Kapitel 19: Elblein in der Grube
Als aller erstes in diesem Kapitel kommt ein Lobgesang auf meine Betaleserin! Ihr habt ihr es zu verdanken, dass man meine Kapitel überhaupt lesen kann! Also, einmal eine Runde Applaus für Morticia und ihre starken Nerven!
Kommi von Morticia: Ha, die liebe Atropos übertreibt (wie immer) natürlich kann man ihre Ergüsse ohne weiteres so lesen … wären da nicht hin und wieder die Schwächen einer Verona F. mit einem gewissen m oder n … Wessem Fall war das doch gleich??? ;-)
So, und nun geht's weiter mit den Antworten zu euren Reviews!
Lord elo: Sorry, sorry! (wegen fehlendem Gemetzel und vollzogener Geschlechtsumwandlung!) Dickes Sorry! Ich hoffe, dich versöhnt ein neues Kapitel? Sogar mit dem Ansatz eines Gemetzels! ;-)
Susi: Tja, was soll ich dazu noch großartig sagen! Freut mich, dass dir die Rettung gefallen hat.
Elliot: Wieso? Mein Name ist Bond! Raug Bond! Okay ... klingt irgendwo ... dämlich! Raug Magorion gefällt mir da etwas besser. Die Geschmäcker sind halt verschieden ... obwohl ich zugeben muss, dass ich nicht unbedingt zu denen gehöre, die Raupen und Brennnesseln futtern. Ne, danke! Da lasse ich anderen den Vortritt. Ja, ja ... die kleine Nackedei, werden sie glaube ich, so schnell nicht los! Ist sehr anhänglich, die Gute ... und nicht erpicht darauf auf eigene Faust durch Mordor zu stapfen! Ein Geschwisterchen für Legolas? Irgendein bestimmtes Geschlecht erwünscht? Zwillinge, Drillinge, Vierlinge? Mal gucken, was sich deichseln lässt. Zu Barad ... der fand Raug auch scharf und der ist auch nicht mehr der frischeste! ;-)
Lady-of-Gondor: Düsterwald helfen? Wer ist denn so blöd, und legt sich mit Thranduil an, wenn seine Nerven gerade blank liegen? Die etwaigen Eroberer überlassen dem Waldelben sofort ihr eigenes Reich und wandern aus. Ja, ja ... Orophin hängt an seinem alten, griesgrämigen Ada!
Turquenione/gwilith: Ähhh ... also ... der erste Name hat mir besser gefallen ... ist leichter zu schreiben! heul ... was verlangt ihr hier alle von mir!? ;-) Hier kommt das nächste Kapitel. Viel Spaß!
dorlimaus: Ich habe ja nicht geschrieben, welche von den vier Galadhrim Jungfrauen sind! gemein grinst Die Essensvorschläge ... tja ... man muss halt flexibel sein und alles mal ausprobiert haben. ... aber irgendwie haben sich alle gegen gegrillten Ork gewehrt ... den wollte keiner essen! Frage mich warum. Mal schauen ob Raug und Legolas noch Zeit für ein kleines Techtelmechtel finden. Okay. Ich hab's ja verstanden! Hier kommt ja schon das nächste Kapitel! Zwar etwas früh für Nikolaus ... aber wozu soll man an starren Daten festhalten! ;-)) Viel Spaß!
serena: Ja, die anzüglichen Neckereien fehlen mir auch ... aber ich habe eine ganz plausible Erklärung! Raug kann nicht! Der wird jetzt von seinen Söhnen begleitet und da muss er eine Vorbildfunktion erfüllen! Außerdem finde ich, dass es seine Junioren nicht so prickelnd finden werden, wenn sie ihren Vater dabei erwischen, wie er einen Elben besteigt, der ihr kleiner Bruder sein könnte! Mann ... was für ein Satz! Außerdem ist er im Moment so lädiert, dass sämtliches Blut in anderen Körperteilen benötigt wird ...
Xterra: Aha ... ein Lesemarathon! Herzlichen Glückwunsch zum Durchhalten! Es freut mich sehr, dass dir die Geschichte gefällt und es würde mich noch viel mehr freuen, in Zukunft häufiger etwas von dir zu hören! ;-) Dann hoffe ich mal, dass es dir auch weiterhin Spaß macht meine Geschichte zu lesen.
Allen meinen Lesern und Leserinnen wünsche ich einen schönen zweiten Advent und ebenso schönen Nikolaus!
Und jetzt weiter zum Hauptteil!
Aus der Sicht von Aragorn
Seit einer Woche folgten wir jetzt den Erinnerungen von Raugs Bekanntschaft und auch die Elben unter uns hatten sich langsam an das ausgesprochen freizügige menschliche Wesen gewöhnt.
Aber wir hatten noch keine Spur von denen, die wir suchten entdeckt. Langsam wurde es frustrierend, denn mit jeder Minute die verstrich, schwand auch meine Hoffnung wie Wasser, das durch ein Sieb gegossen wurde.
Jetzt gerade stand unsere Führerin auf einem kleinen Felsen und blickte sich überlegend um. Das kam in letzter Zeit auch häufiger vor.
„Könnt ihr euch nicht ein bisschen anstrengen?", fuhr ich sie ärgerlich an. Wenn ich gehofft hatte, dass sie kleinlaut vor mir zurückweichen würde, hatte ich mich getäuscht. Stattdessen sah sie mich aus funkelnden Augen an.
„Glaubt ihr vielleicht, ihr könntet euch in meiner Situation besser erinnern", schnappte sie zurück. „Aber nein! Ein großer Waldläufer, wie ihr es seid, würde sich ja auf seiner Flucht noch die Zeit nehmen sich jeden Grashalm einzeln einzuprägen! Ihr müsst vor ein paar Dutzend Monstern ja keine Angst haben! Aber ich bin ja nur eine dumme Frau! Entschuldigt bitte vielmals!"
Ich starrte die Frau fassungslos an, die jetzt beleidigt zu Raug lief und sich an seinen Arm klammerte.
„Ich verstehe dich", murmelte Legolas, „aber du solltest dich wirklich ein wenig zusammennehmen. Sie tut ja, was sie kann."
Plötzlich kam mir eine Idee.
„Raug! Warum benutzt ihr nicht einfach euren Falken? So wie an den Grauen Anfurten?"
„Ja, warum nicht!", murmelte er mit hochgezogener Augenbraue. „Vielleicht weil er nicht in der Nähe ist?"
„Äh ...", ich blickte mich um und erst jetzt fiel mir das Fehlen des Vogels auf. „Aber ... wo ist er hin?"
Raug zuckte den mit den Schultern. „Woher soll ich das wissen! Er ist sein eigener Herr und hat nur ab und zu die Güte mich zu begleiten. Vielleicht hat er auf dem Weg eine süße Falkenfrau gefunden und denkt jetzt an eine eigene Familie!"
„Aber wieso ausgerechnet jetzt?" Ich erhielt keine Antwort, da Heru ihren „Beschützer" am Ärmel zupfte.
„Raug? Gibt es hier vielleicht irgendwo ein Meer? Ich kann mich nämlich an sehr viel Wasser erinnern."
„Das Nurnenmeer", rief Gandalf aus, bevor Raug überhaupt die Chance hatte, den Mund aufzumachen.
„Das ist schlecht", murmelte Erestor und auch der Gesichtsausdruck meines Vaters sah nicht unbedingt erfreut aus.
„Wieso?"
„Ach, gar nichts", wehrte Elrond ab, „wirklich gar nichts!"
Irgendwie glaubte ich ihm nicht. Dafür war die Antwort zu hastig gesprochen.
„Wenn wir wirklich zum Nurnenmeer müssen, sollten wir die Pferde ab jetzt zurücklassen", murmelte Raug und machte sie bereits daran sein Pferd vom Gepäck zu befreien.
„Wieso?", fragte ich abermals.
