Kapitel 18: Menschliche Freizügigkeit

HI! Na, ging das fix genug? Sind auf jeden Fall keine 46 Tage mehr gewesen! ;-) In diesem Kapitel geht es dann wieder etwas lustiger zu ... hoffe ich jedenfalls ... Für alle Elrondliebhaber ... der kommt auch wieder vor ... genauso wie Erestor und ein paar erdachte Charas.

Lady-of-Gondor: Ja ... „Fies"ist mein zweiter Vorname! ;-) Wo Raug hin ist? Ich dachte, das wäre deutlich geworden! Er hat den Express in die Kellergeschosse genommen! Dem geht halt alles andere zu langsam! XD

Elliot: Das Bild war wirklich lustig ... aber so was würde Barad dann ja gefallen! Und dat wollen wir doch nicht, oder? Aber jetzt zu deinem Review ... also ... es ist definitiv Raug, der da gerade runtersegelt ... es sei denn der Istari hat mit ihm Kleidertausch gespielt ... und das ist äußerst unwahrscheinlich! Deine Theorien zu dem Ring sind auch gut! Wenn ich ehrlich bin, weiß ich gar nicht mehr, warum ich dieses Blitzen mit hineingeschrieben habe ... ... ... ... ah ja, doch! Es war entweder sein Ehering oder der Ring, den Elrond schon bemerkt hat. Letzteres ist wahrscheinlicher! In dem Ring ist zwar ein kleines Geheimfach für diverse Schlaf-, Rausch- und sonstige Mittel ... aber weder ein Seil, noch eine Beamvorrichtung oder ein Notrufknopf! Und Raug ist auch kein zweiter James Bond! Obwohl die Vorstellung durchaus was hat. Und Elrond ist dann Q ... oder wie der Bastelfritze auch immer hieß! XD

Was hast du denn für böse Gedanken über Frodo ... Intimpiercing ... der Ring ist dafür doch viel zu groß ... Hobbits verwenden so was sicher für was anderes! Aber keine Sorge, ich werde euch nicht allzu lange zappeln lassen.

Susi: Ich würde aber weiter gucken ... mit geschlossenen Augen liest es sich so schlecht!

(-) Viel Spaß beim weiterlesen.

dorlimaus: Lästige Nager sind mir immer noch die liebsten! Ist viel lustiger als wohlerzogene! So, um nicht wieder „verbal getreten"zu werden, habe ich mich diesmal auch wirklich beeilt! Kann euch schließlich nicht über einen Monat mit solchen Cliffies hängen lassen ... das heißt ... ich könnte schon! Äh ... Die Bezeichnung Fledermaus trifft ihn zwar sehr gut, aber fliegen kann er deswegen noch lange nicht. Sorry! Absolut flugunfähig! Warum ich so gemein zu meinen Hauptpersonen bin? Weil ich das gut kann!! Tja ... gute Frage ... ich könnte natürlich auch nett zu ihnen sein ... aber ich kann so schlecht kitschig, romantisch schreiben ... bzw. mir dreht sich dann während des Tippens der Magen um ... auf die Weise kommt man nicht weit. Da bin ich dann lieber ein bisschen gemein! XD.

Gwilith: Raug hatte definitiv noch nie etwas mit einem Zwerg! Er kann diese Lebewesen nicht ausstehen! Hat er irgendwie an seinen Junior vererbt ... der mag die ja auch nicht gerne. ;-) Gimlis perverse Neigungen ... tja ... die Szene habe ich aus einem der Filme aufgegriffen. Ich glaube, es war die Schlacht auf der Hornburg ... da ist er einem Urukhai von hinten zwischen die Beine gerutscht und hat seine Axt in hüfthöhe ins Ziel gebracht. Habe mich gekugelt vor Lachen. Deswegen habe ich das auch in meine Geschichte eingebaut.

LocaInferna: Tja ... was soll ich dazu nun sagen ...? Da mich Ithil ja so lieb darum gebeten hat, habe ich natürlich ganz fix weitergeschrieben. Es kommt wieder ein bisserl Haldir vor ... etwas Legolas ... Elrond ... Erestor ... und jemand bekanntes ... mit dem hoffentlich niemand gerechnet hat! 8 Hat deine Mitbewohnerin eigentlich langsam mal den Mund aufgekriegt? Vielleicht solltest du sie mal fragen, ob man ihr die Zunge rausgeschnitten hat. ;-)

Lady kel:  Ich? Keine anderen Sorgen? Das ich nicht kichere! Aber deinem Wunsch sei Folge geleistet! Hier kommt das neueste Kapitel. Viel Spaß!

So, und jetzt ohne weitere Umschweife und vor allen Dingen OHNE Werbeblöcke direkt zum Hauptfilm!

Aus der Sicht von Haldir

Fassungslos stand ich am Rand des Grabens und sah hinunter. Neben mir standen meine beiden Brüder und hinter uns hörte ich das Gemurmel der Galadhrim, worauf ich aber nicht wirklich achtete.

Mein Vater war diesen Turm hinunter gestürzt ... genau in den Graben. Wir hatten tatenlos dabei zugesehen, wie er unaufhaltsam in die dunkle Tiefe stürzte. Eine kleine Stimme in meinem Kopf versuchte mir zwar zu sagen, dass wir auf diese Entfernung nichts hätten tun können, aber das ignorierte ich.

„Ich ... ich hätte bei ihm bleiben sollen", murmelte ich kaum hörbar und blickte in den Himmel. Verärgert stellte ich fest, dass sich Tränen in meinen Augen bildeten. Ich hatte seit meiner Kindheit nicht mehr geweint und ich würde jetzt nicht wieder damit anfangen dachte ich verärgert und biss mir auf die Lippen. Tränen flossen trotzdem über meine Wangen hinab.

Ich weinte anscheinend so stark, dass ich schon dunkle Flecken vor meinen Augen sah. Ärgerlich wischte ich mir über das Gesicht und blickte wieder in den Himmel. Der große Fleck war immer noch da, er war jetzt sogar noch größer.

„YEEEHAAAAAAAAAAA! DAS MACHT LAUNEEEEEEEEEEEEEE!"

Ich konnte förmlich hören, wie alle Köpfe ruckartig nach oben gerissen wurden.

„EIN DRACHE!"

„Bringt euch in Sicherheit!", schrieen mehrere Stimmen durcheinander.

Rumil und ich wirbelten herum und wollten uns zwischen den Steinen in Sicherheit bringen, aber bevor ich drei Schritte getan hatte, bemerkte ich, dass Orophin uns nicht folgte. Fluchend blickte ich mich um und sah ihn schließlich immer noch mit gesenktem Kopf am Rand des Grabens stehen.

Ohne eine Sekunde weiter nachzudenken, rannte ich zurück und zog ihn von dort fort und schmiss ihn auf den Boden. Ich selber landete neben ihm auf dem Bauch im Staub.

Ich spürte einen gewaltigen Luftzug als der Drache in unsere Nähe kam und ich meinte auch verschiedene Schreie zu hören. Trotzdem blieb ich flach auf dem Boden liegen, in der Hoffnung, dass er uns nicht bemerken würde.

Und selbst wenn doch ... dann wäre ich jedenfalls schnell wieder bei meinem Adar!

Doch es geschah nichts dergleichen. Vorsichtig richtete ich mich auf und blickte über die Schulter. Der Drache war weg!

„W-wo ist er hin?"

„Er ... ist ... in den Graben geflogen, Hauptmann", flüsterte eine meiner Wachen.

„Was will ein Drache in diesem Graben?", fragte ich zweifelnd.

„Frag ihn am besten selber, Haldir", rief der Prinz zu mir hinüber, der am Rand des Grabens stand, „er scheint wieder hochzukommen."

Mit einem Ruck zog ich meinen kleinen Bruder auf die Beine und schleuderte ihn hinter einige Felsen. Kaum stand ich hinter selbigen, hörten wir auch schon deutlich das Schlagen seiner ledrigen Flügel und im nächsten Moment erschien die riesige Echse direkt vor uns.

