Kapitel 9: Böse Überraschung
AvA: Tja, wie soll ich sagen! Selbst jetzt ist mir FF-net noch immer ein Rätsel! Und zwar kein sehr angenehmes. Als ich Kapitel 8 hochladen wollte, kam da so eine nette Meldung „Vorgang abgebrochen!" Atropos war ohnehin schon genervt und hat sich dann gedacht „mach ich den Mist halt Morgen!" Und siehe da! Ich gehe am nächsten Tag ins Internet und habe ein Review in meiner Mailbox. Kann doch nicht sein! Aber tatsächlich ... Kapitel 8 war hochgeladen! Und ich verstehe beim besten Willen nicht wie!
Aber genug von dem unwichtigen Geschwafel. Ich denke ihr wollt lieber rausfinden, was ihn Mithlond passiert! *gg* Nichts nettes ...
@dorlimaus: Ionduath freut sich sehr, dass du so in seine Qualitäten als Liebhaber vertraust! Er hat übrigens auch erwähnt, dass sich noch keiner seiner Bettwärmer beschwert hat. Er nimmt deswegen einfach mal an, dass er gut ist! Kann natürlich auch daran liegen, dass der Gefährte den eigentlichen Akt nicht überlebt! *gg* Dieses Kapitel umfasst übrigens 20 Seiten! Immer noch zu kurz? Oder frage ich mal so: Wie lang sollten die Kapitel deiner Meinung nach sein? Nein, das brauchst du nicht beantworten. Ich kann mir denken, dass du es am Besten finden wirst, wenn ich den ganzen Rest der Geschichte in einem Chap update! *gg*
@Lady-of-Gondor: *vorsorglich Beatmungsgerät rüberreich* Elben müssen in Ordnung sein? Müssen sie das? Steht das irgendwo schriftlich? Habe ich das etwa übersehen. *panisch ihren Aktenberg durchwühlt und tief durchatmet* Nein, ich habe nichts übersehen. Elben müssen nicht körperlich/seelisch unbeschadet bleiben. Hach, diese Möglichkeiten, die sich einem da eröffnen! Einfach herrlich! Es freut mich, dass dir das Gespräch gefallen hat. Ich fand es auch sehhhrrrrrr schön!
@LocaInferna: Ay, die Loca! Freut mich, freut mich! Aber sorg in Zukunft dafür, dass deine Elbin nicht wieder in meinem Briefkasten auftaucht! Sonst macht Ion Gulasch aus ihr! Auch auf die Gefahr hin, dass du tot vom Stuhl fällst (was ich natürlich nicht hoffe) ... ganz solange dauert es gar nicht mehr, bis Leggis Geheimnis gelüftet wird! Und bitte, schreib keine kürzeren Reviews. Ich bekomme die doch so gerne! Und je länger, desto besser!
@Elliot: Mary-Sue-Vogel?????????? Ich muss ganz entschieden protestieren! Das arme Tier! Alagos ist über diese Bezeichnung auch nicht sonderlich erfreut! Ionduath schüchtern? Na ja! Und ob das der gleiche Hobbit wie im Film war? Warum nicht! Tuareg ... ich fürchte, der wird noch eine Weile in deinem Kopf rumgeistern müssen. Und du hast zwar nicht wörtlich erwähnt, dass diese FF goil ist, aber das konnte ich aus deinem Review schließen! ;-)
@Miriel: Ging zwar nicht sofort weiter, aber auf jeden Fall schneller als beim letzten Mal. *gg* Also kein Grund Amok zu laufen. Ionduath bedankt sich auch für das Kompliment!
@BOB, NOB & James: Vielen Dank! *gg* Nettes Review! Ich hab zwar auch nen Hund, aber der geht nicht an den Computer! Aber dafür meine Katze, also alle Tippfehler stammen von meinem Stubentiger!
@zitaboril: *Atropos scheucht Haldir aus Mithlond* Der hat hier nichts verloren! Und aus dem Gulasch wird nichts! Erstens an mir ist nichts dran! Und zweitens hab ich meinen hauseigenen Kopfgeldjäger! Der verarbeitet den Galadhrim zu Mus! Aber ich freu mich ja schon wirklich auf den Moment, wo Haldir in meiner Geschichte mitspielen wird! Glaub mir Hasi, du hast da nichts zu lachen! Du wirst noch den Tag verfluchen an dem du geboren wurdest! Aber nun zu deinem Review ... ich mag deine Art diese Dinger zu schreiben ja wirklich *gg*! Und zu FF-net ... nicht aufregen! Das ist doch normal, dass da nichts funktioniert! Ich bin ja froh, wenn ich es jedes Mal schaffe ein Kapitel hochzukriegen – ohne das irgendetwas schief geht!
Aber nu nerv ich euch nicht länger, sondern lasse euch zum Hauptteil kommen! Viel Spaß!
Aus der Sicht von Aragorn
Wie konnten Menschen nur so etwas tun? Wir hatten eine Weile damit verbracht fassungslos auf die brennenden Häuser von Mithlond zu starren, bis ich aus meiner Trance erwachte und mein Pferd langsam den Hügel hinunter trieb. Als wir durch einen Bogen in die Stadt hineinritten, konnten wir hinauf auf das offene Meer sehen. Aus Erzählungen wusste ich, dass in der Bucht immer mehrere kleine Schiffe vor Anker lagen. Aber das Einzige was ich jetzt sehen konnte, war ein einzelner Mast, der nur noch wenige Meter aus dem Wasser ragte. Die Menschen mussten die Schiffe auch in Brand gesteckt haben.
Jetzt durchsuchten wir die kleine Stadt nach Überlebenden oder anderen Hinweisen, die uns weiter helfen konnten. Es war wirklich ein Bild des Jammers. Die ursprünglich so schönen hellen Wände der Häuser waren rußgeschwärzt und aus vereinzelten Fenstern leckten ab und zu noch einige Flammen hinaus, um irgendetwas Brennbares zu finden.
„Habt ihr irgendetwas gefunden?", fragte ich die anderen drei, als sie auf mich zukamen.
Sie schüttelten einheitlich die Köpfe.
„Wir haben niemanden gefunden. Weder Lebende noch Tote", antwortete Ionduath, „allerdings haben sie hier längere Zeit gerastet. Dort hinten sind die Überreste eines Lagers ... und das stammt nicht von den Elben."
„Den Kampfplatz konnten wir auch entdecken", warf Gimli ein, „da war ein wenig Blut ... aber das ist normal!"
„Ach was", hörte ich den Kopfgeldjäger leise murmeln.
Legolas blickte Ionduath tadelnd an, was dieser lediglich mit einem überheblichen Blick in die andere Richtung quittierte.
„Die Leute können höchstens vor vier Tagen aufgebrochen sein", sagte Legolas ohne seinen missbilligenden Blick von dem Kopfgeldjäger zu nehmen.
„Aber wieso brennen die Häuser dann immer noch?", fragte Gimli.
„Das ist allerdings eine gute Frage", gab Ionduath zu, „ich denke nicht, dass dieses Feuer beabsichtigt war. Wären die Menschen einfach nur darauf aus gewesen, die Stadt zu zerstören, hätten sie keine Gefangenen gemacht. Vielleicht eine Unachtsamkeit bei ihrem Lagerfeuer."
„Schon möglich! Aber was Anderes ... wir haben Waffen gefunden, elbische Waffen", sagte Legolas und wich meinem Blick aus, „einige davon solltest du dir ansehen!"
Der Elb hielt mir einen Dolch entgegen. Mit einem unguten Gefühl im Magen nahm ich den Dolch entgegen und betrachtete ihn genauer. Es war genau wie ich befürchtet hatte. In dem Dolch war das Wappen von Bruchtal eingraviert ... und der Name seines Besitzers ... Lord Elrond!