„Die Sache ist die", begann Erestor langsam, „zur Zeit des letzten Bündnisses lebten in der Gegend um das Nurnenmeer Sandhaie."
„Sandhaie?", fragte Gimli stirnrunzelnd. „Was soll ich mir denn da drunter vorstellen."
„Große Haie, die sich nicht im Wasser sondern unterhalb des Bodens fortbewegen", erklärte Elrond.
„Wie groß?", fragte ich böses ahnend.
„... sehr ... groß!", antwortete Raug.
„WIE GROß?", fragte ich noch einmal, diesmal eine Spur ungeduldiger.
Die drei Elben sahen sich gequält an.
„Groß genug, um ein Pferd ohne zu kauen runterzuschlucken."
„Bei allen Valar ...", keuchten einer der Elben schockiert auf.
„Allerdings hat Heru sie nicht gesehen ... vielleicht leben sie auch schon nicht mehr", murmelte Erestor.
Raug hatte sich in der Zeit einem Teil seines Gepäcks entledigt und hockte nun überlegend über seinem riesigen Waffenarsenal.
„Lasst eure Waffen hier", sagte er plötzlich, „und jeder nimmt sich etwas hiervon!"
„Wieso?", fragte einer der Galadhrim erstaunt.
„Weil eure Waffen nicht für das Töten der kommenden Gegner geeignet sind."
Dieser Kommentar machte uns nicht gerade Mut.
„Tragt ihr immer soviel Waffen mit euch rum?", fragte Legolas, als er die unterschiedlichen Tötungsinstrumente genauestens betrachtete. Sie unterschieden sich nicht so sehr von unseren, nur die Klingen waren mal wieder vollkommen schwarz.
„Ja!"
Es dauerte keine fünf Minuten, bis jeder eine Waffe hatte, die ihm zusagte und wir unsere Reise fortsetzen konnten.
Nach einem ungefähren Tagesmarsch und außergewöhnlich wenigen Zwischenfällen hatten wir dann schemenhaft unser Ziel vor Augen. Vor uns erstreckte sich das Nurnenmeer. Zwar immer noch einen guten Tagesmarsch von uns entfernt, aber immerhin sichtbar. So weit ich das erkennen konnte, waberten dicke Nebelschwaden unregelmäßig über der schwarzen Oberfläche des Binnenmeeres. Und an einer Seite erhob sich aus dem Nebel drohend der Turm. Wie ein mahnender Zeigefinger überragte er alles in seiner Umgebung und überflutete das Land mit einem grünlichen Licht, das von ihm auszugehen schien.
Ebenfalls interessant war der plötzliche Wechsel der Bodenbeschaffenheit. Wenn das Land bis jetzt steinig und schroff gewesen war, so wechselte es von einem Augenblick zum anderen in einen weichen, schwarzen, sandigen Untergrund. Wir standen direkt an der Grenze dieses Überganges und blickten uns misstrauisch um. Der Sand war so feinkörnig, dass wahrscheinlich sogar die Elben darin versinken würden, von Gimli, Heru und mir mal ganz abgesehen. Die Hobbits würden wahrscheinlich auch große Probleme kriegen.
„Was meinst du?", fragte Erestor plötzlich Elrond. „Ob noch Sandhaie hier sind?"
„Ich habe keine Ahnung ... es sieht ja relativ ruhig aus!" Mit diesen Worten bückte er sich und hob einen faustgroßen Stein auf. Mit aller Kraft schleuderte er ihn von sich. Der Stein landete mit einem dumpfen „Plopp" im Sand und versank beinahe augenblicklich bis zur Hälfte. Wir blickten gebannt auf die Oberfläche aber nichts geschah.
„Also, wenn sie hier sind, machen sie gerade ein Schläfchen", stellte Raug fest und lief los. Er versank bis zu den Knöcheln im weichen Untergrund. Elrond und Erestor folgten ihm ohne zu zögern.
Die Hobbits kamen sogar erstaunlich gut auf dem sandigen Boden zurecht, während Heru, Gimli und ich zeitweise bis zu den Knien einsanken. Nach fünfzehn Minuten drehte Raug sich plötzlich zu uns um.
„Was ich euch noch sagen wollte, ihr dürft nicht zu lange auf einer Stelle stehen bleiben! Dann versinkt ihr nämlich vollkommen. Das funktioniert hier so ähnlich wie Treibsand."
Einer der Galadhrim – sein Name war Garaf – hechtete mit einem entsetzten Gesichtsausdruck vorwärts, da er gerade stehen geblieben war, um sich ein wenig umzusehen.
„Das finde ich ja furchtbar nett von euch, dass ihr uns das auch noch mitteilt", fauchte er Raug an.
„Ich glaube, wir bekommen Besuch", murmelte Elrond und zeigte nach vorne. Dort schien der Boden tatsächlich Wellen zu schlagen. Aber egal was es war, es verschwand kurz vor uns.
„Scheint verschwunden zu sein", brummte Gimli und nahm seine Hand von der Axt.
„Das glaubt auch nur ihr, Gloínsgör", murmelte Raug und nahm sein Schwert in die Hand.
Ohne jede Vorwarnung ertönte plötzlich ein ohrenbetäubendes Gebrüll und der Boden begann zu beben. Am stärksten unter Erestor. Der alte Elb reagierte instinktiv und sprang hoch. Dieser Reflex sollte ihm das Leben retten! Kaum hatte er vom Boden abgesetzt, erschien unter ihm eine hässliche, riesige Schnauze mit messerscharfen Zähnen, die unaufhaltsam nach ihm schnappten.
Erestor landete genau auf der Nase des Untieres. Einen endlos erscheinenden Augenblick verharrten beide regungslos. Dann blickte Erestor einmal kurz nach unten, im gleichen Moment öffnete das riesige Untier sein Maul, um ihn zum Abrutschen zu bringen, aber der sprang wieder in die Luft, machte einen formvollendeten Salto rückwärts und landete hinter der riesigen Kreatur auf den Füßen.
Ohne einen Moment zu zögern und bevor das Tier wusste wie ihm geschah, stieß er sein Schwert direkt in den schuppigen Leib, oberhalb der Rückenflosse. Ein entsetztes Kreischen entfloh der Kehle des Getroffenen, während er zu Boden fiel. Raug und Elrond sprangen wie auf ein Zeichen hin vor und stießen dem Sandhai ihre Schwerter direkt durch die Augen. Ein letztes Zucken und der Räuber war Geschichte.
„Und jetzt nichts wie weg hier", rief Erestor und rannte von dem Leichnam weg. Wir wussten zwar nicht genau, warum er jetzt rannte, denn immerhin war das Biest tot, aber wir folgten ihm. Auf einer kleinen Anhöhe blieben wir schließlich stehen und blickten zurück.
Der Boden um die sterbliche Hülle war extrem unruhig geworden. Dort schien regelrecht ein Erdbeben zu wüten. Kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende geführt, sprangen aus dem Boden vier weitere Sandhaie und versenkten ihre Zähne in ihrem Artgenossen. Sie zerrten und rissen an ihm herum und versuchten ihn von ihren Konkurrenten wegzuzerren. Einer schaffte es ein großes Stück Fleisch aus seinem Rücken zu reißen und tauchte damit wieder ab. Nach und nach verschwand der ganze Kadaver unter dem Sand, bis nichts mehr an ihn erinnerte.
„Und hier müssen wir jetzt durch?", fragte Rumil seinen Vater schockiert.
„Keine Sorge ... das Territorium der Sandhaie ist nicht sonderlich breit. Ungefähr eine Stunde Fußmarsch ohne Pause und wir haben es hinter uns gelassen!" Raug blickte noch einmal zurück und lief dann auf unser Ziel zu.