Ich hatte noch nie einen lebendigen Drachen gesehen. Diese Kreaturen kannte ich nur aus den Erzählungen meines Vaters, der wohl früher öfter auf sie gestoßen war. Aber diese Geschichten hatten mir nicht im Entferntesten deutlich gemacht, wie groß Drachen wirklich waren.

Unsere Chancen schätzte ich verschwindend gering ein. Wir waren insgesamt acht Galadhrim, zwei ältere Bruchtalelben, ein Prinz aus dem Düsterwald, der König von Gondor, ein Zwerg und ein Zauberer. Nüchtern betrachtet konnten wir uns gleich auf den Teller legen und uns mit der hiesigen Vegetation nett garnieren.

Der Drache stieg langsam auf, drehte sich um die eigene Achse und blickte uns aus seinen gelben Augen genau an. Er schnaubte äußerst wütend und landete auf drei Klauen. Im nächsten Moment wurde ich ungläubig Zeuge davon wie vier kleine Gestalten den Rücken des Drachen hinunter rutschten und auf uns zu taumelten.

Der König von Gondor kam ungläubig einen Schritt vor. „Ihr?"

„A-aragorn ... bei allen Hobbits ... sind wir froh dich zu sehen!"

Bevor der Mensch jedoch etwas erwidern konnte, donnerte der Drache dazwischen.

„WER VON EUCH WAR DAS? ICH FRESS EUCH!"

Wir sprangen alle entsetzt einen Schritt zurück, als die riesige Echse auf uns zugelaufen kam und dabei eine seiner gewaltigen Pranken in unsere Richtung hielt. In der flachen Klaue lag etwas. Etwas, das gewaltige Ähnlichkeit mit einem männlichen Körper hatte.

„ADA!"Bevor ich auch nur reagieren konnte, rannte Orophin los – direkt auf den Drachen zu. Der Drache zog seine Klaue zurück und öffnete sein gewaltiges Maul, bereit den jungen Elben mit einem Happen zu verschlingen.

„Orophin! Komm sofort zurück!", schrie ich ihm fassungslos hinterher.

„Keinen Schritt weiter, Kleiner! Ich fress' dich!", knurrte der Drache bösartig.

„Aber das ist mein Vater", antwortete mein Bruder stur und lief weiter auf den Drachen zu.

„Dein Vater?", fragte der Drache zweifelnd und blickte abwechselnd auf die reglose Gestalt in seiner Klaue und auf meinen Bruder.

„Nun ja ... eine gewisse Ähnlichkeit besteht", räumte der Drache ein, „aber ..."

Er sog einmal kräftig die Luft ein und mein Bruder wurde gegen seine Nüstern gezogen. Ein entsetzter Aufschrei ging durch unsere Reihen.

„Riechst auch nach ihm ... dann will ich dir mal glauben!"

Ich erstarrte vor Entsetzen als Orophin sich zwischen die Vorderbeine des Drachen und damit genau unter sein Maul bewegte.

„Orophin ... kommst du da wohl weg!"

Aber er schien mich nicht einmal zu hören. Erst als plötzlich ein schmerzerfülltes Stöhnen ertönte, drehte er sich um. Einerseits fiel mir jetzt ein riesiger Stein vom Herzen, andererseits fühlte ich mich in der Nähe dieser riesigen Echse doch äußerst unwohl. Den anderen schien es nicht anders zu gehen.

„A-ada lebt noch", stammelte Orophin plötzlich, „aber er braucht dringend Hilfe."Mein kleiner Bruder wollte unseren Vater anscheinend aus der Klaue des Drachen heben, aber dieser machte einen Schritt zurück.

„Lass das! Ich fress' dich", fauchte er. Orophin sah den Drachen verwirrt an.

„Aber er braucht Hilfe!"

„Aber nicht von euch ... Ratten! Nichts weiter als Ratten! Erst will ich wissen, wer sein Lebenslicht auspusten wollte!"

„Das war ein Mann in diesem Turm!"Orophin deutete sichtbar verärgert auf den Turm vor sich.

Wäre ich nicht so angespannt gewesen, ich hätte angefangen zu schreien oder zu weinen ... oder beides gleichzeitig! Mein kleiner Bruder unterhielt sich gerade mit einer Kreatur auf deren Speiseplan hauptsächlich rohes, blutiges Fleisch stand und die ihn mit einem Happen runterschlucken konnte.

„Und Ada stirbt, wenn er nicht bald Hilfe bekommt", beharrte dieser Ausbund an Sturheit. Naneth hatte Recht. Er kam ganz eindeutig nach Ada! Nur der würde auf die Idee kommen mit Lebewesen zu diskutieren, die ihn als Erweiterung ihres Speiseplanes betrachteten.

„Na, du kleines Genie! Siehst du hier vielleicht irgendwo ein Lazarett?", giftete der Drache und beäugte die leblose Form meines Vaters kritisch.

„Nein! Aber wir haben einen Heiler bei uns!"Orophin schrie den Drachen an.

„Einen Heiler? WARUM SAGST DU DAS DENN NICHT GLEICH?", brüllte der Drache. „Ich fress' dich!"

„Weil du zu sehr damit beschäftigt warst mir zu drohen!"

„Äh ... gut ... das ist ein Argument! Und wo ist dieser Heiler?"

„Dort!"Ohne sich umzudrehen, zeigte Orophin auf Lord Elrond.

„Ich habe befürchtet, dass er das sagen würde", murmelte besagter Halbelbenlord hinter mir.

„Na, dann soll dieser tolle Heiler seinen alten Hintern mal hier rüber bewegen! Und zwar ein bisschen hurtig! Sonst fress' ich ihn!"

„Ja, genau so habe ich mir das gewünscht", seufzte Lord Elrond und bewegte sich langsam auf den Drachen zu. Ich wusste wirklich nicht was ihn dazu bewog ... das mussten irgendwie seine Heilerinstinkte sein. Denn obwohl das mein Vater war, der dort verletzt lag, traute ich dem Drachen nicht wirklich über den Weg. Wahrscheinlich wartete er einfach nur darauf, dass wir alle nah genug waren, um uns dann zu fressen.

Beim Drachen angekommen beugte Lord Elrond sich über meinen Vater und runzelte kritisch die Stirn.

„Er muss auf den Boden gelegt werden, damit ich ihn näher untersuchen kann!"

„Kommt gar nicht in Frage! Er bleibt schön hier bei mir liegen! Und wenn du nur eine falsche Bewegung machst, dann ..."Der Drache schlug mit einem lauten Knirschen seine Kiefer zusammen und erntete einen eisigen Blick des Halbelben. Der Drache konterte mit demselben Blick ... und sah schließlich weg.

„Schon gut, schon gut ... ich leg ihn ja schon auf den Boden. Aber wehe du machst Murks! Dann ..."

„Ja, ja! Dann frisst du mich", seufzte Elrond und ließ meinen Vater vorsichtig auf den Boden gleiten, nachdem er aus seinem Umhang ein Kopfkissen geformt hatte.

„Ich muss sagen ... ich bin beeindruckt", flüsterte einer meiner Galadhrim ehrfürchtig, „ich habe viel Großartiges über den Lord gehört, aber noch nie, dass er mit seinem Blick einen Drachen in die Knie zwingt!"

„Das war auch das erste Mal! Und ich hoffe, es wird das letzte Mal bleiben", seufzte Erestor erleichtert und fuhr sich mit einer Hand durch das Gesicht. Während Orophin Lord Elrond assistierte, und wir anderen uns trotz des merkwürdigen Gastes etwas entspannten, ging der König auf die Hobbits zu.

„Wie seid ihr an den Drachen geraten? Ich dachte, ihr wärt bei Thranduil im Palast?", fragte er ohne Einleitung.

„Nun", begann der Hobbit, den ich als Samweis in Erinnerung hatte, „alles begann mit dem Amulett, dass ich gefunden hatte ..."

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„Und als er mich beschnüffelte, flog durch den Sog Raugs Amulett gegen seine Nase! Ich dachte schon mein letztes Stündlein hätte geschlagen. Aber er erkannte das Amulett! Anscheinend hat Raug ihm mit seinen Eredhrim des Öfteren einen Besuch abgestattet ... und dann hat er sich auf Merrys Drängen dazu bereiterklärt uns nach Mordor zu bringen."Der Hobbit schickte einen bösen Seitenblick auf seinen Freund.

