Kapitel 17: Wer hoch klettert, kann tief fallen
Ich stelle mich jetzt erst mal eine Runde in die Ecke und schäme mich. ... ... ... ... So, wieder da! Solange ohne update ... ich bekam ja praktisch schon Morddrohungen ... ;-))
Aber nu bin ich erst mal wieder da. Mit einem neuen Kapitel!!! Das ist doch mal was! Hat sogar 22 Seiten und ich werde jemanden quälen! Hihi! Wenn das mal nicht vielversprechend ist!
Lady-of-Gondor: Tag! Freut mich, dass dir der Ausflug zu Raugs Family gefallen hat. Ihm hat's auch Spaß gemacht! ;-) Ja, die Hobbits sind definitiv auf etwas gestoßen! Worauf, wirst du in diesem Kapitel mitkriegen.
Kaya Unazuki: Mach ich doch glatt.
Lord elo: Oh ... ein Elrondliebhaber? Keine Sorge, der gute Mann hat noch öfter einen Auftritt ... aber beim großen Gemetzel? Wer sagt dir, dass es überhaupt eins gibt? Oder das Elrond es erlebt? -
Galu: Ich schäme mich ganz doll, dass ich euch so lange warten lasse. Und ruhig immer weiter loben! J Ich höre so etwas gerne! Welcher Autor auch nicht!
dorlimausi: Schön, dass Alfi dir gefällt. Und ja, das Mädel ähnelt dem Erzeuger nicht nur vom Äußeren her. Legsi/Raug? Vielleicht möchte die werte Gattin doch mitmachen? Wann bekommt die schon mal die Gelegenheit ein frisches Düsterwaldprinzchen zu vernaschen? Dümmer wird Legolas dadurch sicher nicht. Es könnte nur ein bisserl Ärger mit Papi geben ... wenn der Laubkranzträger das jemals erfährt!
44 Tage? Das war Sonntag ... also jetzt 46 Tage? Brrr ... du darfst mir virtuell in den Hintern treten. Das gehört sich nun ja wirklich nicht. Mir war aber wirklich nicht bewusst, dass das schon wieder so lange her war. Ganz dickes SORRY!!!!
serena: Ich hoffe, dass du noch nicht im Delirium liegst. Das würde ich mir nie verzeihen!
fritze: GEEENAAAUUUU JETZT!
zitaboril: Wer spricht denn hier gleich von heiraten? Wenn, dann wird er als Haustier gehalten ... richtig mit Leine und Halsband!
LocaInferna: Ofen? Loca? Du weißt, dass man mit diesen Dingern eigentlich Essen mehr oder weniger genießbar macht? ;-))
susi: Ne, lass man! 1. Wir sind hier nicht bei Harry Potter und zweitens heißt du nicht Dobby! Ich werde versuchen meine Entscheidungen ein wenig zu beschleunigen! Ehrenwort! ;-) Ah ja, noch was! Da ich es selbst äußerst ... ätzend ... finde, wenn ich auf gute Geschichten stoße, die nicht beendet sind, werdet ihr das bei mir nicht erleben. Um genau zu sein, läuft die Geschichte auf meiner Festplatte gerade in die „heiße Phase" sprich: sie ist so gut wie fertig!
Ich werde sie also auf jeden Fall beenden UND hochladen!
Aus der Sicht von Aragorn
Heute Morgen hatten wir den Anduin bei Osgiliath überquert und näherten uns jetzt unaufhaltsam Minas Morgul.
„Dort vorne liegt Minas Morgul!", rief Gandalf und zeigte in die angesagte Richtung.
Vor uns eröffnete sich der ehemalige Sitz des Fürsten der Nâzgul. Ein großer schmutziger und zur Hälfte eingefallener Turm überragte die langsam verfallenden Häuser, die um ihn herum standen. Und über allem lag ein seltsames, grünes Licht.
„Die böse Magie weicht nur langsam aus diesen Gemäuern", murmelte Gandalf und schickte einen verhaltenen Blick zu unseren elbischen Begleitern.
Ich hatte gar nicht daran gedacht, dass Elben empfindlich auf diese Art von schwarzer Magie reagierten.
„Ein Grund mehr, diese verfluchte Stadt schnell hinter uns zu lassen", murmelte Raug und gab seinem Pferd die Sporen.
Wir brauchten nicht lange, um an der Stadt vorbeizukommen, trotzdem hörte ich zwei Stimmen erleichtert aufatmen, als wir sie passiert hatten.
Mit einem schnellen Blick vergewisserte ich mich, dass es allen gut ging. Die Elben waren zwar ein wenig blass im Gesicht, aber ansonsten in Ordnung.
„Mordor in seiner ganzen Pracht ... wie habe ich diesen Anblick vermisst", knurrte Raug und blickte auf die weite ungleichmäßige Fläche vor sich.
„Na, aber Hallo", rief Raug plötzlich gespielt erfreut aus, „das nenne ich aber mal einen Glückstreffer!"
„Wovon redet ihr?", fragte Legolas.
„Dort hinten ... der Ausläufer des Schattengebirges ... seht mal was dort steht! Turm Nummer eins!"
Wir blickten alle in die Richtung, in die Raug zeigte und konnten bald einen unförmigen Turm im Schatten des Gebirges ausmachen. Hätte der Eredhrim uns nicht darauf aufmerksam gemacht, hätte ich den Turm gar nicht bemerkt, so wenig hob er sich von seinem Hintergrund ab.
„Dann mal los! Lasst uns ein paar Istaris aufmischen!", grinste Gimli.
Misstrauisch beobachtete ich das Gelände vor uns und überlegte ob wir den Pferden einen Gang hier durch zumuten konnten.
„Wir sollten die Pferde führen! Der Boden ist zu uneben", murmelte Legolas. Ich gab nickend meine Zustimmung und saß ebenfalls ab.
Der Weg über die Ebene war beschwerlich, um das Positivste zu sagen. Ständig mussten wir irgendwelchen Orks aus dem Wege gehen, denn ich wollte nicht, dass unsere Anwesenheit hier früher als nötig bekannt wurde. Aber mit jedem Meter, den wir zurücklegten, stieg meine Gewissheit, dass wir bereits erwartet wurden.
Einige Tage vorher im Goldenen Wald
Haldir saß auf seinem Baum und blickte auf die Ebene vor ihm hinaus. Seine Brüder blödelten irgendwo unter ihm herum.
Kurz vor seiner Abreise, hatte der Galadhrim noch mit seinem Vater gesprochen. Er hatte ihn darum gebeten, dafür zu sorgen, dass kein Elb, vor allen Dingen nicht Lord Elrond, den Wald verließ und auch kein Fremder hineingelassen wurde. Egal welchem Volk er angehörte. Haldir hatte vor die Anweisung seines Vaters bis ins kleinste Detail umzusetzen. Er war ein sehr ordnungsliebender Elb. Haldir hasste Chaos, er war Perfektionist in allen Dingen, unerlaubte Dinge tat er nie und an Anweisungen hielt er sich penibel genau. Vor allen Dingen wenn sie von seinem Lord, seiner Lady oder seinem Vater stammten.
Er strich sich seufzend die Haare aus den Augen und blickte kurz nach unten auf seine Brüder. Die beiden balgten sich wie unreife Kinder im Gras. Haldir schüttelte verachtend den Kopf. Sicher, er liebte seine Brüder, aber er würde sie noch viel mehr lieben, wenn sie aufhören würden, sich wie Kleinkinder zu benehmen.
Diese Gedanken und vor allen Dingen, dass er sich strikt daran hielt, waren wohl die Gründe dafür, dass ihn die anderen Elben zwar als Hauptmann hoch lobten und schätzten aber als Elben fanden sie ihn einfach nur todlangweilig.
Haldir konnte damit leben. Er hatte sich kindisch benommen als er ein Kind war und dieses Alter hatte er seiner Meinung nach schon lange hinter sich gelassen. Er war sehr jung bei den Grenzwachen aufgenommen worden, worüber er sehr stolz war, seine Eltern aber insgeheim nur den Kopf schütteln konnten.
„Haldir! Deine Schicht ist seit zwei Stunden vorbei! Wie lange willst du noch da oben hocken", rief Orophin vorwurfsvoll nach oben. „Rumil und ich wollen in die Stadt und uns amüsieren! Oder an den See! Komm doch mit, das macht bestimmt Spaß!"
