Kapitel 21: Hals über Kopf

Oh ... ich gebe es zu ... ich traue mich schon fast gar nicht mehr hier her. Ich sollte mich wirklich schämen. Aber dafür sitze ich jetzt um halb drei vor dem Computer und schreibe das Kapitel fertig, damit ich es gleich noch hochladen kann. Wenn mich lässt. Das hier ist übrigens das vorletzte Kapitel.

Elliot: Es geht mir nicht so sehr um die Lobeshymnen (obwohl die als Nebeneffekt auch ganz nett sind) sondern mehr darum zu wissen, dass meine Geschichte gelesen wird. Es ist nicht sehr schön, wenn man sich soviel Arbeit mit etwas macht und dann merkt, dass es niemanden interessiert.

Hmm ... und ich freue mich, dir mitteilen zu können, dass alle deine Fragen in diesem Kapitel beantwortet werden. Übrigens ... ich glaube in Mittelerde gibt es kein Vermummungsverbot! Was sollten denn sonst auch die ganzen Kopfgeldjäger machen! ;-)

Turquenione: Beeilen? Ich schwöre ... ich habe mein Bestes versucht! Aber erst war das Kapitel nicht fertig, dann gefiel es mir nicht, zwischendurch geht es noch zu meiner Betaleserin und dann wollte mein Internet nicht! Ich hoffe, du freust dich trotzdem.

Lady-of-Gondor: spezielle Anmerkung: zwischendurch und am Ende des Kapitels das Atmen nicht vergessen! Ein ... Aus ... Der große Wurm ist übrigens endgültig Matsch! Der kommt nicht wieder. Im Wasser kreucht also was anderes herum. Viel Spaß beim Rausfinden! ;-)

serena: Bin gut ins neue Jahr gerutscht ... auch wenn das jetzt schon drei Monate her ist ... meine Güte, das darf ich gar nicht erzählen! Übrigens ... tolle Eingebung was das Ziel der Pfeile angeht ... mal schauen ob's stimmt!

Susi: Das darfst du auch ruhig häufiger sagen. Aber ich glaube, ich muss dich ein wenig traurig stimmen. Dieses Kapitel ist nämlich das Vorletzte.

Melethil: Du täuschst dich nicht. Die Neckereien zwischen Legolas und Raug wurden etwas zurückgeschraubt. Unter anderem, weil sie nicht mehr so oft zusammen sind ... und weil es nicht mehr zu den Handlungen passte. Aber ich versuche sie noch wieder einzubauen. Und ich erbarme mich deiner ... nach drei? Reviews wird's auch langsam mal Zeit, oder? Dickes Sorry!

LocaInferna: Hi! Wie geht's dir? Wie läuft das Studium? Deine Mitbewohnerin ... und jetzt sag nicht auf zwei Beinen. Freut mich, dass Ithil Herus kleine Spezialeinlagen so gefallen haben ... Ich glaube, ihr Beruf bringt solche Dinge eben mit sich. Elb ist sicher schmackhafter als faltiger Istari ... das wissen auch Orks, aber na ja ... irgendwie brauche ich den Elben noch. Der kann also nicht gefressen werden.

dorlimaus: Keine Sorge, bei mir wirst du fast immer aufgeklärt. Auch über das Ungetüm im Wasser. Zu dem Glück ... tja, wenn die immer alle Glück hätten, dann wären die Kapitel nur halb so spannend ... das ist doch auch nichts. ;-) Und ich werde wirklich versuchen wieder mehr Anspielungen in die Beziehung zwischen Raug und Legolas zu bringen ... aber im Moment passt es nicht! Ich finde einfach keinen Platz dafür. Sorry. Vaterrolle ... nicht immer Raugs Lieblingsrolle ... bei den Kindern ... nicht wirklich ein Wunder.

Aus der Sicht von Erestor

Das hielt man ja im Kopf nicht aus!

In meinem ganzen Leben war ich an einem einzigen Tag noch nie in so viele Schwierigkeiten auf einmal geraten! Kaum war man einer Gefahr mehr schlecht als recht entkommen, da erwartete einen auch schon die nächste. Diesmal in Form von vielen spitzen Pfeilen, die auf uns zu flogen.

Ganz instinktiv wollte ich mich ducken, um den Geschossen zu entgehen, aber Raug hielt mich fest.

„Bewegt euch nicht!", zischte er.

„Bist du wahnsinnig?", knurrte ich, während ich versuchte ihn nach unten zu drücken, aber Raug blieb standhaft. Und dann war sowieso alles zu spät.

Der Pfeil schoss einen Millimeter an meinem Ohr vorbei.

Zeit um mich zu wundern hatte ich allerdings nicht, denn in diesem Moment ertönte direkt hinter uns ohrenbetäubendes Geschrei. Wir drehten uns alle langsam um und starrten direkt auf ein riesiges Ungeheuer, das seine Fangarme über uns ausgebreitet hatte.

„Sieht ein bisschen aus, wie der Torwächter von Moria", stammelte Legolas nachdem er sich wieder gefasst hatte.

„PFEILE LOS!" Die Stimme ertönte ein zweites Mal und innerhalb weniger Sekunden sausten wieder Hunderte von Pfeilen nur haarscharf an uns vorbei und die Kreatur zuckte zurück. Dieses Lebewesen erinnerte mittlerweile ein wenig an eines der Nadelkissen, die Arwen immer benutzte, dachte ich nüchtern.

„LAUFT!" Die Stimme zog meine Aufmerksamkeit wieder auf die Geschehnisse vor uns. Ungefähr zwanzig der vermummten Gestalten rannten jetzt auf uns zu. Zehn von ihnen stürzten sich mit gezogenen Schwertern auf unseren anhänglichen Freund, während zwei von ihnen nach Raug griffen und ihn stützten, während sie aus dem Wasser liefen. Die verbliebenen acht flankierten unseren Rückzug aus dem Wasser.

Legolas und Garaf blickten etwas ratlos auf mich, während wir den Männern folgten. Mein Erstaunen wuchs ins Unermessliche als ich feststellte, dass sie hier offensichtlich ihr Lager aufgeschlagen hatten. Nachdenklich musterte ich die schwarzen Zelte und blieb unbewusst an einem sehr großen hängen, das in der Mitte stand. An einer Stange wehte eine schwarze Fahne mit silbernen Stickereien, die mir ziemlich bekannt vorkamen. Und plötzlich fiel mir auch ein, wo ich dieses eigentümliche Muster schon einmal gesehen hatte. An Raugs Waffen. Das hier waren Eredhrim!

Mir blieb nicht die Zeit, um diese Erkenntnisse meinen Begleitern mitzuteilen, da wir vor den Anführer der Männer gebracht wurden, eine große, vermummte Gestalt, die um bessere Übersicht zu haben auf einem Felsen stand. Als wir heran kamen hüpfte die Gestalt von ihrem Aussichtspunkt und stellte sich vor Raug. Dort nahm sie ihre Kopfbedeckung ab und das Tuch, das ihr Gesicht verbarg. Zum Vorschein kam – eine Frau! Eine Frau mit pechschwarzen Augen.

„Mae govannen, gwanunig!" Prinz Legolas wurde plötzlich von einem Hustenkrampf heimgesucht, als er diese Begrüßung hörte und auch meine Augenbrauen wanderten nach oben.

„Tag auch, Muriel!", krächzte Raug und sah der gleichgroßen Frau in die Augen, die ihn jetzt kritisch musterten.

„Bruderherz ... verzeih, wenn ich so direkt bin ... aber du siehst äußerst bedauerlich aus!"

„Da..." Raug konnte nicht zu Ende sprechen, da in diesem Moment ein ohrenbetäubender Knall gefolgt von einem gewaltigen Beben in Erscheinung trat. Mit halben Ohr hörte ich die Schreie der anderen Elben, nach denen wir in Deckung gehen sollten, sah wie zwei Elben Raug auf den Boden warfen und sich selber über ihn, um ihn zu schützen und dann sah ich auch schon die ersten Felsbrocken in unserer Nähe nieder regnen.

Genauso schnell wie der harte Niederschlag begonnen hatte, hörte er jedoch auch schon wieder auf. Zögernd blickte ich auf und bemerkte so auch, wie das Leben wieder in die anderen Eredhrim zog. Die Frau, die uns begrüßt hatte, sprang als erste auf und sah sich um.

„Seht nach den Verletzten und bringt meinen Bruder in ein Zelt. Alle anderen, die nichts zu tun haben, suchen die Umgebung nach Dämonen ab."

Zögerlich erhob ich mich und sah in die Richtung des Turmes. Aber da waren nur noch ein riesiges Loch in der Landschaft, verrußte Steine und dicker, schwarzer Qualm. Schockiert schloss ich die Augen. Die armen Elben.

Es war alles umsonst gewesen. Einfach alles. Ich war kurz davor den nächstbesten Gegenstand kurz und klein zu schlagen. Wir waren von Lorien aufgebrochen, hatten uns durch Mordor gequält, Maden gegessen, waren Sandhaien entkommen, die Decke eines Turmes war auf uns drauf gefallen ... und DAS ALLES WAR VOLLKOMMEN UMSONST GEWESEN!

Neben mir blickten Prinz Legolas und Garaf genauso erschüttert auf die Trümmer des ehemals riesigen Turms.

„D-das glaube ich einfach nicht", hauchte Garaf und stolperte fassungslos einen Schritt nach vorne.

Um uns herum liefen die Eredhrim langsam auf die Trümmer zu und suchten dort nach Überlebenden. Zwei der Eredhrim jedoch brachten Raug in ein Zelt, auf dessen Fahne eine Schlange und ein Schwert gestickt waren – das Zelt des Heilers.

Ganz in unserer Nähe bemerkte ich jetzt einen Elben, der vollkommen erstarrt auf die Trümmer blickte. Ich brauchte einen Moment, um ihn zu erkennen. Mein Gehirn schien nicht wahrhaben zu wollen, was ich dort sah. Elrond! Und ganz in seiner Nähe befanden sich die anderen.

