dieser Situation war.
Legolas hatte sich jetzt ebenfalls aufgerichtet und schätzte unsere Lage ein.
„Sieht schlecht aus", meinte er nur.
„Prinzlein, ich fürchte ´schlecht` ist in dieser Situation noch geprahlt!", antwortete Ionduath ebenso leise und betrachtete die Orks, die gerade dabei waren einige Taschen auseinander zu reißen und deren Inhalt zu untersuchen.
„Hat irgendjemand eine Idee wie wir hier rauskommen?", fragte Ionduath und beobachtete weiterhin die Orks.
„Nicht die kleinste ...", murmelte ich kopfschüttelnd, „es sind zu viele! Und wir sind auch noch gefesselt!"
Plötzlich drehte sich einer der Orks um.
„Seht ma! Unser Reiseproviant ist wach!" Die Köpfe sämtlicher Orks drehten sich augenblicklich in unsere Richtung.
„Welchen woll'n wa denn zuerst anknabbern ... das kleine Elblein? ... sein Fleisch ist bestimmt ganz weich und zart ... oder heben wir ihn uns zum Schluß auf?"
Während der Ork immer weitersprach und mittlerweile die Vorzüge von Zwergenfleisch erläuterte, griffen sich zwei andere Orks eine schwarze Tasche aus dem Haufen, wo sie unsere Ausrüstung lagerten.
Neugierig und immer auf der Suche nach etwas Essbarem öffneten sie sie. Aus der Tasche fielen mehrere Kugeln von der Größe einer Mandarine. Die Orks nahmen sich ein paar der Kugeln und begutachteten sie genau. Als sie nicht hinter ihren Verwendungszweck kamen, wollten die Orks die Kugeln ins Feuer werfen.
„Ähh ... Jungs", fing Ionduath an, der die Orks aufmerksam beobachtet hatte, „ich kann ja wirklich nicht behaupten, dass ich um euer Wohlergehen besorgt bin ... aber ich würde die Kugel an eurer Stelle nicht ins Feuer werfen."
„Ach ... und warum nicht?", antwortete ein Ork, „und hielt eine Kugel bedrohlich nah ans Feuer!"
„Nun ... das könnte eine ... wie soll ich sagen ... eine Überraschung werden."
Die Orks sahen sich ratlos an und schienen dann plötzlich eine Entscheidung zu treffen. Einer von ihnen grinste kurz in Ionduaths Richtung und warf dann mit einer Handbewegung die Kugel ins Feuer. Dutzende anderen Orks taten es ihm nach.
„FLACH AUF DEN BODEN! GESICHT NACH UNTEN! SCHNELL!", schrie der Kopfgeldjäger in unsere Richtung und warf sich auf den Boden, wobei er Legolas noch mit umriss. Ohne weiter zu überlegen, kam ich seiner Aufforderung nach. Kaum lag ich auf dem steinigen Boden gab es einen gewaltigen Knall und eine Hitzewelle zog über uns hinweg. Ich spürte wie meine Haare angesengt wurden und versuchte mich noch tiefer auf den Boden zu drücken, als es auch schon vorbei war.
Als ich meine Augen vorsichtig wieder öffnete, war um uns herum alles in Rauch gehüllt und der Geruch von verbranntem fauligen Fleisch lag in der Luft. Ich musste husten, als der Rauch meine Lungen füllte und in ihnen brannte. Aber dank eines leichten Windes verflüchtigte sich der Rauch bald und ich konnte meine Umgebung wieder erkennen. Gimli richtete sich gerade wieder auf, Legolas lag noch auf dem Boden, halb unter dem Kopfgeldjäger begraben und vor ihm lag ein abgetrennter Arm. Ich blickte dorthin wo noch vor wenigen Sekunden die Orks gesessen hatten, aber dort war niemand mehr.
„Was war das?", ich blickte den Kopfgeldjäger fassungslos an, der gerade dabei war Legolas von seinem Gewicht zu befreien.
„Nun", antwortete er unbestimmt, „das war eines meiner Spielzeuge ... Sprengkörper ..."
„Sprengkörper?", fragte Gimli ungläubig, „warum schleppt ihr Sprengkörper mit euch herum?"
„Weil sie hin und wieder recht nützlich sind!", erläuterte der Kopfgeldjäger genervt.
„Nun ... diese Sprengkörper hatten eine durchschlagenden Wirkung", antwortete ich immer noch erstaunt, „aber Fakt ist, wir sind immer noch gefesselt!"
Als Antwort gab Ionduath einen scharfen Pfiff von sich und Sekunden später kam sein Falke durch die Bäume geflogen und setzte sich vor seinen Herren.
„Wärst du wohl so gut mir meine Fesseln zu lösen?", fragte der Kopfgeldjäger den Vogel als würde dieser jedes Wort verstehen. Und zu meiner Überraschung hüpfte das Tier auch wirklich hinter ihn und begann an den Fesseln zu zerren.
„Wo warst du eigentlich als diese Dinger uns eingekreist haben, he?", fragte Ionduath leicht verärgert und wurde als Antwort von Alagos in die Hand gepickt.
„Aua!"
Eine Viertelstunde später hatte Alagos seinen Herren befreit. Dieser stand nun auf und begab sich zu den Überresten unseres Lagers, um etwas zu finden, mit dem er unsere Fesseln lösen konnte. In den schwelenden Überresten fand er einen kleinen Dolch, mit dem er unsere Fesseln durchtrennte.
„Ich schlage vor, wir durchsuchen das Lager nach noch brauchbaren Sachen und gehen dann weiter."
Der Vorschlag von mir wurde einstimmig angenommen und wir durchsuchten zusammen die teilweise recht verkohlt aussehenden Sachen.
Unsere Waffen waren Gott sei Dank noch vollkommen in Ordnung und auch einige unserer Vorräte waren noch brauchbar, wenn auch die Orks vieles davon selber aufgegessen hatten.
