Kapitel 16: Familienverhältnisse
Hi Leute! Da bin ich wieder! Diesmal wieder ein paar Erklärungen. Wie vielleicht schon einigen von euch aufgefallen ist, habe ich aus Rumil und Orophin Zwillinge gemacht ... passte einfach besser. Ich denke mir einfach mal, dass sie ca. 2500 Jahre alt sind. Plus/Minus ein paar Hunderter! ;-)) Bei dem Alter kommt es auf die paar Jährchen ja auch nicht wirklich mehr an. Zu ihrem Verhalten (junge Damen beim Baden beobachten! Pfui! ;-)) sie kommen halt ein bisserl nach einer Seite ihrer Eltern ... bzw. nach einer bestimmten Person. Weitere Gedanken meinerseits zu diesem Thema gibt es dann am Ende des Kapitels.
Lady-of-Gondor: Warum sollten die Herrschaften denn auf dem falschen Wege sein? ;-) Glaubst du etwa, die Gefahr lauert im Düsterwald? Mal schauen!
Amruniel: Tja, ob du mit dem Vater richtig liegst, siehst du wenn das Licht angeht ;-) ... mal schauen! Aber ich stimme dir zu ... die Hobbits und Gimli ... das wäre schon äußerst unwahrscheinlich! ;0)
Thuringwen: Dankeschön! Es freut mich sehr, dass dir meine Art zu schreiben und die Darstellung der Charas gefällt!
Dorlimaus: Ich hoffe du hast/hattest einen schönen Urlaub mit viel Sonnenschein! Ja, ja, ich weiß auch nicht warum ... aber Gimli eignet sich immer ganz hervorragend, um ein Kapitel etwas witziger zu machen. Immer auf die Kleinen! Also ich glaube aber, ich würde nicht diese Reaktion zeigen, wenn ich zwei nackte Elben in meinem Bett finden würde!
Serena: Raug ist sehr erfreut über deine Bemerkungen ihn bezüglich! Die Streitgespräche ... tja ... ich fürchte ... ich bin selber von Natur aus äußerst bissig, da fällt einem das Schreiben solcher Szenen sehr einfach. ;-) Einfacher auf jeden Fall als diese verdammten Kampfszenen! Nun ja, dann genieß du mal deine neue Dosis Antidepressiva!
Elliot: Was denkst du von mir? Ich kill keine kleinen Babys! Schon gar nicht, wenn sie einer (momentan) bedrohten Art angehören! ;-) Aber ja, der Knilch wird Thranduils Nerven schon ganz schön strapazieren. Raugs Papa kann dir auch nicht viel sagen, der ist pure Erfindung von mir. Wird in dieser Geschichte auch nicht weiter vorkommen. Und ich muss gestehen, ich habe noch nichts von Khair ed Din gelesen. Komm auch in letzter Zeit kaum dazu. Jo, die süße, kleine Landplage, die da so schamlos an dem Nervenkostüm meines Eredhrim gezerrt hat, war Aragorn!
Susi: Drei Wochen ... äh ... ich glaube, ein bisschen länger ist das letzte Update doch schon her. Bin mir aber auch nicht ganz sicher! Trotzdem viel Spaß und wünsche einen schönen Urlaub gehabt zu haben.
Zitaboril: So, ich denke, irgendwann in der Mitte des Kapitels werde ich dann den gequälten Aufschrei eines bestimmten Galadhrim vernehmen und seine Gattin in spe wird ohnmächtig auf dem Boden aufschlagen. Ja, hier kommen Verwandtschaften ans Tageslicht die jeder Elb, der was auf sich hält, verheimlichen würde. Zu Rumil und Orophin ... sind zwar auch schon nicht mehr taufrisch ... aber Raug ist noch älter und verhält sich auch nicht unbedingt vorzeigefähig! Bauarbeiten beendet? Und wie sieht denn jetzt das Stickmuster auf Aylas Rücken aus? ;-) Wann darf man eigentlich auf Teil drei von „Wie schnell können junge Elben Mittelerde zerlegen" hoffen?
Loca Inferna: Ai, du lebst ja auch noch! Kaum zu glauben! Wohnst du jetzt schon in Oldenburg? Hast du jedenfalls eine vernünftige Wohnung erwischt? Das letzte Kapitel mochte ich auch irgendwie ganz besonders gern ... hach ja ... Was solls! Es kann ja eigentlich nur noch aufwärts gehen ... eigentlich ;-) Wenn man mich kennt, weiß man, dass es erst mal schlimmer wird. Allerdings ist Prinzenbefummeln jetzt erst mal von Tagesplan gestrichen ... Raug muss sich nämlich jetzt benehmen!
Aus der Sicht von Aragorn
Vollkommen entgeistert blickten wir auf das strahlende Elbenmädchen, das geradewegs auf Raug zurannte. Er fing sie im Lauf auf und wirbelte sie ein paar Mal im Kreis herum, bevor er sie wieder auf den Boden absetzen wollte. Aber das Mädchen hatte ihre Arme fest um den Hals des älteren Elben geschlungen und ihre Füße baumelten jetzt zwanzig Zentimeter über dem Boden. Das Gesicht in den Haaren des männlichen Elben vergraben, lachte sie glücklich vor sich her. Plötzlich hob sie jedoch ihren Kopf und sah uns an. Zuerst Gandalf, dann Gimli, mich und zum Schluss Legolas. Bei letzterem fing sie an zu quietschen und ließ Raug plötzlich los. Sie blickte schockiert an sich herunter und bemerkte jetzt, dass ihre Kleidung vollkommen durchsichtig war. Ein weiteres Quietschen war die Folge und sie sah sich gehetzt nach irgendetwas um, mit dem sie sich bedecken konnte.
Raug drehte sich böse zu uns um und machte uns damit bewusst, dass wir das Mädchen noch immer anstarrten. Peinlich berührt blickten wir in andere Richtungen und hörten nur noch, dass Raug seinen Mantel auszog und ihn dem Mädchen aushändigte. Als wir schließlich seine Stimme hörten, blickten wir die beiden wieder an.
Das Elbenmädchen hatte sich den Mantel von Raug um die Schultern geschlungen und hielt ihn mit beiden Händen über ihrem schmalen Körper zusammen.
„Aduial, man bad sí nu?" (Aduial, was geht hier vor?)
„Diese ... diese ... Blödelben", fauchte das Mädchen namens Aduial, „meine Freundinnen und ich waren am See schwimmen ... und während wir im Wasser waren, haben diese ... Trolle ... unsere Kleidung gestohlen!"