„Genau", fuhr Pippin fort, „wir waren gerade genau über euch, als Barathûl wie ein Pfeil nach unten schoss. Er hatte Raug fallen gesehen und ist hinterher! Uns ist ganz schlecht geworden."

„Der Drache heißt Barathûl?", fragte Rumil interessiert.

„Ja, so heiße ich ...", kam ein dunkles Grollen von gegenüber, „ein gewisser schwarzhaariger Jemand gab mir diesen Namen nachdem ich geschlüpft war."

„Mein Ada war dabei als du geschlüpft bist?", fragte Orophin von seiner Position unterhalb des gewaltigen Kiefers.

„Mh-hm. Er hat mein Ei am Flussufer gefunden. Ich muss während eines Sturmes aus dem Nest gefallen sein. Er hat mich mit zu sich nach Hause genommen und mich aufgezogen ..."

Mein Augenlid fing an zu zucken. Er hatte einen Drachen bei sich zu Hause angeschleppt und ich durfte die Eidechse, die ich als Zehnjähriger gefunden hatte nicht behalten. Wo war denn da bitte die Gerechtigkeit?

Lord Erestor, der neben mir saß, stützte sein Kinn auf die Hand. „Abgründe tun sich auf ... Raug der Drachenliebhaber ... ich wusste ja, dass er seltsame Eigenarten hat ... aber das. Ich bin schockiert!"

Lord Elrond kniete derweil immer noch über meinem Vater und verarztete ihn. Ich gab zu, dass ich schwer beeindruckt war, denn obwohl ihm der Drache regelmäßig ins Genick atmete, ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen.

„Das muss an den Schmerzmitteln liegen", murmelte Lord Erestor als hätte er meine Gedanken erraten. „Elrond musste ein schmerzstillendes Mittel nehmen, als wir so lange geritten sind."

Schließlich erhob sich der Halbelb und breitete eine Decke über meinem Vater aus. Langsam kam er zu uns zurück und setzte sich neben Lord Erestor. Orophin war sehr zu meinem Leidwesen bei dem Drachen geblieben.

„Er hat ein paar gebrochene Knochen, zahlreiche Prellungen und Quetschungen, eine zertrümmerte Schulter, sein Knöchel ist verstaucht und er hat höchstwahrscheinlich eine gewaltige Gehirnerschütterung. Außerdem hatte er leichte innere Blutungen. Aber er wird es überleben", erzählte Lord Elrond unaufgefordert.

„Wie lange wird es dauern, bis er wieder ganz gesund ist?", fragte ich leise.

„Einige Wochen. Aber so wie ich ihn kenne, wird er morgen schon wieder laufen wollen ... vorausgesetzt er wacht auf. Vor allen Dingen an seinem linken Arm wird er noch sehr lange Freude haben. Ich habe noch nie so viele Brüche in einem Knochen gesehen."

„Dann wäre es doch eigentlich das Beste, wenn er zurück nach Lorien geht", murmelte ich. Ausnahmslos alle, die meinen Vater kannten, grinsten bis über beide Ohren.

„Und wie willst du das bewerkstelligen?", fragte der Herr von Imladris schmunzelnd.

„War ja nur so eine Idee", sagte ich zu meiner Verteidigung.

Aus der Sicht von Orophin

Am nächsten Morgen erwachte ich leicht benebelt. Irgendetwas stimmte nicht, aber ich konnte nicht einordnen, was mich störte.

Ich hatte am vorigen Abend das Nachtlager bei meinem Vater aufgeschlagen – also direkt unter der Nase des Drachen.

Schläfrig rollte ich mich auf die Seite und bemerkte auch schlagartig was hier nicht stimmte – mein Vater war weg und der Drache auch!

Mit einem Satz war ich auf den Beinen und blickte mich um. Meine Brüder lagen ganz in meiner Nähe. Der Rest von uns hatte sich zwanglos dort verteilt, wo der Boden ihrer Meinung nach am bequemsten war. Ich drehte mich um und blickte zu den Pferden, die etwas entfernt von uns standen, dort im Schatten einiger Felsen saß eine dunkelhaarige Gestalt und redete wütend auf jemanden ein, den ich nicht sehen konnte.

Leise stieg ich über einen Galadhrim hinweg und lief auf die Gestalt zu.

„ADA! Was machst du hier?"

Mein Vater blickte erstaunt auf und lächelte als er mich erkannte, was er aber sofort bereute. Die Prellung auf seinem Wangenknochen musste jede Mimik zur Qual machen.

„Orophin ... gut geschlafen?"Er streckte seinen gesunden Arm nach mir aus und ich ließ mich neben ihm auf einen Stein sinken. Vater legte seinen Arm um meine Schulter und ich drückte mein Gesicht an seinen Hals. In diesem Moment war ich einfach nur glücklich!

„Nein ... wie niiieeedlich", ertönte plötzlich eine spöttische Stimme, „wenn mir das jemand vor fünftausend Jahren gesagt hätte ..."

„Ja, ja", unterbrach mein Vater den Drachen, „dann hättest du ihn gefressen!"

„Exakt!"Der Drache grinste über das ganze Gesicht. „Aber du hast eine drollige Brut, mein lieber Freund. Der da", er deutete auf mich, „ist auf mich losspaziert, als wäre ich nichts weiter, als ein kleiner Salamander!"

Ich konnte förmlich spüren, wie die Augenbrauen meines Vaters nach oben wanderten.

„Das machst du mir aber bitte nicht bei allen Drachen, die dir über den Weg laufen, ja?"

Ich kicherte leise und schüttelte mit dem Kopf.

„Dann bin ich ja beruhigt", schmunzelte mein Vater erleichtert und strich mir über die Haare.

Jetzt konnte ich eilige Schritte hören, die sich uns näherten und im nächsten Moment standen mein Zwilling und Haldir vor uns.

„Ada! Geht es dir gut?"

„Du solltest liegen bleiben! Lord Elrond hat gesagt, du darfst noch nicht laufen!"

„Ja, mir geht es gut", beantwortete mein Vater geduldig, wenn auch nicht ganz ehrlich. „Und zu mir hat Elrond nicht gesagt, dass ich liegen bleiben soll."

„Kein Wunder! Du warst nicht ansprechbar", zischte Haldir mit einer Mischung aus Vorwurf und Erleichterung. Nichts desto trotz beugte er sich hinunter und umarmte Vater, nachdem mein Bruder Platz gemacht hatte, der seine Arme bereits um Adas Nacken geschlungen hatte.

„Ich nehme an, dass ist deine rücksichtsvolle Art mir zu sagen, dass du böse mit mir bist!"

Haldir knirschte mit den Zähnen.

„Ja! Warum bist du nicht mitgekommen?"

Ich blickte auf. Das interessierte mich jetzt auch.

Ada lächelte traurig.

„Alte Eredhriminstinkte! Und ich glaube, ich sollte mich wirklich wieder irgendwo hinsetzen, wo es bequemer ist. Ich spüre jeden einzelnen meiner Knochen!"

Ich konnte es Haldir ansehen, dass er mit dieser Antwort nicht zufrieden war, aber er fragte nicht weiter nach.

„Geht schon mal vor ... ich komme gleich nach", murmelte mein Vater und fummelte mit seiner gesunden Hand an seinem Hemd herum. Wir blieben zögernd stehen.

„Na los! Verschwindet schon. Husch, husch! Ich finde den Weg schon alleine!"

Langsam und immer wieder über die Schulter zurück blickend, liefen wir zu den anderen.

Aus der Sicht von Raug

Dieser Tag begann für mich wirklich mit vielen Überraschungen. Nicht nur, dass ich aufgewachte und festgestellt hatte, dass ich noch am Leben war. Nein, auch die Tatsache, dass sich mein jüngster Sohn zufrieden wie eine Katze an meiner Seite – zwischen den Beinen eines Drachen – zusammengerollt hatte, erstaunte mich doch sehr. Ich hatte mich mühsam in eine sitzende Position gequält und das Lager überblickt. Neben meinen ursprünglichen Begleitern befanden sich alle meine Söhne hier, fünf weitere Galadhrim, die Hobbits und Elrond und Erestor.