Als ich alle meine Sachen wieder hatte, drehte ich mich um und sah den Kopfgeldjäger auf dem Boden hocken und eine verbliebene Kugel nach der anderen vorsichtig in den Beutel legen. Vorher untersuchte er sie aber auf eventuelle Schäden. Irgendwie war mir unwohl bei dem Gedanken, dass er solche gefährlichen Dinge mit sich herumtrug.
Nach gut einer Stunde waren wir dann aufbruchbereit und Legolas ging, um unsere Pferde zu holen. Wir anderen setzten uns an die Überreste des Lagerfeuers und warteten. Während Ionduath und ich uns über mögliche Motive der Männer, die wir suchten, unterhielten, fiel mir auf, dass Gimli extrem schweigsam war. Anscheinend machte er sich immer noch Vorwürfe.
„Gimli", sagte ich seufzend, „du musst dir keine Vorwürfe machen. Wir leben schließlich noch. Und wir denken deswegen kein bisschen schlechter von dir!"
„Du und Legolas vielleicht nicht ... aber der da ganz bestimmt!", knurrte Gimli und zeigte mit dem Kopf zu Ionduath hin.
„Glóinsgör, was kümmert euch das", schnurrte der Kopfgeldjäger in nonchalantem Ton, „ich hatte schon vorher keine hohe Meinung von euch ... und sehr viel tiefer konnte sie schon da nicht sinken. Außerdem ... habe ich keinen Grund mich zu beschweren ... immerhin hatte ich kein Messer im Rücken beim Aufwachen ... und auch keine Axt ... stattdessen habe ich einen scharfkantigen Stein gegen den Kopf bekommen ... aber das lassen wir mal ganz dezent unter den Tisch fallen."
Scharfkantiger Stein?
Plötzlich fiel mir das Blut wieder ein, dass ich sein Gesicht herunterlaufen sehen hatte. Und ich stand auf, um das näher zu untersuchen.
„Lasst mich eure Verletzung mal sehen", forderte ich den Kopfgeldjäger auf.
„Mhm? Wie ... nein! Das ist nicht so schlimm wie es aussah! Es ist wirklich nicht nötig, dass ihr euch die Wunde anseht."
„Aber die Wunde hat ganz schön geblutet!", beharrte ich.
„Das tun Kopfwunden immer! Und jetzt lasst mich in Frieden. An dem Kratzer werde ich schon nicht sterben."
Ich bekam keine weitere Möglichkeit den Kopfgeldjäger davon zu überzeugen, dass ich mir die Wunde ansehen musste, weil in diesem Moment Legolas mit den Pferden zurückkam. Ionduath ergriff die Chance beim Schopfe und sprang auf, um sein Reittier zu begrüßen und es sogleich wieder mit seinem Gepäck zu beladen.
Mir blieb nichts anderes übrig als die Halsstarrigkeit des schwarzen Reiters zu akzeptieren und ich machte mich auch daran mein Pferd zu beladen. Zehn Minuten später ritten wir schweigend nebeneinander durch Dunland.
Während der Morgendämmerung erreichten wir die Alte Südstraße und folgten ihr. Gimli der ja hinter Legolas auf dem Pferd saß, war keine zwei Stunden nach unserem Aufbruch in einen tiefen Schlummer gefallen und beglückte uns seitdem mit seinem lauten Geschnarche. Der einzige Grund warum wir das ertrugen, war der Gedanke, dass er dann ausgeruht Wache schieben konnte, während wir schliefen.
„Es ist doch wirklich erstaunlich unter welchen Vorraussetzungen Zwerge schlafen können!", grummelte der Kopfgeldjäger mit einem Seitenblick auf Gimli.
Legolas lächelte ihn von der Seite her an.
„Gimli kann überall schlafen!"
„Das glaube ich aufs Wort ... aber wenn der Zwerg nicht bald mit dem Gesäge aufhört, dann stopf ich ihm seine eigenen Socken ins Maul!"
Wenige Stunden später – Gimli schlief immer noch – überquerten wir den Gwathilo bei Tharbad und folgten von da an dem Grünweg. Nachdem wir auf diesem Weg auch mehrere Stunden ohne Pause geritten waren, konnten wir den Baranduin (Brandywein) vor uns rauschen hören. Zu meiner großen Erleichterung konnten wir die Sarnfurt noch überqueren. Als wir dann zwei Tage später das Auenland erreichten, verließen wir den Grünweg und schlugen uns querfeldein über das Land.
Am späten Nachmittag dieses Tages – Gimli schlief immer noch – standen wir auf einem Hügel und konnten auf Hobbingen hinabsehen. Wie immer war das Land grün mit vielen blühenden Blumen und zwischendrin lugten die Häuser der Hobbits hervor. Auf den ersten Blick sah alles aus wie immer und so ritten wir langsam den Hügel hinunter.
„Hier wohnen also Hobbits ... ähm ... denen ist klar, dass ihre Häuser unterirdisch sind?", fragte Ionduath mit einem kritischen Blick auf die kleinen Häuser, „ich meine ... das muss doch tropfen ..."
Ich konnte nicht anders und musste lachen, dadurch wachte auch Gimli wieder auf.
„Die Hobbits leben gerne so, glaubt mir! Und in ihren Häusern tropft es auch nicht und Wurzeln kommen auch nicht durch die Decke!"
„Na, wenn ihr das sagt!", murmelte Ionduath mit einem Seitenblick auf Legolas, der sich ebenfalls fasziniert die vielen Häuser ansah.
Ich lenkte mein Pferd in die Richtung, in der ich Beutelsend vermutete und registrierte nebenbei neugierige Blicke, die aus den Häusern kamen. Außerdem konnten wir hin und wieder hören, wie einzelne Fenster oder Türen einen Spalt weit geöffnet wurden, um einen besseren Blick auf uns zu erhaschen.