Ich stand schräg hinter Raug und konnte so sehen, wie seine Augenbraue gefährlich anfing zu zucken.
„RUMIL! OROPHIN!", donnerte seine Stimme plötzlich durch den Wald und schreckte einige Vögel in den Wipfeln auf. „Kommt sofort hierher! Ich weiß, dass ihr hier seid!"
Ganz langsam, wie getretene Hunde, die eine Tracht Prügel erwarteten, kamen zwei vollkommen identisch aussehende Gestalten zwischen den Bäumen hervor und stellten sich mit hängenden Köpfen vor den Eredhrim.
„H-hallo, Adar", sagten beide im Chor.
„Wisst ihr eigentlich, dass ich euch gerade mit den Köpfen gegen den nächsten Baum schlagen möchte?"
„Wir können es uns vorstellen", murmelte einer von beiden leise.
„Eru weiß ich liebe meine Kinder ... aber ihr beide, macht es mir wirklich schwer euch gern zu haben! Also, wo habt ihr die Kleider von den Mädchen versteckt?"
„Zwischen den Felsen ... in der Nähe des Sees", nuschelte einer.
„Schön ... Aduial, bring die Kleider zurück und kommt dann alle hier her! Ich überlege mir in der Zeit eine hübsche Bestrafung für euch zwei!"
Wenn es irgendwie ging, ließen die zwei Elben ihre Köpfe noch tiefer hängen und gaben keinen Mucks von sich. Ich überlegte jedoch die ganze Zeit, woher mir die beiden bekannt vorkamen ... und versuchte die Informationen zu verarbeiten, die ich soeben bekommen hatte.
Kurze Zeit später standen vier Elbenfrauen mit Aduial vor uns und blickten die Übeltäter böse an.
„Ich denke mir ist etwas Nettes eingefallen", murmelte Raug nachdem er die Mädchen begrüßt hatte und brachte die zwei männlichen Elben dazu ihre Gesichter zu verziehen. Strahlend stellte Raug sich hinter die beiden Elben und legte je einen Arm um ihre Schultern. Er drückte sie übertrieben liebevoll an sich und begann dann langsam mit seinen Ausführungen.
„Heute ist ja wirklich ein sehr warmer Tag. Was halten meine beiden Lieblingssöhne also von einem Bad?", fragte der alte Elb diabolisch grinsend.
„Einem Bad?", fragte einer der Jungen skeptisch und blickte zu seinem Vater hoch, um den offenkundigen Haken an der Sache zu entdecken.
„Oh ja, einem Bad! Einem Nacktbad, um genau zu sein! Ich bin sicher die Damen würden die Aussicht genießen, nicht wahr?"
Die Mädchen kicherten zustimmend und die Jungen zogen Gesichter, als wäre ihnen gerade verkündet worden, sie müssten barfuss nach Mordor gehen.
„Ada ... das kann nicht dein Ernst sein ...", protestierten beide.
„Und wie das mein Ernst ist! Dann wisst ihr auch gleich mal, wie man sich so fühlt", knurrte er als Antwort und packte seine Söhne an den Ohren, um sie zu dem See zu schleifen.
Die kichernden Mädchen folgten ihnen langsam, nur Aduial blieb bei uns stehen.
„Das muss ich mir jetzt wirklich nicht antun", murmelte sie leise und schüttelte den Kopf, während sie immer wieder verstohlene Blicke zu uns warf. Ich nahm mir jetzt die Zeit sie etwas näher zu betrachten. Sie hatte langes, gelocktes schwarzes Haar, das ihr ungebändigt über den Rücken hing, ihre Augen waren blau und schimmerten im Sonnenlicht violett. Sie trug ein langes, fliederfarbenes Kleid und hatte helle, fast weiße Haut. Und was jetzt auch deutlich auffiel, war eine leichte feminine Ähnlichkeit mit Raug.
Aus dem Wald heraus hörten wir die kichernden Mädchen, die protestierenden Rufe der Jungen und dann plötzlich ein lautes Platschen. Eine Weile hörten wir gar nichts mehr, aber dann schrien wieder die beiden Jungen.
„ADA! Das kannst du nicht machen!"
„Und ob ich kann!"
Kurz darauf kam Raug gefolgt von den Mädchen wieder zwischen den Bäumen hervor und jedes der Mädchen hielt mehrere Kleidungsstücke in den Armen, die definitiv einem Mann gehörten.
„So ... das wäre erledigt. Wollen wir unseren Weg fortsetzen?", fragte er gut gelaunt in die Runde und wir nickten nur, unfähig irgendetwas zu sagen.
Aduial hakte sich lächelnd bei ihm ein. Eine Weile liefen die Mädchen neben uns her und beäugten uns neugierig, wobei vor allen Dingen Legolas das Objekt ihrer Begierde war. Ab und zu steckten sie ihre Köpfe zusammen und kicherten verhalten. Schließlich bogen die Mädchen auf einen kleinen Weg ab und warteten in einiger Entfernung auf Aduial. Sie hauchte ihrem Vater noch einen Kuss auf die Wange und rannte dann ihren Freundinnen hinterher.
„Ähm ...", Legolas räusperte sich, „eure Tochter?"
„Exakt", war die knappe Antwort.
„Und das vorhin, waren eure Söhne?"
„Vollkommen korrekt!"
„Und ihr lasst sie einfach ohne Kleidung in dem See?", fragte Legolas schockiert.
„Oh, keine Sorge, die kommen schon nach Hause! Mal davon abgesehen, wäre es nicht das erste Mal, dass Caras Galadhon ihre nackten Hintern bewundern kann."
Raug lief seelenruhig weiter und wir anderen blieben wie vom Donner gerührt stehen. Erst nach einigen Metern bemerkte er, dass wir ihm nicht mehr folgten und blickte sich fragend um.
„Wollt ihr da Wurzeln schlagen?", fragte er mit hochgezogener Augenbraue.
„Nein, nein! Natürlich nicht", beeilte ich mich zu sagen und wir schlossen wieder zu ihm auf.
Irgendwann standen wir vor acht Bäumen, die kreisförmig angepflanzt worden waren. Hoch oben in den Wipfeln verteilten sich mehrere Telain, die alle mit dem größten in der Mitte verbunden waren. Die Stämme der mächtigen Mellyrn waren kaum zu sehen, da sie wie durch einen Vorhang von Schlingpflanzen verdeckt waren. So prachtvoll diese Wohnanlage auch aussah, es war nicht das Zuhause von Lady Galadriel.
