Wie angekündigt wurden Harry und Hermine kurz nach Sonnenaufgang geweckt. Müde und verschlafen brauchten sie eine Weile, um ihre Lebensgeister zu wecken. Aber spätestens nach dem Frühstück waren sie dann fit für ihr Tageswerk. Emrys zeigte ihnen eine Stelle ganz in der Nähe des kleinen Waldsees, an der sie ihr Haus oder ihre Hütte bauen konnten. Er erinnerte sie noch einmal daran, dass sie versuchen sollten, in und mit der Natur zu leben.
Harry hatte sich mit Hermine darauf geeinigt, dass sie eine Blockhütte bauen wollten. Für ein festes Haus aus Stein würden ihre Kenntnisse nicht ausreichen. Da sie über kein Werkzeug verfügten, suchten sie sich einen Baumstamm, an dem sie verschiedene Flüche testen konnten. Sie stellten fest, dass sie mit einer Kombination aus verschiedenen Sprüchen tatsächlich den Baumstamm bearbeiten konnten. Sie mussten nur lernen, die Sprüche entsprechend maßvoll einzusetzen. Mit „DIFFINDO!" und „REDUCTO!" konnten sie das Holz spalten oder einen Baum fällen, und mit dem ersten Spruch, den sie in Hogwarts gelernt hatten, dem einfachen „WINGARDIUM LEVIOSA!", konnten sie das so gewonnene Bauholz an den dafür vorgesehenen Platz schweben lassen. Mit „DELETRIUS!" konnten sie störende Äste und Zweige entfernen.
Nachdem Harry zwei, drei Bäume gefällt hatte, kam Hermine eine Idee. Schnell holte sie eines ihrer Bücher und schlug einen Zauberspruch nach, mit dem sie Dinge vervielfältigen konnte. Bald schon war sie fündig geworden, und gemeinsam übten sie den Spruch, bis sie in der Lage waren, die bereits gefällten Bäume so oft zu kopieren, dass sie genügend Holz zum Bauen hatten. Dadurch brauchten sie keine weiteren Bäume mehr zu fällen.
Bis zum Abend hatten sie die Außenwände der Blockhütte einigermaßen fertig gestellt. Nimue rief sie zum Essen, und so beendeten sie die Arbeiten für diesen Tag. Müde und erschöpft gingen sie in den Salon, wo Nimue schon einen leckeren Hasenbraten aufgetischt hatte. Nach dem Essen gingen sie in ihren Raum und fielen bald in einen tiefen Schlaf.
In den nächsten beiden Tagen lernten sie mit Hilfe der Bücher, wie sie verschiedene Dinge durch Magie erschaffen konnten. Emrys sagte nichts zu ihnen, er beobachtete sie nur bei allem was sie taten. Beide hatten ihre Schwierigkeiten mit dem Erschaffungszauber, bis sich Harry daran erinnerte, was ihm Dumbledore einmal gesagt hatte. „Du kannst alles schaffen was du willst, du musst es dir nur gut genug vorstellen können!" Also stellte Harry sich vor, wie vor ihm ein einfacher Holzstuhl erschien, und er stellte sich auch vor, wie dieser Stuhl geschaffen sein sollte. Dann probierte er den Zauber noch einmal, und dieses Mal funktionierte er. Begeistert berichtete er Hermine, was er gemacht hatte, und sie tat es ihm nach. Kurze Zeit später hatte auch sie ihren Stuhl erschaffen.
Nun waren die weiteren Arbeiten kein Problem mehr. Sie erschufen eine Eingangstür für ihre Hütte, die Fenster, einen Tisch und was sie sonst noch so brauchten. Harry, der bei den Dursleys genügend Erfahrung in der Gartenarbeit gesammelt hatte, erschuf dann noch das eine oder andere Werkzeug, dass sie sicher noch gut gebrauchen konnten. Harry wollte nicht alle Tätigkeiten durch Magie ausführen, zum Beispiel hatte er sich, wenn auch gezwungener Maßen, an die Gartenarbeit gewöhnt, und ihm gefiel die Arbeit mit Pflanzen, solange sie nicht magisch waren.
Nachdem der Bau der Blockhütte soweit fortgeschritten war, dass sie sich an die Inneneinrichtung machen konnten, teilten sie die Hütte in verschiedene Bereiche ein. Einen Teil trennten sie ab, das sollte ihr Schlafraum werden. Einen anderen Teil bauten sie zum Badezimmer aus. Auch eine Toilette, eine Küche, einen Vorratsraum und einen Aufenthaltsraum wurden so gebaut. Nach einigem Überlegen bauten sie noch eine Art Hausflur. Schließlich würde es irgendwann Winter werden, und dann würde es sich als vorteilhaft herausstellen, wenn man von draußen nicht direkt ins Wohnzimmer kam, sondern noch eine trennende Tür dazwischen hatte, damit die Wärme in der Hütte nicht sofort ins Freie entschwand.
