Kapitel 14: DIE KUNST DER NATURVERBUNDENEN MAGIE

Nachdem Harry den Schock verdaut hatte, verstand er auch, warum Dumbledore ihm nicht einfach so von seinen Vorfahren berichten konnte. Und wahrscheinlich hätte er es ihm sowieso nicht geglaubt. Hermine war nun nicht mehr traurig, weil sie sich „nur" in einen normalen Greifen verwandeln konnte. Im Gegenteil, sie war stolz darauf, dass Harry der Erbe ihres Hausgründers, Godric Gryffindor, war.

Immer wieder übten sie ihre neue Form. Emrys beobachtete die drei mit Freude, wie sie über die Wälder flogen. Nach einigen Tagen verabschiedete sich Aladahan von ihnen, um in seine Zeit zurückzukehren, zu seinen Herren Godric.

Einige Tage nachdem Aladahan sie verlassen hatte, bekamen sie zum ersten Mal Besuch von anderen Magiern. Wie aus dem Nichts standen plötzlich zwei hoch gewachsene und durch eine fast übernatürliche Schönheit gekennzeichnete menschenähnliche Wesen vor ihnen. Emrys hatte sie bereits erwartet und war erfreut, sie zu sehen. Beide waren sie Hochelfen, ein Mann und eine Frau, und viele tausend Jahre aus der Vergangenheit zu ihnen gereist. „Das sind Ender und Moria", stellte Emrys sie Harry und Hermine vor. „Es sind nicht ihre richtigen Namen, aber da wir nicht in der Lage sind, ihre vollständigen Namen auszusprechen, haben wir uns auf eine kürzere Variante geeinigt."

Schnell fassten Harry und Hermine Vertrauen und erzählten über ihr bisheriges Leben. Ender und Moria verschafften sich einen Überblick über die Fähigkeiten von Harry und Hermine und begannen damit, ihnen die wichtigsten Merkmale der Elfenmagie nahe zu bringen, sowie die Lebensart der Hochelfen. Dies war sehr wichtig für die beiden Schüler, um ein besseres Verständnis für die naturverbundene Magie der Hochelfen zu bekommen.

Mit Enders und Morias Hilfe konnten Harry und Hermine ihre bisherigen Kenntnisse noch stärker ausbauen. Vor allem ihre Schutzschilde konnten sie nun so weit verändern, dass sie von herkömmlichen Flüchen nicht mehr durchbrochen werden konnten. Die Schilde bezogen dafür ihre benötigte Energie aus der Natur, die sie umgab und vor allem aus der Erde selbst. Außerdem war die Magie der Schilde anders als die der Flüche, die sie abwehren sollten. Bei einem Test war es Emrys nicht mehr möglich, die Schilde von Harry und Hermine zu durchdringen.

Unbemerkt war der Sommer dem Herbst gewichen, somit auch die Geburtstage von Harry und Hermine. Die beiden Hochelfen brachten Harry und Hermine alles bei, was sie über magische Kampftechniken wussten und lehrten den Beiden ein noch besseres Verständnis für die Natur und ihre Umwelt. Dabei lernten sie, wie sie die natürliche magische Energie ihrer Umwelt nutzen konnten. Zum Beispiel konnten sie ihre eigene Kraft nun durch die Kraft und Energie des Waldes verstärken, was insbesondere bei Verletzungen sehr hilfreich war. Im Winter begannen Ender und Moria damit, ihnen die Heilzauber der Hochelfen beizubringen. Auch dieses Wissen nahmen sowohl Harry als auch Hermine schnell in sich auf, und so brachten ihnen die Elfen noch verschiedene Blut- und Seelenzauber bei. Sie vermittelten den beiden Schülern auch das Wissen um die Bedeutung der Aura eines jeden Lebewesens und magischen Gegendstandes. Harry und Hermine lernten, anhand der Aura eines Lebewesens seinen körperlichen, gesundheitlichen und seelischen Zustand zu erkennen sowie seine magischen Fähigkeiten. Sie lernten ihre eigenen Auren zu tarnen und ganz zu verbergen, denn diese hätten Voldemort einen wichtigen Hinweis über ihre tatsächliche Stärke geben können.

Da Ender und Moria Harry und Hermine hier nichts mehr beibringen konnten, verabschiedeten sie sich mit Beginn des Frühlings von ihnen. Zwar wussten sie noch so manches, was sie weder Harry noch Hermine gesagt hatten, doch um ihnen dieses beizubringen, müssten beide Schüler in die Zeit der Elfen reisen. Das war jedoch nicht möglich, da laut Emrys der schwierigste Teil ihrer Ausbildung noch vor ihnen lag.