Der Hauptmann schnaubte angewidert. Was seine Brüder unter Spaß verstanden, wich sehr deutlich von seiner Definition dieses Wortes ab. Für ihn war Spaß, sich mit einem guten Buch in irgendeine elbenleere Ecke zu verkriechen. Bei seinen Brüdern bedeutete Spaß sich mit allen jungen Elben Caras Galadhons irgendwo zu einem Saufgelage zu versammeln.
„Geht ruhig alleine! Ich bin hier oben sehr glücklich", rief er als Antwort nach unten.
„Oh Mann! Und du willst wirklich der Sohn unserer Eltern sein? Da muss irgendwas bei deiner Geburt schief gelaufen sein! Wahrscheinlich hat die Hebamme dich fallen gelassen", rief Rumil ärgerlich zurück.
„Ja, ja, ja", murmelte Haldir, „und euch haben die Orks bei uns vergessen!"
„Wir gehen dann jetzt ... wenn dir nach Gesellschaft zu Mute ist ... du weißt ja wo du uns finden kannst", rief Orophin noch leise nach oben, wohlwissend, dass diese indirekte Einladung niemals in Anspruch genommen werden würde.
Als seine Brüder verschwunden waren, lehnte Haldir sich entspannt zurück. Endlich Ruhe! Er holte ein Buch aus einem Astloch hinter sich hervor und griff hin und wieder in seine Hosentasche, wo sich einige Haselnüsse befanden, der er sich genüsslich in den Mund steckte.
Diese Ruhe sollte allerdings nicht lange dauern. Plötzlich drangen überraschte Rufe an sein Ohr und nur Sekunden später die Klänge eines Kampfes.
„Rumil! Orophin!" Mit einem Satz sprang der Galadhrim auf und rannte seinen Brüdern nach. Es dauerte nicht lange bis er den Kampfplatz erreicht hatte, aber von seinen Brüdern fehlte jede Spur.
„Rumil? Orophin?" Keine Antwort.
„Wenn das nur ein Scherz ist dann bring ich euch um", knurrte Haldir entschlossen.
„Oh, keine Sorge, junger Freund! Das ist kein Scherz", ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihm. Langsam, vollkommen ruhig sah er sich um und erblickte hinter sich einen alten Mann, in einer blauen Kutte. Aber was viel wichtiger war ... hinter diesem Mann lagen seine Brüder!
„Wer seid ihr?"
„Oh ... sagen wir mal so ... ein flüchtiger Bekannter deines Vaters!"
„Was habt ihr mit meinen Brüdern gemacht?"
„Sie sind nicht tot, falls du das befürchtest. Im Moment brauche ich euch lebend!"
„Was wollt ihr?" Haldir wurde zunehmend unruhig. Wie hatte dieser alte Mann es geschafft, seine Brüder zu überwältigen?
„Durch deinen Vater ... und seine Begleiter ... ist einer meiner Pläne fehlgeschlagen. Das ist etwas, das ich nicht dulden kann. Aber glücklicherweise ... habe ich festgestellt, dass dein Vater viel besser für diesen Plan geeignet ist ... ich hätte gerne eher von seiner Existenz gewusst ... dann hätte ich nicht so viele wertvolle Arbeitskräfte verschwenden müssen", murmelte der Mann lächelnd. „Und ihr drei seid der Garant dafür, dass euer lieber Herr Papa auch brav mitspielt!"
Schlagartig hatte sich die Miene des alten Mannes in eine grässliche Fratze verwandelt und bevor Haldir reagieren konnte, war der Mann neben ihm und schlug seinen knorrigen Stab genau auf seine Schläfe.
Aus der Sicht von Aragorn
Hier standen wir jetzt! Im Schatten einiger aufgetürmter Steine verborgen und beobachteten das vorläufige Ziel unserer Reise. Der riesige Turm, den wir beobachteten, war nicht einfach gebaut worden ... man hatte ihn aus dem Felsen heraus geschlagen. Ein recht imposantes Gebäude, konnte ich nicht umhin festzustellen. Die Oberfläche war glatt geschliffen, nur hier und da wurde das Bild durch einen Erker oder einen kleinen Balkon etwas aufgelockert ... die Farbe ... war irgendetwas zwischen mausgrau und rotbraun. Der Turm lief nicht spitz zu, sondern schien als Dach eine Art Plattform zu haben, in dessen Mitte zwei Pfeiler standen. Dieses Detail konnte ich zwar nicht mehr erkennen, dafür aber die beiden Elben.
Auf der Seite, auf der wir uns befanden, war am Fuße des Turms eine leichte Senke, in der anscheinend Abfall lag. Ungefähr zwei Meter darüber, befand sich ein Loch in den Mauern des Turms, durch das jetzt gerade eine Ladung Unrat in die Senke fiel.
„Tja ... wie kommen wir da jetzt rein?", murmelte Gandalf. Dieser Turm ist besser bewacht als Minas Tirith. Ich musste dem Istari Recht geben. Zwischen uns und dem Turm befand sich noch eine etwas kleinere Ebene, die etwa fünfhundert Orks und Uruk-hais beherbergte. Hin und wieder konnte man auch einige Menschen ausmachen. Ungesehen kamen wir da nicht durch.
„Ich habe nicht die leiseste Ahnung ...", flüsterte ich etwas hoffnungslos.
„Vielleicht sollten wir auch gleich den nächsten Turm suchen", schlug Raug vor.
„Wieso?", flüsterte Legolas zurück.
„Das sieht für mich nicht so aus, als würden hier Dämonen sein ... demzufolge werden die Gefangenen auch nicht hier sein!"
„Was macht euch so sicher, dass hier keine von diesen Monstern sind?", fragte ich zurück.
„Es ist zu ruhig ... davon abgesehen ist es nur so ein Gefühl ..."
„Und was ist, wenn euch euer Gefühl trügt?", fragte ich schärfer als beabsichtigt. „Dieses Risiko gehe ich nicht ein! Wir werden einen Weg dort hinein suchen und ..."
Weiter kam ich nicht, da sich in diesem Moment der Himmel verfinsterte und mehrere Blitze über dem Turm zuckten. Ein gewaltiger Wind kam auf und der umherwirbelnde Staub nahm uns die Sicht. Es dauerte fünf Minuten bis sich der Staub gelegt hatte und wir wieder freie Sicht auf den Turm hatten. Was wir dann sahen, nahm uns den Atem.
Die Orks auf der Ebene unter uns hatten sich in Reih und Glied aufgestellt und schienen direkt auf unser Versteck zu blicken, ihre Waffen hatten sie hoch erhoben.
„Seht dort", zischte Legolas und zog unseren Blick auf den Turm. Dort standen auf dem Balkon zwei in blaue Roben gewandete Männer.
„Fürst Raug", donnerte plötzlich eine schnarrende Stimme über die Ebene.
„Sieh mal einer an", murmelte der Angesprochene neben mir, „da hat ja jemand recherchiert!"
„Wir haben eine kleine Überraschung für euch! Seht aufmerksam hin!"
Raug runzelte seine Stirn und blickte auf den Istari. Der Sprecher hob jetzt seinen Stab und deutete scheinbar ziellos in die Luft. Aber bevor wir uns fragen konnten, was das Ganze sollte, schossen viele dünne Fäden aus dem Stein auf der Spitze und verbanden sich zu einer viereckigen Fläche. Zuerst war die Fläche nur schwarz ... dann konnte man mehrere helle Flecken erkennen und zum Schluss drei Personen, die angekettet in irgendeinem Verließ hockten und äußerst angeekelt auf etwas starrten, das wir nicht sehen konnten.
Raug neben mir war die Kinnlade runtergeklappt und er zeigte jetzt mit zuckenden Mundwinkeln auf das überlebensgroße Bild der drei Elben.
„Oh Eru! Wenn irgendjemand auf meiner Beliebtheitsskala ganz weit nach oben kommen möchte, dann sagt mir bitte, dass das da nicht meine drei sind!"
Wir blickten unangenehm berührt auf das Bild und dann auf Raug. Gandalf schließlich brach das Schweigen.
„Doch ... das sind eure!"
„Das darf nicht wahr sein", zischte der Eredhrim, „wie kommen die hierher?"
Jetzt kam etwas Bewegung in das Bild und wir konnten endlich erkennen worauf die drei Elben wie hypnotisierte Kaninchen blickten. Auf die größte und hässlichste Schlange, die ich je in meinem Leben gesehen hatte. Sie war etwa vier Mal so lang wie die drei Elben zusammen.