„Wenn ich mir mal eine Frage erlauben dürfte ... wo sind wir?"
„Bei meinem Talan! Ich habe nicht vor Lady Galadriel noch heute zu stören. Überhaupt werde ich nicht einen Schritt weitergehen als unbedingt nötig."
Raug zeigte uns einen Platz, wo wir die Pferde versorgen konnten und stieg anschließend die geschwungene Treppe hinauf, die uns zu dem Talan führen sollte.
„Hier lebt ihr?", fragte Legolas und blickte sich neugierig um, während er nach Raug die Treppe hinauflief.
„Nein, hier lebe ich nicht! Deswegen steige ich auch diese Treppe nach oben", kam die ironisch angehauchte Antwort.
„Sagt mal", richtete ich mein Wort misstrauisch an Raug, „habt ihr vielleicht noch ein paar Überraschungen für uns? Seit ihr zum Beispiel mit ... Lord Glorfindel verwandt?"
Raug drehte sich amüsiert lächelnd zu mir um.
„Nein, ich bin nicht mit dem sagenumwobenen Balrogmeuchler aus Gondolin verwandt ..."
Ich wollte schon aufatmen, als er noch etwas hinzufügte: „Aber ich kenne ihn gut ... er ist sozusagen mein Held aus Kindertagen!"
Legolas vor mir, blieb wie vom Donner gerührt stehen.
„Ihr wart in Gondolin?"
„Kurz ... mit meinem Vater zusammen!" Damit war das Gespräch erst einmal beendet.
Nach mehreren Minuten kamen wir in dem größten Talan an und fanden uns in einer runden Wohnstube wieder. In der Mitte war der Boden vertieft und an den Rändern gepolstert, so als hätte man ein gebogenes Sofa dort stehen. An zwei Seiten führten drei Stufen hinab, damit man die „Sitzecke" erreichen konnte ohne über die Polsterung zu gehen. In der Mitte dieser Fläche stand ein runder Tisch.
„Macht es euch gemütlich", meinte Raug und wies auf das Sofa.
Er selber durchquerte den Raum und verschwand in einen angrenzenden Raum, der anscheinend die Küche beherbergte. Dieser Raum, war nur durch zwei Vorhänge von der Stube abgetrennt, in der wir jetzt saßen. Raug band die Vorhänge zurück und suchte einige Töpfe und Pfannen zusammen. Zwischendurch verschwand er kurz und kam dann mit einem Korb voller Zutaten zurück.
„He, Waldläufer!", rief er plötzlich. „Dort in dem Schrank hinter euch steht Geschirr! Seid so gut und deckt den Tisch für zehn Personen!"
Ich tat wie mir geheißen und deckte mit Hilfe von Legolas den Tisch. Als das getan war, sah ich mich etwas um. An einer Wand stand ein kleines Regal, dass ein paar Bücher beherbergte und ... ich blickte noch einmal auf das kleine Glas, aber der Anblick blieb der gleiche. Auf dem Regal lag in einem kleinen Glas ein Zahn! Der Größe nach zu urteilen, war es der Eckzahn eines erwachsenen Mannes. Ich nahm diesen Anblick als eine weitere Marotte des ohnehin schon äußerst unelbenhaften Eredhrims zur Kenntnis und blickte mich weiter um. Mein Interesse wurde vor allen Dingen von zahlreichen Bildern an den Wänden geweckt. Es zeigte mal Raug, dann Raug mit Kindern, verschiedene Babys, Raug mit einer Elbenfrau, die Elbenfrau mit zwei Babys, die Kinder alleine und dann ein etwas neueres Bild, auf dem auch schon das Mädchen erwachsen war. Es zeigte Raug, die hübsche Frau und vier Kinder. Und plötzlich fiel mir ein, von wo ich Raugs Söhne kannte. Sie waren es gewesen, die uns damals an der Nimrodel aufgelesen hatten ... mit ihrem Bruder.
„Oh ha!", murmelte ich bestürzt und sah kurz in die Küche, aus der jetzt ein fabelhafter Duft strömte.
„Was denn?", fragte Legolas und stellte sich neben mich.
Ich deute nur wortlos auf das Familienportrait.
„Ach du gute Güte", entfuhr es Legolas.
Zu mehr kamen wir nicht, da in diesem Moment Stimmen von unten erklangen.
Kurze Zeit später stand eine große, blonde Elbenfrau mit blauen Augen und einem blauen Kleid mitten im Raum, dicht gefolgt von meinem Ziehvater, der seinen Arm in einer Schlinge trug und uns überrascht ansah.
Die Frau betrachtete uns mit hochgezogenen Augenbrauen und ging dann zielstrebig zur Küche, beinahe so als wäre es vollkommen alltäglich, dass fremde Leute hier saßen. Raug kam in diesem Moment heraus und die beiden starrten sich ganze fünf Minuten nur wortlos an.
„Du ... bist nicht Aduial", sagte die Frau plötzlich und brachte Raug dazu seinen Kopf schief zu legen und zu lächeln.
„Nein, bin ich nicht! Ich bin derjenige, der gelegentlich neben dir im Bett liegt, wenn du morgens aufwachst!"
„Ah", sie griff sich an den Kopf, als würde ihr plötzlich etwas Wichtiges einfallen, „natürlich! Wenn mich nicht alles täuscht, sind wir sogar verheiratet ... und du hast es trotz beinahe permanenter Abwesenheit ganze drei Mal geschafft mich zu schwängern! Einmal davon sogar mit Zwillingen! Meine Hochachtung! Wie konnte ich das nur vergessen!"
„Verstehe ich auch nicht", antwortete er immer noch lächelnd.
„Weißt du, Liebling! Als du fortgingst, hast du gesagt, du wärst in einem halben Jahr wieder hier und das ist jetzt ... lass mich nicht lügen ... ein Jahr her! Was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen?"
„Äh ...", er hob seine Hand und wedelte mit ihr durch die Luft, als würde er versuchen irgendetwas zu fangen.
Plötzlich schoss die Frau vorwärts, packte sein Handgelenk und besah sich seinen Handrücken genauer. Die Brandnarben mussten für ein Elbenauge noch immer sichtbar sein.
„Bei Eru, Raug was ist das? Und das?", sie hatte jetzt seinen Kragen ein Stück runtergezogen und begutachtete eine Narbe, die sich quer über seinen Hals zog. „Und was ist mit deinen Haaren passiert? Bist du unter einen Drachen geraten?"
„So ähnlich", antwortete ihr Mann unbestimmt und balancierte jetzt eine Schüssel in seiner freien Hand.