Zum Schluss suchte sich Harry noch vier große Bäume, die er mit „MOBILIARBUS!" an die Ecken der Hütte versetzte. Dann bedeckten sie die komplette Hütte mit Erde und Gras, so dass sie genau wie Emrys Haus wie ein großer Erdhügel aussah. Nur die Fenster und natürlich die Tür ließen sie frei. So erreichten sie, dass ihre Hütte etwas getarnt war, gleichzeitig dichtete die Erde die Hütte dermaßen ab, dass es im Sommer in der Hütte kühl blieb und im Winter die Wärme nicht sofort wieder durch die Ritzen zwischen den Baumstämmen entweichen konnte.
Als letztes fertigten sie sich noch eine Kochstelle sowie zwei Kamine, einen für das Wohnzimmer und einen für den Schlafraum. Dazu suchten sie entsprechende Steine und formten sie mit den verschiedenen Zaubersprüchen. Anschließend vervielfältigten sie die nun quaderförmigen Steine. Gemeinsam überlegten sie, wie sie die Steine so aufbauen konnten, dass sie bei Benutzung nicht sofort auseinander fallen würden. Sie hatten es nicht geschafft, einen kompletten Kamin oder Herd zu erschaffen, also versuchten sie, sich die Feuerstellen zu mauern. Aber beide wussten nicht so recht, aus was Beton eigentlich bestand, sie wussten auf Grund ihrer Kenntnisse der Muggelwelt nur, dass sie ihn dazu brauchten. Auch Hermines Bücher gaben dazu nichts her. Sie wussten nur, dass sie Zement, Sand oder feinen Kies und Wasser dazu benötigten. Aber aus was bestand Zement?
Sie kamen zu keinem befriedigenden Ergebnis. Also versuchten sie etwas anderes: Gemeinsam vergrößerten sie die einzelnen Steine, bis sie ausreichend große Blöcke ergaben. Allein durch ihr Gewicht würden die Steinblöcke nicht verschieben können, wenn sie die Feuerstellen benutzen wollten. Mittels Schwebezauber brachten sie die Blöcke in die richtige Position und dichteten sie schließlich mit Lehm ab. Als Harry sich so ihren ersten Kamin ansah, bemerkte er, dass sie etwas vergessen hatten: Den Rauchabzug! Da er wusste wie ein Ofenrohr aussah war es für ihn kein Problem, die entsprechenden Teile zu erschaffen. Dann sprengte er in den oberen Steinblock, der quer auf dem Kamin lag, ein ausreichend großes Loch, in das er das Ofenrohr steckte. In das Dach der Hütte machte er auch ein Loch, durch das nun allerdings Erde hindurch rieselte. Schnell schoben sie das Rohr hindurch und dichteten die Stellen wieder ab. Zum Schluss setzten sie noch eine kleine Haube auf das Rohr, so dass es nicht hineinregnen konnte. Anschließend suchten sie sich ein paar Äste und Zweige zusammen und entfachten in ihrem selbst gebauten Kamin das erste Feuer. Zufrieden beobachteten sie, wie das Feuer munter in dem Kamin prasselte, und wie der Rauch gut abzog. Von außen gesehen sah es schon etwas eigenartig aus, wie so aus einem großen Erdhügel Rauch quoll, aber darum wollten sie sich später kümmern.
Nun, da sie um ein paar Erfahrungen reicher waren, bauten sie noch den zweiten Kamin und die Kochstelle in der Küche. Dann versuchten sie, sich ein paar Töpfe zu erschaffen, aber alles was sie schafften, waren zwei sehr schwere Pfannen. Aber diese würden fürs Erste genügen. Insgesamt hatten sie für den Bau ihrer Hütte eineinhalb Wochen benötigt, und so ganz fertig waren sie immer noch nicht, da sie noch keine Möbel außer dem einen Tisch und den zwei Stühlen hatten. Ein Bett hatten sie auch schon, aber keine Matratzen und auch keine Decken.