„Dem Himmel sei Dank", seufzte ich, „jedenfalls ein kleiner Lichtblick." Ich wollte auf meinen Lord zu laufen, aber der schien mich gar nicht zu bemerken, sondern lief mit glasigen Blick an mir vorbei. Schweren Herzens blickte ich ihm nach und sah wie er sich in einiger Entfernung von dem Lager auf einen Stein niederließ und hoffnungslos auf die Trümmer des Turms blickte. Elrond senkte nach einem kurzen Augenblick den Kopf und fuhr sich mit der Hand über die Augen. Kurze Zeit später begannen seine Schultern kaum merklich zu beben – er weinte.

Seufzend wendete ich mich dann den anderen zu. Sie waren alle ziemlich nass aber sonst unversehrt, bis auf Mithrandir, der dicke Verbände an seinem Handgelenk hatte und blasser als normal aussah. Lediglich der Zwerg und die Hobbits waren trocken geblieben.

Die Zwillinge von Raug waren damit beschäftigt sich gegenseitig irgendwelche Grünpflanzen aus den Haaren zu zupfen, während Haldir einfach nur düster auf den Boden blickte und dabei geistesabwesend irgendein Tier streichelte.

„Was ist denn mit euch passiert?", fragte Garaf, der mir mit Prinz Legolas gefolgt war.

„Wir haben genau wie ihr ein unfreiwilliges Bad im Nurnenmeer genommen und sind von diesen Elben rausgefischt worden", erklärte Haldir hilfsbereit aber ohne aufzusehen.

Die Zwillinge waren da schon etwas gesprächiger.

„Sie haben versucht uns in dem Gang zu ertränken. Aber die Wand war nicht stabil genug. Sie gab unter den Wassermassen nach und als wir schon fast glaubten, das wäre das Ende sind wir ins Nurnenmeer gespült worden."

Weitere Fragen, die mir auf der Zunge lagen, wurden durch wütende Schreie erstickt, die aus dem Zelt des Heilers drangen.

„Himmeldonnerwetternochmal! Könnt ihr denn nicht aufpassen?"

„Ich würde aufpassen, mein Fürst, aber so wie ihr rumzappelt, könnte euch nicht einmal ein Troll ruhig halten!", giftete eine unbekannte Stimme zurück. „Und jetzt seid mal so gut und stellt euch hin!"

Raug kam dieser Aufforderung offenbar nach, da man im nächsten Moment nur ein ohrenbetäubendes Knacken hörte und dann einige Flüche aus Raugs Mund, die ich seit meiner Kindheit nicht mehr gehört hatte und die absolut nicht salonfähig waren. Nur wenige Minuten später stolperte Raug wütend aus dem Zelt, wurde aber sofort von einer behandschuhten Hand wieder hineingezogen.

„Von wegen! Ihr bleibt hier", ertönte wieder die Stimme des Heilers. „Ihr müsst euch ausruhen! So ein Blutverlust kann stärkere Männer als euch umbringen! Und jetzt hinlegen oder ich helfe nach!"

Nach fünf Minuten kam der Heiler händereibend aus dem Zelt gelaufen. Was seine Größe anging, stand der Mann Raug in nichts nach, stellte ich fest.

„So, haben wir noch einige Verletzte?" So schnell, dass ich es beinahe überhaupt nicht wahrnahm, rückten die anderen weg, so dass nur noch ich in der Nähe des Heilers stand. Dieser bemerkte mich natürlich und ließ seine Augen über meinen rechten Arm wandern.

„Der ist gebrochen!"

„Was sie nicht sagen", erwiderte ich spöttisch. Mein Arm hing in der Tat in einem so merkwürdigen Winkel von meinem Körper herab, dass er gar keinen anderen Schluss als einen Bruch zuließ.

„Solche Patienten habe ich gern! Auch noch frech werden. Los mitkommen! Das muss behandelt werden!" Mit diesem Worten packte der Heiler meinen linken Arm und zog mich in das Zelt hinein.

„Hinsetzen!" Mit einem Schubs landete ich auf einem Stuhl und blickte mich erst mal verdattert um. Auf einer Liege in der hinteren Ecke des Zeltes lag Raug. Auf den ersten Blick dachte ich, dass er tot wäre, aber dann fielen mir eine Schale und ein feuchtes Tuch in seiner Nähe auf, von denen ein penetranter Geruch ausging.

„Ihr habt ihn betäubt?", fragte ich schockiert.

„Natürlich! Oder kennt ihr eine andere Möglichkeit seinen Hintern im Bett zu behalten?" Und dann begann übergangslos die schrecklichste Behandlung, die ich je erlebt hatte.

Aus der Sicht von Legolas

Gerade zuckte ich unter einem wütenden, schmerzvollen Aufschrei von Erestor zusammen, der aus dem Zelt drang.

„Diese ... Eredhrim ... scheinen ziemlich radikal zu sein", bemerkte ich vorsichtig.

„Rabiat trifft es eher", verbesserte Haldir düster, der eine Platzwunde auf seiner Stirn hatte und offensichtlich auch schon in den Genuss des Heilers gekommen war.

OoO

Mehrere Stunden später saßen wir immer noch in der Nähe des Heilerzeltes, ohne dass irgendein anderer Eredhrim von uns Notiz genommen hätte. Lord Erestor befand sich mittlerweile auch wieder in unserer Gesellschaft, worüber er mehr als froh war; nur Lord Elrond saß immer noch auf dem Stein und starrte auf die Überreste des Turmes ohne sich zu bewegen.

„Wenn ich diesen verdammten Heiler in die Finger kriege, drehe ich ihm den Hals um", knurrte plötzlich eine bekannte Stimme ganz in unserer Nähe. Wir blickten auf und sahen Raug aus dem Zelt treten, der sich sichtlich verärgert über den Mund wischte und dann mit blitzenden Augen nach jemandem Ausschau hielt. Er trug jetzt eine schwarze Tunika von der ein Ärmel nutzlos an seiner Seite hinunterbaumelte. Durch die nicht vollkommen geschlossenen Haken an dem Kleidungsstück konnten wir sehen, dass der Heiler offenbar Raugs verletzten Arm mit Verband an seinem Körper fixiert hatte.

„Ada!" Raug blickte erstaunt nach unten und lächelte als er seinen Sohn erkannte.

„Dem Himmel sei Dank", murmelte er erleichtert, als er den Sprecher erkannte. Orophin sprang auf und umarmte seinen Vater, der erwiderte die Umarmung zwar, rümpfte aber augenblicklich die Nase und verzog sein Gesicht.

„Warum bist du ...", er blickte die anderen an und verbesserte sich, „warum seid ihr so nass?" Raug beugte sich runter und zog eine Alge aus Haldirs Hemd heraus.

„Wir sind ins Nurnenmeer gefallen ... oder geworfen worden", ergänzte Rumil mit einem Blick auf Aragorn.

Raugs Augenbrauen wanderten in die Höhe.

„Und hier hat es niemand für nötig gehalten euch trockene Sachen zu geben?", knurrte er gefährlich leise und mit einem Seitenblick auf Heru, die schon gewaltig angefangen hatte zu schlottern.

„Muriel!"

„Keif nicht so, Bruder! Ich bin ja schon hier!" Die Besitzerin der Stimme kam jetzt um ein Zelt herumgelaufen und blieb direkt vor uns stehen.

Raug packte sich mit zwei Fingern an der Nasenwurzel.

„Ich glaub ... ich kriege Migräne", seufzte er. Die Frau kicherte undamenhaft und stellte sich neben Raug. Einen Arm legte sie um seine Taille und ihren Kopf legte sie auf seiner Schulter ab.

„Haldir, Rumil, Orophin ... und der ganze Rest … darf ich vorstellen? Meine Zwillingsschwester Muriel. Die größte Landplage diesseits von Valinor!"

„Genau ... gleich nach dir, Bruderherz!"

„Moment mal, verstehe ich das richtig", unterbrach ich das verwandtschaftliche Geplänkel, „sie ist eure Schwester? Also praktisch die Tante von ... euren Kindern?"

„Prinzlein, ich bin begeistert! Ihr habt doch tatsächlich auf Anhieb die komplizierten verwandtschaftlichen Verhältnisse entwirrt! Ich begann mich nämlich schon langsam zu fragen, was meine Schwester denn für meine Kinder ist."

Ich ignorierte den spöttischen Unterton in seiner Stimme und musterte die Frau jetzt genauer. Sie war genauso groß wie Raug, hatte ebenfalls sehr langes, schwarzes Haar, schwarze Augen und das gleiche, zeitweise sehr hinterhältige Glitzern in ihnen. Und dann ihre Kleidung! Ich hatte noch nie eine Elbenfrau so rumlaufen sehen. Sie trug kniehohe, schwarze Stiefel, die vorne geschnürt wurden, ihre Hose war ebenfalls aus schwarzem Leder, dann ein schwarzes Bustier, schwarze, lange Handschuhe und einen langen schwarzen Umhang, dessen Innenfutter doch tatsächlich nicht schwarz war. Nein, es war dunkelrot.

Auch Raugs Nachkommen musterten die Frau leicht fassungslos.

„In Ordnung, wenn der Kleine hier, dann seine Augen wieder reingeschraubt hat ... was wolltest du von mir? Einen Lagebericht?", fragte sie lächelnd in Raugs Richtung, nachdem sie mich einmal kurz mit ihren Blicken gestreift hatte.

„Unter anderem", knurrte er kurz angebunden, „sorg' dafür, dass die hier endlich trockene Kleider auf den Leib bekommen und dann sei so gut und setz mich ins Bild!"

Aus der Sicht von Raug

Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass alle gut versorgt waren, lief ich mit Muriel ein klein wenig abseits, mir immerzu der Tatsache bewusst, dass die anderen jeden unserer Schritte beobachteten.

„So, so ... das sind also meine Neffen ... deine Kinder ... Vater würde vor Freude einen Salto vollführen."

„Soll er doch! Erzähl mir lieber, was hier passiert, während ich ... abwesend war!"

Sie reckte katzengleich ihre Arme in die Höhe und streckte sich.