„Aber alle für mich relevanten Körperteile sind noch dran, ja?", fragte die Elbenfrau mit einem verschmitzten Grinsen.
Er rollte mit den Augen.
„Sind noch dran und voll funktionstüchtig!"
„Das beruhigt mich! Und jetzt sag mir bitte, wer dort in meinem Wohnzimmer ist!"
„Ah ... ja natürlich! Verzeih ... ich muss meine Manieren irgendwo bei Thranduil gelassen haben!"
„Wäre nichts das Erste, das du bei dem Tawarwaith vergessen hast", murmelte sie ungerührt und folgte ihrem Mann zurück in den Wohnraum. Raug stellte uns alle der Reihe nach vor.
„Und das hier", Raug strich mit seinen Händen liebevoll ihre nackten Arme entlang, „ist meine Gattin, Alfiriel!"
Bevor wir irgendetwas erwidern konnten, kamen die Zwillinge hineingestürmt und blitzten ihren Vater böse an, der zuckte nur mit den Schultern und verschwand in der Küche. Alfiriel musterte die Zwillinge, die ihrem Vater böse Blicke hinterher warfen, mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Wie seht ihr denn aus? Wieso habt ihr nur Hosen an?", fragte sie schließlich.
„Das ist Adas Schuld! Wir mussten nackt in einem See baden und er hat die Mädchen zusehen lassen! Und dann haben die unsere Kleidung mitgenommen", sprudelte es aus Orophin heraus.
„Raug", Alfiriel drehte sich schockiert um, „was machst du mit meinen Kindern?"
„Erst mal", ertönte es aus der Küche, „sind es auch meine und zweitens kennst du nicht die gesamte Geschichte! Also Kinder, seid doch so gut und setzt eure Mutter vollkommen ins Bild!"
Die Zwillinge sahen sich unwohl an. Das hatten sie scheinbar nicht geplant. Aber ihnen blieb nichts Anderes übrig, als ihrer Mutter alles zu erzählen.
„Ich glaube das einfach nicht", fauchte ihre Mutter als die beiden mit ihrer Erzählung fertig waren und brachte sie dazu mit einem Satz hinter ihren Vater zu verschwinden, der gerade das Essen in das Wohnzimmer trug. Er ließ sich von der plötzlichen Anhänglichkeit seiner Söhne wenig beeindrucken und verteilte das Essen auf dem Tisch.
„Los, haut ab und zieht euch etwas an", sagte Raug mit einem Blick über seine Schulter bevor er zu meinem Vater blickte, der sich neben mir auf dem Sofa niedergelassen hatte.
„Isst du mit?"
„Wenn es dir nichts ausmacht ... ich würde nur äußerst ungern wieder zu Galadriel zurückkehren", antwortete Elrond gedehnt.
„Wie kommt's?", fragte Raug interessiert, während er sich setzte.
„Erestor! Er lässt mich keine Sekunde mehr aus den Augen! Beinahe so, als würde ich jeden Moment zusammenbrechen."
„Alte Gewohnheiten legt man nur schwer ab", murmelte Raug und schenkte einen leichten Wein ein.
„Da fällt mir ein ... ich muss mich noch für die nette Behandlung an der Ered Luin bedanken! Ionduath!", sagte mein Vater plötzlich mit blitzenden Augen und einem Unterton in der Stimme, den ich normalerweise nicht von ihm kannte.
„Du weißt wo mein Schlafzimmer ist", grinste Raug und erntete einen Schlag auf den Hinterkopf von seiner Frau.
Ich blickte schockiert von meinem Vater zu Raug und wieder zurück. Schäkerte Ada etwa mit dem schwarzhaarigen Elben? Vor meinem geistigen Auge taten sich plötzlich die unmöglichsten Bilder auf. Ich schüttelte angewidert den Kopf. Darüber wollte ich wirklich nicht weiter nachdenken.
Elrond wurde einer Antwort enthoben, da in diesem Moment Aduial ins Zimmer gestürmt kam. Sie begrüßte ihre Eltern, schenkte ihren Brüdern einen eiskalten Blick und ließ sich dann gegenüber von Legolas nieder. Kaum saß das Elbenmädchen erschienen auch ihre Brüder wieder im Raum, diesmal trocken und vollkommen bekleidet.
„Was mich jetzt ernsthaft interessiert ... wo habt ihr die Hosen her", fragte Raug mit erhobener Braue, „ich war mir todsicher, dass ich den Mädchen alles mitgegeben hatte.
„Das haben sie mir zu verdanken", antwortete Aduial seelenruhig, „die beiden haben mich in den vergangenen Tagen schon genug blamiert ... da müssen sie nicht auch noch nackt durch den Wald laufen. Damit würde ich noch wochenlang geärgert werden!" Aduials Stimme hatte einen anklagenden Tonfall angenommen.
„Was soll ich machen, Aduial", begann Raug als wären seine Söhne gar nicht im Raum, „sie in den Düsterwald schicken? Thranduil würde mich umbringen. Er ist momentan sowieso etwas angespannt." Weitere mögliche Aufenthaltsorte für die Zwillinge konnte er leider nicht ausführen, da in diesem Moment über uns leises Geklapper ertönte und Raugs Blick an die Decke zog, Alfiriel dagegen lächelte leicht.
„Er kommt ganz nach dir", murmelte sie, „benutzt auch nur im äußersten Notfall die Türen!"
„Lass ihn doch", meinte Raug mit den Schultern zuckend und lehnte sich zurück. „Das ist das Privileg der Jugend. Es wundert mich ohnehin, dass er etwas tut, dass nicht ausdrücklich erlaubt wurde." Raug seufzte schließlich bedauernd. „Also, ich war in dem Alter anders! Der Junge ist eindeutig zu ernst!"
„Das sagen wir doch schon die ganze Zeit", riefen Orophin und Rumil im Chor. Ihre Eltern blickten sie böse an und sie machten sich ganz klein.
„Zeitweise könntet ihr euch ruhig ein Beispiel an ihm nehmen. Ich möchte nämlich wirklich gerne einmal nach Hause kommen, ohne das ihr hier alles rebellisch gemacht habt", murmelte Raug.
„Dann musst du uns einfach nur mal ein genaues Datum geben! Es ist immer so schwer artig zu sein, wenn wir nie genau wissen, wann du immer auftauchst", grinste Rumil. Raug schenkte seinem Sohn einen finsteren Blick und ließ seine Augen dann weiter zu einem Durchgang wandern.