Und jetzt saß ich auf einem Stein und blickte meinen Söhnen hinterher, die sich nur zögerlich von mir entfernten.

„Warum hast du sie weggeschickt? Du kannst gleich Hilfe gebrauchen!"

„Ich bin zwar alt und ich gebe zu, dass mein Körper sich momentan nicht gerade in Höchstform befindet, aber ich habe noch soviel Stolz, dass ich selber da wieder hinlaufen kann", murmelte ich verärgert und stemmte mich unter einiger Anstrengung nach oben. Sofort begann sich alles um mich herum zu drehen.

„Welcher Idiot hat hier beweglichen Boden verlegt", fluchte ich leise und rieb mir die Augen.

Nachdem sich der erste Schwindel gelegt hatte, setzte ich vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Mein verstauchter Knöchel dankte es mir mit regelmäßigen Wellen glühenden Schmerzes. Meine Rippen waren von der plötzlichen Bewegung auch nicht wirklich begeistert, aber ich biss die Zähne zusammen und humpelte zu den anderen.

„Oh ... das ist ja nicht mit anzusehen", schnaufte Barathûl und war mit einem Satz hinter mir. Bevor ich wusste wie mir geschah, wurde ich von einer Klaue in die Luft gehoben.

„Sag mal, was wird das denn", fauchte ich empört.

„Hilfe, mein Freund, Hilfe! Dein Heiler scheint über deine Turnübungen nämlich nicht sehr glücklich zu sein!"

Ein kurzer Seitenblick auf Elrond bestätigte diese Theorie von Barathûl bis ins kleinste Detail. Elrond sah aus, als würde er mir jeden Moment den Hals umdrehen wollen. Ich konnte ihn verstehen.

Der Drache setzte mich auf einem etwas bequemeren Stück Boden ab.

„So ... du bist ja noch mal mit dem Leben davon gekommen ... und hast ja sicherlich nichts dagegen, wenn ich mich jetzt wieder in meine gemütliche Höhle verkrümele. Ich habe von Sonnenlicht erst mal für die kommenden zweitausend Jahre genug. Dadurch bleichen meine Schuppen immer so!"

„Nein, nein ... verschwinde ruhig", murmelte ich abwesend, „aber sei so gut und tu mir noch einen Gefallen."

Barathûl nickte mir zu und ich flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dann erhob er sich so elegant in die Lüfte wie wohl nur ein Drache es vermochte. Einen Moment herrschte absolute Stille bis Elrond sich langsam erhob und auf mich zu kam.

Aha. Jetzt würde ich also zusammengestaucht werden.

Wie vorausgesehen ließ er sich vor mir nieder und blickte mich aus eisigen Augen an, bevor er alles andere als zärtlich damit begann meine Verletzungen zu untersuchen. Ich hielt auch still, bis er an meinen Arm kam. Da zwang mich der Schmerz zu einem Aufkeuchen.

„Hör mal, du warst auch schon mal sanfter mit mir", keuchte ich. Als Antwort bekam ich nur ein Knurren und der Verband wurde noch fester gezogen.

„Du hast nichts Sanftes verdient", brummte er leise und voller Zorn. „Glaub mir, wenn du nicht so verletzt wärst, würde ich dich jetzt in Grund und Boden prügeln!"

Ich konnte nicht anders als zu lächeln.

„Das würdest du nicht ... dafür bist du viel zu beherrscht! Außerdem fügst du anderen nicht unnötig Schmerzen zu. Sogar zu Orks bist du immer sehr human gewesen."

„Im Moment stehst du bei mir noch unter einem Ork!"

„Oh ... das tat jetzt weh, Elrond! Das tat wirklich weh!"

„Warum hast du mir nichts gesagt", knurrte Elrond verärgert und tastete meine Rippen ab.

„Du weißt genau warum!"

Er blickte in meine Augen. „Hast du Schwindelgefühle? Ist der schlecht? Kopfschmerzen?"

„Schwindelig war mir als ich versucht habe zu laufen, schlecht ist mir höchstwahrscheinlich von dem Betäubungsmittel, dass mir gegeben wurde und du hättest auch Kopfweh, wenn dich jemand kontinuierlich gegen die Wand geschlagen hätte."

„Würdest du es mir übel nehmen, wenn ich sage, dass du das verdient hast?"

„Ja, das würde ich", murmelte ich gespielt gekränkt und zog eine Schnute. „Ich würde mich wahrscheinlich vor Verzweifelung in die nächste Felsspalte werfen!"

„So? Zehn Meter hinter dir ist eine! Guten Flug!"Mit diesen Worten stand er auf und ging weg. Darauf war ich jetzt ehrlich gesagt nicht gefasst.

„Äh ... Elrond?"Er drehte sich nicht mal um. „Ich habe Glorfindel gesehen!"

Elrond blieb schlagartig stehen und drehte sich zu mir um.

„Er ... lebt noch?"

„Ja! Und bevor du fragst ... ich habe die Zwillinge nicht gesehen. Aber ich denke sie leben noch."

„Und woher willst du das wissen?", fragte er kalt.

„Weil die Gruppe, die ich gesehen habe, gerade erst hier ankam ... und es schien nicht so als wäre dieser Turm das Ziel ihrer Bestimmung. Es ist wahrscheinlicher, dass dieser Turm nur als Zwischenlager und als Behausung von diesem ... diesem ... Ding genutzt wurde."Allein bei dem Gedanken an diesen riesigen Dämon liefen kalte Schauer meinen Rücken hinunter.

Plötzlich runzelte ich die Stirn. „Hat eigentlich irgendjemand gesehen, wo das Vieh hin ist?"

„Wieder in den Turm hinein", sagte das Prinzlein, „und als ihr bewusstlos ward, ist von dem Turm eines von den Reittieren der Nazguls aufgebrochen. Es ist ins Landesinnere geflogen."

Ich biss mir nachdenklich auf die Lippe. „Dann befindet sich der Turm irgendwo weiter landeinwärts ... und genau da müssen wir hin!"

„Mordor ist sehr groß und unübersichtlich ...", murmelte der Istari unbestimmt, „es könnte Wochen dauern, bis wir den Turm gefunden haben."

„So lange darf es aber nicht dauern! Also sollten wir so schnell wie möglich aufbrechen."

„Dann wirst du aber zurückbleiben müssen", schaltete sich mein Ältester ein.

„Ach ... und warum?"

„Dein Knöchel, deine Rippen, dein Schädel ...", zählte Haldir mit einem hilfsbereiten Lächeln auf.

„Dann spitz mal deine Öhrchen, ion-nin! Mein Knöchel ist spätestens morgen früh so weit verheilt, dass ich ohne fremde Hilfe laufen kann und alles andere ist für mich ehrlich gesagt Nebensache. Und jetzt gibt es von mir noch eine klare Ansage! Ihr drei", ich blickte meine Söhne nacheinander an, „macht euch wieder auf den Weg nach Hause!"

„Nein!"Hörte ich aus drei Mündern gleichzeitig. Ich knirschte mit den Zähnen. Jetzt ging das schon wieder los!

„Kommt mal her zu mir!"Jedenfalls jetzt gehorchten sie. „Ihr werdet euch jetzt eure Waffen schnappen und schnurstracks nach Hause marschieren."

„Wir kommen mit dir", zischte Haldir, „wir sind keine Feiglinge."

„Das hat nichts mit Feigheit zu tun, sondern nur damit eurem Vater einmal zu gehorchen. Also seid ein paar brave Jungs und verschwindet."

„Nein!"

Ich knirschte hörbar mit den Zähnen. Schon wieder dieses niedliche kleine Wort, das ich absolut nicht hören wollte. Aber bevor ich antworten konnte, fiel Elrond mir ins Wort.

„Wenn sie dich unbedingt begleiten wollen, dann lass sie!"Man konnte der Stimme des Halbeleben deutlich entnehmen, dass er es eilig hatte. Meine drei Söhne grinsten mich frech an und ich schlug mir die flache Hand ins Gesicht.