Da Emrys keine Anstalten machte, etwas anderes zu tun als sie zu beobachten, erschufen sie sich schließlich noch ein paar Schränke, Kommoden, Truhen und dergleichen mehr, in denen sie ihre Habseligkeiten unterbringen konnten. Anschließend schufen sie sich ein paar Decken, da sie nur eine ungenaue Ahnung hatten, wie eine Matratze beschaffen war und sie sich somit nicht erschaffen konnten. Sie legten im Bett viele Decken übereinander, bis die Lagerstatt weich genug war, um darauf schlafen zu können. Dann überlegten sie gemeinsam, was sie noch benötigten. Die zündende Idee kam ihnen beim Abendessen. Natürlich brauchten sie noch Geschirr und Besteck! Also schufen sie sich noch ein paar Teller, Becher und Krüge sowie Messer, Gabeln und Löffel und einen Trog, in dem sie das Geschirr abwaschen konnten. Dabei fiel ihnen auf, dass sie ja gar keine Wasserversorgung hatten, also schufen sie sich noch ein, zwei Eimer, mit denen sie Wasser aus dem See oder dem Bach holen konnten. Schließlich hatten sie es geschafft, und sie hatten das Notwendigste zum Leben.
Auch Emrys kam zu dieser Erkenntnis, und gemeinsam mit Nimue sah er sich die neu erbaute Hütte aufs Genaueste und in allen Einzelheiten an. Dann rief er Harry und Hermine zu sich, und wertete seine Beobachtungen mit ihnen aus. „Als erstes möchte ich feststellen, dass ihr wunderbar zusammen arbeitet. Es hat uns eine Freude gemacht, wie ihr gemeinsam die aufgetretenen Probleme bewältigt habt. Mir ist aufgefallen, dass ihr euch schnell neues Wissen aneignen könnt und auch in der Lage seid zu improvisieren. Auch habt ihr versucht, in der Natur so wenig Schaden wie möglich anzurichten, als ihr die für den Bau benötigten Bäume gefällt und dann vervielfältigt habt. Insgesamt war es eine gute Leistung, die ihr gemeinsam gezeigt habt. Mir hat nur eine Sache nicht gefallen: Ihr seid völlig von euren Zauberstäben abhängig! Daher werde ich euch als Erstes beibringen, wie ihr ohne Zauberstäbe Magie bewirken könnt. Aber ihr habt euch erst einmal einen freien Tag verdient. Wenn ihr es wollt, könnt ihr ab sofort in eurer Hütte wohnen, sicher genug ist sie. Immerhin liegt sie mit in den Bannkreisen, die ich um unsere eigene Behausung gezogen habe."
Also zogen Harry und Hermine in ihre neue Hütte um und richteten sie sich gemütlich ein. Für die Beleuchtung waren schnell ein paar Kerzen und Fackeln erschaffen, damit sie auch abends noch etwas lesen konnten. Den freien Tag genossen sie entsprechend, gemeinsam badeten sie im nahen See. Bei einer kleinen Wanderung durch die angrenzende Gegend sammelten sie etliche Blumen und Sträucher, die sie unterwegs vorsichtig ausgruben. Daheim bei ihrer Hütte legten sie sich einen kleinen Garten an, in dem sie die mitgebrachten Pflanzen wieder eingruben und sie entsprechend pflegten. Sie machten auch ihren ersten Angelversuch, und wahrscheinlich war es das Glück der Anfänger, aber sie konnten ein paar große Forellen fangen, die für eine Mahlzeit für sie alle reichten. Nimue gab ihnen einen Teil ihrer Küchenvorräte ab, unter anderem etliche Kräuter, die sie zum Würzen verwenden konnten. Nimue gab ihnen auch noch ein paar Dinge, die sie gut gebrauchen konnten, aber nicht in der Lage waren, sie sich selbst zu erschaffen. So bekamen sie schließlich doch ein paar Töpfe und Krüge und vieles mehr. Vor allem aber bekamen sie einen wirklich sehr großen Topf, den sie mit Wasser gefüllt immer am Rande ihres Herdes stehen ließen. So hatten sie immer warmes Wasser. Emrys verzauberten ihnen ein großes Holzfass, damit es immer voll mit Wasser war, egal wie viel sie dem Fass entnahmen. Dadurch mussten sie nicht ständig Wasser aus dem See holen, was ihr Leben doch um einiges erleichterte.
Auf Basis des Holzfasses schufen sie sich einen wirklich großen Trog, den sie als Badewannenersatz nutzen konnten. Wie Hermine hatte schließlich auch Harry Gefallen an den allabendlichen gemeinsamen Bädern gefunden. Eigentlich hatte er sich in den zwei Wochen, die sie nun schon hier waren, so sehr an Hermines Gegenwart gewöhnt, dass er sie nicht mehr missen wollte. Ohne dass es ihnen bewusst wurde, war zwischen ihnen eine starke Partnerschaft entstanden, die ihre Freundschaft noch weiter festigte.