„Wo ... wo habt ihr die Waffen gefunden?", fragte ich mit zitternder Stimme.
„Dort hinten", Legolas deutete mit einer Hand hinter sich, „ist ein kleiner Wald und davor ein etwas größerer freier Platz. Die Elben scheinen dort angegriffen worden zu sein."
Allen voran ging ich zu dem von Legolas besagten Platz und sah mich nach irgendwelchen Anzeichen um, die mir weiterhelfen würden. Wir fanden zwar noch weitere Waffen sowie Gandalfs Stab und auch einiges von dem Gepäck der Elben, aber kein Zeichen von den Angreifern ... oder von der Richtung, in die sie abgezogen waren.
Ich kniete mich gerade auf den Boden, um mir eine Stelle genauer anzusehen, als ich zwei Stimmen einen meiner viel zu zahlreichen Namen rufen hörte.
„STREICHER!" Überrascht blickte ich auf und sah zum Wald, von wo ich die Stimmen gehört hatte. Legolas, Gimli und Ionduath blickten ebenfalls dorthin.
Und dort lösten sich plötzlich zwei kleine Gestalten aus dem Schatten der Bäume. Die zwei Wesen rannten auf mich zu und warfen sich um meinen Hals. Durch den unerwarteten Aufprall aus dem Gleichgewicht gebracht, fiel ich nach hinten und landete auf dem Boden, die beiden Hobbits auf mir drauf.
„Merry! Pippin!", keuchte ich, als ich wieder etwas Luft bekam.
„Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh wir sind, dich zu sehen", sagten beide Hobbits im Chor, während ich mich wieder hinsetzte.
„Und wir freuen uns natürlich auch, dass ihr da seid", sagte Pippin an Legolas und Gimli gewandt.
„Hier sind schreckliche Dinge geschehen", fügte Merry hinzu.
„Ihr habt gesehen, was hier geschehen ist?", fragte ich beide erstaunt.
„Ja, natürlich", antwortete Pippin, „wir waren doch hier um Frodo zu verabschieden ..."
„ ... wir waren alle hier auf diesem Platz ...", erzählte Merry weiter.
„Mit den Elben", warf Pippin ein.
„Ja genau. Mit den Elben. Wir waren also hier auf diesem Platz und haben uns von Frodo verabschieden wollen als plötzlich dieses Geschrei ertönte ...", Merry machte eine Pause, um Luft zu holen und Pippin erzählte weiter.
„Lautes Geschrei. Ich dachte zuerst es wären Ringgeister ... aber dann kamen plötzlich aus allen Richtungen diese Leute mit den blauen Kutten. Die Elben haben natürlich gleich ihre Schwerter gegriffen, um sich zu verteidigen ...", jetzt machte Pippin eine Pause.
„Aber es wurden immer mehr. Von überall her kamen die Männer. Die Elben hatten überhaupt keine Chance! Einer nach dem anderen wurde gefangen genommen oder niedergeschlagen."
„Und als die Männer dann Lady Galadriel hatten, haben die Elben ihre Waffen niedergelegt ...", fügte Pippin hinzu.
„Ja, und dann war der Kampf zu Ende. Sie haben alle mitgenommen ... auch Sam und Frodo", sagte Merry empört.
„Und Frodos Onkel", fügte Pippin hinzu.
„Aber wie konntet ihr entkommen?", fragte Legolas erstaunt.
„Wir ... ähm ... wir waren hier im Wald, als die anderen angegriffen wurden ... dahinten gab es nämlich Pilze. Und als der Kampf begann, habe wir uns lieber versteckt ... hätten wir das nicht tun sollen", fragte Pippin bedrückt.
„Doch! Ihr habt genau das Richtige getan. Sonst hätten sie euch auch gefangen genommen. Und dann könntet ihr den anderen auch nicht mehr nutzen", antwortete ich bestimmt, „aber ihr habt nicht zufälligerweise gesehen, in welche Richtung diese Leute abgezogen sind?"
„Nein", Merry schüttelte bedauernd den Kopf, „wir mussten uns tiefer in den Wald zurückziehen, damit sie uns nicht bemerkten ... und dann haben wir uns verlaufen. Tut uns Leid!"
„Das muss es nicht", antwortete ich lächelnd, „dann müssen wir eben auf die herkömmliche Art Spuren suchen."
„Ähm ...", Ionduath räusperte sich, „ich will diese augenscheinliche Euphorie ja nicht zunichte machen ... aber wir haben, seit wir hier sind, alles abgesucht und nicht die geringste Spur gefunden ... es ist beinahe so, als wären sie geflogen. Glaubt ihr im Ernst, dass das jetzt anders sein wird?"
„Nein", antwortete ich, während die Hobbits den Kopfgeldjäger mit offenen Mündern anstarrten, „aber wir müssen jede noch so kleine Chance nutzen! Oder habt ihr eine bessere Idee?"
„Habe ich! Ich werde Alagos suchen lassen!"
„Den Vogel? Wie soll der uns denn bitte helfen", schnaubte Gimli.
„Werdet ihr schon sehen, Glóinsgör", giftete Ionduath zurück.
„Wer ist das denn?", fragte Merry mich verblüfft, als Ionduath langsam zu seinem Pferd lief.
„Ionduath, der Kopfgeldjäger", antwortete ich seufzend und beobachtete wie genannter sich einige Meter von uns entfernt auf den Boden setzte und mit seinem Vogel sprach. Wenige Augenblicke später erhob sich der Falke mit einem Schrei in die Luft.
Von da an hielt Ionduath seine Augen geschlossen, bewegte sich nicht einen Millimeter und zeigte auch keine Reaktion, als Gimli ihm seine Axt unter die Nase hielt und drohte ihm den Schädel zu spalten, wenn er uns nicht augenblicklich bei der Spurensuche behilflich sein würde.
Wir anderen suchten in der Umgebung der Siedlung nach Spuren, fanden jedoch keine. Es war wie Ionduath gesagt hatte ... als wären sie geflogen. Aber das war vollkommen unmöglich.
Seufzend lief ich zu Legolas.
„Hast du etwas gefunden?", fragte ich ihn ohne viel Hoffnung.
„Nein, nicht das Geringste", antwortete er ebenfalls seufzend und blickte zu dem Kopfgeldjäger, der sich immer noch nicht bewegt hatte.
„Was macht der da eigentlich? Sitzt faul in der Gegend rum, während wir nach Spuren suchen ... tolle Hilfe", grummelte Gimli und sprang vor Schreck in die Höhe als der Kopfgeldjäger antwortete.
„Nur zu eurer Information, Glóinsgör", antwortete Ionduath ohne seine Augen zu öffnen, „ich besehe mir gerade Mittelerde aus der Vogelperspektive."
„Wie soll das denn gehen? Ihr sitzt doch einfach nur faul auf dem Boden!", verteidigte Gimli sich.
„Ja, ich sitze auf dem Boden, das streite ich gar nicht ab ... aber faul bin ich deswegen noch lange nicht!"
„Soll das heißen, ihr seht Mittelerde gerade durch die Augen eures Falken", fragte Legolas verblüfft.
„Herzlichen Glückwunsch, der Prüfling gewinnt so viele Mallornbäume wie er tragen kann", antwortete der Kopfgeldjäger trocken, „und jetzt stört mich nicht länger ... das ist nämlich anstrengend, was ich hier mache."
Ich drehte mich gerade wieder kopfschüttelnd um, als der Kopfgeldjäger einen leisen Schrei ausstieß.
„Alagos hat sie gefunden!"
Ich fuhr herum und blickte den Kopfgeldjäger entgeistert an.
„Meint ihr das im Ernst?", fragte ich.
„Nein, natürlich meine ich das nicht ernst!", fauchte der Kopfgeldjäger ungehalten.
