Kapitel 14a: ... kommt von irgendwo was schlimm'res her

Okay, ich gebe zu, die Überschrift ist nicht so der Hammer, aber mir ist nichts besseres eingefallen. Außerdem geht es euch auch wohl mehr um das Kapitel an sich! gg Nun, wie versprochen. Hier ist es!

Aber zuerst die Antworten auf eure Reviews.

serena: Freut mich, dass dir das Kapitel gefallen hat. Und keine Sorge, es gibt auch ganz nette, liebe, zurückhaltende Elbenfrauen im Düsterwald, die Leggy nicht an die Wäsche wollen. Mal davon abgesehen, er wird sowieso nicht lange dort sein.

Lady-of-Gondor: So schlimm war das Kapitel doch gar nicht, dass du unter Atemnot leiden musstest. O.o In diesem Kapitel wird übrigens ein wenig in Raugs Stammbaum herumgegraben. Mal gucken, welche Laus da gefunden wird.

Susi: Schön, dass ich dir deinen Tag versüßt habe. Mit guter Laune arbeitet es sich doch viel leichter. ;-)

YvannePalpatine: Ne, ne, ne! Das Mittelchen ist unverkäuflich! Demnächst kommt eine nette kleine Sequenz ganz mit Legolas und Uraltelb alleine! Also freu dich!

Goldmond: Danke für das Lob! So was hört man immer gerne. Tjoa ... das Panthertier ... gute Frage ... wer das wohl war? Ein Verehrer von Thranduils Gattin? Vielleicht ihr heimlicher Geliebter? Und ich stimme dir vollkommen zu! Der Kopfgeldjäger hat sich verdammt gut gehalten!

dorlimaus: Dein Wunsch ist mir doch heute mal Befehl. Ein Kapitel kaum zu Ende gelesen und schon gibt es ein neues. So möchtest du es immer haben, oder?

LocaInferna: Hehehe! Ja, ja, mein lieber kleiner Kopfgeldjäger ... Liebes Loca, sag mal ich habe dir vor geraumer Zeit (zwei wochen) Ithron und Ithildae farbig zurückgeschickt ... sind die bei dir angekommen? etwas ratlos ist Und das mit Raugis Tattoo ist überhaupt kein Problem. Es ist so gut wie auf dem Wege zu dir!

elliot: Ja, ja ... Raug ist der lebende Beweis dafür, dass man auch noch im hohen Alter gut aussehen kann. Hat sich wahrscheinlich als Grünblatt-sitter fit gehalten! Das Baby ist übrigens durchaus vorgekommen. Keine Sorge, den kleinen Wurm würde ich nie im Leben kaltmachen! Also denne ... viel Spaß!

Aus der Sicht von Legolas

Nach Ion ... Raugs Aufforderung setzten wir uns alle wieder an den Tisch und besonders mein Vater blickte ihn erwartungsvoll an.

„Was meintest du gerade? Wie wir weiter vorgehen?", fragte mein Vater als Raug keine Anstalten machte irgendetwas zu sagen.

„Nun ... es gibt hier ja offensichtlich einige Probleme! Die werde ich aber nicht erzählen! Ich habe Hunger", gab Raug zur Antwort und aß seelenruhig weiter.

So sahen Aragorn und ich uns genötigt meinem Vater die ganze Geschichte zu erzählen. Von den Entführungen der Kinder bis zu dem Angriff auf Imladris.

„Und die Kinder des Halbelben sind unter den Gefangenen?", fragte mein Vater leicht schockiert.

„Wir vermuten es so", antwortete ich leise.

„Apropos Elben", rief Sam plötzlich, „Ion ... ich meine Raug, wo ist Gilívor? Die Spinnen haben ihn doch nicht gefressen?"

„Nein", grummelte Raug finster, „die Spinnen, die das versucht haben, müssen sich jetzt auf Flüssignahrung umstellen. Womit wir beim nächsten Thema wären. Du hast hier ein außerordentliches Spinnenproblem, mellon nin!"

„Das wissen wir", knurrten meine Eltern im Chor.

„Was mich jetzt aber ernsthaft interessiert ... mellon nin", begann mein Vater, „wie bist du den Spinnen entwischt? Laut meiner Wachen bist du genau in eines ihrer Nester geraten!"

„Äh ... erinnere mich bloß nicht daran ... da waren ungefähr zwanzig von den Biestern. Zwanzig fette, ausgewachsene, mordlüsterne Gliedertiere von der Größe eines jungen Oliphanten!"

„Und die hast du alle erledigt?", fragte mein Vater skeptisch.

„Wie sehe ich aus?", fauchte Raug aufgebracht. „Wie Illuvatar? Ich habe es gerade noch geschafft das Baby zu schnappen, bevor die Frühstücksparty losging!"

„Und dann?", hakte Ada nach.

„Und dann habe ich versucht meine eigene Haut zu retten! Versuch du mal die Biester zu verdreschen, wenn du nur einen Arm zur Verfügung hast", Raug seufzte. „Ich denke, ein paar von ihnen habe ich ordentlich erwischt ... und dann bin ich gerannt!"

Mein Vater nickte.

„Das einzig Vernünftige in der Situation!"

„Finde ich ja toll, dass du mir zustimmst", murmelte Raug sarkastisch.

Gerade als Gandalf etwas sagen wollte, öffnete sich die große Tür und herein trat der Hauptmann meines Vaters. In seinen Armen hielt er ein schreiendes und zappelndes Bündel, das augenblicklich seine Arme zu Raug ausstreckte als er ihn erkannte. Raug nahm dem Hauptmann mit einigen Worten des Dankes das Elbenbaby ab und setzte sich wieder an den Tisch.

„Nein, ist der niedlich", hauchte meine Mutter und hielt Gilívor ihren Zeigefinger hin, den er sofort umschloss.

„Ist der von dir?", fragte sie noch mit einem schelmischen Grinsen.

„Ich muss doch sehr bitten!", antwortete Raug und befreite seine Haare aus der anderen Faust des Babys.

„Darf ich ihn halten?", fragte meine Mutter aufgeregt und unter den skeptischen Blicken meines Vaters.

„Oh, aber sicher doch!", antwortete Raug und händigte ihr das Baby aus, das sich in ihren Armen augenblicklich zu Hause fühlte und leise anfing zu glucksen.

„Äh ... wo waren wir?", fragte Raug nachdem ein weiteres Stück Brot in seinem Mund verschwunden war.

„Spinnen", half ich ihm aus.

„Ah ja, Spinnen", wiederholte Raug, „widerliche Biester!"

„Nun", mein Vater riss seinen Blick nur schwerlich von meiner Mutter los, „erst wurden die Menschenkinder entführt, dann hat jemand versucht die Elben auf den Weg nach Valinor zu fangen und währenddessen wurde Imladris geplündert. Ich habe das dumme Gefühl, das hat alles etwas mit diesem Ranach zu tun."

„Aratar", korrigierte Gandalf mit finsterer Miene.

„Aratar?", fragte Aragorn.

„Er war einer der Istaris, der von den Valar nach Mittelerde geschickt wurde, um die Menschen zu beobachte. Er und sein Freund Pallando gingen in den Osten. Wir anderen haben nie wieder etwas von ihnen gehört. Wir dachten sie wären von Sauron getötet worden ... aber dem ist ganz offensichtlich nicht so."

„Du bist dir sicher, dass Ranach Aratar war? Für mich sah er aus wie ein Elb", brummte Gimli.

„Wir sind Maiar. Aratar und Pallando waren außerdem noch sehr begabt darin die Gestalt zu wechseln. Sie sind nicht an eine Form gebunden. Es würde zudem erklären warum die meisten unserer Feinde blaue Roben tragen. Es waren ihre Farben."

„He, Aragorn", rief Gimli, „erinnerst du dich daran, dass uns dieser Alocacoc von zwei Leuten in blauer Kleidung erzählt hat, die nach Osten gingen! Er könnte die beiden Istaris gemeint haben!"

„In der Tat", murmelte Aragorn, „aber das erklärt immer noch nicht, was sie mit den Elben vorhaben ... und was dieser Dämon hier verloren hatte ... geschweige denn, wie er hier herkam!"

