Kapitel 11: GRUNDLAGEN

A/N: In diesem Kapitel gibt bepa ihren Einstieg als Beta-Leserin. Nun wird meine Arbeit also von drei Beta-Leserinnen kontrolliert, damit ich euch eine noch bessere Geschichte anbieten kann. Vielen, vielen Dank an LillyAmalia, doro-chan und bepa und natürlich auch an Heiko2003, der mich mit seinen Geschichten überhaupt erst zum Schreiben ermutigt und inspiriert hat!

Die Wochen vergingen und Emrys brachte Harry und Hermine bei, wie sie notfalls auch allein in der freien Natur überleben konnten. Er lehrte ihnen das Jagen und Fischen, und wie sie trickreich Fallen aufstellen konnten. Auch die Kenntnisse und Fähigkeiten, um Waffen und Werkzeuge herzustellen, eigneten sie sich von ihm an. Den Umgang mit Pfeil, Bogen und Speer zu erlernen war ihre nächste Aufgabe. Nimue zeigte ihnen, wie sie aus den Fellen und Häuten der erlegten Tiere Kleidung herstellen konnten. Vor allem Hermine stellte sich sehr geschickt dabei an, und nach und nach ersetzten sie ihre mitgebrachte Kleidung durch Selbstangefertigte.

Sie lernten auch zu Reiten und sich im Wald ohne Hilfsmittel zu Recht zu finden. Sie lernten die Spuren des Wildes zu lesen und studierten das Verhalten der Tiere, sofern sie nahe genug an sie heran kamen ohne sie zu verschrecken. Harry und Hermine konnten sich jetzt vollkommen selbstständig versorgen, sie waren diesbezüglich nicht mehr auf die Hilfe von Emrys und Nimue angewiesen, auch wenn sie trotzdem weiterhin gemeinsam jagten und speisten.

Gleichzeitig brachte Emrys ihnen die Geschichte der Magie und vor allem die doch sehr unterschiedlichen Arten der Magie bei. So erfuhren sie, dass bei den Menschen eigentlich jede Periode seine eigene Magie hervorbrachte. Die alten Ägypter hatten so zum Beispiel eine andere Magie als die Griechen oder die Kelten. Die jeweilige Art der Magie oder deren Ausübung war stark an die jeweiligen Gottheiten der Völker angelehnt. In einer Zeit, in der die Menschen nicht mehr so sehr an die Götter glaubten, brauchten sie ein anderes Hilfsmittel, und so entstand der Zauberstab. Harry und Hermine erfuhren auch, dass es nicht nur die Menschen waren, die bisher auf der Erde gelebt hatten, sondern auch viele Andere Völker, von denen die meisten inzwischen verschwunden waren.

Auf der Erde gab es zwei magische Pole. Der eine war Atlantis gewesen, deren ursprünglichen Name keiner mehr kannte. Diese einst so schöne Insel war zwar im Meer versunken, so dass sie nicht mehr von Menschen betreten werden konnte, aber ihre magischen Eigenschaften hatte sie dadurch nicht verloren. Der zweite magische Pol war schließlich Avalon. Die Aufgabe des Merlins war es, diese Insel für die Lebenden zu erhalten. Emrys erklärte ihnen, dass es auf Atlantis und Avalon schon seit jeher unterschiedliche Arten der Magie gegeben hatte. Auf Atlantis war die Elementarmagie beheimatet gewesen - die Magie der Erde, des Feuers, der Luft und des Wassers. In Avalon dagegen war mehr die etwas sanftere Magie der Druiden, Priester und Hexen zu Hause. Früher, vor vielen tausend Jahren, waren hier auch die Hochelfen beheimatet, deren Magie sich für immer mit Avalon verbunden hatte.

In ihrer gewohnten Art hatte Hermine bei diesen Unterrichtsstunden einen großen Folianten mitgebracht, in dem sie sich immer wieder Notizen machte. Das machte auch den großen Unterschied zwischen ihr und Harry aus, wie Emrys bemerkte. „Hermine, du scheinst wahrlich eine Bewahrerin des Wissens zu sein, so sehr wie du die Bücher nutzt und dir selbst Aufzeichnungen anfertigst. Harry dagegen baut zwar auch auf Bewährtes auf, doch es scheint mir, dass er eher improvisiert und nach neuen Möglichkeiten sucht. Zusammen ergebt ihr ein wirklich sehr effektives Gespann, ihr ergänzt euch wirklich hervorragend!" Keiner von ihnen konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass Hermine einmal als „Die Bewahrerin" und Harry als „Der Erschaffer" in die Geschichtsbücher eingehen sollten, unabhängig von ihren sonstigen Taten und Qualitäten...