„Ich habe mir nur einen kleinen Spaß erlaubt, um die Stimmung aufzulockern. Ha, ha, ha! Furchtbar witzig, oder? Natürlich meine ich das ernst, zum Balrog!"
Im nächsten Augenblick war der Kopfgeldjäger von uns umringt und wurde mit Fragen bestürmt.
„Jetzt mal langsam, alles schön der Reihe nach ... also ... da hätten wir ... sehr viele Leute mit blauen Kutten ... circa ... 60 bis 70 ... und ungefähr 20 Elben ... alle mehr oder weniger in Ordnung ... uhhhä ... den hat's erwischt!"
„Wen hat es erwischt? Zum Teufel, jetzt redet schon", ich packte den Kopfgeldjäger an der Schulter und schüttelte ihn.
„He, hört damit auf ", wetterte Ionduath mich an, „und übrigens ... seh' ich so aus, als würde ich alle Elben Mittelerdes beim Namen kennen?"
„Ein großer dunkelhaariger Elb ... ist er dabei?", fragte ich und ließ den Kopfgeldjäger los.
„Da ist ein Elb mit dunklen Haaren und der sieht ziemlich angematscht aus ... und selbst das ist noch geschmeichelt ... aber er scheint nicht in Lebensgefahr zu schweben, falls euch das beruhigt."
Das beruhigte mich ganz und gar nicht. Aber bevor ich etwas sagen konnte, spürte ich Legolas' Hand auf meiner Schulter und blickte ihn überrascht an. Mit einem Seitenblick auf den Kopfgeldjäger schüttelte er den Kopf. Auf dem Gesicht des Kopfgeldjägers zeigte sich höchste Konzentration. Es war anscheinend gar nicht so einfach, so eine Verbindung mit einem Tier herzustellen.
„Könnt ihr versuchen, herauszufinden wo sie gerade sind?", fragte ich leise und erntete ein verächtliches Schnauben.
„Was ... glaubt ihr eigentlich ... was ich hier mache? Schach spielen?", schnaubte Ionduath genervt. Danach herrschte einige Minuten Stille, in der niemand wagte auch nur zu atmen.
„Mhmm ...", machte der Kopfgeldjäger plötzlich, „ ... sie sind ungefähr zwei Tagesmärsche vor uns ... sie kommen wegen der vielen Gefangenen nicht schneller vorwärts ... und da ist ein Gebirge ... das hilft mir nicht wirklich ... aha ... da sind noch einige kleinere Berge ... und man kann das Auenland sehen ... bringt mich auch nicht weiter ... ahhh ... jetzt weiß ich wo sie sind!"
Und mit einem Mal öffnete er wieder seine Augen und schüttelte sich. Als er aufsah, konnten wir erkennen, dass er leicht schielte und seine Augen eine gelbliche Färbung angenommen hatte, die aber langsam verschwand.
„Meine Güte ... bin wohl etwas aus der Übung", murmelte Ionduath und rieb sich über die Augen.
„Ihr habt gesagt, ihr wüsstet in welche Richtung sie gegangen sind", fragte ich vorsichtig.
„Wie ... ach ja ... sie laufen auf den Baranduin zu ... bis jetzt halten sie sich dicht an die Ered Luin. Wenn wir langsam reiten, haben wir sie vielleicht in drei Tagen eingeholt ... sie kommen nicht sehr schnell vorwärts ..."
Der Kopfgeldjäger stemmte sich langsam vom Boden hoch und blieb auf wackeligen Beinen stehen.
„Unsere Pferde sind ausgeruht ... wir könnten sofort losreiten ...", überlegte ich.
„Aber ihr habt nur drei Pferde ... und unsere Ponys haben die Männer mitgenommen!", sagte Merry.
„Wie sollen wir dann mitkommen? Wir können schlecht hinter euch her rennen."
„Ich dachte, ihr würdet ins Auenland zurückgehen", erwiderte ich erstaunt.
„Von wegen! Wir kommen mit, schließlich habe diese Kerle auch unsere Freunde entführt", sagte Pippin fest und entlockte mir damit ein kleines Lächeln.
„Ich sehe schon, wir werden euch davon nicht abhalten können", ich sah mich um und überlegte einen Moment, „ich denke ... ihr zwei werdet bei Ionduath und mir mitreiten müssen."
„Gut", sagte Merry schnell, „ich werde bei dir mitreiten, Streicher!"
Merry kam schnell auf mich zugelaufen und ich blickte zu Pippin, der mit äußerstem Unbehagen auf den Kopfgeldjäger starrte. Ionduath hatte sich an sein Pferd gelehnt und meiner Entscheidung stillschweigend zugehört. Ich hatte ihm lediglich ein genervtes Augenrollen entlockt.
„Also dann", verkündete ich, „lasst uns aufbrechen. Wir haben einiges zu tun!"
Merry rannte sofort zu meinem Pferd und Legolas und Gimli liefen auch zu ihren Reittieren. Lediglich Pippin stand ziemlich unschlüssig in einiger Entfernung vor dem Kopfgeldjäger und schluckte hart.
„Oh Mann! Da machste was mit", seufzte Ionduath und schüttelte den Kopf, „jetzt kommt endlich her, ich werde euch schon nicht beißen!"
Pippin zuckte kurz zurück als er so direkt angesprochen wurde und fasste sich mit großen Augen an den Hals. Ich konnte von meinem Platz aus beobachten wie er noch mal tief durchatmete und dann zu dem Kopfgeldjäger lief. Dort angekommen packte der Kopfgeldjäger ihn an den Hüften und hob ihn auf sein Pferd. Ionduath schwang sich hinter dem Hobbit in den Sattel und lenkte sein Pferd dann in unsere Richtung.
Pippin war mit seiner Sitzposition – direkt vor dem Kopfgeldjäger – alles andere als glücklich, wie man eindeutig an seinem Gesichtsausdruck feststellen konnte. Ob Ionduath das Unbehagen des jungen Hobbits bemerkte oder ob er einfach nur keine Lust hatte, wieder schweigend hinter uns her zu reiten, wusste ich nicht. Aber der Kopfgeldjäger lenkte sein Pferd neben das von mir, und gab Pippin damit die Möglichkeit sich mit seinem Freund zu unterhalten.
„Sagt mal ... wisst ihr schon, wie ihr die Elben befreien wollt?", fragte Merry nach einer Weile.
„Laut eurem ... Freund ... sind das ja ganz schön viele Bewacher."
Ich schüttelte meinen Kopf. Darüber hatte ich mir auch schon Gedanken gemacht.
„Ehrlich gesagt habe ich noch nicht die geringste Idee ... aber vielleicht fällt uns etwas ein, wenn wir sie eingeholt haben", antwortete ich ohne viel Hoffnung und ließ Brego in einen leichten Galopp fallen. Legolas und Ionduath taten es mir nach, letzterer allerdings widerstrebend. Der Kopfgeldjäger sah offensichtlich keinen Sinn darin, die Pferde derart anzutreiben, da wir die Elben ohnehin einholen würden. Aber ich wurde von dem Gedanken getrieben, dass ihre Entführer den Elben etwas antun könnten.
Zwei Tage später
Wir standen in einem kleinen Wäldchen, das sich auf einer Anhöhe befand und beobachteten das Treiben zu unseren Füßen. Dort unten, im Schutz des Gebirges hatten diejenigen, die wir suchten ihr Lager aufgeschlagen. Die Elben waren an eine steilaufragende Felswand gebracht worden und ihre Entführer hatten sich im Halbkreis um sie versammelt. Es war für uns dadurch unmöglich unbemerkt zu den Elben vorzudringen und vielleicht ein paar von ihnen zu befreien.
„Wir brauchen einen Plan", bemerkte ich nüchtern und erntete ein ungläubiges Schnauben von Ionduath.
„Wozu brauchen wir da einen Plan? Die sind ganz eindeutig in der Überzahl. Da hilft auch der beste Plan nichts", sagte der Kopfgeldjäger aufgebracht.