In den letzten Monaten hatten Harry und Hermine erkannt, dass ein großer Teil von Emrys' Magie auf der Elfenmagie beruhte. Das war ein großer Vorteil, denn so konnten sie auch weiterhin üben und trainieren, selbst wenn sie nun ohne die Unterstützung der Hochelfen auskommen mussten. Beide widmeten sich diesen Übungen mit dem Elan und der Verbissenheit, die sie schon in den vergangenen eineinhalb Jahren gezeigt hatten.

Nachdem sie nun etwas mehr als die Hälfte ihrer Lehrzeit bei Emrys absolviert hatten, stattete Dumbledore ihnen einen unerwarteten Besuch ab. Gemeinsam mit Emrys und Nimue baute er einen Parcours auf, in dem Harry und Hermine zusammen, aber auch einzeln ihr Können beweisen sollten. Sie bestanden die Prüfungen mit Bravour, und ehrlich gesagt hatten weder Emrys noch Dumbledore etwas anderes erwartet.

In den Wochen danach vertieften sie ihre Kenntnisse über Blut- und Schutzzauber. Sie lernten, wie sie Gebäude, Gegenstände und Personen schützen konnten, und wie sie am besten besonders wichtige Geheimnisse bewahrten. Auch ihre Kenntnisse über die Seelenzauber wurden bedeutend vertieft. Im Hinterkopf hatten sie noch die Worte von Emrys und Dumbledore, die von einem Ritual der Seelenpartner gesprochen hatten. Auch Emrys hatte das nicht vergessen, und so ging er immer wieder auf die Seelenpartnerschaft ein. Er sagte den beiden Schülern, dass dieses Ritual einer Hochzeit sehr ähnelte, denn dadurch würden ihre Seelen für immer aneinander gebunden.

Bei diesem Satz fiel Hermines Blick auf Harry, der gebannt Emrys Worten lauschte. Langsam ging sie auf ihn zu und lächelte ihn liebevoll an. Lange blickten smaragdgrüne in rehbraune Augen. Harry konnte pure Liebe in Hermines Augen erkennen, Liebe für ihn. Vorsichtig nahm er ihr Gesicht in beide Hände und zog es näher an seins heran. Ein verführerisches Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, bevor seine Lippen die ihren mit einem Kuss versiegelten. Völlig außer Atem stand Hermine vor Harry und sah ihn überrascht an. Emrys ahnte, was Harry vorhatte und überließ die beiden Turteltauben sich selbst. Harry nahm Hermines Hände und streichelte diese sanft mit seinen Daumen „Harry!" „Sch!", machte Harry und schüttelte den Kopf. Er ließ sich vor ihr auf die Knie fallen und platzierte auf beiden Händen einen Kuss, bevor er sie zu sich runter zog. „Ich liebe dich, Hermine!", hauchte er ihr entgegen.

Hermine war von Harrys Aktion überwältigt und damit unfähig irgendetwas zu sagen. Jetzt hatte Harry die Chance ihr zu zeigen, wie sehr er sie liebte und brauchte. „Ich habe zwar lange gebraucht, bis ich es kapiert hatte, aber du bist alles für mich. Ohne dich bin ich nur ein halber Mensch. Ich werde alles tun, damit du glücklich bist. Hermine, möchtest du meine Frau werden, dein weiteres Leben gemeinsam mit mir verbringen?" Hermine konnte ihre Tränen nur schwer zurückhalten. Tränen, die nicht der Trauer sondern der Freude galten. „Natürlich will ich das!", antwortete sie mit zittriger Stimme. „Damit erfüllst du mir meinen sehnlichsten Wunsch!" Was anderes wollte Harry gar nicht hören. „Danke!", flüsterte Harry, während nun auch er mit seinen Tränen zu kämpfen hatte. Behutsam wischte Hermine seine Tränen beiseite, die sich unaufhaltsam ihren Weg suchten, bevor sie Harry küsste.

Emrys verbrachte den Rest des Tages mit seiner Frau Nimue, während Harry und Hermine schließlich in ihrem Schlafraum landeten und es sich dort für den Rest des Tages und für die Nacht gemütlich machten...

Anfang Mai führte dann Emrys auf ihren Wunsch hin mit ihnen das Ritual der Seelenpartner durch. Dieses Mal bekamen sie davon etwas mehr mit, denn Emrys versetzte sie nicht in Trance, so wie er es bei dem letzten derartigen Ritual getan hatte. Zum größten Teil verstanden sie nun sogar die Beschwörungen, die Emrys durchführte. Allmählich begannen sie, die Präsenz des jeweils Anderen in sich zu spüren. Sie bemerkten, wie sich ein Teil von ihnen mit seinem Gegenstück vereinte. Später erfuhren sie von Emrys, dass sie mit der Bindung ihrer Seelen und dem Bluttausch auch ihre Kenntnisse und Fähigkeiten ausgetauscht hatten. So beherrschte Hermine nun auch Parsel, die Sprache der Schlangen. Nur die Fähigkeit, sich in einen königlichen Greifen zu verwandeln, hatte sie nicht erhalten, denn nur Harry war der Nachfahre von Godric Gryffindor.