„Das kann ich euch beantworten", sagte Raug und wischte sich den Mund mit einer Serviette ab, „dieser ... Warg war keiner der gewöhnlichen Dämonen, wie zum Beispiel ein Balrog! Ein Balrog vermehrt sich geschlechtlich ... diese Dämonen, die ihr gestern kennenlerntet brauchen einen Wirt oder etwas Ähnliches um heranzuwachsen. Sie ernähren sich von der Lebenskraft, die der Wirt ausstrahlt."

„Wirt?", fragte mein Vater und sah Raug schockiert an.

„Du hast richtig gehört. Es gibt viele Arten von Dämonen ... der von gestern ist nur einer von ihnen gewesen. Und alle vermehren sich auf unterschiedliche Art! Einige brauchen einen Wirt, andere einfach nur genug ... kräftige Nahrung!"

„Und warum sollte sich jemand Dämonen züchten?", fragte Gimli.

„Gegenfrage", erwiderte Raug, „warum wurden Orks gezüchtet? Oder Uruks?"

Gimli winkte ab.

„Schon gut, schon gut, ich hab's verstanden!"

„Von diesen Dämonen habe ich aber noch nicht sehr viele kennen gelernt", meinte Aragorn überlegend.

„Das liegt daran, kleiner König, dass es Leute gibt, die dafür sorgen, dass diese Viecher nicht Überhand nehmen", antwortete Raug schmunzelnd, „und wenn ihr mich jetzt bitte entschuldigt ... Gilívor braucht sein Schläfchen!"

Mit diesen Worten nahm er das gähnende Baby von meiner Mutter in Empfang und verließ die Halle – nicht ohne vorher noch einiges von dem Essen mitgehen zu lassen.

Fragend blickte ich meinen Vater an, der nur schmunzelnd in die Runde sah, als er bemerkte welche Verwirrung Raug zurückgelassen hatte.

„Er ist ein Eredhrim", sagte Vater plötzlich, „ein Gebirgselb ... und der Anführer der Dämonenjäger!"

„Ein Dämonenjäger", wiederholte Gandalf staunend, „Thranduil ... ihr meint doch nicht ..."

„Doch ... das ist der Sohn von Magor!"

„Magor?", ich blickte fragend meine Gefährten an. Niemandem schien dieser Name etwas zu sagen, lediglich Gandalf verschluckte sich beinahe an seinem Tee.

„Magor ist ein Maiar! Einer der engeren Berater Mandos' um genau zu sein", erklärte meine Mutter sanft.

„Ein Maiar?", echote ich ungläubig.„Dann ist Raug ein Halbmaiar?"

Darauf erwiderte niemand etwas.

„Aber ... aber warum hat er davon nichts erzählt?", fragte Merry.

„Er mag es nicht, wenn man ihn darauf anspricht ... außerdem habe ich seit ich ihn kenne, nur ein- oder zweimal gesehen, dass er seine Kräfte eingesetzt hat."

„Das ist ja wirklich gut zu wissen", antwortete Aragorn und tippte sich ans Kinn, „aber wir haben noch immer keine Ahnung, was diese Leute mit den Elben vorhaben ... und wo sie hingebracht worden sind!"

Eine Weile herrschte Schweigen in der großen Halle und wir alle überlegten angestrengt, bis sich Pippin mit einem gurgelnden Laut an die Kehle fasste.

„Was ist, Pip?", fragte Merry seinen Freund.

„Dieser Kommentar vorhin ... kräftige Nahrung' ... was ist, wenn die Elben als ... Kraftfutter für die Dämonen benötigt werden."

Wir brauchten alle einen Augenblick um die ganze Tragweite dieser Katastrophe zu erfassen.

„Das wäre eine Katastrophe", hauchte meine Mutter entsetzt, „die armen Elben, die bereits gefangen wurden."

„Moment", mein Vater unterbrach meine Mutter, „es ist nicht einmal sicher, ob das wirklich stimmt! Raug könnte auch anderes Futter gemeint haben!"

„Das lässt sich leicht rausfinden! Fragen wir ihn einfach", schlug Gandalf vor, „wo ist er untergebracht?"

„In der Nähe von unserem Schlafzimmer", antwortete meine Mutter und flüsterte dann zu meinem Vater, „und du solltest dich auch langsam wieder zur Ruhe begeben!"

Das Murren meines Vaters ging in dem Scharren von Stuhlbeinen über den Fußboden unter, denn alle standen jetzt auf, um von Raug Antworten zu bekommen.

Es muss für die Elben schon komisch ausgesehen haben, wie wir alle Gandalf hinterher zu dem Zimmer von Raug liefen. Dort angekommen klopfte er energisch an die Tür.

„Herein", hörte man die leise Stimme des Elben und Gandalf öffnete die Tür.

Das Zimmer war groß! Es hatte ein eigenes, abgetrenntes Bad und der Wohnraum wurde von einem riesigen Bett beherrscht. Hier wurden die engeren Freunde meines Vaters untergebracht, wenn sie auf Besuch waren. Da er allerdings nicht viele wirklich gute Freunde aus anderen Elbenreichen hatte, kam ich zu dem Schluss, dass dieses Zimmer wohl immer für Raug zur Verfügung stand.

Auf dem Bett stand ein kleiner Korb, in dem ich Gilívor ausmachen konnte und Raug hockte in der Mitte des Raumes auf dem Boden und sortierte eine beachtliche Ansammlung von Waffen. Da waren Dolche, Schwerter, Bögen, Pfeile, Wurfsterne und mehrere Dinge, die ich noch nie gesehen hatte. Aber alle hatten eines gemeinsam, die Klinge war immer aus schwarzem Metall gefertigt.

„Ich hätte eher darauf kommen müssen", knurrte Gandalf plötzlich, „ihr verwendet Galvorn!" (Anm.d.Autorin: Erklärung am Ende!)

„Genau", antwortete Raug, mit einem amüsierten Glitzern in den Augen, „aber ich bin mir sicher, dass ihr mich nicht aufgesucht habt, um mit mir über die Beschaffenheit meiner Waffen zu reden!"

„Nein, das sind wir nicht", erklärte Aragorn leise, um das Baby nicht zu wecken, „König Thranduil hat uns einiges über euch erzählt!"

„So? Hat er das?", erwiderte Raug unbeeindruckt.

„Ja, und wir wollten etwas wissen ... ist es möglich ... Dämonen zu züchten, in dem man ihnen Elben ... als Futter gibt?"

Raug hielt in seiner Tätigkeit inne und blickte traurig auf den Boden, seine Antwort nahmen wir kaum war, so leise war sie.

„Ja ... es ist möglich!"

„Dann ... dann sind die Elben aus Bruchtal wahrscheinlich längst tot?", fragte Aragorn mit einer Hoffnungslosigkeit in der Stimme, die ich von ihm eigentlich nicht kannte.

„Das glaube ich nicht", antwortete Raug mit einem kleinen Lächeln.

„Was macht euch da so sicher?", fragte Sam.

„Ich bin nicht sicher ... es ist nur eine Vermutung von mir", antwortete er und setzte sich auf einen Stuhl. Raug bedeutete uns das gleiche zu tun.

„Auch wenn ein Großteil der Elben Bruchtal bereits verlassen hatte, so muss noch eine große Anzahl da gewesen sein. Ich schätze ungefähr 100 Elben. Die Feinde brauchen irgendwo ein Lager, wo sie ungestört sind, um diese Dämonen großzuziehen. Die kann man nicht einfach an die Leine nehmen und sie auf irgendwas loslassen. Es handelt sich also um eine große Gruppe, selbst wenn sie sich aufgeteilt haben, um der Gefahr, der zu schnellen Entdeckung zu entgehen, werden sie nur langsam reisen können ... und wahrscheinlich bei Dunkelheit! Zudem brauchen sie einen Ort wo niemand Gefangene vermutet ... es muss weit weg von irgendwelchen Menschensiedlungen sein ... diese Dämonen machen nämlich gewaltigen Lärm!"

„Sie könnten also noch immer unterwegs sein!", stellte Aragorn etwas zuversichtlicher fest.

„Das nehme ich stark an", antwortete Raug.

„Aber wohin? Dol Goldur?", fragte Gimli.