„Wir haben die Trümmer abgesucht ... ein paar Einzelteile von Dämonen gefunden ... ein paar lebende ... und die dann abgemurkst. Und ich muss sagen, ich habe noch nie so große gesehen."

„Habt ihr auch ... Elben gefunden?", fragte ich vorsichtig.

„Negativ! Nichts!", sie schüttelte bedauernd den Kopf.

„Oh, großartig", stöhnte ich und raufte mir die Haare. „Na dann!" Ich riskierte einen Seitenblick auf Elrond, der aussah wie eine der Statuen, die in seinen Gärten standen, nur strahlten die normalerweise mehr Lebendigkeit aus. Erestor kam gerade kopfschüttelnd von ihm zurückgelaufen.

„Sucht weiter ...", sagte ich Muriel noch und lief dann zu meinem Anhang zurück. Ich bedachte die jetzt wieder trockenen Elben, Menschen und den ganzen Rest mit einem durchdringenden Blick.

„Damit eins klar ist ...", begann ich leise und beugte ich mich zu ihnen hinunter, „innerhalb des Lagers dürft ihr euch frei bewegen ... aber kommt gar nicht erst auf den Gedanken selbiges zu verlassen! Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?" Ich bedachte vor allen Dingen meine zwei Chaoselben mit einem scharfen Blick.

„Kristallklar", schluckten beide.

„Brave Kinder! So liebe ich euch!" Als ich mir sicher war, dass meine Botschaft auch tatsächlich angekommen war, machte ich mich langsam auf den Weg zu Elrond. Meine jüngsten Söhne entwickelten nämlich in den letzten hundert Jahren, die etwas nervtötende Angewohnheit meine Befehle einfach zu ignorieren. Es war wirklich ein Wunder, dass ich noch keine grauen Haare hatte.

Diese Gedanken beiseite schiebend, näherte ich mich dem in düstere Gedanken versunkenen Halbelben. Elrond schien weder mein Näherkommen wahrzunehmen, noch das ich mich neben ihn setzte. Es verging scheinbar eine Ewigkeit in der nichts geschah. Der dunkelhaarige Elb starrte einfach nur mit leerem Blick auf die Ruinen vor ihm, während ich nur mit halber Aufmerksamkeit dem geschäftigen Treiben meiner Männer folgte. Selbst ich, der über die Leistungen meiner Leute durchaus im Bilde war, konnte über die Schnelligkeit, mit der sie hierher gelangt waren nur staunen.

Ich wusste nicht, wie lange wir einfach nur da saßen, bis Elrond leise anfing zu sprechen.

„Elrohir ... er wollte ... sterblich werden ..."

Der Halbelb machte eine Pause, in der er sich mit der Hand durchs Gesicht fuhr und dann stockend weitersprach. In diesem Moment sah Elrond furchtbar alt aus.

„Und ... Elladan ... hätte seinem Bruder zuliebe sicher ... die gleiche Wahl getroffen."

Wieder herrschte einen Augenblick Schweigen. Was sollte ich in einem solchen Augenblick auch schon sagen?

„Wie soll ich ihr denn jetzt gegenübertreten", flüsterte Elrond verzweifelt. Ohne dass er den Namen nannte, wusste ich wer gemeint war.

„Celebrían wird es verstehen ..."

„Sie wird es verstehen? Verstehen?", lachte er freudlos. „Oh ja, sie wird verstehen, dass alle ihre Kinder tot sind! Und ich bin schuld!"

„Arwen ist nicht tot", rief ich ihm geduldig ins Gedächtnis.

„Noch nicht! Aber sie wird sterben! Wie jeder Mensch! Sie wird sterben! Über kurz oder lang werden alle meine Kinder tot sein!"

„Aber es ist nicht deine Schuld", redete ich sanft weiter.

„Ich hätte jedenfalls Arwen von dieser Wahl abhalten können ..."

„Und dann zugesehen, wie sie langsam dahinsiecht? Nein Elrond! Das könntest du nicht ... genauso wenig wie du diese Tragödie verhindern konntest!"

Leider war Elrond für meine Argumentation nicht sehr zugänglich ... ich wäre es an seiner Stelle wahrscheinlich auch nicht. Immerhin konnte ich nur vage erahnen wie er sich jetzt fühlte.

„Ich hätte in Imladris bleiben sollen ...", murmelte er den Tränen nahe.

„Dann würdest du jetzt auch unter diesen Trümmern liegen", sagte ich ohne zu überlegen.

„Das wäre mir lieber, als so weiterzuleben", schrie Elrond mich an und schlug nach mir. Da ich diesen Wutausbruch nicht kommen gesehen hatte, traf er mich auch – hart!

Elrond wollte noch ein weiteres Mal zuschlagen, aber ich fing seine Faust gerade rechtzeitig ab, bevor sie mit meinem ohnehin lädierten Gesicht in Berührung kam.

„Zu jeder anderen Zeit lasse ich mich liebend gern von dir zu Brei schlagen ... aber im Moment steht mir nicht der Sinn danach", flüsterte ich.

„Es tut mir Leid", erwiderte er leise aber mit dem Anflug eines Lächelns und lehnte seinen Kopf gegen meine Schulter. „Ich wäre gerne wieder ein Kind ..."

„Bitte nicht ... du und dein Bruder ... ihr habt mich fünfhundert Jahre meines unsterblichen Lebens gekostet", murmelte ich und legte meinen gesunden Arm um seine Schultern.

Wieder verging eine lange Zeit, in der nichts geschah. Es war wirklich erstaunlich ... selbst Jahre nach Saurons Tod lag immer noch dieser bedrohliche Schatten über Mordor und er schien nichts und niemandem zu weichen.

Ein plötzlich aufkommender Luftzug ließ meine Nackenhaare zu Berge stehen und ein Schauer lief durch meinen Körper. Misstrauisch sah ich mich genauer um.

„Elrond ...", sagte ich langsam und beäugte kritisch meine Umgebung, „vielleicht ... solltest du dich ein wenig hinlegen. In einem der Zelte ist bestimmt noch Platz für dich."

„Hm ...", antwortete eine Stimme von meiner Schulter her, „vielleicht hast du Recht. Es kann auf jeden Fall nicht schaden."

Ohne Vorwarnung stand ich auf und zog den Halbelben mit mir. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.

Noch einen argwöhnischen Blick hinter mich werfend, verschwand ich nach Elrond im Zelt.

Aus der Sicht von Legolas

Die Stimmung in unserer kleinen Gruppe war sehr gedrückt. Nur hin und wieder hörte man das leise Getuschel von einem Hobbit und natürlich die Geräusche, die die Elben um uns herum verursachten.

Schweigend saßen wir da und gedachten derer, die in diesem Turm höchstwahrscheinlich ihr Leben gelassen hatten. Es war eine einzige Tragödie. Nur am Rande bekam ich mit wie Lord Erestor plötzlich aufstand und in ein Zelt verschwand.

Mitten in diesen finsteren Gedanken stand Heru ruckartig auf und drehte sich um sich selbst.

„Habt ihr was?", fragte ich leise.

„Ja ... ich ... ich war am überlegen. Wegen den Verliesen ... aber das ist wahrscheinlich Unsinn", murmelte sie verlegen und setzte sich wieder hin.

Meine Neugier war geweckt worden und ich blickte sie interessiert an. Als sie aber nicht von alleine anfing zu sprechen, richtete ich das Wort an sie.

„Teilt uns eure Gedanken doch bitte mit ...", verlangte ich höflich.

Sie druckste ein wenig herum, fing aber schließlich an zu sprechen. „Es ist nur so eine Idee von mir ... und ich habe von so was auch keine Ahnung ... aber ... die Verliese sind ziemlich tief unter der Erde. Ich war einmal dort unten ... es war ein sehr langer Weg durch einen schmalen Gang nach unten. Es könnte doch sein, dass die Gefängnisse noch immer intakt sind ... und ...", sie blickte mich etwas hilflos an und setzte sich wieder hin.

„Wenn die Decke dick genug ist, könnte es durchaus sein, dass die Verliese nicht zerstört wurden", begann Gandalf nachdenklich, „aber der Gang, der vom Turm hinunter führt, ist bestimmt vollkommen zerstört. Und das macht dies alles noch schlimmer."

„Es ... es ... gab aber noch einen zweiten Weg. Durch den bin ich entwischt", flüsterte Heru kaum hörbar und mit sehr dünner Stimme.

„Und das sagt ihr uns erst jetzt?", Orophin sprang wie von einer Tarantel gestochen auf. Abenteuerlust glänzte unverhohlen in seinen Augen. „Wo ist dieser Weg?"

Heru stand auf und zeigte uns die Richtung. Jetzt waren auch wir anderen alle aufgesprungen. Rumil blickte in die angezeigte Richtung und rieb sich die Hände.

„Also los schöne Lady, zeigt uns den Eingang!", rief Rumil mit blitzenden Augen und zog die kichernde Heru mit sich. Aragorn und ich blickten uns mit hochgezogenen Augenbrauen an und folgten den beiden dann kopfschüttelnd.

Vor einigen großen Felsen blieben wir schließlich stehen. Heru zeigte unmissverständlich auf eine große Platte.

„Das ist der Eingang!"

„Befindet sich sogar noch innerhalb des Lagers", flötete Orophin nebenbei, „wir missachten also nicht einmal Adas liebgemeinten Befehl!"

„Trotzdem wird er euch die Ohren lang ziehen, wenn ihr da rein geht ohne ihm Bescheid zu sagen."

„Nein, Haldir! Er wird dir die Ohren lang ziehen, weil du uns nämlich nicht davon abgehalten hast. Also kannst du uns auch gleich begleiten!"

Ich lachte leise. Diese Logik hatte was.

„Ihr könnt euch darüber unterhalten, wem euer Vater die Ohren verschönern wird, wenn wir die Platte angehoben haben und sicher sind, dass der Gang nicht verschüttet ist."

„Gute Idee! Dann lasst uns das Ding mal anfassen", grummelte Gimli und schob ohne unsere Hilfe die Platte beiseite.