Der Eredhrim behielt sehr zu meiner Erleichterung Recht. Das Gebiet war nicht sonderlich breit dafür wurde es aber zum Ende hin belebter. Die letzten 800 Meter brachten wir sogar rennend hinter uns, da wir uns plötzlich einer Übermacht von 30 ausgewachsenen Sandhaien gegenüber sahen. Als der Boden endlich wieder steiniger wurde, blieben wir keuchend stehen. Zu unserem Glück konnten sich die Sandhaie nur durch den feinen, schwarzen Sand vorarbeiten, nicht aber durch den festeren, steinigen Untergrund.
Ich schüttelte angewidert meinen Kopf. Das war wirklich eine ungastliche Gegend!
„Schaut nicht so schockiert! Für mich ist das ein ganz normaler Arbeitstag", erklärte Raug fröhlich, „einer von den ruhigeren!"
Seine Söhne sahen ihn zweifelnd an.
„Dann wundert es mich wirklich, dass du immer noch lebst", murmelte Rumil. Raug erwiderte nichts, sondern lief jetzt Elrond nach, der schon einige Meter vor uns war. Heru blieb einen Moment stehen und stolperte dann den anderen hinterher.
War der Boden vorher sandig gewesen, so war dieser hier jetzt steinig und bröckelig und machte ein Vorankommen beinahe noch schwerer als der schwarze Sand. Dafür gab es hier wieder vereinzelte Höhlen, die allerdings bei genauerer Betrachtung nicht unbedingt sehr einladend aussahen.
„Habt ihr eigentlich schon irgendeine Idee, was wir machen, wenn wir an diesem Turm angekommen sind?", fragte Merry neugierig und brachte mich dazu zu husten.
„Also ... wenn ich ehrlich bin ..."
„... hast du keine Ahnung", ergänzte Legolas freundlich. Ich schenkte dem Tawarwaith einen bösen Blick.
„Ich habe mir nur noch keine Gedanken darüber gemacht", verteidigte ich mich. „Aber eine Ahnung habe ich schon! Wir werden den übriggebliebenen Istari zur Strecke bringen, die Elben befreien und den Turm zerstören!"
„Hört sich ja großartig an", stellte Haldir trocken fest. „Und wie wollt ihr das vollbringen?"
„Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht", erwiderte ich kleinlaut.
„ADA! Es ist noch nicht zu spät, um nach Hause zu gehen", rief Rumil alarmiert und brachte seinen Vater dazu sich mit einem verständnisvollen Lächeln umzudrehen.
„Keine Sorge ... mehr als sterben können wir nicht ... und für uns Elben ist das noch nicht einmal das größte Problem", flüsterte er kaum hörbar.
„Oh, großartig", murrte Garaf hinter mir, „und ich hatte gehofft, ich würde jedenfalls noch eine Verabredung mit Aduial haben, bevor ich sterbe."
„Vergiss es", kicherte Orophin leise, „Ada würde dich nicht einmal in ihre Nähe lassen!"
Aus der Sicht von Pallando
Alatar. Du kurzsichtiger Idiot!
Ich hatte dir gesagt, wir sollten noch warten. Ich stand kurz davor eine Möglichkeit zu finden unserem Dämon einen Körper zu geben. Aber du konntest dich ja nicht gedulden in deiner grenzenlosen Gier.
Langsam nippte ich an meinem Weinglas und blickte auf Mordor.
Alatar! Alter Narr. Du hast deine Ungeduld teuer bezahlt ... aber auch den Dämon hast du in deiner Blindheit verletzt. Das arme Geschöpf ist so schwach ... ich weiß nicht, ob selbst ein Körper ihn jetzt noch retten könnte. Ich habe ihn im Kern meines Turmes untergebracht, wo es sicher und dunkel ist.
Das plötzliche Klopfen an der Tür ließ mich zusammenzucken. Auf meine Aufforderung hin, trat einer meiner treuesten Diener ein. Ein entsetzlich entstellter Ork. Alleine sein Anblick würde unsere Feinde zu Scharen in die Flucht schlagen.
„Gibt es Neuigkeiten von den Männern, die die kleine Hure wieder einfangen sollten?"
„Nein Herr", zischelte er unterwürfig, „aber unsere Wachen haben eine kleine Gruppe auf dem Weg hierher gesehen. Die Hure scheint bei ihnen zu sein!"
„Eine kleine Gruppe, sagst du?" Ich hob wissend eine Augenbraue. „Wann werden sie hier eintreffen?"
„Gegen Abend ... es sind Elben ..."
„Ich weiß ...", antwortete ich gedehnt. „Ist ... er ... bei ihnen?"
„Der große, dunkle Elb? Ja, er ist bei ihnen!"
„Sehr schön, sehr schön! Wer hätte gedacht, dass der gute Mann so masochistisch ist", erwiderte ich grinsend. „Aber das passt mir sehr gut ... dann muss ich ihn nicht extra holen!"
Ich lief in die Mitte des Raumes und strich über die Seiten eines aufgeschlagenen Buches. Es war eines der wenigen Dinge, die ich aus Valinor mitgebracht hatte. Valinor! Dieses widerliche, viel zu helle, übertrieben freundliche Land. Und dann diese scheußlichen Einwohner ... vor allen Dingen diese Maiar! Einige von ihnen waren die Arroganz in Person und wie hatte ich mir schon damals gewünscht ihnen gehörig eins auszuwischen. Besonders diesem widerlichen arroganten Bastard Magor! Ein grässlicher Zeitgenosse.
Ich atmete tief durch und widmete mich wieder dringenderen Aufgaben.
„Ist die neue Lieferung bereits angekommen?"
„Der Kopfgeldjäger hat sie in die Verließe bringen lassen! Aber die unterirdische Reise ist ihnen nicht bekommen ... wir fürchten, dass sie nicht stark genug sind, um die Dämonen zu nähren."
„Wir haben noch ein wenig Zeit ... gebt ihnen etwas Wasser und ein wenig Brot ... und mischt das Pulver in das Wasser. Das sollte reichen, um sie wieder einigermaßen in Form zu bringen! In zwei Tagen werden wir beginnen!"
Mit diesen Worten entließ ich meinen Diener und zog mich in mein Labor zurück, um alles vorzubereiten.
Aus der Sicht von Aragorn
Raug hatte Recht gehabt! Dämonen machten wirklich unglaublichen Lärm! Wir waren noch zwei Stunden von ihnen entfernt gewesen, als wir sie bereits hören konnten. Und hier, in der unmittelbaren Nähe des Turmes war der Lärm schlichtweg unerträglich.
„So, wie kommen wir da jetzt rein?", fragte Gimli mit zusammengekniffen Augen während er weiterhin den riesigen Turm betrachtete.
„Ihr könnt euch ja einen Tunnel graben, Zwerg", ertönte Haldirs leise, spöttische Stimme. Gleich darauf erklang ein verhaltenes Lachen aus Raugs Richtung. Gimli konnte sich nicht so richtig entscheiden welchen Elben er zuerst umbringen sollte, redete aber trotzdem weiter.
„Dieser Turm sieht aus wie eine einzige Festung ... und ich sehe nicht einen Weg, um sie zu stürmen!"
„Dieser Zwerg hat eine unglaubliche Begabung das Offensichtliche festzustellen, findest du nicht auch Ada?" Haldir hatte sich neben seinen Vater gestellt, der ihm jetzt sein Gesicht zuwandte und hämisch grinste.
„Das liegt in ihrer Art, ion-nin! Bei denen ist alles etwas zu kurz gekommen ... nicht nur die Größe", gab Raug gemein lächelnd zurück.
Die beiden waren definitiv Vater uns Sohn! Vielleicht nicht unbedingt von der äußeren Erscheinung her, denn das war als würde man die Nacht mit dem Tag vergleichen, aber die Größe, der Zynismus und diese leichte Arroganz – sie waren eindeutig sehr eng miteinander verwandt.
„Ich denke, wir sollten uns aufteilen und die Gegend in Augenschein nehmen. Vielleicht finden wir etwas, das uns weiterhilft", murmelte ich leise.