„Wie ihr seht, Fürst Raug, haben sich eure drei Erben dazu bereiterklärt ein wenig auf mein Haustier aufzupassen. Sie sollten für das Essen sorgen", sagte einer der Istaris lächelnd und schnipste ein imaginäres Staubkorn von seinem Stab. „In zehn Minuten ist Essenszeit! Sollte euch jedoch etwas an ihnen liegen, dann schlage ich vor ihr zeigt euch und haltet euch genau an meine Anweisungen. Ich gebe euch drei Minuten Bedenkzeit."
Die Schlange wurde zunehmend unruhig und versuchte nach den drei Galadhrim zu schnappen. Noch wurde sie jedoch von einer kurzen Kette zurück gehalten.
„Raug, was macht ihr da?", zischte Legolas plötzlich. Ich sah erstaunt zu den beiden Elben hinüber und sah gerade noch, wie Raug einige seiner Waffen auf den Boden fallen ließ, bevor er vorsichtig die Felsen hinunter klettern wollte.
„Na was wohl? Ich gehe da runter! Glaubt ihr, ich habe dreitausend Jahre meines Lebens geopfert um die Gören groß zu kriegen und sehe jetzt seelenruhig dabei zu wie aus ihnen Schlangenhäppchen gemacht werden? Und jetzt nehmt eure Finger da weg!" Legolas hatte Raug am Ärmel festgehalten, als der begonnen hatte, die Felsen vorsichtig nach unten zu steigen.
„Ich laufe einen kleinen Kreis und zeige mich erst hinterher ... das sollte euch genug Zeit geben, um zu verschwinden! Ich glaube nämlich nicht, dass diese Alpträume da unten alle nur für meinen Empfang abgestellt wurden."
Mit diesen Worten verschwand der Eredhrim aus unserer Sicht.
Wir anderen zogen uns langsam zurück. Wir fanden schnell einen Platz, von dem wir alles noch gut beobachten aber selbst nicht gesehen werden konnten.
„Nun?", ertönte plötzlich die Stimme des einen Istaris. „Fürst Raug, wie sieht eure Entscheidung aus?"
„Na wie wohl?"
Unbemerkt von den Orks und den Istaris stand Raug plötzlich gegenüber von uns direkt vor den Sklaven Saurons. Die Zauberer fingen sich jedoch relativ schnell.
„Ah, wie schön, dass ihr euch dazu entschlossen habt, uns Gesellschaft zu leisten" und an die Orks gewandt sagte er: „Nehmt ihm die Waffen ab!"
Als das getan war, verbeugte er sich höhnisch vor dem Eredhrim.
„Und jetzt lasst den Fürsten durch!"
Vor Raug tat sich eine kleine Gasse inmitten der Orks auf. Ohne einen Moment zu zögern schritt der Elb auf das sich langsam öffnende Tor zu. Die Orks hinter ihm schlossen die Gasse wieder, während die Kreaturen vor ihm langsam mit einem bedrohlichen Knurren aus dem Weg gingen.
Raug war jetzt vor dem Tor angekommen. Er blickte noch einmal nach oben auf das Bild seiner Kinder und verschwand dann mit festem Schritt im Torbogen.
Das Tor wurde mit einem gewaltigen Knall geschlossen.
„Findet die anderen und tötet sie! Wir haben keine Verwendung für sie", grummelte der Istari.
„Das ist unser Stichwort", grummelte Gimli, „nichts wie weg hier!"
Leise zogen wir uns zurück während die Orks an der Stelle, wo Raug plötzlich aufgetaucht war, nach uns suchten.
Aus der Sicht von Raug
Ich schwor bei allen Valar, wenn dieser Abschaum meinen Kindern auch nur ein Härchen gekrümmt hatte, dann würde ihnen ein äußerst, äußerst schmerzvolles Ende bevorstehen!
Das Tor hinter mir hatte sich mit einem lauten Knall geschlossen und ich stand jetzt mitten in einer kreisrunden Eingangshalle. Der Turm sah von innen aus wie von außen – schmutzig-graubraun!
Wütend ballte ich meine Hände zu Fäusten und knirschte mit den Zähnen. Ich wollte gerade meinem Ärger Luft machen, als ich leise Schritte hörte. Schritte von zwei Personen, die beide einen Stock bei sich trugen.
„Ihr habt eine seltsame Art um Gäste in euer ... Domizil zu bitten", sagte ich laut und drehte mich in die Richtung, aus der ich die Schritte hörte. Die Antwort, die ich bekam war ein schnarrendes Lachen.
„Nun ja, als Gast würde ich euch nicht bezeichnen ... ihr seid eher ein nützliches Werkzeug!"
Passt bloß auf, dass euer Werkzeug kein Eigenleben entwickelt.
Jetzt endlich traten sie aus dem Dunkel heraus und ich konnte sie erkennen. Der Sprecher war eindeutig „Ranach" aus dem Düsterwald.
„Wo sind meine Kinder?", fragte ich übergangslos.
„Immer noch bei meinem Haustier ... aber keine Angst, sie ist gerade erst gefüttert worden."
„Das beruhigt mich wirklich ungemein", zischelte ich.
„Ihr habt keine andere Wahl als meinem Wort Glauben zu schenken ... auch wenn es euch widerstrebt. Aber jetzt lasst uns zu den angenehmen Dingen kommen ... ich möchte euch nämlich gerne ein wenig näher kennen lernen. Folgt mir!"
Widerstrebend beugte ich mich dem Befehl und lief hinter Alatar her. Der andere Istari, der eigentlich nur Pallando sein konnte, lief hinter mir.
„Wisst ihr Raug ... alles lief für uns ganz wunderbar, bis ihr auftauchtet. Ihr und eure nervigen Begleiter. Dieser stinkende, schmutzige Landstreicher, der senile Zauberer, der grummelige, übergewichtige Zwerg und dann natürlich diese süße kleine Lady, von der ihr so angetan seid!"
Ich stutzte. Konnte es wirklich sein, dass diese zwei nicht den Hauch einer Ahnung hatten, wer dort mit mir reiste?
„Ihr musstet alles kaputtmachen. Durch euch haben wir eine wichtige Lieferung Elben nicht bekommen und unser Experiment im Düsterwald habt ihr auch vereitelt. Es wäre ein perfekter Dämon geworden! Und danach hätten wir den edelsteinbesessenen König noch als Gefäß gebrauchen können!"
„Ihr seht mich am Boden zerstört", antwortete ich sarkastisch.
Er lief auf eine riesige Tür zu, die sogleich von zwei Orks geöffnet wurde. Ich fand mich in einem ebenfalls runden Raum wieder, der die merkwürdigsten Gerätschaften beherbergte, die ich jemals gesehen hatte.
„Unser Labor!"
„Beeindruckend", antwortete ich nicht im Geringsten beeindruckt.
„Höre ich da etwa Spott aus eurer Stimme?"
„Nein, woher denn! Ich bin nur ein einfacher Elb, ich verabscheue Fortschritt genauso wie Technik! Ihr seht mich also sprachlos", antwortete ich mit einer gehörigen Portion Spott.
Alatar sah mich forschend an.
„Wisst ihr ... ich habe mich ja ausgiebig mit euch beschäftigt ... aber eure Herkunft habe ich nicht herausgefunden, außer, dass ihr offensichtlich blaublütig seid, immerhin hat euch der Waldelbenkönig mit ‚Fürst' angesprochen ... seid ihr ein Noldo? Ein Vanya auf keinen Fall ... ein Tawarwaith auch nicht ... welcher Elbenart gehört ihr an?"
„Meine Söhne sind Galadhrim ... wäre es da nicht naheliegend, dass ich auch einer bin?", fragte ich zynisch. Dieser Kerl hatte wirklich nicht den Hauch einer Ahnung wer ich war.
„Ein Galadhrim ... vielleicht ... es ist auch egal! Fest steht, dass ihr von allen Elben, die wir vorrätig haben, die besten Voraussetzungen für unser Experiment habt. Ihr könntet überleben", lächelte er mich an. „Und dann werdet ihr unser willenloses Werkzeug!"
„Und was ist das für ein Experiment? Da ich ja anscheinend eine Hauptrolle darin spiele, wüsste ich doch gerne worum es sich handelt!"
„Äußert neugierig für einen Elben! Aber ich will euch euren Wunsch erfüllen. Uns ist es gelungen einen ultimativen Dämon zu erschaffen", er ging eine Treppe in der Mitte des Raumes hinab und ich wurde mit einem harten Stoß zwischen die Schulterblätter dazu gebracht ihm zu folgen.