Harry und Hermine dachten immer öfter darüber nach richtig zu heiraten. Sie waren jetzt beide nach den Gesetzen der Zauberergesellschaft volljährig, also sprach zumindest von der ‚offiziellen Seite' her nichts dagegen. Dennoch wollten sie erst ihre Ausbildung bei Emrys beenden, bevor sie diesen Schritt wagten.

Eines Tages setzte sich Emrys zu ihnen. Er hatte eine große Truhe mitgebracht, die voller Bücher und Pergamentrollen war. „Nun ist es an der Zeit, den nächsten Schritt zu machen", sagte er. „Ich möchte, dass ihr euch das Wissen um die Elementarmagie aneignet. Das wird jedoch nicht einfach werden, da es niemanden mehr gibt, der euch das beibringen kann. Ihr müsst wissen, die Elementarmagie ist mit Atlantis untergegangen. Ich habe einmal versucht, so weit in der Zeit zurück zu gehen, doch das hätte mich fast das Leben gekostet. Aber ich war auf Atlantis und ich habe dort einen sehr fähigen Priester kennen gelernt. Als Priester wurden dort die Elementar­magier bezeichnet. Als Atlantis unterging, was eine Folge von unkontrollierter Elementarmagie war, schuf dieser Priester ein Portal zu mir und brachte mir seine vollständigen Aufzeichnungen, bevor er starb. Ich habe sie übersetzt und stelle euch nun meine Übersetzungen zur Verfügung. Es tut mir leid, dass ich euch Atlantis nicht zeigen kann, aber dazu reicht selbst meine Macht nicht aus."

Emrys öffnete die Truhe und breitete die Bücher und Schriftrollen auf dem Tisch aus. Verwundert bemerkten Harry und Hermine, dass sie weder in den Büchern noch auf den Rollen etwas erkennen konnten. Emrys schmunzelte, als er ihre verblüfften Gesichter sah. „Das Wissen um diese sehr mächtige Form der Magie ist so brisant, dass es gut geschützt werden muss. Ich habe diese Aufzeichnungen so verzaubert, dass ihr euch das erste Buch nur mit eurem Blut zugänglich machen könnt. Alle weiteren Bücher und Schriftrollen werdet ihr nur dann lesen können, wenn ihr das dazu nötige Wissen bereits aufgenommen habt. Ihr könnt das zweite Buch also erst dann lesen, wenn ihr mit dem Ersten fertig seid!"

Er zeigte ihnen das erste Buch und Hermine holte einen ihrer Dolche hervor, mit dem sie sich und Harry jeweils einen kleinen Schnitt an einem Finger zufügte, damit sie ein paar Tropfen ihres Blutes auf das Buch träufeln konnten. Harry musste schmunzeln, da es Hermine nicht abwarten konnte das Wissen, welches die Bücher in sich verbargen, aufzusaugen. Anschließend heilten beide die Schnitte in Sekunden, so dass keine Narben zurückblieben.

Da sie nicht wussten, was sich hinter der Elementarmagie verbarg, begannen sie zunächst recht skeptisch, das erste Buch zu lesen. Die erste Hälfte des Buches enthielt nur eine Beschreibung darüber, was man mit der Elementarmagie erreichen konnte und wie man sie einsetzte, die zweite Hälfte beschrieb dann die Wirkungsweise dieser Art der Magie und erzählte ihre Geschichte. Sie wurde auf uralte Gottheiten zurückgeführt, was aber niemals bewiesen werden konnte. Harry und Hermine erfuhren die Einsatzgebiete der vier Elemente, nämlich Erde, Feuer, Wasser und Luft. Sie erfuhren auch, dass Feuer und Luft sehr schnell zu handhaben waren, während Wasser und vor allem Erde etwas träger und dafür aber umso mächtiger waren. Mit Luft konnte man sogar eine Gewisse Kontrolle über das Wetter erlangen, und mit dem Element Erde konnten sie sich die größten Heilkräfte überhaupt zu nutze machen. Denn Erde bedeutet Leben, da alle Pflanzen mit ihr verbunden sind.

Als Erstes widmeten sie sich dem Element Luft. Durch die Aufzeichnungen des alten Atlanters, der laut Emrys vor fast fünfundzwanzigtausend Jahren verstorben war, und den Übersetzungen Emrys' kamen sie mit diesem recht theoretischen Unterricht ganz gut zurecht. Beide hatten sehr darauf geachtet, ihre Aufzeichnungen so anschaulich und leicht verständlich wie möglich zu halten. Fast schon nebenbei lernten Harry und Hermine auch die Schriftsprache von Atlantis.