„Nein", Raug schüttelte den Kopf, „zu nahe an Lorien und dem Düsterwaldpalast ... zudem hat Lady Galadriel den Turm zu Staub zerlegt! Aber jetzt möchte ich euch bitten diesen Raum zu verlassen. Gilívor braucht Schlaf und ich möchte noch einiges erledigen!"

ooo

Später am Abend lief ich ziellos durch den Palast. Aragorn und Gandalf hatten sich irgendwohin zurückgezogen, um zu beraten, Gimli schlief und die Hobbits machten höchstwahrscheinlich die Küchen unsicher.

„Ich muss Gimli unbedingt noch sagen, dass er den Namen seines Vaters besser nicht erwähnen soll", murmelte ich leise. Es war mir ohnehin ein Rätsel, dass mein Vater noch nichts über den Zwergen gesagt hatte, und wenn er dann auch noch herausfand, dass Gimli der Sohn des Zwergen war, der mal hier eingekerkert war, dann wollte ich lieber nicht im Düsterwald sein! Wochen später hatte mein Vater noch getobt ... aber er hatte bis heute nicht herausgefunden, wie sie entkommen waren.

Als ich aufblickte, sah ich Raug mit dem Rücken zu mir an einer Säule stehen. Er war offensichtlich etwas außer Atem und bemerkte mein Näherkommen nicht.

„Das ist doch wirklich wie verhext! Ich kann keinen Tag im Düsterwald sein, ohne das mir dieser Nervelb am Ärmel klebt!", schnaubte er gerade.

Ich legte meine Hand auf seine Schulter, um ihn auf mich aufmerksam zu machen. Aber mit der Reaktion, die ich erhielt, hatte ich nicht gerechnet. Raug stieß einen Entsetzensschrei aus und wirbelte blitzartig herum. Als er mich erkannte, entspannte er sich etwas und sackte gegen die Säule.

„Prinzlein ... ihr seid es ...", keuchte er und schloss die Augen, „und ich dachte schon ..."

„Was dachtet ihr?", fragte ich ihn neugierig.

„Nichts, nichts ...", winkte er ab, „Lust auf einen Spaziergang?"

Bevor ich antworten konnte, hatte er sich schon in Bewegung gesetzt und ich hatte Mühe, mit ihm mitzuhalten.

„Vor wem habt ihr euch gerade versteckt?", fragte ich forschend. „Vor einer Verehrerin?"

Ich entlockte ihm ein Grollen, das tief aus seiner Kehle kam.

„Nein! Vor Eleniûl!"

„Ist das nicht der Sohn von einem Berater meines Vaters? Wieso versteckt ihr euch vor dem?"

„Er ist der persönliche Grund, aus dem ich nur noch selten hier anzutreffen bin! Er hat es sich in den Kopf gesetzt, dass er der perfekte Lebenspartner für mich ist! Und ich sehe das vollkommen anders!"

Ich schmunzelte leicht. Eleniûl war nicht leicht zu begeistern, aber wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann war er ziemlich hartnäckig. Ich konnte mir schon förmlich vorstellen, wie er Raug auf Schritt und Tritt verfolgte.

„Warum sagt ihr ihm dann nicht einfach, dass ihr kein Interesse habt?"

Raug blickte mich böse an.

„Glaubt ihr etwa, dass ich das noch nicht getan habe? Ich bin einmal aus Verzweifelung mitten in der Nacht zu euren Eltern geflüchtet, weil ich ihn nicht loswurde."

„Seid mir nicht böse, aber das geschieht euch recht", grinste ich böse, „dann könnt ihr endlich mal nachvollziehen wie sich eure Opfer fühlen!"

„Prinzlein, eine Frage! Habe ich euch jemals nackt in eurem Bett aufgelauert? Oder euch während des Essens mit dem König, irgendwelchen hohen Gästen und was weiß ich nicht alles, zwischen die Beine gegriffen? Mal überlegen ... was hat er denn noch gemacht ... ah ja, er hat mal mein ganzes Zimmer mit roten Rosen dekoriert, irgendein grässliches Parfüm in meinem Bad versprüht, mein Pferd ... verschönert ... und er hat mich einmal beim Baden beobachtet, nur um wenige Minuten später zufällig auf mich draufzufallen! Und jetzt sagt bitte doch noch mal, dass ich schlimm bin!"

„Ganz so schlimm seid ihr zugegebenermaßen noch nicht", räumte ich leise ein, „aber es fehlt nicht viel!"

Der Eredhrim blickte mich böse von oben an.

„Äh ... Prinzlein! Ich wollte euch um etwas bitten!"

„Um was?"

„Ich wäre euch sehr verbunden, wenn ihr eurem Vater nichts von unserem kleinen ... Intermezzo an dem See damals erzählen würdet!"

Bevor ich antworten konnte, ertönte plötzlich eine Stimme aus dem Dunkel neben uns und Raug bekam einen Gesichtsausdruck als wäre er getreten worden.

„Von welchem Intermezzo redet er, Legolas?", fragte mein Vater mit blitzenden, grünen Augen und kam auf Raug zu, der langsam aber sicher zurück wich.

„Thranduil ... was für eine Überraschung! Ich dachte du wärst an dein Bett ... äh ... in deinem Bett!"

„Du ahnst ja gar nicht wie einfallsreich ich werden kann, wenn es darum geht Schlösser zu öffnen!"

„Du warst ja schon immer sehr gewitzt ...", antwortete Raug und sah sich nach einer Fluchtmöglichkeit um.

„Ich wollte dich eigentlich auch nur warnen, liebster Freund!", mein Vater legte eine äußerst besorgniserregende Betonung auf das Wort „liebster".

„Wenn meine Frau, wegen diesem verfluchten Bruchtalbalg, das du hier angeschleppt hast, auf die Idee kommt, auch noch ein Kind haben zu wollen, dann häng ich dich an den höchsten Baum, den Düsterwald zu bieten hat! Und jetzt noch mal, was für ein Intermezzo meintest du gerade!"

„Nichts ... wirklich nichts Wichtiges ... oder Schlimmes", wiegelte Raug ab und wich immer weiter vor meinem Vater zurück.

„Raug, ich kenne dich! Wenn du von einem Intermezzo sprichst, dann kann es nichts Unwichtiges gewesen sein!" Plötzlich ruckte sein Kopf zu mir und musterte mich von oben bis unten.

„Hat er dich geküsst?", fragte mein Vater scharf und bevor ich überhaupt nachdenken konnte, antwortete ich: „Woher ..."

Ich schlug mir zwar noch die Hände vor den Mund aber es war bereits zu spät, denn jetzt donnerte die Stimme meines Vaters durch den Palast.

„RAUG! Ich bring dich um! Ich habe dir gesagt, du sollst auf ihn aufpassen! Nicht, dass du ihn bespringen sollst!"

Bei diesem Vorwurf drehte Raug, der eigentlich vor meinem Vater flüchtete, sich wütend um.

„Ich habe ihn nicht besprungen, wie du das so unfein ausgedrückt hast!", schrie er zurück. Aber mein Vater hörte gar nicht auf ihn.

„Verdammt noch mal! Er könnte dein Sohn sein! Du Perversling! Legolas ist mein Erbe! Er hat keine Zeit für deine Perversitäten! Er wird irgendwann einmal eine nette, hübsche Elbin heiraten und Kinder haben! Und nicht als dein kleines Spielzeug enden!"

Raug wich hinter eine Säule zurück.

„Du hast bei der Beschreibung deiner zukünftigen Schwiegertochter ein Adjektiv ausgelassen! Nämlich hirnlos!", rief Raug meinem Vater zu und verließ für einen Moment seine Deckung hinter der Säule.

„Bessnill, ist nicht hirnlos", schrie mein Vater zurück.

Bessnill?

„ADAR", rief ich ärgerlich, „wer ist Bessnill?"

Mein Vater hielt abrupt inne und murmelte irgendetwas, das sich anhörte wie ein Fluch, bevor er sich zu mir umdrehte und mir sein herzlichstes Lächeln schenkte. Das verlor aber irgendwie dadurch seine Wirkung, dass er mit einer Hand Raug an der Kehle gepackt hatte und dieser langsam aber sicher blau anlief.