„Dafür brauchen wir mindestens ein Wunder."
„Wenn sich irgendjemand bei ihnen einschleichen könnte ... und sie betrunken machen würde ... oder sonst irgendwie außer Gefecht setzt ... dann hätten wir anderen eine reelle Chance", überlegte ich laut.
„Jaaaa ... aber natürlich", verkündete Ionduath ironisch, „irgendeiner von uns wird dort einfach reinspazieren und mit den Leuten einen Trinken, weil das Wetter ja so schön ist ... klar doch! Der wäre eher tot als ihr ´Elb` sagen könntet!"
„Aber die Idee ist gar nicht so schlecht", antwortete Legolas jetzt, „sie müssen ja nur etwas betrunken sein ... und dann könnten wir sie angreifen."
„Hallo? Selbst betrunken sind die immer noch in der Überzahl", setzte der Kopfgeldjäger uns fassungslos von seiner Meinung in Kenntnis.
„Hmm ... dann müssten sie irgendwie ... abgelenkt werden ... mit einer Explosion zum Beispiel!", sagte Legolas honigsüß in Richtung des Kopfgeldjägers und bevor der zu einer Antwort ansetzen konnte, ging Gimli dazwischen.
„Die Idee ist gut! Die Idee ist sehr gut! Die werden herumrennen wie kopflose Hühner, wenn die erste Explosion hochgeht ... die werden keinen klaren Gedanken mehr fassen können."
„Na gut ...", der Kopfgeldjäger fasste sich stöhnend an den Kopf, „und wer ist so blöd und wird sich unter die Kapuzenträger mischen?"
Jeder einzelne von uns drehte sich mit einem Grinsen im Gesicht zu dem Kopfgeldjäger um.
„Was habe ich bloß getan?", fragte sich der Kopfgeldjäger und schlug seinen Kopf gegen einen nahegelegenen Baumstamm.
„Was habe ich bloß getan!"
„Ihr habt zugesagt uns zu begleiten!", sagte ich, ohne mir meine Erheiterung anmerken zu lassen.
„Ah ... toll", erwiderte er trocken, „in der Stellenbeschreibung war aber nicht die Rede davon, dass ich mich umbringen lassen sollte."
„Das verlange ich auch gar nicht von euch. Ich will nur, dass ihr da runter geht, ein wenig mit den Leuten plaudert, sie betrunken macht ... und den Rest erledigen wir."
„Betrunken machen", schnaubte der Kopfgeldjäger, „und was ist, wenn die nichts zu trinken dabei haben?"
„Ja ...", ich überlegte kurz, „dann müsst ihr improvisieren!"
„Improvisieren", wiederholte der Kopfgeldjäger fassungslos, „es lässt sich auch unheimlich gut mit einem Schwert an der Kehle improvisieren!"
„Ach jetzt meckert nicht rum, sonst stehen wir hier morgen früh noch", grummelte Gimli.
„Ich habe eine andere Idee", sagte der Kopfgeldjäger ohne auf Gimli zu achten, „warum schmeißen wir denen nicht einfach jetzt einen Sprengkörper vor die Füße."
„Weil sie dann ihre Gefangenen töten könnten, um sie niemand anderem überlassen zu müssen", erwiderte ich prompt, „also währt ihr jetzt so freundlich?"
„Hätt' ja funktionieren können", grummelte Ionduath und lief zu seinem Pferd, um den Beutel mit Sprengkörpern und einige Steinschleudern zu holen.
„Benutzt die Dinger ja vorsichtig! Das letzte was ich da unten gebrauchen kann, ist ein Steinschlag ... oder eines von den Dingern, das direkt vor meinen Füßen hochgeht. Wenn ihr die Kugeln werft oder fallen lasst, werden sie explodieren sobald sie den Boden berühren ... also passt auf."
„Ja, ja", murmelte Gimli und fing sich einen skeptischen Blick des Kopfgeldjägers ein.
„Ihr müsst uns aber irgendein Zeichen geben, sobald wir angreifen sollen", überlegte ich laut und wie zu einer Antwort flog Alagos auf die Schulter seines Herren. Ionduath blickte das Tier lächelnd an und kraulte es.
„Hast du auf mich gewartet?", als Antwort erhielt er einen leisen Schrei des Falken.
„Alagos wird euch Bescheid geben ... und ich gehe dann jetzt los ... womit habe ich das bloß verdient", murmelte er leise, während er sich auf sein Pferd schwang.
Wir blickten dem Kopfgeldjäger noch nach, bis ihn die Dunkelheit vollkommen verschluckte.
„Hoffentlich war das wirklich eine so gute Idee wie wir dachten", murmelte Legolas plötzlich.
„Das hoffe ich auch ... für den Kopfgeldjäger!", erwiderte ich tonlos.
„Ich weiß gar nicht, was ihr habt", brummte Gimli, „ich denke, selbst wenn etwas schief geht, findet der einen Weg da heraus."
„Gimli ... magst du Ionduath etwa?", fragte Legolas amüsiert.
„Nein", brummte der Zwerg, „er erinnert mich nur an einen ganz bestimmten Elben, den ich in Bruchtal kennen gelernt habe. Außerdem spricht es für ihn, dass er dich in Caras Morn nicht alleine gelassen hat ... auch wenn ich das ungern zugebe!"
Die zwei Hobbits sahen fragend von einem zum anderen.
„Wovon redet ihr?"
Gimli begann damit den Hobbits unsere jüngsten Erlebnisse mitzuteilen und schmückte diese in den buntesten Farben aus. So wäre ich beinahe an einer Lungenentzündung gestorben und Legolas musste in Caras Morn dem Tod ins Auge blicken.
So amüsant ich das auch fand, ich konzentrierte mich mehr darauf den Weg des Kopfgeldjägers mit den Augen zu verfolgen. Nach einiger Zeit gesellte sich Legolas zu mir.
„Schon irgendein Zeichen von ihm?"
„Nein, ich denke, er wird sich zuerst im Schutz der Dunkelheit die Umgebung näher ansehen."
Aus der Sicht von Ionduath
Was tat ich hier eigentlich? War ich bescheuert geworden? Wenn ich das überleben sollte, dann würde ich demjenigen, der diese idiotische Idee gehabt hatte den Hals umdrehen!
Wieso ich? Wieso immer ich? Was hatte ich getan? Nicht genug, dass ich mich Caras Morn mit Barad anlegen musste, nein jetzt durfte ich auch noch ein paar Kapuzenträger ausspionieren und mit etwas Glück war einer von denen natürlich ein Kopfgeldjäger aus Caras Morn, am Besten auch noch einer von Barads Kumpanen und dann konnte ich mir gleich ein Loch graben.
Langsam näherte ich mich dem Lager mit den gefangenen Elben. Noch hatte mich keiner der Menschen bemerkt und so blieb ich dort eine Weile stehen und beobachtete sie einfach nur. Die Elben waren dicht an die Steinwand gebracht worden und um sie herum waren mehrere Ringe mit Wachen postiert. Es war schlicht und einfach unmöglich unbemerkt zu den Gefangenen zu kommen. So betrachtete ich die schwach leuchtenden Körper der Elben genauer. Sie schienen mehr oder weniger unverletzt zu sein, nur der Halbelb sah sehr mitgenommen aus, wie ich selbst aus dieser Entfernung erkannte. Zu seiner Rechten saß ein alter Mann, der sich in einen grauen Umhang gekleidet hatte. Auch ohne seinen Stab erkannte ich ihn eindeutig als Istari. Dicht hinter dem Zauberer sah ich drei kleine Gestalten sitzen. Im ersten Moment hielt ich sie für Kinder, aber dann erkannte ich, dass es sich um die anderen Hobbits handeln musste. Sie waren, so weit ich das erkennen konnte, unverletzt geblieben. Links neben Elrond saß eine große Frau mit gold-glänzenden Haaren. Die Lady Galadriel.
