Nachdem Albus Dumbledore gegangen war, wurde Hermine von Petunia in das Wohnzimmer geführt. Auch Vernon und Dudley setzten sich zu ihnen, und Hermine bemerkte nicht nur einmal, wie Dudley sie mit offenem Mund anstarrte. Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, hätte sie sich wahrscheinlich darüber amüsiert, aber so nervte sie es einfach nur.
Petunia berichtete von den letzten Wochen, seit Harry wieder im Ligusterweg war. Obwohl Hermine vieles schon von Dumbledore erfahren hatte, hörte sie aufmerksam zu. Als Petunia ihren Bericht beendet hatte, konnte sich Hermine nicht verkneifen zu fragen, was denn diesen Wandel im Verhalten der Dursleys veranlasst hatte. Schließlich hatten sie Harry jahrelang in einen kleinen Schrank gesperrt. „Du weißt davon?", fragte Petunia beschämt, und auch Dudley wandte endlich seinen sabbernden Blick von Hermine ab und sah verlegen zu Boden. „Ja, Mrs. Dursley, ich weiß davon. Es gibt nur sehr wenig, was Harry und ich nicht voneinander wissen..." Langsam und mit stockenden Worten berichtete Petunia nun, warum sie sich Harry gegenüber so schrecklich benommen hatten. Sie sagte aber auch, dass sie nun von den Umständen wussten, mit denen Harry in seiner Welt zu kämpfen hatte, und das sie, die Dursleys, deswegen genauso gefährdet waren wie Harry selbst oder auch seine Freunde. „Auch wenn ich neidisch und eifersüchtig auf Lily war, weil sie seit ihrem Brief von Hogwarts die gesamte Aufmerksamkeit unserer Eltern bekommen hatte und ich mich seit dem immer etwas von der Familie ausgeschlossen gefühlt habe – ihren Tod habe ich nie gewollt! Jetzt weiß ich, dass es scheinbar Harrys Aufgabe ist, den Mörder meiner Schwester unschädlich zu machen, also werde ich ihm dabei helfen, sofern mir das möglich ist!"
Später führte Petunia Hermine hinauf in Harrys Zimmer. Doch Petunia blieb draußen stehen und sagte leise: „Vielleicht ist es besser, wenn du erst einmal allein hinein gehst... Ich mache uns etwas zu Essen und bringe dir dann was hoch, in Ordnung?" Hermine nickte, dann fasste sie sich ein Herz und trat in Harrys Zimmer ein.
Obwohl Dumbledore und Madam Pomfrey versucht hatten, sie gut wie möglich auf das vorzubereiten, was sie nun erwartete, war sie vom Anblick ihres besten Freundes schlichtweg schockiert. Wie von einer Axt gefällt brach sie an Harrys Bett zusammen und weinte bitterlich. Hermine konnte Harrys Anblick einfach nicht ertragen, und sie konnte sich lange Zeit nicht beruhigen. Erst als Petunia wieder in das Zimmer kam und ihr ein Stückchen Schokolade, die Poppy ihr in weiser Voraussicht da gelassen hatte, in den Mund schob, verebbte Hermines Schluchzen etwas. Obwohl Petunia das Mädchen eigentlich gar nicht kannte und ihr solche Züge doch recht fremd waren – Hermine war ihr symphatisch, und so schloss sie das immer noch weinende Mädchen in ihre Arme und versuchte sie zu beruhigen und zu trösten.
„Madam Pomfrey hat diese Tränke hier dagelassen, du musst sie Harry regelmäßig alle vier bis sechs Stunden geben, damit er wieder zu Kräften kommt. Er verweigert nach wie vor jede Nahrung, Du musst ihm die Tränke aufzwingen. Tut mir leid, aber anders geht es nicht. Ich habe vorgeschlagen, Harry an einen Tropf zu hängen, wie es im Krankenhaus gemacht wird, aber das scheint wegen seinem besonderen Blut nicht zu funktionieren, zumindest hat mir das die Krankenschwester so erklärt. Meinst du, du schaffst das?" Hermine nickte. „Egal was von mir verlangt wird, für Harry tue ich alles...", flüsterte sie. Petunia schwieg und dachte nach. Solch eine tiefgehende Freundschaft hatte sie noch nie erlebt...