Je näher wir Beutelsend kamen, desto mehr Hobbits konnte ich auf den Straßen ausmachen, die uns neugierig und den Kopfgeldjäger mit offenem Misstrauen betrachteten. Mittlerweile standen wir auf einem Marktplatz und ich sah mich zweifelnd um. Wo musste ich jetzt lang? Ich wusste es einfach nicht und beschloss jemanden zu fragen. Elegant glitt ich von meinem Pferd herunter und trat auf den nächstbesten Hobbit in meiner Nähe zu.
„Entschuldigt bitte, aber in welcher Richtung finde ich Beutelsend?"
„Ähm ... äh ... da ... da ... müsst ihr ... da müsst ihr einfach nur diesem Weg folgen ...", stammelte der Hobbit und deutete auf den Weg zu meiner Rechten, wobei er aber keine Sekunde lang den Kopfgeldjäger aus den Augen ließ.
„Vielen Dank", und an meine Begleiter gewandt, fügte ich hinzu: „ab hier führen wir die Pferde."
Legolas und Ionduath stiegen von ihren Pferden und gesellten sich zu mir. Vorher half Legolas Gimli noch von seinem Pferd und tätschelte den Hals des schönen Tieres. Mein Blick wanderte von dem ungleichen Freundespaar zu dem Kopfgeldjäger, der scheinbar teilnahmslos neben seinem Pferd stand und seine Umgebung musterte. Der lange, fließende Umhang, der seine Gestalt vollkommen umhüllte, endete wenige Millimeter über dem Boden und teilte sich nur beim Laufen ein wenig, um einen kurzen Blick auf die langen Beine des Kopfgeldjägers freizugeben.
„Gefällt es euch hier?", fragte ich beiläufig.
„Lasst es mich so ausdrücken: ich bin angenehm überrascht!", antwortete er mit blitzenden Augen.
Den Rest des Weges legten wir schweigend zurück, immer der Tatsache bewusst, dass wir genauestens beobachtet wurden. Aber schließlich erreichten wir Beutelsend und ich klopfte an die Tür.
Wir mussten nur einen winzigen Augenblick warten bis die Tür geöffnet wurde, allerdings nicht von Frodo oder Sam, sondern von einer jungen Hobbitfrau mit honigblonden Locken und blauen Augen.
„Bitte entschuldigt", sagte ich überrascht, „aber wir suchen eigentlich Frodo Beutlin!"
„Oh", hauchte die Frau und ihr Gesicht erhellte sich, „dann ... dann seid ihr Streicher?"
„Ja, der bin ich und das ...", weiter kam ich nicht, weil die Frau mich aufgeregt unterbrach.
„Das müssen Legolas, der Elbenprinz und Gimli Glóinssohn sein. Oh, Sam hat soviel von ihnen erzählt und Frodo auch ... aber ... aber kommt doch rein."
„Danke schön!", erwiderte ich lächelnd und trat ein.
Gimli, der nach mir in das Häuschen eintrat, verbeugte sich vor der Hobbitfrau.
„Es ist mir eine besondere Ehre sie kennen zulernen, mein Fräulein! Und übrigens ... die Fledermaus, die als letztes eintreten wird, ist Ionduath ... hat kein Benehmen und keinen Anstand aber lassen sie sich davon nicht stören, denn Benehmen und Anstand habe ich genug!"
Legolas verbeugte sich ebenfalls vor ihr und begrüßte sie freundlich. Ja und dann kam die Reihe an unsere anstandslose Fledermaus. Legolas und ich hatten schon Probleme aufrecht in diesem Haus zu gehen, aber für den Kopfgeldjäger war das vollkommen unmöglich.
Er trat sehr gebeugt ein und ging vor dem Mädchen auf die Knie, nahm ihre Hand und küsste selbige, mit einem unverschämten Seitenblick auf den Gimli.
„Mylady, niemals glaubte ich, einer so schönen Frau, wie ihr es seid, begegnen zu dürfen!"
Die Hobbitfrau errötete bis unter die Haarwurzeln und Gimli hing vor Erstaunen der Mund offen, während Legolas und ich leicht schmunzelten.
Das Mädchen kicherte noch ein wenig und beruhigte sich dann langsam wieder, um uns in die Küche zu führen. Dort setzten wir uns auf die kleinen Bänke, die eigentlich für Leute in Hobbitgröße gemacht worden waren und warteten.
„Ich ... ich habe mich noch gar nicht vorgestellt", sagte die Hobbitfrau plötzlich erschrocken, „ich bin Rosie Gamdschie, Sam Gamdschies Frau!"
Dann hatte Sam also geheiratet. Unglaublich.
Legolas und Gimli schienen so ziemlich das Gleiche zu denken, denn auch ihnen war das Erstaunen anzusehen.
„Kann ich den Herren irgendetwas anbieten?"
„Nein, nein", wehrte ich ab, „wir sind eigentlich nur hier, um mit Frodo und Sam zu reden. Wo sind sie?"
„Oh ... nun ja ... ich fürchte, ihr habt sie verpasst. Herr Frodo ist vor wenigen Tagen aufgebrochen um einen Elbenzug zu treffen ... und als mein Mann, Herr Brandybock und Herr Tuk herausgefunden haben, was er vorhatte, sind sie ihm gefolgt. Es wird wahrscheinlich etwas dauern, bis sie wieder hier sind."
„Oh ... nun ... daran können wir leider nichts ändern ... aber vielleicht könnt ihr uns weiterhelfen", ich blickte Rosie überlegend an, „ist euch in den letzten Tagen hier etwas Seltsames aufgefallen ... viele Leute in blauen Kutten, zum Beispiel?"