Ich atmete noch einmal tief durch und näherte mich dann dem Feuer. Alagos ließ sich in der Nähe auf einem Baum nieder.
Kaum hatte ich auch nur einen Fuß in den Schein des Feuers gesetzt, sah ich mich mit gezückten Schwertern und gespannten Bögen konfrontiert.
„Wer seid ihr?", fragte mich eine unfreundliche Stimme.
„Mann nennt mich im allgemeinen Ionduath!"
„Ionduath", fragte mich die Stimme und der Besitzer trat in mein Sichtfeld, „ein seltsamer Name ..."
Er war groß, hatte rote Haare und eine lange Narbe zog sich von seiner rechten Schläfe quer über sein Gesicht bis hin zu seinem Hals. Sein gesundes Auge war von einer beinahe unnatürlich hellblauen Farbe und blickte mich aufmerksam an.
„Nun ... Ionduath ... und was treibt ihr in dieser Gegend?"
„Dasselbe wie ihr, nehme ich an. Mir meinen Lebensunterhalt verdienen."
„So? Womit verdient ihr den euren Lebensunterhalt, wenn ich fragen darf?"
„Ihr dürft fragen. Ich fange Elben und verkaufe sie dann! Aber wenn ich mich hier so umsehe", ich blickte zu den Gefangenen hin, „kann ich mir das in dieser Gegend sparen."
„Ja, das könnt ihr wirklich", sagte der Anführer dröhnend lachend, „aber wenn ihr nicht vorhabt Teile unserer Beute zu stehlen, dann könnt ihr gerne in unserer Runde übernachten!"
„Vielen Dank", ich verbeugte mich und schob mit meiner Fingerspitze einen Pfeil aus dem Weg, der bis dato zwischen meine Augen gezielt hatte, „ich nehme euer Angebot dankend an."
„Schön, dann gebt euer Pferd einem meiner Männer und gesellt euch zu mir! Wir werden uns sicher gut amüsieren!"
„Das glaube ich auch!", antwortete ich unbestimmt und folgte dem Mann zu seinem Sitzplatz. Er hatte seinen Platz an einem der kleineren, privateren Feuer in der Nähe der Gefangenen. Um sie zu bewachen oder einfach nur ihren Anblick zu genießen, war mir nicht ganz klar.
„Setzt euch doch", er wies auf den Boden. Ich ließ mich neben dem Mann auf den Boden sinken. Er hatte sich so gesetzt, dass er ständig die Elben im Blick hatte und so hatte auch ich die Gelegenheit einen näheren Blick auf seine Gefangenen zu erhaschen. Elrond hatte es schlimmer erwischt, als ich zuerst angenommen hatte und auch viele der anderen Elben sahen doch äußerst angeschlagen aus.
„So", der Mann reichte mir ein Stück Fleisch, „mein Name ist Barne, der Rote! Ich bin der Anführer dieser Meute", sagte er nicht ohne Stolz.
„Freut mich ... Barne", antwortete ich und biss etwas von dem Fleisch ab.
„Sagt mir ... von woher kommt ihr?", fragte er neugierig ohne seinen Blick von den Elben nehmen.
„Aus der Gegend um Caras Morn", erwiderte ich vage.
Barne pfiff durch die Zähne.
„Caras Morn! Ein heißes Pflaster. Ist der Sklavenhandel dort noch immer so aktiv?"
„Mehr denn je ... aber Elben gab es dort noch nie!", antwortete ich zwischen zwei Bissen.
„Dann scheint ihr nicht sehr erfolgreich zu sein, was den Elbenfang angeht!", stellte er grinsend fest.
„Oh doch das bin ich ... ich verkaufe meine Gefangenen nur nicht an die Händler sondern ausschließlich an Privatpersonen."
„Mit anderen Worten also, ihr seid ein Auftragsjäger!"
„Exakt", antwortete ich und schluckte den letzten Bissen hinunter, „meine Kunden haben spezielle Wünsche ... und die versuche ich zu erfüllen."
„Aha ... habt ihr jetzt auch einen Auftrag?", fragte er neugierig.
„Ja ... ein Adliger möchte einen Elben sein Eigen nennen ... ...", log ich ohne mit der Wimper zu zucken.
Barne lachte schmutzig.
„Ja, ja, immer diese Reichen. Denen wird trotz ihres vielen Geldes schnell langweilig ... und dann muss natürlich ein außergewöhnliches Spielzeug her. Was hat der Gute denn für Wünsche? Oder ist das geheim."
„Nein, ist es nicht", antwortete ich grinsend, „und es trifft sich, dass ihr mich danach fragt, denn einige eurer Gefangenen entsprechen seinen Vorstellungen."
„So?"
„Der Kerl ist schon etwas älter ... er will einen Elben als Erbstück für seine Kinder. Aber der Elb muss unbedingt dunkle Haare haben ... die sind selten."
Wieder lachte Barne und schlug sich diesmal auf die Oberschenkel.
„Also diese reichen Stinker kommen auf Ideen. Da bleibt einem echt die Spucke weg."
„Ja ... das könnt ihr laut sagen", murmelte ich und betrachtete Elrond, der nur eine minimale Reaktion auf meine Worte gezeigt hatte. Das war ganz und gar nicht gut. Ich unterhielt mich noch eine Weile mit Barne und warf zwischendurch immer wieder Blicke auf die Elben. Neugierde vortäuschend sah ich meinem „Gastgeber" ins Gesicht.
„Darf ich mir die mal genauer ansehen?"
„Sicher doch ... aber kommt nicht auf die Idee einen zu klauen!"
Langsam stand ich auf und lief zu den Elben hinüber. Barnes Männer starrten mir misstrauisch hinterher und in den Blicken der Elben las ich kalten Hass. Aber das verwunderte mich nicht weiter.
Kurz vor Elrond blieb ich stehen und schubste ihn einmal mit meinem Fuß an, was mir einen bösen Blick des Istaris einbrachte und ein unterdrücktes Stöhnen des Elbenlords. Das war nicht gut, das war ganz und gar nicht gut! Aus der Nähe betrachtet sah der Halbelb mehr tot als lebendig aus. Was anscheinend auch der Realität entsprach, denn ich konnte beinahe dabei zusehen, wie der sanfte Schimmer, von dem Elben immer umgeben waren, immer schwächer wurde und anfing zu flackern.
„Sagt mal", ich drehte mich wieder zu Barne, „werdet ihr eigentlich nach Menge der Ware bezahlt oder ist der Preis festgesetzt?"
„Wieso wollt ihr das wissen?", fragte Barne mich.
„Weil euch der hier gerade krepiert!"
„Ist uns auch schon aufgefallen ... aber von uns ist keiner sehr in der Heilkunst bewandert ... und man ist sich ja auch nicht so sicher, ob das bei den Elben alles so läuft, wie bei uns."
„Ich könnte ihn verarzten", antwortete ich neutral.
„Ihr versteht euch in der Heilkunst?"
Ich nickte.
„Es wäre schließlich etwas nachteilig für mich, wenn mir mein Lebensunterhalt wegstirbt", antwortete ich unbekümmert und ohne mich vom Fleck zu bewegen.
„Aber warum solltet ihr das tun?", ein anderer Mann war neben Barne getreten und sah mich aus zusammengekniffenen Augen an.
„Hofft ihr etwa, wir würden euch den Elben überlassen?"
„Aber ich bitte euch", antwortete ich in dem unterwürfigsten Tonfall, den ich momentan aufbringen konnte, „nehmt es einfach als Dank dafür, dass ich hier übernachten und essen durfte. Also was ist? Soll ich ihm helfen, oder wollt ihr ihm beim Sterben zusehen?"
Barne und der andere Mann sahen sich überlegend an.