Als Hermine wieder allein mit Harry war, sah sie sich im Zimmer um. Sie wusste, dass Dumbledore es magisch vergrößert und etwas verändert hatte. So nahm sie zur Kenntnis, dass nun zwei große Himmelbetten im Zimmer standen, sowie zwei große Schreibtische und ein riesiges Bücherregal, voll mit den auserlesensten Büchern, die laut nach Hermine zu schreien schienen. Sie sah aber auch, dass ein Teil des Zimmers von einer Trennwand abgegrenzt war. Neugierig schaute sie nach, was sich dahinter verbarg, und bekam ein komplett eingerichtetes Badezimmer mit Waschbecken, Dusche, Toilette und sogar einer Badewanne zu Gesicht. Nachdenklich streifte sie ihre Sachen ab und stieg unter die Dusche. Anschließend zog sie ihr Nachthemd an und ging zu Bett. Doch einschlafen konnte Hermine noch lange nicht, immer wieder musste sie zu Harry hinüber sehen. Schließlich stand sie wieder auf und ging zu Harrys Bett hinüber und sah ihren besten Freund lange Zeit an. Schließlich tat sie das Einzige, das ihr in diesen Moment einfiel: Hermine kletterte unter Harrys Decke und kuschelte sich an den schwarzhaarigen Jungen, auch wenn sie ob der von ihm ausgehenden Kälte und Leere schrecklich fror. Doch Hermine kuschelte sich immer enger an Harry und umschlang ihn schließlich mit ihren Armen und streichelte ihn über Arme und Rücken und sprach flüsternd mit ihm, so wie Dumbledore es ihr gesagt hatte. Aber irgendwann fielen ihr die Augen zu, und Hermine fiel in einem tiefen, traumlosen Schlaf.
Am nächsten Morgen wurde sie von Petunia geweckt, die ihr das Frühstück brachte. Wie schon in den letzten Tagen lag Harry regungslos in seinem Bett, aber er hatte seine Augen geschlossen, er schlief. Hermine löste sich vorsichtig von ihm und nahm das Tablett mit dem Essen entgegen, wobei sie sich dafür bedankte. „Vorhin kam dieser Brief von eurem Professor, dein Name steht darauf", sagte Petunia noch, bevor sie Hermine den Brief gab und dann das Zimmer verließ. Hermine stellte das Tablett zur Seite und entrollte das Pergament. 'Liebe Hermine, ein paar Sachen habe ich vergessen dir mitzuteilen. Das möchte ich schnell noch nachholen. Also, wie du sicher schon bemerkt hast, habe ich dir und Harry noch ein komplettes Badezimmer eingerichtet, damit seid ihr nicht ganz so sehr von den Dursleys abhängig und es erspart gerade dir sicher die eine oder andere peinliche Situation, da du nun Dudleys Bad nicht mit benutzen musst. Euer Bad ist nur dir und Harry zugänglich, kein anderer Mensch (außer mir) kann das Bad sehen, geschweige denn betreten. Auf das Zimmer habe ich einen Schutzzauber gelegt, so dass Vernon und Dudley Harrys Zimmer nicht mehr betreten können. Selbst wenn sie durch die offene Tür sehen sollten, können sie nichts mehr erkennen. Des Weiteren habe ich noch mehrere sehr starke Schutzzauber auf das gesamte Grundstück und damit auch auf das Haus gelegt – falls du einfache Zauber verwenden solltest, kann das nun nicht mehr geortet werden, weder von Voldemort noch vom Ministerium. Aber beachte bitte, das funktioniert nur bei recht einfachen Zaubern. Ich werde übermorgen vorbei kommen, da können wir darüber in Ruhe reden. Viele Grüße, Albus Dumbledore.' Nachdenklich rollte Hermine das Pergament zusammen, dann stand sie auf und legte es auf ihren Schreibtisch, bevor sie sich erst der Morgentoilette und anschließend dem Frühstück widmete.