„Leider", ertönte die nun etwas gedämpfte Stimme, „hat er keinen Körper. Er ist praktisch nur ein Geist. Wir haben alles Mögliche versucht um ihm einen Körper zu geben ...wir haben selber einen hergestellt, Orks, Uruks, Menschen und Elben als Hüllen versucht ... aber keiner überlebte die Prozedur. Ihr jedoch ..."
Er brachte seinen Satz nicht zu Ende, da wir in diesem Augenblick scheinbar unser Ziel erreichten. Wir mussten uns mittlerweile tief im Felsen befinden und vor uns befand sich eine riesige, eiserne Tür.
Ein plötzliches Brummen, das den ganzen Berg zum Erbeben brachte, sagte mir, dass ich gar nicht wissen wollte, was sich hinter dieser Tür befand. Aber wie schon so oft in meinem Leben erhörten die Valar mein Flehen nicht. Ich wusste auch nicht warum. Es lag bestimmt nicht daran, dass ich sie zu oft um etwas bat, wohl eher daran, dass jedes Mal wenn ich wirklich in Bedrängnis war, keiner von ihnen zuhörte! So langsam bekam ich das Gefühl, dass dies Absicht war.
Die Tür wurde langsam und mühsam von ganzen vier riesigen Trollen aufgezogen.
Ich schloss die Augen! Ich wollte wirklich nicht wissen, was da auf mich wartete.
„Na, na! Nicht so schüchtern", der Istari gab mir einen harten Stoß und ich taumelte in den Raum. Augenblicklich ertönte ein schriller Schrei, der meine Ohren zum Klingeln brachte.
Fassungslos starrte ich auf das riesige Ding vor mir.
„Oh Vater", murmelte ich schockiert und wich einen Schritt zurück. Das war das erste Mal seit beinahe dreitausend Jahren, dass ich mir meinen Vater zurückwünschte. Und zwar ganz schnell.
Dieses Ding war ungefähr so hoch wie zwei Mellyrn. Sein Kopf war so breit wie ein kleines Haus und die Form dieses Wesens erinnerte mich irgendwie an eine Kreuzung aus Schlange und ... nun ja ... einem ... Troll! Und das sollte in meinen Körper passen? Andererseits schien das Ding aus keinem festen Stoff zu bestehen. Wirklich wie ein Geist ...
„Ist er nicht wunderschön?", hauchte der Istari neben mir begeistert und ich tippte mir gedanklich an die Stirn.
„Sieh nur, Liebling ...", gurrte Alatar, „das ist dein neuer Körper!"
Ich blickte angewidert auf den Istari und kräuselte unbewusst meine Operlippe.
„Von wegen! Da mach ich nicht mit! Lieber lass ich mich von einem Ork vergewaltigen", zischte ich.
„Oh ... das eine schließt das andere nicht aus! Wir könnten euch durchaus vorher noch den Orks geben ... wenn euch das kooperativer macht!"
„Macht das ruhig! Dann bin ich nämlich eher tot, als ihr mit den Fingern schnippen könnt!"
„Ach ja, ich vergaß", meinte Alatar gelangweilt, „ihr Elben könnt ja euren Körper verlassen ... na ja, ich bin sicher wir werden andere Möglichkeiten finden, um euch gefügig zu machen." Und dann fing er plötzlich hämisch an zu grinsen. „Stimmt ja, das beste Druckmittel haben wir bereits."
Mir wich sämtliche Farbe aus dem Gesicht. Wenn man bedachte, dass dort eigentlich nicht mehr viel sein durfte, war das eine beachtliche Leistung. Ich war mir schon beinahe sicher, dass ich mit den Mauern von Minas Tirith konkurrieren konnte.
„Wagt es ja nicht ihnen auch nur ein Haar zu krümmen!"
„Das hängt alles von euch ab, mein Lieber! Und jetzt kommt mit! Unser Baby muss sich ausruhen, wenn heute Abend alles seinen gewünschten Gang nehmen soll."
Ich starrte etwas fassungslos auf meine Hände. Ich, der Fürst der Eredhrim, seit meiner Geburt ein Dämonjäger, sollte meinen Körper ausgerechnet an einen DÄMON verlieren? Das entbehrte doch irgendwie nicht einer gewissen Ironie.
Eins war mir klar, wenn ich das hier überleben wollte, mussten zu aller erst meine Kinder hier raus. Aber erst mal musste ich irgendwie zu ihnen gelangen.
„Ich will meine Kinder sehen!"
Alatar drehte sich prüfend zu mir um.
„Warum sollte ich das gestatten?"
„Weil ich auf jeden Fall ... gefügiger ... sein werde, wenn ich weiß, dass es ihnen gut geht", hauchte ich zurück.
Ich sah, dass er über meinen Kopf hinweg Blicke mit dem anderen Istari austauschte und schließlich nickte.
„Also gut ... ich denke, es kann nicht schaden. Folgt mir!"
Zum ich weiß nicht wievielten Male bekam ich einen Schlag zwischen die Schulterblätter und fing an zu knurren. Der Istari führte mich ein paar Stockwerke nach oben bis wir plötzlich in einem Raum ankamen, der scheinbar keinen Fußboden hatte. Man konnte nur über eine circa 50 Zentimeter breite Brücke auf die andere Seite gelangen – und scheinbar hatten wir genau das vor. Wir hatten ungefähr ein Viertel der Brücke hinter uns gelassen, als ich das Knallen einer Peitsche hörte und nach unten blickte.
Was ich dann sah, verschlug mir den Atem. Dort unten wurden ungefähr vierzig Elben in eine Ecke getrieben. Dicht gedrängt blieben sie dort stehen, wie Tiere auf engstem Raum zusammengepfercht. Trotz des dichten Gedränges erkannte ich einen Kopf auf Anhieb. Glorfindel!
„Na? Verwandtschaft gefunden?", fragte der Istari spöttisch und ich musste gegen den Drang ankämpfen ihn nicht auf der Stelle hier herunterzuwerfen. Das würde mir im Endeffekt aber leider rein gar nichts bringen. So schluckte ich meinen Kommentar herunter und lief schweigend weiter.
Wir kamen in einen dunklen Gang, in dem zu jeder Seite Türen waren. Schwere Holztüren mit riesigen Schlössern. Aufmerksam sah ich mich um. Es musste doch irgendeine Möglichkeit geben, um meinen Nachwuchs hier herauszubekommen. Meine Aufmerksamkeit wurde von einem Loch in der Wand angezogen, durch das anscheinend Frischluft kam. Schlagartig erinnerte ich mich an das Loch in der Wand, durch das sie den Abfall entsorgten. Wenn ich mir nur sicher sein könnte, dass es wirklich das war.
„Hier entlang!" Ein weiterer harter Stoß zwischen meine Schulterblätter. Dieser Kerl machte sich unsympathisch und zwar höchstgradig.
„So, da wären wir", bemerkte er gespielt freundlich. „Ihr habt ungefähr zwei Stunden Zeit, um euch von den Gören zu verabschieden ... und dann könnt ihr dieser Welt für alle Zeit Lebewohl sagen!
Ich betrachtete die Tür genauer. Wie alle anderen auch war sie aus massivem Holz mit Eisenbeschlägen. Die Scharniere jedoch waren rostig und nicht mehr vollständig in der Wand verankert. Mit etwas roher Gewalt müsste die Tür aus den Angeln zu schlagen sein. Der Uruk-hai, der scheinbar vor der Tür Wache stand, ging einen Schritt zur Seite, als der Istari sich mit dem Schlüssel näherte.
Er schloss die Tür auf und ein weiterer Schlag zwischen meine Schulterblätter beförderte mich in den Raum. Hinter mir hörte ich wie die Tür verschlossen wurde, vor mir das ärgerliche Zischen der riesigen Schlange und die Atemzüge von drei unterschiedlichen Personen.
Die Schlange richtete ihren gewaltigen Kopf auf mich und musterte mich kritisch. Ein Blick auf die Kette sagte mir, was die Schlange wohl instinktiv spürte – meine Söhne waren nicht in ihrer Reichweite, ich schon!
Mit einem wütenden Zischen schnellte sie vor und wollte mich beißen. Allerdings rechnete, das liebe Tierchen nicht damit, dass sich ihre Zwischenmahlzeit wehren würde. Das war der Fehler, wenn man nur mit seinem Magen dachte ... oder mit einem anderen Körperteil ... je nach dem, welcher Spezies man angehörte.
Wie auch immer, ich gehörte jedenfalls in die Rubrik „Zwischenmahlzeit, die sich wehrte". Ein Umstand, der der Schlange nicht zum Vorteil gereichte. Zehn Sekunden später hing sie leblos von ihrer Kette.