„Es ... es wäre bestimmt interessant einen Elben sterben zu sehen ... aber ich denke, unser Herr braucht ihn lebend ... versuch also ob du ihm helfen kannst. Aber pass auf ... der sieht nicht umsonst so aus!"
„Vielen Dank! Ich werde eure Warnung beherzigen", antwortete ich und lief zu meinem Pferd, um meinen Beutel mit Heilkräutern und anderen Dingen zu holen, die ich sicherlich brauchen würde.
Ich lief langsam mit dem Beutel zurück und kniete mich vor den Halbelben, der mittlerweile wieder vollkommen bei Bewusstsein war. Er drehte jedoch nur angewidert sein Gesicht weg, als er mich bemerkte. Also hatte er noch einige Kraftreserven ... oder es war einfach nur Trotz.
„Ich würde mir gerne eure Verletzungen ansehen", sagte ich ruhig und nahm sein Kinn in meine Hand, um seinen Kopf herumzudrehen. Die Platzwunde, die ich vorher bemerkt hatte, war nämlich leider an der Seite seines Gesichtes, die ich nicht sehen konnte.
„Nehmt eure dreckigen Finger von mir", fauchte Elrond mich an, kaum dass ich sein Kinn berührt hatte.
„Liebe Zeit ... der Kater hat ja noch Krallen!", erwiderte ich ehrlich erstaunt.
„Ja, aber nicht mehr lange", knurrte Barne und kam mit einem Knüppel in der Hand auf uns zu. Was er mit diesem Gerät vorhatte, konnte ich mir nur allzu gut vorstellen und das einige der Elben, im Besonderen Elrond, schon Bekanntschaft mit ihm gemacht hatten, war mehr als offensichtlich.
„Ah", ich hob meine Hand, „steckt das Ding wieder weg. Ich habe gesagt, ich werde diese Verletzungen behandeln ... aber wenn ihr ihn jetzt bewusstlos prügelt ... könnte das ... wie soll ich sagen ... äußerst negative Auswirkungen auf seine ohnehin schon mehr als miserable Gesundheit haben! Und die kann ich dann auch nicht mehr heilen."
Barne knurrte ein wenig, stellte den Knüppel aber weg und setzte sich wieder ans Feuer, um mich weiter zu beobachten.
„Du kannst aber ruhig zuschlagen, wenn sie weiter so rumzicken", brüllte Barne noch zu mir und ich nickte zum Zeichen, dass ich verstanden hatte.
Kaum widmete Barne sich wieder seinem Essen packte ich Elrond abermals am Kinn und drehte mir sein Gesicht mit sanfter Gewalt zu.
„Jetzt hört auf, solche Zicken zu machen. Ich will euch doch nur helfen!"
„Und wofür", knurrte er, „damit ich noch mit ansehen kann, wie mein Volk versklavt wird? Auf diesen Anblick kann ich dankend verzichten! Und jetzt nehmt endlich eure dreckigen Finger von mir! Eher sterbe ich hier, als dass ich mir von euch helfen lasse!"
Langsam wurde ich wirklich wütend.
„Ohh, das ist ja wirklich ein großartiges Beispiel für eure Gefährten! Ihr Anführer lässt als Erster alle Hoffnung fahren.", sagte ich kalt und beobachtete mit Genugtuung wie Elrond die Zähne zusammenbiss, sich jedoch immer noch mit aller Kraft gegen mich wehrte. Ich spielte jetzt wirklich mit dem Gedanken, ihn bewusstlos zu schlagen, als plötzlich eine zweite männliche Stimme erschallte.
„Habt ihr nicht gehört was Lord Elrond gesagt hat? Ihr sollt ihn in Frieden lassen."
Genervt begann meine rechte Augenbraue zu zucken und ich beugte mich ein Stück zur Seite, um über Elronds Schulter zu sehen und den neuen, ebenfalls dunkelhaarigen, Störenfried zu betrachten.
„Sag mal, willst du was von mir?", fauchte ich ihn an und ließ von Elrond ab.
„Ich versuche nur ihm zu helfen!"
Ich stand langsam auf und bewegte mich zu dem Elben hin.
„Er braucht keine Hilfe von einem dreckigen Menschen", fauchte dieser und spuckte mir vor die Füße.
Meine Erste Intention war, dem Elben einfach ins Gesicht zu schlagen. Meine Geduld war nämlich langsam wirklich an ihrem Ende angekommen. Aber dann entschied ich mich für etwas Anderes, etwas, dass viel mehr Spaß versprach. Ich ging vor dem dunkelhaarigen Elben in die Hocke und strich ihm über das Gesicht.
„Kann es sein, dass hier jemand um Prügel bittet?", fragte ich interessiert.
„Versucht es! Das würde einem Menschen ja nur wieder ähnlich sehen!"
„Oh ... jetzt bin ich aber tief getroffen ... das ihr mir solch niederen Bedürfnisse unterstellt", ich schüttelte gespielt getroffen meinen Kopf und legte meine Hand auf mein Herz, „aber ich weiß etwas viel Besseres ... ich werde euch nicht für diese Frechheit bestrafen ... ich weiß etwas, das euch viel härter treffen wird!"
Maliziös lächelnd ging ich zu Elrond zurück und durchschnitt die Fesseln an seinen Fußgelenken. Mit einer harschen Bewegung spreizte ich seine Beine und bevor er auch nur an Gegenwehr dachte, kniete ich mich zwischen sie und zog ihn auf meinen Schoß.
„So, so ...", schnurrte ich leise und glitt mit einer Hand, die Innenseite von Elronds Beinen hinauf, während ich ihn mit der anderen Hand unbarmherzig auf meinen Schoß fixierte, „er braucht keine Hilfe von einem dreckigen Menschen?"
Meine Hand war mittlerweile an seinem Oberschenkel angekommen und wanderte langsam weiter nach oben. An seinem Schritt angekommen, ließ ich meine Finger ein wenig kreisen und blickte den Elben verschlagen an.
„Aber Hallo ... ihr versteckt da aber einen ganz schönen Kieferbrecher", hauchte ich leise in sein Ohr. Elrond, der sich aus seiner Starre gelöst hatte, versuchte sich gegen mich zu wehren, was aber angesichts seines geschwächten Zustandes gründlich daneben ging.
„Was zum Teufel, wollt ihr von mir?", keuchte mein Opfer.
„Gar nichts, gar nichts ... nur das!" Bevor er wusste wie ihm geschah, hatte ich das Tuch von meinem Mund gezogen und drückte selbigen auf seine Lippen.
Mit starker Belustigung registrierte ich das ungläubige Aufkeuchen der anderen Elben und zwang Elrond seinen Mund zu öffnen, das erreichte ich damit, dass ich ihm mit der Hand, die bis vor kurzem noch auf der Vorderseite seiner Hose geruht hatte, die Nase zuhielt. Ich nutzte sein nach Luft schnappen, um mit der Zunge in seinen Mund vorzudringen und ihn genauestens zu erkunden. Nach wenigen Augenblicken zog ich meine Zunge jedoch wieder zurück, gerade rechtzeitig bevor Elrond seine Zähne mit aller Kraft zusammenbiss. Ich lachte leise und drückte meinen Mund auf seinen Hals.
„Ihr schmeckt gut", flüsterte ich laut genug, damit mich die umsitzenden Elben hören konnten, „so schön nach ... Blut!"
Nach diesem Satz, begann Elrond sich mit allen ihm verbliebenden Kräften zu wehren und obwohl er doch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war, hatte ich leichte Probleme ihn festzuhalten. Ich knabberte noch ein wenig an seinem Ohrläppchen und schob ihn dann von mir. Vorher zog ich jedoch mein Tuch wieder an seinen Platz.
„Genug gespielt", erklärte ich emotionslos, „lasst ihr euch jetzt helfen, oder muss ich euch etwas ... gefügig ... machen?"