Als dann plötzlich eine große, blonde Gestalt in dem Durchgang stand, stockte uns allen der Atem. Qualvolle Minuten lang herrschte absolute Stille in dem großen Raum.
„Der arrogante Elb", stieß Gimli schließlich schockiert hervor und zog die Blicke aller anderen auf sich, einschließlich des Elben, der gerade erschienen war. Der verzog nur seine Mundwinkel und zischte dann: „Der ungehobelte Zwerg!"
„Haldir! Das war nicht sehr höflich", rief Alfiriel empört aus.
„Der Zwerg ist auch nicht höflich", war die einzige Antwort, bevor Haldir sich neben seinem Vater niederließ, nachdem er sich ein weiteres Gedeck aus dem Schrank genommen hatte.
„Wie ... wie ist das möglich? Du müsstest tot sein!", flüsterte ich schockiert.
Haldir zuckte mit den Schultern. „Ich komme halt nach meinem Vater! Bin zu stur, um zu sterben!"
„Aber ich war bei dir", beharrte ich, „und du warst tot!"
„Für einen Menschen vielleicht ..." widersprach Haldir und häufte sich eine ordentliche Portion vom Abendessen auf den Teller.
„Du musst aber zugeben, dass du nicht unbedingt mehr sehr lebendig aussahst, als ich ankam", lächelte Raug.
„Ja, ja", grummelte Haldir und schluckte etwas hinunter, das sich in seinem Mund befand. Aragorn blickte unterdessen ungläubig auf den Kopfgeldjäger.
„Ihr wart in Helms Klamm?"
„Kurz nachdem ihr fort wart! Daher kennt mich übrigens auch eure kleine Pferdeherrin ... sie hat im ersten Moment gedacht, ich würde sie umbringen wollen ... hat den Uruk-hai hinter sich gar nicht bemerkt ... dummer Mensch!"
Ich räusperte mich vernehmlich.
„Was? Ist doch so! Ihr Menschen merkt es nicht einmal, wenn sich ein Uruk-hai mit voller Rüstung an euch ranschleicht ... einige Halbelben, die ich kenne ... allerdings auch nicht!"
„Meinst du etwa mich?", fragte mein Vater unschuldig und kämpfte mit dem Gemüse, dass er auf seine Gabel bekommen wollte.
„Nein, woher denn? Es gibt ja so viele Halbelben in Mittelerde!"
Als Antwort rollten mehrere Erbsen über den Tisch auf seinen Teller zu.
„Verzeihung", murmelte Elrond und verfrachtete das Gemüse wieder auf seinen Teller. Raug stand in der Zeit lächelnd auf und reichte meinem Vater einen Löffel.
Das weitere Abendessen verlief äußerst amüsant und vor allem Gimlis Laune steigerte sich ins Unermessliche als Raugs Frau einen frischen Blaubeerkuchen als Nachtisch servierte.
Später am Abend wurde Elrond von Raug noch zu dem Talan von Lady Galadriel begleitet und wir anderen blieben in dem Wohnzimmer sitzen.
„Nun ...", fing Orophin gedehnt an, nachdem er sich überzeugt hatte, dass seine Mutter außer Hörweite war, „ihr reist also mit unserem Vater! Und wie findet ihr das so?"
„Also ... es ist ... auf jeden Fall ...", Legolas sah mich hilfesuchend an, „ ... alles andere als langweilig!"
Die Zwillinge lachten lauthals los.
„So kann man es natürlich auch beschreiben", stellte Rumil fest, als er sich wieder beruhigt hatte.
„Es ist absolut nervtötend", grummelten Gandalf und Gimli im Chor. Letzterer wurde mit einem eisigen Blick aus Haldirs Augen bedacht.
„Mein Vater hat nicht sonderlich viel übrig für Zwerge ... sie sind ihm zu ... unterirdisch", erklärte Haldir mit der üblichen Arroganz.
„Euer Vater mag euch ja einiges beigebracht haben, aber Respekt gehört ganz offensichtlich nicht dazu", knurrte Gimli düster.
„Das hat er keineswegs in seiner Erziehung ausgelassen", konterte Haldir mit einem boshaften Grinsen, „ich persönlich finde es nur sehr schwer, einem Lebewesen Respekt entgegenzubringen, das mir allerhöchstens bis zur Hüfte geht und sein ganzes Leben damit verbringt sich durch Dreck zu wühlen!"
„Ah ja", ertönte plötzlich eine stolze Stimme von Eingang her, „das ist mein Sohn! Mein ganzer Stolz!" Raug setzte sich grinsend neben seinen Sohn und legte einen Arm um seine Schulter. Haldir grinste ebenso frech zurück, was Gimli beinahe zu einem Tobsuchtsanfall brachte.
Aus der Sicht von Legolas
Sehr viel später in der Nacht lehnte ich an dem Fenster von meinem Zimmer und blickte nach draußen. Ich konnte aus mehreren Gründen nicht einschlafen ... einer davon war, dass ich immer wieder dieses leicht unterdrückte Stöhnen aus der Richtung von Raugs Schlafzimmer hörte. Und das seit drei Stunden!
Als ich jemanden an meiner Tür langgehen hörte, sah ich auf. Im Türrahmen stand Raug. Nur mit einer Hose bekleidet, wirren Haaren und leichten Kratzspuren auf Brust und Rücken. Zudem war die Haut an seinen Handgelenken leicht rötlich und stellenweise durchgescheuert.
„Na, holt ihr gerade euer Sexdefizit auf?", grummelte ich finster.
„Meine Güte ... welche Laus ist euch denn über die Leber gelaufen?", fragte er mit hochgezogener Augenbraue.
„Wenn ihr es genau wissen wollt, ihr seid die Laus!"
„Ich? Wieso?"
„Ihr ... mit eurem ... Verhalten ... das ist doch wirklich widerlich!"
„Bitte?" Raug kam langsam näher und stellte sich neben mich ans Fenster.
„Ihr habt eine Frau und vier Kinder ... und trotzdem ... versucht ihr andere Leute ... zu ... zu ..."
„Vögeln?", half er mir freundlich aus und ich funkelte ihn böse an.
„Herrjemine ... da ist er wieder ... der jugendliche Traum von ewiger Treue", seufzte Raug, „aber um euch eure Sorgen über meine Ehe zu nehmen ... meine Frau weiß davon!"
„Wie bitte?", ich starrte ihn mit offenem Mund an.
„Sie wusste bereits vor unserer Heirat, dass ich gelegentlich Bedürfnisse habe, die nur ein Mann befriedigen kann ... sollte ich aber jemals auf die Idee kommen eine andere Frau ... dann ...", er brachte den Satz nicht zu Ende, sondern machte nur eine äußert eindeutige Handbewegung in seiner tieferen Körperregion.
