Besuch aus Gondor
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"Schreie hallten durch den Palast, ist alles in Ordnung bei dir, Ada?"
Der König rang ein kleines Lächeln ab und beantwortete die Frage seines Sohnes mit einem flüchtigen "Ja", bevor er sich dann dem Fenster zuwandte.
Draußen im Hof konnte er deutlich die beiden Wachen und diesen Menschen erkennen. Es schien, als ob sie etwas diskutieren würden aber von dem einen auf den anderen Moment wandte sich der Beorninger ab und verschwand im Wald.
"Wer war dieser Fremde mit dem du gesprochen hast? Ich habe ihn hier noch nie gesehen."
"Er stellte sich mir mit dem Namen Hadin vor, ein Beorninger aus dem Süden."
Nachdem der König nicht den Anschein machte, als ob er ihm weitere Einzelheiten erzählen würde, nickte Legolas verstehend und wand sich der Türe zu um zu gehen.
"Falls du mich suchen solltest, Vater, ich bin am Südtor und werde etwas Bogen schießen."
"Nun, wenn mich meine Augen nicht täuschen, reitet im Hof unten in dieser Sekunde ein Reiter auf einem Schimmel ein. Ich denke du lässt deine Übungen für Heute gut sein, mein Sohn."
Legolas drehte sich noch einmal fragen zu seinem Vater um.
"Ein Schimmel? Ada, du hast in deinen Ställen duzende weiße Pferde, welche täglich ausgeritten werden..."
"Sagte ich, es sei eines meiner Tiere?"
Legolas trat nun ebenfalls an das große Fenster und blickte hinaus. Unten im Hof stieg in der Tat gerade jemand ab seinem Pferd und blickte sich um. Ein Mensch und Legolas erkannte bei näherem hinsehen, um wen es sich handelte.
"Aragorn", wisperte er und ein Lächeln bildete sich in seinem Gesicht.
Legolas sah zu seinem Vater hinüber. Thranduils Mine war immer noch unverändert. Der Prinz wusste, dass sein Vater auch nach all den Geschehnissen in den letzten Monaten und Jahren seine Einstellung gegenüber den Menschen nicht geändert hatte. Der Prinz suchte nach ein paar passenden Worten um für Aragorn, den Menschen, zu bürgen doch fand er sie nicht.
"Nun, ahm... Entschuldige mich, Vater..." In den nächsten Sekunden war der jüngere Elb auch schon aus dem Zimmer verschwunden und machte sich auf den Weg zum Schlosshof.
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Aragorn war froh darüber, die Reise endlich hinter sich zu haben. Einige Wochen war er unterwegs gewesen und die letzten paar Tage führte seine Reise nur durch Wälder. Nun war er froh darüber, dass er endlich angekommen war.
Er band die Zügel seines Pferdes um einen kleinen Baum und blickte sich um. Wahrlich war dieser Ort und der Palast noch viel schöner, als alles, was er bis jetzt gehört hatte.
Das Gemäuer befand sich auf einer kleinen Lichtung und leuchtete in einem kraftvollen Weiß. Kleine und größere Kieselwege führten durch die Tore auf den Hof, in dem er sich befand und die Wegränder waren alle mit wunderschön blühenden Sträuchern gezeichnet. An den Wänden des Palastes suchten sich Efeus und andere Pflanzen ihrem Weg zum sonnigen Dach empor.
Vor ihm erstreckte sich eine breite Treppe, welche in den Palast führte.
Aragorn ertappte sich dabei, wie er einen Schritt rückwärts machte, als es bemerkte, dass sich die massive Türe am oberen Ende der Treppe öffnete. Heraus kamen zwei elbische Hofwachen, gefolgt von einem Elben, gekleidet in silber-grünen Farbtönen.
Estel erkannte richtig: Es war Legolas, der nun die Treppe hinunter gelaufen kam.
"Mae govannen Aragorn, mein Freund!" sprach der Elb mit einem Lächeln im Gesicht.
"Sei auch du gegrüßt, Legolas."
"Was führt den König Gondors nach Eryn Lasgalen?"