Als nächstes sah sich Hermine die Bücher an, die in dem wirklich großen Regal standen. Sie fand unter anderem sämtliche Schulbücher von Hogwarts, von allen Unterrichtsfächern und allen Klassenstufen. Aber sie fand auch ein paar Bücher, die sich mit dem Thema Seelenpartner und seelischen bzw. geistigen Verbindungen zwischen zwei Menschen beschäftigten. Auch fand sie einige Literatur über die Macht der Liebe. Hermine hatte also reichlichen Lesestoff, und sie wollte die ihr gebotene Möglichkeit ausgiebig nutzen. So nahm sie sich also eines der Bücher und setzte sich an den Schreibtisch, überlegte es sich aber anders und legte sich zu Harry ins Bett. So konnte sie lesen und war doch an Harrys Seite und konnte ihn so ihre Nähe spüren lassen. Irgendwann lag Hermine halb auf Harrys Oberkörper, sie hatte ihn mit einem Arm umschlungen, mit der anderen Hand hielt sie ihr Buch.
Am späten Vormittag ging Hermine hinunter zu Petunia, um ihr in der Küche bei der Vorbereitung des Mittagessens zu helfen. Vernon und Dudley waren gemeinsam im Garten, und versuchten das Grundstück so gut in Schuss zu halten, wie Harry es sonst immer in den Ferien getan hatte, auch wenn er dazu gezwungen worden war. Beide hatten schon bald erkannt, was alles mit dazu gehörte, und wie anstrengend die Arbeiten waren, auch wenn es nicht danach aussah. Sie waren froh, als Petunia sie schließlich zum Essen rief. Petunia freute sich auch über Hermines Hilfe, denn Hermine achtete sehr auf ihre Ernährung und konnte so einige recht leckere, aber trotzdem äußerst gesunde Speisen auf den Tisch zaubern, ohne dazu wirklich Magie anwenden zu müssen. Hermine hatte schließlich von ihrer Mutter das Kochen auf Muggelart gelernt...
Nach dem Essen setzten sich alle vier in den Garten, und Hermine erzählte etwas von sich. Sie berichtete von ihren Eltern, von ihrer Kindheit, aber auch von ihren Erlebnissen in Hogwarts. Dudley hing ganz gespannt an ihren Lippen, er ließ sich kein einziges ihrer Wörter entgehen. Mit einem Seitenblick auf Dudley bemerkte Petunia: „Ich glaube, du bist das erste Mädchen, das es geschafft hat, unserem Dudley den Kopf zu verdrehen, und das, obwohl du eine Hexe bist!" Dudley sprang eine peinliche Röte ins Gesicht, fluchtartig sprang er auf und suchte das Weite, was Petunia dazu veranlasste, ihren Kopf zu schütteln. Auch Vernon stand schließlich auf, um sich wieder der Gartenarbeit zu widmen. „Dudley sollte niemals vergessen, dass ich Harrys Freundin bin!", sagte Hermine leise. „Solange er Harry in Ruhe lässt, habe ich nichts gegen ihn, aber er wird mich kennen lernen, wenn er ihn wieder ärgern sollte!" „Du magst Harry, nicht wahr?"Hermine nickte langsam. „Ja, sehr, aber er weiß es nicht. Ich habe es ihm nie gesagt. Wir sind seid unserem ersten Jahr in Hogwarts miteinander befreundet... Naja, Harry und Ron sind meine besten Freunde überhaupt. Aber gerade deswegen und wegen Voldemort habe ich Angst, Harry zu sagen, dass ich wesentlich mehr für ihn empfinde als nur für einen besten Freund... Ich könnte es nicht ertragen, wenn er mich abweist, weil er nicht so viel für mich empfindet oder weil seine Angst wegen Voldemort zu groß ist. Lieber verheimliche ich ihm meine Gefühle und kann in seiner Nähe sein, als dass ich von ihm getrennt bin, weil er mich abweist! Viele denken, dass ich eher etwas für Ron empfinden würde, weil wir immer miteinander streiten, aber das ist nicht wahr. Immer ist es Harry, mit dem ich reden kann, der mich tröstet, wenn ich traurig bin, und der mich wieder aufmuntert; und wenn es Harry schlecht geht, dann bin ich eben für ihn da." Hermine hatte so leise gesprochen, dass Petunia ihre Ohren weit aufsperren musste, um sie überhaupt verstehen zu können, obwohl sie direkt neben ihr saß. „Hermine, ich glaube, wenn du es schaffst, Harry zurück zu holen, dann wird er deine Gefühle zu ihm erkennen. Ich weiß nicht, ob er sie erwidern wird, aber ich wünsche es dir von ganzem Herzen!"