Bravo!

Wir ritten noch in der gleichen Stunde los. Oder genauer gesagt ich musste aufgrund meiner Verletzungen meinem armen Pferd trotz des unwegsamen Geländes mein Gewicht aufhalsen. Die anderen führten ihre Reittiere am Zügel. Zwei Tage später hatten sich meine Knochen dann wieder soweit zusammengefügt, dass ich selber laufen konnte. Nur standen wir jetzt vor einem gewaltigen Problem.

Wir befanden uns auf einer kleinen Anhöhe und blickten auf die gesammelte Pracht Mordors. Nur leider war von einem Turm rein gar nichts zu sehen.

„Wenn wir bloß wüssten, in welche Richtung wir müssen", murrte der kleine König neben mir. „Wir können nicht tagelang durch dieses Land irren!"

„Wohl war, wohl war", stimmte ich ihm zu, „aber habt ihr eine andere Idee? Nicht die kleinste Spur von auch nur einem lausigen Ork oder etwas anderem, das wir fragen könnten."

„Zudem haben wir auch noch ein anderes Problem!"Das Prinzlein war plötzlich neben uns getreten.

„Und das wäre? Kommt schon Prinzlein, amüsiert mich!"

„Scheinbar hatten die Galadhrim auf dem Weg hierher einen kleinen Unfall mit ein paar Orks", der Tawarwaith konnte das hämische Grinsen nur mühsam aus seinem Gesicht verbergen und auch der Zwerg grinste vor Schadenfreude.

Ich zog eine Augenbraue nach oben.

„Sie sind in der Nacht überrascht worden ... konnten die Angreifer zwar abwehren aber haben dabei ihren gesamten Proviant verloren."

„Warum hat Elrond uns davon nichts erzählt?", fragte ich überrascht. Das sah dem Halbelb gar nicht ähnlich.

„Er und Lord Erestor wussten davon gar nichts."

„Ah ja", murmelte ich, „und lasst mich raten ... unsere Vorräte werden auch nicht mehr lange reichen!"

„Nicht, wenn wir den anderen etwas davon abgeben müssen."

Erestor und Elrond waren bei den letzten Worten an uns herangetreten.

Aus der Sicht von Legolas

Gerade hatte ich Raug und Aragorn von unserem kleinen Nahrungsproblem erzählt, als Lord Elrond und Lord Erestor zu uns herangetreten waren.

Die beiden blickten Raug an und alle drei bekamen plötzlich ein äußerst unangenehmes Grinsen ins Gesicht. Die Galadhrim blickten jetzt jedoch ziemlich betreten zu Boden.

„Es tut uns wirklich leid", nuschelte einer ohne aufzusehen, „aber ohne Vorräte können wir nicht weitergehen!"

„Tz, tz, tz", machte Raug und blickte die anderen beiden alten Elben an, „was machen wir denn jetzt?"

„Keine Ahnung", meinte Elrond ahnungslos, „vielleicht einen Blick auf Mordors Speisekarte werfen?"

„Gute Idee", antwortete Erestor, „wann treffen wir uns wieder hier?"

„Eine halbe Stunde sollte ausreichen", erwiderte Elrond und nahm sich einen Speer, „bis nachher!"

Ein kurzer Abschied und die drei älteren Elben verschwanden in verschiedene Richtungen.

„Was war jetzt das?", fragte Orophin nachdem sich Stille über unser Lager gesenkt hatte.

„Ich habe keine Ahnung", antwortete Haldir.

„Nun ... man sagt ja, dass einige Elben im Alter seltsam werden", wagte ein Galadhrim vorsichtig anzumerken und erntete vernichtende Blicke aus den Augen von Haldir und seinen Brüdern.

„War ja nur so ein Gedanke", wehrte der Elb ab und sprang einen Schritt zurück.

„Ich denke, wir sollten ein kleines Feuer entfachen", brummte Gimli und schob ein paar Äste auf einen Haufen.

Eine halbe Stunde später saßen wir alle um das Lagerfeuer herum und warteten mit knurrenden Mägen auf die Rückkehr der alten Elben.

„Ich hoffe wirklich ihnen ist nicht passiert", flüsterte Rumil, „Ada hat immer noch nur einen Arm zur Verfügung!"

In diesem Moment ertönte gedämpftes Gelächter zwischen den Felsen und kurz darauf standen drei quietschfidele Elbenlords vor uns.

„So ... für unser Abendessen wäre dann gesorgt", sagte Raug fröhlich und warf seinen Speer in unsere Mitte. Die Hobbits sprangen erschrocken auf die Beine als sie sahen, was dort aufgespießt worden war – sechs dicke, fette Spinnen von der Größe eines Kopfes.

Erestor hielt ebenfalls einen Speer mit Spinnen in der Hand, lediglich Elrond hatte etwas anderes gefunden – Maden von wahrhaft kapitaler Größe.

Aragorn bedachte die Spinnen mit einem misstrauischen Blick.

„Das ist nicht euer Ernst, oder?"

„Oh doch! Das ist unser Ernst! Richtig zubereitet, schmecken die Viecher wirklich gut!"

Raug kniete sich vor das Feuer, steckte einen gegabelten Stab auf jede Seite und legte den Speer mit den Spinnen darauf. Es fing an zu zischen und zu stinken, als die haarige Oberfläche der Tiere mit den Flammen in Berührung kam. Raug drehte und wendete den Speer ein paar Mal, bevor er ihn nach zehn Minuten vom Feuer nahm. Er zog eine Spinne vorsichtig vom Speer und stach mit dem Messer in sie.

„Ja ... die ist gut! Wer möchte als erster?" Verständlicherweise hielten sich die Freiwilligen in unseren Reihen in Grenzen.

„Oh, wenn keiner möchte, gib mir eine", sagte Elrond und streckte seine Hand aus. Raug reichte ihm eine von den heißen Spinnen und wir konnten jetzt beobachten, wie Elrond der Spinne ein Bein nach dem anderen ausriss. Das ganze wurde begleitet von einem widerlichen Knacken.

Das letzte Bein, das er der Spinne ausriss, steckte er sich in den Mund und kaute darauf rum. Uns anderen fielen bei diesem Anblick beinahe die Augen raus. Lord Elrond ließ sich davon jedoch nicht stören und schnitt den Bauch der Spinne der Länge nach auf. Unter der schwarzen Haut kam weißliches Fleisch zum Vorschein. Der Halbelb schnitt etwas von dem Fleisch aus der Spinne heraus und steckte es sich in den Mund. Lord Erestor hatte jetzt ebenfalls eine Spinne vor sich liegen, die er genüsslich zerteilte und Stück für Stück verspeiste.

Mittlerweile hatte Raug den Speer mit den Maden über das Feuer gelegt, während er nebenbei von Erestor einen Teil der Spinne zugeteilt bekam.

„Möchtet ihr nicht mal probieren, Prinzlein?"

Er hielt mir eine dicke Spinne vor die Nase, die ich zögerlich entgegen nahm.

„Ich muss zugeben ... in diesem Licht habe ich Spinnen noch nie betrachtet."Ich schnitt dem Tier den Bauch auf wie ich es bei den anderen gesehen hatte und nahm vorsichtig ein winziges Stück von dem Fleisch in den Mund und kaute darauf rum.

„Schmeckt ein wenig wie Hühnchen ...", stellte ich überrascht fest und nahm ein weiteres Stück.

„Was ist mit euch?", fragte Lord Erestor plötzlich die anderen, „Ihr solltet wirklich etwas essen ... und da wir nichts anderes haben ..."

Zögerlich nahm jeder eine von den Spinnen entgegen und zerteilte sie langsam. Die meisten betrachteten das Fleisch skeptisch bevor sie die Augen schlossen und das Stück dann ohne zu kauen runterschluckten.

„Ich glaube das einfach nicht", murmelte Aragorn, „ich sitze in Mordor bei einem Lagerfeuer und esse Spinnen!"