„Nein, mir nicht ... aber einer hat mal erwähnt, dass er welche in Bree gesehen hätte ... aber das war auch schon alles."
„Mrs. Gamdschie", Ionduath blickte die kleine Frau fragend an, „ihr wisst nicht zufällig, um was für einen Elbenzug es sich dabei handelt ... ich meine, wer dabei ist?"
„Nun, alle Elben, die hier lang kommen, wollen zu den Grauen Anfurten ... ... aber wer jetzt genau dabei war, dass weiß ich nicht ... ... obwohl", sie tippte sich nachdenklich gegen die Unterlippe, „Sam hat irgendeinen Namen erwähnt bevor er losging ... es war irgendjemand bei dem er sich bedanken wollte ... eine Frau, glaube ich ... ..."
„Lady Galadriel?", fragte Legolas vorsichtig.
„Ja, genau die war es. Sie hat Sam diesen Samen gegeben! Diesen Mallornsamen! Bei ihr wollte er sich bedanken."
Bei Lady Galadriel. Dann würde sie jetzt in den Westen gehen ... und mir ihr mein Vater. Elrond hatte einmal erwähnt, dass er zusammen mit Lady Galdriel nach Valinor segeln würde. Und ich hatte nicht einmal die Gelegenheit gehabt mich von ihm zu verabschieden, dachte ich traurig.
Neben mir sprang der Kopfgeldjäger plötzlich wie von der Wespe gestochen auf und stieß sich natürlich den Kopf an der niedrigen Decke.
„Autsch ... zum ... ...mmm Kuckuck!", fluchte er unterdrückt und rieb sich seinen Schädel, was von Gimli mit einem schadenfrohen Grinsen quittiert wurde.
„Ist euch gerade was eingefallen?", fragte Gimli honigsüß.
„Jaa ... wir müssen sofort nach Mithlond!" (Graue Anfurten)
„Und warum", fragte ich erstaunt.
„Weil wir die ganze Zeit falsch gelegen haben! Die waren gar nicht hinter den Hobbits her ... die wollen die Elben! Das Auenland wollten sie nur passieren."
Ich erschrak. Diese Möglichkeit hatte ich noch gar nicht in Betracht gezogen. Aber wenn das der Wahrheit entsprach ...
„Wir brechen sofort auf", rief ich und sprang von meinem Sitz auf, „vielen Dank für eure Gastfreundschaft!"
So schnell wie möglich rannte ich aus dem Haus zu meinem Pferd, das unter einem Baum stand und graste und schwang mich hinauf. Nach mir verließen Legolas und Ionduath das Haus und zum Schluss kam Gimli.
„Immer diese kopflosen Entscheidungen", fluchte der Kopfgeldjäger und war mit einem Satz bei mir um Brego bei den Zügeln zu fassen und mich so davon abzuhalten, fortzureiten.
„Denkt doch bitte mal realistisch", fauchte er mich an, „diese Leute haben mindestens eine Woche Vorsprung gehabt! Sie werden die Elben schon längst erreicht haben ... egal wie schnell wir reiten. Zudem haben wir keine Vorräte mehr und unsere Pferde müssen sich auch ausruhen. Wir würden sie nur zu Schande reiten, wenn wir jetzt aufbrechen und dann haben wir überhaupt keine Chance mehr, sie einzuholen."
„Aber ..."
„Kein Aber, Aragorn", fing Legolas jetzt an, „er hat Recht! Lass uns ein wenig ausruhen und unsere Vorräte auffüllen ... und dann reiten wir weiter."
Schweren Herzens stimmte ich den beiden zu und so verbrachten wir diese Nacht im Auenland. Rosie Gamdschie tat wirklich alles um uns diesen Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen, aber das änderte leider nichts an der Tatsache, dass die Betten für Legolas, den Kopfgeldjäger und mich viel zu kurz waren. Ich schlug deswegen mein Lager auf dem Boden vor dem Kamin auf und Legolas bevorzugte es ohnehin draußen zu übernachten. Ionduath beschloss ihm Gesellschaft zu leisten mit der Bemerkung, dass er nicht noch mehr Beulen und Platzwunden an einem Tag gebrauchen konnte. Er hatte sich nämlich mehrmals den Kopf an der niedrigen Decke gestoßen oder war gegen einen Kronleuchter geprallt und hatte somit die Schadenfreude von Gimli heraufbeschworen.
Aus der Sicht von Legolas
Als Gimli und Aragorn sich langsam zur Ruhe legen wollten, ging ich nach draußen um für mich einen geeigneten Schlafplatz zu finden. Sams Frau hatte zwar angeboten einige Matratzen und Decken auf den Boden zu legen, da die Betten doch etwas zu kurz waren, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass ihr Haus unterirdisch war und noch dazu alles sehr beengend. Ich zog es also vor draußen zu übernachten. Aragorn hatte zuerst auch mit diesem Gedanken gespielt, aber da hatte Ionduath ihm dann von abgeraten als er gegen Abend plötzlich wieder anfing zu husten. Der Kopfgeldjäger hatte Aragorn gegen seinen Willen eine ordentliche Portion dieser Medizin eingeflösst und ihm dann gedroht für ihn eine besonders scheußliche Medizin zu finden, sollte er auch nur eine Haarspitze von Aragorn draußen sehen.
Bei der Erinnerung daran musste ich schmunzeln. Aragorns Gesicht war wirklich zu komisch gewesen. Apropos komisch. Das Verhalten des Kopfgeldjägers war auch mehr als nur komisch, dachte ich, als ich einen Baum hinaufkletterte. In einem Moment tat er so, als wäre ihm vollkommen egal was mit uns geschah und dann wiederum machte er sich Sorgen um uns. Und dann war da ja noch dieser unangenehme Zwischenfall am See, und am nächsten Tag, der an dem Fluss gewesen.