„Ziemlich duster", murmelte Garaf nachdem er vorsichtig einen Blick riskiert hatte.

„Ist ja auch unterirdisch, da ist es ein kleines Problem Fenster beim Bau zu berücksichtigen", erwiderte Orophin in seiner sonnigen Art.

„Wir sollten uns ein paar Fackeln besorgen ... und ich glaube, wir sollten auch nicht alle runtergehen ... da wären wir uns nur im Weg", murmelte Aragorn nachdenklich.

„Ich gehe und hole welche", bot einer der Hobbits an und verschwand.

„Und wer möchte freiwillig da runter gehen?", begann Aragorn. „Heru muss mit ... sie ist dort schon einmal gewesen ... ich gehe auch runter. Die Hobbits bleiben hier ... Gandalf sollte auch besser hier oben bleiben."

„Ich gehe runter", sagte ich zu Aragorn. Gimli schloss sich mir an und auch die Zwillinge waren Feuer und Flamme. Haldir seufzte, schüttelte den Kopf und sagte dann, das er mit runtergehen würde, um auf seine Brüder aufzupassen. Die anderen Elben aus Lorien wollten freiwillig oben bleiben. Garaf begründete es damit, dass er Aduial zum Frühlingsfest einladen wollte. Den anderen Wachen schien die Furcht vor einem Wutausbruch von Raug ebenfalls in den Knochen zu sitzen.

„Ich habe als Kind bei deinem Vater auf dem Schoß gesessen", murmelte Celebfîn und es klang beinahe wie eine Rechtfertigung.

In diesem Moment kam Pippin mit drei Fackeln zurück, die er eiligst entzündete. Ich nahm die erste in die Hand und stieg dann gefolgt von Heru, die etwas jammerte, den Gang hinunter.

Uns folgten Gimli, Legolas und Raugs Söhne.

Der Gang war äußerst eng, wir konnten nur hintereinander die Treppen hinab steigen. Zudem roch es moderig und von irgendwoher drang das Plätschern von Wasser an mein Ohr. Auch die Wände waren auffällig feucht.

„Das ist wirklich nichts für Leute mit Platzangst", hörte ich Rumil leise murmeln. Schier endlos erschien uns die Zeit, die wir brauchten, um die zahlreichen, grob gehauenen Stufen hinabzusteigen. Schließlich erreichten wir ein etwas großzügigeres Gewölbe, von dem drei Tunnel ausgingen.

Heru blickte sich vorsichtig um. „Einer von den Gängen ist eingebrochen ... das müsste man sehen, wenn man eine Fackel vorsichtig hineinhält ... ich glaube, es war der mittlere."

Aragorn lief langsam auf den genannten Gang zu und hielt die Fackel hinein. Wir stellten fest, dass Heru Recht hatte – der Gang war komplett eingestürzt.

„Tja, das wäre jetzt eine Chance von 50 Prozent den richtigen Gang zu erwischen", mutmaßte Orophin und tippte sich ans Kinn. „Wir könnten unsere Chancen natürlich drastisch erhöhen, wenn wir uns in zwei Gruppen aufteilen!"

„Vergiss es!", rief Haldir dazwischen, „das letzte Mal, als jemand diese grandiose Idee hatte, wären wir beinahe alle in Mandos' Hallen gelandet! Das muss wirklich nicht noch mal passieren!"

„Das ist ein Argument, Bruderherz", räumte Orophin ein, „aber was schlägst du vor? Sollen wir es ausknobeln?"

Haldir hob in seiner perfektionierten arroganten Art eine Augenbraue.

„Nein, Brüderchen", hauchte er honigsüß, „ich ziehe es nämlich vor solche Aufgaben mit Intelligenz zu lösen! Das ist eine Eigenschaft, die ihr leider nicht von unseren Eltern geerbt habt!"

Während dieser kleinen, herzlichen Zurechtweisung war Haldir beinahe gemütlich zu dem rechten Gang geschlendert und hatte sich kurz gebückt. Er drehte sich wieder zu uns um und schenkte seinen Brüdern ein strahlendes Lächeln, während er ein rotes Stück Stoff emporhob.

„Ich denke, dieses Stück Stoff befand sich ursprünglich an eurem Kleid?"

Herus Augen wurden ganz groß.

„Ja ... ja, ich erinnere mich. Als ich die Verliese gesehen habe, bin ich so schnell wie möglich die nächste Treppe hochgerannt ... fast am Ende bin ich dann hängen geblieben ... ich dachte sie würden mich verfolgen und erwischen, deswegen habe ich mich nur losgerissen und bin weiter nach oben gerannt. Dann ist das der Gang zu den Kerkern!"

„Nun, dann sollten wir diesem Gang auch weiter folgen. Nach euch!", grinste Haldir.

Wir wandten uns gerade alle dem Gang zu und liefen los, als wir erstarrten und zusammenzuckten.

„WAS, in Erus Namen, habt ihr hier verloren?", peitschte plötzlich eine eisige Stimme durch die kleine Höhle.

Böses ahnend, drehten wir uns um und blickten genau auf die schwach beschienene Silhouette von Muriel. Die Hände in die Hüften gestemmt und die Beine leicht gespreizt, war sie eine sehr respekteinflössende Erscheinung.

Sie kam langsam die restlichen Stufen hinunter gelaufen.

„Wenn mich nicht alles täuscht, hat mein Bruder euch ausdrücklich verboten das Lager zu verlassen!"

„Also ... genau genommen, haben wir das Lager nicht mal verlassen ... schließlich scheinen die Kerker genau unterhalb von uns zu sein", versuchte Rumil die Situation zu retten.

Ein verschlagenes Grinsen erschien auf ihrem Gesicht bevor sie weitersprach.

„Ich bezweifele, dass Raug dieser Argumentation gegenüber zugänglich sein wird. Er wird wahrscheinlich ganz Mordor zusammenschreien!"

Mit diesen Worten lief sie an uns vorbei, griff sich eine Fackel aus Aragorns Hand und verschwand im Gang.

Orophin zuckte mit den Schultern und folgte ihr.

„Jetzt kriegen wir ohnehin Ärger, da können wir auch gleich weitergehen", murmelte Rumil gleichgültig und folgte seinem Bruder.

„Hmm ... diese Feuchtigkeit gefällt mir nicht ...", murmelte die dunkelhaarige Elbenfrau, während wir ihr immer weiter in die Tiefen des Ganges folgten.

„Hört ihr das auch?", flüsterte Haldir plötzlich. „Es hört sich an als würde jemand sprechen ..."

Ich konzentrierte mich auf die Geräusche und konnte jetzt auch eindeutig Gemurmel hören ... aber da war noch etwas Anderes ... ein tiefes Brummen und ein anderes Geräusch, das mich irgendwie an plätscherndes Wasser erinnerte.

„Hier ist absolut nichts von der Explosion zu sehen ... der Stein muss wirklich sehr dick sein", brummte Gimli und klopfte einmal prüfend gegen die Wand. Kaum hatte sein Fingerknöchel den Stein berührt, fing es an zu knirschen und ein langer Riss zog sich von dieser Stelle bis quer über die Decke, um dann an der anderen Gangseite in den Boden zu laufen.

„Nicht dick genug, um die Hand eines Zwergen zu ertragen", stellte Raugs Zwillingsschwester mit einem leichten Anflug von Schadenfreude fest. Trotz des Dämmerlichtes konnte ich schmunzelnd erkennen, wie Gimlis Gesicht puterrot wurde und mittlerweile seinen Haaren Konkurrenz machte.

Wir drangen derweil unaufhaltsam weiter vor und je tiefer wir vordrangen, desto verheerender war der Zustand des Ganges. Felsbrocken waren aus den Decken gefallen, Kratzspuren zogen sich über die Wände und Geröll lag uns im Weg.

Gimli kletterte gerade mit einigen Problemen über einen besonders großen Felsblock als Muriel weiter vorne überrascht mit der Zunge schnalzte. Sekunden später erstrahlte der ganze Gang im flackernden Licht des Feuers. An den Wänden waren lange Rillen angebracht, die mit Öl gefüllt waren. Muriel hatte diese entzündet und blickte sich aufmerksam um.

„Ich fühle mich fast wie zu Hause. Vor allen Dingen, diese massiven Türen erinnern mich ein wenig an Raugs Laboratorium", stellte Muriel überlegend fest, während sie abwechselnd drei massive, aus dickem Metall bestehende Türen musterte.

„Die Türen waren noch nicht da, als ich das letzte Mal hier war", flüsterte Heru und krallte sich an meinen Arm. Berührungsängste hatte diese Frau wirklich nicht! „Die müssen neu sein!"

„Da oben, das sieht aus wie ein Fenster", murmelte Rumil und zeigte nach oben. Muriel trat einen Schritt zurück und blickte ebenfalls nach oben.

„Hmm ... niedrig ist das nicht ... sieht irgendjemand eine Leiter?", fragte Orophin.

„Oh ja ... die sehe ich", murmelte Muriel und blickte zwischen mir und Haldir hin und her.

„Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz ...", wehrte Haldir ab und trat einen Schritt zurück.

„Oh ich bin mir sicher, dass du mich verstehst ... du stellst dich nämlich unter das Fenster, Thranduils Abreisebeschleuniger wird sich auf deine Schultern stellen und ich klettere auf seine Schultern."

„Und wieso soll ich ausgerechnet unten stehen?"

„Weil du die Schultern deines Vaters geerbt hast und jetzt hab' dich nicht so. Kaum stand Haldir in der richtigen Position wurde ich von ihr zu ihm geschubst. Als ich festen Halt auf seinen Schultern hatte, begann Muriel wie ein Eichhörnchen an uns hochzuklettern.

„Auch noch versperrt ... das war ja ein ganz Pfiffiger", meckerte sie und machte sich daran das störende Hindernis zu beseitigen.

„Äh ...", begann Haldir plötzlich, „unter der Tür kommt Wasser durch ..."

Die Antwort von Aragorn ging in einem lauten Gepolter unter, da Muriel scheinbar genau in diesem Moment die Platte beseitigt hatte.

„Hallo? Ist da jemand?", rief sie.