Währenddessen war Hermines Geburtstag fast gänzlich unbemerkt vergangen. Auf Avalon wurden Geburtstage grundsätzlich nicht gefeiert. Doch Harry schenkte Hermine an diesem Tag seine besondere Aufmerksamkeit. Am Abend übergab er ihr ein ledernes Hemd, welches er von ihr unbemerkt mit Nimues Hilfe angefertigt hatte. Die Freunde war Hermine anzumerken. Mit einer besonders guten und gründlichen Rückenmassage bedankte Hermine sich bei Harry für diese Aufmerksamkeit.

In den Geschichtsstunden brachte Emrys ihnen die Grundlagen der ‚Stablosen Magie' bei. Er zeigte ihnen, wie sie die natürliche Magie der Erde nutzen konnten, um ihre Macht zu erweitern. Sie übten und trainierten, und wieder war es ein Schwebezauber, den sie als Erstes ohne Zauberstab meisterten. Als sie erst einmal verstanden hatten wie es funktionierte, konnten sie schnell die ihnen bereits bekannten Zaubersprüche mit stabloser Magie umsetzen.

Der nächste Schritt war das Zaubern, ohne die dazugehörigen Sprüche laut auszusprechen bzw. die Sprüche ganz weg zulassen. Dabei war eine gewisse geistige Stärke genauso wichtig wie ein sehr gutes Vorstellungsvermögen, über das beide verfügten. Und so lernten sie, nur mit Hilfe ihres Willens und ihrer magischen Kraft Dinge zu verändern und zu erschaffen. Mit Begeisterung waren sie bei der Sache, und Emrys stellte wieder einmal fest, dass er noch nie so gelehrige, wissbegierige und vor allem talentierte Schüler gehabt hatte. Um den beiden sein Lob auszudrücken brachte er ihnen einen uralten Zauber bei, mit dem sich die nachlassende Sehkraft wieder herstellen ließ. Das war für Harry die Chance seine Sehschwäche auszumerzen. Er war in der Lage fortan ohne diese meist lästige Brille auszukommen, welche er aber trotzdem gut aufbewahrte. Mit einer Abwandlung dieses Zaubers schafften sie auch noch ein paar andere Veränderungen. Hermine ließ ihr Haar weniger buschig erscheinen, so dass es etwas glatter aussah und in langen, sanften Locken über ihre Schultern fiel. Harry nutze diese Gelegenheit, um seinen sturen und widerspenstigen Harre Einhalt zu gebieten, indem er sie länger wachsen ließ. Hermine gab ihm eines ihrer Haargummis, und Harry trug nun einen auf seinen Rücken fallenden Pferdeschwanz, so wie er es einmal bei Bill Weasley gesehen hatte. Auch wenn es für beide anfangs etwas ungewöhnlich war, sie gewöhnten sich doch recht schnell an Harrys lange Haare. Außerdem sah Harry seinem Vater nun nicht mehr zum Verwechseln ähnlich.

In der Zwischenzeit war schon der Herbst herein gebrochen, und vor allem die Nächte wurden spürbar kühler. Nun wussten Harry und Hermine ihren Kamin erst so richtig zu schätzen. Jeden Abend machten sie ein kleines Feuer, während sie noch etwas lasen oder Hermine ihre Aufzeichnungen ordnete. Gemeinsam schrieben sie an einem Tagebuch, wobei Harrys sich meist die Texte einfallen ließ und Hermine schrieb, denn sie hatte von beiden eindeutig die bessere Handschrift, davon einmal abgesehen, dass sie sowieso gerne schrieb. Eine Sache aus der Zeit, bevor sie zu Merlin gekommen waren, behielten sie bei: Wenn sie abends zusammen in dem großen Bett lagen und Hermine sich an Harry herangekuschelt hatte, erzählten sie sich leise noch ein paar, meist, selbst erfundene Geschichten. Anfangs erzählte eigentlich nur Hermine, aber irgendwann fing Harry auch damit an.