„Spar deine Begeisterung für später auf", murmelte Lord Elrond mit Schalk in den Augen, „der Nachtisch ist das Beste!"

„Nachtisch?", fiepte Aragorn entsetzt und blickte seinen Ziehvater an.

„Ja! Nachtisch", bekräftigte Raug grinsend. „Elrond hat ein paar richtige Delikatessen gefunden!"Mit diesem Satz deutete er auf die ehemals weißen Maden, die über dem Feuer einen braunen Farbton angenommen hatten. Hin und wieder zischte es, wenn eine undefinierbare Flüssigkeit aus den Maden in das Feuer tropfte.

Die Galadhrim verzogen angewidert das Gesicht und auch die Hobbits sowie Gimli waren darüber nicht sehr erfreut.

„Die müssten jetzt fertig sein", murmelte Raug, „wer möchte?"

Wieder meldete sich niemand freiwillig. Ich zuckte mit den Schultern und bat Raug um eine. Die Spinnen hatten immerhin nicht so schlecht geschmeckt.

„Mutig Prinzlein, mutig! Will mein Nachwuchs vielleicht auch eine?"

„Vielleicht später", murmelte Haldir und beugte sich unglücklich über sein Abendessen.

Ich begutachtete in der Zeit meinen Nachtisch und schielte dann unauffällig zu Raug hinüber. Der biss gerade seiner Made sang- und klanglos den Kopf ab.

Seufzend tat ich es ihm gleich. Ich war ja wirklich gespannt was jetzt kam.

Die Hülle der Made war knusprig während das innere überraschend cremig war und der Geschmack ... ich fand irgendwie nichts Vergleichbares.

Ich war mir den ungläubigen Blicken der anderen durchaus bewusst, als ich meine Made zügig verspeiste und Raug um noch eine bat. Aber die Dinger schmeckten wirklich gut.

„Thranduil wird dich umbringen, wenn er rausfindet, dass du seinen Sohn mit Maden fütterst", lachte Lord Elrond.

„Er hat sich freiwillig gemeldet", lachte Raug ebenfalls.

„Darf ich mal was fragen?"

„Aber sicher doch, Prinzlein!"

„Woher wusstet ihr, dass man diese Tiere essen kann?"

„Als wir hier während der Schlacht des Letzten Bündnisses lagerten, wurden wir urplötzlich von der Nahrungsversorgung abgeschnitten", begann Lord Erestor, „wir mussten uns wohl oder übel nach Alternativen umsehen und stießen dabei auf die hiesige Tierwelt. Diese riesigen Heuschrecken waren damals besonders beliebt!"

„Wenn mich nicht alles täuscht, lag deine Vorliebe aber eher bei Schnecken", stichelte Lord Elrond.

„Oh ja", Erestor leckte sich genießerisch über die Lippen. „Was hast du eigentlich am liebsten gegessen, Raug?"

„Gebratene Fledermaus", erwiderte Raug ungerührt, „nur leider waren die Biester so schwer zu erwischen."

„Du willst uns auf den Arm nehmen, oder Ada?", fragte Rumil hoffnungsvoll. „Du hast nicht wirklich Fledermäuse gegessen?"

„Doch! Fledermäuse, Heuschrecken, Maden, Spinnen, Schaben ... alles vernünftig gebraten, versteht sich", erwiderte er todernst nur in seinen Augen blitzte es verdächtig.

Wenn es irgendwie ging, wurden die Augen der Galadhrim noch größer, während die drei alten Elben sich königlich amüsierten.

o o o o

Später am Abend, lagen wir alle friedlich beieinander. Keiner war von dem ungewöhnlichen Abendessen gestorben, auch wenn Gimli und einige der Galadhrim sich beinahe so benommen hatten. Raug lag in der Nähe von Lord Elrond und Lord Erestor und blickte scheinbar teilnahmslos in den nachtschwarzen Himmel. Lord Elrond saß schräg hinter ihm gegen einen Felsen gelehnt und sah bedrückt in die dichte Dunkelheit. Ich konnte ahnen, wo er momentan mit seinen Gedanken war.

Es war seltsam ruhig in Mordor ... zu ruhig, bis ich plötzlich meinte Stimmen zu hören, aber das tat ich als Einbildung ab. Ich wurde eines besseren belehrt, als Raug plötzlich aufsprang und alle Anwesenden aus ihrer Lethargie riss.

„Die Stimme kenne ich doch", murmelte er und lief hinter einen Felsen um sich das Treiben auf der Ebene unter uns anzusehen.

Mittlerweile hatte ich auch durchaus bemerkt, dass die Stimme keine Einbildung gewesen war. Ich stellte mich neben Raug in die Deckung einiger Felsen und blickte nach vorne. In der Ferne konnte ich einen hellen Punkt ausmachen, der schnell näher kam.

„Das ist eine Frau", stellte ich erstaunt fest. „Und sie wird gejagt!"

Hinter der Frau mit den roten Haaren liefen ungefähr ein halbes Dutzend Uruk-hais her. Es brauchte keinen erfahrenen Krieger, um zu erkennen, dass diese Monster nur mit der Frau spielten. Den Geschöpfen schien es Spaß zu machen sie über die Ebene zu Tode zu hetzen.

„Haldir!", zischte Raug neben mir, „sag deinen Leuten sie sollen die Viecher abschießen. Ihre Pfeile werden sie ja wohl nicht verloren haben."

„Die nicht", erwiderte einer der Galadhrim gekränkt, „aber unsere Bögen!"

„Ha, Ha! Sehr witzig", giftete Raug. „Jetzt macht schon! Und wehe ihr trefft die Frau!"

„Vater", schnaubte jetzt Haldir entrüstet, „willst du mich beleidigen? Ich habe sie ausgebildet!"

„Das weiß ich", murmelte Raug, aber das ging in dem Sirren von losgelassenen Pfeilen unter. Sekunden später lagen die Uruk-hais tot am Boden. Der Eredhrim war schon in die Ebene hinuntergelaufen, als erst die Hälfte der bösen Kreaturen tot war. Jetzt stand er zwischen den Felsformationen und versuchte herauszufinden, wohin die Frau denn verschwunden war.

„Heru?", rief er leise.

In meinem Kopf schien plötzlich die Glocke loszugehen, die in Düsterwald immer bei einem unerwarteten Angriff geschlagen wurde. Heru? Der Name kam mir von irgendwoher bekannt vor. Und plötzlich erhellte sich mein Geist. Raug hatte in Caras Morn mit einer Frau gesprochen, die sich Heru nannte. Die Hure! Wie kam die denn hierher?

„Ich glaube fast der Herr Eredhrim kriegt gleich ein Problem", brummelte Gimli. Durch diesen Kommentar aufgeschreckt, blickte ich wieder nach unten und sah jetzt auch, was Gimli meinte. Raug stand etwas irritiert zwischen mehreren Felsen und gerade auf dem, dem er den Rücken zukehrte, kletterte jemand herum.

Bevor irgendjemand eine Warnung schreien konnte, sprang diese Person genau auf Raugs Rücken und krallte sich dort fast.

„Ihr verdammten Schweine! Lebend kriegt ihr mich nicht", fauchte die Gestalt und schlug mit irgendetwas auf Raug ein. Die Gestalt, die jetzt wie eine wütende Raubkatze um sich trat, war niemand anders als Heru.

„Heru! Lass das! Verdammt noch mal! Ich bin's!", fluchte der Eredhrim laut und versuchte sie abzuschütteln.

Einer der Galadhrim lehnte sich jetzt schadenfroh auf seinen Bogen.

„Das ist ja fast noch besser als zusehen, wenn seine Frau ihm mal wieder die Meinung sagt!"

„Du hast bei meinen Eltern gespannt?", fragte Haldir mit hochgezogener Augenbraue.

„Nein", wehrte der Galadhrim erschrocken ab, „man hört nur so einiges ..."

„Du mieses, dreckiges Schwein! Ich kastrier dich und lass dich hier zu Tode bluten!"

„Heru! Heru ... nimm deine Hand da weg! AUTSCH!"