„Sie weiß davon?", ich blickte den Eredhrim entgeistert an.
„Ja", antwortete er blinzelnd, „und gelegentlich sieht sie auch gerne dabei zu ... vor allen Dingen, wenn ich unten bin!"
Raug warf mir einen Kussmund zu und verschwand grinsend aus meinem Zimmer. Fünf Minuten lang starrte ich vollkommen fassungslos und mit offenem Mund in die Richtung, in die er verschwunden war.
Am nächsten Morgen machten wir uns alle auf den Weg zu Lady Galadriel. Es war der reinste Familienausflug. Raugs komplette Familie begleitete uns nämlich. Scheinbar wollten sie ihren Vater verabschieden.
Aragorn unterhielt sich noch kurz im Privaten mit Lady Galadriel und ihrem Gatten. Das Herrscherpaar gab Aragorn noch einige Ratschläge mit auf den Weg, aber im Großen und Ganzen wurde die Beratung recht kurz gehalten. Was wahrscheinlich auch daran lag, dass Elrond die meiste Zeit über anwesend war und Estel seinem Vater nach wie vor noch nichts erzählen wollte. Ich hielt das für einen Fehler, denn immerhin waren es seine Kinder, die unter den Gefangenen waren.
Lady Galadriel konnte uns entgegen aller Hoffnungen leider auch keine neuen Informationen geben. Jedes Mal, wenn sie ihren Spiegel befragen wollte erschien nur dichter Nebel. Also hatte uns der Aufenthalt im Goldenen Wald auch nicht weitergeholfen. Allerdings stimmte das Herrscherpaar mit uns überein, dass die Quelle allen Übels in Mordor zu suchen war.
Zum Schluss standen wir mit unseren Pferden zwischen den Bäumen zum Aufbruch bereit und beratschlagten unsere weitere Route.
„Dann nehmen wir halt den Weg durch den Wald! Verdammt noch mal", brauste Raug auf, der die langen Diskussionen satt hatte.
„Das wollte ich gerade vorschlagen", erwiderte Gandalf pikiert.
„Wenn ihr euch dann besser fühlt, glaubt was ihr wollt, Istari", zischte Raug!
„Also langweilig wird euch bestimmt nicht werden", murmelte einer der Zwillinge in mein Ohr.
Oh nein! Das würde bestimmt nicht geschehen.
Raug ging für einen Moment mit seinem ältesten Sohn außer Hörweite und ich blickte mich lustlos um.
Ich hatte schon vor einiger Zeit bemerkt, dass mich Aduial und ihre Freundinnen immer wieder kichernd anblickten. Die Mädchen schienen irgendetwas zu planen und es hatte scheinbar mit mir zu tun.
Aduial hatte heute ein fliederfarbenes Kleid an und in ihre Haare waren farblich passende Blüten geflochten. Alles in allem recht hübsch, konnte ich nicht umhin festzustellen.
Jetzt nickte Haldir seinem Vater ernst zu und die beiden liefen langsam zurück.
„Können wir dann endlich los?", murrte Gimli, der bereits auf meinem Pferd saß.
„Einen Moment noch", rief Raug und beugte sich zu seiner Frau herunter, um einen Kuss zu erhaschen. Die Zwillinge stöhnten gleichzeitig auf und blickten weg.
„Jetzt machen sie das schon wieder! Als wäre die vergangene Nacht nicht schlimm genug gewesen!"
„Ihr seid alt genug! Zieht aus! Dann habt ihr die Probleme nicht mehr", war Raugs knappe Antwort.
„Liebling, das kannst du den Jungen nicht antun", murmelte Alfiriel schmunzelnd, „sie würden verhungern!" Lächelnd schlang die Elbenfrau ihre Arme um die Taille ihres Mannes und schmiegte ihre Wange an seine Brust.
In diesem Moment kam Aduial herangehuscht, drückte ihrem Vater einen Kuss auf die Wange und knickste dann vor mir.
„Prinz Legolas?"
„Äh ... ja?", fragte ich. Kaum hatte die letzte Silbe meinen Mund verlassen, wurde dieser durch etwas anderes gefüllt. Durch Aduials Zunge! Ich war so überrascht, dass ich den Kuss ganz instinktiv erwiderte. Als sich das Mädchen schließlich zurückzog, konnte ich nicht anders als leicht enttäuscht zu sein. Dieses Gefühl legte sich aber sofort wieder, als ich Raugs Gesichtsausdruck sah und wurde durch nackte Angst ersetzt. Der Elb sah aus, als würde er mich mit bloßen Händen erwürgen wollen. Aduial war mittlerweile schon wieder bei ihren Freundinnen in Sicherheit.
„Prinz Legolas ... ich hoffe, ihr habt eine verdammt gute Erklärung dafür", fauchte Raug und machte einen Schritt auf mich zu. Er kam aber glücklicherweise nicht weit, da Alfiriel seinen Zopf packte und ihn zurückzog.
„Plustere dich nicht so künstlich auf! Es war Aduial, die ihn geküsst hat ... nicht andersherum!"
„Aber ... aber ... mein kleines Mädchen macht so was nicht", jaulte Raug offensichtlich tief getroffen.
„Hast du plötzlich eine Sehschwäche entwickelt?", fragte Alfiriel ungerührt. „Für mich war das ziemlich eindeutig! Sie verhält sich genauso wie du!"
„Bitte?", rief der alte Elb empört.
„Wirst du etwa senil? Schätzchen ... du kannst mir nicht erzählen, dass du monatelang mit Thranduils Sprössling durch Mittelerde getigert bist und nicht einmal versucht hast, zwischen seine Beine zu kommen!"
„Alfiriel!" Raug blickte seine Frau schockiert an, aber die lächelte nur schelmisch und zog ihn abermals zu einem Kuss zu sich herunter.
„Pass auf dich auf", hauchte sie, „und denk nicht mal daran, deinen Frust an dem Jungen auszulassen!"
Ungefähr eine halbe Stunde später ritten wir auf offener Ebene und konnten den goldenen Wald nur noch schemenhaft hinter uns ausmachen. Während Raug sich ein paar Spötteleien von Gimli und Aragorn anhören musste, richteten sich meine Gedanken zurück in die Vergangenheit, genauer gesagt zu dem Kuss von Raugs Tochter. An mir nagte nämlich die Frage, ob es sich dabei um eine Wette gehandelt hatte, oder ob ich Aduial gefiel.