Da sie nun die Grundlagen der stablosen Magie beherrschten, zog Emrys langsam aber stetig das Lerntempo an. Ihm war nicht verborgen geblieben, dass die beiden Schüler den Zauber, der ursprünglich die Sehschärfe eines Menschen wieder herstellen konnte, abgewandelt hatten um sich selbst äußerlich zu verändern. Das ließ ihn hoffen, dass sie irgendwann wirkliche Freizauberer werden würden, denn dann bräuchten sie weder einen Zauberstab noch irgendwelche Zaubersprüche. Alles was sie sich vorstellen konnten, würden sie dann umsetzen können. Aber soweit wollte Emrys noch nicht vorgreifen. Zunächst brachte er ihnen bei, sich in ein Tier zu verwandeln. Was Harry und Hermine nicht wussten, war dass Dumbledore Emrys etliche Notizen mitgegeben hatte. Darin war unter anderem auch der Animagus mit aufgeführt und kurz erläutert. Emrys hatte jedoch nicht vor, ihnen die in ihrer Zeit gebräuchliche Form des Animagus beizubringen, denn dann wären sie auf nur ein einziges Tier festgelegt. Stattdessen vermittelte er ihnen die alte Art der Verwandlung, so wie er sie selbst auch beherrschte. Diese Art hatte den Vorteil, dass man sich in jedes beliebige Tier verwandeln konnte, man musste es sich nur exakt genug vorstellen können.

Emrys sprach mit Harry und Hermine über diese Verwandlung und zeigte ihnen ein paar Beispiele, in dem er sich in einen Hasen, einen Adler und einen Wolf verwandelte. Beide Schüler zählten ein paar Tiere auf, in die sie sich gerne verwandeln würden. Weder Emrys noch Hermine waren überrascht, dass Harry als Erstes den Hirsch nannte, gefolgt vom Hund, dem Adler und dem Wolf. „Ich habe mal etwas von einem goldenen oder königlichen Greifen gehört, dass würde mir auch ganz gut gefallen...", meinte Harry noch. „Sehr anspruchsvoll, aber nicht unmöglich. Wir werden sehen...", erwiderte Emrys. Hermine hatte sich für die Katze und das Reh entschieden. Nur welchen Vogel sie nehmen sollte, da war sie sich noch nicht sicher. Emrys riet ihr zum Adler, da sie dadurch gemeinsam mit Harry üben und später ausfliegen könnte. Über ihre magische Gestalt war sie sich auch noch nicht sicher, aber Hermine tendierte zu einem Phönix.

Als dann die ersten Schneeflocken fielen, begannen sie mit dem Animagustraining. Beide sollten mit dem Hirsch bzw. dem Reh beginnen, denn auch mit diesen Tieren konnten sie gemeinsam üben, da sie zu einer Gattung gehörten. Da sie bereits wussten, was sie zu tun hatten um ihren Körper zu verändern, brauchten sie nur knappe zwei Wochen, bis sie sich zum ersten Mal vollständig verwandeln konnten. Doch leider konnten sie die Form nur wenige Minuten halten, und auch die Verwandlung war sehr schmerzhaft. Emrys erklärte ihnen, dass es einen wesentlich einfacheren Weg gibt, den man aber nur beschreiten kann, wenn man sich zumindest ein Mal auf die herkömmliche Art und Weise verwandelt hatte. Eigentlich war es recht einfach: Sie sollten sich nicht vorstellen, wie sich Körperteil für Körperteil verwandelt, sondern sie brauchten sich nur die gesamte Gestalt vorzustellen und sich sozusagen in einem Rutsch komplett verwandeln. Diese Verwandlung ging nicht nur schneller (mit etwas Übung innerhalb von Sekundenbruchteilen), sondern sie war auch kräfteschonender und bei weitem nicht so schmerzhaft. Harry und Hermine versuchten es, und hatten auf Anhieb Erfolg. Stolz trabten sie Seite an Seite eine Runde durch den Wald, wobei sie von den ‚normalen' Rehen und Hirschen aus sicherer Entfernung beobachtet wurden.