„Ich versteh diesen Mann einfach nicht", murmelte ich leise, als ich mich auf einem breiten Ast niederließ und mich an den Stamm lehnte.
„Wen versteht ihr nicht", fragte mich plötzlich eine Stimme aus dem Dunkel. Ich erschrak so sehr, dass ich beinahe vom Baum gefallen wäre, wenn mich nicht jemand am Arm gehalten hätte.
„Na, na, Prinzlein ... ein wenig vorsichtiger. Ihr seid hier nicht in einem Himmelbett."
Leicht verärgert blickte ich in die Richtung, aus der die Stimme kam und erkannte den Kopfgeldjäger einen Ast über mir sitzen und immer noch meinen Arm festhaltend.
„Ionduath ... ihr habt mich erschreckt!", setzte ich ihn in Kenntnis.
„Na das habe ich gemerkt. Ich sehe nämlich nicht jeden Tag einen Elben von einem Baum fallen ...", er tippte sich nachdenklich ans Kinn, „überhaupt sehe ich euch in letzter Zeit eigentlich häufiger in äußerst unelbenhaften Posen!"
Ich knurrte verstimmt und zog meinen Arm nach unten, damit Ionduath ihn endlich losließ.
„Kommt hier hoch! Hier sitzt ihr etwas Bequemer ... und sicherer als dort unten", forderte er mich auf. Widerstrebend kam ich seiner Aufforderung nach und setzte mich auf einen Ast in seiner Nähe.
„Ihr habt meine Frage nicht beantwortet, Prinzlein!", sagte er, als ich mich gesetzt hatte.
„Welche Frage?", fragte ich unschuldig.
„Wen ihr nicht versteht!", antwortete er und blickte zu den Sternen hinauf.
„Nicht wichtig", murmelte ich und blickte ebenfalls in den Himmel.
„Gut ... ... dann mache ich euch einen Vorschlag ... ihr fragt mich etwas, was ihr über mich wissen wollt ... und dann sagt ihr mir, wen ihr nicht versteht."
„Werdet ihr die Frage auch beantworten?", fragte ich lächelnd.
„Sofern sie nicht zu persönlich wird ... es geht euch nämlich nichts an, was ich unter meiner Hose trage ... oder welche Stellung ich bevorzuge ... das werdet ihr nämlich noch früh genug herausfinden", antwortete er mit einem offensichtlichen Grinsen.
„Vorausgesetzt ... ich will es überhaupt herausfinden", entgegnete ich trocken, „aber gut ... keine allzu persönlichen Fragen ... wo kommt ihr her?"
„Von sehr weit weg", beantwortete er meine Frage nach einer kurzen Überlegung und sein Blick wurde seltsam abwesend.
„Aha ... geht's auch genauer?"
„Tut mir Leid, Prinzlein, aber diese Frage werde ich euch nicht beantworten ... noch nicht."
„Kann ich euch dann noch was Anderes fragen?"
Er nickte ohne seinen Blick von den Sternen zu nehmen.
„Warum seid ihr Kopfgeldjäger?"
„Weshalb interessiert euch das?", fragte er und sah jetzt in mein Gesicht.
„Ihr verdient euren Lebensunterhalt damit andere Lebewesen zu töten!", antwortete ich mit hartem Gesicht.
„Ach ... und was macht ihr? Ihr mordet auch, wenn ihr euch verteidigen müsst", antwortete er gleichgültig.
„Das ist was anderes", antwortete ich aufgebracht, „ich töte, weil ich mein Leben damit verteidige ... ihr mordet, weil ihr von irgendjemandem Geld dafür bekommt!"
„Und mit diesem Geld erhalte ich mein Leben. Ich mach' also eigentlich nichts Anderes als ihr. Ich versuche lediglich am Leben zu bleiben."
„Aber habt ihr euch schon einmal überlegt, dass ihr auch Lebewesen tötet, die gar nichts verbrochen haben? Sie werden nur umgebracht, weil sie jemand anderem im Weg sind!"
„Ah ... daher weht der Wind!", antwortete er und blickte wieder in den Himmel.
„Ich versichere euch, Prinzlein, dass ich nur Menschen töte, die es wirklich verdient haben. Ich nehme nicht jeden Auftrag an ... ich werde also bestimmt nicht den Auftrag eines Mannes annehmen, der seine Frau loswerden will, um für eine andere frei zu sein. Eher schlage ich so jemanden zusammen."
Ein Kopfgeldjäger mit Prinzipien? Ionduath bemerkte meinen zweifelnden Blick und seufzte.
„Um genau zu sein, Prinzlein, töte ich nur äußerst selten Menschen. Ich bin mehr für Monster zuständig ... Orks zum Beispiel ... oder andere Arten von Ungeziefer ... großes Ungeziefer ...!"
„Was war dann mit dem Mann in Caras Morn? Ihr habt ihm einfach den Kopf abgeschlagen."
„Er hat mich angegriffen. Hätte ich ihn nicht getötet, wären die Anderen auch auf mich losgegangen ... und ich bin kein sehr talentierter Schwertkämpfer ... ... außerdem hatte ich die Wahl ... entweder ich töte ihn und rette somit zwei Leben ... nämlich meines und das einer anderen Person, die etwas ... ... nun bewegungsunfähig auf einem Bett gelegen hat ... ... der Name fällt mir jetzt nicht ein, aber ich bin sicher ihr kennt ihn", sagte er mit einem Grinsen in meine Richtung, „oder ... ich hätte Gnade gezeigt ... und mir wäre unter Garantie keine Gnade entgegengebracht worden ... und euch erst recht nicht!"
„Verstehe ... ...", murmelte ich leise und zog meine Knie enger an meinen Körper.
„Soviel zu meiner Wenigkeit. Jetzt bin ich dran. Wen versteht ihr nicht?", wiederholte er seine anfängliche Frage.