Einen letzten Blick auf diese böse Laune Mordors werfend, stieg ich über ihren Schwanz zu den drei Personen, die an der gegenüberliegenden Wand hockten.
„ADA!"
„Ja, ich bin's", murmelte ich überflüssigerweise und sah mich nach etwas um, mit dem ich die Ketten aufhebeln konnte. Aber alles was ich fand, war ein dünner Metallstab. Also machte ich mich daran in mühsamer Kleinarbeit die Schlösser an den Ketten aufzuschließen. Als ich das letzte Schloss geöffnet hatte, spürte ich die Arme meines jüngsten Sohnes um meinen Hals. Er hasste Schlangen. Ich strich ihm beruhigend über den Kopf und suchte dann den Blick seiner Brüder. Haldir wich meinem aus. Ich konnte mir gut vorstellen, was jetzt im Kopf meines pflichtbewussten, viel zu ernsten Sohnes vorging. Aber darum konnte ich mich jetzt nicht kümmern.
„Ihr müsst hier heraus."
Orophin drückte sich ein wenig dichter an mich.
„Wie seid ihr eigentlich hier hergekommen?", fragte ich neugierig. Das interessierte mich nun doch.
„Keine Ahnung", murmelte Rumil, „wir beide wollten zum See laufen, um uns mit Freunden zu treffen. Auf halben Weg stand plötzlich dieser seltsame Mann vor uns und das nächste an das ich mich erinnere, ist diese blöde Schlange!"
Er warf wütend einen kleinen Stein nach dem Tier.
Währenddessen hatten sich die Atemzüge an meiner Brust wieder etwas beruhigt. Ich strich ihm noch einmal über die Haare und hob dann mit zwei Fingern sein Kinn an.
„Geht's wieder?"
Er nickte vorsichtig, schielte aber immer noch misstrauisch zu der Schlange hinüber.
„Die ist erst mal eine Weile ruhiggestellt", murmelte ich beruhigend, „und jetzt hoch mit dir!" Ich stand auf und zog den jüngeren der Zwillinge mit auf die Beine. Die anderen beiden standen jetzt ebenfalls und blickten sich aufmerksam um.
„Und wie kommen wir jetzt hier heraus?", fragte Haldir.
„Durch die Tür", murmelte ich und stieg wieder über die Schlange. Zwei meiner Söhne taten es mir gleich, der Dritte jedoch stand vor dem riesigen Ding und war überhaupt nicht glücklich mit der Aussicht über die Schlange rüber zu müssen.
Während Rumil seinen Zwilling dazu bewegte, über die Schlange zu klettern, lauschte ich angestrengt an der Tür. Der Uruk-hai stand direkt davor. Das passte mir sehr in den Plan. Allerdings musste die Tür gleich beim ersten Versuch aufspringen, sonst würden sie uns zu schnell bemerken.
Ich atmete einmal tief durch und trat mit voller Wucht gegen die Tür. Es gab ein hässliches Knirschen und die Scharniere brachen. Mit einem ekelhaften, schmatzenden Geräusch landete die Tür auf dem Uruk-hai, der noch nicht einmal Zeit hatte, sich zu wundern. Nicht, dass ich ihm das gegönnt hätte.
Zufrieden trat ich auf die Tür und genoss das schmatzende und knackende Geräusch als der Körper noch weiter zerdrückt wurde. Diese Viecher hatten für mich keine Daseinsberechtigung! Lediglich seine Waffe hatte für mich einen Nutzen.
Mit der Waffe in der Hand, lief ich zu dem Loch in der Wand und blickte argwöhnisch hinein. Es war groß genug, um einen erwachsenen Elben durchzulassen. Allerdings wusste ich immer noch nicht mit Gewissheit, wo die Röhre enden würde. Aber hier kam mir der Zufall zu Hilfe. Ich blickte gerade verzweifelt zur Seite, als ich eine Bewegung wahrnahm. Aus einer Tür trat ein Mensch und blickte uns sprachlos an.
Mit wenigen Schritten war ich bei ihm und drückte meine Hand auf seinen Mund.
„Wenn dir dein Leben lieb ist, tu genau das was ich dir sage", zischte ich und drückte das rostige Schwert an seine Kehle. Panisch und voller Angst nickte der Mann und ließ sich von mir zu der Öffnung zerren.
„Wo führt das hin? Und wehe du schreist! Ich schneide deine Kehle schneller durch, als du um Vergebung flehen kannst!" Zum Beweis, dass ich es ernst meinte, zog ich die Klinge einmal kurz über seinen Hals. Dort wo die empfindliche Haut zerschnitten wurde, lief Blut den dreckigen Hals hinunter. Der Mann wimmerte ängstlich, nickte jedoch. Langsam nahm ich meine Hand von seinem Mund und drückte die Klinge fester gegen seine Kehle.
„Die Röhre führt in eine Abfallgrube", schluckte er und starrte mich angsterfüllt an.
„Das ist ja schön ... gibt es irgendwelche Zerkleinerungsmechanismen?"
„N-nein ... keine", schluchzte er, „bitte ... ich habe Frau und Kinder ... bitte lasst mich am Leben!"
„Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du hier angefangen bist", zischte ich und schlug den Knauf des Schwertes gegen seine Schläfe. Der Mann sackte zusammen wie ein Sack Getreide. Ich ließ ihn achtlos auf den Boden fallen und drehte mich zu meinen Kindern, die dem Schauspiel stumm beigewohnt hatten.
„Hört mir gut zu! Diese Röhre führt direkt in eine Abfallgrube. Vor der Abfallgrube ist ein kleineres Gebirge, in dem sich die anderen befinden müssen. Sucht sie und bleibt bei ihnen!"
„Aber ..."
„Kein Aber! Rein da!" Ich schob Orophin unsanft auf das Loch zu, als ein furchtbarer Schrei durch den Turm hallte. Die Schlange war wach und hatte bemerkt, dass ihr Essen weg war. Innerhalb von wenigen Sekunden tönten die grunzenden Laute der Orks mit ein.
„Los beeilt euch!"
„Und was ist mit dir?"
„Ich komme nach und jetzt verschwinde!" Orophin sah mich noch einmal zweifelnd an und verschwand dann in der Röhre. Rumil machte weniger Probleme und rutschte ohne ein Wort seinem Bruder nach. Haldir blieb jedoch seelenruhig neben mir stehen.
„Haldir? Du bist dran!", fauchte ich als ich bereits den ersten Ork sah.
„Nein!" Er schüttelte den Kopf. „Ich lass dich hier nicht alleine!"
„Du wirst aber keine andere Wahl haben", knurrte ich. Ein Pfeil schlug nur Millimeter entfernt von meinem Kopf in der Wand ein. So langsam wurde es eng.
„Tu was ich dir sage, verdammt noch mal!"
„Nein!"
Dieses eine Wort brachte das Fass endgültig zum Überlaufen. Ich packte ihn mit einem Arm an der Hüfte und hob ihn an. Bevor er auch nur an Gegenwehr dachte, waren seine Beine bereits in der Röhre verschwunden und mit einem letzten Schubs meinerseits auch der Rest von ihm.
„ADAA!"
„Das diese Gören aber auch immer so ein Theater machen müssen", brummte ich und wandte mich meinem eigentlichen Problem zu. Orks! Vielen Orks! Vielen wütenden Orks!
„Großartig! Raug, wie schaffst du das nur jedes Mal", murmelte ich zu mir selbst.
Die Orks beäugten mich misstrauisch und unruhig. Keiner wollte zuerst angreifen. Ich fragte mich warum. Bis mir plötzlich dämmerte, dass mich die Istaris lebend und unversehrt brauchten. Und wie zur Bestätigung erschien plötzlich Alatar im Gang.
„Wagt es ja nicht ihn zu verletzen!"
„Wenn ich doch verletzt werde, würdet ihr mich rächen?", fragte ich honigsüß.
„Fangt ihn!"
Es war mein Vorteil, dass der Gang nicht sonderlich breit war und mich immer nur höchstens zwei Orks angreifen konnten. Ein Nachteil war, dass der Gang hinter mir weiterging, worauf ich nicht achtete. Das sollte mir zum Verhängnis werden.
In meinem Rücken befand sich eine geheime Tür, die ich zuvor nicht bemerkt hatte. Aus eben jener Tür trat der zweite Istari. Den bemerkte ich jedoch erst, als ich ein aufdringliches Stechen an meinen Hals spürte. Reflexartig griff meine Hand zu der Quelle des Übels. In meinem Hals steckte ein dünner, rotgefiederter Pfeil. Etwas ungläubig starrte ich auf den Pfeil in meiner Hand. Und ich nannte mich Dämonenjäger!