Die anderen nickten zustimmend und kurz darauf machten sich jeweils drei von uns in verschiedene Richtungen auf. Dass das eine verdammt schlechte Idee war, bemerkte ich spätestens in dem Moment, in dem nur Millimeter vor meinen Füßen drei riesige Lanzen aus dem Boden schossen. Erschrocken taumelte ich zurück und wäre beinahe in eine Bärenfalle getreten. Nur Legolas' schneller Reaktion hatte ich es zu verdanken, dass mein Fuß da blieb, wo er seit fast 100 Jahren war – an meinem Bein.
„Diese Gegend ist gespickt mit Fallen! Wir müssen uns äußerst vorsichtig bewegen", raunte der Elb mir zu.
Ich knurrte missbilligend. Das hatte ich jetzt auch schon selber gemerkt!
Meine Laune hob sich wieder etwas, als Legolas selber beinahe in eine Falle getapst wäre. Trotzdem fanden wir keinen Weg in den Turm hinein. Den anderen war es genau so ergangen, wie ich feststellen musste, als wir wieder aufeinander trafen.
„Es muss doch irgendeinen Weg in diesen verdammten Turm geben", fluchte ich und trat gegen einen kleinen Stein.
„Also ... ich hätte eine Idee ... aber die ist ziemlich mies", ließ Garaf sich vernehmen.
„Lass hören, wir sind verzweifelt", murmelte ich.
„Wenn sich einige von euch verkleiden, als Ork oder Urukhai ... dann könnten sie uns mitnehmen und vorgeben, sie hätten uns wieder eingefangen. Das wäre eine Möglichkeit ..."
„Die Idee ist wirklich mies", murmelte Legolas.
„Ja, so mies, dass sie glatt funktionieren könnte", sagte ich und ließ meine Augen über die Ebene wandern, ob ich nicht einige Urukhais finden würde.
In Ermangelung besserer Ideen wurde Garafs Vorschlag angenommen und kurze Zeit später liefen wir wieder über die Ebene, um einige unserer Feinde zu finden. Diese zu töten, war eine Sache ... sie aber auszuziehen eine andere. Kurz gesagt, es war scheußlich. Und diese Sachen dann auch noch anzuziehen, war einfach nur abscheulich.
Legolas schnürte gerade meinen Brustpanzer zu und verstaute dann einige Waffen in den Hohlräumen.
„Dann fehlen ja nur noch die Gefangenen ... irgendwelche Freiwillige?", fragte Raug. Wie es nicht anders zu erwarten war, meldete sich mein Vater und schweren Herzens auch Erestor, ebenso wie sämtliche Elben des Goldenen Waldes und Legolas.
„Wenn wir schon hier sind", seufzte Garaf.
„Äh ... Raug?", fing ich an und überlegte mir eine angemessene Formulierung.
„Schon verstanden", seufzte der Eredhrim, „ich bleibe hier und spiele Babysitter für Hobbits und Menschenfrauen ... und Zwerge! Ich wäre euch wahrscheinlich sowieso nur im Weg!"
„Gut ... dass ihr das soo ... ausgeglichen aufnehmt!"
„Entweder so, oder meine Söhne hätten mich bewusstlos geschlagen!"
Die drei blickten betont unschuldig in den Himmel.
Aus der Sicht von Gimli
Ich war überhaupt nicht damit einverstanden zurückzubleiben, musste aber einsehen, dass ich zuviel Aufmerksamkeit auf mich ziehen würde.
So blieb mir nichts anderes übrig, als mit Raug, den Hobbits und Heru den anderen hinterher zu sehen.
„Hoffentlich geht das gut", murmelte Sam und sah gebannt zu, als sie vor dem riesigen Tor stehen blieben. Nach endlosen fünf Minuten öffnete sich das Tor dann einen Spalt breit und unsere Gefährten verschwanden aus unserer Sicht.
Wir anderen suchten seufzend Deckung in einer kleinen Höhle. Lediglich Raug lief wie ein gefangener Tiger auf und ab.
„Setzt euch hin, Elb! Ihr macht mich ganz wahnsinnig!", knurrte ich nach einer Weile.
„Damit hätte ich meinen Lebenszweck dann ja erfüllt", knurrte er unfreundlich zurück. „Es sind ja schließlich auch nicht eure Kinder, die sich freiwillig umbringen lassen wollen!"
„Könnte ich mir bei diesem Vater aber gut vorstellen!"
„Gloínsgör! Wenn ihr mein Kind wärt, dann hätte ich euch gleich nach der Geburt in den Anduin geworfen!"
„Das glaube ich nicht! Immerhin habt ihr ja sogar diesen Erstversuch für perfektionierte Arroganz behalten", giftete ich zurück.
Raug wäre auf mich losgegangen, wenn in diesem Moment nicht Heru dazwischen gegangen wäre."
„Raug ... Süßer! Was hältst du von einem kleinen Spaziergang ... an der ... eh ... frischen Luft? Wenn man das hier so nennen kann!"
„Ja, ja! Schon gut ... ich werde ihm schon nicht gleich den Kopf abreißen! Ich fange unten an!"
„Raug!" Heru baute sich bedrohlich vor ihm auf. „Raus! Und das jetzt sofort! So ein Verhalten vor den Hobbits! Ich bin verdammt noch mal sehr enttäuscht von dir!"
Raug hob eine Augenbraue, ließ sich aber nichts desto trotz von Heru nach draußen schieben.
Immer diese bescheuerten Elben!
Aus der Sicht von Raug
Widerstandslos ließ ich es geschehen, dass Heru mich aus der Höhle schob, ansonsten hätte ich wahrscheinlich ein Blutbad angerichtet.
Zwerge! Die waren doch wirklich für nichts nütze! Und ich verstand auch bei weitem nicht, was Lady Galadriel an diesen abgebrochenen Metern fand. Das würde sich auf Ewig meiner Erkenntnis entziehen.
„Und ich dachte immer alle Elben wären höflich ... zuvorkommend ... echte Kavaliere eben", schnaufte Heru hinter mir. Ich drehte mich schmunzelnd um.
„Heru! Wovon träumst du eigentlich nachts? Wir sind unsterblich ... da müssen wir schon für Abwechslung sorgen, wenn wir nicht komplett verblöden wollen."
„Schon wieder einer meiner Träume zerstört! Du störst dich auch überhaupt nicht an meinen Gefühlen", warf sie mir wütend vor. „Erst verheimlichst du mir jahrelang, dass du ein Elb bist und dann stellt sich auch noch raus, dass du Vater von drei Kindern und seit Ewigkeiten glücklich verheiratet bist!"
„Vier, Heru! Ich habe vier Kinder!"
Sie blickte mich schockiert an. „Mensch noch mal Raug! Deine Frau wird einen dreieckigen Sarg brauchen! Die kriegt die Beine ja gar nicht mehr zusammen!"
„Heru! Nicht solche Obszönitäten über meine Frau", knurrte ich.
„Wieso? Ist doch so! Wie viel hast du ihr eigentlich dafür gezahlt?" Heru tippte sich überlegend an die Unterlippe, während ich mich beim Luftholen gehörig verschluckte. Erst nach mehreren Minuten konnte ich sie durch den Tränenschleier, der sich in meinen Augen gebildet hatte, wieder erkennen.
Sie grinste mich an, wie eine Katze die Maus.
„Reingelegt", rief sie und rannte davon.
Ich blickte stöhnend in den Himmel.
„WAS, verdammt noch mal, habe ich euch getan?", sagte ich vorwurfsvoll und erhielt natürlich wie immer keine Antwort. Seufzend machte ich mich daran diesem Wirbelwind zu folgen, bevor sie sich noch in Schwierigkeiten brachte.
Ich lief um die nächste Felsformation herum ... alles betäubender Schmerz ... tiefste Dunkelheit!