„Bessnill ... ist ... eine sehr liebe, junge Frau!"

„Dumm wie Brot", krächzte Raug dazwischen, was meinen Vater dazu veranlasste den Druck auf seinen Hals noch zu verstärken.

„Adar?", fragte ich fordernd.

„Sehr ... sanft ... und ..."

„Einfach langweilig", krächzte Raug wieder, während er versuchte die Hand meines Vaters von seiner Kehle zu lösen.

„Sehr att... hübsch!", fuhr er mit einem bösen Seitenblick auf Raug fort.

„Für eine Elbenfrau äußerst jämmerlich", keuchte Raug, nachdem er es endlich geschafft hatte dem Griff meines Vaters zu entkommen und wieder auf die Beine kam. „Ein Orkweibchen finde ich sexuell interessanter, wenn ihr mich fragt, Prinzlein!"

„Dich fragt aber niemand", giftete mein Vater zurück.

„Jetzt bin ich aber tief getroffen", erwiderte Raug mit rollenden Augen.

„Adar", unterbrach ich ihr Geplänkel, „bitte sag mir nicht, dass du eine Braut für mich ausgesucht hast!"

Mein Vater blickte hilfesuchend auf Raug, dessen Blick aber eindeutig sagte, dass er von ihm keine Hilfe zu erwarten hätte.

„Er hat sie nicht direkt ausgesucht, mîr-nin (mein Schatz)! Sondern eher als potentielle Schwiegertochter ins Auge gefasst", hörte ich plötzlich meine Mutter hinter mir. „Die entgültige Wahl wird er natürlich dir überlassen ... wann es dir beliebt!"

Bei diesem Zusatz wollte mein Vater protestieren, wurde aber durch einen eisigen Blick aus den Augen meiner Mutter zum Schweigen gebracht.

Raug wollte dazu irgendetwas wenig schmeichelhaftes sagen, wurde aber durch eine heranrennende Wache unterbrochen.

„Spinnen! Die Spinnen greifen uns an!"

„Wo?", fragte meine Vater laut.

„Sie positionieren sich um den gesamten Palast herum! Wir sind umzingelt!"

„Tuilinn, du gehst wieder in unsere Gemächer!"

„Aber", protestierte meine Mutter, wurde aber durch einen Blick von meinem Vater zur Ruhe gebracht.

„Tuilinn, irgendjemand muss auf Gilívor aufpassen. Würdest du ...?", fragte Raug und erntete ein Lächeln meiner Mutter bevor sie sich umdrehte und weglief, dabei verwünschte sie meinen Vater aber noch einige Male äußerst herzhaft.

Mein Vater, Raug und ich folgten der Wache so schnell es ging zu den Mauern. Eiligst erklommen wir die Mauer in der Nähe des Tores und starrten auf den naheliegenden Wald. Ein wahres Meer von Spinnen hatte sich dort am Waldrand versammelt und es wurden stetig mehr.

„Bei Eru ... so viele! Sind noch Elben da draußen?", fragte mein Vater bestürzt.

Die Wache schüttelte den Kopf.

„Hauptmann Maethorcand und seine Männer waren die letzten."

Dann würde ich sagen, dass wir uns auf eine lange Nacht gefasst machen können", stellte Raug trocken fest, als Aragorn, Gandalf, Gimli und die Hobbits gerade die Mauer hochkamen. Auch ihnen stockte angesichts unserer Feinde der Atem.

„W-wir haben eure Waffen mitgebracht", stotterte Sam und hielt Raug sein Schwert und seinen Bogen entgegen.

„Danke, auch wenn ich nicht glaube, dass uns das besonders nützen wird."

„Tausende von Jahren habe ich diesen Palast gehalten", grollte mein Vater entschlossen, „und ich werde ihn jetzt nicht an dieses Ungeziefer verlieren!"

„Alle Männer mit Bögen auf die Mauer! Die jüngeren sollen dafür sorgen, dass uns die Pfeile nicht ausgehen! WORAUF WARTET IHR NOCH?", brüllte mein Vater, als sich niemand bewegte. Das brachte Bewegung in die Männer. Alle liefen eiligst hin und her, nahmen ihre Posten ein oder besorgten Pfeile und alle anderen Sachen, die nützlich sein konnten. Mein Vater ließ sich von einem Diener seinen Bogen und seine Elbenmesser holen, während ich meine Waffen von Aragorn in Empfang nahm.

„Bogenschützen! Pah! Und was soll ich solange machen?", grummelte Gimli.

„Keine Angst, Glóinsgör! So gerne ich auch das Gegenteil behaupten möchte, aber wir werden nicht in der Lage sein, diese Spinnen nur mit unseren Pfeilen abzuwehren", sagte Raug ruhig während er sich seinen Köcher umschnallte und einen Platz auf der Mauer einnahm.

„Was sollen wir machen?", fragten die Hobbits mit großen Augen.

„Am Besten wäre es wenn ihr Königin Tuilinn im Palast Gesellschaft leistet", antwortete Aragorn.

„Das glaubst auch nur du", antwortete Merry, „wir bleiben hier und helfen euch! Wir können euch Pfeile bringen!"

Aragorn seufzte ergeben und nickte: „Aber bleibt von der Mauer weg!"

„Die Spinnen werden gleich angreifen ... sie werden unruhig!", flüsterte Raug.

„Sollen sie kommen!", erwiderte mein Vater finster und spannte seinen Bogen. An die anderen Elben gewandt sagte er: „Zielt auf ihre Augen!"

Kaum hatten diese Worte, den Mund meines Vaters verlassen, wurde die schwarze Masse am Waldrand unruhig und ohrenbetäubendes Gekreische erhob sich.

„Fledermäuse!", schrie einer der Elben noch bevor er von den geflügelten Untieren umzingelt wurde und wäre Gandalf nicht dazwischengegangen, wäre der arme Mann wohl zerfleischt worden, aber so behielt er nur einige böse Schrammen zurück.

„Schaut nach vorne, verdammt noch mal!", donnerte plötzlich Raugs Stimme über den Platz. Die Spinnen hatten den Moment der Ablenkung genutzt um unbemerkt näher an den Palast zu kommen. Jetzt trennten sie nur wenige Meter von dem Burggraben.

Sirrend erhoben sich die ersten Pfeile in die Luft und jeder von ihnen traf genau ihr Ziel. Die getroffenen Spinnen erhoben ein ohrenbetäubendes Gejaule und verlangsamten sich für einen Moment.

Aus der Sicht von Sam

Mit gemischten Gefühlen beobachteten wir, wie die Elben versuchten, die Spinnen zurückzuschlagen. Aber von Minute zu Minute wurde unsere Hoffnung weniger. Die Spinnen wurden immer mehr und den Elben gingen die Pfeile aus. Vor noch nicht einmal einer Minute hatten wir Legolas die letzten zehn Pfeile gebracht.

Derweil hatten sich einige von den jüngeren Elben hingesetzt und versuchten so schnell wie möglich neue Pfeile herzustellen.

Die ersten Elben auf der Mauer zogen jetzt ihre Elbenmesser und kurz darauf, sahen wir das erste haarige Bein über die Mauer kommen.

„Habt ihr vielleicht irgendeine Idee?", fragte Pippin in die Runde. „Wenn hier nämlich nicht bald ein Wunder geschieht, sind wir Spinnenfutter."

„Nein", hauchte Frodo entsetzt und blickte zur Mauer. Dort fielen Legolas und Aragorn gerade kopfüber die vielen Stufen herunter und ihnen folgte mit einem gewaltigen Satz eine riesige Spinne. Mit je einem Bein nagelte sie Aragorn und Legolas am Boden fest und schien jetzt zu überlegen, wen sie zuerst fressen sollte. Die Schwerter der Elben, die auf sie eindrangen, schien sie gar nicht zu bemerken.

„Herr Frodo ... die Phiole!"

„Was?", fragte Frodo mich und nahm seinen Blick nicht von der fetten Spinne.

„Die Phiole von Lady Galadriel! Die mit dem Licht! Hast du die bei dir?"

„Äh ...", hastig klopfte er seine Taschen ab, „ja! Hier ist sie!"