Benommen ging ich in die Knie. Ich war tatsächlich von einem vergifteten Pfeil getroffen worden. Nur nebenbei bemerkte ich das Blutrinnsal, das jetzt aus meinen Mundwinkeln lief und die Hand, die sich unter mein Kinn schob.
„Ich wünsche euch angenehme Träume. Es wird das letzte angenehme sein, dass ihr hier seht!" Dann fiel ich auf den Boden.
Aus der Sicht von Haldir
Das durfte einfach nicht wahr sein! Mein Vater hatte tatsächlich vor ganz alleine in diesem grässlichen Turm zu bleiben.
„Tu was ich dir sage, verdammt noch mal!"
„Nein!" Ich wusste selber, dass ich mich jetzt gerade wie ein trotziges Kind anhörte, aber dass mein Vater mich dann tatsächlich auch so behandelte, verschlug mir den Atem.
Er hob mich hoch, als würde ich nichts wiegen und schob mich in die Röhre, durch die zuvor meine Brüder verschwunden waren. Ich war so überrascht, dass ich mich noch nicht einmal wehrte. Erst als ich unaufhaltsam nach unten rutschte, versuchte ich an den glatten Wänden Halt zu finden. Ein vollkommen unmögliches Unterfangen.
„ADAA!"
Die Rutschpartie dauerte keine Minute. Ehe ich mich versah, schlug ich hart in der Senke auf. Stöhnend blickte ich mich um und wünschte sogleich ich hätte es nicht getan. Wie Vater schon gesagt hatte, war das hier eine Abfallgrube. Aber was hier rumlag. Metallteile, verfaulte Essensreste und was das schlimmste war – Leichen! Oder eher gesagt Leichenteile. Genau zwischen meinen Beinen lag der abgetrennte Kopf eines Menschen. Die milchig-trüben Augen waren entsetzt aufgerissen, der Mund für einen letzten Schrei verzerrt. Der Kopf lag hier schon etwas länger, denn aus seinen Nasenlöchern und dem Mund kamen Fliegen und Maden gekrochen. Ich konnte nicht anders als zu würgen.
„Haldir", zischte plötzlich eine Stimme vor mir und brachte mich dazu aufzusehen.
Meine Brüder hatten sich unter einer Felsspalte verborgen. Dankbar für die Abwechslung lief ich leise zu ihnen herüber, immer darauf bedacht nicht auf den Boden zu sehen.
„Wo ist Ada?", fragte Orophin als ich mich neben ihnen niederließ.
„Noch da oben!"
„Ist ihm was passiert?"
„Keine Ahnung! Er wollte nicht mit! Und bitte lasst uns jetzt hier verschwinden. Mir ist schlecht!"
Rumil nickte. Seine Gesichtsfarbe sah auch nicht unbedingt so aus, wie es sich für einen Elben gehörte.
Ich zog mich langsam am Rand der Grube hoch und blickte mich aufmerksam um. Weit und breit waren keine Wachen zu erkennen, dafür aber das kleine Gebirge. Ich bedeutete meinen Brüdern mir vorsichtig zu folgen. Wir hatten uns gerade einige Meter von der Grube entfernt, als unsere Umgebung anfing zu beben.
Fassungslos sahen wir alle drei dabei zu wie der Turm in den Himmel zu wachsen schien, gleichzeitig brach der Boden an seinem Fuß weg. Einen Moment standen wir starr vor Schreck, bis mich ein seltsames Knirschen auf den Boden schauen ließ. Zwischen meinen Füßen lief ein langer Riss entlang.
„Nichts wie weg hier", murmelte Orophin, der ebenfalls auf diese Tatsache aufmerksam geworden war.
„Ich bin ganz deiner Meinung, Brüderchen!"
Synchron wirbelten wir herum und rannten auf das Gebirge zu, während hinter uns der Boden wegbrach.
Wir hatten die Berge schon beinahe erreicht. Ich musste wirklich nur nach oben greifen, als plötzlich eine ganze Bodenplatte unter mir wegrutschte.
Ich schloss schon innerlich mit meinem Leben ab, als unerwartet jemand meinen Arm griff und mich nach oben zog. Vollkommen außer Atem blieb ich dort sitzen, wo mich die andere Person absetzte.
„Wo ist euer Vater?", ertönte jäh eine ärgerliche Stimme hinter mir, die mir durchaus sehr bekannt vorkam. Böses ahnend drehte ich mich um.
„Lord Elrond!"
Lord Elrond mit Lord Erestor und einigen meiner Galadhrim. Etwas abseits standen auch noch der Prinz aus dem Düsterwald, Der König von Gondor, Mithrandir und der ... Zwerg.
„Nun Haldir?"
Lord Elrond sah mich auffordernd an und ich erkannte, dass er immer noch auf eine Antwort von mir wartete.
„Er ...", ich schluckte, „ist noch da drin!" Ich deutete etwas hilflos auf den Turm, der jetzt von einem riesigen Graben geschützt wurde. Beschämt ließ ich meinen Kopf hängen. Jetzt hatte ich Ada gleich doppelt enttäuscht.
Aus der Sicht von Sam
Es war wirklich kaum zu glauben. Wir hatten uns doch tatsächlich irgendwie von Merry dazu überreden lassen, diesem verflixten Tunnel zu folgen.
Seit mehreren Stunden folgten wir ihm jetzt schon und ich hatte das Gefühl, dass die Luft hier immer schlechter wurde. Sie schien sogar anzufangen zu stinken.
„Da vorne wird es heller", frohlockte Pippin und rannte los.
Herr Frodo lief neben mir und kratzte sich am Kopf. Merry und Pippin rannten gerade um die Biegung, als er aufschrak.
„Merry, Pippin, wartet! Ich weiß jetzt wieder, was Bilbo mir über dieses Gebirge erzählt hat!" Er rannte den beiden hinterher und ich folgte ihm seufzend.
„Hier gibt es ...", Herr Frodo rannte um die Biegung und wir standen plötzlich in einer riesigen Höhle. Das Licht, das wir gesehen hatten, ging von einem riesigen Berg Gold und Edelsteine aus. Merry und Pippin standen vor diesem Berg und ihnen gegenüber stand ein ...
„Drachen", ergänzte Herr Frodo lahm.
„Na, na, na ... was haben wir denn hier? Kleine Mäuse?", zischelte der riesige Drache als er Merry und Pippin in Augenschein nahm.
„Lauft, ihr Hornochsen", schrie ich ihnen zu, meine Augen nie von der riesigen Echse nehmend.
„Ah, noch mehr Mäuse!"
„Wir sind keine Mäuse, wir sind Hobbits", schrie Merry ärgerlich.
„Hobbits? Noch nie gehört! Hoffentlich schmeckt ihr guuhuut", zischelte er und streckte seine Klaue nach Merry und Pippin aus.
Herr Frodo griff nach dem erstbesten Gegenstand in seiner Nähe – einem Weinpokal aus purem Gold – und warf ihn der Bestie mit aller Kraft aufs Auge. Der Drache zog seine Klaue zurück und jetzt endlich rannten die beiden Unglücksraben.
„Lauft in den Tunnel, dahin kann er uns nicht folgen!"
Wir rannten alle auf den Tunnel zu, doch bevor wir ihn erreichten, hatte der Drache uns einen Felsbrocken in den Weg geworfen. Dieser Fluchtweg war uns jetzt versperrt.
„Glaubt ihr wirklich, ihr Mäuse könnt mir so entkommen?", lachte er hämisch.
„Wir müssen uns irgendwo verstecken! Verteilt euch! Er kann uns nicht alle gleichzeitig jagen!"
Oh, wie sollte ich mich doch irren.
Merry und Pippin rannten nach links, sie wurden durch seinen Schwanz von den Beinen gefegt, während er gleichzeitig Herrn Frodo unter seiner rechten Vorderpfote begrub. Jetzt blieb nur noch ich.
Ich stolperte nach hinten und landete auf dem Rücken. Panisch versuchte ich von ihm wegzukriechen, aber er hatte mich mit einer seiner Krallen förmlich am Boden festgenagelt.
Gierig beugte sich sein Kopf über mich und er begann zu schnuppern.
„Ohhhh", schwärmte er, „ihr riecht so zart ... soooo wohlgenährt ... so nach ... hä? Was ist das?"