Der Gefragte sah mich nur mit purer Mordlust in den Augen an.
„Elrond ... lass dir helfen ...", ertönte plötzlich eine helle Stimme zu meiner Linken, „es ist nicht dein Schicksal hier zu sterben. Nicht wenn Freunde in der Nähe sind."
Ich blickte erstaunt zu der blonden Frau, die mich anlächelte als ich ihrem Blick begegnete und leicht nickte.
Sie hatte ...
Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich bemerkte wie sich Elronds Kopf langsam zur Seite bewegte um seine Schwiegermutter anzublicken. Es war mir jetzt möglich ungehindert die Wunde zu inspizieren.
„Na bitte, geht doch!", murmelte ich.
Es war eine lange Platzwunde, die sich über seine rechte Schläfe zog. Sie war auf jeden Fall neueren Datums, da immer noch Blut aus der Wunde lief.
„Das muss genäht werden", sagte ich zu mir selbst und registrierte wie Elrond seinen Kopf ruckartig zu mir bewegte.
„Ihr wollt was?", zischte er.
„Die Wunde nähen. Sie wird von alleine nicht aufhören zu bluten ... allerdings ... ich kann sie natürlich auch ausbrennen! Was ist euch lieber?"
Der dunkelhaarige Elb sagte nichts mehr und blickte wieder zu Galadriel, die ihn aufmunternd anlächelte.
Während ich innerlich über Elronds Verhalten schmunzelte, begann ich damit die Wunde vorsichtig zu säubern und zu desinfizieren. Je weiter ich kam, desto scheußlicher sah die Wunde aus.
„Meine Güte noch mal ... was habt ihr dem gegen den Kopf geknallt? Ein Haus?", fragte ich mit einem Blick über meine Schulter.
Barne, der meine Worte gehört hatte, kam langsam zu mir herübergelaufen und besah sich den Schaden.
„Ne, kein Haus", grinste er, „zuerst haben wir ihn nur mit einem Stein ausgeschaltet ... aber als wir schon unterwegs waren, wurde er frech ... da haben wir ihm halt mal gezeigt, wer hier das sagen hat."
„Das habt ihr auf jeden Fall sehr gut hinbekommen", murmelte ich und bereitete eine Nadel und einen passenden Faden vor.
„Ihr ... ihr ... habt nicht wirklich vor ... damit ...", ich blickte in Barnes blasses Gesicht.
„Was? Habt ihr noch nie gesehen, wie eine Wunde genäht wird?", fragte ich hinterhältig.
„Doch ... doch ... natürlich!"
Sicher doch, dachte ich und betäubte die Wunde etwas.
Als ich begann die Wunde zu nähen, entschuldigte sich Barne schleunigst und ließ mich wieder mit den Elben allein. Elrond zeigte nicht das geringste Anzeichen, dass er überhaupt etwas von dem bemerkte, das ich tat.
„Spinner", murmelte ich und konzentrierte mich auf meine Aufgabe. Zwanzig Minuten später hatte ich die Wunde mit fünf Stichen genäht und wickelte einen leichten Verband um die Stelle.
„Habt ihr noch irgendwo Schmerzen?", fragte ich Elrond und erhielt keine Reaktion.
Ich fasste mir an die Stirn und schloss meine Augen.
„Wisst ihr ... ich kann natürlich auch so lange an eurem Körper herumtasten bis ich eine Stelle gefunden habe, bei der ihr schreit ... aber wenn ihr mir einfach sagt, wo es weh tut ... dann geht es schneller ... und es ist auch weniger schmerzhaft."
Elrond knurrte nur und atmete dann tief durch.
„Mein Arm ..."
„Euer Arm?", fragte ich und blickte in sein regungsloses Gesicht.
„Gut ... gut ... euer Arm ... lehnt euch bitte mal etwas vor!"
Der Elb blickte mich nur irritiert an und tat gar nichts. Also packte ich ihn seufzend am Kragen und lehnte ihn gegen mich. Mit einer Hand löste ich meinen Dolch vom Gürtel und langte mit dieser Hand hinter seinen Rücken, was mir ein schockiertes Aufkeuchen der anderen Elben und dummerweise auch die Aufmerksamkeit von Barne einbrachte.
„Was macht ihr da? Ich habe euch nicht erlaubt die Gefangenen zu befreien", dröhnte er.
„Ich muss aber seine Arme befreien", sagte ich, während ich die Fesseln durchschnitt, „die sind nämlich auch verletzt. Und mal davon abgesehen ... in seinem jetzigen Zustand wäre er für euch nicht einmal eine Gefahr, wenn er voll bewaffnet wäre."
Ohne weiter auf Barne zu achten, begutachtete ich vorsichtig seine Arme. Ich konnte schon auf den ersten Blick feststellen, dass sein linker Arm ausgerenkt war. Vorsichtig strich ich mit meinen Fingern über seinen Arm und ertastete bald eine Absonderlichkeit, die Elrond scharf die Luft einziehen ließ.
„Also ... ausgerenkt und gebrochen ... diese Mischung sehe ich auch selten", stellte ich leicht schockiert fest, „das ihr dann noch immer so ruhig sitzt, ist wirklich einzigartig!"
„Was hätte ich denn machen sollen", knurrte Elrond mich verstimmt an, „die lieben, netten Menschen fragen, ob sie mir wohl bitte meinen Arm wieder einrenken würden? Oder mir vielleicht ein Schmerzmittel geben?" Der Sarkasmus war eindeutig aus seiner Stimme herauszuhören.
„Ihr hättet sie darum bitten können, euch bewusstlos zu schlagen!", sagte ich in einem scherzenden Tonfall und erntete ein verächtliches Schnauben des Halbelben.
„Darum brauchte ich die Kerle nicht bitten! Das haben sie schon aus eigenem Antrieb erledigt!", entgegnete Elrond mit geschlossenen Augen und ich fuhr mit meiner Behandlung fort.
„Etwas dagegen, wenn ich euren Arm wieder einrenke bevor ich weitermache?", fragte ich vorsichtshalber, wartete aber keine Antwort ab, sondern setzte mich gleich hinter hin und ließ meine Hände vorsichtig über seine Schulter gleiten. Als ich an der richtigen Stelle war, drückte ich kurz zu und hielt seinen Arm fest. Es gab ein schnappendes Geräusch als der Knochen zurück in sein Gelenk sprang und mir stellten sich die Haare zu Berge.
Jeder andere hätte jetzt wahrscheinlich die Ered Luin zusammengeschrien, aber Elrond sog nur zischend die Luft ein.
„Schön, das hätten wir ... dann würde ich jetzt gerne euren Arm schienen ... irgendwelche Einwände?"
„Als ob euch das stören würde!", keuchte der Elb zwischen zusammengebissenen Zähnen.
Das Schienen war eine Sache von wenigen Minuten. Und normalerweise hätte ich das auch schmerzfrei erledigen können, aber ein tiefer Groll in meinem Innern zwang mich regelrecht dazu mit dem bockigen Halbelben etwas härter umzuspringen als nötig. Als Reaktion erntete ich nur einen überheblichen Blick aus den stahlgrauen Augen des Elben. Knurrend zog ich den Verband fester um seinen Arm und die Schiene und legte ihn in eine Schlinge. Danach hielt ich ihm eine Schüssel mit Flüssigkeit an die Lippen.
„Was ist das?", fragte er misstrauisch.
„Fragt nicht, trinkt!", befahl ich.
Elrond kam meiner Aufforderung widerwillig nach und trank die Schüssel leer. Kaum war der letzte Tropfen seine Kehle hinuntergeflossen, verdrehte er die Augen und kippte gegen meine Brust.
„Was habt ihr mit ihm gemacht?", schrie mich der Istari an.