Triumphierend hielt er die Phiole hoch und lief auf die Spinne zu. Genau vor ihr blieb er stehen und hielt das kleine Fläschchen, das schon langsam anfing zu leuchten in die Höhe.

„Ai Elbereth Gilthoniel!", rief Frodo als das Glas taghell anfing zu leuchten und den gesamten Palast in gleißendes Licht hüllte. Die Spinne stellte sich fauchend auf ihre Hinterbeine und ließ von den beiden Männern ab.

Während Frodo die Spinne immer weiter zurücktrieb, griffen Legolas und Aragorn nach ihren fallengelassenen Schwertern und hieben auf das Untier ein. Die zurückweichende Spinne stieß gegen eine Schale, in der sich Feuer befand, um den Hof zu erhellen. Die Schale stieß um und setzte das Untier in Flammen.

Hätte die Spinne nicht vorgehabt zwei meiner Freunde zu fressen, ich hätte beinahe Mitleid mit ihr gehabt. Aber wirklich nur beinahe.

Kurz bevor sie sterbend in sich zusammenfiel, löste sich ein letzter grauenvoller Schrei aus ihrer Kehle, der aber im allgemeinen Kampfgetümmel unterging.

„Habt ihr das gesehen?", fragte Merry aufgeregt.

„Natürlich habe ich das gesehen", grummelte ich, „das verflixte Vieh hat versucht Aragorn und Legolas zu fressen!"

„Nein, das meine ich nicht! Das Feuer! Die Spinnen sind empfindlich gegen Feuer! Wir müssen sie nur irgendwie in Brand setzen!"

„Na, das ist ja eine ganz tolle Idee", sagte ich sarkastisch, „und wie sollen wir das machen? Die Elben haben kaum noch Pfeile! Und die reichen auf keinen Fall, um alle Spinnen in Brand zu setzen!"

„Das brauchen wir vielleicht auch gar nicht", verkündete Merry und lehnte sich gegen ein Fass, das unter einem Unterschlag stand.

„Ich fürchte, ich kann dir nicht ganz folgen", erwiderte ich mit einem Seitenblick auf Frodo, der wieder einige Spinnen mit dem Licht bedrängte.

„Dann mal ganz einfach, lieber Freund! Wenn die Spinnen in den Palast wollen, dann müssen sie durch den Burggraben, der ja voller Wasser ist! Warum setzen wir nicht einfach das Wasser in Brand?"

„Wasser in Brand setzen?", wiederholte ich fassungslos. „Bist du von einer Spinne gebissen worden? Wasser brennt doch überhaupt nicht!"

„Wasser nicht", antwortete Merry grinsend und tätschelte eins der Fässer, „aber Öl schon! Und hier haben wir mehrere große Fässer davon! Wir müssen sie nur irgendwie in den Burggraben bekommen!"

„Verflixt noch mal! Brandybock! Warum sagst du das denn nicht gleich?", brauste ich auf und blickte zu der Mauer, wo Raug gerade einer Spinne sein Schwert in die Eingweide rammte. Ich packte einen der nächstbesten Elben am Ärmel.

„Wenn wir etwas in den Burggraben werfen wollen, wo müssen wir dann hin?"

Der Elb sah mich einen Moment entgeistert an und antwortete dann.

„Ich fürchte, dann werdet ihr auf die Mauer gehen müssen!"

„Also dann! Auf die Mauer! Wenn wir immer zu zweit ein Fass nehmen, müsste es gehen!"

Merry und Pippin nickten und begannen damit ein Fass vorsichtig auf den Boden zu legen. Zu zweit rollten sie das Fass an mehreren Spinnenleichen vorbei zu den Stufen, die die Mauer hinauf führten. Ich erklärte indessen Frodo unserem Plan. Und dann folgten wir beide mit dem nächsten Fass Merry und Pippin.

Und dann standen wir vor einem folgenschweren Problem. Die Fässer zu den Stufen zu bekommen war eine Sache, die Fässer die Stufen hinaufzubekommen eine andere. Wir bemerkten bald, dass die Fässer für nur zwei von uns zu groß waren und so mussten wir immer zu viert ein Fass die Stufen hinaufschieben. Oben angekommen mussten wir auch noch aufpassen, dass wir den kämpfenden Elben nicht im Weg waren und einen Weg finden das Fass über die Mauer zu befördern ohne selbst hinterher zu fliegen. Für diese Arbeit brauchten wir unbedingt einen größeren Mann. Aus den Augenwinkeln sah ich Raug, der gerade eine von den kleineren Spinnen zurück in den Graben beförderte.

„RAUG!"

Der Elb sah keuchend zu uns herüber und ich hätte über seinen Gesichtsausdruck gelacht, wäre die Situation nicht so ernst gewesen. Er sah aus, als würde er plötzlich einen Ork in einem rosa Kleid sehen, kam aber nichts desto trotz zu uns herüber.

„Was macht ihr hier?"

„Uns ist ein Weg eingefallen, wie wir die Spinnen aufhalten können", keuchte Pippin und lehnte sich auf das Fass, „aber wir sind zu klein, um den Plan durchzuführen."

„Wir müssen dieses Fass über die Mauer werfen! Da ist Öl drin", fügte Merry erklärend hinzu.

„Öl?", seine Augenbraue wanderte erstaunt nach oben. „Ihr seid ja ein paar richtige Füchse!"

Er rammte mit seinem Ellenbogen den Deckel des Fasses auf und warf es dann schwungvoll über die Mauer, genau in den Graben. Überlegend blickte er an den Waldrand und dann auf den Graben.

„Da werdet ihr aber viel Öl brauchen", murmelte er leise, „sagt einigen der jüngeren Elben, dass sie euch helfen sollen!"

Mit diesen Worten verschwand er wieder, um eine weitere Spinne abzuwehren.

Wir beherzigten seinen Rat und schon bald liefen einige der Elben zwischen der Mauer und den Lagerräumen hin und her. Zehn Minuten später hing über dem gesamten Palast der schwere Geruch von Öl, vermischt mit Blut und den eiterigen Ausflüssen der Spinnen.

Und es waren schon mehrere Elben mit Fackeln in den Händen zu sehen. Auf einen Befehl von Thranduil hin, ließen die Elben die Fackeln fallen und eine mehrere Meter hohe Stichflamme löste sich aus dem Burggraben und verschlang die schreienden Spinnen gierig. Die Elben blickten nur angeekelt auf das Schauspiel, das sich ihnen jetzt bot.

Aus der Sicht von Aragorn

Vor wenigen Augenblicken hatte Legolas' Vater den Befehl gegeben, die Fackeln ins Wasser fallen zu lassen und damit das Öl in Brand zu stecken. Die Spinnen, die sich zu diesem Zeitpunkt im Wasser befanden, fingen sofort Feuer und richteten sich kreischend auf. Einige schafften es doch wieder aus dem Graben herauszukommen und wollten wieder in den Schutz der Bäume flüchten. Auf dem Weg dorthin steckten sie einige der anderen Spinnen in Brand. Auf diese Weise wurde eine unaufhaltsame Kettenreaktion ausgelöst, in der sich die Spinnen selber umbrachten. Uns blieb nichts weiter zu tun, als dafür zu sorgen, dass keine der brennenden Spinnen über die Mauer kam.

Legolas neben mir, beugte sich plötzlich vor und stützte sich auf der Mauer ab.

„Was ist?", fragte ich ihn.

„Dort ... zwischen den Bäumen ... da ist ...", bevor ich erfuhr, was dort zwischen den Bäumen war, sprang Legolas auf die Mauer, von dort auf eine der brennenden Spinnen und dann auf das gegenüberliegende Ufer. Ich konnte nur sprachlos mit ansehen, wie Legolas zwischen den sterbenden und vor Schmerz wahnsinnigen Ungeheuern hin und her huschte und mehr als einmal beinahe von diesen Kolossen erschlagen wurde. Schlussendlich verschwand er zwischen den Bäumen.

„LEGOLAS ... Raug lass mich los", brüllte Thranduil über den Kampflärm.

Ich blickte zu den beiden hinüber und sah, dass Thranduil seinem Sohn anscheinend nachlaufen wollte, aber von Raug daran gehindert wurde.