Aus der Sicht von Raug
Mein Kopf fühlte sich an, als wäre er in Watte gepackt worden. Und was waren das für seltsame Geräusche? Und dieser scheußliche Geruch? All diese Dinge führten nicht dazu, dass sich mein Magen beruhigte ... eher das Gegenteil war der Fall. Eine unglaubliche Übelkeit kroch durch meinen Körper. Ich warf meinen Kopf auf die Seite und zwang mich langsam meine Augen zu öffnen.
Was ich sah, trug nicht dazu bei, dass sich meine Laune hob. Allem Anschein nach befand ich mich in einer modrigen Zelle, auf einer dünnen, fleckigen, feuchten, stinkenden Matratze, die auf ein äußerst unbequemes Holzgestell geworfen worden war.
Zu allem Überfluss musste ich auch noch feststellen, dass meine Hände über meinem Kopf angekettet waren und mir nicht sehr viel Spielraum ließen. Das gleiche war mit meinen Beinen geschehen, die dabei auch noch leicht gespreizt worden waren.
Ich blickte knurrend an die Decke und schlagartig waren alle meine Erinnerungen wieder da.
„Na, Gwanu ... bist du wach?", schnurrte plötzlich eine Stimme viel zu nah an meinem Ohr.
„Barad", stieß ich herzlich wenig erfreut aus, als ich die Stimme erkannte. Ich war tatsächlich an ein Bett gefesselt und mit Barad in einem Raum. Das war gar nicht gut! Dem traute ich nämlich zu, dass er mich vergewaltigt hatte während ich bewusstlos war oder wenn er das noch nicht getan hatte, jetzt gleich über mich herfallen würde.
„Weißt du ... so gefällst du mir! Vollkommen wehrlos ... mir auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ... was ich jetzt alles mit dir machen könnte!"
„Skat spielen?"
„Nein", lachte er, „weißt du ... ich hatte gerade das einmalige Vergnügen dich ganz genau in Augenschein zu nehmen ... das hat mich geil gemacht! Und auch diese süßen kleinen Ohren ... ich hätte wirklich niemals erwartet, dass ausgerechnet du ein Elb bist!"
Böses ahnend blickte ich so weit wie möglich an mir runter. Ich hatte andere Kleidung an – weiße Kleidung! Ich hasste weiß! Viel schlimmer war jedoch die Erkenntnis, dass Barad mich scheinbar umgezogen hatte.
„Oh Eru!"
„Du bist schön eng", flüsterte er und küsste meinen Hals.
„Ich glaub, ich muss kotzen!", murmelte ich mit geschlossenen Augen.
„Zwei Finger habe ich in dich reinbekommen."
„Ich muss wirklich kotzen!"
„Dann bin ich leider gestört worden ..."
„Oh danke", seufzte ich erleichtert!
„Aber sie haben mir versprochen, dass ich dich haben darf, wenn heute Abend alles über die Bühne gegangen ist!"
„Wenn ich dann noch lebe!"
„Also Süßer, freu dich drauf", zum Abschied griff er mir einmal zwischen die Beine.
„Brrr ... und das mir", murmelte ich und kämpfte gegen den Brechreiz an. Ich war so mit mir selber beschäftigt, dass ich gar nicht bemerkte, wie plötzlich wieder jemand neben mir saß. Und ich wollte ein Elb sein?
„Nun ... Fürst Raug? Habt ihr gut geschlafen?", fragte Alatar gespielt besorgt und strich mir einige widerspenstige Haare aus dem Gesicht.
„Der Zimmerservice lässt ein klein wenig zu wünschen übrig, aber ansonsten ist es ganz nett hier!"
„Euch wird das freche Mundwerk schon noch vergehen. Und ich hoffe ihr habt die letzten Minuten mit euren Kindern genossen ... es war das letzte Mal, dass ihr sie gesehen habt."
Schweiß lief meine Stirn und meine Brust hinunter als ich mich soweit wie möglich aufrichtete und ihn angrinste. Ich beugte mich etwas über die Bettkante und erbrach im nächsten Moment genau auf seine Robe.
Mit einem entsetzten Schrei sprang er auf.
„Nehmt es mir nicht übel ...", grinste ich matt, „von Betäubungsmitteln wird mir immer schlecht!"
Wutentbrannt schlug er mir mitten ins Gesicht und stürmte aus der Zelle.
Das nächste Mal als ich aufwachte, wurde ich von zwei Männern auf die Beine gezerrt. Ich schwankte etwas, als ich ohne Hilfe stehen sollte. Einer von ihnen hielt mir ein Schwert an die Kehle, während der andere meine Hände auf dem Rücken fesselte.
Oh ja, wer wünschte sich das nicht! Vollkommen benebelt von ein paar Menschen zu seiner Hinrichtung geschleppt zu werden. Einziger Lichtblick in dieser Misere, ich musste mir nicht das Gezeter meiner Frau anhören, weil mal wieder durch „meine" Schuld „ihre" Kinder in Gefahr geraten waren.
Das wir oben auf der Plattform ankamen und ich wieder angekettet wurde, nahm ich nur nebenbei war. Auch die seltsamen Beschwörungen, die meine „Mörder" murmelten, kamen nur äußerst verzerrt in meinem Hirn an. Der Schrei, der dann erfolgte riss mich jedoch gewaltsam aus meiner Lethargie.
Mit äußerstem Unbehagen sah ich mich plötzlich dem zukünftigen Bewohner meines Körpers gegenüber.
„Oh Grundgütiger", keuchte ich.
Dafür, dass das Ding praktisch ein Geist war, war seine Umklammerung, in der ich mich plötzlich wiederfand, erstaunlich fest.
„Ieks!" Ich wusste gar nicht, dass ich zu solchen unwürdigen Geräuschen fähig war. Das Biest stieg in die Luft und hob mich mit sich in die Höhe. Ich spürte den Widerstand meiner Fesseln und fragte mich was eher nachgab, meine Knochen oder die Ketten. Aber wie von Zauberhand fielen meine Fesseln plötzlich ab, gerade rechtzeitig bevor meine Arme und Beine aus den Gelenken gerissen wurden.
Dafür lösten sich jetzt aus dem Körper des Dämonen mehrere Tentakel, die sich überall in meinem Körper versenkten.
Oh Eru! Ich hatte noch nie solchen Schmerz verspürt und ich war mir sicher, dass meine Schreie bis in den Düsterwald zu hören sein mussten. Gnädigerweise wurde ich nach fünf Minuten ohnmächtig, nur um Sekunden später wieder zu erwachen, als eine neue Welle glühenden Schmerzes durch meinen Körper rollte. Blut begann aus meinem Mund zu laufen und mein Körper fing unkontrolliert an zu zucken. Mein Atem kam nur noch stoßweise und ich glaubte zu ersticken.
Das aufziehende Gewitter bemerkte ich gar nicht, bis plötzlich der Dämon schmerzerfüllt aufheulte und mich aus seinem Griff entließ. Bei ihm war im wahrsten Sinne des Wortes der Blitz eingeschlagen. Dadurch entkam ich zwar seinem Griff und auch diesen seltsamen Tentakeln, aber dafür stürzte ich vier Meter tief nach unten, wo ich schweratmend liegen blieb.
Der Dämon schrie immer noch wahnsinnig vor Schmerz, während ein Istari versuchte ihn zu beruhigen. Als ich mich wieder einigermaßen gefasst hatte, fiel mein Blick auf die zwei Männer, die mich hier hochgeschleift hatten.
Plötzlich sah ich eine große Chance dieses Theater tatsächlich zu überleben – ohne neuen Mitbewohner! Mit einem Satz war ich auf den Füßen und stand vor den unglückseligen Männern!
„Schon mal geflogen? Wenn nicht, dann genießt das jetzt!" Ich schlug ihnen die Beine unter ihrem Körper weg, entledigte sie ihrer Waffen und stieß sie über den Rand der Plattform.
„Guten Flug!"
Ich drehte mich um. Jede Faser meines Körpers schrie förmlich vor Protest bei der kleinsten Bewegung. Direkt vor mir stand Alatar und versuchte sein „Baby" beruhigen. Von dem anderen Istari war weit und breit nichts zu sehen. Mit den Waffen, die ich jetzt in der Hand hielt, konnte ich dem Dämon nicht zu Leibe rücken. Dem Istari schon.
„Hier spielt die Musik", schrie ich und hieb auf den Zauberer ein. Aber der war noch relativ fix und parierte meinen Schlag mit seinem Stab. Ein seltsames Licht ging von dem Stab aus und ich flog mit dem Rücken gegen einen der Pfeiler, wobei ich mein Schwert verlor. Der Istari schob es mit seiner Fußspitze über den Rand. Am Boden zerstört, sah ich der einzigen Waffe, die ich hatte, hinterher.