Irgendwann während der Unterhaltung hatte der Eredhrim es geschafft Heru von seinem Rücken hinunter zu bekommen und seine gekrümmte Haltung machte nur allzu deutlich, wo er gerade einen Schlag einstecken musste.

Heru lag jetzt vor dem Eredhrim auf dem Boden und krallte ihre Hand um einen großen, flachen Stein. Raug wollte seinen Körper gerade wieder in die Senkrechte bringen, als Heru vorschoss und ihm den Stein gegen den Kopf schlagen wollte. Nur seinen Elbenreflexen verdankte Raug es, dass er den Schlag kommen sah und zurückwich, er stolperte und landete auf seinem Hintern. Jetzt war er es, der zu Heru aufsah.

„Heru! Halt! Ich ergebe mich ja ... habe nur gerade kein weißes Tuch zur Hand", keuchte er und hielt sich schützend einen gesunden Arm vor das Gesicht.

Sie hielt mitten in der Bewegung inne und begutachtete den Mann vor sich kritisch. Plötzlich wurden ihre Augen ganz groß und sie ging vor ihm in die Hocke. Eine Hand legte sie über seine Stirn und mit der anderen verdeckte sie seinen Mund und die Nase.

„Gwanu?", fragte sie schließlich zögerlich.

„Eben jener", schnaufte Raug erleichtert. Aber er konnte sich nicht lange an dem neugewonnenen Frieden erfreuen. Jetzt schmiss sie sich ihm nämlich an den Hals.

„Wer ist das?", fragte Rumil skeptisch.

„Ein leichtes Mädchen aus Caras Morn", erwiderte ich grinsend.

„Ein leichtes Mädchen?", fragte Orophin stirnrunzelnd.

„Oh ... er meint damit eine Frau für gewisse Stunden ... du weißt schon, fleischliche Genüsse", half ein anderer Galadhrim freundlich aus.

„Moment mal", knurrte Haldir, „heißt das, dass mein Vater da unten mit einer Hure rumschäkert?"

Keiner gab Haldir darauf eine Antwort, da in diesem Moment Raug mit Heru zu uns heraufkam.

Jetzt hatte ich auch mal die Gelegenheit mir die Frau genau anzusehen. Ihr roter Rock war ziemlich zerfetzt und auch ihre ehemals weiße, schulterfreie Bluse erinnerte jetzt eher an einen Putzlappen. Ihr Gesicht war schmutzig, die Knie aufgeschürft und auch ihre Hände waren kaputt. Es sah aus, als hätte sie versucht sich an einer Dornenranke festzuhalten.

„Setz dich", sagte Raug zu ihr und breitete seinen Umhang auf dem Boden aus. Er selbst setzte sich neben sie und begutachtete ihre Arme und ihr Gesicht.

„Du ... du bist ja ein Elb", rief sie plötzlich aus und griff mit beiden Händen nach seinen Ohren. Raug zuckte zurück als seine Ohren sich in ihrem festen Griff wiederfanden.

„Heru ... lass das bitte ... die sind sehr empfindlich", fauchte er und brachte Heru dazu ihre Hände runterzunehmen und sich umzusehen. Im nächsten Moment wurden wir Zeugen, wie ihr Mund nach unten klappte.

„Das sind ja alles Elben", keuchte sie erschrocken, „und der Kleine aus Caras Morn ist auch da! Du bist gemein, Gwanu! Du hast ganz genau gewusst wie gerne ich Elben sehen wollte!"

„Mein Name ist Raug, Heru", berichtigte er, aber sie hörte ihm gar nicht zu, sondern heftete ihre Augen jetzt auf Lord Elrond und Lord Erestor.

„Sind das die Elben, von denen du mir immer Geschichten erzählt hast?", fragte sie aufgeregt.

„Sie kamen auch ein paar Mal vor, ja", lachte Raug leise.

Die nächste halbe Stunde fragte Heru Raug über alle Anwesenden aus. Als dann aber irgendwann ihr Magen hörbar anfing zu knurren, wurde sie von Raug unterbrochen und er bot ihr kommentarlos eine Lembaswaffel an, die er aus einem Gepäck gekramt hatte – unter den immer größer werdenden Augen der Galadhrim und aller anderen Personen, denen das Abendessen nicht wirklich zugesagt hatte.

Heru nahm es dankbar entgegen und fing an zu essen.

„Heru, wenn ich mir eine Frage erlauben darf ... wie kommst du hierher?"

In ihren Augen brannte plötzlich ein unbarmherziges Feuer.

„Senip, diese rückgratlose Made! Er hat spitzgekriegt, dass ich abhauen wollte und sich anscheinend gedacht, bevor er mich verliert ohne einen Heller dafür zu bekommen, verhökert er mich lieber an Barad! Der hat mich hier hergebracht ... in so einen komischen Turm. Da waren ganz seltsame Geräusche ... richtig gruselig."

Wir waren hellhörig geworden.

„Heru ... weißt du zufälligerweise noch wo der Turm ist?"

Sie überlegte einen Moment.

„Ich glaube, ich könnte den Weg wiederfinden ... aber beschreiben könnte ich es nicht."

„Würdest du uns vielleicht dort hin führen?"

Heru sah ihn entsetzt an. „Bist du wahnsinnig? Ich bin drei Tage gerannt, um von dort wegzukommen! Lieber lass ich alles Ungeziefer von Caras Morn über mich drüber, als dort noch einmal einen Fuß hinzusetzen."

„Heru bitte!", flehte Raug.

„Nein! Das würde ich noch nicht mal machen, wenn du endlich mit mir ins Bett gehen würdest!"

„Heru! Es geht hier wirklich um Leben und Tod!"Raug stand kurz davor sich die Haare zu raufen. „Du unmögliches Frauenzimmer!"

„Wenn du mich beleidigst, helfe ich dir erst recht nicht!", schmollte sie und irgendwie schien es mir, dass sie weinte. „Ich will da wirklich nicht noch mal hin", schniefte sie, „da ist es dunkel, unheimlich, kalt und widerlich."

„Heru! Diese Nummer zieht bei mir nicht", sagte Raug genervt.

„Och Mensch! Einen Versuch war es immerhin wert", ärgerte sie sich jetzt wieder. „Aber wenn es unbedingt sein muss, bringe ich euch hin. Aber du musst mir versprechen, dass mir nichts passiert!"

„Du hast mein Ehrenwort", seufzte der Eredhrim, „auch wenn ich im Moment nicht mal in der Lage bin, mich selbst zu schützen!"

o o o o

Heru hatte sich schnell in unserer Mitte eingelebt, aber auch wenn sie vorgab, sich bei uns sicher zu fühlen, so konnte ich doch deutlich die Erleichterung bemerken, die von ihr Besitz ergriff als Raug ihr erlaubte sich in der Nacht an ihn zu kuscheln. Auf der anderen Seite unseres Lagers beobachtete Haldir dieses Verhalten mit gerunzelter Stirn. Er war scheinbar überhaupt nicht davon angetan, dass Heru sich so an seinen Vater ranwarf. Aber das war nicht mein Problem.

Ich hatte an diesem Abend die erste Wache übernommen und bekam noch die geflüsterten Gespräche zwischen Raug und Heru mit, bis ich mich nach zwei Stunden zu meiner Schlafstatt begab.

Als ich am nächsten Morgen erwachte, erwartete mich ein äußerst ... freizügiges Bild. Heru saß auf einem Stein – vollkommen nackt – und wusch sich. Raug stand in einiger Entfernung mit dem Rücken zu uns und schien äußerst gebannt in die Ferne zu blicken.

Neben mir erwachten jetzt auch langsam die Zwillinge, sowie Haldir und die anderen Elben. Ich verhielt mich vollkommen still und beobachtete ihr Verhalten als sie die nackte Menschenfrau erblickten.

In diesem Moment sah Heru auf und bemerkte uns.

„Oh, guten Morgen", grüßte sie fröhlich und lachte uns an.

Die Elben schluckten beinahe gemeinsam und drehten sich dann mit hochroten Köpfen um. Lediglich Lord Elrond und Lord Erestor blickten tadelnd zu Raug. Heru, die jetzt ihre Beine gesäubert hatte, zog sich ihren Rock über und blickte dann stirnrunzelnd auf die Rücken der Galadhrim.