„Jetzt sag mal, Elbenherr, wie küsst die junge Dame denn so?", fragte Gimli mich und ich konnte sein Grinsen deutlich aus seiner Stimme heraushören. Durch Raugs Körper zuckte derweil ein Blitz und er sah mich finster über die Schulter hinweg an.
„Gar nicht schlecht", antwortete ich und leckte mir genüsslich die Lippen, „entweder ist sie nämlich ein Naturtalent ... oder sie hat so was schon öfter gemacht!"
Bei diesen Worten knurrte Raug mich unheilbringend an.
„Ich weiß nicht ... vielleicht sollte ich dem Goldenen Wald in Zukunft öfter einen Besuch abstatten ...", sagte ich vage in Raugs Richtung.
„Nur damit ihr es wisst, Prinzlein! Meine Tochter ist außerhalb eurer Reichweite", knurrte der Eredhrim böse.
„DAS nehme ich als Herausforderung", antwortete ich spielerisch, „und außerdem ... ich bin doch gar keine so schlechte Partie ... immerhin bin ich ein Prinz!"
„Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass ich mein wertvolles kleines Mädchen freiwillig in diesen spinnenverseuchten Wald ziehen lasse, oder? Nur über meine Leiche!"
„Oh, das lässt sich einrichten", antwortete diesmal Gandalf.
„Wisst ihr ... eure Tochter ist wirklich ... äußerst ... reizvoll ... schön kurvig!" Abermals leckte ich mir genießerisch über die Lippen und zeichnete mit meinen Händen eine kurvige Form in die Luft. Damit brachte ich Raug beinahe dazu sich auf seinem Pferd umzudrehen.
„Jetzt hört mir mal gut zu! Alles was ihr jemals von meiner Tochter gesehen habt, werdet ihr auf der Stelle vergessen ... oder ihr seid die längste Zeit ein Prinz gewesen, dann mach ich aus euch eine Prinzessin!" Raug sprühte förmlich Funken vor Zorn, aber ich lachte nur. Endlich hatte ich etwas gefunden mit dem ich den älteren Elben wirklich ärgern konnte.
„Ich fürchte dann bekommt ihr Ärger mit meinem Vater", lachte ich.
„Pah! Ich habe den Krieg des letzten Bündnisses überlebt, ich habe Dämonen überlebt Morgoth und Sauron ... da wird euer alter Herr für mich keine besondere Herausforderung darstellen!", antwortete er mit einer wegwerfenden Handbewegung.
Ich lenkte mein Pferd neben das von Raug und blickte ihn aufmerksam an. Seine schwarzen Augen waren für mich nach wie vor ein Rätsel. Seine Herkunft bereitete mir auch zunehmend Kopfzerbrechen.
„Euer Vater war doch ein Maiar ... und eure Mutter?"
„Eine Elbenfrau", antwortete er ohne mich anzusehen, „und sie leben beide noch!"
„Dann seid ihr doch eigentlich ein Halbelb ...", stellte ich überlegend fest.
„Rein logisch schon, es sieht in der Praxis aber anders aus", meinte er emotionslos.
„Und wieso sind eure Augen schwarz? Ich kenne keine Elben oder Halbelben mit schwarzen Augen! Oder haben alle Eredhrim schwarze Augen?"
Raug seufzte und blickte mich von oben herab an – was angesichts seiner Größe kein Problem darstellte.
„Ihr seid ganz schön neugierig! Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht warum ich schwarze Augen habe. Böse Zungen behaupten es wäre ein Zeichen, dass ich ein Bastard wäre oder von Morgoth abstammen würde."
„Das hat wirklich mal jemand zu euch gesagt?", fragte ich schockiert und erntete ein Nicken von dem älteren Elben.
„Einmal, als ich noch ein kleines Kind war. Mein Vater hat ihn dermaßen vertrimmt, dass er nicht mehr wusste ob er Männlein oder Weiblein war."
„Magor ist in der Tat für einen äußerst kurzen Geduldsfaden begannt", murmelte Gandalf vor mir.
Raug nahm diese Äußerung kommentarlos hin. Für mich ein Zeichen, dass es durchaus stimmte, was Gandalf gesagt hatte. Danach grübelte ich eine Weile über das Gehörte nach. Als mir die Stimmung zu ernst wurde, beschloss ich Raug noch ein wenig weiter zu ärgern.
„Erzählt mir mehr von euch ... von eurer Vergangenheit!"
„Wie sehe ich aus? Wie ein Geschichtsbuch?", war die leicht genervte Antwort.
„Nein, aber ich möchte ein wenig mehr über meinen zukünftigen Schwiegerpapi erfahren", grinste ich. Raug drehte sich böse zu mir.
„Treibt es nicht zu weit, Prinzlein! Irgendwann hat meine Tierliebe auch mal ihre Grenzen erreicht!"
Vor mir sah ich wie Aragorn lachend den Kopf schüttelte.
„Sag mal Aragorn ... willst du eigentlich auch kurz bei deiner Frau vorbeisehen, wie unser Pantoffelheld? Oder reiten wir so durch nach Mordor?", fragte ich mit einem grinsenden Seitenblick auf Raug.
„Ich bin kein Pantoffelheld!" Raug knurrte mich an und unterstrich seine Stimmung noch mit einem bösen Blick.
„Ich würde Arwen schon gerne wieder sehen ... aber ich denke, es ist wichtiger, dass wir die Elben finden!"
„Dann setzen wir in Osgiliath über?"
„Ja ... dort steht jetzt eine provisorische Fähre, die können wir nutzen", antwortete Aragorn nachdenklich, „und ... ich weiß nicht, ob wir über Minas Morgul oder durch Udûn nach Mordor gehen sollen."
„Ich bin für Minas Morgul", erklärte Gandalf, „Udûn wäre ein zu großer Umweg."
„Dann also Minas Morgul", seufzte Aragorn.
Raug, der neben mir ritt, verzog sichtbar das Gesicht, sagte aber nichts.
Zwei Tage später befanden wir uns in Sichtweite von Minas Tirith – jedenfalls für Elbenaugen. Ich hatte noch öfter versucht Raug zu ärgern, aber als der mir eines Abends wutentbrannt androhte mir vor allen Beteiligten die Hosen runterzuziehen und mir den Hintern zu versohlen, hatte ich das Thema ruhen lassen.
„Noch zwei Tage und wir dürften Minas Morgul erreicht haben", murmelte Gandalf und blickte in die Ferne, „was haltet ihr von einer Pause? Ich sehne mich nach einer guten Pfeife und vielleicht etwas zu essen."