„Thranduil, sei kein Idiot! Er kann auf sich aufpassen!"

„Er kann auf sich aufpassen? Weißt du wie viele von diesen Spinnen momentan den Wald unsicher machen? Und was hier sonst noch alles rumläuft? Er ist da ganz alleine!"

Mit diesen Worten schlug Thranduil genau auf Raugs Nase, der ihn daraufhin losließ. Aber bevor der König über die Mauer steigen konnte, hatten ihn mehrere Elben zurückgezogen. Einer von ihnen war Henmilui.

„Hoheit, seid vernünftig! Der Prinz kann auf sich aufpassen!"

Thranduil war da aber vollkommen anderer Meinung. Er hörte nicht auf sich gegen die anderen Elben zu wehren und konnte sich schlussendlich losreißen.

„Du dämlicher Elb", fluchte Raug, der jetzt eine Latte in der Hand hatte und sie Thranduil über den Kopf schlug. Der Elbenkönig verdrehte die Augen im Kopf und sackte auf den Boden. Raug wischte sich unterdessen das Blut aus dem Gesicht und hob Thranduil dann einfach auf seine Schultern.

„Ihr werdet hier zurechtkommen?", fragte er noch und nachdem er eine positive Antwort bekommen hatte, lief er mit dem bewusstlosen Elben in Richtung Palast.

„Also ich möchte wirklich nicht in Raugs Haut stecken, wenn Thranduil wieder zu sich kommt", murmelte ich und blickte abermals auf die jetzt stark verringerten Spinnen. Der Plan der Hobbits hatte tatsächlich funktioniert, sehr zu unserer Erleichterung. Aber von Legolas war nach wie vor keine Spur zu sehen.

„Ich frage mich wirklich, was dieses verdammte Spitzohr so aus dem Häuschen gebracht hat", knurrte Gimli und stützte sich auf seine Axt.

„Ich denke, das wüssten wir alle gerne", seufzte sich und blickte auf den Waldrand, in der Hoffnung etwas von Legolas zu sehen.

Nach einer Viertelstunde waren keine Spinnen mehr zu sehen, von Legolas aber leider auch noch nichts. Nachdem meine Gefährten und ich uns vergewissert hatten, dass die Elben alles weitere alleine bewältigen konnten, machten wir uns auf die Suche nach Raug und Thranduil.

Wir fanden die beiden im Thronsaal, wo Thranduil wie ein wütender Tiger auf und ab lief, während er Raug wüst beschimpfte. Der Eredhrim saß unterdessen seelenruhig in einem Stuhl, hatte seine Füße auf die Tischplatte gelegt und schälte mit seinem Dolch einen Apfel. In der Nähe von Raug saß Tuilinn, die abwechselnd auf ihren Mann, Raug und die Tür blickte.

„Wieso hast du mich zurückgehalten? Er ist ganz alleine da draußen! Inmitten von Spinnen, Fledermäusen und sonstigen Untieren! Vor noch nicht einmal drei Tagen war er halbtot!"

„Jetzt reg dich ab", besänftigte Raug ihn, „er ist vollständig genesen, hat seine Schwerter dabei und bestimmt nicht vor sich umbringen zu lassen."

„Reg dich ab? REG DICH AB", brüllte Thranduil, „er ist vollkommen allein! Glaubst du im Ernst er hat auch nur den Hauch einer Chance, wenn diese Spinnen auf die Idee kommen, ihn im Rudel anzugreifen? Du dämlicher, blöder Sohn eines Orks und einer Fledermaus!"

„Thranduil, hör auf meine Eltern zu beleidigen!"

„Ich beleidige gleich noch ganz was anderes! Und ich schwöre dir, wenn ihm auch nur ein Haar gekrümmt wurde, dann wird hier jemand meine Verließe ganz genau kennen lernen!"

Raug rollte gelangweilt mit den Augen.

„Herr im Himmel! Jetzt hab mal etwas Vertrauen in deinen Sprössling! Ich meine, wenn er jetzt nach dir kommen würde, dann würde ich mir auch Sorgen machen ... und glaub mir, dann wäre ich dem Jungen schon längst selbst hinterhergegangen ... aber Eru sei Dank sind bei ihm ja die Erbmerkmale deiner lieblichen Gattin dominant!"

Thranduil drehte sich mitten im Lauf um und bedachte den anderen Elben mit einem Blick, bei dem ich mich längst in Luft aufgelöst hätte, wenn er mir gelten würde. Aber glücklicherweise war ja Raug das Ziel seines Zorns und so setzte ich mich in die Nähe von Tuilinn, die bei der letzten Bemerkung Raugs zu kichern angefangen hatte.

„Gehen die beiden eigentlich immer so liebevoll miteinander um?", fragte ich die Königin leise.

„Oh ... momentan ist ihre Unterhaltung ja noch richtig zivilisiert", erzählte Tuilinn, „bei einem seiner letzten Besuche ist mein Mann mit einem Schwert auf ihn losgegangen!"

„Da kann ich König Thranduil gut verstehen", murmelte Gimli in seinen Bart.

„Und ich erst", stimmte Gandalf ihm seufzend zu.

„Raug, ich schwöre dir ... wenn er zu Schaden kommt, dann ...", weiter kam er nicht, denn in diesem Augenblick öffnete sich die große Tür und herein kam ein strahlender Elbenprinz, der etwas an einem Strick hinter sich her zog.

„Legolas! Den Valar sei Dank, dir ist nichts geschehen", rief Thranduil überglücklich aus und wollte auf seinen Sohn zulaufen, hielt aber mitten in der Bewegung inne, als er die geduckte Gestalt hinter seinem Sohn erspähte.

„Was ist das denn?", fragte der König seinen Sohn.

„DAS", antwortete Legolas und zog die sich wehrende Gestalt vollends in den Raum, „hat den Angriff der Spinnen vom Waldrand aus beobachtet ... und ihnen Befehle erteilt. Ich dachte, er könnte uns nützlich sein!"

Wir erhoben uns alle von unseren Sitzen und versammelten uns im Kreis um Legolas und seinen Gefangenen herum. Der Elb hatte einen Menschen gefangen! Einen schmutzigen, äußerst finster dreinblickenden Menschen, der uns jetzt stoisch ansah.

„Ist das wahr", fragte Thranduil in Westron an den Menschen gewandt, „ihr habt den Spinnen Befehle erteilt?"

„Und selbst wenn ... ich würde es euch bestimmt nicht sagen, Abschaum!", zischte der Mensch und spuckte Thranduil vor die Füße.

„Oh", Thranduil ging mit gefährlich glitzernden Augen in die Knie und zwang den Menschen dazu ihn anzusehen, „ich schwöre dir, mein Junge, noch vor dem Ende dieser Nacht, wirst du darum betteln mir alles zu erzählen, was du weißt!"

„Das glaubt auch nur ihr", antwortete der Mann kalt und mit einer Geschwindigkeit, die ich keinem Menschen zutraute, schlug er Thranduil seinen Kopf gegen die Nase und riss sich von Legolas los. Instinktiv machte er das schwächste Glied in unserem Kreis aus und rannte die Hobbits über den Haufen. Mit auf den Rücken gefesselten Händen lief er auf das Fenster zu und wollte sich anscheinend in den Tod stürzen. Was eigentlich lächerlich war, denn der Thronsaal befand sich im Erdgeschoss und selbst wenn er es schaffte durch das Fenster zu entkommen, war hier alles voller Elben.

Allerdings kam der Mensch gar nicht bis zum Fenster. Raug machte einen Sprung vorwärts, trat mit einem Fuß auf das Ende des Stricks, der auf dem Boden schleifte und der Mann prallte zurück und landete hart auf dem Rücken. Durch den Aufprall wurde ihm die Luft aus den Lungen gedrückt und als er sich soweit erholt hatte, dass er sich wieder bewegen konnte, fand er den Fuß von Raug auf seiner Brust wieder, der sich jetzt zu ihm runter beugte.

„Wisst ihr", fing Raug im Plauderton an, „ihr habt jetzt wirklich ein Problem. Thranduil ist zu seinen Gefangenen nämlich immer nett, selbst während des Verhörs. Ich kenne da dummerweise weniger Skrupel. Dumm für euch ... wisst ihr ... es ist äußerst selten, dass jemand, der von mir verhört wird und sich weigert am Ende noch alle Körperteile beisammen hat!"