Aus der Sicht von Legolas
Es hatte tatsächlich funktioniert! Wir waren ohne Probleme in den Turm hineingekommen. Das war selbst für meinen Geschmack ein wenig ... zu einfach! Selbst der Lärm, der draußen zu hören war, hielt sich im Turm selber in Grenzen.
Der Haken an der Sache offenbarte sich uns nach wenigen Schritten!
Wir mussten nämlich auf die harte Art herausfinden, dass das Finden und Befreien der Elben nicht sehr einfach werden würde.
DER TURM WAR WIE EIN LABYRINTH ANGELEGT!!!!
„Das darf doch nicht wahr sein", stöhnte Haldir, „wer kommt auf die Idee in einem Turm einen Irrgarten anzulegen?"
„Mal ausnahmsweise kein Zwerg", stellte Garaf fest, der Haldirs Abneigung gegen Zwerge bis ins letzte Quäntchen teilte.
„Ich schlage vor, wir teilen uns auf", murmelte Gandalf. „Nicht weniger als drei in einer Gruppe."
„Haltet ihr das für so eine gute Idee?", wollte Orophin nervös wissen.
„Habt ihr eine bessere?", schnappte Gandalf. „So jung und schon genau so nervtötend wie der Vater."
Ob Orophin einfach nur geschockt war oder noch nicht die Schlagfertigkeit seines Vaters erreicht hatte, erfuhr ich nicht mehr, da Aragorn uns in diesem Augenblick seinen Plan mitteilte.
„Wir werden uns aufteilen!"
„Na, dass ist aber ein eindeutiger Unterschied zu dem anderen Plan! Respekt", murmelte Haldir.
Aragorn ignorierte diesen Einwand und erzählte weiter. „Und zwar in zwei Gruppen zu je vier Personen und in einer Gruppe werden fünf sein."
„Das ist ja wirklich ein hervorragender Plan ... aber wie wollen wir uns hier orientieren?" Diese durchaus berechtigte Frage stammte von Garaf.
„Da hätte ich eine Idee", murmelte Gandalf und öffnete seinen Beutel. „Ich habe hier drei Stücke bunte Kreide! Jede Gruppe nimmt eine Farbe. Damit können wir unseren Weg markieren."
Wenn sich irgendjemand darüber wunderte, dass Gandalf bunte Kreide mit sich rumtrug so sagte doch keiner etwas.
Elrond schnappte sich ein Stück aus der Hand des Istaris und lief dann auf den nächsten Durchgang zu. Erestor folgte ihm seufzend.
„Eh ... ich glaube, ich folge ihnen", murmelte ich.
„Ich komme mit euch", seufzte Garaf und gemeinsam liefen wir den beiden dunkelhaarigen Elben hinterher. Wir schlossen schon sehr bald wieder zu ihnen auf und schlichen dann gemeinsam durch die Gänge.
„Wieso sind hier eigentlich keine Wachen?", murmelte ich leise.
„Wahrscheinlich haben die sich auch alle verirrt", flüsterte Garaf boshaft zurück.
„Wenn ihr nicht irgendwelche der jetzigen Situation dienliche Vorschläge habt dann seit ab jetzt ruhig", zischte Erestor.
„Ich hatte ja eigentlich vorschlagen wollen, dem Lärm zu folgen, den die Dämonen veranstalten, aber das verkneif ich mir jetzt", fauchte Garaf böse zurück.
„Das wäre in der Tat eine sehr gute Idee gewesen, aber sie wird nicht funktionieren", murmelte Lord Elrond sanft, als wir zum wiederholten Male an eine Gabelung kamen.
„Und warum nicht?"
„Lauscht doch", war die schlichte Antwort.
Wir taten genau das und merkten auch sofort, was an dem Plan die Lücke war. Die Geräusche schienen aus beiden Richtungen zu kommen.
„Und jetzt? Welchen Weg nehmen wir?" Diese beiden Wege sahen für mich vollkommen gleich aus.
„Das ist in der Tat eine gute Frage", murmelte Erestor und blickte nachdenklich erst in einen Gang und dann in den anderen.
„Egal welchen, von hinten kommt was", zischte Garaf plötzlich.
„Dann links", rief Erestor und machte mit der Kreide ein kleines Zeichen an die Wand.
„Wieso links?", fragte Garaf verblüfft.
„Weil dort eine Tür ist! Rein da!" Mit diesen Worten schubsten die beiden älteren Elben uns durch die Tür und zogen selbige dann hinter uns zu.
„Ein Grundriss von diesem Turm wäre optimal", murrte der ewig praktisch denkende Halbelbenlord.
„Bloß woher nehmen und nicht stehlen", klagte Erestor und blickte sich interessiert in dem runden Raum um, der bis auf ein einzelnes, leeres Podest vollkommen kahl war.
„Sie sind weitergelaufen", murmelte Garaf plötzlich, der mit einem Ohr an der Tür lauschte.
„Dann lasst uns weitersuchen", verkündete Lord Elrond emotionslos und Garaf öffnete langsam die Tür.
Aus der Sicht von HaldirIch war mit meinen Brüdern und einem der Grenzposten in einer Gruppe. Vor einiger Zeit hatten wir vor ein paar Wachen in einen angrenzenden Raum flüchten müssen und sahen uns jetzt hier aufmerksam um. Er schien als Lagerraum genutzt worden zu sein, denn überall stapelten sich leere Kisten und Käfige.
„Ich frage mich, was die hier gelagert haben", murmelte einer meiner Brüder, während er neben mir durch das Labyrinth aus Kisten lief.
„Scheinbar irgendetwas Lebendes ...", murmelte Celebfîn, der Grenzposten, „die Kisten haben alle Luftlöcher."
„Da vorne ist eine Tür ... wollen wir nachsehen?"
Ich nickte vorsichtig und zusammen schlichen wir uns zur Tür. Einige Minuten später waren wir uns beinahe vollkommen sicher, dass der angrenzende Raum leer war und wir öffneten vorsichtig die Tür.
Wie wir feststellen konnten, war der Raum tatsächlich leer. Aber dafür standen auf zahlreichen Tischen, äußerst kuriose Geräte rum.
Technik! Mein Vater hätte seine helle Freude an diesem Raum.
„Ich frage mich wirklich was die hier gemacht haben", sagte Rumil in meine Richtung, aber ich zuckte nur mit den Schultern.
„So wie ich das einschätze, nichts Gutes!" Diese Theorie verhärtete sich noch als ich einen großen eisernen Kasten näher untersuchte, der verkrüppelte Kadaver von unterschiedlichen Tieren enthielt. Der Anblick schnitt mir mitten ins Herz.
Scheinbar hatte der Istari hier Tierversuche durchgeführt, die aber alle gescheitert waren.
„Was hast du da gefunden?", fragte Orophin und kam näher. „Meine Güte ... ist das scheußlich! Wie kann man nur so was machen?" Mein jüngster Bruder verzog schockiert das Gesicht.
„Keine Ahnung", murmelte ich und ging weiter. Zu meiner linken standen die Labortische – stellenweise rot verschmiert – und zu meiner rechten stapelten sich noch mehrere Käfige. Ich wollte gerade sagen, dass wir diesen Raum verlassen sollten, als ich eine Bewegung in den Augenwinkeln wahrnahm.
Misstrauisch lief ich auf den Käfig zu, in dem ich die Bewegung gesehen hatte und blickte hinein. Der hintere Teil des Behältnisses lag vollkommen im Dunkeln und so dauerte es einen Moment, bevor ich etwas Genaueres sehen konnte.
Aber nach und nach konnte ich die schemenhaften Umrisse eines kleinen, atmenden, zitternden Fellknäuels erkennen.
„Was ist das?", murmelte ich leise und sah wie das kleine Wesen zusammenzuckte.
„Was ist da, Haldir?"