„Regt euch ab", antwortete ich, während ich den leblosen Körper des Elben auf den Boden gleiten ließ und meinen Umhang über ihn ausbreitete, „er wird nur eine Weile schlafen. Ich habe ihn nicht vergiftet."
„Woher sollen wir wissen, dass ihr die Wahrheit sagt", fauchte der Istari.
„Selbst wenn es nicht stimmt", ich beugte mich provozierend zu dem Zauberer hinunter, „braucht euch das nicht interessieren ... wenn ich ihn nämlich umgebracht haben sollte ... dann habe ich ihm nur ein schlimmeres Schicksal erspart ... denn diese Leute werden mit euch bestimmt nicht die Schönheit Mittelerdes diskutieren wollen, wenn ihr erst mal am Ziel eurer Reise angekommen seid!"
„Ich hoffe wirklich, wir begegnen uns noch mal, wenn ich nicht gefesselt bin!", knurrte der Istari und entlockte mir damit nur ein hämisches Grinsen.
„Aber, aber ... für einen gefesselten Istari ... ohne seinen Stab in der Nähe, nehmt ihr euer Maul ganz schön voll!", ich genoss den entsetzten Blick im Gesicht des alten Mannes.
„... ja ... schaut nicht so ... ich weiß, dass ihr ohne euren Stab vollkommen mittellos seid ... und das Instrument eurer Kraft ... ist jetzt wahrscheinlich nichts weiter als ein Stück Holzkohle in mitten der Asche von Mithlond ... ich wünsche euch angenehme Träume!"
Mit diesen Worten ließ ich meine Hände noch einmal vorsichtig über Elronds Oberkörper gleiten, um mögliche innere Verletzungen zu entdecken. Aber zu meiner Erleichterung war da nichts dergleichen.
Ohne ein weiteres Wort lief ich zurück zu Barne und setzte mich neben ihn. Dieser quittierte das Fehlen meines Umhanges mit einer hochgezogenen Augenbraue. Als Antwort zuckte ich nur mit den Schultern.
„Habt ihr was gegen den alten Kerl?"
„Ich mag keine Istaris", sagte ich nur und fügte dann hinzu, „sagt mal ... ihr habt hier nicht zufälligerweise was Ordentliches zu trinken?"
Barnes Gesicht erhellte sich schlagartig.
„Jetzt wo ihr es sagt ... wir haben vor ein paar Tagen ein Wirtshaus überfallen und dabei ein paar Fässer Wein mitgehen lassen. Das wäre jetzt genau der richtige Augenblick um diesen Wein zu kosten. Kommt mit."
Ich folgte ihm zu einem großen Wagen, auf dem mehrere Fässer standen. Eines davon ließ er herunterholen und öffnete den Deckel.
„Seht ihr ... feinster Wein!"
Er reichte mir einen Becher damit ich davon kosten konnte.
„Ja ... gar nicht übel!"
Von dem Zeug können sie drei Fässer leer saufen und werden nicht betrunken, dachte ich bei mir, dann muss ich halt ein wenig nachhelfen.
Ich reichte Barne den Becher über das Weinfass zurück und ließ unbemerkt von den Anderen ein weißes Pulver in den Wein fallen. Niemand bemerkte das kurze Auffleuchten des Weines. Zufrieden strich ich mit meinen Fingern über einen Ring, den ich an meiner rechten Hand trug und ließ das winzige Schloss wieder einrasten.
„Sagt mal ... die Sache vorhin mit dem Elben ...", Barne sah mich unbehaglich an, „ihr ... ihr ... findet Gefallen an Männern?"
„Ich gehe beide Wege, wenn ihr das meint", antwortete ich mit gefletschten Zähnen, „aber keine Sorge ... ihr seid vor mir sicher ..."
„G-gut", nickte Barne und wandte sich ab.
Ich ließ derweil meinen Blick zu dem Wäldchen schweifen, wo die anderen geblieben waren. Währenddessen machten sich Barne und seine Kumpane über das Weinfass her und füllten einen Becher nach dem anderen. Ich tat nur so als würde ich von dem Wein trinken.
„Sagt mal ...", fragte ich Barne vorsichtig, als ich mit ihm zum Lager zurückging, „wohin sollt ihr die Gefangenen eigentlich bringen?"
„Schu unscherem Bosch!", lallte er. Das Mittelchen begann zu wirken.
„Und was will der mit den Elben?"
„Kjaine Ahhnung! Isch glaub der will mit dene irgendetwasch zchüchten ... grosche Viescher!"
„Große Viecher?"
„Ja ... aber mehr ... weisch isch ausch nischt ... und ich darf dir auch gar nischts erzählen, weischt du ... isch darf dir auch nischt erschälen, dasch ... ein paar andere von unsch ... auf dem Weg nach ... im ... im ... im ... Bruch ... Bruch ... Imtal geweschen sind!"
„Imtal?", fragte ich skeptisch.
„Jaaaaa, Bruchdris... da schollen ... auch ganzch viele ... Elben ... leben ...", er kicherte irre, „oder eher geschagt ... schie ... haben dort gelebt!"
Imtal? Bruchdris? Elben? Wovon redete der?
Ich drehte mich langsam um, wobei mein Blick auf den schlafenden Halbelben fiel. Lord Elrond ... Herr von Bruchtal ... bei den Elben auch ... Imladris genannt. Fassungslosigkeit machte sich auf meinem Gesicht breit, als ich erkannte wovon Barne gesprochen hatte. Während wir hier saßen, hatten einige seiner Kumpane Bruchtal überfallen. Das konnte doch nicht wahr sein. Ich ließ meinen Blick wieder zu den sich besaufenden Kuttenträgern wandern. Was zum Kuckuck wollten die mit soviel Elben?
Ein Würggeräusch ließ mich herumfahren und ich blickte auf den betrunkenen Anführer der Männer. Barne fing an zu taumeln und verschüttete dabei den Rest seines Weines. Er versuchte verzweifelt sein Gleichgewicht wiederzubekommen und lehnte sich dabei über meine Schulter. Angeekelt ging ich einen Schritt zurück und ließ Barne dabei auf die Erde fallen.
„Oh", fragte ich scheinheilig und beugte mich zu ihm hinunter, „hast du dir etwa weh getan?" Aber außer einem Schnarchen bekam ich von ihm keine Reaktion. Maliziös lächelnd, wandte ich mich von dem Mann auf dem Boden ab und blickte einmal kurz in die Runde.
Noch fünf Minuten und hier würde niemand mehr gerade stehen können. Dann würde ich Alagos auftragen, die anderen zu holen. Aber zuerst würde ich noch einmal nach dem Elben sehen.
Unter den wachsamen Augen des Istaris kniete ich mich neben den Halbelben und befühlte seine Stirn als mir plötzlich irgendjemand ein Schwert an die Kehle hielt.
Mit Grauen hörte ich dann die viel zu bekannte Stimme in mein Ohr zischen: „Sieh an, sieh an ... wenn das mal nicht Gwanu-dinen ist ... so sieht man sich wieder ... mistige, alte Fledermaus!"
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Vorschau: Mit Entsetzen mussten wir mit ansehen, wie sich die drei Männer plötzlich vor Schmerz krümmten und von innen heraus zu leuchten begannen.
Die Vorschau ist dieses Mal nicht so pralle, aber ich habe einfach keine bessere Passage gefunden. Pffüü ... Wie auch immer! Ich hoffe, dieses Kapitel hat euch gefallen und dass ihr mich mit reichlich Reviews beglücken werdet! Und noch mal eine kleine Erinnerung! Ab jetzt wird meine Geschichte leicht AU. Denn wie ihr alle sicherlich bemerkt habt, sollten die Elben alle glücklich und zufrieden nach Valinor schippern und nicht halbtot an einer Felswand kauern – jedenfalls laut Tolkien!
Bis zum nächsten Mal,
Atropos