„Ihr seid hartnäckig, wisst ihr das?", antwortete ich mit dem Anflug eines Lächelns.
„Ja ... das wurde mir schon mehrmals gesagt."
„Aber ihr habt meine Fragen beantwortet und jetzt werde ich eure beantworten. Ich verstehe euch nicht!"
„Inwiefern?", war die emotionslose Antwort.
„Ich verstehe nicht, warum ihr uns helft! Und kommt mir jetzt nicht wieder mit euren Vaterinstinkten ... ich bin sehr viel älter als ihr."
„Ihr seht aber nicht unbedingt älter aus", war die verschmitzte Antwort, die ich mit einem Grummeln quittierte.
„Schon gut, schon gut", sagte er lachend, „ich antworte ja schon. Rollen wir das Ganze also mal leicht verständlich auf. Ihr habt mich angeheuert. Am Ende des Auftrages bekomme ich von euch Geld. Ich bekomme aber logischerweise kein Geld, wenn meine Auftraggeber vorher sterben. Ist es deswegen nicht logisch, dass ich alles daransetze euch am Leben zu erhalten? Selbst diesen nervigen Zwerg?"
„Schon aber ... ich weiß nicht ... irgendwas stört mich ... ihr benehmt euch nicht wie ein ungehobelter Kopfgeldjäger ... auch vorhin, wie ihr Mrs. Gamdschie begrüßt habt ... irgendwie habe ich mir so nie einen Kopfgeldjäger vorgestellt."
„So? Wie habt ihr euch den einen Kopfgeldjäger vorgestellt?", fragte er neugierig.
„Irgendwie ... ... dreckig ... unverschämt ... keine Manieren ... ungehobelt ... hässlich!", zählte ich langsam auf.
„Also mit den ersten Punkten bin ich einverstanden ... aber der Letzte? Prinzlein, ihr habt mich noch nie ohne diese Tücher gesehen ... woher wollt ihr wissen, dass ich nicht doch hässlich bin ... vielleicht trage ich diesen Turban ja gerade deswegen."
Ich schüttelte energisch meinen Kopf.
„Nein, das glaube ich nicht ... den Teil eures Gesichtes, den man sehen kann ... der ist nicht hässlich ... obwohl man nicht viel von euch sehen kann ..."
„Aber Prinzlein", gurrte der Kopfgeldjäger plötzlich und ich erkannte, dass ich einen riesigen Fehler gemacht hatte, „ihr findet mich schön?"
„So meinte ich das nicht!", versuchte ich mich zu retten. „Ich habe nur gesagt, dass ihr nicht hässlich seid!"
„Oh ja, und daraus schließe ich, dass ihr mich schön findet!", schnurrte Ionduath und kletterte auf den Ast, auf dem ich saß, um mir in die Augen sehen zu können.
„Ihr", ich wich vor seinem Gesicht zurück, dass plötzlich immer näher kam. Aber plötzlich stutzte der Kopfgeldjäger und legte seine Finger an mein Kinn.
„Hmm!", machte er leise.
„Hmm?", fragte ich zurück, nicht wissend, was ich davon halten sollte.
„Da ist irgendetwas in eurem Auge", sagte der Kopfgeldjäger und legte seinen Kopf schief, „da sind Schmerzen ... große Schmerzen!"
Ich blickte ihn ungläubig an, „wovon redet ihr?"
„Irgendwas bedrückt euch!"
Unwirsch drehte ich meinen Kopf beiseite.
„Oh, keine Sorge, ich habe nicht vor euch danach zu fragen. Ich weiß nämlich, dass ihr mir keine Antwort geben werdet", sagte er seufzend und sank wieder auf seinen Ast zurück.
„Ionduath", ich blickte den Kopfgeldjäger auffordernd an, „vor einigen Tagen ... an der Quelle ... ich wollte nicht sagen, dass ein Mensch meiner unwürdig ist. ... ich wollte sagen, dass ich mich nicht für Männer interessiere."
Ich wusste zwar nicht warum ich plötzlich wieder damit anfing, aber irgendwie hatte ich das Gefühl etwas richtig stellen zu müssen.
„Schon mal mit einem Mann geschlafen?", fragte er unbeeindruckt und las die Antwort in meinem Gesicht ab.
„Wie wollt ihr dann sicher sein, dass ihr euch nicht für Männer interessiert?"
Der Kopfgeldjäger zerrte langsam wirklich an meinem Nervenkostüm und darum fiel meine Antwort um einiges lauter aus, als sie eigentlich sein sollte.
„Ich weiß, dass ich mich nicht für Männer interessiere, weil sie mich in keinster Weise erregen. Ihr könntet euch jetzt nackt ausziehen und ich würde nicht mal mit einem Muskel zucken!"
Zu meinem Erstaunen sackte der Kopf von Ionduath auf seine Brust und ich hörte ein gequältes Schluchzen.
„Ionduath? Ist alles in Ordnung", fragte ich besorgt.
„Ihr seid wirklich grausam, wisst ihr das Prinzlein? Zerstört die Träume eines armen, alten Mannes!"
Der Kopfgeldjäger hatte mittlerweile seinen Kopf gehoben und ich sah das amüsierte Glitzern in seinen Augen.
„Euch ist doch wirklich nicht mehr zu helfen!", stöhnte ich.
„Ich weiß!", grinste der Kopfgeldjäger und blickte mich immer noch amüsiert an. Ohne etwas dagegen tun zu können, musste ich mitlachen.
Der Kopfgeldjäger blickte mich spitzbübisch von der Seite an und brachte mich dazu ihn wiederum fragend anzusehen.
„Was?", fragte ich genervt.
„Och nichts ... es ist nur so, dass ich mir ziemlich sicher war, dass zwischen euch und dem zu klein geratenen Troll irgendetwas im Gange war ..."