Später legte sich Hermine wieder zu Harry und widmete sich den Büchern. Allerdings las sie laut vor, damit Harry zumindest ihre Stimme hören konnte, so wie es ihr Madam Pomfrey empfohlen hatte. Immer noch schauerte sie wegen der Leere und Kälte, die Harry verströmte, doch trotzdem kuschelte sie sich eng an ihn. Unbewusst streichelte sie ihn die ganze Zeit über, und eigenartiger Weise schien sie seine Nacktheit überhaupt nicht zu stören. Harry lag nur mit einer kurzen Unterhose bekleidet im Bett, aber auch Hermine hatte jetzt nur noch ihre kurzen Hosen und ein Top an.
So vergingen zwei Tage, in denen sich Hermine schnell bei den Dursleys einlebte. Die meiste Zeit war sie bei Harry, nur zu den Mahlzeiten erschien sie in der Küche, um Petunia zu helfen und sich mit ihr zu unterhalten. Schließlich kam Albus Dumbledore zusammen mit Madam Pomfrey im Ligusterweg vorbei. Erfreut begrüßte Hermine die Beiden, und auch die Dursleys zeigten sich von ihrer freundlichen Seite. Nach einem kurzen Gespräch gingen Dumbledore, Madam Pomfrey und Hermine hinauf zu Harry, wo Poppy ihn ausführlich untersuchte. „Sein körperlicher Zustand bessert sich ganz langsam, aber ich kann immer noch keine geistige Aktivität feststellen. Vielleicht brauchen wir noch etwas Zeit...", sagte sie nach der Untersuchung.
Dumbledore besprach mit Hermine, welche Zaubersprüche sie verwenden konnte, ohne dass diese entdeckt werden konnten. Viele waren es nicht, aber sie würden Hermine helfen, sich um Harry zu kümmern. So konnte sie ihn jetzt mit einem Spruch reinigen und dergleichen mehr. „Ich habe deinen Eltern eine Eule gegeben, damit sie mit dir in Kontakt treten können. Du kannst ja Hedwig nutzen, sie hat sicherlich nichts dagegen und sie kennt dich. Hier habe ich noch ein paar Briefe von den Weasleys, die mich heute Morgen erreicht haben. Arthur und Molly haben mir geschrieben und die Briefe von Ron und Ginny für dich mit beigelegt. Sie bleiben noch bis Ende August in Ägypten, da sich Ron, Ginny und auch Luna nur sehr langsam von den Erlebnissen erholen. In Absprache mit Molly und Arthur werde ich morgen Neville Longbottom zu ihnen schicken, denn auch er hat seine Probleme mit dem, was im Ministerium passiert ist. Zusätzlich sind jetzt auch Tonks und Remus bei ihnen. Beide sind nervlich auch ziemlich am Ende, wir dürfen nicht vergessen, dass Sirius der beste Freund von Remus war und der Cousin von Tonks... Wenn du willst, dann schreibe ihnen doch ein paar Zeilen. Aber schick sie nicht mit Hedwig, dass würde zu lange dauern. Schick die Briefe an mich, ich leite sie dann an die Weasleys weiter."
A/N: Vielen Dank für eure bisherigen Reviews! Leider scheint fanfiction(dot)net derzeit ein wenig zu spinnen, da erstens die Reviews nicht erscheinen und zweitens die Kapitel nicht verlinkt werden. Ich kann nur hoffen, dass die das wieder in den Griff bekommen. Oder machen die das etwa mit Absicht? Bei Merlins Barte, jetzt darf man schon nicht mal mehr "ff . net" schreiben, ohne das es heraus gelöscht wird! Was wollen die uns nach den Sternchen, diversen anderen Zeichen, den fehlenden Leerzeichen nach den Anführungszeichen und so weiter noch alles nehmen?