„Ein kleines Tier", rief ich leise zurück und hörte bald darauf wie sich drei Paar Elbenfüße in meine Richtung bewegten.
„Bestimmt eine von diesen Mordor-Ratten", murmelte Celebfîn und spähte ebenfalls in den Käfig.
„Das sieht für mich aber nicht aus wie eine Ratte", widersprach mein jüngster Bruder.
Als würde das Tier merken, dass wir über es sprachen, fing es plötzlich an sich zu bewegen. Das atmende Etwas hob seinen langen, buschigen Schwanz an, den es sich über sein Gesicht gelegt hatte und blickte uns jetzt ängstlich aus schwarzen Knopfaugen an.
Es sah richtig niedlich aus. Überhaupt nicht wie ich mir Tiere aus Mordor vorgestellt hatte. Das Tier hatte kurzes, glänzendes, schwarzes Fell, sehr große Ohren und einen Körperbau so ähnlich wie ein Marder. Um seine Augen waren beigefarbene Fellkreise, und unter dem Bauch war er vollkommen weiß. Dort wo weißes und schwarzes Fell aufeinander trafen, zog sich noch ein beigefarbener Streifen entlang.
„Der ist süß", stellte Orophin überrascht fest.
„Und vollkommen unterernährt", fügte Celebfîn überflüssigerweise hinzu.
Suchend griff ich in meine Hosentasche und holte zwei Haselnüsse hervor. Das war alles, was noch von meinem kleinen Vorrat übrig geblieben war.
Der Mordor-Marder schnüffelte angestrengt in meine Richtung, traute sich aber nicht näher an die Gitterstäbe heran. Vorsichtig legte ich eine von den Nüssen in den Käfig und ging einen Schritt zurück.
Zuerst blieb das Tier misstrauisch hinten im Käfig stehen, aber dann wurde der Hunger zu groß und es flitzte nach vorne und griff sich die Nuss mit seinen Vorderpfoten. Zufrieden setzte es sich auf seine Hinterbeine und futterte die Nuss auf, dann blickte es bittend in meine Richtung. Seufzend hielt ich ihm auch die andere Nuss hin, die sich das Tier jetzt aus meiner Hand schnappte. Während das pelzige Wesen aß und vor Genuss hin und wieder leise, zirpende Laute ausstieß, suchte ich nach einem Schlüssel, um den Käfig zu öffnen. Ich fand schließlich einen, der auf dem Tisch zwischen etwas lag, das verdächtig nach Gedärmen aussah. Angewidert griff ich mit zwei Fingern nach dem Schlüssel und wischte ihn an einem Stück Stoff ab.
Die anderen beobachteten mich ungläubig als ich den Käfig aufschloss und mit einer Hand hineingreifen wollte.
„Haldir! Bist du wahnsinnig? Der könnte dich beißen und wer weiß, was der für Krankheiten hat."
„Ach, stell dich nicht so an", fauchte ich zurück und schüttelte meinen Bruder ab. Ich griff langsam in den Käfig hinein und verhielt mich ganz still. Es dauerte auch gar nicht lange, bis der Mordor-Marder angelaufen kam und an meinen Fingern schnupperte. Dann blickte er mich vorwurfsvoll an – beinahe so, als würde er sagen wollen: Keine Nuss!
„Na, komm her", schnurrte ich vertrauenserweckend, „ich will dich befreien!"
Als würde das Tier jedes Wort von mir verstehen, kletterte es plötzlich auf meinen Arm und von dort auf meine Schulter. Es griff mit seinen zwei Pfötchen in meine Haare und schnupperte wieder ausgiebig. Irgendwann schien das Tier zu beschließen mich zu mögen und stieß seinen Kopf gegen meine Wange, bevor es sich wie ein Pelzkragen auf meinen Schultern hinlegte.
Ich hob einen Arm und kraulte seinen Kopf, woraufhin es wieder die kleinen Zirplaute ausstieß.
„Ich frage mich, ob Ada mir erlaubt, dich zu behalten", philosophierte ich lächelnd. Ich hatte lange kein Haustier mehr gehabt.
Die drei anderen starrten mich mit offenen Mündern an.
„WAS?", fauchte ich.
„Nichts ... gar nichts!", versicherten mir die anderen drei im Chor.
Aus der Sicht von Pallando
Zufrieden lächelnd blickte ich aus dem Fenster. Einer meiner Trupps schleppte gerade einen bewusstlosen Elben und eine zeternde Hure in meinen Turm. Es konnte gar nicht besser laufen. Aber bevor ich mit der eigentlichen Arbeit beginnen wollte, hatte ich Lust mich noch ein kleines bisschen zu amüsieren.
Gemütlich schlenderte ich zu einer großen Kugel in der Mitte des Raumes. Sie war so ähnlich wie ein Palantirî ... nur viel besser für meine Zwecke geeignet. Diese Kugel zeigte mir alles was in meinem Turm vorging, wenn ich es wollte. Und jetzt gerade wollte ich wissen wie es dem Ungeziefer ging, das in meinen Turm eingedrungen war. Eine sanfte Berührung mit meinem Zeigefinger und die Kugel zeigte mir die Störenfriede.
„Sie haben sich also in Gruppen aufgeteilt", murmelte ich, als mir vier Elben gezeigt wurden, zwei davon mit dunklen Haaren, „das heißt mehr Spaß für mich!"
Die Gruppe, die mir gezeigt worden war, schien sich scheinbar über den Weg zu streiten.
„Elrond! Wir sind hier schon dreimal langgekommen", sagte der andere dunkelhaarige Elb langsam genervt. Interessiert beobachtete ich den anderen Elben. Das war also Lord Elrond. Interessant.
„Aber hier ist nirgends ein Zeichen an der Wand", erwiderte Elrond ebenfalls genervt.
„Mir kommt diese Gegend aber auch ziemlich bekannt vor", murmelte ein blonder Elb.
„Das wird höchstwahrscheinlich daran liegen, dass hier alles gleich aussieht, Prinz Legolas", murmelte der andere blonde Elb ruhig.
„Das könnte stimmen, Garaf", erwiderte der Prinz etwas mutlos.
„Dann lasst uns jetzt einfach links runter gehen", seufzte Elrond, „irgendwo werden wir schon ankommen!"
Ich rieb mir die Hände. Ja! Links! Das würde ein Spaß werden.
Sie waren bereits einige Schritte gelaufen, als ich mit meinem kleinen Spiel begann.
Der Prinz blieb plötzlich stehen und lauschte. „Hört ihr das auch?"
„Was?"
„Dieses Grummeln!"
Die anderen blieben ebenfalls stehen und lauschten jetzt.
„Jetzt wo du es sagst, höre ich auch etwas", murmelte Garaf und drehte sich um die Quelle des Geräusches ausfindig zu machen.
„Es hört sich an als würde es näher kommen!"
Mein Grinsen wurde immer breiter! Gleich! Gleich, müssten sie es erkennen können. Und tatsächlich versteifte Elrond sich plötzlich.
„Lauft ... Lauft!", schrie er plötzlich und wirbelte herum. Die anderen wollten fragen, was ihn so in Aufruhr versetzte, als sie die riesige Felskugel auch schon kommen sahen.
Ich lachte laut auf als die vier Elben vor der immer näher kommenden Felskugel flüchteten. Es würde nur eine Frage der Zeit sein, bis die massive Kugel sie eingeholt hatte und das Ende der Elben kommen würde.
„Schneller!", keuchte Garaf und schubste den Prinzen vor sich.
„Ich lauf doch schon so schnell ich kann", fauchte der Prinz.
„Dann schubs die beiden vor dir", grummelte er zurück.
„Eine Sackgasse!", ächzte plötzlich einer der beiden dunkelhaarigen Elben.