Mit angehaltenem Atem warteten wir ab. Qualvolle Minuten vergingen in denen nichts geschah ... aber dann hörten wir ein Husten und schließlich antwortete eine heisere Stimme: „Wer ... ist ... da?"

Und dann flehte eine andere Stimme: „Holt uns bitte hier raus! Hier kommt Wasser aus den Wänden. Es steht uns schon bis zu den Knien ... und es hört nicht auf!"

„Keine Sorge ... wir holen euch raus ... habt nur ein wenig Geduld!" Mit diesen Worten hüpfte sie von meinen Schultern hinunter und schritt ohne ein weiteres Wort auf den Ausgang zu.

„He ... he!", Aragorn lief ihr nach, „was habt ihr vor?"

„Die Wände der Zellen grenzen wahrscheinlich an das Nurnenmeer ... durch die Explosion bilden sich Risse in den Wänden und durch den Druck des Wassers wird die Wand wahrscheinlich bald nachgeben."

„Aber dann müssen wir die Türen öffnen", erklärte Aragorn.

„Ach was ...? Dafür brauche ich aber starke Männer!"

„Wir sind starke Männer", rief Rumil von hinten und Muriel brach in schallendes Gelächter aus.

„Kind, ich rede von echten Männern, nicht von solchen Hänflingen wie ihr es seid! Und jetzt setzt eure Beine in Bewegung, uns läuft die Zeit davon." Mit diesen Worten rannte sie einfach weg und ließ uns stehen.

„Die hat uns wirklich gerade Hänflinge genannt!", schnaubte Orophin erbost, „was glaubt die eigentlich wer sie ist!"

„Eure Tante?", erwiderte ich grinsend.

Aus der Sicht von Raug

Langsam trat ich aus dem Zelt und rieb mir die Augen. Erestor war bei Elrond geblieben und ich wollte mich über die jetzige Lage informieren. Ein kurzer Blick über das Lager und ich stutzte. Meine Stirn runzelte sich wie von selbst und ich lief einmal um das Zelt herum, aber mein erster Eindruck änderte sich nicht. Der Anteil an blonden Elben, Menschen und Zwergen war hier eindeutig zu gering.

Was hatten diese Blagen jetzt schon wieder ausgefressen? Ärgerlich machte ich mich auf den Weg zu dem verbliebenen Trupp und freute mich innerlich darüber, dass Garaf und Celebfîn zusammenzuckten, als sie mich sahen.

„Also los, wo sind sie?", knurrte ich böse.

„W-wo ist wer?", stotterte Garaf.

„Na, meine Unglücksmagneten und die anderen Nervenzwerge!"

„Die ... die wollten sich ein bisschen im Lager umsehen ...", sprang Celebfîn seinem Freund zur Seite.

„Und das soll ich euch glauben?", knurrte ich und beugte mich tiefer zu ihnen hinunter. Meine Nase berührte jetzt fast die von Garaf. Trotzdem nickte er, wenn sich auch schon erste Schweißtropfen auf seiner Stirn sammelten.

„Garaf ... Garaf ... lügst du mich etwa an?", fragte ich sanft und strich eine Haarsträhne hinter sein Ohr.

„W-würde mir im Traum nicht einfallen!"

„Das hoffe ich. Denn ich kann es nicht ausstehen, wenn mich jemand anlügt ... und mit so einem lasse ich auch meine Tochter nicht ausgehen ...!"

„Die Menschenfrau wusste einen Geheimgang und dort sind sie runtergestiegen!", sprudelte er plötzlich mit seinem Geheimnis heraus. Junge Männer waren doch so herrlich einfach zu beeinflussen.

„Einen Geheimgang? WO?" Hinter meinem geistigen Auge legten sich gerade mehrere Hände um die Hälse meiner Familienmitglieder. Ob Alfiriel es mir wohl sehr übel nehmen würde, wenn ich die Bande hier an den nächsten Felsen band und wegging? Es dürfte für uns kein großes Problem sein, neue Kinder zu machen. Diesmal vielleicht mehr Mädchen ... die machten nicht so viel Ärger!

„D-dort hinten!"

Celebfîn zeigte mir die Richtung bevor ich Garaf ernsthaft verletzen konnte.

Wutschnaubend machte ich mich auf dem Weg zu diesem Geheimgang.

„Dass diese Brut aber auch nicht einmal hören kann! Die können was erleben! Wenn ich die in die Finger kriege, werden sie sich wünschen Morgoth wäre ihr Vater!"

Ich war noch nicht ganz an der richtigen Stelle angekommen, als ich einen schwarzen Haarschopf aus dem Boden auftauchen sah. Muriel! Wie konnte es auch anders sein.

„Sie leben noch", rief sie mir als Begrüßung zu.

„WER? Meine Kinder und der Rest von der unseligen Brut?"

„Nein, die Elben, die ihr sucht ... aber dein Anhang auch!"

„So? Pech für sie", knurrte ich. „Was ist mit den anderen Elben?"

„Eingesperrt. Es sind drei Zellen und wenn wir uns nicht beeilen, saufen sie ab. Alleine kriege ich die Türen nicht auf ... und außerdem sind irgendwo dort unten noch Dämonen ..."

„Schön ... schnapp dir ein paar Männer und unternehmt das Nötige, ich habe noch zu tun, komme aber so bald wie möglich nach", antwortete ich, denn gerade sah ich die Verschollenen auftauchen.

Muriel nickte und rannte auf ihren Mann zu, dem sie Befehle zurief. Ich widmete mich derweil den Personen, die mich äußerst schuldbewusst anblickten.

„Kommt mal mit da rüber", befahl ich lächelnd mit einem Finger winkend und ging mit ihnen ein Stück weit weg. „Stellt euch da mal hin!" Sie stellten sich in einer Reihe auf und blickten mich an. Ich holte einmal tief Luft.

„SEID IHR DENN VON ALLEN GUTEN GEISTERN VERLASSEN? HABT IHR ORKDRECK IM HIRN? Ich dachte eigentlich, ich hätte mich deutlich genug ausgedrückt! Wenn ich sage, ihr verlasst das Lager nicht, dann bleibt ihr auch gefälligst hier! Also, was habt ihr an diesem einfachen Satz nicht verstanden?"

„Aber ... Adalein ... genaugenommen sind wir die ganze Zeit im Lager gewesen ... du hast uns schließlich nicht gesagt, wie tief das Lager ist", wagte Orophin mich zu unterbrechen und da platzte mir endgültig der Kragen.

„Für diese Bemerkung hast du dir eine Ohrfeige verdient, dass dein Kopf von hier bis nach Lorien fliegt und Hausarrest bis an dein Lebensende", fauchte ich ihn an und beobachtete wie er zusammenzuckte. „GLAUBT IHR EIGENTLICH, ICH SAGE EUCH SOWAS ZUM SPAß? HABT IHR EINE AHNUNG WAS DA UNTEN LAUERN KANN?"

„Ihr seid nicht mein Vater ... also muss ich mir von euch gar nichts sagen lassen", unterbrach mich jetzt Thranduils Fluch. Jetzt blickte ich in seine Richtung und er schien augenblicklich zu bereuen überhaupt den Mund aufgemacht zu haben.

„Jetzt hört mir mal gut zu, Prinz Legolas, denn ich werde mich nicht wiederholen. Euer Vater ist nicht hier und das bedeutet, dass ich die Verantwortung für euch habe. Denn wenn euch etwas passiert, werde ich es sein, der seinen Kopf bei Thranduil und Tuilinn hinhalten muss. Und jetzt kommt mir für den Rest des Jahrhunderts nicht mehr unter die Augen!"

„Wir wollen euch aber helfen", rief der kleine König als ich mich umdrehte. Müde wischte ich mir über die Augen. Diese Jugend brachte mich noch mal ins Grab.

„Helft mir indem ihr nicht im Weg rumsteht. Und wehe, ich erwische euch auch nur in der Nähe des Ganges. Und jetzt verschwindet!"

So ließ ich die ganze Bande einfach stehen. Auf halber Strecke überlegte ich es mir aber anders. Wenn ich die jetzt einfach hier stehen lassen würde, wäre die Gruppe eher wieder in den Gängen als ich gucken konnte. Mein Blick blieb an einem meiner Männer haften.

„Zatek!" Der Angesprochene blickte auf und kam sofort angelaufen.

„Ihr habt gerufen?"

„Tu mir einen Gefallen ... sorg dafür, dass die nicht wieder entwischen! Zur Not kette sie irgendwo an."

Er lachte. „Keine Sorge, mein Fürst, ich werde ein paar nette Aufgaben für die Unruhestifter finden. Das Lager ist groß genug, da fallen immer ein paar Arbeiten an."

Zatek rieb sich die Hände und widmete sich dann mit frischem Elan seiner neuen Aufgabe. Wie alle Eredhrim hatte er lange schwarze Haare. Er war ungefähr so groß wie ich, sein Gesicht war allerdings kantiger und ihm fehlte ein Auge. Das andere war von einer sehr hellen grauen Farbe. Und was ihn für die kommende Aufgabe geradezu prädestinierte, war sein Spezialgebiet in unserer Heimat. Es gab keine Raubkatze, die er nicht zähmen konnte.

Meine Begleiter in sicherer Verwahrung wissend, lief ich auf den Gang zu. Muriels Mann erwartete mich bereits und gab mir einige meiner Waffen. Dann gingen wir nacheinander in die Unterwelt Mordors.

„Hältst du es für eine gute Idee dort in deinem Zustand runterzugehen?"

„Ob ich jetzt von einem Dämonen gefressen, von einem Felsblock erschlagen oder von meinen Kindern ins Grab gebracht werde ... wo ist da der Unterschied? Die ersten beiden Varianten sind mir aber eindeutig lieber ... schonender für die Nerven!"

Hinter mir ertönte ein belustigter Laut und ich fing an zu schmunzeln. Kurze Zeit später erreichten wir eine kleine Höhle mit drei Gängen.

„Der mittlere ist zugeschüttet ... Muriel sagte, wir müssen den rechten nehmen."