„Äh ..."
„Ich habe euch gesagt, ihr sollt euch benehmen! Ihr habt mein Baby verletzt!"
„Das war ja wohl der Blitz", schrie ich zurück und tauchte unter dem nächsten Schlag durch. Hinter ihm kam ich wieder zu stehen und rammte mit aller Kraft meine Ellbogen in seinen Rücken. Der Istari ging stöhnend in die Knie und ich sprang mit einem Satz auf die Spitze des Pfeilers.
„Das ist euer Untergang!"
Mit einem bösen Zischeln richtete er seinen Stab auf mich und ich wurde von einem Lichtblitz mit dem Rücken auf den Boden befördert. Zu meinem Entsetzen musste ich erkennen, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte.
„So gefallt ihr mir ... und jetzt lernt ihr, was Schmerz ist!"
Mit einem Ruck seines Stabes wurde ich gegen den Pfeiler geschmettert, dann sechs Meter in die Luft bevor er mich zurück auf den Boden stürzen ließ.
Mein ganzer Körper war eine einzige schmerzende Masse. Ich konnte schon nicht mal mehr sagen, was mir eigentlich wehtat.
„Ich hoffe, ihr habt eure Knochen durchnummeriert! Sonst könnte Lord Mandos nämlich Probleme bekommen, wenn er euch wieder zusammensetzen möchte!"
Mit diesen Worten beförderte er mich über den Rand der Plattform.
Aus der Sicht von Legolas
Seit zwei Stunden stand ich im Schatten auf einem Felsen und beobachtete den Turm, auf dem sich doch geradezu gar nichts tat. Zwischendurch warf ich immer wieder einen Blick auf unser provisorisches Lager.
Ich erinnerte mich genau an die Ankunft der Galadhrim. Raug war noch keine fünf Minuten hinter dem Tor verschwunden als sie plötzlich vor uns standen mit Lord Elrond und Lord Erestor in der Mitte.
Aragorn war sprichwörtlich die Kinnlade heruntergeklappt. Durch Erestor erfuhren wir dann nebenbei, dass Elrond durch einen unglücklichen Zufall vom Schicksal seiner Söhne erfahren hatte. Erestor ließ auch durchblicken, dass Elrond wohl bei einem Gespräch von Lady Galadriel und Raugs Frau gelauscht hatte.
„Er war so wütend ... ich dachte einen Moment lang er würde die arme Alfiriel vom Balkon schmeißen ... und seine Schwiegermutter gleich hinterher!", murmelte Erestor gerade. „Allerdings hätte ich niemals geglaubt, dass der mächtige Lord von Imladris einem Gespräch zwischen zwei Frauen lauscht."
„Ich habe nicht gelauscht", ertönte gleich darauf die Stimme des Halbelben, „die zwei haben direkt unter dem Balkon geredet auf dem ich saß und las!"
„Ohne Buch?"
Darauf wusste Elrond nichts zu erwidern und ich blickte lächelnd wieder auf den Turm, wo sich jetzt endlich etwas tat. Durch eine Luke im Boden kamen die beiden Istaris heraus, hinter ihnen liefen zwei andere Menschen, die einen dritten, vollständig weiß gekleideten Mann in ihrer Mitte hatten. Einen Mann, der kaum einen Fuß vor den anderen setzen konnte.
„Da oben tut sich etwas", murmelte ich leise. Schlagartig blickten alle Anwesenden auf die Spitze des Turms.
Der weißgekleidete Mann wurde jetzt an die beiden Pfeiler gekettet, wo er vollkommen leblos hängen blieb.
„Was machen die da?", murmelte Elrond misstrauisch.
Ich konnte dem Halbelben keine Antwort auf die Frage geben und schaute somit weiter gebannt diesem Schauspiel zu. Mittlerweile hatte ich auch den Mann zwischen den Pfeilern erkannt. Es war Raug! Seine Kinder hatten das scheinbar auch rausgefunden, denn sie sogen zischend die Luft ein.
Die nächsten Minuten waren für uns der reinste Horror. Wir sahen dabei zu, wie Raug von einem seltsamen „Geist" in die Luft gehoben wurde und im nächsten Moment hörten wir seine Schreie. Unmenschliche, schmerzerfüllte Schreie. Mehrere Minuten tönten sie durch Mordor, bis der Körper des gepeinigten Elben plötzlich im Griff der Kreatur erschlaffte. Die gnädige Ohnmacht, die von Raug Besitz ergriffen hatte, hielt nur leider nicht lange vor. Nur Sekunden später erwachte der Elb wieder und sein gequälter Körper zuckte unter Krämpfen.
Orophin hatte sich hinter einen Felsen gehockt und hielt sich so fest wie möglich die Ohren zu. Hin und wieder hörte ich ein ersticktes Schluchzen.
Der Blitz, der vom Himmel zuckte und in die Kreatur einschlug, wurde von uns allen als Erlösung empfunden und wir glaubten schon, dass sich das Blatt wendete, als Raug die beiden Menschen über die Plattform beförderte, nur um enttäuscht zu werden, als der Istari ihn wieder entwaffnete und mehrere Minuten lang mit ihm spielte, bis er Raug dann gnädigerweise den Turm hinunterwerfen wollte.
Alle Elben sahen gleichzeitig weg, nur die Augen von Haldir und mir waren immer noch auf den Turm geheftet.
„Ihr könnt wieder gucken", rief Haldir aufgeregt, „er konnte sich festhalten!"
Und tatsächlich, der Eredhrim hing mehr schlecht als recht einige Zentimeter unter der Plattform. Von unserem Standpunkt aus konnten wir sehen, wie der Istari langsam auf die Stelle zulief, um sich davon zu überzeugen, dass der Elb wirklich tot war. Jetzt konnten wir sehen, wie Alatar sich langsam über den Rand beugte.
Genau in diesem Moment langte Raug nach oben und bekam seinen Knöchel zu fassen. Einen Moment bewegte sich keiner von ihnen. Dann zog Raug mit aller Kraft an dem Bein und warf den schreienden Istari den Turm hinunter. Er verschwand in der gähnenden Dunkelheit des Grabens.
„Oro! Du kannst wieder hingucken!"
Raug hing einen Moment leblos an der Wand – wahrscheinlich um Atem zu schöpfen – bevor er sich daran machte, auf ein kleines Fenster zuzuklettern.
Als er in selbigem verschwand, atmeten wir erleichtert auf.
Ein seltsames Sirren trübte unsere Freude jedoch schon bald. Aus dem Fenster, in das Raug verschwunden war, schoss gleißendes Licht hervor, begleitet von einem dumpfen Knall. Beinahe so, als würde irgendjemand versuchen mit einem Rammbock die Wand zu durchbrechen und das mehrmals hintereinander.
„Was ist das?", flüsterte Rumil und ging näher an den Graben heran.
Als wir ein sechstes Mal den Knall vernahmen, begannen plötzlich die Mauer des Turms an einer Stelle des Raumes in den Raug verschwunden war zu bröckeln. Beim siebten Knall gab die Wand dann schlussendlich nach und mehrere Gesteinsbrocken fielen in den Graben.
Orophin ging wie in Trance bis auf den Rand des Grabens zu. „Nein ... Nein ... NEIN!"
Zwischen den herabfallenden Mauerstücken erschien wie in Zeitlupe eine männliche Gestalt, die unaufhaltsam nach unten stürzte, umgeben von einem Schleier aus weiß, schwarz und rot. Den Bruchteil einer Sekunde blitzte ein Ring an seinem Finger auf bevor er vollkommen von der Dunkelheit verschluckt wurde.
o-o-o-o
Lalala … gleich zwei Cliffies in einem Kapitel! Nö, bin ich fies! Und das nach so langer Wartezeit! Ich stelle mich hiermit freiwillig als Versuchskaninchen für Vodoo-zauber zur Verfügung ... wenn euch das irgendwie aufheitert. ;-))
Vorschau aus der Sicht von Thranduil
„Und? Was soll ich mir jetzt weltbewegendes ansehen?"
„Das dort drüben!" Mein Hauptmann zeigte mir mit seinem ausgestreckten Arm die Richtung an.
„Heilige Valar!", entfuhr es mir schockiert.
Von hier konnte ich bis zu der Ered Mithrin blicken. Und dort, über einer einzigen Stelle schien sich eine schwarze Wolke zu erheben.