Zuerst blickte ich Ionduath nur ratlos an, aber dann dämmerte mir wen und was er meinte und ein Ausdruck eindeutigen Entsetzens spiegelte sich auf meinem Gesicht wieder.
„Habt ihr noch alle Pfeile im Köcher?", fragte ich den Kopfgeldjäger entsetzt.
„Gimli ist ein Mann ... Zwerg ... und dieser Größenunterschied ..."
„Das ist ein Grund ... aber kein Hindernis", flüsterte der Kopfgeldjäger amüsiert, „aber keine Sorge ... ich habe nur einen Scherz gemacht."
„Das will ich auch stark hoffen", antwortete ich finster und lehnte mich wieder entspannt zurück. Eine Weile schwiegen wir beide, aber irgendwann hielt ich die Stille nicht mehr aus.
„Ionduath, kann ich euch noch etwas fragen", fragte ich ihn.
„Aber sicher doch", antwortete er ohne seinen Blick von den Sternen zu nehmen.
„Welche Haarfarbe habt ihr?"
„Woher wollt ihr wissen, dass ich überhaupt noch Haare habe?", fragte er scherzhaft zurück.
„Oh ...", ich atmete tief ein, „dann sagt mir einfach welche Farbe eure Haare gehabt hätten!"
„Schwarz! Schwarz wie die Nacht."
Diese Antwort überraschte mich nicht wirklich, immerhin waren seine Augen, seine Wimpern und seine Brauen vollkommen schwarz. Da wäre es schon äußerst seltsam gewesen, wenn sein Haupthaar blond wäre.
„Seid ihr mir eigentlich noch böse?", fragte der Kopfgeldjäger beinahe nebensächlich und ich wusste augenblicklich worauf er anspielte.
„Oh ja! Ich bin sogar noch sehr böse auf euch", antwortete ich ernst und ignorierte das nervöse Schlucken meines Gesprächpartners.
„Ich bin böse auf euch, dass ihr euch in Caras Morn solange Zeit gelassen habt, um mir zu helfen ..."
„Oh ... das ist alles?", fragte er erleichtert, verstummte aber augenblicklich, als ich ihm gegenüber saß und meine Hände neben seinem Kopf an dem Baum abstützte.
„Ich denke, dass ist schlimm genug ... und dafür hätte ich gerne eine Wiedergutmachung! Außerdem bin ich auch nicht gerade erbaut darüber, dass ihr es mehrmals geschafft habt, mich zu überwältigen. Das ist doch nicht normal für einen Menschen!"
„He ... nun ... ja ...", stotterte er, „ich betreibe ... halt viel ... äh ... Muskeltraining!"
„Muskeltraining", wiederholte ich skeptisch, „also ... ich glaube eher, dass ihr uns irgendetwas verheimlicht!"
„Oh ...", antwortete er schnell, „ich verheimliche euch viel! Meinen wahren Namen, mein Alter, meine Herkunft, mein Aussehen ..."
„Das meine ich nicht", ging ich dazwischen und verengte meine Augen zu Schlitzen, „wisst ihr ... ich habe euch in den letzten Tagen genau beobachtet ... ihr esst selten, schlaft wenig ... bewegt euch ... elegant ... und eure Ausdrucksweise ist äußerst ... adäquat, außerdem habt ihr ein Wissen über Heilungsmethoden, die über die eines Normalsterblichen weit hinausgehen! So langsam kommen mir Zweifel daran, dass ihr nur ein einfacher Kopfgeldjäger seid ..."
„So", seine Stimme klang piepsig und er machte sich immer kleiner, „was sollte ich denn sonst sein?"
„Ich weiß nicht genau", antwortete ich unbestimmt und ließ eine Hand über sein Gesicht wandern, „vielleicht irgendein ganz hohes Tier in Caras Morn? DER Verbrecher überhaupt? Die schwarze Seele, die in allen Verbrecherstädten den Ton angibt?"
„Prinzlein ... ich ...", der Kopfgeldjäger erstarrte als ich ihm plötzlich das Tuch von der unteren Hälfte des Gesichts riss. Leider konnte ich durch die Dunkelheit nicht sehr viel erkennen, nur ein kräftiges Kinn und sinnliche Lippen. Beinahe zu Schade für einen Mann. Und dann natürlich noch dieser herrlich schockierte Ausdruck in seinen Augen, als ich meine Finger über seine Wange streichen ließ. Als ich an seinem Mundwinkel ankam, ging plötzlich wieder Leben in den Körper des Kopfgeldjägers ein.
Er schubste mich leicht von sich und schob das Tuch wieder an seinen Platz. Seine Augen sprühten Funken, als er mich jetzt ansah.
„DAS war ein ganz schmutziger Trick!", sagte er noch und hüpfte dann vom Baum, um in der Dunkelheit zu verschwinden.
Zufrieden lächelnd lehnte ich mich an den Baum zurück.
Der Kopfgeldjäger hatte es sich anscheinend zur Aufgabe gemacht meine Seelenprobleme zu erforschen ... ich würde in Zukunft ihn weiter erforschen! Und ich würde rausbekommen, was ER verheimlichte ... so wahr ich Legolas Thranduilion war.
Betrübt schloss ich plötzlich meine Augen. An meinen Vater zu denken, tat weh.
Aus der Sicht von Aragorn
Am nächsten Tag bestand ich darauf, noch vor den ersten Sonnenstrahlen aufzubrechen. Der Kopfgeldjäger – der seltsamerweise leicht missgestimmt war – wollte davon allerdings nichts wissen. Bevor ich auch nur einen Mucks zu meiner Verteidigung herausbringen konnte, flößte er mir wieder etwas von dieser scheußlichen Medizin ein.
„Bei Eru", ich wischte mir angewidert über die Mundwinkel, „und ich dachte, nur mein Vater könnte so etwas Ekelhaftes zusammenbrauen."