„Was ist mit dem linken?" Zunehmend beschlich mich ein beklemmendes Gefühl.

„Wir haben ein paar Kundschafter reingeschickt ... Muriel war auch der Meinung, dass da noch was ist. Hoffentlich lag sie falsch!"

„Das glaube ich nicht ... sie hat ein Gespür für Ärger ..."

„Scheint in der Familie zu liegen."

Anstatt einer Erwiderung stieg ich weiter nach unten und achtete auf die Geräusche. Ein helles Flackern sagte mir nach einiger Zeit, dass wir gleich auf meine Schwester stoßen würden. Und tatsächlich, nach der nächsten Biegung des Ganges sahen wir, wie sich mit mehreren anderen Eredhrim abmühte die riesigen Türen, die eigentlich die Bezeichnung Tore verdienten, zu öffnen.

„Die Türen haben einen Kern aus Mithril. Wir können sie nicht öffnen! Auch mit Magie nicht!", begrüßte meine Schwester mich mit ernster Stimme.

Ich wollte gerade meinem Unmut über eine derartige Information Luft machen, als ein gewaltiges Beben alles erschütterte. Ich war so damit bemüht das Gleichgewicht zu halten, dass ich nicht merkte, wie sich mir jemand von hinten näherte. Erst als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte und zurückgerissen wurde, bemerkte ich den Neuankömmling. Ich stolperte nach hinten und fiel zu Boden. Meinen Angreifer riss ich dabei mit um und landete auf ihm drauf. Gerade wollte ich wutentbrannt mein Schwert zücken, als ich feststellte, dass ich der Person hinter mir mein Leben verdankte. Denn da, wo ich noch vor wenigen Minuten gestanden hatte, befand sich jetzt ein riesiger Felsblock, der aus der Decke gebrochen war.

„Puh ... das war ... knapp", murmelte ich fassungslos und wollte mich umdrehen, um meinem Retter zu danken. Bei dieser Gelegenheit sah ich, dass sich blonde Haare über meine Schulter schlängelten. „Hat sich denn heute ganz Mittelerde gegen mich verschworen?", fluchte ich und drehte mich ruckartig um, nachdem ich mit einem Satz wieder auf die Beine gekommen war. Und genau wie ich es erwartet hatte, standen da die Personen, die ich eigentlich in Zateks Obhut glaubte.

„Raug! Reiß ihnen später den Kopf ab! Das Wasser steigt schneller", rief meine Schwester mir zu, die offenbar erkannt hatte, was mir gerade vorschwebte. Also riss ich mich von der Bande los und sah mich nach irgendeinem Ausweg um.

„Das Tor geht nicht auf ... schlagt die Wände ein! Und ihr Zwerg, helft ihnen!"

Sofort teilten sich die Eredhrim auf. Es gab drei Zellen und somit drei Wände die durchbrochen werden mussten. Um den gefangenen Elben so schnell wie möglich zu helfen, wurde an den drei Wänden parallel gearbeitet. Bei der ersten Wand sah man auch schon deutliche Fortschritte. Durch das vorangegangene Erdbeben zogen sich jetzt tiefe Risse durch die Wand, die unsere Arbeit erheblich erleichterten. Und so ungern ich es auch zugab, aber der Zwerg trug ungemein zur Beschleunigung der Sache bei, denn er schien instinktiv zu wissen, welchen Stein man wo wegnehmen musste.

„Von der Wand weg! Schnell!" Muriel sprang einen Satz zurück und brachte sich vor den zurückbrechenden Steinen in Sicherheit. Der Wasserpegel in der Zelle musste schon sehr hoch gewesen sein, denn durch den Druck brachen jetzt die restlichen losen Steine weg, so dass ein breiter Durchgang entstand. Das schmutzige Wasser stand uns jetzt bis zu den Knöcheln und stieg stetig weiter an.

Ich griff mir eine Fackel und kletterte durch das Loch in die Zelle hinein. Der Raum stand in keinerlei Relation zu dem riesigen Tor, das ihn verschloss. Den Elben hier drin musste das Wasser im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Hals gestanden haben.

Apropos Elben. Die Gesuchten hatten sich in eine Ecke gedrängt und blickten mich jetzt ungläubig an oder schirmten ihre Augen von dem hellen Licht der Fackel ab. Ein Elb stand mir direkt gegenüber und sah mich Tränen in den Augen an. Ich brauchte einen Moment, um in diesem ausgezehrten Wesen tatsächlich einen Elben zu erkennen. Lindir aus Bruchtal stand vor mir und war nunmehr ein Schatten seiner ursprünglichen Erscheinung. Wie alle anderen Elben auch war er beinahe bis auf die Knochen abgemagert, schmutzig und seine Haut war gänzlich weiß, was die vielen blauen Adern besonders gut zur Geltung brachte. Seine Augen lagen tief und dunkel in ihren Höhlen und seine Wangen waren eingefallen.

„Wir ... wir hatten nicht geglaubt, dass ihr es ... rechtzeitig schaffen würdet ...", keuchte er jetzt heiser und hielt sich die Seite.

Neben mir waren jetzt noch andere Eredhrim aufgetaucht, die sich der Elben annahmen.

„Bringt sie schleunigst nach oben ... und schickt dann noch ein paar Männer runter", wies ich meinen Schwager an und blickte mich dann in der Zelle genauer um. Muriel hatte Recht gehabt ... die anderen Wände waren voller Risse, durch die sehr schnell Wasser in das unterirdische Gefängnis lief. Und dieses Bild zog sich an der Decke fort, wie ich missmutig feststellte. Wir befanden uns also nicht direkt am Nurnenmeer, sondern darunter!

„Wenn die Decke einstürzt, haben wir ein echtes Problem", murmelte ich leise. „Muriel! Wir brauchen irgendetwas mit dem wir die Risse notdürftig stopfen können und die Wände stabilisieren!"

Ich verließ die erste Zelle nur um festzustellen, dass die Wand zur zweiten so gut wie aufgebrochen war. Irgendwo in der Mitte des gesamten Gewimmels war natürlich mein Anhang, während der Waldläufer scheinbar kontrolliert hatte, ob sich zwischen den gerade befreiten Elben Elronds Söhne befunden hatten. Seinem Gesichtsausdruck nach, war das nicht der Fall. Aber wir hatten ja noch zwei Gefängniszellen vor uns.

Auch die zweite Mauer hatte meinen Leuten erwartungsgemäß nicht viel entgegenzusetzen und ergab sich schon bald der gebündelten rohen Gewalt, indem sie einfach zerfiel. Die Gefangenen in dieser Zelle waren zwar vom Wasser verschont geblieben, aber von ihren Häschern nicht unbedingt besser behandelt worden. Auch hier waren die gleichen Symptome zu erkennen wie bei den anderen Elben und wieder war nichts von Elronds Anhang dabei. Dann blieb nur noch eine Zelle.

„Wir können das Wasser nicht stoppen! Und die Decke hält nicht mehr lange", rief mir plötzlich jemand zu. Seufzend und böses ahnend, lief ich in die erste Zelle zurück.

„DAS sieht übel aus!", stellte ich gar nicht begeistert fest, als ich zur Decke blickte. Die Wände sah ich mir schon gar nicht mehr an. Mir reichte der Anblick, der sich durchbiegenden Decke, in der beinahe sekündlich neue Risse erschienen durch die das Wasser tröpfelte und immer stärker wurde.

Die nächste Katastrophe kündigte sich auch prompt durch einen gewaltigen Knall an.

„Verdammt, was war das denn jetzt", fluchte ich und kämpfte mich durch das immer schneller ansteigende Wasser in den Gang zurück. Im Gang selbst, bemerkte ich dann leider sehr schnell was passiert war. Eine der Wände hatte den Kampf gegen das Wasser scheinbar aufgegeben und jetzt schoss durch ein kopfgroßes Loch eine wahre Wasserfontäne in den Gang.

„Vergesst es. Das Loch bekommt ihr nicht wieder zu. Kümmert euch lieber um die letzte Wand", schrie meine Schwester den Männern zu, die versuchten den Wasserzufluss wieder zu schließen. Ich packte derweil den Zwerg am Kragen.

„Verschwindet hier, das Wasser ist bald zu hoch für euch, Gloínsgör! Und ich bezweifele stark, dass ihr über Kiemen verfügt", zischte ich und zog den Zwerg zum Ausgang. So wenig ich auch für diese Art übrig hatte, sie mussten nicht unbedingt unter meiner Aufsicht den Löffel abgeben. Glücklicherweise zeigte der Zwerg mehr Einsicht als es meine Kinder in dieser Situation getan hätten und zog grummelnd von dannen.

Den anderen stand das Wasser mittlerweile schon bis zu den Hüften, aber die waren so vertieft in ihre Aufgabe, dass sie gar nichts um sich herum mitbekamen. Auch nicht den gewaltigen Riss, der sich plötzlich dem letzten Tor näherte. Der Riss lief einmal um das ganze Tor herum und ich sah wie sich dieses gefährlich neigte, als es den Halt in der Wand verlor.

„Weg da! Schnell! Das Tor kippt um", rief ich und zog einen meiner Sprösslinge aus dem Gefahrenbereich.

Kaum befanden sich alle Elben und Menschen auf der anderen Seite des Ganges, ertönte ein hässliches Knirschen und die Tür neigte sich ein Stück nach vorne. Als ich schon glaubte, dass das Tor uns alle zerquetschen würde, rissen die Scharniere vollends aus der Wand und es kippte auf die Seite. Mit einem ohrenbetäubenden Knall landete das Tor auf dem Boden und versperrte uns den Zugang zur rechten Wand der Zelle. Aber auf der linken Seite des Portals war jetzt ein Loch, groß genug um einen Troll ohne Probleme durchzulassen. Auch aus der Zelle kam uns wieder ein großer Schwall Wasser entgegengeschossen und zeitgleich ertönten nebenan ein lautes Platschen und das Geräusch von herabfallendem Wasser. Ein Indiz dafür, dass ein Teil der Decke gerade hinuntergefallen war.