"Nun, ich bin nicht auf der Durchreise, mein Freund." Aragorn lachte und sprach weiter: "Ich habe in den letzten Monaten viel über die neu gewonnene Schönheit Eryn Lasgalens gehört und was sollte mich daran hindern, diese mit eigenen Augen zu sehen? Ich hoffe du bist nicht bestürzt, über meinen unerwarteten Besuch."
"Ganz und gar nicht, ich freue mich dich hier zu sehen! Lass uns hinein gehen, du musst doch hungrig sein."
"In der Tat, mein Reiseproviant hat mir nicht so lange gereicht, wie ich angenommen habe", erzählte der Mensch.
Legolas deutete den Wachen an das Tor wieder zu öffnen und die beiden begaben sich in einen der großen Speisesäle.
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Legolas Hoffnung, Thranduil würde seine Meinung über die Menschen etwas beiseite schieben und nur für dieses Mal das Abendmahl mit ihnen zu sich nehmen, hatte sich leider nicht erfüllt. Der König musste sich schon kurz nach Aragorns Ankunft in seine Gemächer zurückgezogen haben und hatte sich während der ganzen Zeit nicht sehen lassen. Zu Legolas Schande kam er nicht einmal um Estel, den König Gondors, in seinen Hallen willkommen zu heißen. Dieses Benehmen seines Vaters bedrückte den jungen Prinzen ein wenig aber er versuchte es so gut wie möglich zu unterdrücken. Er war sich sicher, dass auch Aragorn über die Zurückgezogenheit des Königs gehört hatte. Thranduil mied die Anwesenheit Fremder und auch die seiner Familie, die von Legolas. Wenn es nicht gerade Anlässe gab, an denen es der Status als König nicht zu lies zu fehlen, so zeigte sich der ältere Sindarelb so gut wie nie, vor den Augen anderer.
Nach dem Abendmahl bat Aragorn den Prinzen ihn etwas durch die Gärten des Palastes zu führen. Kleine Bäche suchten sich ihren Weg durch den Waldboden. Die Blätter der Bäume waren alle in einem satten Grün und leuchteten im Licht der untergehenden Sonne.
"In der Tat, mein Freund. Man untertrieb, als die Erzählungen über diesen Ort hier in Mittelerde verbreitet wurden." Aragorns Augen leuchteten als sie auf die, mit vielen bunten Blumen geschmückten, Terrasse ankamen.
"Das freut mich!" antwortete Legolas und setzte sich auf einen Bank. "Nun, erzähl mir von dir und Arwen, wie geht es euch?"
Der König lächelte und schloss die Augen für kurze Zeit. Wenige Momente später fing er an zu erzählen über sich, seine Frau und Gondor. Er erzählte davon, wie er sich seine Aufgaben als König stellen musste und wie Arwen ihm so gut es ging unter die Arme griff.
"Das hört sich alles sehr spannend an, es freut mich, dass es dir so gut geht!" Legolas versuchte in diesem Moment seine aufkommende Trauer hinter einem Lächeln zu verbergen.
"Jetzt aber genug von mir, mein Freund. Wie geht es dir? Ich habe gehofft, dass ich auch deinen Vater einmal persönlich treffen könnte. Als ich früher in Eryn Lasgalem war, hatte ich leider nie die Ehre ihn persönlich zu treffen. Zu meinem Bedauern führten mich meine Reisen nie zu eurem Palast."
Wieder durchzog ein schmerzendes Gefühl Legolas Herz. Was sollte er ihm jetzt erzählen? Thranduil wollte keine Menschen sehen und auch nichts mit ihnen zutun haben. Nicht einmal mit einem der wichtigsten und bedeutendsten Männern Mittelerdes. Nicht mit dem König Gondors. Er überlegte kurz ob er darauf nichts erwidern sollte.
Er stand auf und ging zu einem kleinen Teich direkt vor ihnen, griff nach einem kleinen Stein und warf ihn ins Wasser.
Aragorn war indes auch aufgestanden und hatte sich fragenden Blickes neben den Elben gestellt.
"Nun Legolas, mir scheint als ob dich etwas bedrücken würde. Was ist es, mein Freund? Du weißt, du kannst mir heute wie damals alles erzählen."
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tbc