„Da! Nischen!", schrie Elrond und drückte sich in eine der Vertiefungen. Die anderen Elben taten es ihm nach und nur Sekunden später rollte die Kugel haarscharf an ihnen vorbei und prallte gegen die Wand des Turmes. Die Erschütterung konnte ich selbst in diesem Raum spüren.
Die Felskugel durchbrach die Wand, als wäre sie aus morschem Holz. Von meinem Beobachtungspunkt aus, konnte ich erkennen, wie sich große Risse, durch den Boden, die Decke und die Wände fraßen. Dann begannen sie wegzubröckeln, erst langsam, dann immer schneller.
Elrond schien die Gefahr der Situation auch zu erfassen, da der Boden unter seinen Füßen von Rissen durchzogen war wie Moria von Mithriladern. Langsam wollte er weiter in den Gang zurücklaufen zu den anderen drei Elben, die schon warteten - bereit zuzugreifen, falls der alte Elbenlord tatsächlich fallen sollte.
Das konnte ich nicht dulden! Denn im Moment sah es so aus, als würde der Halbelb tatsächlich zu seinen Begleitern gelangen. Aber dann geschah etwas Unerwartetes. Der ganze Turm begann zu beben.
Elrond blieb nicht mal mehr die Zeit für einen Sprung nach vorne, als die Bodenplatte unter lautem Getöse unter seinen Füßen wegbrach. Unter den ungläubigen Blicken der Elben stürzte er aus dem 45. Stock des Turmes in die Tiefe.
„ELROND!" Der andere dunkelhaarige Elb sprang nach vorne und wäre ebenfalls aus dem Turm gestürzt, wenn ihn die beiden anderen nicht rechtzeitig gepackt hätten.
„Lord Erestor, das bringt nichts! Wir müssen hier weg ... die Decke wird auch jeden Augenblick einstürzen", stellte Garaf fest.
„Ja", murmelte ich finster, „und zwar genau jetzt!"
Mit einem zufriedenen Lächeln beobachtete ich wie erst Staub auf die Elben rieselte und dann ... beinahe ohne Vorwarnung die gesamte Decke. Binnen weniger Sekunden waren die verbliebenen Elben vollkommen in ihrem steinernen Grab verschwunden.
Zehn Minuten blickte ich noch voller warmer Zufriedenheit auf die Trümmer, die zu einer plötzlichen Grabstätte geworden waren. Als sich dann nichts regte, richtete ich mein Hauptaugenmerk auf eine von den zwei anderen Gruppen.
Vier blonde Elben, drei von ihnen kannte ich sogar. Es waren die Gören, die eigentlich als Schlangenfutter gedacht waren. Was könnte ich denn mit denen anstellen?
„Da muss doch irgendwo dieses nette Fallgitter sein ..."
Die vier liefen langsam vorwärts, immer auf mögliche Gegner bedacht, die aus dem Nichts auftauchen könnten. Schließlich waren sie soweit vorgedrungen, dass ich das Gitter vor ihnen im Boden bereits ausmachen konnte.
„Da ist ein Gitter!", stellte einer von den zwei gleich aussehenden Elben fest.
„Ach was!", antwortete sein Bruder. „Das hätte ich ohne deine Hilfe überhaupt nicht bemerkt."
„Rüberspringen können wir auf jeden Fall nicht. Das Ding ist gut und gerne sechs Meter breit."
„Wenn wir nicht umkehren wollen, müssen wir wohl oder übel rüberlaufen", murmelte der Elb namens Celebfîn.
„Na dann, nach dir, teurer Freund!" Rumil verbeugte sich und ließ dem anderen Elben den Vortritt. Dieser lief langsam mit kleinen Schritten und äußerst unglücklichem Gesichtsausdruck über die Gitter. Die anderen folgten ihm ebenso vorsichtig und blickten ein Mal nach unten, nur um dann mit angewiderten Gesichtsausdrücken wieder nach oben zu schauen. Ich wusste sehr gut, was sich dort unten befand. Diverse Knochen von Orks und Menschen ... vielleicht noch die ein oder andere halbverweste Leiche und sehr viel Ungeziefer. Der jüngste von ihnen verzog angewidert das Gesicht und beschleunigte seine Schritte.
Drei von ihnen waren gerade in der Mitte angekommen, als ich an dem Seil zog, der den Mechanismus auslösen würde. Augenblicklich klappten die Gitter nach unten weg und ließen die Elben in die drei Meter tiefe Grube stürzen.
Der jüngste von ihnen schaffte es aber noch mit einem Hechtsprung die gegenüberliegende Seite zu erreichen. Dort hing er nun von der Kante herab und versuchte mühsam seinen Körper über die Kante zu ziehen. Er schaffte es auch, da in diesem Moment die zwei Gitter wieder nach oben gingen und so ein Entkommen aus der Grube unmöglich machten.
„AUTSCH! Verdammt! Ich habe mir die Finger geklemmt!" Der übriggebliebene Elb rollte sich auf den Rücken und hielt sich seine Hand.
„Orophin", kam eine genervte Stimme aus der Grube, „ich glaube, wir haben hier ein größeres Problem als deine gequetschten Finger!"
„GENAU! Hol uns hier raus!"
„Jetzt regt euch ab", Orophin krabbelte auf alle viere und blickte durch das Gitter nach unten, „es ist ja nicht so, dass Wasser in die Grube läuft!"
Wasser! Aber natürlich! Das hatte ich ja ganz vergessen. Ein weiteres Ziehen an einem anderen Seil und am oberen Rand der Grube öffneten sich zehn runde Klappen aus denen sofort schmutziges Wasser aus dem Nurnenmeer floss.
„OROPHIN!" Die drei Elben blickten erbost nach oben.
„Du und deine große Klappe!"
„Tut mir leid", wimmerte der kleine Elb und steckte sich verlegen zwei Finger in den Mund.
„Hör auf zu wimmern und finde einen Weg, um uns hier herauszuholen!", schrie Haldir nach oben.
Das Wasser in der Grube stieg unaufhaltsam an und brachte die vielen Spinnen und Käfer dazu die Elben hinauf zu klettern, um nicht ertrinken zu müssen.
Ungefähr zehn Minuten, schätzte ich, dann wäre die Grube voll.
Die drei Elben tasteten derweil die Wände ab, um dort einen Weg in die Freiheit zu finden, aber es gab keinen. Derweil suchte Orophin außerhalb des Lochs nach einem Mechanismus, um die anderen befreien zu können.
„Orophin ... bitte beeil dich! In deinem eigenen Interesse ... ich möchte nämlich wirklich nicht in deiner Haut stecken, wenn du unseren Eltern erzählen musst, was mit uns passiert ist!"
„Bei Eru! Ich beeil mich doch", fauchte er zurück, „aber hier ist einfach nichts!"
Den Elben ging das Wasser mittlerweile bis zum Hals. Noch ein paar Minuten und sie mussten schwimmen.
Haldir stellte sich auf die Zehenspitzen und hielt eine dieser marderähnlichen Kreaturen so nah wie möglich an das Gitter. Das Tier sprang mit einem Satz hoch und kletterte zwischen den Gitterstäben nach oben. Sofort lief es an den Wänden entlang und schnupperte hier und da.
„Ganz toll, Haldir! Jetzt hast du jedenfalls diesen Fellball gerettet", spottete Rumil, der jetzt wirklich schon schwimmen musste. Der genannte Fellball setzte sich jetzt auf die Hinterbeine und drückte mit seinen Pfoten gegen einen Stein, während er ein markerschütterndes Quietschen ausstieß. Dieses Biest hatte doch tatsächlich den Mechanismus gefunden, mit dem man die Gitter anheben konnte. Aber der Elb schien keine Notiz von ihm zu nehmen. Auch ein weiteres Quietschen blieb unbeachtet.
„Orophin! Ich glaube Haldirs Mordor-Marder hat was gefunden! Geh mal nachsehen", rief Celebfîn aus der Grube.