„Euer Vater?", fragte er uninteressiert.
„Na ja, eigentlich mein Ziehvater. Lord Elrond ... er ist ein großer Heiler unter den Elben ... vielleicht sogar der Beste. Ich bin sicher, ihr habt schon von ihm gehört!"
„Flüchtig", war die einsilbig geknurrte Antwort.
„Was denn", giftete Gimil schadenfroh, „ist unserem liebsten Kopfgeldjäger etwa die gute Laune verhagelt."
„Wenn ihr nicht eure Klappe haltet, Glóinsgör, dann hagelt es gleich etwas auf euren Kopf! Nämlich Schläge! Und jetzt lasst mich in Frieden!"
Gimli ließ sich zu meiner großen Überraschung zu keinem weiteren Kommentar hinreißen, dafür hörte ich jetzt aber ein schockiertes Quietschen von der Küchentür, in der Sams Frau stand und ungläubig auf Ionduath starrte.
„Ihr ... ihr seid ein Kopfgeldjäger ... aber ihr ... ihr wart doch gestern so charmant! Wie könnt ihr ein Kopfgeldjäger sein!", plapperte sie drauf los und dann kam ihr ein schockierender Gedanke!
„W-warum seid ihr hier? Und was wollt ihr vom meinem Mann?"
Der Kopfgeldjäger ließ seinen Kopf gegen die nahe Wand fallen und stieß geräuschvoll die Luft aus. Dazwischen glaubte ich etwas zu hören, dass klang wie: „Heute geht aber auch wirklich alles schief!"
Nichts desto Trotz drehte der Kopfgeldjäger sich zu Rosie um.
„Meine liebe Frau Gamdschie ... seid versichert, dass weder ihr noch irgendein anderer Hobbit in diesem Dorf oder euer Mann und seine Freunde von mir etwas zu befürchten haben! Ich bin gerade so friedlich wie ein neugeborenes Kätzchen!"
Sams Frau lächelte den Kopfgeldjäger nach diesem Vergleich gerührt an und verschwand nach dem sie unser Frühstück bereitgestellt hatte. Als sie außer Hörweite war, hörte ich den Kopfgeldjäger murmeln: „Und ich werd' gleich zum ausgewachsenen Tiger, wenn mir noch irgendjemand dumm kommt!"
Ich konnte nicht anders und musste lachen, nebenbei fragte ich mich noch, was dem Kopfgeldjäger so auf den Magen geschlagen war und kam zu dem gar nicht abwegigen Schluss, dass es irgendetwas mit Legolas zu tun haben musste.
Besagten Elb traf ich mit verdächtig guter Laune bei unseren Pferden an.
„Gibt es einen Grund für deine hervorragende Laune?", fragte ich erstaunt, denn eigentlich war Legolas in den letzten Tagen eher in sich gekehrt gewesen.
„Oh ja, in der Tat, den gibt es! Ich hatte im Laufe der Nacht ein privates Erfolgserlebnis!"
„Aha ...", antwortete ich noch genauso schlau wie vorher. Aber Legolas ging nicht weiter drauf ein und so blieb meine Neugier ungestillt. Zudem hatten wir wichtigere Aufgaben, um die wir uns kümmern mussten. Und so verabschiedeten wir uns von Rosie und ritten mit den ersten Sonnenstrahlen den Grauen Anfurten entgegen.
Bereits am Mittag ließen wir die Weiten Höhen hinter uns ohne auf Spuren eines Kampfes oder sonstige Aktivitäten zu treffen. Vielleicht hatte sich der Kopfgeldjäger ja geirrt oder die Elben waren schneller gewesen, dachte ich hoffnungsvoll.
Am frühen Nachmittag ritt Ionduath uns ein Stück voraus, um von einem Hügel aus einen besseren Überblick zu haben. Er stand vollkommen regungslos auf dem Hügel und blickte nach vorne. Er regte sich auch nicht, als wir langsam näher kamen.
Irgendetwas stimmte da doch nicht. Legolas bemerkte das anscheinend auch, da er sein Pferd etwas antrieb, bis er neben mir ritt.
„Riechst du das auch?", fragte er leise.
„Was?"
„Es riecht nach Rauch!"
Mit einem unguten Gefühl im Magen blickte ich in die Richtung, in der Ionduath verschwunden war und sah eine dicke Rauchsäule am Horizont aufsteigen. Unbewusst trieb ich Brego an und bald darauf standen wir auf dem Hügel neben dem Kopfgeldjäger. Ionduath blickte uns nur kurz aus den Augenwinkeln an und sah dann wieder nach vorne.
„Es sieht ganz so aus, als würden die Elben noch etwas länger in Mittelerde festsitzen", bemerkte er langsam und ohne seinen Blick von der Bucht abzuwenden.
Schweigend sah ich auf die Bucht von Luhn herab.
Die Grauen Anfurten standen in Flammen.
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Tja, das wäre also Kapitel 8! Dazu gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Fragen? Anregungen? Wünsche? Wenn ja, immer her damit! In Form eines netten Reviews. Womit ich beim nächsten Thema wäre. Normalerweise, sage ich ja hier immer wie viel Reviews ich gerne hätte. Das werde ich in Zukunft unterlassen. Ich will ja schließlich keine Reviews bekommen, weil ich euch die Pistole auf die Brust setze, sondern weil euch die Geschichte gefällt.
Vorschau:
Der Elb hielt mir einen Dolch entgegen. Mit einem unguten Gefühl im Magen nahm ich den Dolch entgegen und betrachtete ihn genauer. Es war genau wie ich befürchtet hatte. In dem Dolch war das Wappen von Bruchtal eingraviert ... und der Name seines Besitzers ... Lord Elrond!
Bis demnächst,
Atropos