Nach einigen Wochen waren die beiden Schüler dann soweit, dass sie Luft komprimieren, verdünnen oder ganz entziehen konnten. Sie schafften es auch, verschieden große Luftwirbel zu erzeugen und gezielt zu lenken. Harry ließ mit stark komprimierter Luft ein paar Bäume umknicken und nannte dies „Lufthammer". Irgendwann konnten sie das Element Luft dermaßen nutzen, dass sie sich dadurch sogar ohne Besen und ohne sich zu verwandeln in die Luft erheben konnten. Harry stellte sich dazu einfach vor, wie er von der Luft langsam empor gehoben wurde. Und zu Hermines Verblüffung funktionierte es auch. Harry schwebte bis über die Baumwipfel hinauf und drehte dann eine kleine Runde, bis er fröhlich lachend wieder neben seiner Liebsten landete. Schnell griff er nach ihren Händen und zog sie mit sich hinauf in die Luft und drehte zusammen mit ihr eine Runde über den Wald. Durch Harrys kleine Einlage brauchte dann auch Hermine nicht mehr lange, bis das Fliegen in und mit der Luft beherrschte. Jetzt hatte sie völlig ihre Angst vor dem Fliegen überwunden.

Emrys war begeistert. Er hatte schon oft versucht, sich selbst die Macht der Elemente beizubringen. Die nötigen Aufzeichnungen hatte er ja, aber er hat es nie geschafft, auch nur mehr als einen kräftigen Wind zu erzeugen... Neidlos freute er sich für seine beiden Schüler und unterstützte sie so gut er es konnte.

In den Aufzeichnungen stand auch, dass man sich mit jedem Element in ein bestimmtes Tier verwandeln und auch mit ihnen reisen konnte. Die Verwandlung vernachlässigten Harry und Hermine ein wenig, da sie sich schon genügend Möglichkeiten erarbeitete hatten und darauf nicht unbedingt angewiesen waren. Doch ihre Neugier siegte und so versuchten sie es trotzdem und stellten fest, dass sie sich mit dem Element Luft in riesige Adler verwandeln konnten. Ihre durch das Element verstärkten Adler waren fast sieben Mal so groß wie ihre ‚normalen' Adler, auch waren sie wesentlich schneller und trotz der Größe auch wendiger.

Das Reisen mit dem Element bereitete ihnen zunächst Kopfzerbrechen, doch auch diese Hürde meisterten sie schließlich. Wieder war es Harry, der es zuerst schaffte. Er erzeugte einen kleinen Tornado, der nur wenig größer als er selbst war, und löste sich in diesem Miniaturwirbelsturm einfach auf. An seinem Zielort tauchte der Tornado wieder auf und mit ihm auch Harry. „Hm, eine sehr windige Angelegenheit...", meinte Harry lachend und richtete sich sein Haar. Einen halben Tag nach Harry schaffte es dann auch Hermine.

Durch ihre Verbindung der Seelen hatte Hermine zwar die Fähigkeit von Harry bekommen, Neues und vor allem Fremdes und Ungewohntes schneller aufzunehmen und anzuwenden und mit bereits Bekanntem zu kombinieren, doch sie konnte ihre jahrelange Angewohnheit, alles aus den Büchern auswendig zu lernen und dann erst die Anwendung zu versuchen, nicht ganz ablegen. Auch besaß Hermine nicht unbedingt dieselbe Freude am Ausprobieren neuer Spielarten der Magie, wie Harry sie nun aufwies. Sie sprach mit Harry und auch Emrys darüber und beide bestätigten ihre eigene Beobachtung. „Mir scheint als würdest du lieber mit Vertrautem, Bewährtem arbeiten, Hermine, während Harry gerne etwas Neues ausprobiert und das Neue dann mit dem bereits Bekannten kombiniert und variiert. Das ergibt eure gemeinsame Stärke: Du bewahrst Bewährtes und Harry erforscht und erschafft neue Möglichkeiten! Ich muss zugeben, gerade Harrys Fähigkeiten erstaunen mich immer wieder. Ich habe wirklich sehr viele Zauberer und Hexen und andere magische Wesen kennen gelernt, aber noch nie einen so jungen Zauberer, der die verschiedenen und eigentlich völlig fremde Arten der Magie miteinander kombinieren und dabei auch noch neue Zauber erschaffen kann! Selbst Albus dürfte damit seine Schwierigkeiten haben, und auch ich vermag das nicht! Wenn ihr weiter so zusammen lernt und trainiert, werdet ihr unschlagbar!"

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A/N: „Harrys Antrag" stammt aus der Feder von bepa. –knuddel-