„Das ist eine gute Idee! Dort hinten ist auch ein geeigneter Platz!" Aragorn zeigte nach vorne, wo zwei Felsen standen, die uns etwas Schutz vor dem Wind geben würden.
Gesagt – getan! Keine zehn Minuten später saßen wir alle entspannt im Gras. Gimli, Gandalf und Aragorn zogen genüsslich an ihren Pfeifen, während Raug und ich etwas hinter ihnen saßen, damit wir den Geruch des Qualms nicht abbekamen. Ich ließ mir einfach nur die Sonne ins Gesicht scheinen und Raug schnitzte neben mir an irgendeiner Figur.
„Raug?"
„Mh-hm?"
„Ihr seid doch ein Freund von Lord Elrond ... warum habt ihr ihm nichts über Imladris erzählt?"
„Weil ich in der Hinsicht der gleichen Meinung bin wie euer Waldläuferfreund. Solange er nicht vollkommen genesen ist, hat er auf einem Schlachtfeld nichts verloren!"
„Aha ...", murmelte ich schwach und dachte einen Augenblick nach, bevor ich weiterredete. „Wie schätzt ihr die Chancen der gefangenen Elben ein?"
„Soll ich ehrlich oder höflich sein?"
„Ehrlich ...", flüsterte ich sanft.
Raug legte stöhnend seinen Kopf in den Nacken und blickte in den Himmel.
„Schlecht ... bis miserabel", er blickte zur mir, „aber nicht hoffnungslos ... jedenfalls nicht für alle!"
„Ihr könnt einen wirklich motivieren", schimpfte ich und strich mir die Haare aus dem Gesicht!
„Hey! Ihr habt gesagt, ich soll ehrlich sein!"
„Legolas! Raug! Macht euch fertig! Wir wollen weiterreiten", ertönte plötzlich die Stimme von Aragorn.
Aus der Sicht von Sam
Großartig! Einfach großartig!
„Merry, gib es doch einfach zu! Wir haben uns verlaufen!"
„Wir haben uns nicht verlaufen", antwortete Merry trotzig, „wir sind nur ... ein wenig vom Weg abgekommen, das ist alles!"
„Ein wenig vom Weg abgekommen?", echote ich ärgerlich. „Merry! Wir sind in einem Gebirge, wo eigentlich keins sein sollte! Es ist stockfinster, wir sitzen in einer Felsspalte, über uns kreisen Geier und ich habe seit drei Tagen keinen Baum mehr gesehen! Wir haben uns verirrt!"
„Haben wir nicht", war die trotzige Antwort.
„Merry! Sam hat Recht", sagte Frodo sanft, „wir hätten auf kein Gebirge stoßen dürfen! Aber jetzt sollten wir ein Lager für die Nacht suchen! Ich traue den Geiern über uns nicht!"
„Hier in der Nähe habe ich eine Höhle gesehen", erhob Pippin jetzt zum ersten Mal das Wort, „dort könnten wir für heute Nacht Schutz suchen!"
„Vorschlag angenommen", murmelte ich müde und folgte Pippin, der den Weg zur Höhle einschlug. Frodo lief am Ende unserer Gruppe und schien die ganze Zeit über etwas nachzugrübeln.
„Was hast du, Herr Frodo?", fragte ich leise.
„Ich überlege wo wir hier sind! Ich schätze es ist das Graue Gebirge! Und Bilbo hat mir mal irgendetwas über dieses Gebirge erzählt ... ich komm nur nicht mehr drauf was er mir erzählt hat. Aber ich bin sicher, dass es wichtig war!"
„Wenn es wichtig war, dann fällt es dir schon wieder ein! Zerbrich dir jetzt nicht den Kopf darüber."
„Du hast wahrscheinlich Recht", murmelte Frodo und kratzte sich am Kopf.
Zehn Minuten später hatten wir die Höhle erreicht, von der Pippin gesprochen hatte. Sie war riesig und stank ganz erbärmlich. Auch stellten wir fest, dass an der Rückseite der Höhle ein Gang tief ins Innere des Gebirges führte. Im Gegensatz zu der Größe der Höhle war der Gang aber eher winzig. Er war gerade hoch genug, damit ein erwachsener Menschenmann aufrecht in ihm gehen konnte. In der Breite ließ er gerade genug Platz für zwei schlanke Exemplare der Spezies Mensch. Allerdings mussten sie dabei wohl immer noch ziemlich aneinander gepresst vorwärts schreiten.
„Ich frage mich wo dieser Gang hinführt", murmelte Merry und kratzte sich verdächtig abenteuerlustig am Kopf.
„Ich frage mich nur, wie wir hier wieder wegkommen", murmelte ich und zog Merry von dem Eingang weg.
„He, warum so grob! Der Tunnel ist doch offensichtlich von Menschen angelegt worden! Was kann da schon passieren?"
„Genau" Merry stimmte seinem Vetter zu, „was kann schon passieren?"
Ich blickte nur hilflos zu Frodo. Diese beiden Hobbits waren einfach unverbesserlich.
OoO
Okay, abenteuerlustige Hobbits bedeuten nichts Gutes.
Aber mal einen kleinen Schwenk zu Raugs goldiger Familie. Und dem Grund warum Haldir noch lebt. Er ist durchaus wie in der Kinoversion nach Helms Klamm marschiert, hat dort ein mehr oder minder elegantes Gerangel mit einem Uruk gehabt ... und ist dann zu Boden gegangen. Tja, allerdings sind Menschen nicht unbedingt die sensibelsten und so hat Aragorn leider übersehen, dass der gute Hauptmann noch sehr wohl unter den Lebenden weilt. Das nehme ich Peter Jackson ohnehin sehr übel! Einfach Haldir verrecken zu lassen. Na ja, er hat es ja überlebt.
Wie ihr euch sicher denken könnt, ist Haldir der Älteste, dann kommen Rumil und Orophin und ganz zum Schluss, die reizende junge Dame, die in einigen Dingen doch sehr nach ihrem Vater schlägt! ;-)
Weiterhin habe ich nur das Übliche zu berichten. Bitte reviewt! ;-)
Vorschau
Was ich dann sah, verschlug mir den Atem. Dort unten wurden ungefähr vierzig Elben in eine Ecke getrieben. Dicht gedrängt blieben sie dort stehen, wie Tiere auf engstem Raum zusammengepfercht. Trotz des dichten Gedränges erkannte ich einen Kopf auf Anhieb. Glorfindel!
Bis bald,
Atropos