„Ihr blufft doch nur!", kam die gekeuchte Antwort.

„Wollt ihr es darauf ankommen lassen? Ihr habt nämlich jetzt zwei Möglichkeiten ... entweder ihr erzählt uns was, wir wissen wollen und wir lassen euch hinterher laufen ... oder ihr schweigt und werdet nie wieder die Gelegenheit haben, etwas zu sagen!"

„Wenn ihr mich tötet, werde ich euch von keinem Nutzen sein", höhnte der Mann, der immer noch Raugs Fuß auf seiner Brust hatte. Letzterer hob jetzt erstaunt seine Augenbraue.

„Oh ... ich glaube, ihr habt mich missverstanden! Ich werde euch nicht töten! Ich werde euch die Zunge rausschneiden!" Wie zur Unterstreichung seiner Worte, ertönte ein lautes Donnergrollen von draußen und nur Sekunden später erhellte ein Blitz die Umgebung.

Der Mensch sah den finster aussehenden Elben vor sich mit schreckgeweiteten Augen an.

„Ihr ... ihr seid ein Elb ... Elben sind nicht grausam", stotterte der Mann mehr wie eine Frage.

„Oh ... seid ihr euch da so sicher? Wisst ihr ... die Zeit verändert einen. Nicht nur zum Positiven! Also, was ist?"

Der Mann sah überlegend von einem zum anderen.

„Wenn ich euch alles erzähle, was ich weiß ... dann werdet ihr mir nichts tun?"

„Euch wird kein Haar gekrümmt", versprach Raug.

„Gut! Dann ... was wollt ihr wissen?"

„Oh ... da hätte ich einiges", zischte Thranduil während er näher kam, „was sollte der Dämon in meinem Körper! Was wollen diese Irren mit den Elben, woher kommen diese Unmengen an Spinnen und WO verstecken sich diese Feiglinge!"

Ich konnte nicht anders als Thranduil in diesem Moment zu bewundern, denn obwohl er sich das Spitzentaschentuch seiner Frau gegen die Nase drückte, sah er noch genau so furchteinflössend aus wie ein Balrog.

„Von dem ... von dem D-dämon hier weiß ich nichts", stotterte der Mann, „aber ich weiß warum sie die Elben brauchen! Sie wollen Dämonen züchten ... zuerst haben sie Kinder benutzt, um sie zu füttern ... aber die Dämonen, die diese Nahrung erhielten, wurden nicht sonderlich stark!"

„Und dann sind sie auf Elben umgestiegen", philosophierte Raug.

„Genau", bestätigte der Gefangene.

„Nun, wir wissen aber immer noch nicht, um wen es sich handelt und wo sie sich versteckt halten", zischte Thranduil und spielte drohend mit seinem Schwert.

„Sie nennen sich ... Pallando und Aratar", beeilte der Mann sich zu sagen, "und sie haben als Versteck zwei Türme, weit ab von den Siedlungen der Menschen, Elben oder Zwerge. Aber wo die sind, weiß ich nicht!"

„Schön ... und wie konnten sich die Spinnen plötzlich so vermehren und größer werden?", fragte Legolas.

„Da hat Aratar mit einem Zauber nachgeholfen ... und damit die Spinnen ihm helfen, hat er ihnen ein Drittel der gefangenen Elben aus Düsterwald versprochen. M-mehr weiß ich nicht! Ehrlich!"

„Na, das sind ja feine Sitten", murmelte Raug und strich sich durch die Haare, während er den Raum durchschritt. Immer gefolgt von den ängstlichen Blicken des Gefangenen.

„Das war ja nicht viel", knurrte Thranduil in Sindarin, „darf ich ihn umbringen lassen?"

Raug drehte sich schwungvoll um und brachte seine Haare dazu, wie ein Schleier hinter ihm her zu wehen.

„Thranduil", sagte er tadelnd aber amüsiert, ebenfalls in der Elbensprache, „er hat uns bereitwillig Auskunft gegeben. Da kannst du ihn jetzt nicht einfach so kaltmachen."

„Und was soll ich dann mit ihm machen? Ihm eines der Gästezimmer zur Verfügung stellen?"

„Du könntest ihn laufen lassen", schlug Raug in der Gemeinsprache vor.

„Oh ... Herr! Nein, bitte nicht!", wimmerte der Gefangene und rutschte auf seinen Knien näher zu Raug.

„Ihr könnt mich jetzt nicht freilassen! Sie würden mich töten! Das könnt ihr nicht ernsthaft wollen!"

„Also ... eigentlich schon! Ihr habt es nämlich nicht gerade geschafft, mich zum Freund zu gewinnen", knurrte Thranduil an Raugs Stelle.

„Bitte! He... Hoheit! Habe ich euch nicht alles gesagt, was ich wusste? Seid ihr mir nicht ein ganz klein wenig zu Dank verpflichtet?" Der Mensch rutschte jetzt auf den Knien zu Thranduil und versuchte mit seinen gefesselten Händen, den Elbenherrscher an der Tunika fest zu halten.

„Ich glaube, ich verabscheue Menschen", murmelte Thranduil, während er an die Decke blickte.

„Himmel noch mal! Dann schmeiß ihn halt in deinen Kerker und wirf den Schlüssel weg", fluchte Raug, worauf Thranduils Augen anfingen zu blitzen.

„Ich werde dich wörtlich nehmen, mellon-nin!"

Nur Sekunden später wurde der Mensch von den Wachen fortgeführt. Thranduil hatte befohlen ihn in einen der Kerker zu bringen und so unwahrscheinlich das klingen mochte, aber der Mensch strahlte vor Freude.

„So", brummte Gimli, „und was machen wir jetzt?"

„Diese Türme suchen, was sonst?", erwiderte ich.

„War ja klar", antwortete Gimli, „und wo, wenn ich fragen darf?"

„Na, überlegt doch einfach mal, Zwerg! Wenn ihr ein durchgeknallter Zauberer wärt, wo würdet ihr eure Gefangenen verstecken? An einem Ort, wo garantiert niemand nach ihnen suchen würde", sagte Raug.

„Mordor!", antworteten wir alle im Chor und Raug blickte mit rollenden Augen zu Thranduil.

„Ist das nicht überwältigend? Diese geballte Ansammlung von Intelligenz", bemerkte Raug.

„Zweifelsohne auf deinen Einfluss zurückzuführen!", erwiderte Thranduil schmunzelnd.

„Sehr witzig! Aber nun ... was gedenkt ihr als Nächstes zu tun? König Elessar?"

„Wir werden so bald wie möglich aufbrechen ... und dann hätte ich eine Bitte an euch, König Thranduil!"

„Und die wäre?", fragte der König.

„Die Reise wird zweifelsohne gefährlich und ich wollte euch bitten, den Hobbits Gastfreundschaft zu gewähren ... ebenso wie Gilívor!"

Bei diesen Worten kam aus vier Mündern Protest. Aber das hatte ich erwartet und würde mich nicht in meiner Entscheidung beeinflussen lassen. Die Hobbits würden zu ihrer eigenen Sicherheit hier bleiben.

„Eine Bitte, die ich leicht erfüllen kann!", antwortete Legolas' Vater knapp und damit war die Sache beschlossen. Wir würden Morgen früh aufbrechen und die Hobbits blieben hier.

„Gut, da dass dann ja beschlossene Sache ist, denke ich, sollten wir uns alle noch ein wenig Schlaf gönnen", murmelte Raug und verschwand durch die nächste Tür.

oooo

Als ich am nächsten Morgen zu meinem Pferd lief, waren Gandalf und Gimli, sowie vier schmollende Hobbits bereits vor Ort.

„Wo sind Raug und Legolas?"

„Die kommen gerade", antwortete Gimli und deutete zum Palast. Von dort näherten sich uns vier Gestalten von denen eine eindeutig weiblich war. Königin Tuilinn hielt strahlend den kleinen Gilívor im Arm, der aufgeregt versuchte die herumwehenden Haare von ihr in seine Finger zu bekommen.