Bis zum Wintereinbruch hatten sie es geschafft, sich auch in die anderen Tiere zu verwandeln. Nur die Verwandlung in die magischen Tiere ließen sie erst einmal außen vor. Gemeinsam machten sie als Adler längere Ausflüge über die Wälder und lernten so die Insel besser kennen. Sie sahen auch die Behausungen anderer Menschen, nahmen aber keinen Kontakt zu ihnen auf. Kurz vor Weihnachten, auf Avalon hieß es Lichterfest, verschwand Emrys für ein paar Tage. Als er wieder kam, brachte er einen Phönix mit, der ihnen als Studienobjekt dienen sollte. Harry hatte zwar oft schon mit Fawkes, dem Phönix von Dumbledore, zu tun gehabt, aber er hatte sich nicht an jede Einzelheit erinnern können, so dass die Verwandlung nicht funktionierte. Da Hermine sich in einen Phönix verwandeln wollte, tat Harry ihr es gleich, da sie bis jetzt alle Tiere gemeinsam erlernt hatten. Hermine hatte sich ihm zu liebe auch in einen Hund und in ein Reh verwandelt, und in einen Adler, während Harry sich für Hermine in eine Katze verwandelte und es nun mit dem Phönix versuchte.

Der Phönix war sehr geduldig. Immer wieder ließ er sich von allen Seiten betrachten und streicheln. Hermine kramte aus ihren Büchern eine Übersicht über die Eigenschaften der Phönixe hervor. Harry dagegen war sehr verwundert, weil der Phönix ihn offenbar bevorzugte. Oft saß der seltene magische Vogel auf seiner Schulter und trällerte ein Liedchen oder rieb seinen Kopf an Harry. Zu den Weihnachtsfeiertagen, die sie eigentlich nicht feierten, konnte sich Harry dann zum ersten Mal in einen Phönix verwandeln. Er schaffte es, diese Form beim ersten Mal für fünf Minuten zu halten, beim zweiten Mal dann schon für über eine Stunde. Harry war sehr verwirrt, da er bei seiner zweiten Verwandlung eine ihm unbekannte Stimme in seinem Kopf vernahm: #Hallo Harry, endlich hast du die Verwandlung geschafft und ich kann mit dir reden!# Harry sah sich unsicher um, konnte aber nur Emrys und Hermine sowie Nimue erkennen, aber deren Stimmen kannte er bereits. Dann bemerkte er, dass der Phönix ihn musterte. #Bist du das, der mit mir redet?#, fragte er ihn. #Ja, das bin ich. Eigentlich solltest du mich kennen, wir haben schon so manches Mal miteinander zu tun gehabt, oder besser gesagt, du mit meinem zukünftigen ich!# #Hm, bisher kannte ich nur einen Phönix, und das ist Fawkes. Er gehört zu Albus Dumbledore.# #Noch mal herzlich Willkommen, Harry!# #Bist du wirklich Fawkes?#, fragte Harry ungläubig. #Ja, der bin ich. Soll ich dich daran erinnern, wie ich dich in etwa achthundert Jahren in der Kammer des Schreckens in Hogwarts mit meinen Tränen heilen werde, weil du von einem Basilisken gebissen wirst?# Harry keuchte auf. #Das glaube ich nicht! Ich hatte dich ganz anders in Erinnerung!# #Na dann warte mal ab, wie du in achthundert Jahren aussehen wirst, wenn du diese Zeit auch erlebst!#, entgegnete Fawkes fast spöttisch. Harry verwandelte sich zurück und erzählte seiner ungläubig drein schauenden Freundin von Fawkes. Nur Emrys musste schmunzeln. „Das ging ja schneller als ich dachte. Nun, Hermine, willst du es auch versuchen?"

Hermine brauchte etwas länger als Harry, aber sie schaffte es schließlich auch. Plötzlich saßen drei Phönixe in Emrys' Hütte und unterhielten sich telepatisch. Emrys und Nimue ließen die Drei schwatzen, während sie das Essen vorbereiteten. Später verabschiedete sich Fawkes, er wollte in seine eigentliche Zeit zurückkehren, zurück zu Albus Dumbledore. Harry und Hermine schickten ihm Grüße an ihre Zeitgenossen in der momentan so fernen Zukunft mit.

Als sie später im Bett lagen, stellten sie fest, dass sie sich nun auch als Mensch telepatisch verständigen konnten. Heraus kam es, als Hermine in ihren Gedanken ein Stoßgebet losschickte, in dem sie um Harrys Liebe bat. Dieser hatte das sehr wohl vernommen. Als Antwort zog er Hermine in seine Arme und küsste sie leicht auf die Stirn. #Gib mir noch etwas Zeit, Mine!#, bat er sie telepatisch.