„Holt die Elben da raus und dann nichts wie weg hier", blaffte ich und riskierte einen kurzen Blick in den ersten geöffneten Kerker. Die Wasserfälle in Bruchtal waren nicht imposanter! Zudem schien es jetzt in dem ganzen Gemäuer zu ächzen und zu stöhnen. Und ich hätte schwören können, dass sich die Mauern gerade vor und zurück bewegten.

Muriel kam gerade mit einer völlig verstörten Elbenfrau, die sich an ihren Arm klammerte aus der Zelle hinaus. Sie händigte die junge Frau an ihren Mann aus und wandte sich dann an mich.

„Da ist jetzt niemand mehr drin!"

„Dann sollten wir hier verschwinden!"

„Nein, das können wir nicht! Elladan und Elrohir waren nicht in der Zelle drin!"

Ich blickte den König von Gondor mitleidig an.

„Dann tut es mir Leid für Elrond und euch aber wir müssen hier jetzt raus! Die Wände geben gleich nach."

„Aber sie müssen hier noch irgendwo sein! Ein Teil der Zelle ist eingestürzt! Vielleicht sind sie dahinter!"

„Wenn sie dort waren, sind sie jetzt schon ertrunken und wir haben keine Zeit mehr um den ganzen Schutt beiseite zu räumen", erwiderte ich so ruhig wie möglich.

„Aber ... aber ...", schluckte der Mensch und wurde von mir unterbrochen.

„Kein aber! Raus hier!" Ich packte ihn am Kragen uns zerrte ihn sehr unsanft zum Ausgang.

Gerade wollte ich einen Fuß auf die Treppe setzen, als ich abermals zurückgepfiffen wurde. Diesmal von meiner Schwester. Ich verdrehte die Augen gen Decke. Wollten hier denn wirklich alle absaufen?

„Raug warte ... hier ist noch jemand!"

So schnell konnte ich gar nicht gucken, wie der Mensch bei meiner Schwester war.

„Wo? Wo? Wo?", rief Aragorn.

„Hier! Hinter der Wand. Sie müssen auf der anderen Seite von der eingestürzten Zelle sein!" Muriel stand mit geschlossenen Augen an der Wand.

„Na das ist ja großartig! Wie ich gerade schon sagte, wir können den Schutt nicht beiseite räumen und dort wo du die anderen vermutest, ist die verdammte Tür hingefallen! Die kriegen wir noch weniger beiseite", machte ich die Hoffnungen des Menschen schon wieder zunichte. Aber meine Schwester öffnete nur ein Auge und blinzelte mich unverschämt an.

„Diese Zelle grenzt an die erste, die wir geöffnet haben. Und die Wand dürfte nicht viel dicker sein, als die anderen, die wir durchbrochen haben."

„Worauf wartet ihr dann noch?", rief der Waldläufer und verschwand in der Zelle, die im Moment mehr einem Wasserpark als einem unterirdischen Gewölbe glich.

„Dir ist schon klar, dass uns hier jeden Moment die Decke auf den Kopf krachen kann", erzählte ich meiner Schwester leise fauchend, während ich ihr in den Kerker folgte.

„Ein Grund mehr dich zu beeilen", lächelte sie zurück.

In dieser Zeit hatte Aragorn die Wände schon nach einer geeigneten Stelle untersucht, an der man sie durchbrechen konnte – aber keine gefunden.

„Also Schwesterherz ... wo soll ich anfangen?", fragte ich.

Statt einer Antwort schloss sie die Augen und berührte mit einer Hand die Wand. Sie lief langsam an der Wand entlang und achtete darauf niemals den Kontakt mit dem nassen Gestein zu verlieren. In der Mitte blieb sie plötzlich stehen und drehte ihren Kopf zu mir. Sie öffnete langsam ihre Lider und die goldenen Augen glitzerten mich an, bevor sie leise hauchte: „Na los, großer Sohn Magors ... zeig was du kannst! Und beeil dich ... das Wasser ist schon verdammt hoch ... bei ihnen!"

Ich rollte mit den Augen und ging langsam auf die Stelle zu, die Muriel mir angezeigt hatte. Genau wie sie legte ich die Hand an die Wand und atmete einmal tief durch. In wenigen Augenblicken war die Wand verschwunden. Stattdessen kam mir jetzt ein Schwall Wasser entgegen, der mich beinahe von den Beinen fegte und in diesem Wasser war noch etwas anderes ... ziemlich hartes. Ich packte instinktiv zu, als der harte Gegenstand an mich prallte und wandte mich von dem strömenden Wasser ab.

Der Gegenstand in meinem Arm fing plötzlich an zu husten und krallte sich an meinen Ärmel. Nach unten blickend, entdeckte ich einen Elben mit dunklen Haaren in meinem Arm.

„Hallo Krümel", murmelte ich lächelnd als ich den jüngeren von Elronds Söhnen erkannte. Dieser blickte nach oben und mich aus großen Augen an, bevor sich seine Mundwinkel zu einem kläglichen Lächeln verzogen. Statt irgendetwas zu sagen, blieb er regungslos stehen und lehnte sich an mich.

Der Waldläufer kam gerade mit dem älteren Gegenstück von Elrohir aus dem Loch in der Wand, Muriel stützte einen Glorfindel, der nach seinem legendären Kampf mit dem Balrog auch nicht schlimmer ausgesehen haben konnte und meine Zwillinge stützten einen Elben, der offensichtlich ein gebrochenes Bein hatte. Das Prinzlein hielt ein ungefähr zweihundert Jahre altes Mädchen an der Hand und versuchte das weinende Kind zu trösten, was ihm kläglich misslang. Haldir kam zu mir und nahm mir Elrohir ab, wofür ich sehr dankbar war, denn mit nur einem Arm hatte ich etwas Probleme ihn zu stützen.

„Nun Waldläufer ... dürfen wir diesen unglücksseligen Ort jetzt verlassen oder fehlt noch jemand?"

„Nein, wir können gehen", giftete er zurück.

„Sehr schön ... nach euch!" Ich wartete bis der letzte aus dem Kerker verschwunden war, bevor ich selber den Raum verließ, nur um festzustellen, dass die Wände sich tatsächlich bewegten.

„Oh Valar! Bitte lasst die Wände halten!"

Ein lauter Knall zeigte mir auch diesmal, dass die Valar nicht viel Wert auf meine Wünsche legten. Der Gang hinter uns brach zusammen.

„RAUG! Warum kannst du nicht einmal die Klappe halten?", fauchte Muriel von vorne.

„Keine Ahnung! Scheint in der Familie zu liegen! Aber wenn du mir einen Wunsch erfüllen würdest ... und ihr anderen bitte auch ... RENNT!"

Darum brauchte ich nicht zweimal bitten. So schnell wir konnten, rannten wir auf den Ausgang zu. Angespornt durch das herannahende Wasser und die einstürzende Decke über unseren Köpfen. Nach schier endlos anmutenden Augenblicken erreichten wir das Gewölbe mit den vier Gängen. Ohne sich weiter umzublicken, rannten die anderen den Gang weiter nach oben, bis das Höhlensystem von einem weiteren Beben erschüttert wurde.

Durch das gewaltige Zittern in den Gängen verlor ich das Gleichgewicht und musste mich an einer Wand abstützen. Bevor ich mich abstieß und weiterlief, sah ich einmal kurz über die Schulter zurück und konnte gerade noch Zeuge davon werden wie der Gang durch den wir gekommen waren in sich zusammenstürzte. Jedenfalls konnten wir jetzt nicht mehr ertrinken. Also eine echte Verbesserung unserer derzeitigen Situation. Ich wollte gerade weiterrennen, als ich aus dem anderen Gang zwei meiner Männer stürzen sah. Sie schienen es ziemlich eilig zu haben.

„Lady Muriel hatte Recht", keuchte einer, „dort hinten ist alles voller Dämonen!"

„Wie viele?", fragte ich böse überrascht.

„Zu viele ... selbst wenn wir alle Männer und Frauen hier hätten, wären es zu viele für uns!"

„Hat denn hier heute auch einer gute Nachrichten für mich", stöhnte ich.

„Ja, bis jetzt haben die Dämonen uns noch nicht bemerkt", murmelte der andere.

„Ein echter Trost", brummte ich und rannte jetzt die letzte Treppe nach oben. Meine zwei Kundschafter waren dicht hinter mir.

Als ich wieder Tageslicht sah, hatten die anderen schon längst die Zelte erreicht, in denen wir die Elben unterbrachten.

„Setzt meine Schwester von euren Erfahrungen in Kenntnis! Ich komme gleich nach!"

Während ich mit weitausholenden Schritten auf die Zelte zulief, blickte ich forschend in die Runde. Überall herrschte emsiges Treiben. Kein Wunder bei so vielen Patienten. In der Nähe von einem der größeren Zelte saß Zatek auf einem Stein, die Ellbogen auf den Knien aufgestützt und schüttelte unentwegt mit dem Kopf, während er irgendetwas Seltsames vor sich her murmelte. Ich musste zugeben, dass es mich etwas in Erstaunen versetzte meinen eigentlich eher nüchternen und realitätsnahen Raubtierbändiger in einem so entrückten Zustand zu sehen. Es erstaunte mich so sehr, dass ich beinahe gegen eine Zeltstange gelaufen wäre ... nur in aller letzter Sekunde konnte ich noch umschwenken und erwischte wenig elegant den Weg durch den Eingang.

Im Zelt drin standen sich alle im Weg, vor allem natürlich wieder meine Söhne, die nicht so recht wussten, wo sie anfangen sollten.

„Raus hier! Helft meinen Männern beim Zeltaufbau. Wir werden wohl noch ein paar brauchen. Und wehe ihr unternehmt wieder ein paar Exkursionen auf eigene Faust!", fauchte ich meinen jüngsten Sohn an. Dieser schluckte nur einmal heftig und sammelte dann seine Brüder und das Prinzlein ein.

Der König von Gondor sorgte gerade dafür, dass seine Ziehbrüder trockene Sachen auf den Leib bekamen. Das erinnerte mich daran, dass bei mir eigentlich auch ein Kleiderwechsel angesagt war. Aber erst hatte ich etwas Wichtigeres zu tun.