Raug trug wieder eine schwarze Hose und ein schwarzes Hemd aber diesmal hatte er auf den schweren Umhang und seinen Turban verzichtet. Stattdessen hatte er sich sein Tuch über den Kopf gebunden, das geschickt seine spitzen Ohren verbarg und die losen Enden zusammen mit seinen Haaren in einen dicken Zopf geflochten. Irgendwie sah er jetzt aus wie ein Pirat. Der leichte Mantel, den er sich während des Laufens anzog, verstärkte diesen Eindruck noch.

„Warum können wir nicht mit!", maulte Merry.

„Weil wir, Meriaoc Brandybock, schneller vorankommen werden, wenn wir euch nicht dabei haben. Zudem haben wir ohne eure Hilfe noch eine reelle Chance auf Erfolg", knurrte Gandalf.

„Mürrischer alter Zauberer! Möge dir der Bart abbrennen", grollte Pippin.

„Das habe ich gehört", gab Gandalf zurück!

Wir erfuhren nicht mehr die Entgegnung des Hobbits, da in diesem Moment Raug, Legolas und seine Eltern neben uns ankamen.

„Du wirst ein Auge auf ihn haben! Verstanden?", gab Thranduil mürrisch von sich und Raug verdrehte die Augen, als hätte er das heute schon mindestens hundert Mal gehört. Seine Unachtsamkeit wurde aber sofort bestraft. Thranduil schnellte mit unglaublicher Geschwindigkeit vor, packte den Eredhrim an beiden Ohren und zog ihn zu sich runter.

„Und wehe dir, du versuchst noch einmal ihn zu besteigen", zischte Thranduil kaum hörbar.

„Ah ... Thranduil ... lass meine Ohren los! Thranduil! Hör auf!", keuchte Raug und versuchte sich aus dem Griff des Elbenkönigs zu befreien. Aber Thranduil ließ ihn erst los, als Tuilinn eingriff und auch da nur äußerst widerwillig.

Wutschnaubend schwang Raug sich auf sein Pferd.

„Ich glaub' das nicht! Da kommt man hierher ... riskiert sein Leben für diesen Sohn eines Uruks und was bekommt man? Schläge! Erst erwürgt er mich beinahe, dann bricht er mir die Nase und jetzt hat er auch noch versucht mir die Ohren abzureißen! Und so was schimpft sich Elb! Das ich nicht lache", fluchte Raug munter vor sich her und brachte sein Pferd auf einen Sicherheitsabstand von Thranduil, der ihn immer noch finster anblickte.

Zehn Minuten später saßen wir alle im Sattel und ritten aus dem Palast hinaus. Was uns dort erwartete, war ein ziemlich makaberer Anblick. Dutzende von Elben waren damit beschäftigt, die verkohlten Kadaver der Spinnen zu entsorgen und das eine oder andere dieser Untiere von seinem Leid zu erlösen.

Plötzlich meldete sich Gandalf zu Wort.

„Wisst ihr ... einer der Türme könnte eigentlich auch in Rhun stehen! Das Land ist auch nicht gerade dicht besiedelt!"

„Zu platt!", war Raugs Kommentar.

„Wie bitte?", hakte Gandalf nach.

„Rhun ist zu flach. Einen solchen Turm könnte man meilenweit sehen. Mal davon abgesehen, würden die beiden in Mordor vollkommen ungestört sein. Es gibt nämlich nicht viele Menschen, die sich freiweillig in dieses Land begeben ... selbst jetzt nicht. Zu viel unheimliches Getier!"

Aus der Sicht von Sam

Wir standen noch eine Weile mit Legolas' Eltern und dem kleinen Gilívor am Tor und sahen den anderen nach.

Ich war gar nicht mal unglücklich darüber, dass sie uns zurückgelassen hatten, denn meiner Meinung nach hatten Herr Frodo und ich genug Abenteuer in unserem Hobbitleben erlebt. Wenn ich es mir Recht überlegte, wollte ich nur noch so schnell wie möglich nach Beutelsend zu meiner Frau zurück. Aber darauf würde ich wohl noch etwas warten müssen.

„Eine bodenlose Ungerechtigkeit ist es, dass sie uns nicht mitgenommen haben", schimpfte Merry, „immerhin habe ich einen Nazgul besiegt!"

Pippin räusperte sich.

„Na ... ich habe Eowyn auf jeden Fall geholfen! Ohne mich hätte sie es nicht geschafft!"

„Einen Nazgul?", fragte Thranduil mit hochgezogener Augenbraue.

„Ja! Und nicht irgendeinen Nazgul", sagte Merry mit stolzgeschwellter Brust, „sondern ihren Fürsten!"

„So? Davon müsst ihr mir unbedingt mehr erzählen", forderte der König ihn auf und führte Merry in den Palast zurück. Pippin folgte ihnen flink wie ein Wiesel.

„Und ... und ich habe Lord Faramir vor dem Flammentod gerettet!", rief Pippin.

Ich rollte mit den Augen. Fehlte nur noch, das Frodo ihnen auch noch hinterher rannte und rief, dass er den einen Ring vernichtet hatte. Dies geschah zwar nicht, aber dafür hörte ich das glockenhelle Lachen von Königin Tuilinn.

„Ihr seid wirklich lustig! Sind alle Hobbits so wie eure kleinen Freunde?"

„Na ja, die zwei sind ziemliche Ausnahmeexemplare! Normalerweise sind Hobbits nicht so versessen auf Abenteuer!"

„Es gibt überall Ausnahmen", meinte die Frau weise während sie dem Baby über die Wange strich und langsam in den Palast zurück lief. Ich wollte mit Herrn Frodo auch gerade wieder zurückgehen, als mir etwas ins Auge fiel. Auf dem Boden lag etwas Glitzerndes. Neugierig ging ich näher und erkannte das Amulett, das Raug immer um seinen Hals trug.

„Ich werde es für ihn aufbewahren", murmelte ich und steckte es ein. Im Nachhinein wurde mir klar, dass ich das besser nicht getan hätte.

oooo

Damit wären wir mal wieder am Ende angekommen. Und ich bin sauer. Wieso klaut mir FF.net andauernd meine Trennlinien? Jetzt steig ich ja schon nicht mehr durch meine Kapitel durch!

Aber was soll's. Ärgern bringt nichts! Ich habe beschämender Weise festgestellt, dass ich beim letzten Mal gar keine Vorschau gemacht habe! Sorry.

Vorschau

Über den Hügel näherten sich uns ungefähr dreißig Uruks. Als sie uns sahen, blieben sie einen Moment stehen und beratschlagten scheinbar. Als sie zu einer Entscheidung gekommen waren, hoben dreißig Uruks ihre Schwerter und rannten mit bestialischem Gebrüll auf uns zu.

So, was wollte ich denn noch ... ah ja! Kauft ihr Raug eigentlich jetzt seine Vaterinstinkte ab? ;-))) Und noch was, falls sich irgendjemand dafür interessiert auf einer Skizze zu sehen, wie ich mir Raugs Rückansicht vorstelle (Tätowierungen), schreibt das in einem Review oder mailt mir. (Im Betreff bitte „Raug") Und liebe anonyme Reviewer bitte denkt an eure Email-adresse! Büdde! Sonst weiß ich ja nicht, wo ich es hinschicken soll! Kleiner Hinweis, das Bild ist zwar nicht anatomisch korrekt, hat viele Fehler aber man sieht seinen nackten Hintern ... wer damit ein Problem hat, braucht es sich ja nicht schicken lassen. Ich übernehme also keine Verantwortung für aufbrausende Eltern ... falls irgendeiner meiner Leser minderjährig sein sollte.

Zu diesem netten Begriff, den wohl nur Leser des Silmarillions wiedererkennen werden.

Galvorn: Ist ein schwarzes Metall, das von Eol (Dunkelelb) erfunden wurde. Es war äußerst geschmeidig und zugleich sehr hart. Der gute Elb wurde übrigens von den Einwohnern Gondolins einen Berg runtergeschmissen. Das hatte, wie man sich denken kann, äußerst negative Auswirkungen auf seine Gesundheit – er starb. (Quelle: Handbuch d. Weisen von Mittelerde und das große Mittelerdelexikon.)

Bis Bald

Atropos