„Wird wahrscheinlich sowieso nur ein Wurm sein", murrte der Angesprochene und ging neben dem Tier in die Hocke. Leider bemerkte er auch sofort den losen Stein und zog ihn vollends aus der Wand.
„Ihhh ... Oh ... warum ..."
„Orophin, was ist?"
„Nun, ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für euch! Die gute ist, der Mordor-Marder hat den Hebel gefunden ... und die schlechte ... er wird bewacht!"
„Wenn er nicht von einem Balrog bewacht wird, dann leg diesen verdammten Hebel um, Orophin", schrie Haldir, der sich mittlerweile mit seinen Fingern an den Gittern festhalten musste, genau wie die anderen.
„Aber ... aber ... das sind Schlangen!"
„Welche Farbe?", rief Celebfîn und versuchte etwas Luft durch die Gitterstäbe zu erhaschen.
„Grau ... mit ... braunen Streifen! Und ungefähr zwanzig Zentimeter lang."
„Die ... die sind ... nicht giftig ...", prustete Rumil, „die können dich höchstens ... chrch ... beißen!"
„Aber das sind Schlangen!", wiederholte Orophin und blickte zwischen Hebel und Grube hin und her.
Von seinen Brüdern und dem anderen Elben sah er jetzt nur noch die Hände, die verzweifelt an den Gittern rüttelten.
Er blickte angeekelt auf die Tiere vor sich und streckte dann langsam eine Hand aus. Als seine Fingerspitzen eins der Tiere berührten, zuckte er angewidert zurück. Beim zweiten Versuch schloss er die Augen und regelmäßige Schauer liefen durch seinen Körper, bis er endlich den Riegel zu fassen bekam und ihn umlegte. Sofort zog er seine Hand zurück und schüttelte sich. Nachdem der anfängliche Ekel überwunden war, krabbelte er zu der Grube, deren Gitter sich jetzt langsam senkten.
Für einen Moment verschwanden die Hände der Gefangenen und Sekunden später durchbrachen drei Köpfe die Oberfläche. Die drei Elben husteten und prusteten während sie aus dem Wasser kletterten und rangen erschöpft nach Atem.
Das war jetzt ganz und gar nicht in meinem Sinne.
„Das ... hat ... hrch ... verdammt lange gedauert, Bruderherz", keuchte sein Zwilling nachdem er wieder etwas Atem geschöpft hatte.
„Ein einfaches Danke hätte auch gereicht, Bruder!", fauchte Orophin verärgert zurück. „Immerhin habe ich nur für euch meine Hand zwischen Schlangen gesteckt!"
„Wir wissen dieses Opfer zu würdigen", hauchte Celebfîn immer noch leicht atemlos.
Ich blickte noch einmal auf den Elben, der damit beschäftigt war den Marder zu streicheln und widmete mich dann ärgerlich den vielen Seilen und Ketten, die von meiner Decke hinab hingen.
Die vier waren immer noch im Erdgeschoss. Es dürfte ein leichtes für mich sein, diesen verdammten Gang vollständig zu fluten. Ich musste nur die richtige Kette finden. Und dann war ein für allemal Schluss mit diesen Nervensägen.
„Wo, verdammt noch mal! Sie muss ziemlich rostig ... ah! Da ist sie ja!" Mit einem Ruck zog ich die Kette vollständig nach unten und im nächsten Moment wurde lautes Brausen an meine Ohren herangetragen.
Die Vier in dem Gang setzten sich auch ruckartig auf.
„Hört ihr das?", fragte einer leicht panisch.
„Hört sich an wie Wasser ... und davon habe ich eigentlich erst mal genug", stellte Haldir fest und stand auf. Im selben Augenblick rauschte das Wasser in einer gewaltigen Welle in den Gang, durch den sie gekommen waren.
„Oh Eru! Lauft!"
Haldir schnappte sich noch den Marder vom Boden und rannte dann den anderen hinterher. Ich beobachtete dieses Schauspiel regungslos. Sie rannten direkt in eine Sackgasse ... genau wie ich es wollte.
„Hier geht's nicht weiter", fiepte der jüngste Elb plötzlich und suchte panisch die Wand nach einer Tür ab, während die Wassermassen immer näher kamen.
„Was du nicht sagst", fauchte sein Zwilling zurück, der sich ebenfalls nach einer Fluchtmöglichkeit umsah.
Vier Elben standen jetzt mit dem Rücken zur Wand und blickten mit Hoffnungslosigkeit in den Augen auf die Wassermassen, die unaufhaltsam näher kamen. Die Zwillinge hielten sich an den Händen und blickten weg, als das Wasser über ihnen zusammenbrach und sie vollkommen einschloss.
Binnen weniger Sekunden stand der gesamte Gang bis zum Rand unter Wasser. Hin und wieder konnte ich noch die Haare der Elben erkennen, aber alleine dieser Anblick langweilte mich sehr schnell und ich suchte mit meiner Kugel die verbliebende Gruppe.
Den Gang würde ich eine Weile überflutet lassen. Ich brauchte ihn ohnehin nicht und außerdem war ich mir auch nicht wirklich sicher, wie lange Elben die Luft anhalten konnten.
Die andere Gruppe bestand aus fünf Personen. Drei Elben, sowie ein Mensch und ... Gandalf! Ein heimtückisches Lächeln erschien auf meinen Lippen. Gandalf ... genau die Person, die ich jetzt noch brauchte.
Ich rief den Diener hinein, der immer vor meiner Tür stand.
„Nonac!" Der Ork erschien sofort.
„Ihr habt mich gerufen, Meister?"
„Ja, schick einige Krieger in den linken Gang im 30. Stockwerk. Dort sind Eindringlinge. Einer von ihnen ist sehr alt ... ein Istari, so wie ich! Ich brauche etwas von seinem Blut! Besorg es mir!"
Mit einer angedeuteten Verbeugung verschwand der Ork und ich verfolgte weiter das Geschehen in meiner Kugel. Ich brauchte nur ein wenig Blut von ihm. Das würden diese Idioten ja wohl auf die Reihe bekommen.
Nur wenige Augenblicke später waren die Eindringlinge von Kopfgeldjägern und Orks umstellt. Ich hatte die Arbeit der Kopfgeldjäger durchaus schätzen gelernt, denn im Gegensatz zu den Orks, konnte man sich auf ihre Arbeit voll und ganz verlassen. So auch jetzt.
Es war ein äußerst ungleicher Kampf. Da die Kopfgeldjäger offene Kämpfe nach Möglichkeit vermieden. Deswegen setzten sie ihre Feinde jetzt auch mit vergifteten Pfeilen außer Gefecht. Die Kopfgeldjäger hatten ihren Opfern einen Hinterhalt gestellt, von dem sie die Eindringlinge mit dem sehr schnell wirkenden Gift beschossen. Wie Eintagsfliegen fielen die Elben, der Mensch und der Istari um.
Der Anführer der Kopfgeldjäger trat vor und schnitt Gandalf mit seinem Messer die Pulsadern auf. Die rote Flüssigkeit sammelte er in einer Schale. Als sie voll war, zogen er und seine Männer sich zurück. Die Orks würden die anderen entsorgen.
Ich wusste, dass sie die Körper im Nurnenmeer verschwinden lassen würden. Eine weitere Mahlzeit, für das dort hausende Ungeheuer.
O o o O
Öhm … okay, was mich jetzt da geritten hat, weiß ich auch nicht so recht …ah doch, zu viele Darsteller! Die mussten drastisch reduziert werden! Ich hoffe euch stört das nicht! ;-)
Und weil ich dann auch noch zu furchtbar gemein bin, gibt es heute nicht einmal eine Vorschau! Sorry.
Aber ich bin natürlich über Reviews, Beschwerden etc. wie immer sehr glücklich! Bringt meinen Briefkasten zum explodieren! J
dorli: Ich werde wirklich versuchen bis Weihnachten ein neues Kapitel hoch zuladen!