Trotzdem sah ich mich erst langsam um. Die Szene hier im Zelt wirkte wie einem neuzeitlichen Theaterstück entrissen. Ausgemergelte, geisterähnliche Erscheinungen, die von körperhaften Schatten umschwirrt wurden.

Einer der Zwillinge hatte sich auf der Liege zurückgelehnt und war sofort eingeschlafen – noch bevor Aragorn ihm ein Hemd anziehen konnte. Ich stand mittlerweile hinter dem Menschen und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Aragorn ... zieht euch trockene Sachen an ... ihr holt euch sonst den Tod." Ich sah, dass der Mensch mir widersprechen wollte. „Die beiden werden nirgends hingehen und ich möchte sie mir nur ein bisschen näher ansehen. Sie sind hier in guten Händen."

Der Waldläufer nickte kurz und schleppte sich dann mit schweren Schritten und hängenden Schultern aus dem Zelt. Erst als die Zeltplane wieder zurückfiel, blickte ich zu dem Feldbett hin und sah, dass mich ein paar graue Augen müde musterten.

„Hallo Krümel", begrüßte ich Elladan lächelnd und zauberte damit Falten auf seine Stirn.

„Wann wirst du endlich aufhören uns so zu nennen? Wir sind keine kleinen Kinder mehr ...", murmelte er müde und schloss kurz die Augen.

Ich nahm in der Zeit eine dicke Decke von einem Stapel in der Ecke und breitete sie sorgfältig über dem schlafenden Elrohir aus.

„Im Gegensatz zu mir seid ihr kleine Kinder, penneth!"

„Können ja auch nicht alle so alte Fossile sein wie du", murmelte er mit einem gutgemeinten Grinsen.

„Ah ...", vorsichtig setzte ich mich auf die Kante seines Bettes, „deinen Humor hast du jedenfalls nicht verloren ... sehr schön!" Ich strich ihm sanft über die blasse, blau-geäderte Haut seines Gesichts.

„War aber nah dran, mehr als nur meinen Humor zu verlieren ...", flüsterte Elladan unbestimmt und schloss die Augen.

„Ja ... das streite ich gar nicht ab ...", antwortete ich und nahm einen kleinen Becher von dem Tablett, das mir einer meiner Männer reichte. „Sei froh, dass du so einen hartnäckigen ... nervigen, kleinen Bruder hast!"

„Estel ...?", flüsterte Elladan kaum hörbar.

„Eben jener ...", antwortete ich leise und richtete den Jungen vorsichtig auf. „Elrond muss wirklich Nerven aus Mithril haben ... und jetzt trink das!"

„Ada ...", murmelte er überlegend, „gut, dass er jetzt in Valinor ist ... ich bin mir nicht sicher, ob er das überlebt hätte."

„Ach, keine Sorge ...der alte Kerl ist zäher als du denkst", flötete ich fröhlich und hielt ihm einen Becher an die Lippen. Elladan beäugte den Inhalt äußerst kritisch.

„Und was soll das sein?" Elladan blickte mich misstrauisch an.

„Etwas, das dir helfen wird bald wieder dein ursprüngliches, abenteuerlustiges Selbst zu sein", ich grinste ihn an und er trank den Becher in vorsichtigen Schlucken leer.

„Misstrauisch wie eh und je ...", murmelte ich lächelnd und senkte ihn vorsichtig auf die Matratze zurück.

„Das wärst du auch, wenn dir so viele fürchterlich schmeckende Heiltränke eingeflösst worden wären wie mir!" Elladan spielte auf die zeitweise recht eigenwilligen Geschmacksrichtungen von Elronds Heiltränken an. Innerlich musste ich darüber schmunzeln, denn ich wusste sehr wohl, dass der alte Halbelb über Heiltränke verfügte, die nicht nur halfen, sondern auch schmeckten. Die etwas weniger gutschmeckenden Tränke hatte er sich extra für seine Kinder einfallen lassen, als sich in ihrer frühen Kindheit abzeichnete, dass sie es irgendwie immer schafften in die unmöglichsten Schwierigkeiten zu kommen.

Elrond hatte gehofft, dass seine Sprösslinge vorsichtiger werden würden, um den Heiltränken zu entgehen. Der Plan, in der Theorie eigentlich nicht schlecht, scheiterte daran, dass die Zwillinge jetzt lieber selber an ihren Verletzungen rumpfuschten ... mit zeitweise recht amüsanten Auswirkungen für den Betrachter.

Während ich diesen Erinnerungen nachgehangen hatte, war Elladan eingeschlafen. Schmunzelnd blickte ich ihn noch einen kleinen Moment an, bevor ich das Zelt wieder verließ. Meine Männer und einige Frauen hatten ihr alles unter Kontrolle.

Kaum draußen angekommen, wurde ich von einer kleinen Gruppe blonder Elben, einem Menschen, Hobbits und einem Zwerg erwartet.

Ich zog eine Augenbraue nach oben, als ich die erwartungsvollen Gesichter sah.

„Was ist mit ihrer Haut?", fing der König dann schließlich an. „Ist das irgendetwas Ernstes? Geht das wieder weg?"

„Gutes Essen und etwas Sonne und ihr werdet sie nicht wiedererkennen!" Brummend blickte ich in den wolkenverhangenen Himmel. „Obwohl letzteres dürfte hier wohl ein eindeutiges Problem werden. Und jetzt macht euch irgendwo nützlich, ich habe dringende Dinge zu erledigen."

Mit diesen Worten ließ ich die Gruppe stehen und suchte meine Schwester. Ich fand sie schließlich in dem großen Zelt, dass wir beide bewohnten und in dem sämtliche Besprechungen abgehalten wurden. Zu meiner großen Überraschung traf ich hier auch auf Erestor.

„Wir sollten die Elben so schnell wie möglich von hier fortbringen", begann Muriel bevor ich mit Erestor sprechen konnte. „Es ist hier zu gefährlich! Orks werden sich zwar kaum an unser Lager herantrauen aber die Dämonen sind ein wirkliches Problem. Sie könnten jeden Moment angreifen."

Ich blickte einen der Heiler an, die sich ebenfalls im Zelt befanden.

„Können sie laufen?"

„Schwer zu sagen ... aber sie sind auf keinen Fall in der Lage einen längeren Marsch zu überstehen. Wir könnten zwar Pferde nehmen ... aber davon haben wir nicht genug. Wir haben die meisten zurückgelassen."

„Die Dämonen müssen beseitigt werden ... das steht außer Frage ... bloß wenn wir das machen, sollten alle Unbeteiligten so weit wie möglich von hier fort sein", überlegte ich.

„Wenn ich etwas sagen dürfte ...", begann mein erster Berater, „wir könnten das Lager in das nahe Gebirge verlegen ... dort hätten die Elben Schutz und wir könnten uns in aller Ruhe um unser ... kleines ... Ungezieferproblem kümmern!"

„Und hast du auch eine Ahnung wie wir uns um dieses Problem kümmern?", fragte meine Schwester.

„Wir haben noch genügend Sprengstoff ..."

„Natürlich ... und wir müssen auch nur einen Dummen finden, der da reingeht und den Sprengstoff verteilt. Nachdem die Biester uns vorhin unter Garantie bemerkt haben", giftete Muriel. Sie und mein erster Berater verstanden sich nicht wirklich gut. Um genau zu sein hassten sie sich wie die Pest.

„Wir werden runtergehen ... immerhin sind wir mit den Örtlichkeiten bereits vertraut", meldeten sich die beiden Kundschafter.

Ich nickte. „Gut ... dann lasst uns das Lager langsam abbrechen. Zatek, du nimmst dir zwei Männer und suchst das Gebirge nach einer geeigneten Lagerstelle ab ... nehmt den Zwergen mit. Muriel, du kümmerst dich darum, dass wir ein paar Katapulte kriegen."

Alle Elben eilten aus dem Zelt, nur Erestor blickte mich etwas erstaunt an.

„Mellon nin, kann es sein, dass sich in den letzten Minuten irgendetwas meiner Aufmerksamkeit entzogen hat?"

„In der Tat ..." Mit knappen Worten erzählte ich ihm von den vergangenen Ereignissen, während wir zu Elronds Zelt liefen.

„Das sind wirklich erfreuliche Nachrichten", lächelte Erestor, „Elrond wird weinen vor Freude."

Nicht nur er, dachte ich lächelnd und schlug die Zeltplane vom Eingang zurück. Augenblicklich stutzte ich. Das Zelt war leer! Nur ein langer, säuberlicher Schnitt durch die Rückwand zeugte von seinem ehemaligen Bewohner.

Ich warf ärgerlich den Kopf in den Nacken, als mir das gesamte Ausmaß dieser Entdeckung bewusst wurde.

„FINDET MIR DIESEN VERDAMMTEN HALBELBEN!"

Zwei Eredhrim, die sich in meiner unmittelbaren Nähe befanden, ließen vor Schreck ihre Waffen fallen.

„Los! Sucht diesen dämlichen Peredhil! Wenn es sein muss, schleift ihn an seinen Haaren wieder hier her ... aber findet ihn!"

„Ja-jawohl! Wir sind schon unterwegs", stotterten die beiden Männer und verschwanden dann.

„Verdammt!", ich trat gegen einen Stein. „Das hat mir jetzt gerade noch gefehlt!"

„Glaubst du ... er macht irgendetwas ... Unüberlegtes?", fragte Erestor und untersuchte das Zelt.

„Ich will es ihm nicht geraten haben!", knurrte ich.

o-o-o-o-o-o-

Leider habe ich auch diesmal wieder keine Vorschau für euch. Das letzte Kapitel ist nämlich noch nicht fertig. Aber ich werde mich beeilen, versprochen! Ich werde es wirklich versuchen!

Sonst bleibt mir nur folgendes zu sagen. Auch wenn ihr lange warten musstet, ich hoffe ihr habt mich nicht ganz vergessen und reviewt wieder fleißig.

Bis zum nächsten Mal,

Atropos