„Was ist? Habt ihr noch nie ´ne nackte Frau gesehen?"

Sie bekam keine Reaktion und stand auf. Langsam lief sie um die Elben herum und hockte sich direkt vor Orophin, der jetzt die Vorzüge eines weiblichen Körpers direkt vor seinen Augen hatte. Augenblicklich kniff er seine Augen fest zusammen.

„Ihr Elben seid ein ganz schön prüdes Völkchen", murmelte sie, als die anderen genau die gleiche Reaktion zeigten. „Raug! Bist du sicher, dass deine Herzdame dir da nicht ein paar Kuckuckseier untergejubelt hat? Die sind alle so ... so ... verklemmt! Überhaupt nicht wie du!"

Man konnte jetzt das tiefe Lachen des Eredhrim hören. Heru krabbelte indessen auf allen Vieren auf Haldir zu und hockte sich vor ihm auf die Füße.

„Den hier finde ich am hübschesten! Schenkst du ihn mir?", rief sie freudig und bevor der arme Haldir wusste, wie ihm geschah, hatte Heru ihre Arme um seinen Nacken geschlungen und zog sein Gesicht zwischen ihre nackten Brüste.

Haldir stieß sie von sich und krabbelte rückwärts und mit sehr, sehr rotem Kopf von ihr weg. Raug ging weiter hinten vor Lachen beinahe in die Knie.

Erestor hatte schließlich Erbarmen und legte Heru seinen Umhang um die Schultern.

„Seid nicht so direkt, ihr habt es hier mit Jungfrauen zu tun", grinste der Noldor.

Vier der acht Galadhrim blickten verstimmt und schnaubend zu Erestor auf, die anderen verhielten sich mucksmäuschenstill. Raugs Lachen wurde in der Zeit immer lauter, bis sein Ältester wütend zu ihm hinüberblickte.

„ADA! Das ist nicht witzig!", fauchte er.

„Für mich schon", keuchte Raug atemlos und wischte sich Lachtränen aus den Augen. Immer noch lächelnd kam er zu mir herüber und legte mir seine Hand auf den Kopf.

„Ihr habt euch erstaunlich gut gehalten, Prinzlein!"

Ein unprinzenhaftes Lächeln zierte jetzt meine Gesichtszüge.

„Mehrere Monate mit euch zu reisen, härtet ab! In jeder Hinsicht!"

„Das nehme ich als Kompliment!"

Nur kurze Zeit später, folgten wir alle Heru, die neben Raug her schritt.

Aus der Sicht von Thranduil

Genervt flüchtete ich in mein Arbeitszimmer. Im ganzen Palast war das Geplärre von dem Bruchtalbalg zu hören. Es war wirklich nicht zum aushalten! Ich wusste schon, warum ich nach Legolas keine Kinder mehr wollte. Lediglich die Valar können beschreiben, wie groß meine Erleichterung war, als ich damals feststellte, dass Legolas ein Junge war. Das hieß, ich brauchte nicht noch mehr Kinder! Ein Erbe reichte.

Kinder machten nichts als Ärger. Alleine wenn ich daran dachte, was Legolas während seiner Kinderzeit alles zerstört hatte und was jetzt noch alles zu Bruch ging, wenn er in der Nähe war. Ich verstand wirklich nicht wie Raug sich von seiner Frau gleich vier von diesen Blagen hatte unterjubeln lassen können. Andererseits vertrat ich ohnehin seit unserem Kennenlernen die Meinung, dass es um seine geistige Gesundheit nicht allzu blendend bestellt war. Aber was erwartete man auch von einem Elben, der den größten Teil seines Lebens damit zubrachte, sich von irgendwelchen dämonischen Auswüchsen verprügeln zu lassen.

Elrond war auch so ein Fall. Drei Kinder! Was fanden die nur alle an den Nervenzwergen? Allerdings war er ein Halbelb und seine Frau die Tochter von dieser Waldhexe! Das konnte ja einfach nicht gut gehen. Mit Graus dachte ich daran, als ich einmal Elrond mit seinen Dämonen zwangsweise hier beherbergen musste.

Wenn ich vorher geglaubt hatte, dass mein Sohn schlimm war, so waren er und Elronds Söhne zusammen der Untergang von Mittelerde! So viele Elben wie damals waren noch nie auf einmal in den Westen gesegelt und ich stand kurz davor dasselbe zu tun.

Aber den Valar sei Dank, war der Besuch ja nur von kurzer Dauer und es wurde wieder ruhiger in meiner Heimat. Meiner Frau hatte ich über die Jahre den Wunsch nach weiteren Kindern auch abgewöhnt. Alles hätte so schön sein können!

„Und dann kommt diese wandelnde Katastrophe und lädt das verdammte Balg hier ab", knurrte ich. Jetzt bekam Tuilinn schon wieder dieses Glänzen in den Augen, wenn sie den Jungen ansah und anschließend auf mich blickte.

„Raug, ich rate dir, diese verdammte Reise zu überleben, damit ich dich bis nach Valinor treten kann! Da kannst du dann deinem Erzeuger auf den Geist gehen!"

Zu allem Überfluss hatten die Hobbits es auch noch irgendwie geschafft, sich aus dem Palast zu schleichen. Ich vermutete, dass sie zu Fuß ihren Freunden folgen wollten, aber eine mehrtägige Suche um den Palast herum, hatte leider nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Sie waren wie vom Erdboden verschluckt.

Ich wurde aus meinen unschönen Gedanken gerissen, als es plötzlich an die Tür klopfte.

„Herein!", knurrte ich, „und wehe es ist nicht wichtig!"

Die Tür öffnete sich und Maethorcand trat langsam ein.

„Mein König. Wir haben eine seltsame Beobachtung gemacht, die ihr euch unbedingt ansehen solltet."

„Und wo?", fragte ich genervt. Dieses Kind ließ meine Nerven wirklich minütlich dünner werden.

„Der hohe Turm!"

„In Ordnung!"Ohne ein weiteres Wort rauschte ich an meinem Hauptmann vorbei und steuerte auf den hohen Turm zu. Eigentlich war er nur der höchste Baum des Düsterwaldes, der praktischerweise innerhalb der Palastmauern stand. Zwar etwas an den Randgebieten, aber leicht zu erreichen. Oben zwischen seinen dichten Wipfeln war eine Plattform errichtet worden, von der aus man über die umliegenden Länder blicken konnte.

Und eben diesen Baum kletterte ich jetzt hinauf. Maethorcand folgte mir zügig. Schließlich stand ich oben und sah mich fragend um.

„Und? Was soll ich mir jetzt weltbewegendes ansehen?"

„Das dort drüben!"Mein Hauptmann zeigte mir mit seinem ausgestreckten Arm die Richtung an.

„Heilige Valar!", entfuhr es mir schockiert.

Von hier konnte ich bis zu der Ered Mithrin blicken. Und dort, über einer einzigen Stelle schien sich eine schwarze Wolke zu erheben.

„Wann hat das begonnen?"

„Wir haben keine Ahnung! Sie war plötzlich da!"

Gebannt schaute ich weiter auf das groteske Schauspiel, bis die Erde plötzlich zu zittern begann und ein durchdringender Schrei über das Land zog. Beinahe zeitgleich schien sich die schwarze Wolke in Bewegung zu setzen – direkt auf den Düsterwald zu.

O-o-o-o-o-O

Vorschau:

Raug hatte Recht gehabt! Dämonen machten wirklich unglaublichen Lärm! Wir waren noch zwei Stunden von ihnen entfernt gewesen, als wir sie bereits hören konnten. Und hier, in der unmittelbaren Nähe des Turmes war der Lärm schlichtweg unerträglich.

So ... wie hat euch dieses Kapitel denn gefallen? Habt ihr wirklich geglaubt, ich würde aus Raug Pfannkuchen machen? Ab dem nächsten Kapitel wird dann reell nach Elronds Erben und sonstigen Elben gesucht. Bloss ... ob die Suche von Erfolg gekrönt sein wird ... dass kann ich euch nicht versprechen ...